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Für Werner und Uschi,

die besten Freunde in der Heimat

ISBN 978-3-492-97820-0

Dezember 2015

© Piper Verlag GmbH, München 2018

Covergestaltung: U1 berlin/Patrizia Di Stefano

Covermotiv: mauritius images/Glasshouse/Circa Images, sbayram/Getty Images, ullstein bild/Imagno

Datenkonvertierung: Kösel Media GmbH, Krugzell

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Inhalt

Cover & Impressum

Das Duell - Sommer 1912

1 - Du lauschige Nacht

2 - Donaukiesel

3 - Die schmeichlerische Schöne

4 - Die Birke

5 - Liverpool

6 - London bei Nacht

7 - Das Feuer

8 - Der Frosch

9 - Onestep

10 - Immer nur Katrin

Eiswind - Februar 1913

11 - Fieber

12 - Was einer sucht, das hat er nicht

13 - Der Schwelbrand

14 - Die Herren in Schwarz

15 - Die Ohrfeige

16 - Durch die Himmelpfortgasse

Karneval der Sinne

17 - Palazzo Contarini

18 - Die Begegnung

19 - Zum Lido

20 - Die Maske zerbrach

21 - Die hohen Lichter

Ende und Anfang

22 - Familienrat

23 - Nach Argentinien

24 - Der Elefant

25 - Das Ende

Passage nach Indien

26 - Der Käfig

27 - Der Mohr

28 - Über das Meer

29 - Kobra

30 - Die Loge

31 - Der Traum von Indien

32 - Maria am Gestade

Livias Frühling - 1914

33 - Der Keller

34 - Stanislaus

35 - Trübes Wasser

36 - Die serbische Hilde

37 - Erlösung

Der Paukenschlag

38 - Der Besucher

39 - Der Zweck und die Mittel

40 - Der Mann im Fluss

41 - Extraausgabe

42 - Wie in alten Zeiten

43 - Phoenix

44 - Der Krieg

45 - Der Saal der Namenlosen

46 - Die Glocken

47 - Die Karpaten

48 - Zu ebener Erde und unter dem Dach

49 - Die Fahne

Zuletzt bleibt nur die Liebe

50 - Die linke Hand

51 - Der Untergang der Lusitania

52 - Kathi

Die Personen

Das Duell

Sommer 1912

1

Du lauschige Nacht

»Wehr dich nicht, ruhig, wehr dich nicht, sag ich, dann geht es schneller«, raunte die Stimme hinter Ferry.

Leutnant Ferry von Pankau, ein Mann von niedrigem Adel und noch niedrigerer Gesinnung, besaß die Kräfte eines Dreiunddreißigjährigen, der im Kavalleriekorps Seiner Majestät eine solide Ausbildung erhalten hatte, ein wendiger junger Mann von raschen Reflexen. Trotzdem war Leutnant Pankau den Händen, die sich jetzt um seinen Hals legten, wehrlos ausgeliefert. Er hatte den Angreifer nicht kommen sehen, der aus einer der Häusernischen der Kleeblattgasse getreten war. Das sonderbare Gässchen, das einem Hufeisen glich, lief zweimal um die Ecke und mündete an beiden Seiten auf die Tuchlauben. Es war eine der ältesten Gassen Wiens, die Bezeichnung Zum steinernen Kleeblatt fand sich bereits in Aufzeichnungen des Jahres 1350.

Pankau hatte diesen Abend im Kleeblattgewölbe vertrunken, das den Ruf hatte, die Mädchen dort ließen sich nicht lange bitten.

»Grüß dich, Ferry, gefall ich dir noch?« Die Blonde, deren Name ihm entfallen war, hatte sich unaufgefordert auf Ferrys Schoß gesetzt.

»Du gefällst mir immer.« Erhitzte Wangen, gelöstes Haar, ihre straffen, nackten Arme, daran erinnerte er sich und hatte doch keine Ahnung, wie sie hieß. Pankau wandte sich zu dem Mann mit dem Akkordeon. »Sing was«, befahl er ihm.

Der Leutnant kommandierte nur, wenn er beim Wein saß. Tagsüber in der Kaserne hatte er wenig zu sagen. Wegen eines Reitunfalls hatte er den aktiven Dienst auf dem Pferd aufgeben müssen und war in die Nachschubkanzlei des Dritten k. u. k. Kavallerieregiments abkommandiert worden. Tagein, tagaus saß Pankau im Büro und schrieb »zufolge« und »auftragsgemäß« und war mit der stumpfsinnigen Arbeit nicht einmal unzufrieden. Nachts aber wollte er der verfluchte Kerl sein, als den ihn die Frauen früher bewundert hatten. Seit seinem dreißigsten Geburtstag fühlte sich der Leutnant von den Frauen nicht mehr so glühend beäugt, die Avancen von Damen der Gesellschaft, sogar die der Stubenmädchen hatten nachgelassen. Wenn Ferry heute in den Spiegel blickte, sah ihm ein Mann von schwindender Jugend entgegen, dem die Geistlosigkeit ins Gesicht geschrieben stand. Die Jugendzeit war eine kurze Spanne, darum wollte Pankau die feschen Jahre, die ihm noch blieben, in vollen Zügen genießen.

»Spiel Die lauschige Nacht«, rief er dem Musiker zu.

»Bitte sehr, der Herr.« Der alte Mann mit den nüchternen Augen griff in sein Instrument. »Sei gepriesen, du lauschige Nacht, hast zwei Menschen so glücklich gemacht«, sang er mit dem Schmelz eines Tenors, der es nie weiter als zum Kneipensänger gebracht hatte.

»Glücklich gemacht«, grölte Pankau mit und massierte das Hinterteil der Blonden. »Bist du heute mein Schlamperl?«, fragte er lachend.

»Trinken wir erst einmal was.« Sie küsste ihn auf die Stirn. »Bestellst du mir einen Likör?«

Ferry wusste, dass die Mädchen hier auf Kommission arbeiteten, und hatte keine Lust, doppelt zu zahlen: erst den überteuerten Schnaps, später für die Gefälligkeit der Kleinen. »Ich muss morgen um vier Uhr raus. Wenn wir noch was erleben wollen, sollten wir gehen.«

»Nur einen Likör.«

»Eine Marille für Madame«, seufzte Ferry und sah zu, wie der Wirt das Glas füllte. »Wo wohnst du? In der Nähe, hoffe ich.«

»Du bist aber von der schnellen Truppe.«

»Wundert dich das bei einem Kavalleristen?«

»Was gibt es so Wichtiges, dass du um vier Uhr schon aufstehen musst?«

»Ich werde jemanden erschießen«, antwortete er in bester Laune.

Einen Moment lang wurde das betrunkene Frauengesicht ernst. »Geh, mach keine Witze.«

»In Angelegenheiten der Ehre pflege ich niemals Witze zu machen«, erwiderte er mit einem Ausdruck, den er für würdevoll hielt.

»Ferry, du duellierst dich? Schon wieder?«

Es schmeichelte ihm, dass er als Mann bekannt war, der seine Ehre mit der Waffe verteidigte. Der Ruf, der beste Schütze seines Regiments zu sein, war ihm offenbar bis ins Kleeblatt vorausgeeilt.

