Commander Reilly #22: Einsamer Commander: Chronik der Sternenkrieger
Commander Reilly, Volume 22
Published by Alfred Bekker, 2017.
Title Page
Commander Reilly #22: Einsamer Commander
Übersicht über die Serie “Chronik der Sternenkrieger”
Copyright
1. Kapitel: Antworten
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2. Kapitel: Die Wirkung der Wahrheit
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3. Kapitel: Messias in der Gruft
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4. Kapitel: In der Tiefe
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5. Kapitel: Der Bringer der Weisheit
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EPILOG
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Further Reading: 30 Sternenkrieger Romane - Das 3440 Seiten Science Fiction Action Paket: Chronik der Sternenkrieger
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Chronik der Sternenkrieger
Science Fiction Roman von Alfred Bekker
Der Umfang dieses Buchs entspricht 112 Taschenbuchseiten.
Im Jahr 2234 übernimmt Commander Willard J. Reilly das Kommando über die STERNENKRIEGER, ein Kampfschiff des Space Army Corps der Humanen Welten. Die Menschheit befindet sich im wenig später ausbrechenden ersten Krieg gegen die außerirdischen Qriid in einer Position hoffnungsloser Unterlegenheit. Dem ungehemmten Expansionsdrang des aggressiven Alien-Imperiums haben die Verteidiger der Menschheit wenig mehr entgegenzusetzen, als ihren Mut und ihre Entschlossenheit.
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Alfred Bekker ist ein bekannter Autor von Fantasy-Romanen, Krimis und Jugendbüchern. Neben seinen großen Bucherfolgen schrieb er zahlreiche Romane für Spannungsserien wie Ren Dhark, Jerry Cotton, Cotton reloaded, Kommissar X, John Sinclair und Jessica Bannister. Er veröffentlichte auch unter den Namen Neal Chadwick, Henry Rohmer, Conny Walden, Sidney Gardner, Jonas Herlin, Adrian Leschek, Jack Raymond, John Devlin, Brian Carisi, Robert Gruber und Janet Farell.
in chronologischer Reihenfolge
Einzelfolgen:
Commander Reilly 1: Ferne Mission (Handlungszeit 2234)
Commander Reilly 2: Raumschiff STERNENKRIEGER im Einsatz
Commander Reilly 3: Commander im Niemandsland
Commander Reilly 4: Das Niemandsland der Galaxis
Commander Reilly 5: Commander der drei Sonnen
Commander Reilly 6: Kampf um drei Sonnen
Commander Reilly 7: Commander im Sternenkrieg
Commander Reilly 8: Kosmischer Krisenherd
Commander Reilly 9: Invasion der Arachnoiden
Commander Reilly 10: Das Imperium der Arachnoiden
Commander Reilly 11: Verschwörer der Humanen Welten
Commander Reilly 12: Commander der Humanen Welten
Commander Reilly 13: Einsatzort Roter Stern
Commander Reilly 14: Im Licht des Roten Sterns
Commander Reilly 15: Die Weisen vom Sirius
Commander Reilly 16: Die Flotte der Qriid
Commander Reilly 17: Ein Raumkapitän der Qriid
Commander Reilly 18: Commander der STERNENKRIEGER
Commander Reilly 19: Eine Kolonie für Übermenschen
Commander Reilly 20: Kampfzone Tau Ceti
Commander Reilly 21: Prophet der Verräter
Commander Reilly 22: Einsamer Commander
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Terrifors Geschichte: Ein Space Army Corps Roman (Handlungszeit 2238)
Erstes Kommando: Extra-Roman (Handlungszeit 2242)
Erster Offizier: Extra-Roman (Handlungszeit 2246)
Chronik der Sternenkrieger 1 Captain auf der Brücke (Handlungszeit 2250)
Chronik der Sternenkrieger 2 Sieben Monde
Chronik der Sternenkrieger 3 Prototyp
Chronik der Sternenkrieger 4 Heiliges Imperium
Chronik der Sternenkrieger 5 Der Wega-Krieg
Chronik der Sternenkrieger 6 Zwischen allen Fronten
