Inhaltsverzeichnis
An ...
An –
An Annie
An den Fluss
An eine im Paradiese
An F ... S.
An Frances S. Osgood
An Helene (Helene, deine Schönheit ist für mich)
An Helene (Ich sah dich einmal, einmal nur – vor Jahren)
An M. L. S.
An Marie Louise Shew
An meine Mutter (Da mir gewiß ist, daß im Himmelsreich)
An meine Mutter (Weil ich denn fühle, daß im Himmel)
An Zante
Annabel Lee
Annabel Lee (Originaltext)
Das Kolosseum
Das ruhlose Tal
Das Verwunschene Schloss
Der Eroberer Wurm
Der Rabe (Übersetzung von Hedwig Lachmann)
Der See
Die Glocken
Die Schläferin
Die Stadt im Meer
Ein Traum
Ein Traum im Traume
Eulalie
Hymne
Israfel
Lied
Märchenland
Romanze
Schweigen
Sonett an die Wissenschaft
Traumland
Ulalume
Lenore
Das Tal der Unrast
El Dorado
Braut-Ballade
Der Rabe (Übersetzung von Carl Theodor Eben)
Edgar Allan Poe

Gedichte


e-artnow, 2017
Kontakt: info@e-artnow.org

ISBN 978-80-268-7054-8

An ...

Inhaltsverzeichnis

Ich traure nicht, daß schon am Ziel
Mein irdisches Geschick,
Daß langer Jahre Frucht zerfiel
In einem Augenblick.

Nicht, daß kein einziger wie ich
So einsam und unstet,
Bloß darum, daß du weinst um mich,
Der nur vorübergeht.

An –

Inhaltsverzeichnis

Die Kelche, oft im Traum erschaut,
Wo Singvögel sich wiegen,
Sind deine Lippen – und der Laut
Melodisch draus entstiegen –

Dein Augenstrahl, mir sanft erglüht,
Fällt mitten in dem Dunkel
Auf mein undüstertes Gemüt
Wie eines Sterns Gefunkel.

Dein Herz – dein Herz, seufz’ ich gepreßt
Und träume bis zum Tage
Vom Glück, das sich nicht greifen läßt.
Doch will, daß man es wage.

An Annie

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Dem Himmel sei Dank,
Die Gefahr ist vorüber!
Wohl bin ich noch krank,
Doch das schreckliche Fieber,
Das Lebensfieber,
Ist glücklich bekämpft,
Ist endlich gedämpft.

Wohl sage ich mir:
»Deine Kraft ist geschwunden«,
Denn ich liege hier
Wie angebunden –
Ans Bett gebunden –
Doch einerlei,
Die Gefahr ist vorbei.

Und ich liege so still
In meinen Decken,
Reglos und still –
Man möchte erschrecken,
Vor mir erschrecken:
Ich bin so weiß
Und atme so leis.

Doch das Stöhnen und Ächzen,
In den Adern das Kochen,
Das wahnsinnige Lechzen,
Das schreckliche Pochen,
Im Herzen das Pochen –
Der Druck von Blei –
Gab mich endlich frei.

Und die zehrende Gier,
Mit der ich geschmachtet,
Ein halber Vampyr,
Nach dem Born, umnachtet,
Dunkel umnachtet,
Dem Born der Hölle,
Der Naphthaquelle
Der Leidenschaft –
Ist nunmehr erschlafft.

Mich dürstet nicht mehr
Nach den dunklen Wellen,
Denn all mein Begehr
Stillt jetzt eine Quelle,
Eine lautere Quelle.
Lauter und sanft
Mit weichem Ranft.

Man sage mir nicht,
Mein Gemach sei ärmlich
Und ohne Licht,
Und mein Lager erbärmlich,
Schmal und erbärmlich –,
Ich liege gut,
Mein Sinnen ruht.

Mein Sinnen ruht.
Mein Gemüt ist entlastet,
Und das wilde Blut
Ward ruhig und hastet
Nicht mehr so jäh
Zum Herzen, wie eh’!

Des, was mich bedrückte,
Betäubte, verwirrte,
Und was mich berückte,
Der Rose und Myrte,
Des Duftes der Myrte,
Denk ich jetzt kaum –
Still ward mein Traum.

Es weht um ihn
Ein heiliger Odem
Von Rosmarin,
Nicht mehr der Brodem,
Der dumpfe Brodem
Der Höllenkraft,
Der Leidenschaft.

Und so liege ich
Wohlig gebettet
Und fühle mich
Glücklich gerettet,
Vom Tod gerettet.
Weich ist mein Pfühl
Und wonnig kühl.

