Cover

Damaris Kofmehl

DJANGO

PERUS STAATSFEIND NUMMER EINS

Im Gedenken an meinen
über alles geliebten Mann Demetri Betts,
der mich ermutigt hat,
diese Geschichte zu schreiben.

INHALT

Über die Autorin

Prolog

  1. Wie alles begann

  2. Ein gefährlicher Plan

  3. Mercedes

  4. Lurigancho

  5. El Frontón

  6. Django

  7. Banküberfälle

  8. Der Kampf

  9. Im Kreuzfeuer

10. Licht für Sitacocha

11. Maritza

12. Ein Coup mit Hindernissen

13. Erfolg und Niederlage

14. Verfolgungsjagd

15. Der Strandausflug

16. Liebe und Tod

17. Die Falle

18. Das Verhör

19. El Sexto

20. Der Fluchtplan

21. Fluchtversuch Nummer zwei

22. Operation Waffenschmuggel

23. Der Ausbruch

24. Bonnie und Clyde

25. Showdown

26. Verhaftet

27. Die Geiselnahme

28. Vier Worte

29. Im Angesicht des Todes

30. Licht und Schatten

31. Der letzte Ausweg

32. Miguel Castro Castro

33. Wie es weiterging …

Nachwort von Damaris Kofmehl

Anmerkungen

ÜBER DIE AUTORIN

Damaris Kofmehl ist gebürtige Schweizerin und erfolgreiche Autorin von 37 Büchern, darunter 21 Thriller, die auf wahren Begebenheiten beruhen. Ihre Buchrecherchen führten sie unter anderem nach Brasilien, Pakistan, Guatemala, Chile, Peru, Australien und in die USA. Heute lebt sie in der Schweiz.

PROLOG

Gefängnis in Cachiche, Peru, 1981

Schon wieder. Ich kriegte keine Luft mehr. Es fühlte sich an, als würde ein Riese auf meiner Brust sitzen. Panik erfasste mich. Ich sprang von meinem Bett auf und tigerte durch die dunkle, zwei mal zwei Meter große Zelle, von der Tür bis zur Rückwand und wieder zurück, zwang mich zu atmen. Ich hechelte wie ein Hund, bis mir ganz schwindlig wurde. Keuchend legte ich die Stirn und meine Handflächen an die kalte Betonwand und konzentrierte mich auf meinen Atem. Einatmen – ausatmen – einatmen – ausatmen. Es half nicht. Ich fand keinen Rhythmus. Ich hämmerte meinen Kopf gegen die Wand, ich kratzte und keuchte. Einatmen – ausatmen – einatmen – ausatmen. Das konnte doch nicht so schwer sein! Mein Brustkorb wölbte sich hektisch auf und nieder. Wieder begann ich zu laufen, drei Schritte bis zur Tür, umdrehen, drei Schritte zur Wand, umdrehen, wieder zurück. Kalter Schweiß stand mir auf der Stirn. Ich grub mir die Fingernägel in die Handflächen.

Komm schon! Du hast ganz Peru in Atem gehalten und lässt dich von der Enge einer Zelle in die Knie zwingen? Atme, Oswaldo! Atme, Herrgott noch mal!

Endlich, nach einer gefühlten Ewigkeit, verschwand die Panikattacke so jäh, wie sie gekommen war, und ich sank neben meinem Bett erschöpft zu Boden. Mein Leibchen war nass geschwitzt. Ich zitterte am ganzen Körper. So konnte das nicht weitergehen. Ich musste raus hier. Meine Lungen lechzten nach frischer Luft, mein Körper dürstete nach Bewegung, meine Seele nach Tageslicht, Wind und Sonne. Ich hielt das nicht länger aus in diesem Loch! Ich krepierte hier drin, und kein Schwein kümmerte es!

Natürlich war es verständlich, warum sie mich in Einzelhaft gesteckt und die Wachen verdoppelt hatten, als ich im Gefängnis »Cristo Rey« in Cachiche eingetroffen war. Trotz meiner kleinen Statur von einem Meter sechzig war ich immerhin der berühmt-berüchtigte Django, einer der meistgesuchten Verbrecher Perus, der Staatsfeind Nummer eins, der Terror von zweihundert Banken, wie die Schlagzeile in den Zeitungen gelautet hatte. Ich war bekannt für mein hitzköpfiges Temperament und meine waghalsigen Aktionen, sobald ich genug Spielraum dafür hatte. Wäre ich der Gefängnisdirektor gewesen, hätte ich mich wohl ebenfalls hier reingesteckt und dafür gesorgt, dass ich auch ja drinblieb.

Und hier war ich also, eingesperrt wie ein Tier in einem pechschwarzen Verlies von vier Quadratmetern Fläche, vierundzwanzig Stunden am Tag, sieben Tage die Woche, völlig isoliert und abgeschnitten von der Außenwelt. Es gab kein Tageslicht und keine künstliche Beleuchtung. Das einzige Licht drang durch eine fingerbreite Spalte zwischen der Kerkertür und dem kalten Fußboden in meinen Käfig. Die Verpflegung war dürftig und schmeckte grauenvoll. Meine Toilette bestand aus einem Eimer in der Ecke. Kein Toilettenpapier. Keine Dusche. Keine Kleider zum Wechseln. Der Gestank meiner Zelle und von mir selbst war unerträglich. Und als wäre das alles nicht schon erniedrigend genug, fanden die Schließer – so nannten wir die Gefängnisaufseher – ständig irgendeinen Grund, mich aus meiner Zelle zu zerren und mich mit Schlägen, Fußtritten und elektrischen Schlagstöcken daran zu erinnern, wer hier das Sagen hatte.

Das Schlimmste aber war die psychische Folter. Ich hätte nie gedacht, dass Lichtentzug einen Menschen seelisch derart kaputt machen kann. Es war übel. Die Dunkelheit und Enge der Zelle setzten mir schwer zu und brachten mich an den Rand des Wahnsinns. Schon mehrmals hatte ich den Direktor darum ersucht, mir wenigstens eine Stunde Hofgang am Tag zu gewähren. Er wollte nichts davon wissen. Dass ich an Klaustrophobie litt, wenn ich zu lange in einem engen Raum gefangen war, interessierte ihn herzlich wenig. Mit größter Wahrscheinlichkeit hielt er es für eine Ausrede. Vielleicht dachte er, sobald ich rauskäme, würde ich einen Fluchtversuch unternehmen. Der Gedanke war mir in der Tat gekommen. Im Moment wollte ich allerdings nur eines: Raus aus diesen Mauern, die sich anfühlten wie ein Sarg, in welchem ich lebendig begraben war. Einfach nur raus! Wenigstens eine Stunde am Tag, bevor ich hier drin erstickte! Ich hatte sie nett darum gebeten, und es hatte nichts gebracht. Es war wohl an der Zeit, drastischere Mittel zu ergreifen, um mir Gehör zu verschaffen. Egal, was ich verbrochen hatte, eine Behandlung wie diese hatte ich nicht verdient. Das hier war keine Bestrafung, sondern eine Misshandlung, die ich nicht einmal meinem schlimmsten Feind wünschte. Lange würde ich das nicht mehr durchstehen. Ich brauchte dringend irgendein Druckmittel, eines, das meine Verzweiflung und meine Entschlossenheit gleichermaßen widerspiegelte, eines, das sie zum Handeln zwingen musste.

