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Vadim Zeland

TRANSSURFING 5

Die Realität auf den Kopf gestellt

Aus dem Russischen von Helmut Kunkel

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Hinweis:

Wir haben uns bemüht, mit unserer Übersetzung sehr nah am russischen Originaltext zu bleiben, der an einigen Stellen jedoch eigenwillige Neologismen und eine recht bilderreiche Terminologie beinhaltet. Wir haben uns bemüht, dieser in der Übersetzung Rechnung zu tragen und sie in angemessener Weise im Deutschen wiederzugeben. Wenn Sie daher bei Ihrer Lektüre häufiger auf Wortneubildungen stoßen, so hoffen wir, damit in Ihrem Interesse gehandelt zu haben, indem wir die Übersetzung so wortgetreu wie möglich gehalten haben.

Titel der Originalausgabe: Трансерфинг реальностиЯблоки падают в небо

Alle Rechte vorbehalten.

ISBN 978-3-89845-324-0
eISBN 978-3-89845-811-5

1. Auflage 2018

Übersetzung: Helmut Kunkel

Silberschnur Verlag • Steinstraße 1 • D-56593 Güllesheim
www.silberschnur.de • E-Mail: info@silberschnur.de

INHALT

VORWORT

1. DIE SPIEGELWELT

DER DUALE SPIEGEL

DAS AMALGAM DER REALITÄT

AUF DER JAGD NACH DER REFLEXION

DIE WELT KOMMT UNS ENTGEGEN

DIE ABSICHT DES LENKERS

DER BUND DER SPIEGELMACHER

2. DER PFÖRTNER DER EWIGKEIT

DIE ENERGIE DER ABSICHT

DIE REINIGUNG DER WELT

DIE KORREKTUR DES SPIEGELS

DER LENKER DER REALITÄT

DIE KOORDINIERUNG DES TRAUMS

DAS VERDIKT DES LENKERS

ZU BESUCH IN DER EWIGKEIT

GLOSSAR

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VORWORT

Liebe Leserin, lieber Leser!

Was Sie gerade in Ihren Händen halten, ist die Fortsetzung der Buchserie über Transsurfing, jenen geheimnisvollen Aspekt der Realität, der bei den Lesern so viele Emotionen hervorgerufen hat. Im letzten Band ging es darum, dass der Mensch die Realität steuern kann, wenn es ihm gelingt, der Illusion der dualen Reflexion zu entkommen. In diesem Buch sollen Sie nun erfahren, wie das zu schaffen ist.

Wenn Sie aus Ihrem Alltagstraum erwachen, werden Sie aus dem Strom der Ereignisse ausbrechen und sich inmitten eines gigantischen Kaleidoskops wiederfinden, das sich langsam um Sie dreht, während Facetten der Realität aufblitzen. Sie sind gleichzeitig Teil dieser Realität, und doch existieren Sie unabhängig von ihr, als Individuum. Auf genau diese Weise nehmen Sie Ihre Individualität wahr, wenn Sie im Traum zu Bewusstsein kommen und merken, dass auf einmal der Traum von Ihnen abhängig ist und nicht umgekehrt.

Die gedankliche Energie des Menschen kann unter bestimmten Bedingungen diesen oder jenen Sektor des Variantenraums zur Manifestation bringen. Im Bewusstseinszustand, der im Transsurfing als Einheit von Seele und Verstand bezeichnet wird, kommt eine mysteriöse Kraft ins Spiel, die äußere Absicht. Menschen, die Transsurfing aus eigener Erfahrung kennen, haben mit Erstaunen berichtet, wie sich ihre Gedanken auf unbegreifliche Weise verwirklichten, wobei sich die Realität buchstäblich vor ihren Augen verwandelte.

Zum Beispiel zeigen Ihre Mitmenschen Ihnen aus unerfindlichen Gründen auf einmal mehr Sympathie. Türen, die zuvor hoffnungslos verschlossen schienen, öffnen sich. Dabei können Sie sehr interessante Beobachtungen machen: die Veränderung der “Tönung der Bühnenbilder” und “Realitätsringe”, ähnlich wie Ringe auf dem Wasser. In Ihre Weltschicht kehrt die einstige Frische zurück: Eis schmeckt wieder wie in der Kindheit, und Hoffnungen tragen wieder die Begeisterung der Jugend. Am wichtigsten jedoch ist das Privileg, nach dem eigenen Credo zu leben – eine typische Empfindung der inneren Freiheit.

