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Eine Frau, die Afrika bewegte

 

Als Wangari Maathai mit dem Friedensnobelpreis geehrt wurde, feierte ganz Nairobi auf den Straßen. Doch nicht alle freuten sich an jenem Abend, nicht der diktatorische Ex-Präsident arap Moi, der sie viele Male verhaften ließ, nicht die Polizisten, die auf sie eingeschlagen hatten, als sie sich schützend vor den Regenwald stellte, nicht die Frauenverbände, die ihre Widerworte gegen die Männerwelt skandalös fanden, und auch nicht ihr Ex-Ehemann, der sie und ihre drei Kinder verließ, weil sie »zu eigensinnig und zu schwer zu kontrollieren« sei.

In ›Afrika, mein Leben‹ erzählt Wangari Maathai bildhaft und anekdotenreich die außergewöhnliche Geschichte ihres Lebens. 1940 in einem Kikuyu-Dorf am Fuße des Mount Kenya geboren, ergriff sie die Chance, in den USA und München Biologie und Veterinärmedizin zu studieren. Zurück in Kenia, wurde sie die erste Professorin des Landes und die erste grüne Politikerin Afrikas. 1977 gründete sie das Aufforstungsprogramm »Green Belt Movement«, das über die Jahrzehnte zu einer panafrikanischen Bewegung wurde. Wangari Maathai starb im September 2011 in Nairobi. Ihr Buch liest sich als Vermächtnis einer charismatischen Frau, die Hoffnung in die Welt trug.

 
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Credit: Brigitte Lacombe

Wangari Maathai wurde 1940 in Nyeri, Kenia, geboren. Sie studierte Biologie in den USA und Deutschland und gründete 1977 das Aufforstungsprojekt »Green Belt Movement«. Sie ist Gründerin der »Green Party of Kenya«. Im Jahr 2002 wurde sie bei den ersten freien Wahlen Kenias ins Parlament gewählt, seit 2003 war sie stellvertretende Ministerin für Umwelt. 2004 wurde sie mit dem Friedensnobelpreis geehrt. Wangari Maathai starb im September 2011 in Nairobi.

Wangari Maathai

Afrika, mein Leben

Erinnerungen einer Unbeugsamen

Aus dem Englischen von Ursula Wulfekamp

 

 

 

 

Zum Andenken an meine Eltern

und für meine Kinder

Waweru, Wanjira und Muta.

 

 

Die Bäume des Feldes werden ihre Früchte tragen, und das Land wird seinen Ertrag geben. Sie werden auf ihrem Grund und Boden sicher sein. Wenn ich die Stangen ihres Jochs zerbreche und sie der Gewalt derer entreiße, von denen sie versklavt wurden, werden sie erkennen, dass ich der Herr bin.

Ezekiel 34, 27

Kapitel 1

Erste Jahre

Ich kam am 1. April 1940 in Ihithe zur Welt, einem kleinen Dorf im zentralen Hochland der damaligen britischen Kronkolonie Kenia. Schon meine Eltern und Großeltern stammten aus dieser Gegend in der Nähe der Provinzhauptstadt Nyeri, im Vorgebirge des Aberdare Mountain Range. Im Norden ragt der Mount Kenya in den Himmel.

Ich war das dritte von sechs Kindern, die erste Tochter nach zwei Söhnen. Zwei Wochen nach Beginn der mbura ya njahĩ, der Zeit des langen Regens, setzten bei meiner Mutter die Wehen ein, und sie brachte mich in einem traditionellen Lehmhaus zur Welt, in dem es weder Strom noch fließend Wasser gab. Zur Seite standen ihr die Dorf-Hebamme und mehrere weibliche Familienangehörige und Freundinnen. Meine Eltern waren Bauern und gehörten zur Gemeinschaft der Kikuyu, einer der zweiundvierzig Ethnien Kenias und zahlenmäßig nach wie vor der größten. Sie lebten vom Ackerbau und hielten außerdem Rinder, Ziegen und Schafe.

Zu der Zeit war das Land rund um Ihithe üppig, grün und fruchtbar. Die Jahreszeiten kamen mit großer Regelmäßigkeit, man konnte fast mit Sicherheit vorhersagen, dass Mitte März der lange Monsunregen einsetzen würde, und wusste, im Juli würde es so neblig sein, dass man keine vier Meter weit sehen konnte, und morgens so kalt, dass das Gras vor Raureif silbrig-weiß glitzerte. Auf Kikuyu heißt der Monat Juli mworia nyoni, der Monat, in dem Vögel verfaulen, weil sie erfroren von den Bäumen fallen.

Wir lebten in einer Gegend, in der es jede Menge Sträucher, Kletterpflanzen, Farne und Bäume gab wie etwa mĩtũndũ, mĩkeu und mĩgumo, die zum Teil Beeren oder Nüsse tragen. Da regelmäßig reichlich Regen fiel, gab es überall sauberes Trinkwasser. Auf den großen Feldern wurden Mais, Bohnen, Weizen und Gemüse angebaut. Hunger war so gut wie unbekannt. Der Boden war fett und feucht und von einem dunklen Rotbraun.

Zur Geburt eines Kindes wurde ein schönes und sinnvolles Ritual begangen, mit dem das Neugeborene in das Land seiner Vorfahren eingeführt werden sollte, in eine Welt der Fülle und des Guten, die dieser Boden hervorbrachte. Kurz nach der Geburt ernteten einige der Frauen, die der werdenden Mutter beigestanden hatten, auf ihren Feldern jeweils eine ganze große Traube grüner Bananen. Wenn auch nur eine Banane schon reif war und die Vögel davon gefressen hatten, mussten die Frauen eine andere Traube finden. Deren Fülle bedeutete Ganzheit und Wohlbefinden – Eigenschaften, die in der Gemeinschaft einen hohen Stellenwert hatten. Außer Bananen brachten die Frauen der jungen Mutter auch Süßkartoffeln aus deren und ihrem eigenen Garten und dazu blau-lila Zuckerrohr (kĩgwa kĩa nyamũirũ). Normales Zuckerrohr kam nicht in Frage.

Zur Vorbereitung auf die Geburt mästete die schwangere Frau ein Lamm, das sie bei sich im Haus hielt. Während dann die anderen Frauen die rituellen Nahrungsmittel zusammensuchten, opferte der Vater des Kindes das Lamm und briet ein Stück davon, dazu die Bananen und Süßkartoffeln. Das alles wurde zusammen mit dem rohen Zuckerrohr der Mutter gebracht. Sie biss von jeder Speise ein Stückchen ab, kaute es und träufelte etwas von dem Saft in den Mund des Neugeborenen. Das muss also meine erste Mahlzeit gewesen sein: Noch bevor ich Milch saugte, habe ich den Saft von grünen Bananen, blau-lila Zuckerrohr, Süßkartoffeln und gemästetem Lamm geschluckt – alles Gaben unseres Landes. Ich bin ebenso ein Kind meines Heimatbodens, wie ich ein Kind meines Vaters Muta Njugi und meiner Mutter Wanjiru Kibicho bin, die allgemein unter ihrem christlichen Namen Lydia bekannt war. Der Kikuyu-Tradition entsprechend gaben meine Eltern mir den Namen meiner Großmutter väterlicherseits: Wangari, ein alter Kikuyu-Name.

