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Fußnote


1 Siehe Der Butler 2 Das Rungholt-Rätsel

DER BUTLER
Band 3



In dieser Reihe bisher erschienen:

2401 J. J. Preyer Die Erbin

2402 J. J. Preyer Das Rungholt-Rätsel

2403 Curd Cornelius Das Mädchen

2404 Curd Cornelius Die Puppe

2405 Andreas Zwengel Die Insel

2406 Andreas Zwengel Die Bedrohung

2407 Andreas Zwengel Teneriffa-Voodoo



Curd Cornelius


DAS MÄDCHEN




Diese Reihe erscheint in der gedruckten Variante als limitierte und exklusive Sammler-Edition!
Erhältlich nur beim BLITZ-Verlag in einer automatischen Belieferung 
ohne ­Versandkosten und einem Serien-Subskriptionsrabatt.
Infos unter: 
www.BLITZ-Verlag.de

© 2018 BLITZ-Verlag, Hurster Straße 2a, 51570 Windeck
Nach einer Idee von Jörg Kaegelmann
Redaktion: Andreas Zwengel
Lektorat: Dr. Richard Werner
Titelbild: Rudolf Sieber-Lonati
Umschlaggestaltung: Mark Freier
Illustrationen: Jörg Neidhardt
Satz: Harald Gehlen
Alle Rechte vorbehalten
ISBN 978-3-95719-511-1

Dieser Roman ist als Taschenbuch in unserem Shop erhältlich!




Ein wunderschöner Tag im Sommer


Sein Gesicht war so scharf geschnitten wie sein Anzug. Torben Suding, Mitinhaber einer ­florierenden Marketing-Agentur, hatte sich ein paar Tage frei genommen, um sein Anwesen auf Sylt zu inspizieren. Der Zeitpunkt war günstig, da sich seine Gattin gerade auf einer Kilimandscharo Tour befand. Der heiße Feger, der soeben mit ihm die Cessna bestieg, war seine Sekretärin und trug so viel Make-up im Gesicht mit sich herum, dass Air Berlin bei ihr ohne mit der Wimper zu zucken eine Strafgebühr für ­Übergepäck verlangt hätte.

„Das Wetter ist perfekt.“ Er half ihr beim Einsteigen. Das enge Kleid war entzückend, doch für hohe Schritte eher ungeeignet.

„Hoffentlich ist es nicht zu windig.“

„Wir fliegen zur Nordsee“, gab Torben zu bedenken.

„Der Wind am Strand ist ekelig.“ Sie setzte sich und schnallte sich umständlich an. „Und dann klebt der Sand überall.“

Als sie sich auch noch angewidert schüttelte, überlegte er, ob es wirklich so eine gute Idee gewesen war, diese extrem gut aussehende Zicke zu diesem Kurztrip zu überreden. Während der Arbeit war sie erträglich, doch in der Freizeit schien sie andere Maßstäbe zu setzen.

„Freust du dich denn gar nicht auf diese drei Tage Urlaub?“, fragte Torben und dachte: Bezahlten Urlaub, wohlgemerkt.

„Doch, natürlich!“ Sie rang sich ein Lächeln ab. „Aber ich schlafe im Gästezimmer.“

„Ja, ja“, sagte Torben. Noch ist nicht aller Tage Abend.

„Nicht, dass du denkst, wenn du mich erst mal ...“

Torben warf den Motor an und das Dröhnen verschluckte die restlichen Worte der gespachtelten Tippse. Die Cessna startete vom Lausitzer Flughafen Finsterwalde und nahm Kurs in Richtung Sylt.

Torben nutzte die Zeit, um die Stimmung aufzubessern. „Wir können in zwei Stunden schon im Meer sein.“

Es war ein herrlicher Tag, sonnendurchflutet und klar, doch sie hatte keinen Blick für die schöne Aussicht. Sie betrachtete ihre frisch lackierten Fingernägel und seufzte.

Ach ja, der Sand!, dachte Torben. „Entspann dich einfach.“

„Ich bin entspannt!“ Sie starrte immer noch auf ihre Fingernägel.

„Oder wir gehen erst mal ins Pony und schlürfen Champagner. Die Außenbar öffnet um siebzehn Uhr.“ Dann fiel ihm ein, dass sie noch nie auf Sylt war. Genau damit hatte er bei ihr gepunktet. Mit einem Haus auf Sylt konnte man in der Frauenwelt mehr bewegen, als mit einem Porsche. Und den hatte er ja auch noch.

Die Cessna säuselte, der Himmel blieb wolkenlos, das Leben war schön und Torbens Hand wanderte in Richtung enges Kleid.

„Lass das jetzt!“ Sie drückte seine Hand weg.

Nach anfänglicher Verärgerung wollte sich Torben dann doch nicht die gute Laune verderben lassen und wertete das lass das jetzt für sich erst mal als mach das später. Und er war besonnen genug, sich fürs Erste nur auf den Flug zu konzentrieren. Als sie nach zehn Minuten immer noch nicht nach draußen schaute sagte er: „Du musst als Kopilot auch mal einen Blick auf die Umgebung werfen. Sicher ist sicher.“

Jetzt sah sie Torben endlich ins Gesicht. „Was muss ich?“

„Wir haben kein Radar, falls du das glaubst. Das ist kein Jet. Wir fliegen nach Sicht.“

Nun starrte sie ihn fassungslos an. „Was … was bedeutet das denn?“

Ihre offensichtliche Angst belustigte ihn. „Na, wenn uns jemand entgegenkommt, dann bitte laut rufen. Man muss sich hier oben gegenseitig ausweichen.“

Sie war offenbar zu geschockt, um die Heiterkeit in seiner Stimme zu bemerken. „Ich … um Gottes willen! Ist das wirklich so?“

Torben nutzte die Situation und tätschelte ihr Knie. „Ja, das ist so, aber keine Angst, es passiert nichts.“ Er lachte, als sich ihr Gesicht vor Entsetzen verzog. „Nun ist gut, du bist so süß, wenn du ängstlich bist. Ich ...“ Er zuckte zusammen, als sie ihren Mund aufriss und durch die rot getünchten Lippen ein schauerlicher Schrei erscholl. „Mein Gott, beruhige dich bitte! Ich hab nur Spaß gemacht.“

Doch sie kreischte weiter, und Torben musste für einen Moment seltsamerweise an die geschockte Laura Dern in Blue Velvet denken. Sein Blick ging nach vorn, und er entdeckte die riesige schwarze Wolke, die sich aus dem Nichts vor ihnen aufgebaut haben musste. Als Nächstes sah er eine dämonische Fratze inmitten dieser Wolke. Eine Fratze mit Hörnern. Der Teufel!, durchzuckte es ihn. Bevor er es schaffte, den Kurs seiner Cessna zu ändern, steckten sie bereits in der Wolke. Und dass das schwarze Ding keine Wolke sein konnte, wusste Torben, als das Kleinflugzeug wie ein Stein in eine alptraumhafte, brodelnde Tiefe sackte, die nicht von dieser Welt war.