Chronik der Sternenkrieger 7 Höllenplanet
Chronik der Sternenkrieger 8 Wahre Marsianer
Chronik der Sternenkrieger 9 Überfall der Naarash
Chronik der Sternenkrieger 10 Der Palast
Chronik der Sternenkrieger 11 Angriff auf Alpha
Chronik der Sternenkrieger 12 Hinter dem Wurmloch
Chronik der Sternenkrieger 13 Letzte Chance
Chronik der Sternenkrieger 14 Dunkle Welten
Chronik der Sternenkrieger 15 In den Höhlen
Chronik der Sternenkrieger 16 Die Feuerwelt
Chronik der Sternenkrieger 17 Die Invasion
Chronik der Sternenkrieger 18 Planetarer Kampf
Chronik der Sternenkrieger 19 Notlandung
Chronik der Sternenkrieger 20 Vergeltung
Chronik der Sternenkrieger 21 Ins Herz des Feindes
Chronik der Sternenkrieger 22 Sklavenschiff
Chronik der Sternenkrieger 23 Alte Götter
Chronik der Sternenkrieger 24 Schlachtpläne
Chronik der Sternenkrieger 25 Aussichtslos
Chronik der Sternenkrieger 26 Schläfer
Chronik der Sternenkrieger 27 In Ruuneds Reich
Chronik der Sternenkrieger 28 Die verschwundenen Raumschiffe
Chronik der Sternenkrieger 29 Die Spur der Götter
Chronik der Sternenkrieger 30 Mission der Verlorenen
Chronik der Sternenkrieger 31 Planet der Wyyryy
Chronik der Sternenkrieger 32 Absturz des Phoenix
Chronik der Sternenkrieger 33 Goldenes Artefakt
Chronik der Sternenkrieger 34 Hundssterne
Chronik der Sternenkrieger 35 Ukasis Hölle
Chronik der Sternenkrieger 36 Die Exodus-Flotte (Handlungszeit 2256)
Chronik der Sternenkrieger 37 Zerstörer
Chronik der Sternenkrieger 38 Sunfrosts Weg (in Vorbereitung)
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Sammelbände:
Sammelband 1: Captain und Commander
Sammelband 2: Raumgefechte
Sammelband 3: Ferne Galaxis
Sammelband 4: Kosmischer Feind
Sammelband 5: Der Etnord-Krieg
Sammelband 6: Götter und Gegner
Sammelband 7: Schlächter des Alls
Sammelband 8: Verlorene Götter
Sammelband 9: Galaktischer Ruf
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Sonderausgaben:
Der Anfang der Saga (enthält “Terrifors Geschichte”, “Erstes Kommando” und
Chronik der Sternenkrieger #1-4)
Im Dienst des Space Army Corps (enthält “Terrifors Geschichte”, “Erstes Kommando”)
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Druckausgabe (auch als E-Book):
Chronik der Sternenkrieger: Drei Abenteuer #1 -12 (#1 enthält Terrifors Geschichte, Erstes Kommando und Captain auf der Brücke, die folgenden enthalten jeweils drei Bände und folgen der Nummerierung von Band 2 “Sieben Monde” an.)
Ferner erschienen Doppelbände, teilweise auch im Druck.
Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books und BEKKERpublishing sind Imprints von Alfred Bekker
© by Author
© dieser Ausgabe 2017 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen.
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postmaster@alfredbekker.de
Antworten erhalten wir am ehesten dann, wenn wir es am wenigsten erwarten.
Saint Arran zugeschrieben
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Höre mit dem dritten Ohr – und du wirst Erkenntnis gewinnen. Auch wenn es lange stumm gewesen ist, eines Tages wird die Zeit kommen, da du mit diesem besonderen Ohr, das nicht zu sehen ist, Dinge erfährst, die lange im Verborgenen lagen.
Das Buch des dritten Ohres; traditionelle Überlieferung der Xabo, Herkunftszeit: Unbekannt, aber ganz sicher vor dem Ersten Exodus der Xabo, als dieses Volk von seiner Urheimat aus nach Triple Sun floh.
Yklangklonglarang sprang auf. Er zog seinen Dolch und schleuderte ihn dem Schatten entgegen, der sich auf ihn gestürzt hatte. Die Klinge fuhr dem anderen Xabo durch einen der gespreizten Flügel.