Mein Herzschlag beschleunigte sich wieder. Ich spannte meinen Kiefer an. An mein Bett gelehnt starrte ich in Richtung Tür, dorthin, wo mir zumindest tagsüber ein schmaler Streifen Licht vergönnt war. Angestrengt dachte ich nach, und plötzlich kam mir eine Idee.

Der Besuchstag!, schoss es mir durch den Kopf. Morgen war Besuchstag. Meine Frau würde aus Lima anreisen, die Schließer hatten es mir gesagt. Ich war bereits seit drei Wochen in Cachiche inhaftiert, aber wegen der langen Anreise – einer viereinhalbstündigen Busfahrt – war es Mercedes nicht früher möglich gewesen zu kommen. Doch für morgen hatte sie sich angekündigt, und das bedeutete, dass sie mich rauslassen würden. Wenn das geschah, musste ich handeln. Das war der Spielraum, den ich brauchte. Einen besseren kriegte ich nicht. Ich wusste auch schon genau, was ich tun würde. Es war eine irrsinnige Idee und lebensgefährlich obendrein. Genau das, was nötig war, um die Aufmerksamkeit des Direktors zu erregen. In der Dunkelheit meiner Zelle nahm mein Plan Gestalt an. Extreme Situationen verlangten extreme Maßnahmen. Sollte es mir nicht gelingen, damit mein Ziel zu erreichen, war ich bereit, bis zum Äußersten zu gehen. Und wenn es mein eigenes Leben kostete.

Plötzlich musste ich an meine Familie denken. Um meine Frau machte ich mir keine Sorgen. Sie war taff, sie würde damit klarkommen. Aber was war mit meinen Kindern? Ich sah ihre Gesichter in der Dunkelheit aufleuchten, zart und unschuldig. Aileen war gerade mal neun Jahre alt, Vivian sieben und Mateus fünf. Würden sie je verstehen, was mich zu dieser Tat getrieben hatte, wenn die Sache morgen schiefgehen würde? Würden sie mir jemals verzeihen? Konnte ich ihnen das antun nach allem, was ich ihnen bereits zugemutet hatte? Ein Kloß bildete sich in meinem Hals, als hätte ich einen Frosch verschluckt. Ich war weiß Gott kein sentimentaler Kerl. In meiner Berufslinie konnte man sich so was nicht leisten. Doch der Gedanke an meine Kinder ließ für einen Moment alle Härte und Zähheit aus meinem Innern weichen wie Luft aus einem prall gefüllten Ballon. Auf einmal war ich nicht mehr der knallharte Django, der Banken ausraubte und Geiseln nahm, ich war ein zerbrochener Papa, der seine Kinder liebte. Vielleicht war es an der Zeit, dass ich ihnen das endlich sagte. Nach dem morgigen Tag würde ich vielleicht nie mehr die Gelegenheit dazu haben.

Aus einem Impuls heraus tastete ich nach dem Kopfende meines Bettes. Die Naht der Matratze war an einer Stelle aufgerissen, und in einem kleinen Hohlraum im Schaumstoff bewahrte ich Dinge auf, die die Schließer nicht finden sollten. Hier hatte ich mehrere Kerzen, ein Feuerzeug, eine Schachtel Zigaretten, einen Bleistift und ein leeres Heft versteckt. Hastig klaubte ich alles aus der Matratze heraus. Ich zündete die Kerze an. Im Bruchteil einer Sekunde wich die Finsternis, und das keine Flämmchen tauchte die Folterkammer in ein warmes Goldgelb. Mit etwas tropfendem Wachs befestigte ich die Kerze auf dem Boden. Ich griff nach dem Bleistift, winkelte meine Beine an und legte mir das Heft auf die Knie. Dabei glitt ein zusammengefaltetes Papier zwischen den Seiten heraus und segelte auf den Boden. Ich hob es auf und faltete es sorgsam auseinander. Mein Herz krampfte sich zusammen, als ich die vier Worte las, die mit krakeliger Kinderschrift rot und dick darauf geschrieben standen. Feuer schoss durch meine Adern, und meine Augen füllten sich mit Tränen.

»Aileen«, flüsterte ich.

Und da wusste ich es. Ich wusste, was ich schreiben wollte. Und ich wusste, wem ich es schreiben würde. Es musste Aileen sein. Aileen und niemand anders. Ich küsste das Papier, faltete es wieder zusammen und legte es zurück in das Heft. Ich wischte mir über die feuchten Augen und setzte den Bleistift an. Fetzen meiner Vergangenheit blitzten vor meinem inneren Auge auf und trieben mir erneut die Tränen in die Augen. Eine Welle von Emotionen überrollte mich, während die Worte nur so aus mir herauspurzelten.

1.
WIE ALLES BEGANN

Meine liebe Aileen,

ich schreibe dir diese Zeilen, weil ich nicht weiß, ob ich den morgigen Tag überlebe, und falls ja, in welchem Zustand. Ich weiß, ich bin ein miserabler Vater gewesen. Du hättest allen Grund, mich zu hassen. Es tut mir so unendlich leid, dass ich nie für dich da war. Ich hab all deine Geburtstage verpasst, deine ersten Schritte, deinen ersten Schultag. Ich wünschte, ich könnte die Zeit zurückdrehen und noch mal von vorne anfangen. Wobei ich dir nicht mal versprechen könnte, dass ich es dann besser machen würde. Ich bin kein guter Mensch.

Es gibt so vieles, was ich dir sagen möchte. Es gibt so vieles, was ich dir gerne erklären möchte. Aber du bist noch zu jung, um es zu verstehen. Ich werde deine Mutter bitten, dieses Heft sorgsam für dich aufzubewahren, bis du alt genug bist, es zu lesen. Ich hoffe, wenn du es liest, wirst du begreifen, wie sehr ich dich liebe. Ich habe dich immer geliebt. Daran darfst du niemals zweifeln.

Ich hielt inne und blickte auf die Zeilen, die im flackernden Kerzenschein aussahen, als würden sie tanzen. Ich fragte mich, ob die wenigen Stunden bis zum Morgen reichen würden, meiner Tochter all das zu schreiben, was mir auf der Seele lag. Ein Leben lässt sich nicht in einem einzigen Brief zusammenfassen, schon gar nicht das meinige. Dafür würde ich Wochen brauchen, vielleicht Monate. Doch so viel Zeit hatte ich nicht. Ich hatte genau eine Nacht und ein paar Stunden des nächsten Morgens, bevor ich meinen grausigen Plan in die Tat umsetzen würde. Ich beschloss, einfach so lange zu schreiben, bis die Wachen meine Zellentür aufschlossen. Ich senkte den Bleistiftstummel auf das Papier und ließ meinen Gedanken freien Lauf.

