INKA MAREILA

 

BROKEN AMERICA

II. Gesplittertes Leben

 

 

 

 

Roman

 

 

 

Apex-Verlag

Inhaltsverzeichnis

Das Buch 

Die Autorin 

 

BROKEN AMERICA 2: GESPLITTERTES LEBEN 

 

Henry 

The Clou - Abschnitt 4 : Im Lager (Maine/Camden) 

Ella und Hannah 

The Clou  - Abschnitt 5: In der Nähe des Internierungslagers bei Maine/Camden 

Bill White 

Hannah und Ella 

Cole 

Bill White 

Cole 

Rick Sheffield 

Julika 

 

Das Buch

 

 

Während die politische Situation zunehmend groteske Ausmaße annimmt, verschlimmert sich der Zustand der Bevölkerung dramatisch. Das Chaos greift um sich wie eine Epidemie und erfasst allmählich auch den Letzten, der sich zu lange in trügerischer Sicherheit wiegte. Doch während die Welt vom Wahnsinn terrorisiert wird, keimt Hoffnung auf: Ted, Bill und Tom sind einem Geheimnis auf der Spur, welches allerdings derart verworren scheint, dass deren anfängliche Zuversicht schwindet. Zum Glück haben sie Unterstützung: Hannah und Ella. Und außerdem ein Neugeborenes, das ebenfalls Hinweise liefern wird – wenn auch auf eine sehr subtile Weise.

Das Chaos scheint unumkehrbar, während sich unbemerkt eine neue Art von Revolution formiert, die der herrschenden Welt-Elite Einhalt gebieten will.

 

Mit Gesplittertes Leben, dem zweiten Band ihrer Broken-America-Trilogie, knüpft Erfolgs-Autorin Inka Mareila direkt an die in Zwischen den Fronten geschilderten Ereignisse an – und schildert die Ereignisse eines nur vermeintlich fiktiven Amerika: Broken America erweist sich als Dystopie, deren nihilistisches Echo längst in der Gegenwart angekommen ist.

Die Autorin

 

Inka Mareila, Jahrgang 1981.

 

Inka Mareila ist eine deutsche Schriftstellerin, die ihre Karriere im Jahr 2013 mit Science-Fiction- und Horror-Romanen begann.

Ihr Debüt – neben fünf Bänden für die Zombie-Serie Violent Earth - war die dystopische SF-Trilogie Fynomenon.

Mehrfach wurde sie in den Folgejahren für den Vincent Preis nominiert: 2013 für die Kurzgeschichte Gramla, 2014 für Mordsucht GmbH und Co. KG (vier Horror-Märchen) und schließlich 2015 für den Mystery-Thriller Fleischfang – Parademonium.

2015 folgten die Romane Gladium - Schattenlicht und Gladium - Die Cyborg-Dämonin sowie das Drama Lila Floh in Lavendel - Das Rätsel des stummen Kindes. Für Phillip Schmidts SF-Serie Schattengewächse schrieb sie 2016 den Roman Tod und Spiele.

Außergewöhnliche Wege beschritt sie anschließend mit dem Kinderbuch/Spendenprojekt Die Superalma gibt es wirklich - ein Buch, gemeinsam verfasst mit neun Kindern und deren alleinerziehenden Müttern.

Nach der Veröffentlichung des modernen Märchens Milans bunte Flügel (2016) entschied sie sich für eine neue thematische Richtung; insbesondere mit ihren frühen Horror-Geschichten konnte sie sich nicht länger identifizieren. Sie trennte sich von ihrem bisherigen Verlag, um schriftstellerisch mehr Freiheiten zu haben und wagte einen Neustart.

Seither widmet sie sich vorrangig gesellschaftskritischen Texten, verfasst unerschrocken Texte zu Tabu-Themen - beispielhaft umgesetzt in ihrem aktuellen Thriller Der Feind, der im Apex-Verlag erscheint.

BROKEN AMERICA 2:

GESPLITTERTES LEBEN

 

  

 

 

  Henry

 

 

In meinen Träumen falle ich ewig. Auf dem Boden schlage ich erst auf, wenn ich erwache und feststelle, dass ich noch leben muss. Ohne Tammy... 

 

Nachdem mir im Krankenhaus gesagt wurde, dass ich von den Schultern abwärts gelähmt bleiben werde, fühlte ich mich vom Universum verspottet. Ich war zu einer Witzfigur geworden, zu einem Trauerkloß, der nicht einmal mehr in der Lage war, seiner eigenen Existenz ein Ende zu setzen.