Seltsamerweise ist dabei keine Mystik im Spiel, alles geschieht im Hier und Jetzt. Wenn Sie daher das Gelesene in der Praxis testen möchten, halten Sie sich gut auf der Erde fest, damit Sie nicht vor Erstaunen und Begeisterung in den Himmel fallen.

KAPITEL 1

DIE SPIEGELWELT

Meine Welt sorgt für mich.

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DER DUALE SPIEGEL

Die Realität tritt uns in zwei Formen entgegen: einer physischen, die wir anfassen können, und einer metaphysischen, die jenseits unserer Wahrnehmung liegt. Beide Formen existieren gleichzeitig, sie durchdringen und ergänzen einander. Der Dualismus scheint eine inhärente Eigenschaft unserer Welt zu sein. Zu vielen Dingen gibt es einen Gegenpol.

Stellen Sie sich vor, Sie stehen vor einem Spiegel. Sie selbst sind ein real existierendes physisches Objekt. Ihre Reflexion, die keinerlei materielle Substanz hat, scheint metaphysisch zu sein, doch gleichzeitig ist sie ebenso real wie Ihre eigene Gestalt.

Die ganze Welt können wir uns als einen riesigen dualen Spiegel vorstellen, auf dessen einer Seite das physische Universum liegt, während sich zur anderen Seite der metaphysische Variantenraum erstreckt. Im Unterschied zur Situation mit einem gewöhnlichen Spiegel stellt die materielle Welt die Reflexion dar, der Gottes Absicht und Gedanken Form verleihen; auch alle Lebewesen sind seine Verkörperungen.

Der Variantenraum ist eine Art Matrix, ein Strickmuster, nach dem sich der “Zuschnitt”, das “Nähen” und auch die “Mode” richtet – kurzum, die Bewegung der gesamten stofflichen Welt. Dort ist die Information über alles gespeichert, was in der materiellen Welt geschehen wird und auch wie. Die Menge der potenziellen Möglichkeiten ist unendlich. Eine Variante ist ein Sektor des Raumes, in dem Drehbücher und Bühnenbilder gespeichert sind, also die Vorgaben für die Bewegung der Materie. Mit anderen Worten, der Sektor legt fest, was im einzelnen Fall zu geschehen hat und wie die Entwicklung der Ereignisse vonstattengeht.

Auf diese Weise teilt der Spiegel die Welt in zwei Hälften: Realität und Schein. Alles, was in der Materie Form angenommen hat, befindet sich auf der realen Hälfte und verhält sich entsprechend den Naturgesetzen. Die Wissenschaft und auch die herkömmliche Weltanschauung befassen sich nur damit, was in der “Wirklichkeit” geschieht. Üblicherweise versteht man all das unter “Wirklichkeit”, was sich wahrnehmen und direkt beeinflussen lässt.

Wenn wir die metaphysische Seite der Realität ablehnen und nur die materielle Welt in Betracht ziehen, werden wir gezwungenermaßen die Handlungen aller Lebewesen, einschließlich der der Menschen, auf die primitive Bewegung im Rahmen der inneren Absicht reduzieren. Bekanntlich versucht man mithilfe der inneren Absicht, durch direkte Einwirkung auf die Umwelt seine Ziele zu erreichen. Um etwas zu erreichen, muss man bestimmte Schritte unternehmen, drängeln, die Ellenbogen gebrauchen und eine konkrete Arbeit verrichten.

In der Tat reagiert die materielle Welt augenblicklich auf direkte Einflussnahme, und so entsteht die Illusion, wir könnten nur auf diese Weise zu greifbaren Ergebnissen kommen. Eigentlich jedoch wird so der Umfang der erreichbaren Ziele stark eingeschränkt. Man kann nur mit tatsächlich Vorhandenem rechnen. Alles hängt ab von finanziellen Mitteln, an denen es gewöhnlich mangelt, und von guten Gelegenheiten, die auch eher rar sind.