»Die Angelegenheit ist geheim, ich bitte dich, kein Sterbenswort darüber zu verlieren.« Bedeutungsvoll legte er seinen Finger auf ihre Lippen und sang den Operettenschlager ausgelassen mit: »Auch der Klapperstorch blieb nicht lang aus, brachte klappernd den Segen ins Haus …«

Eine halbe Stunde später verließen Ferry und die Frau, deren Name nicht gefallen war, das Gewölbe und machten sich auf den Weg zu ihrem Zimmer. Gesprochen wurde nichts, was sollte man auch sagen? Es gab nur eine Sache, wegen der man um diese Zeit noch unterwegs war.

Ferry bemerkte den Schatten nicht, der sich ihm unauffällig angeschlossen hatte, doch der Frau fiel er auf.

»Wer ist da?«, fragte sie in die Nacht.

Ein Mann tauchte hinter dem Paar auf. Sein dunkler Umhang ließ ihn massig erscheinen. Er packte Ferry mit beiden Händen.

»Jesus Maria!«, schrie die Blonde mit jener sich überschlagenden Stimme, die ihr manchmal in unangenehmen Situationen half. Wenn in der Inneren Stadt laut geschrien wurde, dauerte es nie lange, bis Menschen zusammenliefen. »Zu Hilfe!« Sie erhob ihre Stimme zu voller Kraft, aber diesmal wurde es ihr zum Verhängnis. Die Pranke des Angreifers holte aus, schlug ohne Schwung zu und traf die Frau doch so kräftig an der Schläfe, dass sie das Bewusstsein verlor und auf das Pflaster stürzte.

»Wer … wer sind Sie?«, stammelte Pankau, der nicht so sehr die Statur des Angreifers fürchtete, als dessen schweigsame Entschlossenheit, diese graue Gewalt, von der Ferry spürte, dass sie sich durch nichts aufhalten lassen würde. Fahrig tastete er nach dem Säbel, doch er war seiner Waffe entwöhnt, konnte sich kaum noch erinnern, wann er sie zuletzt gezogen hatte. Im Halbdunkel schlug der Unbekannte Ferry den Säbel aus der Hand. Im nächsten Moment packten die Hände zu, nicht gewaltsam oder impulsiv, sondern mit der Ruhe von jemandem, der den Ausgang des Kampfes schon kannte. Dabei sprach der Mann zu Ferry wie zu einem kranken Tier: »Wehr dich nicht. Ganz ruhig, nur ruhig.«

Wie stählerne Zwingen pressten die Finger die Gurgel des Kavallerieleutnants zusammen. Sosehr Ferry die Halsmuskeln auch anspannte, gelang es ihm nicht, der Gewalt dieser Hände zu entgehen.

»Jetzt ist es gut«, sagte der Unbekannte und drückte Ferry den Kehlkopf ein. Als der Leutnant aufs Pflaster sank, war er noch nicht tot. Röchelnd versuchte er, Luft in seine Lungen zu saugen. Das Letzte, was Ferry von Pankau wahrnahm, war der Geruch des Pferdehaufens, neben dem sein Kopf im Rinnstein lag. Er sah schwarz polierte Schuhe über sich hinwegsteigen und die Kleeblattgasse verlassen. Im Licht der Laterne schimmerte der Umhang des Mörders dunkelblau. Eine Glocke schlug von der Kirche zu St. Peter. Ferry starb, ohne seine Seele in Gottes Hände gelegt zu haben.

2

Donaukiesel

Katrin Hierzer war erst fünfundzwanzig, diente der Familie Korff aber schon seit acht Jahren. Angefangen hatte sie als Küchenhilfe, war zum Zimmermädchen avanciert, und vor einem Jahr hatte der gnädige Herr ihr einen überraschenden Vorschlag gemacht.

»Zum Bettenmachen und Ofenanzünden sind Sie mir zu schade, Kathi.« Vom Fenster seines Studierzimmers aus hatte er auf die Donau hinuntergeschaut. »Zu jeder Jahreszeit sieht das Wasser anders aus, ich staune immer wieder.«

»Wollen Sie mir etwa kündigen?«.

Er hatte sich umgedreht und sie aus lebendigen, wachsamen Augen betrachtet. Die Augen des gnädigen Herrn hatten einen hellen Ton, ähnlich wie Bernstein. Er hielt den blonden Bart so kurz gestutzt, dass man ihn bei schwacher Beleuchtung kaum sah. Maxim Korff war groß auf eine besondere Art. Betrat er einen Raum, drehten sich die Menschen nach ihm um. In seiner Freizeit ruderte er und spielte Tennis, in jüngeren Jahren hatte er sämtliche Viertausender der Alpen bezwungen. Er kleidete sich etwas nachlässig, mit Ausnahme der Schuhe; Korff putzte seine Schuhe selbst.

»Wenn Sie weiter so dumm fragen, überlege ich mir das mit Ihrer Beförderung noch einmal«, hatte er sie zurechtgewiesen. »Für ein Zimmermädchen sind Sie mir zu gut und auch schon ein bisschen zu alt.« Ein Zwinkern. »Ich mache Sie mit sofortiger Wirkung zur Hausdame.«

Korff hatte recht. Wenn man als Zimmermädchen nicht rechtzeitig heiratete oder eine bessere Stellung fand, schuftete man bis an sein Lebensende. »Was habe ich als Hausdame zu tun?«

»Das wird Ihnen alles meine Frau erklären.« Er hasste Details, sofern sie den Haushalt betrafen.

»Danke. Ich werde mit der gnädigen Frau reden.«

Das war erst vor zwölf Monaten gewesen, doch Katrin kam es wie die Erinnerung an ein anderes Leben vor. In nur einem Jahr hatte sie sich den Respekt der Dienerschaft und der Familie erworben. Gäste, die zu Besuch in die Außenfestung kamen, behandelten Katrin wie ein Familienmitglied. Die Damen suchten ihren Rat in modischen Fragen, die Herren waren auf eine Art galant, als ob sie zur guten Gesellschaft gehören würde.

Die Korff-Villa wurde die Außenfestung genannt, weil sie von der Familie hauptsächlich in der schönen Jahreszeit bewohnt wurde, während man in den dunklen Monaten im Stadtpalais in der Jasomirgottstraße lebte, nur einen Steinwurf vom Stephansdom entfernt. Zurzeit herrschte der schwere, träumerische Wiener Sommer. Es lebte sich angenehm in dem schönen Haus über der Donau, inmitten der Ausläufer des Kahlenberges. Die Korff-Villa hatte nicht nur Blick auf das Wasser, sondern einen direkten Zugang zum Strom und stellte damit eine Ausnahme dar, über die sich keiner der anderen Anwohner freuen konnte. »Das einzige Hindernis, das uns vom Fluss trennt, ist der Kaiser«, lautete ein beliebter Spruch im Kahlenbergerdorf. Auch die Korffs mussten damit leben, dass die Franz-Josefs-Bahn dem Uferverlauf folgte und damit das Grundstück mitten durchschnitt. Maxim hatte vor Jahren bei der kaiserlichen Staatsbahn erstritten, dass er an der nordöstlichen Ecke des Parks einen Tunnel graben durfte, der unter der Bahnlinie hindurch bis ans Ufer führte. Somit erfreuten sich die Korffs ihres eigenen privaten Donaustrandes.

