Copyright: © Junfermann Verlag, Paderborn 2018

Copyright der Originalausgabe: © 2006, Lannoo Publishers

Die Originalausgabe ist 2006 unter dem Titel
Mindfulness. In de maalstroom van je leven
bei Lannoo erschienen (www.lannoo.com).

Übersetzung: Bärbel Jänicke

Coverfoto: © LBP – www.photocase.de

Covergestaltung / Reihenentwurf: Junfermann Druck & Service GmbH & Co. KG, Paderborn

Satz, Layout & Digitalisierung: Junfermann Druck & Service GmbH & Co. KG, Paderborn

Alle Rechte vorbehalten.

Erscheinungsdatum dieser eBook-Ausgabe: 2018

ISBN der Printausgabe: 978-3-95571-671-4

ISBN dieses E-Books: 978-3-95571-735-3 (EPUB), 978-3-95571-737-7 (PDF), 978-3-95571-736-0 (MOBI).

ANMERKUNGEN

1    Quelle: http://www.songtexte.com (letzter Aufruf am 23.03.2018).

2    Paul von Ostaijen: „vers 6“. In: Ders.: Poesie. Übertr. u. Nachw.: Klaus Reichert. Frankfurt a. M.: Suhrkamp Verlag 1966, S. 23.

3    Leonard Cohen, „Here it is“, aus der CD: Ten new songs (Alben für die Ewigkeit). Sony Music Entertainment 2014.

4    James Joyce: „Ein betrüblicher Fall“. In: Dubliners. Frankfurt a. M.: Suhrkamp Verlag 1987, S. 109.

5    Elisabeth Eybers: „Toeskouer“. In: Versamelde gedigte. Amsterdam: Querido, 2004.

6    Quelle: https://www.goodreads.com/quotes/188463-mankind-owns-four-things-that-are-no-good-at-sea (letzter Aufruf am 23.03.2018).

7    Quelle: Zenrin-kushu via https://ginsbergblog.blogspot.de/2015/05/haiku-3-more-from-zenrin-kushu.html (letzter Aufruf am 23.03.2018).

8    Koan ist ein Begriff aus dem Zen-Buddhismus. Er bezeichnet einen – oft rätselhaften oder paradoxen – Ausspruch des Zen-Meisters oder eine Frage desselben. Er soll den Schüler zum Nachdenken und Meditieren anregen und auf den rechten Weg zur Erleuchtung bringen. Mehr dazu finden Sie in Kapitel 8.5.

9    Thich Nhat Hanh (2009): Das Wunder der Achtsamkeit. Einführung in die Meditation. Theseus-Verlag, 2016.

10  Edel Maex (2005): Een kleine indleiding in het boeddhisme. Tielt: Lanoo.

Edel Maex
Mindfulness – Gelebte Achtsamkeit
Das 8-Wochen-Übungsprogramm

Über dieses Buch

Stressbewältigung durch Achtsamkeit 

Manchmal ist das Leben wie eine Achterbahnfahrt! Die verschiedenen Hoch- und Tiefphasen erfordern gute Nerven und ein gewisses Maß an Resilienz. Vor allem das Konzept der Achtsamkeit (engl. mindfulness) hat sich als enorm wirkungsvoll erwiesen, um die Turbulenzen des Alltags gut zu überstehen und sogar gestärkt aus ihnen hervorzugehen. 

Fachlich fundiert, einfühlsam und nah am Leben begleitet dieses Buch den Leser in seiner täglichen privaten Achtsamkeitspraxis. Es vermittelt ein 8-Wochen-Programm, das auch in Stresszeiten gut und einfach umzusetzen ist. Von der Bedeutung des Atemraums bis hin zu typischen Ermüdungsfallen werden alle wichtigen Aspekte, die zur Aneignung dieses Tools benötigt werden, anschaulich vorgestellt. Schön bebildert und Schritt für Schritt führt Edel Maex tiefer in die Thematik ein und vermittelt die wohltuende Wirkung von Achtsamkeitsübungen auf Körper und Seele.

