Band 1

Hexen, Teufel, Ketzer

 

Absurdität: Hexenverfolgung

 

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(Befragungsstuhl)

 

von Bruno Emil König

 


Cover, Design, Layout und Satz aischab

ISBN 978-3-946182-43-6

 

© Copyright aischab Münster 2017

Die Illustrationen und Fotografien sind von Ulrike Bauer.

 

 

1. Neuauflage 2015 (ISBN 978-3-943312-43-0) im Verlag EMPIRE Münster, Erstausgabe erschienen im Verlag U. Bock 1893 Rudolstadt unter dem Originaltitel: „Ausgeburten des Menschenwahns im Spiegel der Hexenprozesse und der Auto da fe‘s“

 

 

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Ausgeburten des Menschenwahns im Spiegel der Hexenprozesse und der Auto da fé's_8

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PROLOG

 

Dieses durchaus volkstümlich geschriebene, gründlich bearbeitete, sich auf historische Quellen stützende Buch ist von geradezu welterschütternder Bedeutung.

Ist das Thema doch ein so himmelschreiendes, durch menschliche Grausamkeiten des finsteren Mittelalters bis auf die neuere Zeit bekannt gemacht zu werden verdient. Mit Schrecken muss sich er Leser der Zeiten erinnern, wo Carpzov allein 20.000 Todesurteile vollstrecken ließ. Wenn auch die Zeiten, wo die Folter und das Verbrennen der sogenannten Hexen vorüber sind, so darf die an unschuldigen Menschen verübte Mordsucht doch nicht als ungeschehen angesehen, sondern dem Volke vor Augen geführt und den armen Unglücklichen ein Denkmal gesetzt werden.

Der Aberglaube der heute noch in vielen Gegenden und Ländern blüht, muss durch Aufklärung des Volkes ausgerottet werden und dazu beitragen. Das ist Pflicht eines jeden.

Verlag U. Bock 1893


Einführung in das Thema

 

Was waren die Grundlagen für die Absurditäten menschlichen Denkens, die Menschen in den Tod trieben? Sie sind nicht aus der Welt, sie sind noch da. Die menschlichen Eigenschaften des Neides, der Gier, Habsucht, Misstrauens und des dekadenten Machtmissbrauches schaffen immer noch die Voraussetzungen für das Denken und Tun.

Die Hexenverfolgung entsprach der Umkehrung der Christenverfolgung und zielte darauf ab, gewisse Kreise in der Bevölkerung systematisch auszuschalten, weil diese den Kirchenanforderungen nicht entsprachen. Dies gelang unter dem Vorwand der Zauberei und seltsamen Dinge. Dies gelang mit Hilfe der menschlichen Eigenarten, andere aus Neid und Habsucht zu denunzieren, um selbst zu glänzen. Dies gelang mit menschenunwürdigen Konstrukten wie dem Hexenhammer und dem Einschalten der Justiz, die dann gründlich an der Todesstrafe ihre Beispiele setzen wollten. Wer als Hexe oder Ketzer beschuldigt wurde, hatte nicht eine Chance, das Gegenteil zu beweisen. Er hatte durch eine einzige Anschuldigung einen Stempel erhalten, der ihm den Tod.

Erst traf es zunächst Schichten der Bevölkerung, die zu den Analphabeten zählten und sich selbst nicht verstanden. Viele begannen plötzlich zu denken, sie wären eine Hexe und dachten Unsinn. So gewann man die Bilder vom Teufel und anderen bösen Kreaturen. Über Jahrhunderte wurden mehr als hunderttausende unschuldige Menschen gemordet.

Im ersten Band werden fürwahr die ersten Ansätze und langsamen Triebkräfte durch die Kirche verdeutlicht. Die Hexenproblematik und der Teufelsglaube hat erst nach und nach Profil bekommen, auch wenn die Wurzeln in heidnischen Überlieferungen liegen und vollkommen anderer Natur sind.

Viele Sagen und typische Orte für Versammlungen sind daraufhin entstanden und für die Kirche wirklich geworden. Sagen wurden real.