Nach der Schöpfungsgeschichte der Kikuyu schuf Gott die Ureltern Gikuyu und Mumbi und zeigte ihnen vom Mount Kenya aus das Land, das sie besiedeln sollten: im Westen bis zu den Aberdares, den Ngong Hills und Kilimambogo und im Norden bis nach Garbatula. Gikuyu und Mumbi hatten zehn Töchter – Wanjiru, Wambui, Wangari, Wanjiku, Wangui, Wangeci, Wanjeri, Nyambura, Wairimu und Wamuyu –, aber keinen Sohn. Als für Gikuyus Töchter die Zeit zu heiraten kam, so heißt es in der Legende, setzte er sich, wie es seine Gewohnheit war, unter den heiligen Feigenbaum mũgumo und betete, Gott möge ihm Schwiegersöhne schicken. Gott trug ihm auf, neun seiner Töchter – die zehnte war noch zu jung zum Heiraten – in den Wald zu schicken, wo jede einen Stock schneiden sollte, der ebenso lang war wie sie selbst groß. Als die Töchter heimkehrten, baute Gukuyu aus diesen Stöcken unter dem mũgumo-Baum einen Altar, auf dem er ein Lamm opferte. Und als die Flammen das Lamm verzehrten, traten neun Männer aus dem Feuer hervor.

Gikuyu ging mit ihnen nach Hause, und jede Tochter heiratete den Mann, der ebenso groß war wie sie. Aus diesen Ehen gingen die zehn Sippen hervor, zu der alle Kikuyu gehören. (Auch wenn die jüngste Tochter Wamuyu nicht heiratete, bekam sie doch Kinder.) Jede Sippe zeichnet sich durch ein bestimmtes Handwerk oder eine besondere Fähigkeit aus; so wird meine Sippe Anjirũ mit Führerschaft in Verbindung gebracht. Wegen der Töchter waren die Sippen ursprünglich matrilinear, aber allmählich gingen viele Privilegien wie etwa das Erbrecht und der Besitz von Land, Vieh und mehrjährigen Feldfrüchten auf die Männer über. Wie die Frauen ihre Rechte und Privilegien verloren, ist nicht überliefert.

Den Kikuyu ist der Mount Kenya heilig, und sie nennen ihn kirinyaga, »Ort der Helligkeit«. Er ist der zweithöchste Berg Afrikas, und ihm haben die Kikuyu alles Gute zu verdanken: reichlich Regen, Flüsse, Bäche, sauberes Trinkwasser. Ob die Kikuyu beteten, ihre Toten bestatteten oder ein Opfer darbrachten, immer taten sie es mit dem Gesicht zum Mount Kenya, und wenn sie ein Haus bauten, mussten die Türen selbstverständlich auf ihn ausgerichtet sein. Solange der Berg stand, so glaubte man, war Gott mit den Menschen, und es würde ihnen an nichts mangeln. Wolken, die den Mount Kenya umhüllten, brachten häufig Regen. Und solange es regelmäßig regnete, gab es reichlich zu essen, mehr als genug Vieh, und Frieden.

Leider sind diese Mythen und Traditionen mittlerweile fast vergessen. Sie waren bereits bei meiner Geburt im Untergehen begriffen. Die europäischen Missionare, die Ende des 19. Jahrhunderts ins zentrale Hochland gelangten, erklärten der einheimischen Bevölkerung, Gott lebe nicht auf dem Mount Kenya, sondern im Himmel über dem Berg. Der richtige Ort, um ihn anzubeten, sei sonntags in der Kirche – ein Konzept, das den Kikuyu völlig fremd war. Dennoch übernahmen viele die Weltsicht der Missionare, und innerhalb von zwei Generationen verloren sie den Respekt vor ihren eigenen religiösen und kulturellen Traditionen. Auf die Missionare folgten Kaufleute und Beamte, die neue Methoden einführten, um unsere vielen Ressourcen auszubeuten: Bäume wurden gefällt, Urwälder gerodet, Plantagen mit importierten Baumarten angelegt, wilde Tiere gejagt, die Landwirtschaft wurde nun großflächig und unter kommerziellen Gesichtspunkten betrieben. Geheiligte Landstriche verloren ihren Nimbus und wurden ausgebeutet und zerstört, was die Einheimischen als Zeichen des Fortschritts deuteten.

Mit gut 5.000 Metern über dem Meeresspiegel thront der Mount Kenya über dem zentralen Hochland. Zwar liegt er direkt auf dem Äquator, doch der Gipfel ist das ganze Jahr über von Gletschern bedeckt. Für die Kikuyu und die anderen Sippen, die rund um den Berg lebten – die Kamba, die Meru und die Embu –, muss der Anblick des Berges ehrfurchterregend gewesen sein. Es heißt, dass die Forscher Johann Ludwig Krapf und Johannes Rebmann, als sie ihn 1849 das erste Mal sahen, ihren Führer, der zur Sippe der Kamba gehörte und einen Flaschenkürbis bei sich trug, fragten: »Wie heißt der?« Der Führer glaubte, die beiden sprächen von seinem Kürbis, und antwortete: »Kĩĩ-nyaa«, was wie »Kenya« auf Englisch ausgesprochen wird. So kam der Berg zu seinem englischen Namen, der später auf das gesamte Land übertragen wurde.

In ganz Afrika benannten die Europäer alles um, was ihnen begegnete. Dadurch verursachten sie im Denken vieler Afrikaner eine Spaltung, und wir mühen uns noch heute, uns in dieser dualen Welt zurechtzufinden. Zu Hause lernten wir die Namen der Berge, Flüsse und Regionen von unseren Eltern, aber in der Schule wurden uns die Kolonialnamen beigebracht, die als die »richtigen« Namen galten und in allen Prüfungen verwendet werden mussten. So heißen die Aberdares wegen ihrer Gestalt bei uns nyandarua, »trocknende Tierhaut«. Ihren englischen Namen erhielten sie 1884 nach Lord Aberdare, dem damaligen Direktor der Royal Geographical Society.

Natürlich verstand ich die komplexen Zusammenhänge jener Epoche erst sehr viel später. Bei meiner Geburt ging die alte Welt langsam unter. Die ersten Europäer waren zur Zeit meiner Großeltern, Ende des 19. Jahrhunderts, nach Kenia gekommen. 1884/85 trafen sich Großbritannien und die anderen europäischen »Großmächte« in Berlin zur Kongokonferenz, um die als »Wettlauf um Afrika« bezeichnete Aufteilung des Kontinents zu formalisieren. Bei dieser drei Jahrzehnte währenden Jagd nach Kolonien ging es darum, den Anspruch Europas auf Afrika abzustecken. Mit einem Federstrich wurden ganze Gebiete einer bestimmten Macht zuerkannt und damit vollkommen neue Nationen geschaffen. Deutschland erhielt in Ostafrika das Land Tanganjika, das sich später mit Sansibar zu Tansania zusammenschloss. Großbritannien wurden die spätere Kolonie Kenia und das Protektorat Uganda zuerkannt. In den Jahrhunderten vor dieser Aufteilung hatten sich viele Ethnien in Afrika als eigene Nationen verstanden, wenn auch als Mikronationen. Durch die Aufteilung unter den europäischen Ländern wurden diese Gemeinschaften bunt durcheinandergewürfelt, so dass sich die Bewohner dieses oder jenes neu gebildeten Staates bisweilen als Fremde betrachteten, während manche Mikronationen auf zwei Nachbarländer verteilt waren. Diese willkürliche Unterteilung hat zum Teil bis heute verheerende Folgen für den afrikanischen Kontinent.