Dr. Edel Maex ist Achtsamkeitstrainer und Psychiater in der ZNA Stresskliniek in Antwerpen.
http://www.levenindemaalstroom.be/nl

Vorwort von Jon Kabat-Zinn

Wenn es Ihnen so ergeht wie den meisten Menschen, dann arbeiten Sie momentan vermutlich härter, müssen Sie mehr Dinge gleichzeitig geregelt bekommen und haben Sie viel weniger Zeit für das, was im Leben wirklich zählt … Mit anderen Worten: Sie fühlen sich gestresster denn je. Wenn ich an 1979 zurückdenke, als ich am Medical Center der University of Massachusetts mit der achtsamkeitsbasierten Stressreduktion (MBSR – Mindfulness-Based Stress Reduction) begann, frage ich mich heute: „1979? Welcher Stress?“ So sehr haben das Tempo unseres Lebens und die Ansprüche, die wir an unsere Zeit und Energie stellen, zugenommen. Zu einem Teil ist das der digitalen Revolution geschuldet und der Beschleunigung von fast allem, was man sich denken kann; zu einem anderen Teil sind auch Faktoren dafür ursächlich, die es uns, als Menschen, schwermachen, ein ausgeglichenes und lauteres Leben zu führen, unter welchen Umständen auch immer.

Wir sind an einem Punkt angelangt, an dem für viele von uns der Arbeitstag oder die Arbeitswoche kein Ende nimmt. Wir brauchen noch nicht einmal einen Arbeitsplatz, da wir, auch ohne am Arbeitsplatz zu sein, 24 Stunden am Tag an sieben Tagen in der Woche an jedem Ort erreichbar sind und daher jeder Ort unser Arbeitsplatz sein kann. Das hat natürlich seine Vorteile, und für manche kann es extrem verführerisch sein, ja, es kann einen geradezu süchtig machen. Aber dadurch, dass wir mit all den anderen Mitmenschen in Verbindung stehen und uns auf jede erdenkliche Weise von dem ablenken lassen können, was wichtig ist, driften wir immer weiter von einer bedeutungsvollen und stabilen Verbundenheit mit uns selbst und mit denen, die wir lieben, ab. Vielleicht müssen wir unter diesen Umständen besondere Vorkehrungen für eine bewusste und konsequente – sowohl nach innen als auch nach außen gerichtete – Pflege der menschlichen Beziehungen treffen. Diese Beziehungen sind nämlich grundlegend für unser Menschsein, für unser Gefühl von Wohlbefinden und Sinnhaftigkeit. Zum Teil involviert dieses Hegen und Pflegen eine Akzentverschiebung vom „Tun“ zum „Sein“, zumindest in bestimmten Momenten. Auf der anderen Seite hat es auch mit der Erkenntnis zu tun, dass das Leben aus Augenblicken besteht. Dabei gehen wir davon aus, dass wir nur hier und jetzt, in diesem Moment, leben und dass wir diesen Moment leicht verpassen oder ihm sogar aus dem Weg gehen können, wenn er unangenehm oder bedrohlich ist. Wir können unser Leben mehr im Ruhemodus verbringen – d. h. uns häufig von unserem Autopiloten leiten lassen – als im Wachmodus und uns als Folge davon noch weiter von unserem tiefsten Inneren und unserem angeborenen Vermögen, zeit unseres Lebens zu lernen und zu wachsen, zu heilen und uns zu verändern, abdriften.

Der Zustand, in dem wir uns heute befinden, kann zu einem Großteil durch die Entwicklung von Achtsamkeit rückgängig gemacht werden, indem wir unserer selbst und unserer Umgebung auf eine nicht urteilende Art und Weise bewusst sind. In diesem schönen und leserfreundlichen Buch gibt uns Dr. Edel Maex eine exzellente Einführung in die Entwicklung von Achtsamkeit. Er beschreibt die möglichen Transformationen von Geist und Körper, von Herz und Seele, die wir immer und überall erleben, wenn wir, wie er sagt, ab und zu innehalten und erst schauen und hören, bevor wir handeln. Ich möchte die Leser dazu ermutigen, seiner scheinbar einfachen, aber so bedeutungsvollen Botschaft Gehör zu schenken und umzusetzen, was Dr. Maex uns in diesem Buch rät.

Es gibt eine zunehmende Anzahl wissenschaftlicher und medizinischer Hinweise, dass sich die Entwicklung von Achtsamkeit tiefgreifend auf unsere geistige und körperliche Gesundheit auswirkt. So wird darauf verwiesen, dass Achtsamkeit die Selbstheilungskräfte des Körpers steigert. Gleiches gilt für die Aufmerksamkeitskapazität und die Innovationskraft des Geistes. Außerdem beeinflusst Achtsamkeit die Fähigkeit von Körper und Geist, mit Stress, Schmerzen, Krankheit und sonstigen Leiden angemessen umzugehen, auf eine Art, die sowohl befreiend als auch transformierend ist. Daher ist sowohl in der Medizin als auch in der Psychologie ein zunehmender Trend zur Entwicklung von achtsamkeitsbasierten klinischen Programmen wie jenen von Dr. Edel Maex und seinen Kollegen zu beobachten. Zugleich verzeichnen sowohl die Grundlagen als auch die angewandte Forschung einen Zuwachs an Studien über die Auswirkungen von Achtsamkeit auf Körper und Geist, auf soziale und emotionale Interaktionen und auf das Lernen.

Das Leben im Heute beinhaltet auch eine Poesie, die unsere Aufmerksamkeit auf das Transzendente und Numinose jeden Augenblicks lenkt – nicht auf irgendeine dogmatisch religiöse, sondern auf eine universelle, humanistische Weise, wie sie allen großen Kunstwerken und der Wertschätzung, die sie genießen, zugrunde liegt. Mit Thoreau ließe sich sagen, dass ein menschliches Leben bewusst und voller Achtsamkeit zu leben, die höchste Kunst ist. In diesem Buch begegnen Sie poetischen Fingerzeigen, wohin uns die Entwicklung von Achtsamkeit bringen kann. Und das ist immer: zum Hier und Jetzt. Sie werden sehen, dass Dr. Maex die Texte von Leonard Cohen schätzt, der selbst lebenslang in der Zen-Tradition Achtsamkeit geübt hat. Als kleine Kostprobe für das, was Sie im Folgenden noch erwartet, zitiere ich hier ein paar Zeilen aus Leonard Cohens „Anthem“:

The birds they sang

At the break of day.

Start again, I heard them say.

Don’t dwell on what has passed away,

Or what is yet to be.

Ring the bell that still can ring

Forget your perfect offering.

There is a crack, a crack in everything,

That’s how the light gets in,

That’s how the light gets in,

That’s how the light gets in …

(Die Vögel sangen

Im Morgengrauen

Fang noch mal an

Hörte ich sie krächzen

Verweile nicht bei dem

Was vergangen ist

Oder noch kommen wird

Läute die Glocken, die noch klingen

Vergiss deine wohlfeilen Gaben

Da ist ein Riss, ein Riss in allem

Das ist der Spalt, durch den das Licht einfällt

Das ist der Spalt, durch den das Licht einfällt

Das ist der Spalt, durch den das Licht einfällt …)1

Der Strom von Wissenschaft und Medizin fließt mit dem Strom von Kunst und Poesie zusammen. In unserer modernen Zeit münden diese ihrerseits in den alten Strom der Meditation. Daher leben wir in einer sehr aufregenden Zeit, um die Entwicklung von Achtsamkeit im eigenen Leben zu erkunden. Diese Entwicklung ist an sich ein Akt von Weisheit und Selbstbesinnung, wie Sie zweifellos bemerken werden, wenn Sie die folgenden Seiten aufmerksam lesen und wenn Sie lernen, selbst im Bewusstsein zu ruhen und darauf zu vertrauen, ohne dass sich irgendetwas ereignen muss, um die Gegenwart zu verbessern.

Ich verbeuge mich vor Edel Maex wegen dieses großartigen Buches und wegen all seiner Bemühungen (die auf seiner jahrelangen Erfahrung mit dem Studium und der Praxis der Meditation beruhen), Achtsamkeit auf eine authentische und universale Weise in den Mainstream der Medizin, der Psychiatrie und der westlichen Kultur einzubringen.

Dr. Jon Kabat-Zinn

Professor emeritus

University of Massachusetts Medical School

Dank

Kaum in Worte zu fassen ist der Dank, den ich einer Reihe von Personen schulde, ohne die dieses Buch niemals das Licht der Welt erblickt hätte. An erster Stelle gilt mein Dank Thich Nhat Hanh, dem Zen-Lehrer, Friedensaktivisten, Exilanten und Dichter. Er ist es gewesen, der während der Schrecken des Vietnam-Krieges den Ausdruck „Mindfulness“ (in deutscher Übersetzung: Achtsamkeit) aus dem breiten Fächer buddhistischer Begriffe als das Zugangstor par excellence auserwählt hat.

Mein Dank gilt auch Jon Kabat-Zinn, der, das Werk Thich Nhat Hanhs und verschiedener anderer Zen- und Vipassana-Lehrer weiterführend, den Begriff der Mindfulness aus seinem buddhistischen Kontext herausgelöst und mit seinem achtwöchigen Stressreduktionskurs in die medizinische und wissenschaftliche Welt eingeführt hat.