Aus den Erzählungen hat man Konstrukte sogenannte Hexenmale, Hexenzeichen, Erkennungsmerkmale abgeleitet, an denen Hexen und Teufel zugeordnet wurden. Dann war es nur noch ein kleiner Schritt, über eine päpstliche Bulle (Was ist damit geschehen?) und den daran anknüpfenden Hexenhammer einen Kirchenschlachtruf zu starten und durchzusetzen. Schnell nahm die Justiz sich dieser Vorgaben an und setzte die Grausamkeiten in die Wirklichkeit um.

Paranoides Denken aus religiösem Machstreben führte zu katastrophalen Ausmaßen. Der Mensch, der als Hexe, Teufel oder Ketzer gebrandmarkt wurde, wurde grausam und menschenunwürdig zu Tode getrieben. Und das geschah direkt hier, Vorort, im nächsten Dorf, in ganz Europa, auch in Amerika, nicht aber in China, Indien, Australien…

Aber lesen Sie selbst…

Der Herausgeber

 

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Doppelgeige, darin zwei streitende Frauen


Wie kam es zur Hexenverfolgung?

Ein Blick zurück….

Der Hexenwahn ist uralt und aus dem Heidentum auf die christlichen Völker übergegangen. Alle uns bekannten Völker des Altertums, auch diejenigen, denen der Teufelsglaube fremd war, glaubten an Hexerei, d. h. sie befanden sich in dem Wahne, dass es möglich sei, durch Flüche, Verwünschungen oder Zauberformeln etc. Menschen, Vieh und Früchten zu schaden und sei zu verderben.

Bei den Juden schlug der Teufelsglaube erst Wurzel, nachdem sie mit den Persern in Berührung gekommen waren. Der Glaube an Hexerei und Zauberei dagegen findet sich bei ihnen viel früher.

Bei den Römern enthielt schon Roms ältestes Gesetzbuch, die zwölf Tafeln, Strafen für diejenigen, welche durch Zaubersprüche Menschen oder deren Feldfrüchte beschädigten.

Plinius berichtet (Buch 18, Kap. 8 seiner Historia naturalis):

„Ich kann mir nicht versagen, hier ein Beispiel aus dem Altertum anzuführen. C. Furius Crefinus, ein Freigelassener, wurde, weil er auf einem sehr kleinen Acker einen weit reicheren Ertrag gewann, als sein Nachbar auf größeren Äckern, von dem Neide stark verdächtigt, als ob er durch Zauberkünste fremde Früchte an sich ziehe.“

Auch Tibull sagt von der Zauberkunst:

„..Götter der Nacht, o erscheint mir! Ihr schuft, dass, wenn ich wollte, den staunenden Ufern die Flüsse aufwärts kehrten zum Quell. Und ihr, dass geschwollene Meerflut stand, und stehende schwoll die Bezauberung. Wolken vertreib ich. Mir durch Wort und Gemurmel zerplatzt der Rachen der Natter. Auch den lebenden Fels und die Eiche, aus dem Boden gerüttelt, raff ich, und Wälder, hinweg. Mir bebt der bedräuende Berg auf. Mir auch brüllt der Grund und Gestorbene gehen aus den Gräbern. Selbst dich ziehe ich, o Mond, wie sehr temesäisches Erz auch dir, Arbeitendem, hilft. Es erblasst der Wagen des Ahnen unserem Gesang. Es erblasst vor unseren Giften Aurora.“

Als ihm deshalb vom Aedilis curulis Sp. Albinus ein Termin zur Verhandlung angesetzt wurde und er verurteilt zu werden fürchtete, trug er sein ganzes Ackergerät auf den Markt und brachte seine kräftigen und, wie Piso sagt, wohlgepflegten und wohlgekleideten Leute, seine gut gearbeiteten Eisengeräte schwere Hacken und Pflugscharen und seine gutgefütterten Ochsen mit. Dann sprach er:

„Hier, Quiriten, sind meine Zauberkünste, doch meine Nachtwachen, meine sauren Arbeiten und meinen Schweiß kann ich euch nicht zeigen oder auf das Forum bringen.“

Hierauf wurde er einstimmig freigesprochen.