Katrin folgte dem Mädchen, das die Limonadenkrüge hinunter in den Pavillon brachte, wo die Badegesellschaft Zuflucht vor der Sonne suchte.

»Wissen Sie, ob Maxim uns später zum Essen die Ehre gibt, Kathi?«, fragte Theodor Zeska, kaum dass sie eintrat.

»Herr Korff hat telefoniert, dass es später werden könnte«, antwortete sie und beaufsichtigte das Mädchen beim Eingießen der Limonade.

»Dann weiß er es also schon«, rief Zeska, der langjährige Kompagnon der Korffs. Er hatte die Physiognomie eines satt gefressenen Bären, doch jedermann wusste, Zeska war ein gefährlicher Mensch. Seine kleinen Augen leuchteten. »Maxim kennt den Ausgang des Duells bestimmt bereits.«

Die Zusammensetzung der Sommergesellschaft änderte sich selten. Julius und Abel Hahn waren unter den Gästen, Vater und Bruder der gnädigen Frau. Der stets korrekte Abel trug trotz der Hitze Weste, Krawatte und Jacke, während sein Vater einen blau gestreiften Badeanzug vorzog. Nach dem Schwimmen hatten seine nackten Füße Pfützen auf den Dielen gemacht, in die er hin und wieder mit den Zehen hineintappte. Seine Zigarre war ausgegangen. Katrin zündete ein Streichholz an.

»Danke, das ist lieb«, sagte der alte Mann und sah sie aus klugen Augen an. »Wie geht es Ihnen, Kathi?«

»Danke der Nachfrage, Herr Geheimrat.« Sie ließ das Schwefelholz brennen, bis die Flamme fast ihre Finger berührte.

Julius Hahn blies es aus. »So, jetzt darfst du mich küssen, mein Schatz.« Auf die verblüfften Mienen der anderen lachte er. »Lautet das Sprichwort nicht so?«

»Vater, bitte.« Mit einem Blick entschuldigte sich sein Sohn bei Katrin.

»Spar dir dein Vater, bitte«, konterte Julius. »Ich kannte Kathi schon, da steckte sie noch in den Kinderschuhen.«

»So lange wohl nicht, Herr Hahn.«

Julius setzte sich rauchend im Korbstuhl zurecht. »Wie lange sind Sie jetzt im Haus meines Schwiegersohnes?«

»Acht Jahre.«

»Herrgott, wo ist die Zeit geblieben?« Er paffte versonnen. »Zwölf Jahre sind wir schon in dieses neue Jahrhundert hineingeschlittert, aber man hat noch keine so rechte Ahnung, was daraus werden soll.«

»Was soll denn aus einem Jahrhundert werden?«, rief Zeska. »Gut verdienen werden wir, leben und uns amüsieren werden wir wie eh und je. Nicht wahr, mein Schatz?« Er streichelte das Knie seiner Frau.

»Wie eh und je.« Camilla Zeska trug einen bodenlangen, durchbrochenen Mantel mit aufgestickten Pfauenmotiven über dem Badeanzug. Ihre Stimme erinnerte an ein schwirrendes Insekt. Camilla hatte früher eine Karriere als Sängerin angestrebt, war aber nach ein paar Jahren klug genug gewesen, sich für die Ehe mit dem reichen Geschäftsmann zu entscheiden.

Julius betrachtete die Zigarrenglut. »Krieg oder Frieden. Ich tippe darauf, dass das 20. Jahrhundert ein kriegerisches sein wird.«

»Das glaube ich nicht. Unsere Majestät wird gewiss als Friedenskaiser in die Geschichtsbücher eingehen.« Camilla schloss den Mantel über ihren Beinen.

»Und was geschieht, wenn man dem Kaiser einen Krieg aufzwingt?« Julius wurde unterbrochen, da Raphael Hofteuffel gerade den Pavillon betrat.

»Ich bitte meine Verspätung zu entschuldigen, aber die aktuellen Ereignisse …« Hofteuffel stockte, da er jemanden in der Runde entdeckte, für dessen Ohren die Neuigkeit nicht gemacht war.

Julius verstand sofort. »Xandi, warum gehst du nicht schwimmen?«, fragte er das fünfzehnjährige Mädchen, das der Unterhaltung bisher gelangweilt gefolgt war.

»Muss ich wirklich?«, fragte Alexandra ihren Vater.

»Es ist so ein herrlicher Tag«, antwortete Abel ausweichend.

»Ich weiß eh, wovon ihr redet«, erwiderte das Mädchen trotzig. »Von Onkel Ludwig.«

»Wenn du ans Ufer kommst, richte meiner Tochter aus, dass sie sich bald in ein Donauweibchen verwandeln wird, wenn sie so lange im Wasser bleibt«, sagte Julius.

Während die Anwesenden lachten und einen Blick zum Fluss warfen, wo Livia Korff im glitzernden Fluss ruhige Schwimmstöße ausführte, schickte Julius seine Enkelin aus dem Pavillon.

»Erzählen Sie schon«, forderte er den Neuankömmling auf.

Raphael Hofteuffel war stämmiger geworden, seit er die Professur an der naturhistorischen Fakultät angenommen hatte und nicht mehr so häufig auf Reisen war. Er hatte ein breites, sonnenverbranntes Gesicht mit freundlichen schwarzen Augen. Der weit geschnittene Leinenanzug konnte seine kräftigen Muskeln nicht verbergen. Raphael war ein gut aussehender Mann, doch es fehlte ihm die Aura, die seinen besten Freund Max umgab. Maxim Korff war ein Mann des Mittelpunktes. Wo er auftrat, bildete sich das Zentrum des Geschehens. Raphael stellte eher eine Randfigur dar. Er war damit stets zufrieden gewesen, bis auf einen einzigen Punkt: Vor Jahren hatten sowohl Maxim als auch Raphael der blutjungen Livia Hahn Avancen gemacht. Schon während Hofteuffel um Livia geworben hatte, musste er gewusst haben, dass sein Freund das Rennen machen würde. Maxim gewann Livias Liebe, dazu die Unterstützung ihres Vaters und das große Geld, das hinter dem Bankhaus Hahn stand.

»Machen Sie es nicht so spannend.« Julius stampfte mit dem nassen Fuß auf.

»Wie es aussieht, hat das Duell gar nicht stattgefunden.« Raphael bedankte sich, als Katrin ihm ein Glas Limonade reichte.

»Hat Ludwig etwa gekniffen?«, fragte der alte Mann.

»Im Gegenteil. Er war heute Morgen pünktlich um halb fünf in den Praterauen, zusammen mit seinen Sekundanten. Ludwig soll es allerdings erbärmlich gegangen sein, plötzlicher Durchfall während der Nacht.« Hofteuffel setzte sich neben das Ehepaar Zeska.

»Wundert mich nicht, dass der arme Teufel die Scheißerei kriegt, wenn er gegen einen Mann wie Pankau antreten soll. Entschuldigen Sie meine Ausdrucksweise«, sagte Julius in Camillas Richtung.