Dann griff Yklangklonglarang zu seiner Machete und hieb zu. Er führte einen Streich aus, der seinem Gegenüber den Kopf vom Rumpf trennte.
Das Blut schoss aus dem roten Stumpf, zu dem der Hals geworden war.
Der Geruch des Todes verbreitete sich.
Ein ganz spezieller Duft, der Yklangklonglarang nur allzu bekannt war.
„Nicht einmal Respekt vor den Regeln hattest du!“, rief der Kommandant der Xabo-Hilfsflotte des Sternensystems, das die Menschen Tau Ceti nannten. Die volle Verachtung, die er empfand, kam in der Folge von Lauten zum Ausdruck, die die zwei Reihen Raubtierzähne seines nach vorn gewölbten, affenähnlichen Mauls verließen. Das Blut besudelte seine Uniform-Tunika.
Indessen sank der andere Xabo zu Boden. Er trug eine Projektilwaffe mit Schalldämpfer bei sich. Ein feiger, hinterhältiger Mörder – aber niemand, der es wert gewesen wäre, im fairen Wettstreit Beachtung zu finden. Eine rote Lache bildete sich unter dem toten Körper.
Yklangklonglarang machte einen weiten, halb hüpfenden Schritt darüber, wobei ihn eine flatternde Bewegung der Lederschwingen auf seinen Rücken unterstützte. Dann faltete er letztere in aller gebotenen Sorgfalt zusammen.
Nur kurz hatte er sich in seiner Kabine auf die Liege begeben, die exakt den physiognomischen Bedürfnissen des Flottillen-Dominanten angepasst war.
Ein Luxus, den so manch einer an Bord schon für dekadent hielt.
Menschling wurden solche Xabo mitunter auch geschimpft. Man verstand darunter solche Angehörige des Xabo-Volkes, die sich zu sehr an die Gepflogenheiten des Bündnispartners anpassten.
Mit dem Einbau von Wuchtkanonen fing der verderbliche Einfluss an – und zumindest den Befürchtungen mancher Xabo nach endete alles in völliger Geruchlosigkeit, was für einen Xabo die höchste Form der Niedertracht und Selbstentfremdung bezeichnete.
Yklangklonglarang selbst hatte da weniger Berührungsängste.
„Wie kommt es, dass niemand mit Ehre um eine Position zu kämpfen vermag?“, fragte Yklangklonglarang etwas später an Raklarang gewandt, der im Dominatenkollegium des Schiffes den vierten Rang einnahm und durch das Ableben des Attentäters nun sogar einen Rang aufgerückt war.
An seiner Zuständigkeit für Waffen und Taktik änderte sich dadurch nichts.
Raklarang hob das Maul und blähte die Nasenlöcher. Er sog den Geruch seines Kommandanten ein. Er nahm echte Verstörung wahr.
Für einen Kommandanten ist das nicht unbedingt die beste Voraussetzung, um an der Macht zu bleiben!, dachte Raklarang grimmig und er fühlte in sich selbst dieselbe Gier aufkommen, die vermutlich auch den Attentäter zu seiner ehrlosen Tat getrieben hatte.
Die Gier nach Dominanz.
Verwerflich war sie nur dann, wenn man bei dem Versuch, sie zu erlangen, schwere Sachbeschädigungen in Kauf nahm, indem man Schusswaffen verwendete. Alles unterlag letztlich Regeln – auch die wilde Gier nach Dominanz.
„Es ist gut, dass das ehrlose Attentat gescheitert ist“, sagte Raklarang. „Andererseits müsste ich dankbar dafür sein, dass es sich ereignete, denn schließlich bin ich dadurch einen Rang aufgestiegen.“
„Nur so lange, bis wir neues Personal an Bord nehmen können“, gab Yklangklonglarang zu bedenken. „Damit ist aber erst einmal nicht zu rechnen. Das wird frühestens dann der Fall sein, wenn wir unsere Mission erfüllt haben und nach Neu Xaboa zurückkehren.“
Yklangklonglarang nahm eine winzige Veränderung im Geruch seines Offiziers für Waffen und Taktik wahr.
Der Kommandant beugte sich etwas vor. Die Nasenlöcher bebten. Er sog die Luft in einem tiefen Zug in sich hinein.