Ferner berichtete Plinius (in demselben Werk im 28. Buche Kap. 3 und 4):

„Noch heute glaubt man, dass unsere Vestalinnen entlaufene Sklaven, falls sich dieselben noch nicht aus der Stadt entfernt haben, durch ein Gebet auf der Stelle festbannen können. Erkennt man dieses einmal an, so muss man auch zugeben, dass die Götter gewisse Gebete erhören und sich durch gewisse Gebete bewegen lassen.

Es gibt keinen Menschen, welcher nicht fürchtete, durch schreckliche Verwünschungen gebannt zu werden.“

Außerdem berichtet uns Plinius, dass selbst Menschen zu magischen zwecken geopfert worden, und Tacitus teilt uns ein solches Beispiel mit.

Unter Tiberius starb nämlich dessen Adoptivsohn Germanicus im Orient. Zu Folge dessen wurden gegen Piso, Statthalter von Syrien, Anklage erhoben, den Germanicus vergiftet zu haben, und als Verdachts-grund wurde angeführt, dass Piso nicht nur vielfachen Verkehr mit Giftmischern gehabt, und dass an der Schwelle des von Germanicus bewohnten Palastes sich die Leichen von Menschen gefunden hätten, die Piso habe töten und dort vergraben lassen, um Germanicus vermittelst derselben durch Zauberei zu töten.

In der fünften Ode seiner Epoden schildert Horaz, wie einige Zauberinnen unter Anrufung der Hekate und Tisiphne einen freigeborenen Knaben binden und bis an den Hals in die Erde gegraben, damit er den Hungertod sterbe, weil sie seine Leber zu einem Liebestranke verwenden wollten. Er schildert uns, wie der Knabe erst flehentlich um sein Leben bittet, dann aber die Zauberinnen verflucht und ihnen vorhersagt, dass sie vom Volke gesteinigt werden würden.

In der siebzehnten Ode erzählt uns Horaz ein Gespräch zwischen ihm und der Zauberin Candidia. Er sagt ihr, dass er jetzt wohl glauben müssen, was er früher geleugnet habe, dass nämlich Marsi‘sche und Sabelli’sche Zauberlieder Krankheiten hervorrufen könnten, und bittet Candidia den auf ihn geworfenen Zauber zu lösen. Candidia weist diese Bitte zurück und versichert Horaz, sie könne durch ihre Kunst Wachsbilder beleben, den Mond vom Himmel herabreißen, Tote erwecken und Liebestränke bereiten, so dass er nicht glauben dürfe, ihrer Kunst jemals entgehen zu können.

Homer berichtet uns, dass Ulysses das aus einer Wunde fließende Blut durch einen Zauberspruch gestillt habe und der um 390 v. Chr. Auf Lesbos lebende griechische Philosoph Thephrastos, dass man damit auch das Hüftweh heilen könne. Cato gibt einen Zauberspruch gegen Gliederverrenkungen, Barro einen anderen gegen die Fuß Gicht an.

Der im Anfang des dritten Jahrhunderts nach Christi lebende Jurist Paulus sagt in seinen Receptae sententiae lib. V, Tit. 28 ad legem Corneliam de sicariis et venefiris:

„Wer gottlosen oder nächtlichen Gottesdienst vorgenommen hat oder hat vornehmen lassen, um jemand zu besprochen festzumachen oder zu binden, soll gekreuzigt oder wilden Tieren vorgeworfen werden. Wer einen Menschen opfert und aus dessen Blute wahrsagt oder einen Hain oder Tempel besudelt, wird den wilden Tieren vorgeworfen oder, wenn er besseren Standes ist, einfach mit dem Tode bestraft. Die Mitwisser der Magie sollen mit den strengsten Strafen belegt, das heißt, wilden Tieren vorgeworfen oder gekreuzigt werden. Die Magier selbst werden verbrannt. Niemand darf Bücher über Magie besitzen. Nicht bloß die Ausübung, auch die Kenntnis der Magie ist verboten.“

In der römischen Kaiserzeit werden häufig Untersuchungen gegen Chaldaei und Mathematici, das heißt nach unserem jetzigen Sprachgebrauch gegen Astrologen und Wahrsager erwähnt. Diese schon zu Cäsars Zeit in großer Anzahl in Rom lebenden Astrologen hatten durch ihre Prophezeiungen, indem sie vorher verkündigten, wann der regierende Kaiser sterben würde, zu Empörungen aufgereizt, weshalb dieses inquirere in dies principis daher auf das Strengste verboten wurde. Auch unter den Griechen herrschte derselbe Glaube an Beschwörung und Bezauberung und Plato hat diesen Glauben seiner Landsleute einer wissenschaftlichen Betrachtung gewürdigt.