Meine Urgroßeltern, die ich nie kennen gelernt habe, lebten in einer prä-europäischen Welt. Vermutlich hatten sie mit keiner anderen Gemeinschaft außerhalb des zentralen Hochlandes Kontakt, abgesehen von den Massai, einem Hirten- und Nomadenvolk, das von der Rinder- und Ziegenwirtschaft lebt. Ihrer traditionellen Lebensweise folgend ziehen die Massai durch die weiten Ebenen im Westen des Hochlandes, das ausgedehnte, von Bergen umgebene Grasland. Diese Gebirgszüge entstanden aufgrund von seismischer Aktivität, die die Erdkruste vor Jahrmillionen aufbrach. Die »Narbe« erstreckt sich von Jordanien bis nach Mosambik und bildet den Großen Afrikanischen Grabenbruch.

Manchmal überfielen Massai die Dörfer der Kikuyu, raubten ihnen Vieh und töteten junge Männer, und die Kikuyu taten es ihnen gleich. Bisweilen herrschte aber auch Waffenstillstand, und dann wurde ein Tauschhandel mit Vieh und Land getrieben, gelegentlich fanden sogar Hochzeiten zwischen den beiden Gemeinschaften statt. Solche interethnischen Ehen trugen dazu bei, die Verbindungen zwischen den Gemeinschaften zu stärken und Frieden zu schaffen. In unserer Provinzhauptstadt Nyeri gab es viele gemischte Abkömmlinge von Massai und Kikuyu, sie wurden nie als Außenseiter betrachtet. Auch in den Adern meiner Mutter floss Massai-Blut. Wie ihr Vater war sie grazil, hatte hohe Wangenknochen und glattes Haar, alles Eigenschaften, die eher für die Massai als für die Kikuyu typisch sind. Offenbar war auch meine Ur-Urgroßmutter väterlicherseits eine Massai, die bei einem Überfall entführt wurde und im Hochland schließlich die Kikuyu-Traditionen übernahm. Sie nannte ihren zweiten Sohn Muta, nach ihrem Vater, und dieser Name ging auf meinen Vater und später auch auf meinen zweiten Sohn über.

Im 19. Jahrhundert zogen europäische Missionare kreuz und quer durch den Kontinent und bereiteten dem Christentum den Weg. Fast unmittelbar nach ihnen kamen Forscher, Abenteurer, Glücksritter und die Beamten im Dienst der europäischen Mächte, die ausbeutbare Schätze suchten, ob nun natürlicher oder menschlicher Art. In Kenia teilten die Briten das Land auf und ordneten jedes Gebiet einer bestimmten Glaubensrichtung zu – vielleicht um zu verhindern, dass die Einheimischen von den verschiedenen christlichen Glaubensgemeinschaften, die sich schon in Europa befehdeten, widersprüchliche Botschaften empfingen. So waren in Kenia zahlreiche katholische Orden aktiv, etwa die italienischen Consolata Missionary Sisters sowie der Heilig-Geist-Orden und die Loreto-Schwestern aus Irland. Die Missionare, die als Erstes in meine Heimat kamen, waren vorwiegend schottische Presbyterianer und italienische Katholiken.

Als Erstes boten die Missionare der Bevölkerung medizinische Versorgung an, etwa für Infektionen wie Wundbrand und für schwierige Geburten, bei denen einheimische Heilmittel wie Kräuter und Baumrinden versagten; dann richteten sie Krankenstationen ein. Außerdem brachten sie kleinen Gruppen von Erwachsenen das Lesen bei – allerdings erst, nachdem diese zum Christentum übergetreten waren –, und wenig später gründeten sie Schulen. Ich bewundere die Geduld und den Einfallsreichtum der Missionare, wie sie Menschen, die keine gemeinsame Sprache hatten, ermöglichten, miteinander zu kommunizieren. Sie leisteten wirklich gute Arbeit.

Die Kunst zu lesen und zu schreiben muss die Einheimischen wie der Blitz getroffen haben. Dass Striche und Punkte auf einem Blatt Papier oder einer Tafel eine Botschaft ergeben sollten, die ein Mensch in vielen Meilen Entfernung empfangen konnte, war ihnen unvorstellbar, und zweifellos hielten die Kikuyu diese Fähigkeit zunächst für eine neue Art von Zauber, die alles, was sie bislang gekannt hatten, in den Schatten stellte. Das Lesen und Schreiben faszinierte sie, und sie erlernten beides mit Begeisterung.

Vor der Ankunft der Missionare kannten die Kikuyu, wie alle kenianischen Gemeinschaften, vorwiegend mündliche Überlieferungstraditionen. Um Informationen zu übermitteln, verwendeten sie unter anderem Trommeln, Hörner, Rufe oder schickten einfach einen Boten. Bei den Kikuyu gab es noch eine ausgefallenere Art der Nachrichtenübermittlung, nämlich mittels eines gĩchandĩ, eines Flaschenkürbis, der mit perlenbesetzten Saiten bespannt und mit Samen und Steinen gefüllt war. Indem der gĩchandĩ-Spieler sein Instrument schüttelte, erzeugte er Musik, und dazu gab er Rätsel, Sprichwörter und andere Volksweisheiten und Informationen zum Besten. Außerdem waren die Kürbisse mit Symbolen und Zeichen verziert, die eine Art Schrift darstellten, nach der die Spieler rezitierten.

Ironischerweise haben die Missionare diese Instrumente in aller Ausführlichkeit beschrieben, forderten die zum Christentum bekehrten Einheimischen jedoch gleichzeitig auf, sie zu zerstören. Dasselbe galt für andere Formen der Kunst: Obwohl die Missionare viele Aspekte der einheimischen Kultur schmähten, dokumentierten sie sie und bewahrten einige Objekte auf, die sich heute in europäischen Museen befinden. Ich habe gehört, dass es einen gĩchandĩ in einem Turiner Museum gibt.

Um ihren Einfluss in den neu erworbenen afrikanischen Gebieten zu festigen, ermutigten die europäischen Staaten Menschen europäischer Herkunft – darunter Südafrikaner, Australier, Kanadier, Briten und Deutsche – in den ersten fünfzehn Jahren des 20. Jahrhunderts, sich in den Kolonien niederzulassen. So kamen immer mehr Siedler nach Kenia, denen die britische Verwaltungsbehörde Ländereien im Hochland zuwies. Die Region gefiel den Weißen aus denselben Gründen wie den Einheimischen: Der Boden war fruchtbar, Krankheiten wie Malaria waren unbekannt, das Klima war weder zu heiß noch zu kalt.