Waren da nicht ein paar deutliche Moleküle Skepsis und Widerspruch, die sich in den Hauptgeruchsstrom der vollkommenen Ergebenheit hinein mischten? Yklangklonglarang war schon ziemlich lange Kommandant und hatte gelernt, auf solche Kleinigkeiten zu achten.
Er weiß nicht, ob er seine wahren Gedanken mit mir teilen soll!, dachte er. Sonst hätte er seine Ausdünstungen besser unter Kontrolle ...
„Es sind die Stimmen, die den Attentäter zu dem getrieben haben, was er getan hat“, sagte Raklarang schließlich. Der Duft der absoluten Gewissheit umflorte ihn dabei und drang in wahren Strömen aus den Poren seiner groben Haut.
Yklangklonglarang konnte es deutlich riechen. Ah, das war es also, erkannte er. Das musste ja kommen ...
Dann bist du auch einer von ihnen, stellte Yklangklonglarang fest und die Bitterkeit, die er darüber empfand, manifestierte sich in einer nicht ignorierbaren Wolke aus Geruchsmolekülen.
Die beiden Xabo standen sich eine ganze Weile stumm gegenüber.
Es war unnötig, dass einer von ihnen auch nur ein einziges Wort sagte, denn ihre Gegensätze hatten sich auf molekularer Ebene längst in den sich durchmischenden Dunstwolken chemisch manifestiert, die sich, den allgemeinen Gesetzen der Verteilung von Gasen folgend, nun gegenseitig durchdrangen und durchwirkten. Wenn man lange genug wartete entstand dann ein Einheitsdunst.
„Du hörst die Stimmen“, stellte Yklangklonglarang fest.
„Jeder würde sie hören, wenn er genug übt.“
„Das ist unbewiesener Aberglaube!“
„Nein, es ist eine Tatsache, denn wir haben alle das dritte Ohr. Nur können manche von uns von Natur aus damit umgehen und die Botschaften hören und andere müssen dies erst erlernen. Oder sie verweigern sich den Botschaften des Weisheitsbringers ...“
„Der Weisheitsbringer ist eine Legende!“, widersprach Yklangklonglarang. Aber sein Gegenüber roch die Moleküle des Zweifels, die sich in den Duft seines Gegenübers hinein mischten. Es waren zu viele, die in letzter Zeit ihr drittes Ohr entdeckt – eigentlich hätte man sagen müssen: wiederentdeckt – hatten und nun die Worte des Weisheitsbringers hörten.
Der Legende nach hatte er die Xabo vor langer Zeit aus der Unwissenheit befreit, als das Volk der Geflügelten noch in der Urheimat siedelte und die Raumfahrt nicht kannte.
Aber das waren nur erfundene Geschichten, davon war Yklangklonglarang überzeugt. Nichts, was mit der wahren Geschichtsschreibung seines Volkes etwas zu tun hatte.
Dessen wechselvolle Geschichte hatte natürlich die Bewahrung der eigenen Überlieferung erschwert. Möglicherweise, so glaubten manche Gelehrte, die sich eingehender mit dem Mythos des Weisheitsbringers beschäftigt hatten, waren die Geschichten um den rätselhaften Fremden von ungeflügelter Gestalt, der einst unter ihnen erschienen war, um ihnen das Wissen der Sterne zu bringen sogar erst entstanden, nachdem die Xabo längst aus eigenen Kräften dorthin aufgebrochen waren ...
Yklangklonglarang hatte letztlich nicht die Fachkompetenz, das wirklich zu beurteilen. Aber auf der anderen Seite missfiel ihm der Gedanke, dass die Xabo vielleicht gar nicht aus eigener Kraft die Technik der Raumfahrt entwickelt hatten, sondern diese das Geschenk eines unbekannten Fremden war, über den man so gut wie nichts wusste – außer, dass er kein Xabo sein konnte.
Seine Gestalt wurde zumindest in sämtlichen über ihn existierenden Überlieferungen völlig anders beschrieben.
„Ich höre ihn, Kommandant – und viele andere auch“, bekannte Raklarang.
