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POSEN

99 Inszenierungen der klassischen Aktfotografie

Das erfahren Sie:

Anhand von 99 Posen die komplette Welt der Aktfotografie verstehen Porträt, Dessous, Mollig, Boudoir, Badewanne, Stuhl, Po, Stockings Emotionen mit Licht und Schatten schaffen

Bibliografische Information der Deutschen Bibliothek

© 2018 Franzis Verlag GmbH, 85540 Haar bei München

ISBN 978-3-645-60602-8
eISBN 978-3-645-22453-6

INHALT

1. MODELL UND FOTOGRAF

Nackt vor der Kamera

Warmup mit dem Modell

Equipment und Location

2. LICHTFÜHRUNG

Licht im Low-Key-Bereich

Konturen

Konturen mit Hintergrundlicht

Lichtzange

Lichtzange ohne alles

Low-Key liegend

Der Low-Key-Klassiker

Mit Licht modellieren

Vom Low-Key zur blonden Diva

Eine Softbox – wie am Fenster

Zweiseitig

Glänzende Flächen

Bildgewichtung

Flachzange

Muskelspange

Männerrücken kann auch entzücken

Gegenlicht – nur eine Lichtquelle

Grundsätzlicher Aufbau

Licht im Quadrat

Variationen

Im Rahmen

Bodypart sitzend

Sitzende Schönheit

Fantastische Figur

Leichte Blusen

Gegenlicht-Kombinationen

Fliegennetz

Mrs. Bond

Romantik

Regenmantel

Outdoor

3. 99 BILDER, 99 POSEN

Liegende Posen

Psst!

Leicht gedreht

Mehr als Rippchen und Kraut

Spannungsbogen

Entspannt

Lasziv oder …

Weich oder …

Perlenglanz

Diagonalkette

Komm auf mein Sofa

Im Bett

Nackt im Wohnzimmer

Dunkles Verlangen

In Handschellen

Stehende Posen

Langbeinig

Rücken mit Zopf

Striptease

Grafischer Aufstand

Gestiefelte Katze

Klassischer Torso

Durchblick

In der Tür

Diva

Kniende Posen

Headbangers Paradise

Spitzenwäsche

Knieriese

Sofa-Blues

Dreieck im Quadrat

Nach vorne

Ketten

Schlank

Sitzende Posen am Boden

Scheindiagonale

Yoga in Demut

Schneiderinnensitz

Aufsteigende Diagonale

Angelehnt sitzend

Gestreckt sitzend

Gekippt

Gefaltet

Offen

Po-Posen

Hohe Schuhe machen Hohlkreuz und runde Pobacken

Sitzend nicht sitzen

Volle Weiblichkeit

Verzopft

Porn-Po

Weniger ist mehr

Bauch, Beine, Po

Verführung des Oberlehrers

Zensurlicht

Pink-Po

Wasserlandschaft

Vogelperspektive

Kameraflirt

Rundungen

Bass

Sommer

Gefallener Engel

Tattoo you

Lustvoller High-Key

Rote Glut

Laszive Schüchternheit

Rücken kann auch entzücken

Devot

Beine zeigen

An der Wand

Überkreuzt

Grazile Eleganz

Monsterstiefel

Beauty Stockings

Obszön für niemanden

Der Buchstabe »M«

Sitzgelegenheiten

Sofa

Teufelsbraut

Milch und Schokolade

Schokolade und Milch

Blauschwarz

Verpackungskunst

Amoroso

Haarig

Bühnenshow

Nackt zu Hause

Roter Engel

An die Wand gestellt

Ansitzen

Verdeckter Akt

Meine Lehrerin ist böse

Gerade langweilig?

Nimm mich!

Scham

Schattendasein

Ruinöse Lichtspiele

Zoom

Badewanne

Schokobad

Wildwasser

Schwimmende Sanduhr

Wellness für Stockfotos

Blaubad

Schwarzwasser

Index

Bildnachweis

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Modell und Fotograf

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Diese Fotoschule richtet sich an ambitionierte Hobbyfotografen, die das fotografische Basiswissen rund um Blende, Verschlusszeit und ISO-Empfindlichkeit beherrschen und darauf aufbauen möchten. Das Buch zeigt inspirierend, wie Sie sich dem Thema Posen der Aktfotografie nähern und perfekt in es einarbeiten. Von entspannten liegenden Posen über laszive Posen aus der Vogelperspektive bis hin zu satten Po-Posen zeigt Ihnen Starfotograf Stefan Weis anhand anregender Bildbeispiele Schritt für Schritt worauf es bei welcher Darstellungs-Variante ankommt.