Meist erhielten die Siedler Landrechte in bevorzugten Gegenden, in der Nähe entstehender Stadtzentren etwa oder in Regionen, die sich zum Anbau von Weizen, Mais, Kaffee und Tee und zur Viehzucht eigneten. Um Platz für sie zu schaffen, wurden zahlreiche Einheimische vertrieben, viele wurden auch zwangsweise ins Rift Valley umgesiedelt. Wer sich weigerte, sein Land zu verlassen, wurde von den Briten an einen anderen Ort verbracht.

In den 1930er Jahren lebten die einheimischen Gemeinschaften, darunter auch die Kikuyu, nur noch in eigens ausgewiesenen Gebieten, die als Eingeborenenreservate bekannt waren; ihr ursprünglicher Grund und Boden war unter den Neuankömmlingen aufgeteilt worden. Nur die Menschen, die vorher schon auf dem Gebiet der Reservate gelebt hatten, durften ihr Land behalten. Ihithe lag im Kikuyu-Reservat, in dem mein Vater Land besaß. Einen Teil davon hatte er gekauft, den anderen Teil von seinem Vater geerbt, der es erworben hatte, als er vom nahegelegenen Dorf Kahiga-inĩ nach Ihithe gezogen war. Sowohl nach dem Ersten als auch nach dem Zweiten Weltkrieg kamen Kriegsveteranen nach Kenia und erhielten zum Dank dafür, dass sie die Krone verteidigt hatten, Land vom britischen Staat. Anfang der 1950er Jahre gab es in Kenia rund 40.000 Siedler, der Großteil davon britischer Herkunft, und etwa 2.500 Farmen in der nun schon als »weißes Hochland« bezeichneten Region. Zu ihr gehörten die Berge in der Nähe Nairobis, das Hochland der zentralen und westlichen Gebiete und große Teile des Graslandes im Rift Valley.

Doch selbst nach der Ankunft der Missionare und später der britischen Verwaltung gab es nach wie vor Nischen, in denen die alte Lebensweise fortdauerte. Drei meiner Großeltern traten nie zum Christentum über; allerdings wurde die Mutter meiner Mutter angeblich auf dem Sterbebett getauft. Ihre Kinder konvertierten als Erwachsene – die erste Kikuyu-Generation, die fast durchweg christlich wurde. Die Kinder meiner Großmutter müssen zu den ersten Konvertiten gehört haben, denn bereits in meiner Kindheit war mein charismatischer und fortschrittlicher Onkel Kamunya eine führende Persönlichkeit der African Independent Church. Diese Kirche vereinte nicht nur protestantische und katholische Lehren, sondern bewahrte auch Aspekte der Kikuyu-Kultur, die von den beiden anderen Religionen abgelehnt wurde.

Zur Zeit meiner Geburt 1940 gab es noch Menschen, die nicht zum Christentum übergetreten waren, und die zahlreichen Kirchen, die sich in Kenia gegründet hatten, wetteiferten darum, sie zu bekehren. In der Umgebung von Nyeri waren die Katholiken, die Presbyterianer und die Independent Church besonders aktiv. Alle, die noch keine Christen waren, sondern an den lokalen Bräuchen festhielten und sie verteidigten, wurden kikuyu genannt, die Konvertiten hingegen hießen athomi. Wörtlich übersetzt bedeutet das so viel wie »Menschen, die lesen«. Und das Buch, das sie lasen, war die Bibel. Eine der ersten Regionalsprachen, in die die Bibel übersetzt wurde, war das Kikuyu, was die Verbreitung der christlichen Lehre noch leichter machte.

Im Allgemeinen wurden christliche Kenianer von der britischen Verwaltung bevorzugt behandelt und etwa zum Häuptling oder Unterhäuptling eines Dorfes oder einer Stadt ernannt. Diejenigen, die die athomi-Kultur übernahmen, stellten die neue Lebensweise als fortschrittlich dar und erklärten, sie blickten nach vorne, in die moderne Welt, während die anderen primitiv, rückständig und der Vergangenheit verhaftet seien. Mit der athomi-Kultur hielten auch europäische Sitten Einzug, was für die Kikuyu einen fundamentalen Wandel in vielen Lebensbereichen mit sich brachte, bei den Lebensmitteln ebenso wie bei Kleidung und Schmuck, Liedern und Tänzen. Alles, was an die lokale Kultur erinnerte, wurde mit Begeisterung über Bord geworfen: Hirse wurde durch Mais ersetzt, Hirsegrütze, bei den Kikuyu damals das häufigste Getränk, durch Tee. Die neuen Feldfrüchte verlangten neue Gerätschaften, ob in der Landwirtschaft oder beim Kochen: Statt Kalebassen (hergestellt aus der ausgehöhlten Frucht eines Flaschenkürbis) oder Töpfen aus Ton wurden Töpfe aus Wellblech, Teller und Tassen verwendet, statt Fingern und Stäbchen nur noch Löffel. Kleidung aus Tierhaut wurde zugunsten von Baumwollkleidern für Frauen und Baumwollhemden und kurzen oder langen -hosen für Männer aufgegeben.

In der traditionellen Kikuyu-Gesellschaft flochten junge Männer und Frauen sich das Haar; nach der Hochzeit rasierten sie sich den Kopf kahl. Wenn man ein mũthomi (ein »lesender Mensch«) wurde, flocht man die Haare nicht mehr und rasierte sich auch nicht den Schädel. Männer trugen vielmehr einen Kurzhaarschnitt, Frauen ließen das Haar nach Art der Europäerinnen wachsen und banden sich Tücher um den Kopf, die als Schleier dienen sollten. Tänze, nicht-christliche Feste und Initiationsriten wurden von den Missionaren und den Konvertiten abgelehnt, wenn nicht gar dämonisiert und verboten. Bereits in der Generation vor meiner Geburt ging die lokale Kultur nahezu unter und wurde durch eine an Europa ausgerichtete ersetzt.

Zu der kritischen Kikuyu-Masse im zentralen Hochland, die zur Zeit meiner Geburt schon zum Christentum konvertiert war, gehörten auch meine Eltern. Als athomi kleideten sie sich wie Europäer, und mich natürlich auch, denn ich war ein Kind »jener, die lesen«. Ich weiß noch, dass ich in der Umgebung von Ihithe bisweilen kikuyu sah. Dazu zählte auch Njugi Muchiri, mein Großvater väterlicherseits, der ein Ziegenfell oder eine Decke um die Schultern trug, die bis auf den Boden fiel. An sein Gesicht kann ich mich nicht erinnern, nur an die Decke, die beim Gehen hinter ihm über den Boden schleifte.

Mein Vater war groß, weit über einen Meter achtzig, und kräftig. Er hatte eine gebieterische Stimme und war die dominante Person in unserem Haushalt. Er war etwa 1903 geboren – damals gab es noch keine schriftlichen Aufzeichnungen – und hatte die Volksschule besucht. Deswegen konnte er Kikuyu lesen und schreiben – so las er die Bibel –, aber auch etwas Suaheli, eine Sprache, die sich von der Küste aus in ganz Kenia verbreitet hatte. Sein Vater, also mein Großvater, war zwar selber nicht zur Schule gegangen, hatte aber dafür gesorgt, dass seine Söhne es taten, zumindest ein paar Jahre lang.