»Es ist aber doch unvorstellbar, dass der Leutnant zurückgesteckt hat«, mischte sich Zeska ein. »Das Renommee seines Regiments steht auf dem Spiel, wenn er sich der Ehrenpflicht entzieht.«

Während die Herren die Merkwürdigkeit eines nicht stattgefundenen Duells besprachen, gab Katrin dem Mädchen Anweisung, den Kirschkuchen von oben aus dem Haus zu holen. Katrin wusste mehr über die Ereignisse im Morgengrauen als die Übrigen, weil sie vorhin mit Herrn Korff telefoniert hatte. Allerdings sollte sie Stillschweigen wahren.

Vor ein paar Tagen war Ludwig Korff, der jüngere Bruder von Maxim, mit dem Kavallerieleutnant Pankau in Streit geraten. Die Auseinandersetzung hatte dazu geführt, dass Ludwig von dem Offizier Satisfaktion verlangt hatte. Zu spät war ihm klar geworden, dass er einen stadtbekannten Pistolenschützen gefordert hatte. Laut Verabredung hätte das Duell heute im Morgengrauen ausgetragen werden sollen.

Obwohl sich die Gesellschaft dem Schein nach zum Baden an der Donau eingefunden hatte, waren sie insgeheim gekommen, um den Ausgang der tragischen Angelegenheit zu erfahren. Ludwig wusste mit einer Pistole umzugehen, trotzdem musste man mit dem Schlimmsten rechnen.

Eine Bewegung am Fluss ließ Katrin aufblicken. Livia Korff hatte lange gebadet, jetzt stieg sie aus dem Wasser. Sie legte ihren hellgrünen Mantel um, schüttelte das rote Haar aus und hob das Gesicht zur Sonne. Livia war eine ungewöhnlich schöne Frau. Ihre helle Haut, das Haar, das im nassen Zustand kastanienfarben leuchtete, ihre Gesichtszüge, die slawisch anmuteten, all das trug die Merkmale der Makellosigkeit und erzählte nichts vom Alter der Mutter eines sechzehnjährigen Sohnes. Katrin verließ den Pavillon und brachte Livia ein Badetuch.

»Seht nur, Madame ist den Wellen entstiegen«, scherzte Theodor Zeska und beobachtete, wie Livia den Mantel abwarf und sich von Katrin das Tuch reichen ließ. »Schön wie eine Göttin.«

»Die Göttin wird sich eine Blasenentzündung holen, wenn sie so lange im Wasser bleibt.« Julius kam aus dem Korbstuhl hoch. »Was mich auf die Idee bringt, vor dem Essen selbst noch ein wenig zu schwimmen.« Er wandte sich zu seinem Sohn. »Willst du nicht wenigstens einmal untertauchen?«

»Heute nicht, Papa.« Abel nahm ein Stück Kirschkuchen.

Auf spindeldürren Beinen machte sich Julius zum Ufer auf.

»Und du?«, ermunterte Zeska seine Frau. »Schwimmst du gar nicht?«

»Da müsste ich mir nachher die Frisur neu machen. Das ist mir zu dumm.«

Zeska wandte sich an Hofteuffel. »Wie wär’s, gehen wir ins Haus und spielen eine Runde Karambol?«

»Später, lieber Zeska. Ich möchte Livia noch Guten Tag sagen.«

»Natürlich.« Zeskas Ton blieb höflich, doch in seinen Augen las man die pure Anzüglichkeit. Der Ruf, Livias abgelehnter Verehrer zu sein, folgte Hofteuffel selbst heute noch.

Am Strand hielt Katrin den Bademantel der gnädigen Frau, während die sich abtrocknete. Plötzlich zuckte Livia zusammen.

»Was haben Sie?«

»Ein spitzer Stein.« Livia hob den Fuß.

Katrin bückte sich. »Lassen Sie sehen.«

In der Mitte des Stromes fuhr gerade ein Lastenkahn vorüber. Obwohl er bereits ein gutes Stück Richtung Klosterneuburg weitergekommen war, erreichte seine Bugwelle das Ufer erst jetzt. Katrin konnte nicht mehr rechtzeitig zurückspringen, ihre Schuhe und der Rocksaum wurden umspült.

»Das tut mir leid, Kathi.« Livia setzte sich auf das Badetuch und untersuchte ihre Ferse.

»Sie bluten ja.«

»Ein kleiner Schnitt.«

»Wir müssen Jod darauf tun.«

Als sich die beiden Frauen zum Pavillon aufmachten, hinkte Livia. Katrin reichte ihr den Arm. Aus der Villa kam ihnen Maxim Korff entgegen. Er hatte die Jacke über den Arm geworfen. Der Schatten des Strohhutes bedeckte sein Gesicht zur Hälfte.

Livia machte sich von Katrin los. »Lassen Sie nur. Maxim braucht mich so nicht zu sehen.« Während sie weiterlief, versuchte sie, das Hinken zu verbergen.

3

Die schmeichlerische Schöne

»Tot ist er.«

Mit langsamen Schritten näherte sich Maxim der Gesellschaft.

»Wer ist tot?«, rief Zeska. »Ludwig?«

»Ludwig ist tot?«, wiederholte Julius, der zusammen mit seiner Enkelin von der anderen Seite des Ufers kam. Die kleine Gruppe umdrängte Maxim.

»Nein, der Leutnant ist tot.« Er wandte sich zu seiner Frau, die abseits stehen geblieben war. »Wie findest du das, meine Liebe? Ferry Pankau, der schneidige Pistolenheld, hat es nicht geschafft, meinen Bruder zu erschießen.«

Livia hielt dem Blick ihres Mannes stand. »Ich bin froh, dass Ludwig nichts passiert ist.«

»Das heißt, Ludwig hat den Leutnant erschossen?«, fragte Julius ungläubig.

»Es wurde gar nicht geschossen. Man hat Pankau stranguliert.« Maxim zog sein Zigarrenetui aus der Tasche und schaute auf den Fluss hinaus.

»Stranguliert, in den Praterauen?«

»Nein, nahe dem Judenplatz.«

»Was hatte der Leutnant denn auf dem Judenplatz zu suchen?«

Obwohl Abel Hahn seinem Vater bedeutete, dass dies nicht für Alexandras Ohren bestimmt sei, machte der Großvater keine Anstalten, das Mädchen ins Haus zu schicken.

»Hat jemand Feuer?«, fragte Maxim.

Katrin hatte die Streichhölzer schon zur Hand, aber Hofteuffel war schneller. »Wo ist Ludwig jetzt?«

»Er hat noch in der Stadt zu tun, mit seinen Sekundanten.«

»Ich an seiner Stelle würde mich auch besaufen, wenn mir so unverhofft das Leben wiedergeschenkt würde.« Theodor Zeska legte seiner Frau den Arm um die Schulter. »Auf einen Zufall wie diesen lässt sich doch wunderbar anstoßen.«

»Zufall?« Maxim tat den ersten Zug. »Was wollen Sie damit sagen?«

»Es ist schon ziemlich auffällig, dass der schneidige Leutnant, der Ihren Bruder heute Morgen vielleicht erschossen hätte, kurz vor dem Duell erwürgt wird.«

»Ich verstehe Ihre Andeutung nicht.«

»Ich deute gar nichts an.« Zeska lächelte. »Ich finde nur, dass das Leben mitunter die schönsten Kapriolen spielt.« Sein Lächeln blieb, doch Zeskas Blick wurde eiskalt.