In dieser Welt ist letztlich alles von Rivalität und Konkurrenzdenken durchdrungen. Zu viele wollen das Gleiche erlangen. Und im Rahmen der inneren Absicht wird es natürlich nicht für alle reichen. Woher sollten dafür auf einmal die notwendigen Bedingungen und Umstände kommen? Ja woher wohl – eben aus dem Variantenraum!

Auf jener Seite des Spiegels gibt es alles im Überfluss, noch dazu ohne jede Konkurrenz. Es ist nicht wie in einem Warenladen, wo man direkt etwas einkauft; vielmehr kann man eine Bestellung aufgeben, als würde man aus einem Katalog auswählen, und das hat seinen eigenen Reiz. Früher oder später wird die Bestellung geliefert, und man braucht nicht einmal dafür zu bezahlen. Man muss nur bestimmte Bedingungen erfüllen, die aber nicht schwer einzuhalten sind. Ist das alles jetzt etwa ein Märchen?

Mitnichten! Es ist völlig real. Die Energie unserer Gedanken geht nicht spurlos verloren, sie kann einen Sektor des Variantenraums zur Manifestierung bringen, je nach den Parametern der gedanklichen Ausstrahlung. Es scheint nur so, als wäre alles, was in dieser Welt vorhanden ist, eine Folge der Wechselwirkung materieller Objekte. Eine nicht minder wichtige Rolle spielen Prozesse, die auf der feinstofflichen Ebene ablaufen, wenn virtuell existierende Varianten in der Realität Gestalt annehmen. Die Kausalzusammenhänge der feinstofflichen Vorgänge sind längst nicht immer erkennbar, und doch bilden sie gut die Hälfte der gesamten Realität.

Die Materialisierung von Sektoren des Variantenraums findet in der Regel unabhängig vom Willen ab, da der Mensch seine Gedanken nicht zielgerichtet anwendet – ganz zu schweigen von weniger entwickelten Wesen. Wie in Band 1 dieser Serie beschrieben, beeinflussen die Gedanken die Wirklichkeit in erster Linie dadurch, dass sich die schlimmsten Erwartungen realisieren.

Wer im Alltag des Lebens angekommen ist, schleppt sich an leeren Regalen vorbei und streckt dabei die Hand nach einer Ware aus, an der ein Schild hängt mit der Aufschrift “verkauft”. Zu erhalten sind nur minderwertige Produkte, und das zu gesalzenen Preisen. Doch statt einfach in den Katalog zu schauen und eine Bestellung aufzugeben, macht sich der Mensch mit seinem ziellosen Suchen nur selbst verrückt, stellt sich in langen Warteschlangen an, versucht sich mit aller Kraft einen Weg durch die Menge zu bahnen und beginnt mit Verkäufern und anderen Kunden zu streiten. Doch was er will, bekommt er trotzdem nicht, und seine Probleme nehmen nur zu.

Diese freudlose Realität bildet sich vor allem im Bewusstsein des Menschen, und von dort geht sie allmählich in die Wirklichkeit über. Jedes Lebewesen erschafft durch seine Handlungen und auch durch seine Gedanken seine eigene Weltschicht. Diese Schichten überlagern sich, und so trägt jedes einzelne Lebewesen zur Bildung der Realität bei.

Jede Weltschicht ist durch ihre eigene Zusammenstellung von Bedingungen und Umständen charakterisiert, aus denen sich die Lebensweise des Individuums ergibt (im Folgenden soll nur von Menschen die Rede sein). Die Lebensbedingungen können ganz unterschiedlich sein: günstig oder weniger günstig, komfortabel oder karg, friedlich oder aggressiv. Natürlich spielt auch die Umgebung, in die man hineingeboren wurde, eine Rolle. Doch später entwickelt sich das Leben hauptsächlich danach, wie man zu sich selbst steht und sich anderen und der Umgebung gegenüber verhält. In vieler Hinsicht sind die Veränderungen in der Lebensweise durch die eigene Weltanschauung bestimmt. Manifestieren wird sich jener Sektor des Variantenraums, dessen Drehbuch und Bühnenbilder der gedanklichen Ausrichtung und der Gesinnung des Menschen entsprechen.

Auf diese Weise sind an der Bildung der Weltschicht zwei Faktoren beteiligt: zum einen der Spiegel, die innere Absicht, und zum anderen die äußere Absicht. