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Nils Daniel Peiler

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Fragen und Antworten mit allem Wissenswerten 
zu Stanley Kubricks Odyssee im Weltraum

Über den Autor

Nils Daniel Peiler, geboren 1988 in Saarbrücken. B.A. in Germanistik und Bildwissenschaften der Künste der Universität des Saarlandes. Internationaler M.A. in Audiovisual and Cinema Studies der Goethe-Universität Frankfurt am Main, der Sorbonne Nouvelle Paris und der Universiteit van Amsterdam. Der Autor hat als Promotionsstipendiat der Friedrich-Ebert-Stiftung am Institut für Europäische Kunstgeschichte der Universität Heidelberg zur künstlerischen Rezeption von Stanley Kubricks 2001: Odyssee im Weltraum geforscht, dazu unter anderem auch den Nachlass des Regisseurs an der University of the Arts in London ausgewertet und stand im Kontakt mit der Familie Kubricks. Kokurator der 2001-Jubiläumsausstellung im Deutschen Filmmuseum Frankfurt 2018. Forschungsinteresse u. a. an filmischer Rezeption, filmischen Paratexten und Filmsynchronisation. Mitherausgeber des Sammelbandes «Film im Transferprozess. Transdisziplinäre Studien zur Filmsynchronisation», der 2015 ebenfalls bei Schüren erschienen ist. Lehrbeauftragter der Universität des Saarlandes, der Goethe-Universität Frankfurt und der Universität Heidelberg. Lehrveranstaltungen, Vorträge und kuratorische Tätigkeit mit Kinoprojekten zur Filmgeschichte. Gastprogramme unter anderem für die Deutsche Kinemathek Berlin, die Kinemathek Hamburg | Metropolis Kino, das Deutsche Filmmuseum Frankfurt und das Kino achteinhalb Saarbrücken. Journalistische Veröffentlichungen zu Kunst-, Film- und Medienthemen als freier journalistischer Mitarbeiter für vielfältige Hörfunk-, Print- und Online-Medien, u. a. das Magazin Filmdienst. Jurymitglied des Caligari-Preises der Berlinale 2015.

Nils Daniel Peiler

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Fragen und Antworten 
mit allem Wissenswerten zu Stanley Kubricks Odyssee im Weltraum

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Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der
Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.



Der herzliche Dank des Autors gilt Marko Karl für sein Lektorat.



Schüren Verlag GmbH

Universitätsstr. 55 · D-35037 Marburg

www.schueren-verlag.de

© Schüren 2018

Alle Rechte vorbehalten

Lektorat: Marko Karl

Gestaltung, Umschlaggestaltung: Erik Schüßler

Covergrafik: Nils Daniel Peiler nach einem Motiv aus Stanley Kubricks 2001: Odyssee im Weltraum

ISBN 978-3-7410-0073-7

Für Thomas

A

OO1 Wie lautete der Arbeitstitel des Films?

2001: Odyssee im Weltraum (2001: A Space Odyssey, GB/USA 1968) wurde vom Studio Metro-Goldwyn-Mayer 1965 zunächst unter dem Arbeitstitel «Journey beyond the Stars» angekündigt.

OO2 Welche Auszeichnung hat der Film erhalten?

Die vielleicht höchste Auszeichnung des Films ist der einzige Academy Award («Oscar»), den Stanley Kubrick persönlich während seiner fünf Jahrzehnte umspannenden Karriere als Regisseur erhielt. Kubrick wurde für 2001 bei der 41. Oscar-Verleihung 1969 für die «Special Effects» prämiert, nahm die Statuette aber nicht persönlich entgegen. Der Film war daneben auch noch in den Kategorien «Art Direction» (Tony Masters, Harry Lange, Ernie Archer), «Story and Screenplay written directly for the screen» (Stanley Kubrick und Arthur C. Clarke) und «Directing» (Stanley Kubrick) nominiert, ging hier aber leer aus.

OO3 Wie ist die Affengrube gemacht?

