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Wissenschaftliche E-Book-Reihe, Band 19

Originalausgabe

© 2018 Hirnkost KG (vormals Archiv der Jugendkulturen Verlag KG), Berlin und bei den AutorInnen

Alle Rechte vorbehalten

Hirnkost KG

Lahnstr. 25–27

12055 Berlin

E-Mail: bestellung@jugendkulturen.de; www.jugendkulturen-verlag.de

Ansprechpartner für die Wissenschaftliche Reihe: Klaus Farin

Vertrieb: www.shop.jugendkulturen.de und alle einschlägigen Anbieter

eISBN: 978-3-945398-74-6

Lektorat: Gabriele Vogel

Die Wissenschaftliche Reihe

Alljährlich entstehen an Universitäten und Fachhochschulen Hunderte von wissenschaftlichen Arbeiten, die zumeist nur von zwei GutachterInnen gelesen werden und dann in den Asservatenkammern der Hochschulen verschwinden. Dabei enthalten viele dieser Arbeiten durchaus neues Wissen, interessante Denkmodelle, genaue Feldstudien. Das Archiv der Jugendkulturen, Fachbibliothek und Forschungsinstitut zugleich zu allen Fragen rund um Jugendkulturen, hat deshalb damit begonnen, wissenschaftliche Arbeiten zum Thema Jugend zu sammeln. Mehr als 800 solcher Arbeiten enthält die Präsenzbibliothek des Archivs inzwischen – für jedermann kostenlos und frei zugänglich.

In der Wissenschaftlichen Reihe publiziert der 2003 aus dem Archiv der Jugendkulturen heraus entstandene Verlag (seit Oktober 2015 in Hirnkost KG umbenannt) zudem qualitativ herausragende wissenschaftliche Arbeiten zu jugendkulturellen Zusammenhängen. Die Arbeiten werden von fachkundigen GutachterInnen gelesen und für die Veröffentlichung professionell lektoriert und gestaltet. Da pro Jahr von ca. 50 eingereichten Arbeiten nur maximal zwei veröffentlicht werden, kann bereits die Aufnahme in den Verlagskatalog als Auszeichnung verstanden werden. Doch für die AutorInnen lohnt sich die Veröffentlichung auch materiell. Wir verlangen grundsätzlich keinerlei Kostenbeteiligungen! Im Gegenteil: Unsere AutorInnen erhalten bereits für die Erstauflage ein Garantiehonorar von 1.000 Euro!

Seit 2011 wird diese Reihe durch eine elektronische Schwester ergänzt. Denn immer wieder mussten wir hervorragende Manuskripte ablehnen, da ein kleiner Verlag wie der unsrige sich nicht mehr als zwei wissenschaftliche Titel mit den gesetzten Qualitätsstandards und dem bewusst niedrig angesetzten Ladenpreis (um möglichst viele Menschen zu erreichen) leisten kann. Die E-Book-Reihe soll dieses Manko ausgleichen. Was für die Printreihe gilt, gilt auch für unsere E-Books: Sie werden ebenfalls sorgfältig ausgewählt und lektoriert, die AutorInnen erhalten ein kleines Garantiehonorar und werden am Umsatz beteiligt.

AutorInnen einer unveröffentlichten wissenschaftlichen Arbeit zum Fokus Jugendkulturen können sich um den Respekt!-Preis zur Förderung wissenschaftlicher Arbeiten über Jugendkulturen bewerben: www.respekt-stiftung.de.

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Vegan-Straight-Edge

Einblicke in eine extreme Jugendkultur

 

Staatsexamensarbeit

 

zur Erlangung des 1. Staatsexamens für das höhere Lehramt an Gymnasien in den Fächern Geschichte/Gemeinschaftskunde

an der

Universität Leipzig
Höheres Lehramt an Gymnasien der Fächer
Gemeinschaftskunde/Geschichte