Warum? Wozu das alles?

Mein Herz war zu einem Stein geworden. Nach wenigen Tagen im Krankenbett war mir alles egal.

Es war mir egal, wenn eine fremde Person meinen empfindungslosen Körper wusch, es war mir egal, wenn mich jeder mitleidig ansah. War mir egal, wenn ich keinen Besuch bekam.

Ich war allein. In mir und in der Welt. Nicht einmal ich selbst war in der Lage, mich zu mögen, verachtete mich stattdessen. Ohne Tammy war ich nur mehr ein Windhauch.

Ständig lief das Radio in meinem Zimmer. Ich wünschte das so, denn ich wollte meine Gedanken übertönen.

Beinahe apathisch verfolgte ich die neusten Berichte über den Supercomputer aus China, danach ertönte die Information, der Blutersatzstoff, welcher aus Wattwürmern gewonnen wurde und sich mit sämtlichen Blutgruppen vertrug, könnte nun endlich in den benötigten Mengen hergestellt werden. Danach verfolgte ich die neusten Meldungen über die Internierungslager.

Hatte man anfangs noch versucht, die Wahrheit zu vertuschen, so wusste man inzwischen, dass das keinen Sinn mehr machte, ja man hatte sogar verstanden, dass der ausländerfeindliche Anteil der Bevölkerung scharf darauf war, vom Leiden der Flüchtlinge zu erfahren.

In den Lagern war die Hölle los. In manchen war Panik ausgebrochen, weil die wenigen Gesunden ihre Freiheit verlangten, bevor sie auch von den Seuchen heimgesucht wurden. In anderen Lagern fanden Kleinkriege aufgrund der verschiedenen Religionszugehörigkeiten statt, wieder in anderen schienen die Wachmänner eine große Freude daran zu haben, ihre Gefangenen zu quälen. Auch Kinder und Frauen wurden brutal schikaniert. Letztere Information erfuhr ich allerdings nicht aus dem Radio, sondern hatte schon vor wenigen Wochen davon gehört, bevor ich meine Geliebte erschoss... 

Tammy... 

Ich konnte mir nicht einmal mehr die Tränen aus den Augen wischen.

Das war kein Leben.

Ich wollte sterben. Jetzt erst recht!

Mir war es möglich, meinen Kopf leicht zu drehen, als sich die Zimmertür öffnete. Und ich freute mich tatsächlich, als ich sein Gesicht sah. Bill. Ein guter Kumpan aus meiner früheren Eliteeinheit.

Er hatte mich schon einmal besucht, das war ein Tag nach jener Nacht, in der Tammy ging. Ich mochte ihn, denn er war eine ehrliche Haut mit Prinzipien. Er bewies stets einen beneidenswerten Charakter.

Bill ließ sich niemals unterkriegen. Wenn eine Tür vor seiner Nase zugehauen wurde, hatte er schon etliche neue Möglichkeiten im Sinn, wie er sein Ziel doch noch erreichen könnte.

Doch heute schien mein Kumpel sehr nervös zu sein. So kannte ich ihn nicht. Ohne eine Begrüßung kam er direkt zur Sache:

»Ich hab nicht viel Zeit, Henry. Du musst mir helfen.«

Dass ich in meinem Zustand überhaupt noch jemandem helfen konnte, amüsierte mich. Ich grinste spöttisch, doch Bill meinte es offenbar ernst:

»Das Manuskript ist aufgetaucht und auch der Autor dazu. Und wir haben das Kind, von dem Lucia immer gesprochen hat.«

Lucia... Jedes Mal wenn ich an diese Frau dachte, überkam mich ein Schwall aus Übelkeit und Wahnsinn. Ich konnte nicht anders, als ein verächtliches Pffft! auszustoßen, außerdem hätte ich gerne lauthals gelacht. Mein Zwerchfell wollte mir allerdings nicht mehr völlig gehorchen. Aus mir hauchte ein seltsames Keuchen.

»Ich meine es wirklich ernst, Henry. Damit würde ich keine Scherze machen, das weißt du.«

Das Manuskript, den Autor und das Kind... Das war ja fast zu schön um wahr zu sein. Ich sah ihm in die Augen. Darin spiegelte sich Dringlichkeit, was ich deutlich erkannte.