Maxim warf die Zigarre ins Wasser. Sanft trug die Donau sie davon. »Lasst uns ins Haus gehen. Vielleicht ist Ludwig schon eingetroffen.«

Die Gesellschaft machte sich zur Villa auf. Katrin begleitete die Übrigen nur eine kurze Strecke, dann nahm sie den Weg, der hinter den Buchenhecken zur straßenseitigen Einfahrt führte. Dort stand das Automobil mit offener Motorhaube.

»Wieso bist du nicht ans Wasser gekommen?«, rief sie, obwohl niemand zu sehen war.

Hinter dem Kühler tauchte ein runder Kopf auf. Die kurzen blonden Locken konnten nicht verbergen, dass diesem Mann die Haare ausfielen. Er war in seinen Zwanzigern.

Katrin lief um den roten Overland Roadster herum, das neueste amerikanische Modell, das in Wien immer noch Aufsehen erregte. Aus einer Flasche goss Hannes Gattinger, der Chauffeur, Wasser in den Kühler.

»Wo wart ihr so lange?«

»Zuerst in den Praterauen, später auf der Polizei.« Als Katrin sich in seinen Arm drängen wollte, hob Gattinger die Hände. »Nicht. Ich bin schmutzig.« Er verschraubte den Kühler und schloss die Motorhaube.

Sie umarmte ihn. »Ich habe dich vermisst, mein großer Hannes.«

Bevor er Katrins Kuss erwiderte, warf Gattinger einen Blick zu den Fenstern hinauf.

»Weshalb die Vorsicht? Kein Mensch interessiert sich für uns. Die haben gerade Wichtigeres zu besprechen.«

»Ich weiß.«

»Du weißt es schon?«

»Schließlich war ich die ganze Zeit mit dem gnädigen Herrn unterwegs.«

»Ludwig soll wie durch ein Wunder mit dem Leben davongekommen sein.«

»Ein Wunder?« Gattinger rückte auf Distanz. »Was heißt das?«

»Gar nichts, ich meine nur … Glaubst du etwa auch, dass Pankaus Tod kein Zufall war?«

»Wer behauptet das?«

»Zeska.«

»Das hätte ich mir denken können. Zeska sucht seine Rache.«

»Die Affäre zwischen Camilla und dem gnädigen Herrn ist doch längst vorbei.«

»Trotzdem wird Zeska Maxim nie verzeihen.« Gattinger schüttelte den Kopf. »Zeska ist imstande, das dumme Gerücht in Wien in Umlauf zu bringen.«

»Welches Gerücht?«

»Dass Maxim etwas mit der Sache zu tun haben könnte.« Er starrte vor sich hin. Wasserblau waren seine Augen, rötlich seine Haut. »Wie gut kanntest du Pankau?«

»Er war ein paarmal im Haus. Was ist denn auf einmal mit dir los, Hannes?«

»Sehen wir uns heute noch?«, fragte er ausweichend.

»Wenn du willst, komme ich später zu dir.«

Er wandte sich wieder zum Auto.

Katrin lief ins Haus. Bevor sie in den Salon trat, warf sie einen Blick in den Spiegel. Wer einen Chauffeur liebte, durfte sich nicht wundern, wenn er mit Schmieröl in Berührung kam. Rasch wischte sie sich einen dunklen Fleck vom Hals und strich das blau gestreifte Sommerkleid glatt.

Das Abendessen war längst vorüber. Man hatte die geleerten Sherrygläser in die Küche gebracht, der Zigarrenrauch verflüchtigte sich. Die Gesellschaft war aufgebrochen, nachdem sie Ludwig Korff, dem traurigen Helden wider Willen, ihre Aufwartung gemacht hatte. Maxims jüngerer Bruder war der zarte, künstlerisch Veranlagte, der stets im Schatten seines dynamischen Bruders stand.

Zu dritt saßen sie nun im Salon beisammen. Über seine Mappe gebeugt las Ludwig aus dem Abschiedstext vor, den er vor dem Duell verfasst hatte. Das farbige Glas der chinesischen Lampe versetzte den Raum in eine traumartige Stimmung.

»Bei Tag ist Wien eine schmeichlerische Schöne, eigensinnig und verschwenderisch regiert sie durch die Macht der Verführung. Nachts wird Wien zu einer zahnlosen Alten von unappetitlichem Aussehen, ein Wesen, das irgendwann vergessen hat, zu sterben. Morgen werde ich den Tod kennenlernen. Morgen ist das Sterben an mir.« Ludwig blickte von den handgeschriebenen Seiten auf. Sein langes schwarzes Haar war ihm in die Stirn gefallen und bedeckte das rechte Auge. Durch den Vollbart wirkte er älter, keinesfalls wie der jüngere der Korff-Brüder.

Nach einer Weile fragte Maxim aus dem Halbdunkel: »Weshalb verherrlichst du in deinen Werken immer den Tod? Hättest du heute nicht jeden Grund, das Leben zu besingen?«

Ludwig legte die Mappe auf das offene Klavier. »Das Leben ist immer da, es ist die Normalität. Der Dichter ist angehalten, das Besondere zu beschreiben, das, was außerhalb der Existenz liegt.«

»Unsinn.« Maxim beugte sich in den Lichtkegel. »Eine Dichtung, die nichts mit dem Leben zu tun haben will, ist nutzlos.«

Ludwigs Stimme klang entfernt. »Das Leben. Hat sich der Sinn meines Lebens heute etwa entschlüsselt?«

»Was willst du damit sagen?«

»Ich war bereit, zu sterben. Meiner Ehre wäre Genüge getan gewesen und man hätte mich in mein Grab gelegt.«

»Ein paar Ohrfeigen hätte man dir runterhauen sollen, statt dich in dein Grab zu legen.« Maxim stand auf und goss sich vom Cognac nach.

Ludwig ließ sich vom saloppen Ton des Bruders nicht beirren. »Statt mir ist ein anderer gestorben. Warum er? Weshalb nicht ich, Max?«

»Vielleicht hat Pankau heute nur seine längst überfällige Strafe bekommen.« Mit lautem Klick ließ Maxim den Verschluss in die Karaffe zurückgleiten.