Im 11. Buche, Kap. 772 seiner Schrift über die Gesetze sagt er:

„Es glauben gewisse Leute, dass sie durch allerlei Gaukeleien, Zaubersprüche und sogenannte Bannformeln anderen Schaden zufügen können, und viele fürchten sich demgemäß vor jenen, die sie im Besitz solcher Kräfte wähnen. Was für eine Bewandtnis es mit solchen Dingen hat, ist nicht leicht zu durchschauen noch schwerer ist es, andere darüber zu belehren, ja es lohnt sich nicht der Mühe, dies bei Leuten zu versuchen, die bereits einen derartigen Verdacht gegen einander gefasst haben.

Wenn Menschen ihnen ähnliche aus Wachs geformte Bilder an ihren Türen, an Kreuzwegen oder auf den Gräbern ihrer Eltern finden, so ist es fast nicht möglich, sie zu überzeugen, dass dies nichts zu bedeuten habe.“

Als Grund dieses Wahnglaubens gibt Plato an, es sei allgemein die irrige Ansicht verbreitet, es ließen sich die Götter durch Opfer und Gebete ebenso wohl zum Guten, als auch zum Böden bestimmen. Ein solcher Glaube sei aber eine Beleidigung für die Götter und wenig besser als Atheismus.

Damit trifft er den Nagel auf den Kopf: Die Völker haben sich ihre Götter nach ihrem eigenen Bilde geschaffen, rohe Völker haben rohe, zivilisierte Völker zivilisierte Götter, menschliche Eigenschaften, wenn auch mit übermenschlicher Macht verbunden, haben sie sämtlich. Gleich den Menschen leben sie untereinander in Unfrieden, verfolgen sie häufig sich widersprechende Interessen, haben sie ihre Günstlinge, denen sie wohlwollen, und Menschen, denen sie feind sind. Wie die Menschen sich durch Überredung oder Bestechung sich zu diesem oder jenem verleiten lassen, so lassen sich auch die Götter von denen, die es verstehen, durch Gebete oder Opfer bewegen, so oder anders zu handeln.

„Bettelpriester und Wahrsage“, fährt Plato fort, „ziehen vor den Häusern Riecher umher und sagen ihnen, dass, wenn sie einem Feind etwas antun wollten, könnten sie mit wenig Kosten ebenso gut einem Gerechten, als einem Ungerechten schaden, indem sie mit gewissen Zaubermitteln und Bannsprüchen die Götter zu bewegen wüssten, ihnen dienstbar zu sein.“

Da die Völker die Götter nach ihrem eigenen Bilde geschaffen, dieselben also mit menschlichen Eigenschaften ausgerüstet waren, so ist es allerdings kein Wunder, dass dieselben nicht nur angerufen wurden, Kranke gesund zu machen, die Früchte vor Hagel zu schützen, sondern auch, um Lebende zu töten, Gesunde krank zu machen, Früchte und Vieh zu schädigen.

Im ersten Buche der Ilias lesen wir, um bei den Griechen zu bleiben, dass der von Agamemnon beleidigte Priester Apollos den Gott durch sein Gebet veranlasste, den Achäern die Pest zu schicken, bis es Agamemnon endlich gelang, den zürnenden Gott durch Opfer und Gebete zu versöhnen.

Ähnliche Beispiele aus dem sogenannten „klassischen“ Altertum ließen sich noch viele anführen.