Die Kraft meines Vaters war legendär. Noch heute erzählen ältere Leute mir manchmal: »Dein Vater war so stark, er brauchte nicht einmal einen Wagenheber, um einen Reifen zu wechseln.« Mir wurde auch berichtet, dass er, wenn er am Lagerhaus Weizen oder Mais auf seinen Lastwagen laden wollte, die Säcke einfach aufhob und in den Wagen warf. Die anderen Männer hievten sich die schwere Last auf die Schultern, um sie überhaupt tragen zu können. Jeder hütete sich davor, mit ihm eine Prügelei anzufangen, denn er war unweigerlich der Stärkere. Wie meine Mutter uns erzählte, hat mein ältester Bruder Nderitu einen Teil dieser Kraft geerbt. Wenn sein Auto in späteren Jahren im Schlamm stecken blieb, band er einfach ein Seil um die Stoßstange und zog es heraus.

Meine Mutter unterschied sich auffällig von meinem Vater, sowohl körperlich als auch in ihrem Verhalten. Sie war ihr Leben lang schlank und groß, mindestens einen Meter fünfundsiebzig; sie ging sehr aufrecht, erst mit Ende achtzig beugte sich ihr Rücken ein wenig. Im Vergleich zur imposanten Statur meines Vaters wirkte sie fast zerbrechlich. Aber sie war körperlich robust und hatte auch ein stabiles Wesen. Sie arbeitete schwer und war die Freundlichkeit in Person. Wann immer ich an sie denke, sehe ich eine sanfte, stille Frau vor mir; nie hat sie geschimpft oder die Stimme erhoben.

Meine Mutter wurde etwa 1906 geboren und heiratete meinen Vater mit Mitte zwanzig, dem damals üblichen Alter, um eine Ehe einzugehen. Obwohl sie Erwachsenenkurse besucht hatte, bei denen sie Nähen, Bügeln und auch einige landwirtschaftliche Verfahren lernte, konnte sie weder lesen noch schreiben. Sie war ihr Leben lang mit dem Land verwurzelt, bis weit über achtzig baute sie Feldfrüchte an und stellte Lebensmittel her. Wenn sie krank war, mussten wir Kinder nie darben, weil sie so hart gearbeitet hatte und auch, weil sie uns gegenüber ein großes Pflichtbewusstsein und Verantwortungsgefühl empfand.

Ich war ihre älteste Tochter, daher standen wir uns sehr nah. Sobald ich laufen konnte, bat sie mich, ihr zu helfen. In Kikuyu-Familien ist die erstgeborene Tochter praktisch die zweite Frau des Hauses, Mutter und Tochter verschmelzen fast zu einer Person. Solange ich zurückdenken kann, waren meine Mutter und ich immer zusammen, und immer redeten wir miteinander. Sie war der Anker in meinem Leben.

Mein Vater gehörte auch zu den Männern der ersten Generation in Kenia, die ihr Zuhause und ihre Familie verließen, um arbeiten zu gehen und Geld zu verdienen, was erst in der von den Briten aufgebauten Geldwirtschaft möglich war. Wie rund 150.000 andere junge Kikuyu-Männer zog er aus dem Reservat auf eine von Weißen geführte Farm. Vor der Ankunft der Briten stellten Tiere, insbesondere Ziegen, das wichtigste Tauschmittel dar. »Wie viele Ziegen (mbũri)?«, wurde man gefragt, wenn man Land verkaufte oder eine Mitgift oder Entschädigung bezahlen musste. Das Leben eines Mannes war rund dreißig Ziegen wert, das einer Frau und eines Kindes weniger.

Als die Briten Steuern erhoben und Entwicklungsprojekte finanzierten, wollten sie nicht mit Ziegen bezahlt werden, sondern mit Bargeld. Außerdem brauchten sie Arbeitskräfte, scheuten aber vor Zwangsarbeit zurück. Also führten sie in weiten Teilen des Landes eine Einkommenssteuer für Männer ein, die ausschließlich in Geld entrichtet werden durfte. Dadurch entstand eine auf Geld statt auf Vieh basierende Wirtschaft. Natürlich waren die Kolonialverwaltung und die britischen Siedler die Einzigen, die tatsächlich über Geld verfügten, womit die Einheimischen, insbesondere die Männer, praktisch gezwungen waren, auf einer weißen Farm oder im Büro zu arbeiten. In den 1940er Jahren stellten die Siedler mit ihren Farmen die wichtigsten Arbeitgeber dar.

Diese Wirtschaftsform begünstigte oder erforderte gar, dass Männer in der Stadt einer Arbeit nachgingen und ihre Frauen und Kinder auf dem Land zurückließen. Meist konnten sie ihre Familie nur alle drei Monate besuchen, manchmal sogar nur einmal im Jahr, wenn sie Urlaub bekamen und das Geld für die Reise erübrigen konnten. Diese Trennung der Männer von ihren Familien war eine völlig neue Entwicklung, die dazu führte, dass häufig die Frau der Haushaltsvorstand war, vorher eine völlig unbekannte Erscheinung. Es gab auch nachteilige Folgen wie etwa Prostitution, Geschlechtskrankheiten und das Phänomen abwesender Väter – alles Dinge, die es früher nicht gegeben hatte und die unsere Gesellschaft heute noch heimsuchen.

Es war den Männern allerdings nicht nur gestattet, ihre Familie auf die weißen Farmen mitzubringen, es war sogar ausgesprochen erwünscht, denn mit den Frauen und Kindern vergrößerte sich die Zahl der Arbeiter. Zu der Zeit suchten die Farmer im Rift Valley händeringend nach Hilfskräften, schließlich wurde ein Großteil der landwirtschaftlichen Tätigkeiten manuell erledigt. Es gab nur sehr wenige Traktoren und Pflüge, und selbst nach der Mechanisierung in den dreißiger Jahren waren Graben, Pflanzen, Ernten, Transportieren und Melken vielfach noch manuelle Tätigkeiten.

Etwa 1943, noch bevor meine Erinnerung einsetzt, verließen meine Mutter und ich Ihithe und zogen zu meinem Vater nach Nakuru im Rift Valley, rund hundertfünfzig Kilometer entfernt, wo er als Fahrer und Mechaniker auf der Farm des britischen Siedlers D. N. Neylan arbeitete. Meinem Vater gehörte das Land nicht, auf dem er seinen Haushalt einrichtete – im Grunde war er ein »Squatter«, ein Landbesetzer –, aber er durfte auf dem Grundstück, das Mr. Neylan ihm zugewiesen hatte, Hütten für seine Familie errichten und auch Feldfrüchte anbauen. Häufig waren die weißen Farmen so groß, dass die dazugehörigen Grundstücke recht ausgedehnt waren, aber die Siedler konnten die »Squatter« jederzeit vertreiben.