Die Affengrube ist tatsächlich nicht draußen in der afrikanischen Savanne, sondern drinnen im Londoner Studio gedreht worden. Eine Second Unit reiste vorab nach Namibia und nahm dort in der kargen, südwestafrikanischen Wüste rund um die Berggruppe der Spitzkoppe großformatige Landschaftsbilder auf. Diese Bilder wurden dann als Dias von großen Glasplatten im Londoner Filmstudio mit Hilfe eines aufwändigen Frontprojektionsapparates auf eine stark reflektierende Leinwand geworfen, von wo aus sie in die Filmkamera zurückgespiegelt wurden. Vor der Leinwand wurde im Studio aufwändig eine natürlich anmutende Kulisse einer Affengrube rund um ein Wasserloch aufgebaut. Dass der gebaute Kulissenvordergrund des Studios und die Hintergrunddias der Second Unit bei aller Perfektion nicht immer ideal verschmelzen, lässt sich in einigen Szenen des Films noch anhand der durchscheinenden Struktur der reflektierenden Leinwand im Hintergrund erkennen.

OO4 Warum wirken die Affen so realistisch?

Der Schauspieler und Chefchoreograph Dan Richter, der selber einmal mit einem Affen zusammengelebt hat, studierte zur Vorbereitung des Films genau die Verhaltensweisen von Menschenaffen anhand von Büchern, Filmen und Zoobesuchen. Diese Beobachtungen halfen ihm bei der Interpretation seiner Rolle als Moonwatcher, sozusagen der «Oberaffe» am Wasserloch. Seine Grundlagen im Studium der Affen vermittelte er als Choreograph auch seinen Schauspielkollegen, die die anderen Rollen in der Affengrube verkörpern. Richter hat seine Erinnerungen an diesen besonderen Zugang des Schauspiels in seinem Buch Moonwatcher’s Memoir festgehalten. Realistisch wirken die Affen auch durch die täuschend echten Geräusche, mit denen die Aktionen der menschlichen Schauspieler untermalt sind. Die Szenen wurden zunächst stumm fotografiert und nachträglich mit gespielten Affengeräuschen synchronisiert.

OO5 Womit wurden die Affenkostüme 1968 verglichen?

Die Affenkostüme aus 2001 mussten sich im Veröffentlichungsjahr häufig den Vergleich mit den Kostümen aus Franklin J. Schaffners Planet der Affen (Planet of the Apes, USA 1968) gefallen lassen. Beide Science-Fiction-Filme liefen innerhalb nur weniger Wochen in den Kinos an, wobei die Filmkritik Schaffners Werk in der Darstellung der Menschenaffen tendenziell eine höhere Authentizität bescheinigte. Schließlich wurde John Chambers bei der 41. Oscar-Verleihung 1969 mit einer «Ehrenauszeichnung für seine herausragenden Leistungen im Maskenbild» («Honorary Award for his outstanding makeup achievement») für Planet of the Apes gewürdigt, wohingegen Stuart Freeborn als Maskenbildner von 2001 nicht einmal nominiert worden war. Seine Oscar-Statuette bekam Chambers neben Präsentator Walter Matthau treffenderweise von einem echten Schimpansen überreicht.

OO6 Tauchen im Film echte Affen auf?

In zwei kurzen Szenen der Affengrube sind zwischen den als Affen kostümierten menschlichen Schauspielern auch zwei kleine echte Babyschimpansen zu sehen. Sie sind zum einen zwischen den größeren vermeintlichen Affen zu entdecken, wenn diese Fleisch essen, zum anderen untersuchen sie einen Knochen mit den Händen und dem Mund. Die zwei Schimpansen Tommy und Johnny sind nicht die einzigen echten Tiere in der im Londoner Studio nachgebauten Affengrube. Neben ihnen sind auch noch ein Zebra, ein Leopard und mehrere Tapire zu entdecken, die alle vom Londoner South Hampton Zoo ausgeliehen wurden.

OO7 Wessen Atem hört man bei den Astronauten?

Wenn Dave Bowman bei seinem langwierigen Einsatz zur Überprüfung der vermeintlich defekten AE35-Einheit minutenlang tief ein- und ausatmet, ist tatsächlich nicht der eigene Atem des Schauspielers Keir Dullea zu hören, sondern der Atem von Regisseur Stanley Kubrick, der diesen selbst aufgenommen hat.