Aileen, ich kann nur erahnen, was deine Mutter dir über mich erzählt hat. Bestimmt hast du auch so einiges in den Zeitungen über mich gelesen oder im Fernsehen über mich gehört. Aber ich hatte nie die Gelegenheit, dir aus meiner Sicht zu erzählen, wer ich bin und weswegen ich hier gelandet bin. Ich will versuchen, so ehrlich wie möglich zu dir zu sein und nichts auszulassen, selbst wenn es hässlich ist. Du sollst die Wahrheit erfahren, die ganze Wahrheit. Und sollten wir nie mehr die Möglichkeit haben, miteinander zu reden, so wünsche ich mir, meine liebe Aileen, dass dieser Brief dir hilft, zu verstehen, wer dein Vater wirklich gewesen ist und warum er getan hat, was er getan hat.

Aber lass mich von Anfang an erzählen …

Sitacocha, 1954
6 Jahre alt

Ich bin am 5. August 1948 im Dorf Sitacocha, in der Region Cajamarca, hoch im Norden Perus geboren. Es ist eine sehr ländliche Gegend, fernab jeglicher Zivilisation und liegt auf knapp 3000 Metern Höhe. Transportmittel Nummer eins waren damals Pferde und Maultiere. Es gab keinen Strom und kein fließendes Wasser. Von unserem bescheidenen Backsteinhaus hatten wir eine atemberaubende Sicht auf die majestätischen Gipfel der schneebedeckten Anden. Unsere Nachbarn pflanzten Kartoffeln an und Mais, Zuckerrohr und Baumwolle. Meine Eltern waren ebenfalls Bauern. Wir hatten ein paar Alpakas, Hühner, Schafe und Ziegen und ein Fleckchen Land zum Bewirtschaften. Wir waren nicht reich, aber wir hatten alles, was wir zum Leben brauchten. Und wir waren glücklich.

Bis zu jenem schicksalhaften Tag, der alles veränderte. Ich war sechs Jahre alt, als es passierte. Meine Eltern waren mit dem Auto unterwegs und kamen in einer Passkurve am Cerro del Gavelan ins Schleudern. Ihr Auto überschlug sich und stürzte den Berg hinunter. Jede Hilfe kam zu spät, sie starben noch an der Unfallstelle. Und ich wurde von einem Tag auf den andern zum Waisen. Ich erinnere mich, als wäre es gestern gewesen, wie ich auf dem Friedhof stand, wie die beiden Särge an Seilen in die Erde hinabgelassen wurden und die grausame Wirklichkeit mich mit einer solchen Wucht einholte, dass ich kaum noch Luft kriegte. Ich fühlte mich furchtbar allein und hilflos.

»Erde zu Erde, Asche zu Asche, Staub zu Staub«, leierte der Pater monoton seinen Text herunter, während ich in einem Meer von Tränen versank und mich fragte, was denn jetzt aus mir werden sollte. Ich hatte niemanden mehr auf der Welt. Vom Rest der Beerdigung bekam ich kaum etwas mit. Irgendwann spürte ich eine Hand auf meiner Schulter. Für einen Moment dachte ich, es wäre meine Mutter. Aber es war Tante Delia aus Trujillo, die mit ihrem Mann zur Beerdigung angereist war.

»Du musst dich verabschieden, Oswaldo«, sagte sie leise.

Erst jetzt bemerkte ich, dass außer uns beiden niemand mehr am Grab stand. Ich trat einen Schritt vor und blickte hinunter auf die beiden Särge. Dort lagen sie, meine geliebten Eltern, bedeckt von Rosen und Nelken. Nie wieder würde meine Mutter mich zum Ziegenmelken schicken, nie wieder würde mein Vater mit mir durch die Maisfelder schlendern und mir Geschichten von den Inkas erzählen. Ich streckte die Hand aus und ließ die Rose, die ich die ganze Zeit über mit meinen kleinen Fingern umklammert hatte, los. Sie segelte hinab in die Tiefe und blieb auf dem Sarg meiner Mutter liegen. Nur schwer konnte ich mich vom Grab meiner Eltern losreißen. Ich stolperte wie ein Schlafwandler hinter Tante Delia her. Draußen vor dem gebogenen Friedhofstor wartete bereits Tante Carmen auf mich. Ich kannte sie nicht. Aber Tante Delia stellte sie mir vor und sagte, sie wäre die Schwester meines Vaters und wäre gekommen, um mich mit nach Lima zu nehmen.

»Glaub mir, Oswaldo, es ist das Beste so. Tante Carmen und Onkel Tinoco werden gut für dich sorgen.« Sie gab mir einen Kuss auf die Stirn. »Hasta luego, mein Kleiner. Pass gut auf dich auf.«

Ich schluckte, während sich meine Augen erneut mit Tränen füllten. Tante Carmen aus Lima ergriff meine Hand und zog mich mit sich fort.

»Wir müssen los, Oswaldo. Es ist eine weite Reise bis zur Hauptstadt«, sagte sie. »Der Bus fährt in einer Stunde.«

Sie drückte meine Hand so fest, dass ich meinen eigenen Puls darin fühlen konnte. Bestimmt wollte sie verhindern, dass ich weglief. Und das hätte ich am liebsten auch getan. Ich wollte nicht fort aus Sitacocha. Hier war mein Zuhause, meine Heimat, hier waren meine Freunde. Hier war alles, was ich kannte. Ich war noch nie außerhalb von Cajamarca gewesen, geschweige denn in einer größeren Stadt. Und jetzt sollte ich ausgerechnet nach Lima ziehen, in eine Megametropole mit acht Millionen Einwohnern – meine Eltern hatten mir einmal davon erzählt. Und das mit einer wildfremden Frau, die behauptete, meine Tante zu sein. Alles in mir sträubte sich dagegen, mit ihr zu gehen. Aber ich hatte keine andere Wahl. Eine Stunde später saß ich mit hängenden Schultern und tränenverschmiertem Gesicht neben Tante Carmen im Bus, der uns nach Lima bringen würde. Als die letzten Hütten von Sitacocha an mir vorbeizogen, spürte ich, dass meine unbeschwerte Kindheit endgültig vorbei war.

Lima und Callao, 1954–1965
6–17 Jahre alt

Wir erreichten Lima am nächsten Morgen nach einer fünfzehnstündigen Busfahrt. Ich drückte meine Nase an die getönte Fensterscheibe und kam aus dem Staunen nicht mehr heraus. All die breiten Straßen, der stockende Verkehr, die Lichter, die Hochhäuser, die riesigen Werbeplakate, die Tausenden von Menschen, die hektisch durcheinanderliefen und es alle furchtbar eilig hatten, irgendwohin zu kommen. Es war unglaublich. So etwas hatte ich noch nie gesehen. Ich kam vom Land, wo jeder jeden kannte, wo man einander freundlich grüßte, wenn man sich begegnete und immer Zeit für ein Gespräch hatte. In Sitacocha sah man Frauen mit bunten Röcken und langen schwarzen Zöpfen am Straßenrand sitzen und Früchte und Gemüse verkaufen. Man sah Männer in Ponchos Lamas und Alpakas vor sich hertreiben. Man hörte die Kirchenglocken, das Gackern von Hühnern und das Gelächter von Kindern, die auf verstaubten Straßen Fußball spielten. Die Geräuschkulisse von Lima hingegen war eine ganz andere. Sie war laut und aggressiv, geprägt von heulenden Motoren, konstantem Hupen und Trillerpfeifen der Verkehrspolizisten, die mit roten Köpfen versuchten, Ordnung in das hoffnungslose Gewirr aus Menschen, Lastwagen, Autos, Mofas und Händlern mit Schubkarren zu bringen. Alle schienen gestresst und genervt. Ein Dunstschleier hing über der Stadt, sodass man die Sonne nur als unscharfen Lichtpunkt am grauen Himmel erkennen konnte. Die Luft war so verpestet, dass ich das Gefühl hatte, nichts als Abgase einzuatmen.