Vor allem aber danke ich den hunderten von Menschen, die das Acht-Wochen-Programm absolviert und mich von Mal zu Mal durch die Art und Weise, wie sie Achtsamkeit begreifen und ihr im Mahlstrom ihres Lebens Raum geben, überrascht haben (und es immer noch tun).

Niemand hat je
durch das Lesen eines Buches
Klavierspielen gelernt

HINTERGRUND

Als ich mein Psychiatriestudium abschloss – das liegt nun schon eine geraume Zeit zurück –, sah ich mich selbst vor eine große Frage gestellt: Wie kann ich die tägliche Konfrontation mit so viel menschlichem Leid, dem Kummer, der Angst, den Traumata und dem Verlust … überstehen? Ich musste einen Weg finden, zwischen zwei Klippen hindurchzukommen. Auf der einen Seite gab es das Risiko, von all dem Schmerz und den Emotionen überwältigt zu werden und einen Burnout zu erleiden. Auf der anderen Seite lief ich Gefahr, abzustumpfen und gefühllos zu werden, objektivierend, unzugänglich, unberührt vom Leid meiner Patienten.

Bei meiner Suche nach einer Antwort kam ich durch ein Zusammentreffen verschiedener Umstände mit Zen-Meditation in Berührung. Hier fand ich die Antwort auf meine Frage. Meditation war eindeutig „mein Ding“. Ich habe davon unglaublich viel gelernt. Sie hat mich nicht nur in meiner beruflichen Arbeitsweise geprägt, sondern auch in meinem persönlichen Leben.

Etwa zehn Jahre später beschlich mich immer stärker das Gefühl: „Das ist nicht fair. Ich behalte das Beste für mich.“ Aber ich hatte keine Vorstellung davon, wie ich so etwas wie Zen-Meditation innerhalb eines psychotherapeutischen Kontextes vermitteln konnte. Ich konnte doch nicht mir nichts, dir nichts damit beginnen, buddhistische Meditation in einem Krankenhaus zu praktizieren! Abgesehen davon, wie sollte ich jemandem, der nach Erlösung von seinem Leiden sucht, klarmachen, dass er eine halbe Stunde lang stillsitzen und davon vor allem nicht das Geringste erwarten solle? Die Zen-Methode ist nicht immer so ohne Weiteres zugänglich.

Nachdem ich damit zu experimentieren begonnen und einige Elemente der Meditation in meine Arbeit integriert hatte, fragte mich eines Tages jemand: „Kennen Sie das Werk von Kabat-Zinn?“ Ich hatte noch nie etwas davon gehört, aber kurz darauf fand ich das Buch – noch ungelesen – in der Bibliothek des Helen-Dowling-Instituts, in dem ich zu dieser Zeit tätig war. Mir war sofort klar, „das erspart mir zehn Jahre Arbeit“. Jon Kabat-Zinn hatte vor dem gleichen Hintergrund und aus der gleichen Motivation heraus wie ich ein Stressreduktionsprogramm entwickelt. Dieses Programm ist in einem Krankenhaus durchgeführt und einer gründlichen wissenschaftlichen Forschung unterzogen worden, wodurch es sich in der medizinischen Welt als anerkannte Methode etablierte. Ich musste also das Rad nicht neu erfinden. Ich nahm Kontakt mit Jon Kabat-Zinn auf und startete ein achtwöchiges Training, das auf seinem Programm fußte. Damit war der Anfang einer langen Reihe weiterer Trainings gesetzt.

Seitdem habe ich dutzende Trainings für hunderte Menschen durchgeführt. Der Kontext des Trainings variierte. Je nach dem Ort, an dem das Training stattfand, waren die Teilnehmer Menschen mit ernsthaften Erkrankungen wie Krebs, Mitarbeiter im Gesundheitswesen, Ehrenamtliche in der Palliativversorgung, Menschen mit wiederkehrenden Depressionen und Angstattacken, Menschen mit chronischer Erschöpfung und / oder Stresssymptomen, Mitarbeiter von Unternehmen … Was auch immer der Kontext meiner Trainings war, ich begegnete immer wieder aufs Neue Menschen, die sich mit denselben fundamentalen Fragen konfrontiert sahen.

All diese Begegnungen finden ihren Niederschlag in diesem Buch. Es ist mit der Absicht geschrieben worden, das Beste, was ich zu bieten habe, zu teilen, ohne hierbei etwas zurückzuhalten.

BÜCHERWEISHEIT