OO8 Wie wollte Kubrick den Erfolg seines Films absichern?

Kubrick hatte Angst davor, dass die tatsächliche Entdeckung außerirdischen Lebens seinem Film die Aufmerksamkeit stehlen könnte. Daher wollte er für 2001 eine Versicherung abschließen, die die Produktion gegen die Entdeckung von Außerirdischen vor dem Filmstart absichern sollte. Doch die angefragte Versicherung lehnte ab.

OO9 Welche Aufnäher sind auf den Raumanzügen der Astronauten zu sehen?

Die kreisförmigen Aufnäher auf den Raumanzügen von Frank Poole und Dave Bowman an Bord des Raumschiffs weisen die Astronauten als Mitglieder der Jupiter-Mission aus und zeigen als Logo eine goldgelbe Sonne mit Strahlenkranz und Sternen sowie den umlaufenden Schriftzug «United States Astronautics Agency Discovery».

O1O Welche Abmessungen hat der Monolith?

Der Monolith erscheint innerhalb des Films mehrfach in unterschiedlichen Dimensionen. So tritt er zu Beginn des Films in der Affengrube auf, danach erneut in der Ausgrabungsstätte auf dem Mond, dann wieder vor Jupiter und schließlich im Raum gegen Ende des Films, in dem Dave Bowman landet. In der Affengrube, auf dem Mond und im Raum gegen Ende ist er neben menschengroßen Figuren zu sehen. Vor Jupiter lassen sich seine Ausmaße nur schwer in Bezug zur Umgebung setzen. Allen Erscheinungen des Monolithen gemeinsam ist jedoch ein streng mathematisches, gleichbleibendes Seitenverhältnis. Im Roman 2001: A Space Odyssey stehen die drei Kantenlängen der Tiefe, Breite und Höhe genau im Verhältnis 1:4:9 zueinander, wobei dies den jeweiligen Ergebnissen entspricht, die man erhält, wenn man die Zahlen 1, 2 und 3 zum Quadrat rechnet. Im Film 2001: A Space Odyssey hingegen erscheint der Monolith flacher im Verhältnis 1:6:14.

O11 Wie sollten die Außerirdischen ursprünglich aussehen?

In der Vorbereitung des Films wurden Entwürfe und Testaufnahmen für Außerirdische erstellt, die wesentlich traditioneller und figürlicher aussahen als der schließlich im Film auftretende, recht abstrakte, schwarze Monolith als einzige Verkörperung einer extra­terrestrischen Intelligenz. Auch mit Dan Richter, dem Schauspieler und Chefchoreographen der Affengrube, machte der Regisseur Testaufnahmen als außerirdisches Wesen in einem Spezialanzug. Kubrick war davon jedoch wenig überzeugt und so blieb es bei dem Monolithen.

O12 Welche Worte verwenden Frank Pooles Eltern zum Abschied von ihrem Sohn?

Frank Pooles Eltern, die auf der Erde verblieben sind, gratulieren ihrem Sohn, der sich auf dem Weg zum Jupiter befindet, per Videobotschaft zum Geburtstag. Sie zeigen ihm seine Geburtstagstorte und singen ihm ein Ständchen. Franks Vater verabschiedet sich schließlich mit den Worten «Bis nächsten Mittwoch, mein Sohn» («See you next Wednesday»). Dieser scheinbar nebensächliche Ausspruch, der zumindest einen regelmäßigen, wöchentlichen Kontakt der Pooles vermutet, hat nach dem Film ein Eigenleben entwickelt. So zitiert der Regisseur John Landis «See you next Wednesday» in zahlreichen seiner Filme, Fernsehserien und Musikvideos. In Landis’ Film Blues Brothers (The Blues Brothers, USA 1980) beispielsweise verstecken sich zwei Polizisten in ihrem Dienstwagen hinter einer haushohen Plakatwand mit einem Filmposter zum fiktiven Film-im-Film «See you next wednesday», der mit der Beischrift «Coming soon to a theatre near you» beworben wird.