Übrigens nicht bloß bei den Griechen und Römern herrschte der Glaube an Zauberei. Herodot erzählt uns (4. Buch, Kap. 68) auch von den Skythen:

„So oft der Skythen König krank wird, lässt er drei Wahrsager kommen, die am meisten in Ansehen stehen. Diese sagen dann gewöhnlich, es habe der und der, den sie nennen, bei dem Herde des Königs falsch geschworen. Nun wird der betreffende Mensch, den sie des Meineids zeihen, festgenommen und vorgeführt. Die Wahrsager beschuldigten ihn, er sei aus der Wahrsagung überführt, dass er beim Herde des Königs falsch geschworen habe, und deshalb sei der König unwohl. Wenn er leugnet, dass er falsch geschworen, so lässt der König noch einmal so viel Wahrsager kommen und wenn ihn dann auch diese auf Grund ihrer Wahrsagung wegen Meineids verdammen, so hauen ihm die ersten Wahrsager den Kopf ab und teilen sich in sein Vermögen. Wenn ihn hingegen die hinzugezogenen Wahrsager lossprechen, so werden andere und immer andere Wahrsager hingerichtet.“

Auch von den Neuen, einem den Skythen benachbarten Volk, weiß Herodot (4. Buch, Kp. 105) zu berichten:

„Sie sind wohl noch größere Zauberer, denn die Skythen, und die im Skythischen ansässigen Hellenen behaupten, dass jeder Neure einmal im Jahr auf etliche Tage ein Wolf wird und dann wieder seine alte Gestalt bekommt. Sie machen mich das nicht glauben, allein sie sagen es alle und schwören darauf.“

Da ist sonach die erste Erscheinung des Aberglaubens an den sogenannten „Werwolf“, auf den wir später noch zurückkommen werden, in der Geschichte, der noch immer im Volksglauben vieler keltischer Stämme spukt.

Des Glaubens an Zauberei bei den Trakiern erwähnt schon Plinius und gedenkt auch des noch im Volksglauben der Italien, Spanier und Südfranzosen lebenden bösen Blicks und von einem am Pontus lebenden Volksstamme berichtet er, dass man bei ihnen die Zauberer daran erkenne, dass sie im Wasser nicht untersänken. Wir hätten damit den Beweis dafür, dass die sogenannte Wasserprobe, die in den Hexenverfolgungen im Mittelalter unter den Der böse Blick besagt eine vermeintliche Kunst, einem anderen mittelst der Augen oder mittelst Betastens ein Leid anzutun, oder die Jettatur spielte schon in der ältesten romanischen Gesetzgebung eine Rolle, sofern die letztere mehrere Paragraphen enthielt, welche die mit dem Malocchio Behafteten mit den härtesten Strafen bedrohten.

Dieser Umstand ist ein sprechender Beweis für die großartige Verbreitung dieser Art des Aberglaubens. Die betreffenden Verordnungen finden sich im Dezemvircoder, dessen Bruchstücke bis auf unsere Tage gekommen sind. Plinius (XXVIII 2) tut ihrer mehrfach Erwähnung. Die eine bedrohte alle Jettatori, welche ihre Mitmenschen schädigen, die andere hingen die, welche ihren „dämonischen Einfluss dazu benutzten, die Fluren und Saaten absichtlich zu zerstören“. Das Gesetz Nr. 14 auf Tafel VII hat nachstehenden Wortlaut:

QUEI MALOM. CARMEN. INCANTASIT. MALOMQ, VENENOM. FASCIT. PARICEIDAD. ESTOD, was in deutscher Umschreibung etwa bedeutet:

„Wer abergläubische, in feierlichem Ton vorgebrachte Wort e in Form einer Verwünschung gegen einen dritten ausstößt, wer ein wirkliches oder schlechtes Gift zubereitet oder einem anderen beigebracht, soll des Todes sterben.“

Das andere Gesetz ist an sich ungleich lakonischer, doch dem Sinn nach besagt es fast noch mehr, da es verschiedenen Deutungen unterliegt:

Es heißt: QUEI. FRUCES. ESCANTASIT, zu Deutsch etwa:

„Wer den Saaten mit Verzauberung schadet, so dass sie nicht aufgehen, wer das ausgestreute Korn auf ein fremdes Feld hext, der soll als Opfer der Ceres umgebracht werden.“