eingereicht von

Oliver Lesko
Matrikelnummer: 9369409

wohnhaft in

Friesickestraße 27
13086 Berlin

eingereicht bei

Betreuerin: PD Dr. Uta Starke
Zweitgutachter: Prof. Dr. Kurt Mühler

eingereicht am

25.10.2012

Inhalt

1 EINLEITUNG

2 FORSCHUNGSSTAND

3 GRUNDLAGEN UND BEGRIFFSKLÄRUNG

3.1 JUGEND

3.1.1 Lebensphase Jugend

3.1.2 Jugendkultur

3.2 ENTWICKLUNGSAUFGABEN

3.3 SZENE

3.4 SUBKULTUR

3.5 LEBENSSTIL

3.6 INDIVIDUALISIERUNG

4 STRAIGHT-EDGE-HARDCORE

4.1 STRAIGHT-EDGE

4.1.1 Vom Punk zum Hardcore

4.1.2 Straight Edge – die Gegenbewegung zur Gegenbewegung

4.1.3 Die Musik

4.1.4 Drogenabstinenz und Promiskuität

4.1.5 PMA – Positiv Mental Attitude

4.1.6 Radikale Tendenzen innerhalb der Szene

4.1.7 Do it yourself

4.1.8 Zeichen und Symbole

4.2 ORTE

4.3 SZENEINTERNE AUSDIFFERENZIERUNGEN BZW. STRÖMUNGEN

4.3.1 Krishnacore

4.3.2 Vegan-Straight-Edge (als Strömung innerhalb von Straight-Edge)

4.3.3 Hardline

4.3.4 Posis

4.4 ZWISCHENZUSAMMENFASSUNG

5 DIE IDEE DES VEGANISMUS UND DAS RECHT DER TIERE

5.1 HISTORISCHER ABRISS

5.1.1 Antike – Neuzeit

5.1.2 Das 19. und 20. Jahrhundert

5.2 TIERSCHUTZBEWEGUNG VS. TIERRECHTSBEWEGUNG

5.2.1 Tierschutzbewegung

5.2.2 Tierrechtsbewegung

5.3 VEGANISMUS HEUTE

6 VEGANISMUS UND STRAIGHT-EDGE = VEGAN-STRAIGHT-EDGE?

7 UNTERSUCHUNG

7.1 TEILNEHMENDE BEOBACHTUNG

7.1.1 Fluff-Fest

7.1.2 Verse-Show im Bi Nuu

7.1.3 Edge-Day Berlin

7.1.4 Ergebnisse der teilnehmenden Beobachtung

7.2 LEITFADENGESTÜTZTES EXPERT_INNENINTERVIEW

7.2.1 Der Fragenkatalog

7.2.2 Auswahl der Expert_innen

7.2.3 Transkription der Interviews

7.2.4 Vorstellung der Interviewpartner_innen

7.3 DARSTELLUNG UND ANALYSE DER INTERVIEWS

7.3.1 Individuelle Definition von Straight-Edge

7.3.2 Drogenkonsum im Jugendalter

7.3.3 Drogenverzicht im Alltag

7.3.4 Zugang und individuelle Bedeutung des Veganismus

7.3.5 Veganismus im Alltag

7.3.6 Verbindung Veganismus und Straight-Edge

7.3.7 Analyse und Ergebnisse

8 FAZIT UND AUSBLICK

QUELLENVERZEICHNIS

ANHANG: INTERVIEWS

INTERVIEW I, JENNI

INTERVIEW II, BASTI

INTERVIEW III, SUSI

1 Einleitung

In einer fortschreitend entgrenzten Gesellschaft, in der sich Jugendliche mangels offener Räume hauptsächlich in verinselten Lebenswelten wiederfinden, sind subkulturelle Jugendszenen oftmals wichtige Orte der Sozialisation und Identitätsbildung. Jugend(sub)kulturen stellen einen bedeutsamen Teil der juvenilen Lebenswelt dar. Sie helfen Jugendlichen dabei, sich in einer stark ausdifferenzierten Gesellschaft zu orientieren, Werte und Normen zu erarbeiten, Ideale zu finden und somit den Prozess der Individuation und Integration erfolgreich zu bewältigen. Dass dazu Risikoverhalten quasi zwingend notwendig ist, scheint im wissenschaftlichen Mainstream anerkannt zu sein.1

Viele Ausdrucksformen dieser Jugendkulturen begegnen uns im Alltag in Form von Graffiti an den Wänden, szenetypischen Kleidungsstilen oder sich versammelnden Jugendgruppen an zentralen Plätzen. Hinter den oberflächlichen und von der Industrie gewinnbringend vermarkteten Produkten dieser Jugendkulturen stecken jedoch vielfältige Prozesse der Kommunikation und Distinktion sowie interne Veränderungstendenzen und Gegenbewegungen.