Arbeit im Rift Valley war bei Männern recht begehrt, vor allem bei Kikuyu, die vielfach gewaltsam von ihrem Grund und Boden im zentralen Hochland vertrieben worden waren. Der Boden dort war fruchtbar, die Feldfrüchte lieferten gute Erträge. Wir und die Kinder der anderen Squatter mussten nie Hunger leiden. Allerdings gab es auf den weißen Farmen keine Schulen, nicht einmal in deren Nähe. Noch in meiner Kindheit war es für Farmarbeiter schwierig, ihre Kinder zur Schule zu schicken. Das sollte einen großen Einfluss auf mein weiteres Leben haben.

Unsere Familie konnte auf dem Farmland Lebensmittel für den Eigenbedarf anbauen, aber wenn mein Vater überschüssigen Mais verkaufen wollte, musste er sich an Mr. Neylan wenden. An eine Kooperative verkaufen durften nur Mitglieder, und dieses Privileg war den Siedlern vorbehalten. So konnte mein Vater zwar beliebig große Mengen an Mr. Neylan verkaufen, doch was er dafür erhielt, war lächerlich im Vergleich zu dem, was Mr. Neylan auf den Märkten bekam. Squatter wie mein Vater erhielten von Mr. Neylan jeden Tag Maismehl und rund einen Liter Milch als Lohn für die Arbeit, die sie auf der Farm verrichteten; dafür mussten aber neben dem Mann auch seine Frau und die Kinder mit anpacken. Im Grunde waren sie bessere Sklaven, obwohl es ihnen theoretisch natürlich freistand jederzeit zu gehen.

Im Gegensatz zu vielen Kenianern, die auf Mr. Neylans Farm lediglich manuelle Arbeiten wie Graben und Ernten verrichteten, besaß mein Vater noch weitere Fähigkeiten, er konnte Auto fahren und Maschinen reparieren. Das hatte er als junger Mann gelernt, und somit war er anderen gegenüber natürlich im Vorteil. Im Lauf der Jahre lernte Mr. Neylan ihn sehr schätzen.

Meine frühesten Erinnerungen habe ich an das Leben auf der Farm in Nakuru, wie ich meiner Mutter helfe. Als wir nach Nakuru zogen, waren außer mir auch meine beiden älteren Brüder Nderitu und Kibicho schon geboren; in den Jahren dort bekam meine Mutter noch meine beiden jüngeren Schwestern Muringi (die auch unter ihrem christlichen Namen Monica bekannt ist) und Wachatha (auch Beatrice genannt). Als kleines Mädchen begleitete ich meine Mutter aufs Feld und half ihr, auf meine Schwestern aufzupassen. Sie setzte uns in ihrer Nähe auf den Boden, und wir spielten den ganzen Tag in der Erde und schwatzten miteinander.

Außerdem sah ich meiner Mutter bei der Arbeit zu. Sie säte, beackerte den Boden, jätete Unkraut und erntete Feldfrüchte. Das waren meist Nahrungspflanzen wie Weizen und Mais, außerdem Pyrethrum, auch als Dalmatinische Insektenblume bekannt, das die Briten in Kenia einführten und das weit verbreitet und als Insektizid überaus geschätzt war. Die Pflanze wuchs etwa so hoch wie ein kleines Kind, deswegen ließen die Siedler sie nur von Kindern ernten, die älter waren als ich. Ich sehe immer noch die kleinen Kinder auf den Feldern vor mir, wie sie die weißen Pyrethrumblüten pflücken. Damals sah es für mich aus, als würde die Arbeit Spaß machen.

Auf Mr. Neylans Farm erstreckten sich die Mais- und Weizenfelder, so weit mein Kinderauge reichte. Wenn der Wind über den Weizen strich, sah es wunderschön aus, wie Meereswellen. Vor der Ernte färbte sich das Getreide goldbraun, und es wuchs aus einer weißlich-grauen Erde, die hier und da mit funkelnden Mineraliensteinchen durchsetzt war. Nach der Ernte wucherte auf den Maisfeldern managu, ein grünes Gemüse. Es galt zwar als Unkraut, war aber auch ein beliebtes Lebensmittel, vor allem, wenn es dazu ugali gab, einen Maiskuchen ganz ähnlich dem sonst bei uns üblichen Maisbrot. Ich weiß noch, dass die älteren Frauen viel Aufhebens machten, wenn sie managu-Blätter ernteten, um sie auf dem Markt in Nakuru zu verkaufen.

Ich freute mich aus einem ganz anderen Grund über managu: Zwischen den Blättern trugen die Pflanzen kleine saftige, gelbe Beeren. Wann immer ich mit meinen Geschwistern zum Schafe- und Ziegenhüten auf die abgeernteten Felder geschickt wurde, schlang ich mir damit den Bauch voll! Ich aß so viele Beeren, dass ich gar keinen Hunger mehr hatte, wenn wir zum Abendessen nach Hause kamen. Zu der Zeit gab es für mich nichts Schöneres, als mit den Tieren aufs Feld geschickt zu werden. Leider sieht man managu-Pflanzen heute kaum noch – eine der negativen Folgen der Überkultivierung und der Agrochemie.

Wie viele Männer seiner Generation – selbst unter den »Menschen, die lesen« – war mein Vater polygam. Einige Kirchen hatten strenge Vorschriften und bestanden darauf, dass ein Mann nur eine offizielle Frau hatte. Andere waren weniger strikt, wie die African Independent Church, der mein Vater angehörte. Er hatte vier Ehefrauen; eine von ihnen heiratete er erst nach meiner Geburt. Meine Mutter war seine zweite Frau. Als ich in Nakuru lebte, gehörten zum Haushalt meines Vaters ungefähr zehn Kinder.

Wir alle – die Frauen, die Kinder und mein Vater – lebten in einer einzigen großen Einfriedung, einer typischen Kikuyu-Heimstätte, zu der mehrere Häuser und ein großer Hof gehörten, um die herum ein Zaun mit einem Tor verlief. Mein Vater hatte seine eigene Hütte, eine thingira, bestehend aus einem großen, runden Raum, der aus Lehm und Holz gebaut war und ein kegelförmiges Grasdach hatte. In dieser Hütte aß und schlief er und empfing Gäste, auch Fremde, die ohne die Erlaubnis des Mannes nicht über die thingira hinausgehen durften. Manchmal brachte ich meinem Vater Essen aus der Hütte meiner Mutter, aber da ich ein Mädchen war, sollte ich mich nicht unnötig lange dort aufhalten. Die thingira war Männern, Jungen und männlichen Besuchern vorbehalten.

Jede Frau meines Vaters besaß ebenfalls ein eigenes Haus, nyũmba genannt. Es war ähnlich gebaut, hatte allerdings mehrere abgetrennte Kammern. Dies war das Reich der Frau, ihrer Kinder, der weiblichen Besucher und Verwandten. Jede Hütte hatte etwa sieben bis zehn Meter Durchmesser und war durch Wände oder Stöcke in mehrere Bereiche unterteilt. Meine Mutter hatte ihren eigenen Schlafplatz, dann gab es noch einen Bereich für meine Schwestern und mich und einen für meine Brüder. Unsere Betten bestanden aus Holzplanken, die Matratzen aus Bezügen, die wir mit Blättern, Farn und Gras füllten.