NACKT VOR DER KAMERA

Bevor Sie nach dem ersten Appetizer Ihre Kamera zur Hand nehmen, sollten Sie sich bewusst machen, dass Sie es mit Menschen zu tun haben. Das klingt banal, aber hört man sich die Erfahrungen einiger Workshopleiter an oder vernimmt die Erzählungen leidgeprüfter Modells, scheint es wirklich jede Menge unwissende Amateurfotografen und diverse schwarze Schafe unter den Profis zu geben, die in ihrem Fotografenleben wenig Feingefühl für das menschliche Miteinander entwickelt haben.

Da wurden schon nackte Modells in Brennnesselfelder getrieben oder private Kunden, die Aktfotos von sich für den Eigengebrauch anfertigen lassen wollten, gleich zu Anfang der Fotosession aufgefordert, sich splitterfasernackt auszuziehen, lange bevor überhaupt besprochen wurde, welche Art von Aktfotos gewünscht ist. Man kann schon sagen, es ist wie ein Flirt, nackte Menschen vor der Kamera zu fotografieren. Allerdings nicht mit dem Ziel, jemanden ins Bett zu zerren. Man muss sich als Fotograf darauf einlassen, für die Dauer von vielleicht zwei oder drei Stunden eine kurzzeitige Beziehung aufbauen, die genug Distanz wahrt, um nicht unbeabsichtigt aufdringlich zu sein.

Das ist jedes Mal ein neues Erlebnis, mal kommt man leicht an jemanden heran, mal braucht es lange Zeit, bis das Eis bricht. Mal wird viel gelacht, mal fließt die Arbeit in stillem Einvernehmen dahin. Dass es anstrengende Arbeit ist, spürt man erst an der Erschöpfung nach dem Shooting. Aktfotografie ist eine große mentale Herausforderung, darum wirkt sich die Art, wie Fotograf und Modell zusammenkommen, stark auf die nervliche Belastung der Beteiligten aus.

VOR EINER FOTOSESSION

Sie sind im Freundeskreis dafür bekannt, talentiert zu fotografieren, und werden häufig gefragt, ob Sie nicht ein paar schöne Bilder machen könnten. Dass Sie den Menschen vor der Kamera bereits persönlich kennen, kann von Vorteil, aber auch von Nachteil sein.

Wichtigste Regel: Seien Sie ehrlich! Wenn Sie unsicher sind, sprechen Sie es ruhig an. Sie müssen nicht den Profi spielen. Bei einem Freund oder einer Freundin vor der Kamera können Sie sich nur durch Offenheit locker machen und mit Techniken und Einstellungen experimentieren. Erklären Sie, was Sie vorhaben, was Sie ausprobieren wollen und wo Sie sich selbst nicht sicher sind, ob es funktioniert.

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Wie kommt man auf Bildideen? Für diesen Appetizer wurden ein großer Posten alter Bücher aus einem Nachlass und dieser Bücherwurm in liegender Pose fotografiert. Wichtig ist, dass das Modell relativ ruhig in seiner Pose verweilen kann, denn durch die Beleuchtung mit Standlicht müssen relativ lange Belichtungszeiten (hier 1/50 s) in Kauf genommen werden, sodass Verwacklungsgefahr besteht.

ISO 1600 :: Brennweite 46 mm :: Blende f/5.6 :: Belichtungszeit 1/50 s

LAMPENFIEBER IST GUT!

Als Profi mit einem klaren Auftrag habe ich es vielleicht leichter. Trotzdem verspüre ich nach mehreren Jahren der Arbeit mit privaten Kunden nach wie vor vor jedem Shooting leichtes Lampenfieber. Das Gefühl unterscheidet sich kaum von dem Lampenfieber, das ich als Hobbymusiker vor einem Auftritt habe: Man hat alles schon tausendmal geprobt und gemacht, es gibt eine gewisse Routine. Trotzdem scheint es, als würde man mit dem Schritt auf die Bühne mit veränderter Wahrnehmung einen imaginären Raum betreten. Das Können und die erlernte Technik dienen als Grundlage für einen Ablauf, der selbst die Regie übernimmt und von unzählig vielen Einflüssen manipuliert wird, die kaum nüchtern zu erfassen und zu erklären sind.

In der Psychologie spricht man vom »Flow« (engl. für fließen, rinnen, strömen). Es bedeutet das Gefühl des völligen Aufgehens in einer Tätigeit. Flow ist eine Form von Glück! So kommt auch beim Fotografieren Euphorie auf, obwohl man bei manchen Shootings in der ersten halben Stunde in der Pfanne der Panik gebraten wird und denkt: »Meine Güte, ist der Kunde schwierig, so wird das ja nie was.« Meist lösen sich Verkrampfungen während der Fotosession, doch selbst bei absoluter Begeisterung bleibt eine gesunde Distanz erhalten, ähnlich wie zwischen Bühne und Publikum. Kommunikation ist das A und O.