»Seine Strafe?« Livia hatte sich während Ludwigs Lesung auf der Ottomane ausgestreckt, nun richtete sie sich auf. »Das kenne ich nicht an dir, Max, dass du an das Gesetz von Schuld und Sühne glaubst.«

»Wofür kennst du mich sonst, meine Liebe?«

»Du nimmst dir, was du haben möchtest, und wenn die Rechnung präsentiert wird, willst du von allem nichts mehr wissen.«

Ohne darauf einzugehen, ließ Maxim sich neben Ludwig auf die Klavierbank sinken. »Heute hat Pankau seine Rechnung präsentiert bekommen, und er hat bezahlt. Siehst du, so ist das Leben, so sieht die Existenz aus. Darüber solltest du schreiben und nicht dieses verblasene, unappetitliche Zeug.« Als ob er die Vorfälle des Tages endgültig abstreifen wollte, wandte sich Maxim an seine Frau: »Hast du Nachricht von Philipp?«

»Er kommt ein paar Tage später, schreibt er.«

»Der Lausbub.« Maxim schüttelte den Kopf. »Hat seine werten Eltern ein halbes Jahr nicht gesehen und will sich sogar noch in den Sommerferien rarmachen.«

»Es gefällt ihm so gut in Neuengland.«

»Selbstverständlich gefällt es ihm in einem Internat am Meer. Wann kommt er also?«

»Freitag schifft er sich von Boston aus ein und trifft fünf Tage später in Liverpool ein. Von dort nimmt er die Bahn.«

»Er braucht die Bahn nicht zu nehmen, ich werde ihn abholen.«

»Du?«, entgegnete Livia. »Ich hatte eigentlich überlegt, ihm entgegenzufahren.«

»Ich habe geschäftlich in London zu tun. Dort können Philipp und ich ein paar nette Tage verbringen, bevor wir gemeinsam heimfahren.«

»Du nimmst ihn mir schon weg, bevor er überhaupt zurückgekommen ist?«

»Ich nehme ihn dir nicht weg. Der Bub wird dir ohnehin meistens zu viel mit seiner Attitüde, die Welt aus den Angeln zu heben.«

»Von wem er das wohl hat?«

»Von mir nicht«, lachte Maxim überrascht. »Ich war mein Leben lang Realist.«

»Mit einem unverkennbaren Hang zum Größenwahn«, wandte Ludwig ein.

»Habt ihr euch gegen mich verschworen? Wann hätte ich mich je größenwahnsinnig aufgeführt?«

»Zum Beispiel damals, als du den Korff-Akkumulator als Weltneuheit angekündigt hast, obwohl er noch gar nicht ausgereift war.«

»Ich war felsenfest davon überzeugt, dass er funktionieren würde. Manchmal genügt das.« Amüsiert über die Wendung des Gesprächs schlug Maxim das zweigestrichene Cis am Klavier an.

»Da haben wir ja deinen Größenwahn«, lächelte Ludwig. »Hätte dir Livia damals nicht geholfen, wäre sie nicht zu ihrem Vater gegangen, der eine gewisse Summe für dich flüssiggemacht hat …«

»Ja, ja, das ist bekannt und tut hier nichts zur Sache.« Hart hieb Maxim auf die schwarze Taste, unschön laut erklang der hohe Ton. »Was damals geschehen ist, hat zum Erfolg geführt, nur das zählt. Morgen wird sich übrigens zeigen, ob es mir gelingt, diesen Erfolg in die Welt hinauszutragen.«

Livia strich ihr malvenfarbenes Kleid glatt. »Bedeutet das …? Ist es dir gelungen?«

Ein füchsisches Lächeln breitete sich auf Maxims Gesicht aus. »Das sollte eigentlich die Neuigkeit sein, die ich heute mit euch feiern wollte.« Er stieß Ludwig in die Rippen. »Leider hast du mir mit deinem Pistolenduell die Überraschung verdorben.«

»Man gibt dir die Erlaubnis, das Geschäft mit den Amerikanern abzuschließen?« Livia versuchte nicht, ihre freudige Neugier zu verbergen. Impulsiv stand sie auf. »Mein Vater hat mir kein Sterbenswörtchen davon gesagt.«

»Weil Julius es selbst noch nicht weiß. Die im Handelsministerium machen ein Geheimnis daraus.«

»Warum?«

»Weil den angestaubten Ministerialräten die aufstrebende amerikanische Nation unheimlich ist. Die Herren führen sich auf, als ob mein Patent in die Hände von Indianern fallen würde.«

»Könnte der Abschluss also noch gekippt werden?«

»Morgen bekomme ich den Bescheid, und zwar von allerhöchster Stelle.«

»Wen triffst du?«

»Man darf das als mehr als ein Treffen bezeichnen.«

»Den Minister? Den Erzherzog?« Livia trat in die Beuge des Flügels. In diesem Licht leuchteten ihre Augen veilchenblau. »Doch nicht etwa …?«

Maxim schenkte ihr jene Art von Lächeln, das zwischen ihnen selten geworden war.

»Wirst du etwa zu Seiner Majestät vorgelassen?« Ungläubigkeit schwang in ihrer Stimme.

Maxim machte eine galante Kapriole, die an adelige Umgangsformen erinnern sollte. »Was sagst du jetzt zu meiner großen Neuigkeit? Wenn Zeska davon erfährt, wird er zerspringen. Er versucht seit Jahren, Audienz zu bekommen.«

»Wann ist es so weit?«

»Morgen um sechs Uhr dreißig. Wie wir wissen, ist Seine Majestät Frühaufsteher. Gattinger soll in aller Herrgottsfrühe anspannen.«

»Du willst den weiten Weg zu Pferd machen?«

»Pferd und Wagen sind die einzig standesgemäße Art, in Schönbrunn vorzufahren.«

Livia betrachtete ihn liebevoll. »Da hätte es heute tatsächlich etwas zu feiern gegeben, und wir haben den ganzen Abend über die unselige Sache geredet.«

Maxim trat vor seine Frau. »Zu viel Ehre für einen Leutnant, den wir nicht einmal besonders gut kannten.« Seine Augen wurden schmal. »Zumindest, was mich betrifft.« Er leerte sein Glas. »Wenn ihr erlaubt, werde ich mich jetzt zurückziehen.«

»Es ist noch nicht einmal zehn Uhr«, erwiderte Ludwig überrascht.

Gönnerhaft zerstrubbelte Maxim Ludwigs Haar. »Deine Dichterlesung über die Eitergeschwüre Wiens haben mir die letzte Kraft geraubt.« Ohne sich von Livia zu verabschieden, wandte sich Maxim zur Tür, warf ein allgemeines Gute Nacht in den Raum und ging.

Auf dem Korridor fiel sein Blick zu dem Anbau hinüber, wo zu ebener Erde die Garage lag und darüber das Zimmer des Chauffeurs. An den bewegten Silhouetten hinter dem Fenster erkannte Maxim, dass Gattinger nicht allein war.

Eines Nachmittags im Frühling waren Katrin und der Chauffeur in Maxims Studierzimmer gekommen. Gattinger war nervös gewesen, Katrin dagegen selbstbewusst und voller Freude. Maxim hatte sich die Neuigkeit der beiden mit der Gelassenheit eines väterlichen Freundes angehört, sie beglückwünscht und gefragt, wie sie sich im Falle der Eheschließung ihre Zukunft vorstellen würden. Beide hatten versichert, dass sie ihre Pflichten im Hause Korff noch gewissenhafter erfüllen wollten. »Was mich betrifft, habt ihr meinen Segen«, hatte Maxim geantwortet. Nichts hätte erlogener sein können. Gattinger, dieser ungebildete Mensch, der einer Frau nichts bieten konnte als die tümelnde Heimeligkeit eines Dienstbotenlebens, sollte Katrin nicht haben. Mit ihm würde sie in eine Zukunft ohne Perspektive schlittern, die sie in wenigen Jahren altern lassen würde.