»Du weißt schon, dass du mich mit jeder deiner Informationen in Gefahr bringst?«, mahnte ich, wonach Bill erwiderte: »Du willst mir doch nicht einreden, du hättest Angst, dass dir etwas zustößt?«

»Keineswegs. Schütte mich mit deinen geheimen Botschaften zu. Ich bitte darum. Je eher ich sterbe, desto besser.«

Er setzte sich auf mein Bett und sah mich eindringlich an.

»Warum, Henry? Bist du endlich in der Lage, darüber zu sprechen?«

Ich verneinte. Den wahren Grund meines Suizidversuchs würde er niemals erfahren. Selbst Tammy hatte ich jenen entscheidenden Hinweis verschwiegen...

»Gut, wenn du nicht willst...«, seufzte er und drängelte: »Ich werde dich in der nächsten Zeit auf keinen Fall wieder besuchen können. Ich muss untertauchen.«

»Okay«, raunte ich.

Dass er sich verstecken musste, war mir ohnehin klar. Schon vor Monaten, kurz nachdem er sich dem Geheimbund TNW angeschlossen hatte, wusste ich, dass es irgendwann so weit sein würde.

»Also, was willst du wissen?«, fragte ich ihn.

»Lucia hat doch manchmal von den sogenannten Arcanern gesprochen, richtig?«

»Right. Und?«

»Wie gesagt, ich habe den kleinen Jungen gefunden, von dem sie sagte, er wäre Teil des BIOGENETIC E-HUMAN Projekts.«

Vor Monaten hatte Bill kein Wort davon geglaubt, hatte gesagt, Lucia spreche wieder von der verrückten »Arcaner-Scheiße«. Jetzt schien er die Wahrheit geschluckt zu haben.

Wir sprachen anschließend über die Geheimaktion BIOGENETIC E-HUMAN. Die großen Pharmakonzerne unterstützten die neusten Testläufe der Genpfuscherei. Vor über vierzig Jahren hatten die Wissenschaftler damit begonnen, genetisch optimierte Embryonen zu züchten. Damals steckte das Ganze noch in den Kinderschuhen, doch die Fortschritte liefen schnell voran - und die Öffentlichkeit erfuhr nichts davon.

Eine heimliche Forscher-Elite begann sich zu organisieren. Mit ›besseren Menschen‹ sollte etwas Großes geschaffen werden, etwas, das Tom Madox Ward in seinem Manuskript beschrieben hatte. Ein Zufall?! Wohl kaum... Dazu hatte schlichtweg zu viele Details benannt.

Die letzten Handlungen jener Genpfuscher bestätigten, dass Tom mit seinen Zukunftsvisionen ins Schwarze getroffen hatte. Dummerweise hatte er selbst vergessen, wer er eigentlich war. Er wusste nicht mehr, woher er stammte und was mit ihm gemacht worden war.

Toms erste Kindheitserinnerungen waren nahezu vollständig zerstört worden - dank hoher Dosen bewusstseinsverändernder Drogen und einem perfiden Plan, dem er schließlich ausgeliefert wurde. Ich hatte ihn kennengelernt, als wir zusammen im Kinderheim waren. Bis zu jenem Tag, an dem man ihn abholte, waren wir gute Freunde.

Nachdem seine Pflegeeltern starben, kam er erneut ins Heim. Und er hatte mir weiß Gott viel Grausames über seine ›Eltern‹ berichtet. Damals wunderte ich mich sehr über ihn. Er glaubte mir nicht, als ich ihm sagte, dass das nicht seine leiblichen Eltern gewesen waren. Aber das war nicht das Einzige, was er vergessen hatte. Er machte stets einen äußerst verwirrten Eindruck, als hätte man ihm eine Gehirnwäsche verpasst.

Tom fiel auf. Er war ›eigentlich‹ nur ein gewöhnliches Retortenkind, das 1977 von einer Leihmutter ausgetragen wurde, doch seine Fähigkeiten hoben sich signifikant von jenen der anderen Säuglinge ab. Beim Apgar-Test, der ersten Untersuchung nach der Geburt, wurde sein Gesundheitszustand gründlich kontrolliert. Dieser Test geht auf die amerikanische Ärztin Virginia Apgar zurück. Ein Punktesystem gibt dabei über den Gesundheitszustand des Säuglings Auskunft. Je mehr von den möglichen zehn Punkten erreicht werden, desto besser der Zustand des Babys. Untersucht und bewertet werden Atmung, Puls, Grundtonus, Hautfarbe und Reflexe. Tom bekam zu den zehn Punkten acht weitere dazu. Pluspunkte - wie bei Einsen mit Sternchen.