„Dann sollte ich dich vielleicht besser von deinem Dienst suspendieren, damit du nicht zu einem ähnlich ehrlosen Angriff neigst, wie derjenige, der es zuletzt erfolglos versuchte ...“, gab Yklangklonglarang zurück.
„Das wird nicht nötig sein. Aber du solltest dein eigenes inneres Ohr endlich öffnen. Dann wirst auch du das vernehmen, was immer mehr von uns hören. Besonders diejenigen von uns, die sich in der Nähe der Sonne Tau Ceti aufhalten ...“
Auch davon hatte Yklangklonglarang gehört. Die Botschaften des Weisheitsbringers waren hier mit besonderer Intensität zu hören.
Woran das lag, hatte niemand erforscht, denn für die Regierung des amtierenden Alpha-Dominanten waren die Legenden, die sich um diesen Bringer der Weisheit rankten, nichts als Aberglauben.
Selbstverständlich wurden daher auch keine nennenswerten Forschungsressourcen auf dieses Gebiet verwendet. Und seit die Erweckungsbewegung des Weisheitsbringers immer mehr Xabo hatte mobilisieren können, betrachtete der Alpha-Dominante auf Neu Xaboa sie auch als Bedrohung seines Herrschaftsanspruchs.
Und das mit gutem Grund, wie Yklangklonglarang zugeben musste.
Sie nutzten das traditionsreiche und auf ehrenvoller Gewalt basierende politische System der Xabo, um nach und nach die Macht zu übernehmen. Diesen Verdacht hegte Yklangklonglarang schon seit längerem.
Es war eine stille Revolution, die zumindest unter einem Teil der Xabo vor sich ging und deren Ursprung eine Macht war, zu der er bislang keinen Zugang hatte.
Vielleicht stand sogar eine Spaltung bevor ...
Ein akustisches Signal ertönte.
Yklangklonglarang nahm das angezeigte Interkom-Gespräch entgegen.
Es war die Brücke seines Flaggschiffes. Das Gesicht seines Kommunikationsoffiziers erschien auf dem kleinen Bildschirm. Ein Geruchsspender, der mit dem Interkom verbunden war, sonderte einen Molekülstrom ab, der höchste Dringlichkeit signalisierte.
„Flottillen-Dominanter!“, rief der Brückenoffizier, dessen verzerrter Gesichtsausdruck wie eine optische Illustration des Alarmgeruchs wirkte, der dem Duftspender entströmte.
„Was ist los?“, fragte Yklangklonglarang barsch.
Der Geruch, den er dabei verströmte, machte auch Raklarang deutlich, wie angespannt sein Kommandant war. Lass es zu!, dachte Raklarang. Wenn du deinem dritten Ohr gestatten würdest, seine natürliche Funktion zu erfüllen, dann wärst du sehr schnell wieder eins mit dir selbst ...
Unterdessen sagte der Brückenoffizier: „Zwei Einheiten unserer Flottille haben befehlswidrig beschleunigt. Sie verlassen den Plan-Kubik, in dem sie operieren sollten.“
„Irgendeine Erklärung dafür?“, fragte Yklangklonglarang.
„Wenn das nicht völlig absurd wäre, würde ich vermuten, dass beide Einheiten die Eintrittsgeschwindigkeit in den Zwischenraum anstreben“, erklärte der Brückenoffizier. „Es ist das klassische Manöver.“
„Wurde versucht Kontakt mit diesen Einheiten aufzunehmen?“
„Mehrfach.“
„Und?“
„Keine Reaktion. Die Funkoffiziere scheinen taub zu sein.“
„Ja“, knurrte Yklangklonglarang zwischen seinen gebleckten Raubtierzähnen hervor. Oder sie hören nur noch auf dem dritten Ohr!
Wenig später erschien Yklangklonglarang auf der Brücke seines Flaggschiffes.
„Funker!“
„Ja, Flottillen-Dominanter?“
„Ich möchte, dass noch einmal versucht wird, eine Verbindung herzustellen.“
„In Ordnung.“
„Die Transmission soll mit höchster Priorität versehen werden.“
„Jawohl. Kanal ist freigeschaltet.“
Yklangklonglarang bleckte seine Zähne. Ein dumpfer Knurrlaut drang aus der Tiefe seiner Kehle. Es glich dem Grollen der zahlreichen Vulkane auf Neu Xaboa, jener Welt am Rande des Niemandslandes, die die Menschen den Flüchtlingen von Triple Sun zur Verfügung gestellt hatten.