Maxim nahm die Treppe in die Küche, von wo er, nur einen Steinwurf von der verräterischen Garage entfernt, ins Freie trat. Er vermied es, auf dem Kies zu laufen, und blieb auf den Platten, die das Haus säumten. Im Gehen zündete er sich eine Zigarre an und trat unter das Fenster seines Chauffeurs.

Die Stille im ersten Stock verriet eine Sprache der Lust, eine Anspannung der Sinne, die sich zu verschleiern suchte, als ob die Hauptanstrengung der beiden darin lag, keinen Lärm zu machen. Von Zeit zu Zeit gab Katrin kurze Laute von sich, in denen Zärtlichkeit und Wollust lagen. Ein rasches Atmen jetzt, ein Hecheln, hinter dem Maxim ein Weinen erkannte, ein seliges, selbstvergessenes Weinen des Glücks.

In diesem Moment hasste er Gattinger. Er hasste beide, die sich einem Rausch hingaben, der das Siegel des Erlaubten trug, denn sie waren einander schließlich versprochen.

Maxim dachte an seine eigene Frau, der er vor Jahren auch ein heiliges Versprechen gegeben hatte. Inzwischen war ihre Verbindung geprägt von Abstumpfung und Überdruss. Sie führten eine graue, ereignislose Ehe. Maxim dachte auch an das Verhältnis, das er mit Camilla Zeska gehabt hatte; wie unwichtig und schal war das im Vergleich zu dem, was er für Katrin empfand. Hatte er sie etwa deshalb zur Hausdame gemacht, damit sie sich mit dem Chauffeur in ein billiges Glück davonstahl? Er träumte davon, mit ihr zu verreisen, an ein fernes Meer, wo Livia und Wien weit entfernt sein würden. Katrin wusste nichts von seiner Sehnsucht, da sie Maxims Offenbarung durch ihre eigene zuvorgekommen war.

Er warf die Zigarre ins Gras, wo sie im nächtlichen Tau verlöschte. Oben, in dem dunklen Zimmer, war es inzwischen still geworden.

4

Die Birke

Maxim verfluchte die Idee, mit dem Pferdegespann vorgefahren zu sein. Viel praktischer hätte er die Bahn vom Kahlenbergerdorf herein genommen und den Rest des Weges in einer Droschke zurückgelegt. Stattdessen diese elende Schaukelei. Wegen der ausgeleierten Blattfederung hatte sich außerdem das leidige Kopfweh bei ihm wieder eingestellt. Gattinger auf dem Kutschbock schien dagegen seine helle Freude an der Ausfahrt zu haben.

»Gleich sind wir da«, rief er mit kehliger Stimme.

Der Moment, wenn man sich entlang des Flusses dem Schlosskomplex näherte und über die Hof-Allee auf Schönbrunn zufuhr, war allerdings etwas Besonderes. Selbst Maxim konnte sich des Gefühls der Kaisertreue nicht erwehren. Doch gleich beim äußeren Tor wurde man auf den Boden der Realität zurückgeholt. Für die sogenannte kleine Audienz sei eine Zufahrt über das Haupttor nicht gestattet. Gattinger ließ sich vom Pförtner die Route entlang der Grünbergstraße erklären, die über die Taubenhausallee zum Hintereingang führte.

»Als ob ich ein Lieferant wäre«, schimpfte Maxim vor sich hin.

Sie hielten an der bezeichneten Zufahrt, Maxim wurde vom Adjutanten eines Oberst Loderer empfangen, der ihn in die obere Etage führte. Gattinger blieb bei den Pferden.

Der Adjutant schlug die Hacken zusammen und ließ Maxim in einer Vorhalle mit zahllosen Stühlen zurück, die eine Vorstellung davon gab, wie viele Bittsteller sich täglich im kaiserlichen Vorzimmer einfanden. Heute war der Saal bis auf die livrierten Türsteher leer. Maxim verzichtete darauf, sich zu setzen, und spazierte in der Halle auf und ab. Was sollte er denn mit einem Oberst Loderer besprechen? War der Mann etwa ein Puffer, dessen sich Seine Majestät bediente, um die Audienzzeiten zu verkürzen? Aus dem Fenster blickte Maxim über die Parkanlage bis hinauf zum Neptunbrunnen.

Stiefelknallend trat Oberst Loderer auf, ein kurzer Händedruck und die Bitte, ihm zu einer Tür zu folgen, hinter der Maxim das Allerheiligste erwartete. »Seine Majestät sind abgereist«, sagte Loderer und führte den konsternierten Maxim in sein eigenes Büro.

»Abgereist?« Seine Enttäuschung hätte nicht größer sein können.

»Staatsgeschäfte.« Mit einer bedeutungsvollen Geste forderte Loderer Maxim auf, sich zu setzen.

»Hätte man mich in diesem Fall nicht informieren können?« Er kaschierte seine Wut über den Beamtenschlamassel. »Ich will das Privileg der Audienz gern zu einem späteren Zeitpunkt wahrnehmen.«

»Langsam, Herr Korff. Ich wurde von höchster Stelle angewiesen, mir zunächst einen Überblick über Ihr Anliegen zu verschaffen.«

»Einen Überblick?« Hörbar ließ Maxim die Luft ausströmen. »Mein Geschäftsentwurf liegt den kaiserlichen Ministerien in ausführlicher Dokumentation vor. Das Projekt ist über einen Überblick längst hinaus.«

»Ich wurde anders informiert.« Loderer blätterte in den Unterlagen.

»Wann darf ich hoffen, einen neuen Termin zu erhalten?« Er hatte nicht vor, sich in Diskussionen mit einem subalternen Offizier zu verlieren.

»Mir wurde aufgetragen, Ihnen ein Treffen mit Seiner Exzellenz, Erzherzog Friedrich vorzuschlagen.

Erzherzog Friedrich Maria Albrecht Wilhelm Karl von Österreich war eine der ranghöchsten Persönlichkeiten nach dem Kaiser und galt gemeinhin als Idiot. Von Jugend an Soldat war er wegen seiner engen Verwandtschaft zum Monarchen zu dessen Generaltruppeninspektor ernannt worden. Friedrich verstand von Wirtschaft weniger als das Pferd, auf das er manchmal bei Manövern gehoben wurde.

Trotz seiner Ernüchterung und der Befürchtung, dass sich der Vertragsabschluss um Monate verzögern könnte, überlegte Maxim, ob er sich die Unbelecktheit des Erzherzogs taktisch zunutze machen konnte, indem er ihm ein Bild geschäftlicher Prosperität mit den Amerikanern ausmalen würde. Vielleicht durfte man von dieser Witzfigur eines Heerführers mehr Aufgeschlossenheit erwarten als von den Bürohengsten im Handelsministerium.

»Ich bin Ihnen sehr verbunden, Herr Oberst«, antwortete er Loderer, der daraufhin telefonierte und um eine Verabredung mit dem Erzherzog ansuchte.

Unverrichteter Dinge zog Maxim aus Schönbrunn wieder ab. Die Aussicht, die ganze Strecke ein zweites Mal im Pferdewagen zu machen, war ihm derart zuwider, dass er sich von Gattinger zur Bahnstation bringen ließ und von dort den Zug nahm.