Tante Carmen und Onkel Tinoco lebten nicht direkt in Lima, sondern in Callao, der Hafenstadt, die nahtlos an die Hauptstadt anknüpfte. Direkt am Hafen ragte die Ölraffinerie La Pampilla in die Höhe, die aussah wie ein düsteres, feuerspuckendes Stahlgebilde aus einem Science-Fiction-Film.

Ich gewöhnte mich erstaunlich schnell an das Leben in der Großstadt, was ich hauptsächlich Tante Carmen und Onkel Tinoco zu verdanken hatte. Die beiden waren herzensgute Menschen und nahmen mich an wie ihren eigenen Sohn. Eigene Kinder hatten sie keine. Ich vermisste meine verstorbenen Eltern schmerzlichst. Doch über die Monate hinweg verblasste mein altes Leben immer mehr, und ich war dankbar und glücklich, eine neue Familie gefunden zu haben. Meine Tante nannte ich liebevoll Mamita. Mein Onkel – ihn nannte ich Onkel Tinoco – war mir ein großes Vorbild. Er war ein rechtschaffener Mann, er trank nicht, er rauchte nicht, und niemals hörte ich auch nur ein einziges Schimpfwort über seine Lippen kommen.

Ich war ein aufgewecktes Bürschchen und ein Energiebündel, das kaum zu zähmen war. Mehr als fünf Minuten still zu sitzen war die reinste Tortur für mich. Dementsprechend qualvoll war meine Schulzeit. Außerdem prügelte ich mich ständig, sowohl auf dem Schulhof als auch auf der Straße. Mamita wurde fast jede Woche meinetwegen zum Schuldirektor zitiert, weil ich wieder irgendetwas angestellt hatte. Sie wusste bald nicht mehr, was sie mit mir machen sollte, und hielt mir jedes Mal eine ordentliche Standpauke.

»Mein Sohn, du bringst mich noch ins Grab mit deinem schlechten Benehmen! Sei nett zu deinen Lehrern und Mitschülern! Ist das denn zu viel verlangt?«

Meine Tante hatte einen Obststand vor dem Geschäftsgebäude der Tageszeitung »Ultima Hora«, zwischen der Straße Lazareto und Tacna Norte, einen Kilometer von der Küste entfernt. Dort lernte ich nach und nach alle Jungs vom Quartier kennen. Fast alle waren älter als ich, aber wir wurden schnell Freunde. Damals wusste ich noch nicht, dass die meisten von ihnen später eine kriminelle Laufbahn einschlagen würden – genau wie ich. Ich hatte keine Ahnung, dass hier, in meinen unbeschwerten Jugendjahren, der Grundstein für wertvolle verbrecherische Kontakte gelegt wurde, ein Untergrundnetzwerk, von dem ich mein Leben lang profitieren sollte. Hier traf ich zum ersten Mal auf Roca, Maradona, Moskito, Flaco, Gringo und Pistolita, um nur ein paar zu nennen. Auch meine besten Freunde und Verbündete, Nacho und Kike, lernte ich hier kennen. Wir spielten zusammen Fußball auf der Straße und besserten unser Taschengeld auf, indem wir Zeitungen austrugen.

Mit sechzehn beendete ich meine zermürbende und ziemlich unrühmliche Schullaufbahn. Ich hätte nicht sagen können, wessen Erleichterung größer war, meine oder die meiner neuen Eltern. Doch jetzt gingen die Probleme erst richtig los. Anstatt mich wie ein braver Junge um eine Lehrstelle zu bemühen, hing ich lieber mit den Mädchen im Park ab oder zog mit meinen Freunden um die Häuser. Ein ganzes Jahr lang tat ich nichts anderes, als mich zu amüsieren. Ich war jung, attraktiv und ziemlich eingebildet. Über die Zukunft machte ich mir keine großen Gedanken. Alle paar Wochen hatte ich eine neue Freundin. Ich hatte keinerlei Verpflichtungen, keinerlei Verantwortungsgefühl, das Leben war schlicht und einfach großartig. Nacho, Kike und ich waren unzertrennlich und für jeden Mist zu haben. Bis zu dem Tag, als unsere Dummejungenstreiche nicht mehr ausreichten für einen Adrenalinkick und wir uns nach etwas Größerem umsahen …

2.
EIN GEFÄHRLICHER PLAN

Gefängnis in Cachiche, 1981
32 Jahre alt

Knarzend löste sich ein Metallriegel aus der Halterung. Eine Luke in der Metalltür klappte herunter und ein Schließer schob wortlos ein orangefarbenes Plastiktablett durch die Öffnung.

Meine Henkersmahlzeit ist eingetroffen, dachte ich.

Ich legte den Bleistift weg und knetete meine Hand. Meine Finger waren ganz verkrampft vom Schreiben. Ich war so vertieft in den Brief an Aileen gewesen, dass ich gar nicht bemerkt hatte, wie die Zeit vorangeschritten war. Die Hälfte des Heftes war vollgekritzelt. Die Kerze war fast komplett niedergebrannt. Ich hörte, wie draußen im Gang ratternd eine Essensluke nach der anderen geöffnet wurde. Die Morgenroutine im Gefängnis von Cachiche hatte begonnen. Ein weiterer trostloser Tag brach an, ein Tag wie jeder andere. Außer für mich. Mein Plan stand unumstößlich fest. Heute würde ich entweder meinen Willen kriegen oder bei dem Versuch sterben – oder noch Schlimmeres würde passieren.

Ich stand auf, nahm die Schale mit dem pampigen Maisbrei und dem Becher Tee vom Tablett, setzte mich auf mein Bett und aß mein karges Frühstück. Dann stellte ich die leere Schale und den Becher zurück in die Klappe und bereitete mich psychisch auf meinen Auftritt vor. Dabei schien jede meiner Bewegungen Teil eines Rituals zu sein: wie ich die dritte Kerze löschte und zusammen mit dem Feuerzeug zurück in die Matratze stopfte. Wie ich auf die Titelseite des Heftes mit großen Buchstaben schrieb: »Für meine liebe Aileen – bitte meiner Frau Mercedes mitgeben.« Wie ich das Heft an meinen Mund hob und es zärtlich küsste, als wäre es die Stirn meiner Tochter. Wie ich es auf meinem Bett platzierte, sodass es offensichtlich war, dass es gefunden werden sollte. Anschließend setzte ich mich im Schneidersitz mitten auf den kalten Boden und wartete schweigend auf das Unabwendbare.

Der Schlüssel drehte sich im Schloss, und die rostige Kerkertür wurde quietschend aufgestoßen. Ein Lichtstrahl fiel in die Zelle und blendete meine Augen. Schützend hielt ich mir die Hände vors Gesicht.

