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Zutritt verboten

Ich sehe was, was du nicht siehst

Die geheimnisvolle Mühle

Mutprobe für Mila

Ein Unkrautkopf kommt selten allein

Auserwählt?!

Kuchenkrümel und Magie

Das Ohr auf dem Dach

Holla die Waldfee

Heilende Hände

Nachtwanderung

Auge, Blüte, Schwert

Zaubern will gelernt sein!

Ein Pfötchen für Mathe

 

»Eins, zwei, drei …«, zählte das elfenhafte kleine Wesen und holte dabei kräftig Schwung. Dann rief es »Hep!« und schwebte leicht wie eine Feder die bröckelnden Treppenstufen hinauf.

Ein anderes Wesen, das dem ersten fast bis aufs Haar glich, zählte mit: »… vier, fünf, sechs, sieben Stufen! Mein lieber Lunimond – das ist ein neuer Rekord!«

Das erste Wesen begann vor Stolz zu leuchten wie eine Nachttischlampe. Das andere gluckste fröhlich. »Freu dich nicht zu früh, Luxi! Jetzt bin ich wieder dran. Gleich ist dein Rekord Sternenstaub von gestern!«, rief es und machte sich mit ein paar Hüpfern warm. Dabei wirbelten vor Freude Funken aus seinen wild abstehenden Haaren.

»Aber nur springen – nicht fliegen, hörst du, Luxo?«

»Ehrensache. Schau genau hin! Eins, zwei …«

»In Deckung!«, zischte Luxi plötzlich mit ängstlicher Stimme.

»Was?!«, fragte Luxo verdattert. Doch da zog sein Bruder ihn bereits energisch ins Gebüsch, das neben der Treppe wucherte.

Im nächsten Moment kam eine schattenhafte Gestalt die Treppenstufen hinaufgewetzt. Den beiden kleinen Wesen rutschte das Herz in die Hosen. Das heißt, genau genommen trugen sie gar keine Hosen, sondern waren über und über mit leuchtenden Haaren bedeckt.

»Ist das etwa …«, hauchte Luxi, und Luxo brachte den Satz zu Ende: »… Rabenhorst!«

Eindeutig. Diese große, schnabelförmige Nase gab es in ganz Algravia nur einmal! Beide Brüder hörten vor Angst auf zu leuchten.

»Der dunkle Magier! Bestimmt will er uns fangen … Oh weh, oh weh! Wenn er uns bloß noch nicht entdeckt hat!«, jammerte Luxi.

Doch der Magier bremste nicht einmal ab, als er an den beiden vorbeikam. Er jagte die Stufen hinauf, dass sein schwarzer Umhang nur so wirbelte. Dabei kicherte er aufgeregt in sich hinein.

»Los, ihm nach!« Luxo schwebte unauffällig hinter Rabenhorst her. »Wir müssen herausfinden, was er vorhat!«

Die Treppe, die der Magier erklomm, führte einen mit Büschen bewachsenen Felsen hinauf und endete vor einer wuchtigen Mauer. Rabenhorst schnaufte einmal tief durch. Dann zückte er seinen Zauberstab und richtete ihn auf die Mauersteine.

Die beiden Brüder duckten sich tiefer ins Gebüsch und versuchten, so schwach wie möglich zu leuchten.

»Wolfsgeheul und Adlerschrei, Mauer, gib den Weg mir frei!«, schrie der Magier. Nichts geschah. »Krümelnder Krötendreck!«, regte sich Rabenhorst auf. »Ist diese Krücke schon wieder leer …« Der Magier griff unter seinen Umhang und zog einen Glasbehälter hervor. Luxi und Luxo stockte der Atem: In dem Glas hockte ein leuchtendes kleines Wesen und schlug mit seinen winzigen Händen verzweifelt gegen die Wände.

»Aber – das ist ja einer von uns!«, entfuhr es Luxo.

»Ein Lunie!«, stimmte sein Bruder empört ein. Die beiden konnten es nicht fassen: Dieser Schuft hatte einen ihrer Freunde gefangen! Rabenhorst öffnete den Deckel des Glases einen Spalt breit – zu wenig, als dass der Gefangene hätte hinausschlüpfen können, doch genug, um den Zauberstab ein Stück in das Glas hineinzuschieben. Dann geschah etwas Unheimliches: Die Spitze des Stabs begann zu glühen … Gleichzeitig wurde das leuchtende Wesen immer dunkler. Rabenhorst lud seinen Zauberstab an dem magischen Wesen auf! Das Kleine zappelte hilflos.

»Der spinnt wohl! Dieser Halunke!« Luxi machte einen Satz nach vorn, doch sein Bruder hielt ihn an seinen Leuchthaaren zurück. »Bleib hier! Sonst schnappt er dich auch noch!«

Luxi keuchte. »Aber – aber …«

Währenddessen hatte der Magier das Glas wieder fest verschlossen. Er schüttelte seinen Stab und rief zum zweiten Mal: »Wolfsgeheul und Adlerschrei, Mauer, gib den Weg mir frei!«

Ein Funkenstrahl schoss auf die Mauer zu. Kaum war er auf die Steine getroffen, formte sich vor Rabenhorsts Augen ein weit offen stehendes Tor.

»Es funktioniert!!«, triumphierte er und rannte auf das Tor zu. »Das Ziel meiner Träume! Das magische Labyrinth! Haha! Nur noch ein paar Schritte und ich bin der größte Magier aller … AUUU!«

Mit einem Schmerzensschrei taumelte Rabenhorst zurück, als wäre er gegen ein unsichtbares Hindernis gestoßen.

Verblüfft rieb er sich die Stirn. Eine Stimme, die direkt aus den Mauersteinen drang, donnerte: »Nur für die auserwählten drei gebe diesen Weg ich frei!«

Rabenhorst schüttelte den Kopf. Auch die Brüder im Gebüsch schauten einander verwirrt an.

»Die auserwählten drei?« – »Was soll das heißen?«

»Das heißt, dass wir uns beeilen müssen«, schnurrte auf einmal eine Stimme dicht hinter ihnen. Die zwei fuhren herum. Wie aus dem Nichts war ein lila Kater hinter einem Felsen aufgetaucht.

»Kasimir! Musst du uns immer so erschrecken?«

Der Kater antwortete nicht. Sein Blick war auf Rabenhorst gerichtet, der fluchend die Treppe hinabstiefelte.

»Der kommt wieder«, raunte das Tier. »Und wenn er es erst einmal ins Labyrinth hineinschafft … Ihr wisst doch, was an diesem Ort versteckt liegt?«

»Ääääähm …«

»Die Zauberstäbe der drei Magier!«, verriet der Kater. »Die mächtigsten Gegenstände unserer Welt! Wenn Rabenhorst diese Zauberstäbe in seine gierigen Finger bekommt, dann ergeht es uns allen wie eurem gefangenen Freund!«

Die Brüder mussten schwer schlucken.

»Und was machen wir dagegen?«

»Es gibt nur einen Weg, um Rabenhorst aufzuhalten«, erklärte der Kater. »Die wahren drei Magier müssen die Zauberstäbe an sich nehmen, bevor er es tut!«

Luxi und Luxo gaben einen tiefen Seufzer von sich. »Aber die suchen wir doch schon so lange ohne Erfolg.« – »Wir haben schon ganz Algravia auf den Kopf gestellt!«

»Hmmmmm.« Kasimir schnurrte grübelnd. »Das ist wahr. Nun denn, wenn wir die drei Magier in unserer Welt nicht finden … müssen wir es anderswo versuchen!«