Als Vegan-Straight-Edge bezeichnet sich eine kleine und bislang in der Forschung wenig beachtete Gruppe Jugendlicher, die hauptsächlich in der Hardcoreszene verankert sind. Es werden zwei schon einzeln betrachtet extreme Lebensweisen miteinander vermischt. Straight-Edge beinhaltet sowohl die Ablehnung aller legalen und illegalen Drogen als auch promiskuitiven Verhaltens. Veganismus lehnt wiederum die Ausbeutung der nichtmenschlichen Tiere und somit jeglichen Konsum tierischer Produkte ab.

Nach Hurrelmann/Quenzel stellen die Auseinandersetzung mit dem Thema Drogen, das Austesten von Grenzen, das Finden einer eigenen Identität und die Aneignung einer politischen Position wichtige Entwicklungsaufgaben in der Lebensphase Jugend dar, bei deren Bewältigung die Gleichaltrigengruppe eine entscheidende Rolle spielt.2

Daraus ergeben sich für die Jugendkultur Vegan-Straight-Edge folgende Fragen: Wie kommt diese Verbindung zustande? Worin liegt der Anreiz einer solch abstinenten Lebensweise im Jugendalter? Welche Auswirkungen hat dies auf die Bewältigung der Entwicklungsaufgaben?

Um diese Fragen zu beantworten, habe ich mich im Bearbeitungsverlauf für eine Zweiteilung der Arbeit entschieden. Im ersten Teil wird in einem Kapitel die Entwicklung und Ausformung der Straight-Edge-Bewegung beleuchtet. In einem weiteren Kapitel werde ich mich mit der Entstehung des Veganismus in der für die Vegan-Straight-Edge-Szene wichtigen Form beschäftigen. Der zweite Teil der Arbeit gliedert sich in eine Beschreibung der Durchführung von leitfadenorientierten Interviews und deren Analyse sowie in die Auswertung gewonnener Erkenntnisse aus teilnehmenden Beobachtungen szenerelevanter Events. Außerdem werde ich an verschiedenen Stellen Songtextauszüge in die Arbeit einfließen lassen, da die Kommunikation der szeneinternen Thematiken hauptsächlich über Musik vonstattengeht.

1 Vgl. Hurrelmann/Quenzel 2012, S. 187.

2 Vgl. ebd., S. 77–78.

2 Forschungsstand

Wie eingangs angesprochen, erfuhr die Jugendkultur Vegan-Straight-Edge in der Forschung bislang wenig Beachtung. Es gibt allerdings einige wenige Ausführungen zu dieser Gruppierung im Rahmen anderer Arbeiten. Diese stellen die Grundlagen meiner Ausarbeitung dar. Mit der Jugendkultur Hardcore beschäftigte sich auf wissenschaftlicher Ebene im deutschen Sprachraum vor allem Marc Calmbach mit seiner 2007 erschienenen Dissertation More than Music – Einblicke in die Jugendkultur Hardcore. Im Fokus dieser Studie steht der charakteristische Szeneaktivismus nach dem Prinzip des do it yourself. Martin Büsser zeichnete im Jahr 2000 die Entwicklungen im Punk und Hardcore in seinem Buch If the kids are united – von Punk zu Hardcore und zurück nach. Thomas Schwarz setzte sich in der Monographie Eine Einführung in Jugendkulturen – Veganismus und Tattoos (2005) mit seinem Beitrag „Veganismus und das Recht der Tiere“ mit dem Veganismus in Jugendkulturen auseinander. Dabei geht er auch auf die Vegan-Straight-Edge-Bewegung ein. Zum Phänomen Straight-Edge gibt es zwei amerikanische Publikationen, die sich mit dieser Subkultur beschäftigen. Zum einen ist Ross Haenflers Dissertation Straight Edge – Hardcore Punk, Clean Living Youth, and Social Change (2006) zu nennen und zum anderen Robert T. Woods Straightedge Youth – Complexity and Contradictions of a Subculture (2006). Beide setzen sich mit der historischen Entwicklung und den szeneinternen Ausdifferenzierungen auseinander, wobei sie auch die Vegan-Straight-Edge-Bewegung einbeziehen. Im deutschen Sprachraum beschäftigte sich Gabriel Kuhn in seinem Buch Straight Edge – Geschichte und Politik einer Bewegung (2010) mit eben diesen Themen, und Merle Mulder stellte 2009 in ihrer Diplomarbeit Straight Edge – Subkultur, Ideologie, Lebensstil? die Frage, was Straight Edge eigentlich sei. Bei beiden wird die Vegan-Straight-Edge-Bewegung kurz thematisiert. Zum Veganismus ganz allgemein ist vor allem Günther Stolzenbergs Publikation Weltwunder Vegetarismus – Lebensschutz, Ernährung zu nennen, welche die historische Entwicklung des Vegetarismus und Veganismus von der Antike an nachzeichnet. In seiner 2012 erschienenen Publikation Veganismus – Ein postmoderner Anarchismus bei Jugendlichen?, ebenfalls eine Dissertation, beschäftigt sich Bernd-Udo Rinas mit der Verbindung von Anarchismus und Veganismus bei Jugendlichen in der Postmoderne.