In den Häusern gab es weder Strom noch fließendes Wasser, und es war immer dunkel. Es gab zwar kleine Fenster, aber keine Glasscheiben. In der Mitte der nyũmba brannte das Feuer, über dem meine Mutter unsere Mahlzeiten zubereitete. Dieser Kochbereich war der Familienraum, in dem wir zusammensaßen, Geschichten erzählten und von den Erlebnissen des Tages berichteten. Brennholz war reichlich vorhanden, und das trockene Holz, das die meisten Leute verwendeten, erzeugte wenig Rauch, aber herrliche Flammen, die das Haus erhellten. Die Lehmmauern und das Grasdach speicherten die Wärme des Feuers, und so kann ich mich nicht erinnern, dass ich je gefroren hätte, nicht einmal in der kalten Jahreszeit im Juli.

In der Einfriedung wurden auch die Schafe und Ziegen gehalten, und einige trieben wir nachts in die Hütten. Ich erinnere mich, dass wir einmal eine Ziege bei uns im Haus hielten und mästeten. Als dann meine Mutter eine meiner Schwestern zur Welt brachte, wurde die Ziege geschlachtet und gegessen. Zur Zeit meiner Geburt waren Latrinen in den Heimstätten schon allgemein üblich. In einer Einfriedung wie der unseren gab es zwei oder drei, die von den Frauen sauber gehalten wurden. Als wir Kinder älter wurden, mussten auch wir bei der Reinigung helfen.

Obwohl der Wohnraum im Haus recht klein war, fühlten wir uns nie beengt. Meist hielten wir uns ohnehin nur nachts dort auf. Wer tagsüber in der Hütte blieb, war krank. Sonst wurde man gefragt: »Was machst du denn da drinnen? Du solltest draußen arbeiten!« – oder, wenn man ein kleines Kind war, in der Sonne spielen. Heute bauen viele Kenianer selbst in ländlichen Gegenden Häuser aus Ziegeln und Metall mit rechteckigem oder quadratischem Grundriss; Ecken gelten als ausgesprochen fortschrittlich. Um eine »traditionelle« kenianische Heimstätte zu sehen, muss man schon ins Nationalmuseum in Nairobi gehen. Aber in meiner Kindheit kannte ich nichts anderes.

Als kleines Mädchen war mir nicht bewusst, dass einige der Kinder nicht meine leiblichen Geschwister waren. In einer polygamen Heimstätte betrachtete man die Halbgeschwister als Teil der eigenen kleinen Gemeinschaft. Ich hatte das Gefühl, dass alle Bewohner unserer Heimstätte zur Familie gehörten. Ich konnte in jedes andere Haus gehen, wurde freundlich aufgenommen und fühlte mich wohl, und genauso konnte jedes andere Familienmitglied ins Haus meiner Mutter kommen. Wir nannten die anderen Frauen ebenfalls »Mutter« (maitũ), allerdings setzten wir ein kennzeichnendes Adjektiv dahinter: maitũ mũnyinyi (»jüngere Mutter«) oder maitũ mũkũrũ (»ältere Mutter«). Meine Mutter nannten wir einfach nur maitũ. Ich merkte nichts von der Eifersucht und dem Hass, die in solchen Heimstätten angeblich gang und gäbe sind.

In der traditionellen Kikuyu-Gesellschaft durfte ein Mann beliebig viele Frauen heiraten, aber im Gegensatz zu heute verlangten die Kulturnormen, dass er sich um all seine Kinder kümmerte. Die Gesellschaft sorgte dafür, dass er sich dieser Verantwortung nicht entzog, er stand unter dem Druck seiner Altersgenossen, seine Pflicht zu erfüllen. Wenn er sich nicht entsprechend verhielt, konnte er aus der Gemeinschaft ausgeschlossen werden – eine Strafe, die niemand leichtfertig riskierte. Heute gibt es diesen Druck nicht mehr, der damals Teil unserer Kultur war. Menschen können vor Gericht gestellt werden, aber sie können sich trotzdem der Gerechtigkeit und ihrer Verantwortung entziehen und weit fort gehen oder im urbanen Dschungel untertauchen. Einige Männer haben offenbar nicht die geringsten Gewissensbisse, ihre Kinder im Stich zu lassen. Das war in meiner Kindheit völlig anders, damals wurden Kinder behütet und umsorgt.

In vieler Hinsicht hatte das polygame System für Kinder Vorteile. Auch wenn meine Mutter jeden Tag zum Arbeiten aufs Feld ging, hatten meine Geschwister und ich nie das Gefühl, wir würden alleingelassen. Wenn wir zu Hause blieben, kümmerte sich eben ein anderer Erwachsener um uns. Sicher gab es in unserem Haushalt Konflikte, vor allem zwischen den Ehefrauen, und ich weiß, dass mein Vater sie schlug, auch meine Mutter. Davon erfuhr ich aber erst sehr viel später. Als Kind sah und hörte ich nichts davon.

Wenn es in der Familie ein Unglück gab, etwa einen Todesfall, erfuhren wir Kinder wenig davon, so tief es die Erwachsenen auch erschüttern mochte. Als ich zum Beispiel meine Mutter das erste Mal weinen sah, erklärte sie mir nur, dass mein Onkel Kamunya in jungen Jahren gestorben sei und sich seine Träume nicht mehr erfüllen würden. Mehr erzählte sie mir nicht, und deswegen sehe ich ihn in meiner Erinnerung immer noch vor mir, wie er seine Rinder hütet, in seiner Heimstätte arbeitet oder mit einer Tasse Tee in seiner Hütte sitzt. Den Erwachsenen war bewusst, dass Kinder derart einschneidende Erlebnisse oft nicht gut verarbeiten können, und so enthielten sie ihnen Informationen vor. Heute werden kleine Kinder mit Leichnamen, Särgen und Begräbnissen konfrontiert, Erfahrungen, die ihre junge Psyche oft überfordern.

Heute ist mir klar, dass ich dank meiner Eltern in einer Umgebung aufwachsen durfte, in der mir nichts ein Gefühl von Angst oder Unsicherheit bereitete und ich alle Freiheiten hatte, um zu träumen, kreativ zu sein und meiner Fantasie freien Lauf zu lassen. Als ich älter wurde, lernte ich, dass wir uns selbst und unseren Kindern einreden können – und wenn wir Führerpersönlichkeiten sind, auch unseren Bürgern –, dass wir in Gefahr sind, da andere oder wir selbst uns Leid zufügen können. Ich weiß, dass meine Eltern mir bisweilen dieses oder jenes erzählten, damit ich ahnungslos blieb und folglich keine Angst bekam. Aber manchmal müssen Eltern so handeln, damit ihre Kinder zu belastbaren und zuversichtlichen Menschen heranwachsen und die Fähigkeit entwickeln können, sich späteren Herausforderungen zu stellen.

Mein Vater und meine Mutter gingen sehr zurückhaltend miteinander um, wie es damals zwischen Mann und Frau üblich war. Auch meine Geschwister und ich hatten zu unserem Vater eine eher förmliche Beziehung. Wenn ich an ihn in meiner frühen Kindheit zurückdenke, sehe ich einen ernsten Mann, der Distanz wahrte. Wenn ich ihm auf der Farm begegnete, sagte er nie: »Ach, Wangari, da bist du ja.« Ich wusste einfach: »Das ist mein Vater.« Mehr brauchte ich nicht. Wenn man damit aufwächst, zufrieden zu sein, seinen Vater aus der Ferne zu sehen, akzeptiert man das. Man freut sich einfach, dass es ihn gibt.