»Django, mitkommen!«

Ich stand auf und tappte blinzelnd aus meinen vier dunklen Quadratmetern auf den Korridor hinaus. Es dauerte eine ganze Weile, bis meine Augen sich an das grelle Tageslicht gewöhnt hatten. Der Schließer hielt mich – wohl des Gestankes wegen – auf Abstand und schubste mich mit seinem Stock vor sich her wie einen Hund. Er brachte mich zu den Duschräumen. In einem Stück abgebrochenen Spiegel, das mit einem Draht um einen Pfosten gebunden war, sah ich mein Gesicht und erschrak. Meine Wangen waren eingefallen, mein Bart außer Kontrolle und mein Haar struppig und ungezähmt. Ich sah aus wie ein Obdachloser, abgemagert und um Jahre gealtert. Der Aufseher reichte mir ein Rasiermesser, ein Stück Seife und ein kratziges Handtuch. Ich schrubbte mir den Dreck der vergangenen Wochen vom Leib, rasierte mich und schlüpfte in die saubere Kleidung, die für mich bereitlag. Zum ersten Mal seit Wochen fühlte ich mich wieder als Mensch.

Der Schließer begleitete mich auf den Innenhof, wo ich mich unter die anderen Häftlinge mischte. Alle waren herausgeputzt und aufgeregt wie kleine Kinder an ihrem Geburtstag. Der Besuchstag war heilig im Leben eines Gefangenen. An diesem Tag gab es keine Gewaltverbrecher, Mörder und Diebe, sondern nur Familienväter, Brüder und Söhne. Hartgesottene Männer verwandelten sich in gefühlvolle Romantiker, kaltblütige Mörder unterdrückten ihre Tränen, wenn sie ihre Frauen und Kinder in die Arme schlossen. Die fröhlichen Stimmen der vielen Besucher, die draußen vor dem Tor Schlange standen, hallten über die hohe Mauer zu uns herüber. Die Vorbereitungen für ihren würdigen Empfang liefen auf Hochtouren. Bänke und Tische waren aufgestellt worden. Auf einigen standen kleine bemalte Vasen aus Pappmaschee mit farbigen Papierblumen, auf anderen waren liebevoll Tischdecken ausgebreitet. Ein paar Gefangene hatten sich Plätze gesichert und scheuchten jeden weg, der sie sich unter den Nagel reißen wollte. Andere übten vor unsichtbaren Spiegeln Reden, kämmten sich zum hundertsten Mal die Haare oder zupften sich die Hemden zurecht. Ich war der Einzige, der sich nicht von der aufgekratzten Atmosphäre anstecken ließ und mit finsterer Miene über den Platz schritt. Besuchstag hin oder her, mein Vorhaben stand fest. Ich hatte mich innerlich darauf vorbereitet, und der Zeitpunkt war gekommen, meinen Plan in die Tat umzusetzen. Erstaunlicherweise war ich kein bisschen nervös. Ich war innerlich wie abgestumpft. Alles, was mich erfüllte, war eine eiserne Entschlossenheit, die niemand in der Lage sein würde zu brechen.

Zielstrebig marschierte ich zur Häftlingsküche, der Kulisse für meine Schauertat. Diese Küche wurde von den Gefangenen genutzt, um ihre eigenen Mahlzeiten zu kochen, denn die Verpflegung des Gefängnisses war absolut unzureichend. Wer keine Verwandten hatte, die ihn regelmäßig mit Lebensmitteln versorgten, hatte einen schweren Stand. Ich selbst hatte in den vergangenen Wochen schon mehrere Kilos verloren, weil der Gefängnisfraß so übel war. Die Häftlingsküche befand sich ungefähr fünf Meter vom Hauptgitter entfernt. Ob Häftling, Besucher, Anwalt oder Aufseher, jeder musste durch dieses Gitter, um ins Gefängnis rein- oder aus ihm rauszukommen. Dahinter lag ein breiter, eingezäunter Gang, der zum Haupteingang führte.

Es brutzelte, zischte und schepperte in der Häftlingsküche. Ungefähr zehn Gefangene waren anwesend, schnippelten Gemüse, brieten Fleisch und rührten in Töpfen herum. Ich schnappte mir zwei große Kessel, füllte sie mit Wasser, stellte sie auf den Gasherd und drehte ihn voll auf. Dann wartete ich, bis das Wasser kochte. Die anderen Häftlinge warfen mir verwirrte Blicke zu. Sie spürten instinktiv, dass etwas im Busch war. Meine angespannte Körperhaltung, die fehlenden Zutaten für mein Gericht und wie ich mit Adleraugen über den blubbernden Wassertöpfen brütete – das alles war mehr als verdächtig. Offenbar führte ich mit dem siedenden Wasser etwas im Schilde, und keiner war scharf darauf, herauszufinden was. Einem unberechenbaren, landesweit gefürchteten Kriminellen wie mir pfuschte man lieber nicht ins Handwerk. Nervöse Blicke wurden ausgetauscht. Einer nach dem anderen kippte seine halb fertigen Gerichte in irgendwelche Schüsseln, ließ alles andere liegen und eilte aus der Küche, als würde sie jeden Moment explodieren. Der Einzige, der die Zeichen nicht zu deuten vermochte, war ein junger Bursche von vielleicht zwanzig Jahren. Verwundert beobachtete er, wie die Ratten das sinkende Schiff verließen, und fragte mich amüsiert:

»Was haben die denn für ein Problem?«

Ich drehte meinen Kopf, sah ihn finster an und knirschte unmissverständlich:

»Verschwinde!«

Der Anblick meiner funkelnden Augen vertrieb jäh das Grinsen aus seinem Gesicht. Der Junge schluckte, packte seine Pfanne mit den halb angebratenen Hähnchenschenkeln und ergriff Hals über Kopf die Flucht. Jetzt hatte ich die Küche für mich allein und wandte mich wieder meinen Töpfen zu. Das Wasser dampfte, fauchte und spritzte, als wäre es lebendig. Ich schloss die Augen, sog den Dampf tief in meine Lungen ein und sammelte mich. Ich war so weit. Es konnte losgehen. Ich und mein tödliches Druckmittel waren bereit. Als ich die Augen wieder öffnete, fühlte ich mich unbezwingbar. Ich zog mich bis auf die Unterhosen aus, band mir ein Geschirrtuch um den Kopf und stellte mich breitbeinig neben die kochenden Wassertöpfe, wie ein Samuraikrieger, der auf den Befehl zum Angriff wartet. Ich hatte schon mit allerlei Waffen gekämpft, mit meinen Fäusten, mit Messern, mit Maschinenpistolen, sogar mit menschlichen Fäkalien. Aber die beiden Töpfe mit dem brühend heißen Wasser würden genauso effektiv sein. Jemand würde heute brennen. So viel war klar.

Wie ein Lauffeuer verbreitete sich die Nachricht, dass sich der verrückte Django halb nackt in der Küche verbarrikadiert hatte und irgendeine hirnrissige Aktion plante. Von überall kamen die Häftlinge herbeigelaufen und spähten neugierig in die Küche. Einige feuerten mich an, pfiffen und klatschten – auch wenn sie keinen Plan hatten, was ich eigentlich bezweckte –, andere waren weniger begeistert.