Denn liebewarm
Bin ich umschlossen
Von Annies Arm
Und rings umflossen,
Golden umflossen
Von ihrem Haar,
So sonnenklar.

Bricht der Abend an,
So küßt sie mich innig
Und betet dann
Für mich so innig,
So schlicht und sinnig
Zur Engelschar:
Schützt ihn vor Gefahr!

Da lieg’ ich denn still
In meinen Decken,
Reglos und still –
Man möchte erschrecken,
Vor mir erschrecken –
Ich bin so weiß
Und atme so leis.

Doch meine Seele glüht,
Ledig der Schmerzen,
Und ist neu erblüht
An ihrem Herzen
Für alle Zeit
Zur Seligkeit.

An den Fluss

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Du schöner Fluß mit deiner Flut,
Die niemals stille hält.
Du bist ein Bild von Jugendmut,
Von einem Herzen unverstellt.

Doch wenn in dein kristallnes Blau,
Das trübe Augen scheuen,
Die Liebste blickt, gleichst du genau
Mir selbst, ihrem Getreuen.

Denn dies Herz birgt wie du so rein
Ihr Bild und strahlt bewegt,
Wenn es den teuren Widerschein
In seinen Tiefen hegt.

An eine im Paradiese

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Du warst mir, was zum Bilde
Die Seele früh erkor:
Ein Eiland, wo die wilde
Unrast sich sanft verlor,
Ein Schrein, und davor milde
Ein Weiheblumenflor.

O trügendes Geschick!
O Sternentraum! hienieden
Verweht im Augenblick.
»Hinan,hinan«! die Zukunft ruft;
Doch kreist noch ohne Frieden
Um das Vergangne (dunkle Kluft)
Mein Geist wie abgeschieden.

Denn um mich, weh, ach weh,
Ist Nacht, wo ich auch bin,
Es raunt die dumpfe See
Ans Ufer dunklen Sinn:
»Dahin – dahin – dahin!«

Und tags in wachen Träumen,
Und wenn die Nacht entsinkt,
Wo deine Stapfen säumen,
Wo noch dein Auge blinkt –
In welchen seligen Räumen!
Bei Tänzen, wie beschwingt!

An F ... S.

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Geliebte! In dem Ungemach,
Das sich in meinen Pfad gedrängt,
(Ein rauher Pfad, steinicht und brach,
Von allen Seiten eingeengt), –
Kennt meine Seele einen Ort,
Dessen sie freudevoll gedenkt,
Ein unberührter Zauberhort
In einem weiten Meer versenkt.

Ja, dein geliebtes Bildnis ruht
In meiner Brust als süßer Trost,
Ein Eiland in bewegter Flut,
Von frostigem Gewog umtost,
Und doch so wundersam gefeit,
Daß mitten in dem Wellenfrost
Und Sturmesbrausen jederzeit
Die liebe Sonne mit ihm kost.

An Frances S. Osgood

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Du willst, daß man dich liebt, so weiche
Nie davon, was dein Wesen ist.
Bleibe nur immerdar die Gleiche,
Sei nichts, was du nicht wirklich bist.
Dann wird auch deine sanfte Weise,
Die mehr als Schönheit noch besticht,
Verleiten alle Welt zum Preise
Und Liebe werden – eine Pflicht.

An Helene (Helene, deine Schönheit ist für mich)

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Helene, deine Schönheit ist für mich,
Was müden Wanderern ein Nachen, der
Sie sanft aus einem fernen Himmelsstrich
Hinüberleitet übers Meer
Zu heimatlicher Wiederkehr.

Von wilden Meeren, wo ich ohne Ruh
Umhertrieb, führt dein hyazinthen Haar,
Dein klassisches Gesicht, Najade du,
Mich Hellas’ frühem Glanze zu,
Der auch Roms Größe war.

Im Rahmen jener Nische in der Wand
Stehst du gleich einer Statue – sieh!
Die Lampe von Achat in deiner Hand!
Ah, Psyche, aus Regionen, die
Gelobtes Land!

An Helene (Ich sah dich einmal, einmal nur – vor Jahren)

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Ich sah dich einmal, einmal nur – vor Jahren.
Es war in einer Julinacht; vom klaren
Gestirnten Himmel, wo in sichrer Schwebe
Der volle Mond eilends die Bahn durchlief,
Fiel weich und schmeichlerisch ein Lichtgewebe
Auf einen Garten, der verzaubert schlief –,
Fiel weich und schmeichlerisch ein silbern lichter,
Duftiger Schleier und verhüllte tief
Die himmelan gehobenen Gesichter
Von vielen hundert Rosen, die in Farben
Jungfräulich reiner, ernster Schönheit blühten,
Die in dem Liebeslichte schämig glühten,
Zum Dank sich selber gaben – und so starben.