3 Grundlagen und Begriffsklärung

Für die folgenden Teile der Arbeit ist es unabdingbar, mit Begriffen zu arbeiten, die zum Teil aus umgangssprachlichen Kontexten bekannt sind. Naturgemäß werden diese häufig inflationär gebraucht und sind daher für eine wissenschaftliche Arbeit ohne klare Eingrenzungen nicht nutzbringend. Ebenso unterliegen fachspezifische Begriffe verschiedenen Modellen und somit verschiedener inhaltlicher Bedeutung. Es ist daher notwendig, die wesentlichen Arbeitsbegriffe vorab zu definieren. Weitere Begriffe, beispielsweise nur szeneintern genutzte oder anders als im Allgemeinen verstandene, werden aus Platzgründen gegebenenfalls in den Anmerkungen erläutert. Darüber hinaus soll in diesem Kapitel auf Grundlagen eingegangen werden, die zur Einordnung der Arbeit angeführt werden müssen.

3.1 Jugend

Wie in der Einleitung deutlich wurde, geht es in der vorliegenden Arbeit um eine spezielle, bis jetzt wenig beachtete Jugendkultur. Demnach ist zuvor auf das der Arbeit zugrunde liegende Verständnis von Jugend und Jugendkultur einzugehen.

3.1.1 Lebensphase Jugend

Durch die Verlängerung der Lebensdauer der Menschen hat sich im Zeitrahmen von drei Generationen die gesellschaftliche Struktur tiefgreifend verändert. Zu den beiden ursprünglichen Lebensphasen Kindheit und Erwachsenenalter treten seit den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts das Jugend- sowie das Seniorenalter. Seither haben sich diese neuen Lebensabschnitte auf Kosten der klassischen weiter ausgedehnt. „Das Erwachsenenalter verliert seine dominierende Rolle im Lebenslauf“3, so Hurrelmann/Quenzel, und der Lebensphase Jugend wird heute eine besondere Rolle im Entwicklungsprozess des Menschen zugeschrieben. Dabei „ist es nicht möglich, eine für alle Menschen verbindliche und fest erwartbare Reife- oder Altersschwelle“4 für den Übergangspunkt in das Erwachsenenalter festzulegen. In der Lebensphase Jugend kommt es zu entscheidenden psychobiologischen Veränderungen des Individuums. Darüber hinaus stellen sich besondere soziokulturelle Anforderungen an die Jugendlichen.5

„Die Jugend gibt es nicht.“6 Dieser viel zitierte Satz Erwin K. Scheuchs stellt klar, dass die vermeintliche Eindeutigkeit des Begriffs nicht zutrifft. Vielmehr müsste man von Jugend im Plural sprechen, also Jugenden. Daraus folgt eine Differenzierungsnotwendigkeit des Jugendbegriffs. Unter dem Begriff Jugend verstehen die verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen jeweils etwas anderes. Das ist durchaus legitim, da sie jeweils andere Gesichtspunkte zum Untersuchungsgegenstand haben. Nach Albert Scherr ist Jugend aus soziologischer Sicht nicht ausreichend als ein biologisches oder psychologisches Entwicklungsstadium im Lebenslauf definiert. Jugendtypische Verhaltensweisen und Probleme werden im Kontext der gesellschaftlichen Gegebenheiten, Zwänge und Möglichkeiten betrachtet.7 Scherr führt dazu aus:

