Erste Zusammenkunft mit Leila

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(...)

Bald war er, zu Leila's Wohnung gekommen,
Freundlich von Dienern aufgenommen.
Auf den Ehrenplatz nach Gebühr
Führten sie ihn durch des Zeltes Thür.
Aber vergebens war sein Späh'n,
Zu gewahren die heiß Ersehnte;
Und schon, da er betrogen sich wähnte,
Wollt' er getäuscht von dannen geh'n.
Doch plötzlich schwanden die trüben Gedanken;
Denn einer Jungfrau, einer schlanken,
Ward er gewahr: hold, anmutreich
War sie, dem Rebhuhn der Berge gleich.
Schüchtern schien sie und fast voll Bangen;
Und wie sie eintrat, an ihren Wangen
Hing ihm der Blick, die wie Rosenblüten,
Erst eben der Knospe entstieg'ne, glühten.
Die Brauen, die ihre Augen umzogen,
Glichen aus Ambra gebildeten Bogen.
Durchwallt ward im Gezelte die Luft
Von ihrer Lippen würzigem Duft.
Schönlockig war sie und schöngeaugt,
Das Lächeln, das ihren Mund umgaukelt,
Glich der Biene, die, sanft geschaukelt,
Den Blüten ihren Honig entsaugt.
So weiß nicht wie ihre Zähne waren
Die Perlen des Meer's, die krystall'nen, klaren.
Der Rose glich ihr Angesicht,
D'rauf Thau noch zittert im Morgenlicht.
Keis, seitdem er Leila erblickt,
War ganz von ihren Reizen umstrickt.

Und die zwei Glücklichen entfachten,
Indeß sie Stunden beisammen verbrachten,
Die Glut des Feuers, die immer sich mehrte,
Bis es die Liebenden endlich verzehrte.
Sie ließ ihre Locken niederwallen
Und in Verlangen entbrannte Keis;
Den Schleier, ihn lüftend, ließ halb sie fallen,
Und Jener erglühte von Sehnsucht heiß.
Von nun an blieben in Wonne wie Leiden
So enge verbunden die Herzen der Beiden,
Wie es die Blätter der Rose sind,
Eh' sie sich öffnet dem Morgenwind.

Als sie mit gesättigten Blicken
Einander betrachteten voll Entzücken,
Bahnten zu trautem Liebesgespräch
Sich ihre zitternden Lippen den Weg.
Ihrer Liebe nur denkend, nicht mehr