Er spürte an der Reaktion der restlichen Brückenbesatzung, dass er seine Emotionen wohl etwas mehr unter Kontrolle halten musste. Sein Geruch verriet sonst seinen Ärger und seine Verwirrung. Man konnte die Ausdünstungen, die im Moment seine Poren verließen, durchaus auch als Ausdruck von Unsicherheit werten.
Und so etwas musste er um jeden Preis vermeiden. Schließlich hatte er keineswegs die Absicht, seine Position als Flottillen-Dominanter vorzeitig zu räumen.
Yklangklonglarang nahm einen tiefen Luftzug. Allein das reichte schon, um auch die Zusammensetzung der Duftaura wieder zu verändern.
Zumindest ein bisschen.
„Hier spricht der Flottillen-Dominante!“, erklärte er dann über den offenen Überlichtfunkkanal. Angeblich funktionierte das dritte Ohr nach einem ähnlichen Prinzip wie der Überlichtfunk. Aber das waren vielleicht auch nur Ideen irgendwelcher angeblich inspirierter Spinner.
Vielleicht wäre es doch besser gewesen, dieses Phänomen genauer zu erforschen!, dachte Yklangklonglarang unsinnigerweise gerade in diesem Augenblick. In einem Augenblick, in dem er seine gesamte Konzentration eigentlich in die Worte hätte legen müssen, die er an die beiden abtrünnigen Schiffe richtete:
„Ich fordere von den angefunkten Einheiten die sofortige Rückkehr in die zugewiesenen Operationsgebiete. Die Besatzungen werden angewiesen, ihre Kommandanten sofort abzusetzen. Die Regeln des fairen Mordes sind dabei für die Dauer von fünf Quru außer Kraft gesetzt. Der Einsatz von Projektilwaffen ist ausdrücklich erlaubt. Das gesamte Dominanten-Kollegium beider Schiffe gilt offiziell als abgesetzt. Wer immer aus der Besatzung den ersten Mord ausführt, übernimmt bis auf weiteres die Führung des neu zu bildenden Dominantenkollegiums. Yklangklonglarang, Ende.“
Augenblicke vergingen.
„Keine Reaktion“, stellte der Funker fest. „Nicht einmal der Empfang wurde bestätigt.“
„Ich bin mir sicher, dass sie diese Transmission empfangen haben!“, knurrte Yklangklonglarang.
Die Ortung zeigte an, dass beide Einheiten ihren Beschleunigungsvorgang unbeirrt fortsetzten. Es gab niemanden, der sie daran hindern konnte, in den Zwischenraum einzutreten, in dem der überlichtschnelle Raumflug möglich war.
Der Zwischenraum ...
Den Legenden nach war er das Reich des Weisheitsbringers. Das Reich zwischen den Reichen, die Welt jenseits der Vorstellungskraft, wo der Weisheitsbringer zumeist weilte, obwohl diese bizarre Existenzebene nicht seine Heimat war – zumindest der Überlieferung nach. Und deren Grad an Zuverlässigkeit erschien Yklangklonglarang und vielen anderen Xabo doch sehr gering zu sein.
Ein Strom von Geruchsmolekülen erreichte ihn aus der Richtung, in der sich der Funker befand.
Yklangklonglarang wusste bereits, bevor der Funker sich geäußert hatte, dass dieser irgendetwas Beunruhigendes mitzuteilen hatte.
„Flottillen-Dominanter?“
„Was gibt es?“
„Wir bekommen eine dringende Transmission unserer Verbündeten. Der Kommandant der Menschenflotte möchte mit dir sprechen.“
„Das musste ja kommen.“
Seljon Allister ließ sich in einen der Schalensitze in der Offiziersmesse an Bord des Dreadnought PERSEUS fallen.
„Sagen Sie mir, was ich davon halten soll, Mister Ragirus!“, wandte er sich an seinen Ersten Offizier, der sich ein belebendes Heißgetränk gezogen hatte.