Jugend ist eine gesellschaftlich institutionalisierte und intern differenzierte Lebensphase, deren Abgrenzung und Ausprägung wesentlich durch soziale (sozialstrukturelle, ökonomische, politische, kulturelle, rechtliche, institutionelle) Bedingungen und Einflüsse bestimmt ist. Jugend ist keine homogene Lebenslage oder Sozialgruppe, sondern umfasst unterschiedliche, historisch veränderliche, sozial ungleiche und geschlechtsbezogen differenzierte Jugenden.8

3.1.2 Jugendkultur

Jugendkulturen haben sich infolge der modernen und postmodernen Veränderungen in den Sozialisationsstrukturen entwickelt. Sie sind, so Dieter Baacke, die „Konsequenz der unzureichend gewordenen Gesellschafts- und Erziehungskultur.“9

In dieser Arbeit werde ich mich an der These von Roland Hitzler orientieren:

Die These, die wir im weiteren vertreten wollen, lautet deshalb, dass in den selbstgewählten Erlebniswelten von Jugendlichen immer auch, wahrscheinlich sogar vor allem, Kultur-Werte, allerdings zumeist recht eigen-willige Kultur-Werte produziert werden, dass in diesen Kontexten also keineswegs nur Hedonismen gepflegt, sondern dass hier auch vielfältige, lebenspraktisch relevante Kompetenzen entwickelt, vermittelt und angeeignet werden.10

Jugendkultur wird unter diesem Blickwinkel also als eine wichtige, wenn nicht sogar die wichtigste Sozialisationsinstanz angesehen.

3.2 Entwicklungsaufgaben

Das Konzept der Entwicklungsaufgaben hat sich interdisziplinär durchgesetzt und beschreibt die Umsetzung von körperlichen, psychischen, sozialen und ökologischen Anforderungen in individuelle Verhaltensprogramme.11 Nach Hurrelmann/Quenzel werden vier zentrale Entwicklungsaufgaben unterschieden, von denen für die hier vorliegende Arbeit zwei besondere Relevanz besitzen. Zum einen ist es die der Partizipation: „Die Entwicklung eines individuellen Werte- und Normensystems und der Fähigkeit zur politischen Partizipation, um die gesellschaftliche Mitgliedsrolle des Bürgers zu übernehmen.“12 Und zum anderen ist es die des Konsumierens: „Die Entwicklung von sozialen Kontakten und Entlastungsstrategien und die Fähigkeit zum Umgang mit Wirtschafts-, Freizeit- und Medienangeboten, um die gesellschaftliche Mitgliedsrolle des Konsumenten zu übernehmen.“13 Diese Kompetenz schließt den gesamten Bereich der Genussmittel und Drogen explizit mit ein.14

3.3 Szene

Der hier verwendete Szenebegriff orientiert sich an dem von Hitzler, wie in dessen Publikation Leben in Szenen – Formen juveniler Vergemeinschaftung beschrieben. Dort wird eine Szene als ein im Prinzip globales Netzwerk angesehen, welches zum Teil starke regionale Färbungen aufweist und eine eher lockere Verbindung von Individuen darstellt, die gleiche oder sehr ähnliche Interessen miteinander teilen und ausleben.15

3.4 Subkultur

Der Begriff Subkultur stammt ursprünglich aus der US-amerikanischen Kriminologie. Dieser Zweig untersuchte Klassenstrukturen, Gruppenbildung jugendlicher Migrant_innen und Krimineller.16 Ganz generell unterstellt das Subkulturkonzept die Existenz einer Hauptkultur, was angesichts gesellschaftlicher Pluralisierungs- und Individualisierungstendenzen schwer haltbar ist. Dennoch findet man auch in der aktuellen Literatur zum hier bearbeiteten Thema diesen Begriff häufig. Er dient in diesem Zusammenhang der Abgrenzung von einer jeweils kontrastierten Hauptkultur und ist daher im Folgenden so zu verstehen.