WARMUP MIT DEM MODELL

Starten Sie nicht gleich mit der schwierigsten Pose bei vollkommener Nacktheit des Modells. Es ist für alle Beteiligten leichter, die ersten Minuten des Shootings als Warm-up zu gestalten. Vielen Menschen vor der Kamera fallen die ersten Bilder leichter, wenn sie nicht gleich frei im Raum stehen müssen, sondern sich an etwas festhalten können oder zur Ablenkung etwas in den Händen halten dürfen.

SITZENDE POSEN ZUM EINSTIEG

Gut geeignet für den Anfang sind liegende oder sitzende Posen, bei denen der direkte Blick in die Kamera nicht zwingend ist. Wenn Sie mit einem Amateurmodel oder -kunden arbeiten, werden Sie feststellen, dass diese davon ausgehen, in die Kamera blicken zu müssen. Man ist das so vom Porträtfotografen gewohnt. In der Aktfotografie darf man die künstlerische Freiheit genießen, das Gesicht auch mal im Profil oder halbschattig aufzunehmen, wenn es zur Gesamtstimmung des Fotos passt. Schließlich kann man den Kopf komplett im Dunkel lassen oder »abschneiden«. Weisen Sie ein professionelles Modell an, sich auf einen Stuhl zu setzen, wird es sofort die Füße auf die Zehenspitzen stellen und die Hände mit gestrafftem Oberkörper auf den Oberschenkeln ablegen oder die Arme hinter dem Kopf verschränken und einen unschuldigen Blick zum Hauptlicht werfen.

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Vom Warm-up über wunderschöne Wäschefotos zur Aktfotografie – lassen Sie dem Modell Zeit, sich zu entfalten und zu »entblättern«

ISO 200 :: Brennweite 50 mm :: Blende f/1.8 :: Belichtungszeit 1/30 s

IN DER RUHE LIEGT DIE KRAFT

Das Shooting ist in vollem Gange. Aber gönnen Sie sich und Ihrem Modell ruhig ein paar Pausen, in denen Sie erste Ergebnisse sichten und besprechen, was gut gefällt und was nicht. Seien Sie auf keinen Fall gekränkt, wenn der Mensch vor der Kamera Bilder schrecklich findet, von denen Sie total begeistert sind. Zwei Menschen haben zwei verschiedene Wahrnehmungen! Befreundete Menschen vor der Kamera zu haben kann leider auch zu Befangenheit führen. Es fällt schwer, einer Freundin offen zu gestehen, dass sie in der einen oder anderen Pose nicht so vorteilhaft aussieht, wie sie sich das vielleicht erhofft. Oder Sie als Fotograf wollen eine Idee umsetzen, die einen auf den ersten Blick nicht einleuchtenden Körpereinsatz erfordert – wie bringen Sie das Ihrem befreundeten Modell nur bei?

Es wird Sie mit Fragen konfrontieren wie: »Bist du sicher, dass das gut aussieht?« oder wird erwidern: »Ich glaube nicht, dass ich in dieser Pose gut aussehe!« Sollte sich eine Pose gar nicht erklären lassen oder das Modell Ihre Erklärungen nach dem zehnten Versuch immer noch nicht verstanden haben, brechen Sie lieber ab und versuchen eine neue Pose. Ein Amateur vor der Kamera zeigt wenig Geduld – erst recht, wenn er nackt und unsicher ist. Mein Lieblingssatz gegenüber Kunden lautet:

»Posen, die bequem sind, sehen selten gut aus. Unbequeme Posen bringen die nötige Körperspannung!«

KÖRPER IN SPANNUNG BRINGEN

Steht Ihnen ein Amateurmodel zur Verfügung, müssen Sie als Fotograf auf solche »Kleinigkeiten« achten: Ist der Oberkörper gerade? Liegen die Oberschenkel nicht geplättet auf der Sitzfläche? Wie fallen die Schatten von Armen oder Beinen auf den Körper? Sie müssen das Modell anweisen, sich richtig hinzusetzen und den Körper in Spannung zu bringen. Erklären Sie dem Modell, dass Posen, die gut aussehen, nicht unbedingt bequem sind, und dass so manche Pose, die verkrampft wirkt, auf dem Foto ganz normal und oft viel spannender wirkt als eine normale Sitzposition.

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Nicht gerade bequem, aber spannend und langbeinig wirkend.

ISO 100 :: Brennweite 50 mm :: Blende f/8 :: Belichtungszeit 1/125 s