Katrin lief in den Park und setzte sich unter die Birke. Der schlanke Stamm beugte sich über die Wiese, als ob er die Nähe zum Wasser spürte. Wegen der Bahnlinie war die Donau aber an dieser Stelle den Blicken verborgen.

Selten verstieg sich Katrin zu Träumereien über ihre Zukunft, heute jedoch brachte eine trübe und mutlose Stimmung sie dazu, sich eine fantasierte Zukunft auszumalen. In dieser Zukunft ging es ihr allerdings nicht besser, sondern schlechter als in der Gegenwart, weil sie gezwungen sein würde, ihre Arbeit aufzugeben. Katrin trug im Hause Korff eine hohe Verantwortung. Ob es im Sommer um die Anbringung der Markisen ging oder im Winter um die Befeuerung der Heizung, ob ein großes Bankett oder eine kleine Teegesellschaft ausgerichtet werden sollte, ob der Arzt gerufen wurde, weil Ludwig einen Migräneanfall hatte, ob es Streit unter den Dienstboten zu schlichten oder ein Geburtstagständchen einzustudieren galt, Katrin war diejenige, die es anordnete, koordinierte und in manchen Fällen ausführte. Die Blumenarrangements in der Eingangshalle stellte beispielsweise sie zusammen. Sie kombinierte Farben und Formen und freute sich, wenn die gnädige Frau zu ihren Gästen sagte: »Die schönen Blumen hat unsere Kathi arrangiert.«

In jener unseligen Zukunft, die Katrin vor sich sah, war es damit endgültig vorbei. Eine Hausdame mit Kind war ein Ding der Unmöglichkeit. Katrin wollte natürlich Kinder, später, wenn sich ihre Verbindung zu Hannes gefestigt hatte. Was er bei den Korffs verdiente, war anständig, aber um eine Familie zu ernähren, würde es kaum reichen. Der Gedanke an das Kind, dessen Entstehen nicht mehr lange zu verbergen sein würde, hatte nichts Verheißungsvolles. Ein Kind bedeutete, dass Katrin nicht mehr im Dienstbotentrakt wohnen konnte. Es galt als ungeschriebenes Gesetz, dass weibliche Dienstboten, die Mutter wurden, ihr altes Leben beenden und sich in dem neuen zurechtfinden mussten.

Während Katrin mit angezogenen Knien unter der Birke saß, kam es ihr vor, als ob sie auf einem reißenden Fluss dahintrieb, an dessen Mündung ein Wasserfall lauerte, über den sie in die Tiefe zu stürzen drohte. Unter dem Eindruck dieses Bildes begann sie zu weinen. Monate, bevor es so weit war, weinte Katrin ihrer schönen Zeit als Hausdame hinterher.

»Kathi?« Maxim Korff war unbemerkt näher gekommen. »Was machen Sie denn da?«

Hastig wischte sie sich über die Augen. »Gnädiger Herr, Sie sind schon aus der Stadt zurück?« Sie wollte aufspringen, doch ihr Absatz verfing sich im Rocksaum, sie taumelte.

Korff fing sie und half ihr auf die Beine. »Hoppla.«

»Verzeihen Sie.«

»Träumen Sie hier unten vor sich hin?«

»Ich habe gerade Pause.« Sie strich den Rock glatt. »Was kann ich für Sie tun?«

»Nichts.«

»Haben Sie mich denn nicht gesucht?«

»Genau wie Sie bin ich zum Nachdenken ins Freie gegangen. Warum begleiten Sie mich nicht ein Stück?« Er machte eine Geste zum Tunnel hin.

»Ans Wasser?«

Katrin schob eine Haarsträhne zurück, die sich aus der Frisur gelöst hatte. Vielleicht konnte der gnädige Herr ihr einen Rat geben. Dabei durfte sie ihm das kommende Ereignis nicht einmal andeuten. Solange man noch keine äußerliche Veränderung sah, war jeder Tag, den sie hierbleiben durfte, ein gewonnener Tag.

Kathi lief in den Tunnel. Maxim war bereits in das unterirdische Gewölbe eingetreten. Sie holte ihn erst am Ufer ein.

»Wollen wir stromaufwärts oder abwärts spazieren?«

»Aufwärts.«

»Schwimmen Sie gern gegen den Strom?«

»Wieso fragen Sie das?«

Er setzte seinen Strohhut auf. »Weil Sie Ihr Leben so mühelos führen, als ob Sie immer der Flussrichtung folgen würden. In kürzester Zeit haben Sie es von der Küchenhilfe zur Hausdame gebracht, neuerdings kommt auch noch ein Verlobter hinzu. Das bedeutet doppeltes Gehalt. Ich muss sagen, Sie machen Ihre Sache richtig, Kathi.«

Sie lief ein paar Schritte voraus, um ihn nicht ansehen zu müssen. »In meinem Leben ist nicht alles so richtig, wie Sie glauben.«

»Was wäre denn das Richtige für Sie, Kathi?« Er blieb stehen. »Oder lassen Sie es mich so formulieren: Wenn ich eine Fee wäre, was würden Sie sich von allen Dingen am meisten wünschen?«

»Sie, eine Fee?«, erwiderte Katrin todernst.

»Ich bin eine geizige Fee. Bei mir haben Sie nur einen einzigen Wunsch frei.«

Katrin schaute aufs Wasser, das so langsam dahinfloss, dass man die Strömung nur am Treibgut erkannte. »Ich wünsche mir, dass alles so bleibt, wie es ist.«

»So wie hier und heute?«, fragte er überrascht.

»Ja, gnädiger Herr. Für Sie da zu sein, für Sie und Ihr Haus, das ist mein ganzes Glück. Das ist alles, was ich mir von der Zukunft wünsche.«

Exlens!«

»Lassen Sie sich Zeit, Hallhuber.« Maxim und Katrin traten den Rückweg an.

»Seine Exlens, Seine Exlens!« Hallhuber verschliff die komplizierte Ehrenbezeichnung zu einem markigen Ausruf. »Die Exlens, der Erzherzog ist am Telefon!«

»Welcher? Wir haben eine ganze Menge davon.«

Als ob Hallhuber gegen eine unsichtbare Wand gelaufen wäre, blieb er stehen. »Welcher Erzherzog? Herr, mein Heiland, das habe ich vergessen, zu fragen. Ich kann tatsächlich nicht sagen, um welche der Exlensen es sich handelt.«

»Dann ist es wahrscheinlich Friedrich«, erwiderte Maxim. »Wer spricht gerade mit ihm?«

»Die gnädige Frau.«

»Laufen Sie hinauf und sagen Sie, dass ich komme, Hallhuber. Und dass ich mich freue, Seine Exzellenz zu sprechen.«

Hallhuber machte kehrt, rutschte auf den Kieseln kurz aus und verschwand wieder im Tunnel.

»Müssen Sie sich denn nicht beeilen?«, fragte Katrin, als sich Maxim ohne Hast zum Haus aufmachte.

»Wenn Friedrich anruft, will er etwas von mir. Und in dem Fall hat er auch die Zeit, auf mich zu warten.«

Maxim ließ Katrin im Tunnel den Vortritt.