Er wies neuartige Reflexe auf, war aufmerksamer als seine Altersgenossen und verfügte über einen erstaunlichen Feinsinn, anderen Menschen gegenüber. Bei manchen schrie er wie am Spieß, bei anderen war er entspannt. Die Ärzte behielten Tom unter Beobachtung und stellten schnell fest, dass seine geistigen Fähigkeiten herausragend waren.

Er war unter anderem in der Lage, bereits mit einem halben Jahr auf Gefahren hinzuweisen. Während er beispielsweise auf dem Küchenboden der Personalküche spielte, zeigte er unterbrochen mit weit aufgerissenen Augen auf den Herd, noch bevor die Milch überkochte. Tom konnte Dinge vorausahnen.

Sein Arzt hatte mit ihm anschließend Experimente gewagt, wonach Teile von Toms genetischem Bauplan zum Vorbild für die folgende Embryonenforschung dienten. Warum das ausgerechnet mit Tom geschehen war, hatte ich auch herausgefunden:

Die Frau des Genpfuschers war unfruchtbar gewesen, wünschte sich aber sehnlichst ein Kind. Da ihr Mann schon lange heimlich erfolgreich mit Tier-Embryonen experimentiert hatte, glaubte er, es wäre nun an der Zeit, seiner Frau den Wunsch eines perfekten Kindes zu erfüllen. Sein künstlich generierter Nachwuchs sollte vor Gesundheit strotzen und Gleichaltrigen geistig überlegen sein.

Er vertuschte seine Aktion unter dem Deckmantel der gewöhnlichen Retorten-Zeugung. Mit aller Gewalt wollte er seiner Frau ein vollkommenes Geschenk machen, jedenfalls stand es so in den FBI-Akten.

Alles, was ich dank dieser Dokumente erfahren hatte, war mir später hilfreich gewesen, einigen sogenannten ›Verschwörungstheorien‹ Beachtung zu schenken.

»Tom ist also wieder aufgetaucht«, flüsterte ich.

»Ja, Henry. Ich konnte es zunächst kaum fassen. Tom war völlig abgemagert und verschwitzt... und er hatte Blutergüsse und Schnittwunden im Gesicht. Aber dann erkannte ich ihn.«

»Ich glaub, du brauchst ’ne Brille, Bill.«

Ich wunderte mich ein wenig. Schließlich war Tom ja lange genug observiert worden. Ich konnte Bill lediglich zugutehalten, dass er nicht an der Observierung beteiligt und erst vor kurzem in Rick Sheffields Projekt mit eingeweiht worden war. Rick, das größtes Arschloch im Polizeidezernat von Philadelphia. 

»Nein, Henry, du hättest ihn auch nicht erkannt. Seine Frau hatte ihm einige Blessuren verpasst, außerdem war sein Gesicht nach dem Bombenanschlag in der Tasker Street von Einschnitten übersät. Und nebenbei bemerkt habe ich mich vorrangig auf den Jungen konzentriert. Auf Ted.«

»Okay. Eins nach dem anderen. Zuerst das Wichtigste: Was hast du herausgefunden?«, fragte ich ihn, worauf er mir alles erzählte, was er an Neuigkeiten erfahren hatte. Es galt nun, den Wahrheitsgehalt einzelner Theorien herauszufiltern.

Laut Lucia, unserer Informantin aus dem Untergrund (TNW), versuchten die Pharmariesen gentechnisch veränderte Embryonen in die ›Mütter der Zukunft‹ zu pflanzen. Das war im Grunde nichts Neues, denn Retortenkinder gab es offiziell schon seit 1978 und das erste Klonschaf wurde 1996 geboren. Verrückt, wenn man bedachte, dass manche Menschen geglaubt hatten, danach passiere nichts mehr oder alle Forscher hielten sich brav an die Gesetze.

Grober Irrtum!

Die heimlichen Genprojekte liefen fleißig weiter; nicht nur in Amerika und China. Inzwischen konnten sämtliche steinreiche Menschen - sofern sie wussten, wohin sie sich wenden mussten - optimierte Kinder bekommen.