Am häufigsten sahen wir Kinder unseren Vater am Ende des Tages. Jeden Abend wurde am Tor zu unserer Heimstätte ein Feuer gemacht, um das er dann mit Freunden, Besuchern und seinen Söhnen zusammensaß. Jeder kam dort vorbei: die Ehefrauen, die Töchter, das Vieh. Später erfuhr ich, dass mein Vater durch dieses kleine Ritual überprüfte, ob auch alle nach Hause gekommen waren. Wenn alle da waren, schloss er das Tor und ging in seine Hütte; das war meist bei Sonnenuntergang. Dieses allabendliche Zeremoniell gab mir ein Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit.

Eine Begebenheit mit meinem Vater ist mir besonders in Erinnerung geblieben. Wir waren in der Stadt, in Nakuru, und er fuhr einen großen Lastwagen. Er parkte vor einem Café, dem heutigen Ihithe Hotel, in dem wir gewöhnlich Tee tranken, wenn wir in der Stadt waren. Das Hotel gehörte einem Stiefonkel meines Vaters, deswegen gingen wir auch dorthin. Ich stand auf der Veranda des Hotels und musste ganz hoch in den Himmel gucken, um meinen Vater zu sehen. Und weil der Lastwagen so hoch war, musste mein Vater aus der Fahrerkabine herausspringen. Ich sah also diese riesige Gestalt in schweren schwarzen Stiefeln auf den Boden zufliegen.

Als er auf der Straße landete, beugte er sich zu mir herunter und sagte: »Grüß dich! Wie geht’s?«, und berührte meine Stirn auf die Art, wie Erwachsene Kinder gemeinhin begrüßen. Den Großteil meiner Kindheit war mein Vater für mich eine überragende Gestalt, und jetzt stand er da, sprach mich persönlich an, war mit mir auf Augenhöhe. In seinen besten Jahren kam mein Vater mir vor wie ein Berg: stark, gewaltig, unangreifbar, unerschütterlich. Als er viele Jahre später alt wurde, Luftröhrenkrebs bekam und sich kaum noch bewegen konnte, dachte ich immer wieder an dieses fantastische Bild zurück. Das half mir zu begreifen, wie wunderbar es ist, gesund zu sein und sich bewegen zu können, wie schnell die jungen Jahre vergehen und wie leicht uns etwas zustoßen kann.

Als mein Vater älter wurde, veränderte er sich sehr, war seinen Kindern gegenüber weniger förmlich und bezog sie mehr in sein Leben ein. Deshalb hatten mein jüngster Bruder und meine jüngeren Halbgeschwister auch eine engere Beziehung zu ihm als wir älteren. Aber ich verbrachte ohnehin den Großteil meiner Kindheit mit meiner Mutter und meinen Geschwistern in Nyeri, während mein Vater in Nakuru war. Wäre er in diesen Jahren bei uns gewesen, hätte ich vielleicht ein herzlicheres Verhältnis zu ihm entwickelt, aber lange Zeit sah ich ihn nur bei meinen seltenen Besuchen in Nakuru.

In all den Jahren mit meiner Mutter haben wir uns nie gestritten. Manche Töchter haben ja bisweilen das Gefühl, ihre Mutter wolle sie in eine bestimmte Richtung drängen, und dann ärgern sie sich und lehnen sich vielleicht sogar gegen sie auf. Aber das Gefühl hatte ich nie. Jetzt, da ich selbst Mutter bin, weiß ich, welch großes Geschenk und Privileg es war, dass meine Mutter so alt wurde und ich bei ihr sein und mich um sie kümmern konnte, als sie mit über achtzig Jahren gebrechlich wurde. Es ist für mich eine große Quelle inneren Friedens, dass zwischen uns nie ein böses Wort fiel.

Ein Erlebnis mit ihr werde ich nie vergessen, zum Teil auch deshalb, weil es mich dazu veranlasste, über mein Verhalten nachzudenken. Es war ein Sonntag, und ich war in der Kirche gewesen. Nach dem Gottesdienst folgte ich einer Gruppe von Anhängern der Pfingstgemeinde – eine Glaubensrichtung, die damals in Ihithe und den umliegenden Dörfern immer mehr Zulauf fand – zum Einkaufszentrum Gĩtherere. Der Geist war mit mir! Als ich heimkam, lehnte ich mich an die Hausmauer und sang mir die Seele aus dem Leib, genauso, wie es der junge Prediger getan hatte. Meine Mutter fegte gerade den Hof, und ohne ein Wort zu sagen, kehrte sie einfach um mich herum, während ich barfuß dastand und Kirchenlieder sang.

Warum hat sie mich denn nicht gebeten wegzugehen, warum bin ich nicht von selbst zur Seite gegangen, anstatt einfach weiterzusingen, während meine Mutter arbeitete?, fragte ich mich, als sie mit dem Fegen fertig war und anderen Erledigungen nachging. War es meine Aufgabe wegzugehen, oder war es die Aufgabe meiner Mutter, mir zu sagen, ich solle zur Seite treten? Hörte sie meinen Pfingstgemeinde-Liedern zu oder dachte sie: Eigentlich müsste sie wissen, dass sie weggehen sollte? Ich habe nie mit ihr über diesen Zwischenfall gesprochen, aber für mich war er eine wichtige Lektion: dass ich lernen musste, mich zu hinterfragen, meine Handlungen zu überdenken und dann das Rechte zu tun. Meine Mutter zwang mir nicht ihre Vorstellung von Gerechtigkeit auf – schließlich hätte sie auch mit dem Besen nach meinen dreckigen Füßen schlagen und sagen können: »Sieh zu, dass du wegkommst.« Aber das tat sie nicht. Sie ließ mich einfach singen. Ihre Zufriedenheit und Gelassenheit waren für mich, als ich alt genug war, um sie zu schätzen, eine Inspiration. Welche Enttäuschungen meine Mutter in ihrem Leben auch hinnehmen musste – und ich bin mir sicher, dass es welche gab –, sie behielt sie für sich. Diese Eigenschaft bewunderte ich später, als ich unweigerlich selbst Enttäuschungen erlebte, sehr.

Auf Mr. Neylans Farm arbeiteten Menschen aus verschiedensten Volksgruppen, wie Luo, Kipsigis und Kikuyu, die ohne das Wirtschafts- und Arbeitssystem der Briten nie beieinander gelebt hätten. Jede Ethnie tat die Art von Arbeit, die ihr zugeteilt worden war: Kikuyu bestellten die Felder, Luo arbeiteten als Dienstboten im und ums Haus, Kipsigis waren für das Vieh und das Melken zuständig. Die Stämme lebten in getrennten Siedlungen, was natürlich beabsichtigt war. So stellten die Farmbesitzer sicher, dass niemand nach einer anderen Rolle trachtete. Und so sah man hier ein Kikuyu-Dorf, da ein Luo-Dorf und dort eine Kipsigis-Siedlung.