»Was soll der Mist? Du versaust uns den Besuchstag, Django!«

Alle blieben auf Abstand. Nicht einer traute sich näher als bis auf zehn Schritte an mich heran. Und jeder fragte sich, wie lange es dauern würde, bis die Gefängnisdirektion eingriff. Es dauerte genau zehn Minuten. Dann kam der Direktor höchstpersönlich mit einer Horde bewaffneter Aufseher durch den langen Korridor auf das Gittertor zugeschritten. Genau diese Aufmerksamkeit hatte ich gewollt, und das war mir definitiv gelungen. Das Gejohle der Gefangenen wurde lauter.

»Señor Direktor!«, rief einer. »Django hat den Verstand verloren!« Und ein anderer sagte laut: »Regeln Sie das bitte, bevor das hier in einer Schweinerei endet!«

Vor dem Gitter blieben die Beamten stehen, ihre Stöcke griffbereit in den Händen. Der Oberaufseher fingerte an seinem Schlüsselbund herum und wollte eben die Gittertür aufschließen, um seine Männer auf mich zu hetzen, als der Direktor ihn am Arm zurückhielt.

»Warten Sie!«, sagte er energisch und deutete mit einem Kopfnicken in meine Richtung. Und da erst wurde auch dem Oberaufseher die Brisanz der Angelegenheit klar. Völlig schockiert starrten er, seine Männer und der Gefängnisdirektor durch die Gitterstäbe hindurch zu mir und den siedenden Kochtöpfen. Wer auch immer durch dieses Gittertor käme, würde eine Ladung kochendes Wasser abkriegen. So sah es zumindest aus. Dabei war meine Absicht eine ganz andere: Ich hatte nicht vor, die Aufseher zu verbrühen – sondern mich selbst! Deswegen hatte ich auch meine Kleider ausgezogen. Es war ein kranker Plan, aber ich sah einfach keinen anderen Ausweg mehr.

»Django, was soll das?«, sprach mich der Direktor an.

Ich gab ihm keine Antwort, sondern sah ihn einfach nur an, den Wahn und die pure Verzweiflung in den Augen. Allmählich schien es ihm zu dämmern, was ich vorhatte. Ich würde mich mit kochendem Wasser übergießen und meinen eigenen Leib verbrennen, falls er mir nicht endlich meinen Hofgang gewährte. So weit hatte mich die Dunkelhaft getrieben. Der Direktor wusste, dass es mir bitterernst war. Er sah es in meinem irren Blick und wurde aschfahl im Gesicht. Einen Skandal wie diesen konnte er sich nicht erlauben, vor allem nicht am Besuchstag, wo jede Menge Zivilisten anwesend waren, die seit Stunden draußen vor dem Gefängnistor Schlange standen, um ihre Liebsten zu sehen. Ich blockierte den einzigen Zugang zum Gefängnis und war eine Bedrohung für mich und alle, die mir zu nahe kamen. Die Situation musste dringend unter Kontrolle gebracht werden.

Der Direktor flüsterte dem Oberaufseher etwas ins Ohr, worauf dieser nickte und seinen Leuten das Zeichen zum Rückzug gab. Sie stapften durch den Korridor davon und verschwanden aus meinem Blickfeld. Ich war mir nicht sicher, wie ihr nächster Schachzug aussah, ob sie Verstärkung anfordern oder kapitulieren würden. Dass der Direktor wusste, worum es mir ging, daran hatte ich keinen Zweifel. Die Frage war bloß, ob er mir meine Bitte endlich gewährte oder weiterhin stur blieb.

Ich kletterte auf den Tisch neben dem Herd mit den kochenden Wassertöpfen und setzte mich im Schneidersitz darauf wie ein meditierender Guru. Die Menschentraube vor der Küche blieb weiterhin auf Abstand. Das Wasser brodelte bedrohlich vor sich hin. Es war schon nach elf. Die Besucher hätten längst eingelassen werden sollen und wurden ungeduldig. Ich hörte ihre Unzufriedenheit über die Mauer hinweg. Wenn der Direktor nicht bald handelte, konnte es leicht zu einem Tumult kommen, und zwar auf beiden Seiten der Gefängnismauer. Es dauerte eine ganze Weile, da hörte ich erneut Schritte. Eine grazile, elegant gekleidete Frau, flankiert von drei Beamten und dem Oberaufseher, kam zielstrebig durch den Korridor auf das Gittertor zugelaufen. Als ich sie erkannte, kam mir das Augenwasser.

Mercedes!

Nie hatte ich mich mehr gefreut, meine Frau zu sehen wie in diesem Moment. Sie kam mir vor wie ein Engel inmitten von Dämonen. Die Häftlinge vor der Küche pfiffen und machten anrüchige Bemerkungen und Gesten. Doch Mercedes ließ sich davon genauso wenig beeindrucken wie vom Oberaufseher, der auf sie einredete:

»Bitte, Señora, sie sollten da wirklich nicht reingehen. Django ist gefährlich.«

»Öffnen Sie das Tor!«

»Ihr Mann ist unberechenbar. Er wird Sie mit kochendem Wasser begießen!«

»Ich kenne meinen Mann!«, sagte Mercedes gebieterisch. »Er wird mir nichts tun. Ich weiß, wie ich mit ihm reden muss. Und jetzt öffnen Sie gefälligst das Tor!«

»Wie Sie wünschen, Señora. Aber auf Ihre eigene Verantwortung.«

Der Oberaufseher schloss die Tür auf, ließ meine Frau in den Löwenkäfig eintreten und schloss die Tür rasch wieder hinter ihr zu. Aus sicherem Abstand beobachteten die Beamten die Szene, bereit, jederzeit einzugreifen, falls die Situation eskalierte. Die eben noch so vorlauten Häftlinge verstummten schlagartig und gaben Mercedes, dieser mutigen, ein Meter fünfzig kleinen Frau, die offenbar weder Tod noch Teufel fürchtete, den Weg zu mir frei. Ihre Augen füllten sich mit Tränen, als sie mir gegenüberstand. Ich sah schrecklich aus. Der psychische Terror der vergangenen Wochen hatte deutlich seine Spuren hinterlassen. Wie in Trance saß ich auf dem Tisch neben den dampfenden Töpfen, nur einen Handgriff davon entfernt, meinen eigenen Körper mit siedendem Wasser zu überschütten. Mercedes streckte ihre Finger aus und streichelte zärtlich meine Wange. Mit sanfter Stimme versuchte sie mich von meinem selbstzerstörerischen Vorhaben abzubringen.

»Mi Amor, was ist los? Was haben sie dir angetan?«

Ihre Berührung und ihre Worte drangen tief in meine aufgewühlte Seele. Tränen liefen mir übers Gesicht.

»Ich kann nicht mehr«, hauchte ich und sah sie flehend an. Ich war mit den Nerven total am Ende. »Das Eingesperrtsein hat was mit mir gemacht, Mercedes. Ich habe Platzangst … ich kriege Panikattacken. Ich bin kurz davor durchzudrehen.«

»Du bist nicht allein«, sagte sie leise und lächelte. »Der Herr und ich sind an deiner Seite.«

Es tat unglaublich gut zu hören, dass ich nicht alleine war. Und es tat unglaublich gut, mit meiner Frau reden zu können. Ihre Stimme zu hören. Ihre zarten Hände zu spüren. Mercedes war eine zierliche Frau von gerade mal einem Meter fünfzig. Dennoch war sie mit Abstand die stärkste Frau, die mir je begegnet war. Sie besaß eine innere Kraft, die nicht von dieser Welt kam.

»Was möchtest du, dass ich tue?«, fragte sie ruhig.

»Rede mit dem Direktor«, bat ich sie. Meine Stimme zitterte ein wenig, genauso wie mein Körper. »Bitte ihn, mich in eine normale Zelle zu verlegen oder mir wenigstens eine Stunde Hofgang am Tag zu gewähren. Mehr verlange ich nicht.«

Sie nickte. »Ist gut. Ich rede mit ihm. Und ich rede mit deinem Anwalt und schau, ob sie dich nicht zurück nach Lima verlegen können, damit ich dich öfter besuchen kann. Mach dir keine Sorgen, mein Schatz, es wird alles gut.«

Sie umarmte mich, und als ich meinen Kopf an ihre Brust drückte, wich alle Anspannung aus meinem Körper, und ich begann zu schluchzen wie ein kleines Kind. Kurz darauf hörte ich, wie sich das Schloss in der Gittertür drehte. Die Beamten stürmten herein, rissen uns gewaltsam auseinander und zerrten mich auf den Boden. Ich wehrte mich nicht. Das Letzte, was ich von Mercedes hörte, bevor sie aus meinem Gesichtsfeld verschwand, war:

»Ich werde für dich kämpfen, Oswaldo! Ich lass dich nicht im Stich!«

Ihre Worte gaben mir Trost und Kraft. Die Aufseher rissen mich hoch, die Arme schmerzend auf den Rücken gedreht, und führten mich durch die johlende Zuschauermenge. Ein paar Häftlinge spotteten. Doch von der Mehrheit empfand ich eine große Solidarität mir gegenüber. Einige klatschten und riefen im Chor meinen Namen, als hätte ich mit meiner Provokation eine Heldentat vollbracht.

»Django! Django! Django!«

Es war mir egal, ob sie mich feierten oder hassten. Ich hoffte bloß, dass meine Frau den Direktor rechtzeitig überzeugen konnte, bevor die Dunkelzelle mein Grab werden würde.

Und das Wunder geschah: Noch am selben Tag wurde ich in eine andere Zelle verlegt. Eine Zelle mit Fenster! Ich durfte sogar das Heft und den Bleistift mitnehmen und erhielt die Zusage des Direktors auf nicht nur eine, sondern ganze zwei Stunden Hofgang am Tag! Mein Hilfeschrei war endlich durchgedrungen. Ich sank auf dem Boden meiner neuen Behausung zusammen und weinte vor Erleichterung und Glück. Ich weinte mindestens eine halbe Stunde lang leise vor mich hin. Die Tränen strömten mir übers Gesicht, während ich meinen Blick auf das vergitterte Fenster richtete und mich nicht sattsehen konnte an dem viereckigen, blauen Fleckchen Himmel, für das ich beinahe mein Leben geopfert hätte.

»Danke, Mercedes«, flüsterte ich immer und immer wieder. »Danke, mi Amor! Danke!«

Mein Blick fiel auf das Heft, das auf meinem Bett lag. Aileen. Eine Woge väterlicher Liebe durchströmte mich, als ich an sie dachte. Ich musste ihr unbedingt erzählen, was passiert war. Sie musste wissen, dass ihre Mutter eine Heldin war! Ich stand auf, setzte mich aufs Bett, blätterte durch die ersten Seiten des Buches, suchte die Stelle, wo ich aufgehört hatte zu schreiben und setzte neu an. Mit einem Mal wurde mir bewusst, wie privilegiert ich war, überhaupt noch hier zu sitzen und an meine Tochter zu schreiben. Die Geschichte hätte auch ganz anders ausgehen können.

Meine liebe Aileen… schrieb ich mit zitternden Händen. Ein Lächeln huschte über mein tränenverschmiertes Gesicht. Meine Gefühle für meine Tochter waren auf einmal so stark wie nie zuvor. Es war, als würden sie durch meine eigenen Worte zum Leben erwachen und im Schneidersitz vor mir auf dem kalten Kerkerboden sitzen, mit ihren großen, nussbraunen Augen erwartungsvoll zu mir hochblickend, während ich ihr mein Herz ausschüttete, das voller Dankbarkeit und neuem Lebensmut war.

Du glaubst nicht, was geschehen ist, Aileen, schrieb ich. Ich lebe noch! Ja, ich lebe! Und das verdanke ich einzig und allein deiner Mama. Sie ist die klügste und mutigste Frau, die mir je begegnet ist. Du hättest sie sehen sollen, wie sie erhobenen Hauptes durch die Pforte der Hölle geschritten ist, um mich vor mir selbst zu retten. Es war unglaublich. Ich sag dir eins, Aileen: Du hast die allerbeste Mama, die es auf der Welt gibt. Vergiss das nie, meine Süße. Niemals, hörst du?

Ich hielt inne. Meine Gedanken schweiften sechzehn Jahre zurück, als ich achtzehn und Mercedes sechzehn Jahre alt gewesen war. Damals, 1966, waren wir uns das erste Mal begegnet. Wer hätte gedacht, dass wir es so lange miteinander aushalten würden – oder besser gesagt sie mit mir! Ich empfand das Bedürfnis, Aileen davon zu erzählen. Wahrscheinlich hatte sie die Geschichte noch nie gehört, zumindest nicht aus meiner Sicht.

Weißt du eigentlich, wie wir uns kennengelernt haben, deine Mama und ich?, schrieb ich auf eine neue Seite. Ich wischte mir über die feuchten Augen und schmunzelte, als ich mir unsere Liebesgeschichte in Erinnerung rief.

3.
MERCEDES

Callao, 1966
18 Jahre alt

Ich weiß nicht mehr, wessen Idee es war. Jedenfalls hatten Kike, Nacho und ich ein neues Hobby gefunden. Wir waren jung, sprühten vor Energie und fühlten uns hingezogen zu allem, was gefährlich und verboten war. Es begann mit kleinen Diebstählen. Wir entrissen Passanten ihre Brieftaschen, klauten Fahrräder und verübten kleine Ladendiebstähle. Als wir merkten, wie viel Spaß wir dabei hatten, gingen wir einen Schritt weiter, stahlen Motorräder und schlossen Autos kurz. Von dem erbeuteten Geld kaufte ich mir teure Kleider und Schuhe. Zu dieser Zeit waren Palazzo-Hosen in Mode – die Hosen, die unten sehr weit geschnitten waren – und blumige Hawaiihemden. Ich war begeistert von meinem Ganoven-Leben, von der Action, dem Nervenkitzel, der Gefahr und unserer Freundschaft. Unsere illegalen Aktivitäten schweißten uns zusammen. Jeder wäre für jeden durchs Feuer gegangen.

Kike war mit zwanzig Jahren der Älteste von uns. Er war groß und schlank, mit kantigem Gesicht und Adlernase. Er hatte langes, gekringeltes Haar, das er manchmal offen, manchmal in einem Pferdeschwanz zusammengebunden trug. Von uns allen war er der Vernünftigste und bewahrte selbst in brenzligen Situationen stets einen kühlen Kopf.

Nacho hingegen war ein Energiebündel. Er war klein, athletisch gebaut und hatte halblanges, glattes Haar. Er war sehr schnell für etwas zu begeistern und verlor genauso schnell die Nerven, wenn nicht alles nach Plan lief. Er war achtzehn, genau wie ich.

Wir drei waren nicht die Einzigen, die in diesen Jahren ihr kriminelles Potenzial entdeckten. In unserem Viertel gab es jede Menge Jugendlicher und junger Erwachsener, die genauso aktiv waren wie wir. Wir hatten sogar einen Treffpunkt, wo wir uns täglich mit den andern Jungs trafen und die Beute unserer Raubzüge miteinander teilten. Meine Mutter hatte selbstverständlich keine Ahnung, was ich so trieb. Manchmal steckte ich ihr etwas Geld zu, und wenn sie mich fragte, woher ich es hätte, sagte ich, ich hätte es bei irgendeinem Spiel gewonnen. Ich konnte ihr ja schlecht verraten, dass es gestohlen war.

Parallel zu meinen Diebestouren bemühte ich mich, einen anständigen Job zu finden. Ich tat es vor allem Mamita zuliebe. Ihr Mann, Onkel Tinoco, war ganz überraschend an einem Herzinfarkt verstorben, und jetzt hatte meine Tante nur noch mich. Sie setzte so viel Vertrauen in mich, die Ärmste, ich wollte sie einfach nicht enttäuschen. Doch es war ein hoffnungsloses Unterfangen. Ich versuchte mich fünf Monate lang als Automechaniker, dann wurde es mir zu langweilig und ich kündigte. Meine Mutter machte sich langsam Sorgen um meine Zukunft, da ich offenbar nichts auf die Reihe kriegte. Nach meinem achtzehnten Geburtstag fragte sie mich, ob ich vielleicht irgendeinen Berufswunsch hätte. Ich dachte darüber nach, was ich gerne tat, und mir fiel ein, was für ein tolles Gefühl es jeweils war, nach einem gelungenen Einbruch das gestohlene Geld zu zählen.

»Mamita«, sagte ich deshalb. »Ich bin ganz gut im Rechnen. Ich glaube, ich möchte Buchhalter werden.«

»Gut«, meinte sie. »Dann schreibe ich dich an der Akademie ein, damit du Buchhaltung studieren kannst.«

»Danke, Mamita. Diesmal pack ich es. Großes Ehrenwort.«

Am Anfang des Studiums lief alles gut. Ich brachte gute Noten nach Hause und hängte mich – vor allem, weil Mamita die Studiengebühren bezahlte – voll rein. Doch dann verliebte ich mich in eine Mitstudentin, und mein Interesse am Lernen schwand von Woche zu Woche, bis ich das Studium nach drei Monaten abbrach. Die Augen meiner Mutter füllten sich mit Tränen, als ich ihr sagte, ich hätte die Schule geschmissen.

»Mein Sohn, wann übernimmst du endlich Verantwortung für dein Leben?«

»Mamita, das Studium war nichts für mich«, erklärte ich ihr. »Ich such mir was anderes. Versprochen.«

Ich fand tatsächlich eine Anstellung als Hilfsbursche eines Schweißers. Dummerweise vergaß ich schon am ersten Tag, beim Schweißen die Maske anzuziehen. Das gleißende Licht war so stark, als würde ich direkt in die Sonne schauen. Meine Augen begannen zu brennen und wollten nicht mehr aufhören zu tränen. Die Entzündung hielt eine ganze Woche lang an. Ich konnte kaum noch das Haus verlassen. Unnötig zu erwähnen, dass ich daraufhin keine Lust mehr aufs Schweißen hatte und auch diesen Job in die Tonne trat. Zwei Wochen später bewarb ich mich in einer Fabrik, die Küchengeräte herstellte, und wurde prompt eingestellt. Ich erzählte es meiner Mutter. Sie freute sich so sehr, dass sie mich umarmte und mir einen dicken Kuss auf die Wange gab. Zur Feier des Tages kochte sie mir sogar mein Lieblingsessen: Reis mit Huhn, Knoblauch, Olivenöl, roten Peperoni, Kräutern und viel Safran. Wieder legte ich mich voll ins Zeug. Ich wollte mich wirklich bessern. Ich wollte ein anständiger, pflichtbewusster Junge sein. Ich wollte, dass meine Mutter stolz auf mich war.

Nach drei Monaten übertrug mir mein Chef die volle Verantwortung für eine Maschine, welche die Lackfarben für die Tassen, Teller und Schüsseln mischte. Ich musste dafür sorgen, dass die Temperatur für die Farbmischung richtig eingestellt war und dass sie nach exakt fünfzehn Minuten herabgesetzt wurde. Andernfalls war die Farbkonsistenz im Eimer und der Lack nicht mehr zu gebrauchen. Ich arbeitete in der Nachtschicht. Eigentlich hätte ich tagsüber schlafen sollen, um nachts fit zu sein, aber natürlich hing ich lieber mit meinen Freunden ab. Wir betranken uns regelmäßig und bandelten mit Mädchen an. Ich wechselte meine Beziehungen so oft wie meine Jobs und hatte alle paar Wochen eine neue Freundin.

Eines Nachts kam ich betrunken zur Arbeit und war so müde, dass mir ständig die Augen zufielen. Also gönnte ich mir ein kleines Nickerchen hinter dem großen Kessel, in dem die Farbe für das Geschirr erhitzt wurde. Als ich wieder aufwachte, war der Zeitpunkt zur Temperaturregelung weit überschritten, und der ganze Lack war futsch. Ich wurde fristlos entlassen.

Ich war furchtbar wütend, vor allem auf mich selbst. Ich hatte es verbockt, schon wieder! War ich wirklich derart unfähig? Ob als Zeitungsjunge, Automechaniker, Student, Schweißer oder als Fabrikarbeiter, ich war zu nichts zu gebrauchen! Ich hatte es weiß Gott versucht und es Mamita hoch und heilig versprochen – wie all die Male zuvor. Und wie all die Male zuvor würde ich sie schon wieder bitter enttäuschen. Ich wusste nicht mal, wie ich ihr unter die Augen treten sollte nach dieser Pleite und schämte mich in Grund und Boden. Gleichzeitig hatte ich die Nase gestrichen voll. Wozu strengte ich mich eigentlich an, wenn es doch nur schiefging?

Kapierst du es jetzt endlich? Du bist nicht geschaffen für ein ehrliches Leben, Oswaldo!, spottete er. Warum tust du dir das an? Du weißt längst, was das Richtige für dich ist, und hast diesen Weg doch schon eingeschlagen! Die Kriminalität ist deine Bestimmung, Oswaldo! Das ist es, worin du gut bist. Und absahnen kannst du damit auch, sofern du es richtig anstellst – und zwar ordentlich!