Ohne die Daten, die anhand Toms Zeugung gesammelt worden waren, wären die Forscher heute lange noch nicht so weit, denn Toms »Erzeuger« Dr. Erik F. Stark war ein Genie gewesen. Er starb, als Tom drei Jahre alt war, auch dessen Frau. Beide erlagen einer Kohlenmonoxid-Vergiftung in ihrem Schlafzimmer.

Tom, der ständig im Forschungszentrum schlief, da er auch nachts überwacht worden war, wurde schließlich für weitere zwei Jahre dortbehalten und nach der Feststellung einiger Defizite fragwürdigen Pflegeeltern überstellt. Das geschah absichtlich, um ihn psychisch zu zerbrechen. Ansonsten hätte er ein Informationsleck dargestellt, weil er sich an zu vieles erinnert hätte. Allerdings wollte man ihn am Leben lassen, um festzustellen, wie die Entwicklung seiner Besonderheiten verlaufen würde.

Toms Zeugung fand in Kamerun statt, in einem unscheinbaren Labor nebst hochtechnisierter Spezialklinik. Genauer gesagt war es eine kleine Privatklinik, zu der ausschließlich Regierungsmitglieder und deren Handlanger Zugang hatten. Dort wurde Toms DNA von Dr. Stark in einem Reagenzglas modifiziert. Und Ted war wiederum dessen verbesserter Klon.

Dummerweise war Toms optimierter Klon Ted auch kein Meisterstück. Laut unseren Informationen waren beide schwer ›verbesserungswürdig‹, wobei wir nicht ahnen konnten, welche Mängel beide genau aufwiesen. Den vollen Umfang galt es noch herauszufinden. Übrigens hatten Teds Eltern ihren Deal gebrochen, ihren Sohn für spätere Untersuchungen und Experimente zur Verfügung zu stellen. Das erfuhr Bill erst jetzt von mir, denn diese Info hatte ich selbst erst kurz vor meinem ›Selbstmord-Unfall‹ erhalten.

»Das heißt, Teds Eltern wurden aus dem Verkehr gezogen, weil sie die Machenschaften der Genpfuscher nicht länger unterstützen wollten?«

»Keine Ahnung, es ist nur eine Vermutung. Ich weiß nicht, ob sie untergetaucht sind oder ermordet wurden, keinen Schimmer. Womöglich starben auch Toms Erzeuger Dr. Erich F. Stark und dessen Frau eines absichtlich herbeigeführten Todes, wobei wir ja noch nicht wissen, ob die Eltern vom kleinen Ted noch leben.

Es könnte sein... Nein, nein... Ich weiß nur, dass sie ihr Kind keinesfalls als Versuchskaninchen zur Verfügung stellen wollten. Im Grunde waren sie selbst an der aktuellen Entwicklung schuld, denn laut meines Informanten hatten die Eltern bei ihrem Jungen die neusten gentechnischen Methoden zugelassen, um ihn perfekt zu machen. Damit haben sie sich selbst in eine gewisse Schusslinie gebracht, befanden sich also zwischen den Fronten des Gesetzes, der Gen-Mafia und deren Gegnern. Ted ist etwas ›Neues‹, wobei um die Details ein großes Geheimnis gemacht wird. Noch wissen wir zu wenig.«

»Aber das widerspricht sich trotzdem, Henry. Die Eltern haben ihre Kinder im Stich gelassen. Wenn ihnen wirklich so viel an Ted gelegen hätte, dass sie ihren Vertrag mit Alpharma brachen, dann hätten sie doch...«

»Überlegt doch mal, Bill. Vielleicht wollten sie das ja, sind aber aufgehalten worden. Was weiß ich...«

Bill grübelte angestrengt. »Das passt alles nicht zusammen... Verdammt. Was sollen wir jetzt tun?«

»Wir?! Du sprichst wohl von Personen, die noch herumlaufen können, oder? Zu denen gehöre ich nicht mehr, alter Freund.«

»Dein Verstand funktioniert noch einwandfrei; darauf kommt es an! Ich musste Ted und Tom in Sicherheit bringen. Außerdem habe ich einen Säugling bei Lucia untergebracht - Toms Tochter.«

Ich staunte. »Er hat eine Tochter?«

»Na, bis vor wenigen Stunden glaubte Tom noch, sie sei mit ihrer Mutter gestorben. Er war völlig irritiert, als er erfuhr, wen Bridget in ihren Armen hielt. Glaube mir, der heutige Tag war mehr als turbulent. Ich muss auch gleich wieder los.«

Und dann fügte er an: »Du weiß noch etwas, oder?«

...