„Die Auskünfte, die Ihnen Yklangklonglarang erteilt hat waren mehr als ausweichend“, sagte Ragirus. „Ich kann mir eigentlich nicht vorstellen, dass diese beiden Schiffe sich anschicken, diesen Sektor zu verlassen, ohne dass die Regierung des Alpha-Dominanten auf Neu Xaboa davon weiß, beziehungsweise sogar dafür verantwortlich ist. Ich meine, zuverlässig waren die Xabo noch nie. Aber dass sie ausgerechnet jetzt, da wir ihren Beistand am dringendsten brauchen, zwei Einheiten abziehen, anstatt endlich die Verstärkung zu schicken, die sie versprochen haben, ist nun wirklich der Gipfel.“
Allister schien über die Worte seines Ersten Offiziers nachzudenken. „Ich habe das Oberkommando informiert“, sagte er dann. „Raimondo persönlich habe ich leider nicht erreicht. Aber ich hoffe, dass trotzdem die Botschaft richtig weitergegeben wird und sich endlich mal jemand darum kümmert, diesem selbstgefälligen Alpha-Dominanten auf Dambanor I Bescheid zu stoßen!“
„Das ist wohl eine Aufgabe für unsere Politiker“, meinte Ragirus. „Ich hoffe nur, dass irgendein Meisterdiplomat das sehr bald regelt, wenn Raimondo selbst dem Problem offenbar schon nicht die nötige Priorität gegeben hat.“
„Halten Sie es für möglich, dass der Flottillen-Dominante Yklangklonglarang vielleicht bereits die Befehlsgewalt faktisch verloren hat?“
„Ich glaube, wir sollten mit dem Schlimmsten rechnen“, murmelte Ragirus.
Das Interkom summte.
Allister nahm das Gespräch über den Kommunikationszugang am Tisch der Offiziersmesse entgegen.
„Commodore Allister? Hier ist Warrington.“
„Was gibt es, Commander?“
„Die vollständige Analyse der Transmission liegt vor, die vom Flaggschiff der Xabo ausgesandt wurde.“
„Na, da bin ich ja mal gespannt“, meinte der Commodore.
„Ich möchte, dass umgehend ein Störimpuls initiiert wird“, sagte Ken-Dabron. Der Priester des inneren Kreises unterstrich seine Worte mit einem durchdringenden Laut, der durch das Gegeneinanderreiben seiner Schnabelhälften erzeugt wurde. Zusätzlich gurrte er noch tief aus seiner Kehle heraus.
Kommandant Oohn-Rhaat konnte dieses priesterliche Dominanzgehabe nicht leiden. Ein Tanjaj war Gott und dem Aarriid Gehorsam schuldig – aber nicht den Vertretern der Priesterschaft, auch wenn die das natürlich ganz anders sah und Ken-Dabron mit besonderen Vollmachten ausgestattet war, die auch Oohn-Rhaat wohl oder übel beachten musste.
Mochte es ihm auch noch so sehr gegen die Würgrichtung gehen, wie eine qriidische Redensart lautete.
In der Zentrale der Station HEILIGER ZORN herrschte eine angespannte Stimmung. Nicht nur die Kämpfe auf der Oberfläche sorgten dafür, dass die Zentralenbesatzung auf Trapp gehalten wurde – auch innerhalb des Raumkubiks, der das Theramenes-Subsystem umgab deutete sich nun ein Raumgefecht an.
„Stationskommandant!“, rief Ken-Dabron aufgebracht und auf genau die anmaßende Weise, die Oohn-Rhaat nicht ausstehen konnte. Wer kämpfte denn gegen die Ungläubigen? Wer trug die Hauptlast bei der Errichtung der Göttlichen Ordnung und der Ausdehnung des Imperiums, was von den gläubigen Qriid als ein- und dasselbe angesehen wurde?
Es waren die Tanjaj.
Sie waren das Fundament, auf dem alles fußte.
Die Tanjaj und der Glauben der einfachen Qriid – nicht dessen gelehrige Variante, wie sie in den Priesterschulen gepflegt wurde.
Oohn-Rhaat hätte rasend deswegen werden können. Aber er nahm sich zusammen.
„Hast du nicht gehört, was ich verlangt habe?“, fragte Ken-Dabron.