Ein weißes Kleid umschloß dich faltig weich –
Du standest sinnend, und den Rosen gleich
Erhobst du das Gesicht, doch ach, in Trauer!
War es nicht Schicksal, das mich an die Mauer
Des Gartens führte zu derselben Zeit?
Nicht Schicksal (dessen andrer Name Leid),
Das mir gebot, die Düfte einzusaugen
Der eingewiegten Rosen? Alles schlief,
Die ganze schnöde Welt – nichts regte sich.
Nur du und ich, o Gott, nur du und ich.

Ich sah nur dich, ich sah nur deine Augen,
Ich sah nur diese Sterne, dunkel, tief –
Und da auf einmal war mir’s, als versänke
Der Garten; meinem Blick entschwanden
Die Schlangenwege und die Rasenbänke –
Im liebeheißen Arm der Lüfte fanden
Die Düfte ihren Tod – der Mond verblich;
Nichts atmete, nur wir, nur du und ich;
Nichts strahlte, nur das Licht in deinen Augen,
Nichts als die Seele deiner dunklen Augen.
Ich sah nur sie, nur sie allein, sie bannten
Den flüchtigen Fuß mir stundenlang und brannten
Sich wie zwei Flammen tief in meine Brust –
Oh, welche Märchen standen da geschrieben,
Ein Weh, wie tief, ein Stolz, wie machtbewußt,
Welch abgrundtiefe Fähigkeit zu lieben!

Doch endlich legte sich Diana drüben
Im Westen in ein Wolkenbett, und du –
Ein Geist – entglittst. Nur deine Augen blieben.
Sie schwanden nicht, sie strahlten immerzu.
Die leuchteten mir heim auf meinem schroffen,
Sternenlosen Pfad in jener Wundernacht.
Sie wichen nicht von mir (wie all mein Hoffen).
Sie wachen über mich mit Herrschermacht,
Sie sind mir Priester – ich ihr Untertan.
Ihr Amt ist zu erleuchten – meine Pflicht,
Erlöst zu werden durch ihr reines Licht,
Geweiht in ihrem heiligen Flammenlicht.
Sie füllen mir die Brust mit Schönheit an
Und sind die goldnen Sterne hoch im Äther,
Vor denen ich, ein demutvoller Beter,
In meiner Nächte schlummerlosem Düster
Andächtig kniee, während in der Nähe
Des Mittagsglanzes selbst ich sie noch sehe,
Zwei Venussterne – holde Sterngeschwister.

An M. L. S.

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Von allen, die dich preisen wie den Morgen,
Die, wenn du fern bist, wähnen, es sei Nacht,
Am Himmel erloschen sei die Sonne –
Von allen, die dich unter Tränen segnen,
Daß du die Hoffnung ihnen wiedergabst,
Ja, mehr noch, ihren tief begrabenen Glauben
An Wahrheit – Tugend – Menschlichkeit;
Von allen, die vom Bette der Verzweiflung,
Wo hingestreckt sie lagen, sich erhoben
Bei deinem sanftgesprochnen Wort: »Es werde Licht!«
Dem sanftgesproch’nen Wort, das sich erfüllte
Im engelreinen Schimmer deiner Augen;
Von allen, die dir danken, deren Dank
Anbetung gleichkommt – o gedenke
Des Wahrsten, innigst dir Ergebenen,
Der, während er dies niederschreibt, erbebt zu denken,
Daß er mit einem Engel Zwiesprach halte.

An Marie Louise Shew

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In des Verstandes eitler Überhebung
Verkündete ich einst die »Macht der Sprache«,
Bestritt, daß ein Gedanke je erwache,
Für den das Wort ohnmächtig zur Belebung.
Und gleichsam, die Vermessenheit zu strafen
(In der ich mich so überlegen wähnte),
Haben zwei Worte, liebliche Akzente,
Zweisilbig, italienisch – nur geschaffen,
Auf Hermonshügeln, wo in Perlensträngen
Vom Firmament Tautropfen niederhängen,
Von Engelslippen musikalisch lind
Zu zittern – aus dem abgrundtiefen Schachte
Der Seele mir Gedanken, ungedachte
(Welche die Seelen der Gedanken sind),
Herausgelockt – zu wilden Phantasien,
Als daß sie selbst der Engel Israfel
Dem Gott der Stimmen lieblichste verliehen,
Zu formen wüßte. Und trotz dem Befehl
Aus deinem Munde fühl’ ich mich erlahmen;
Mit diesen süßen Lauten, deinem Namen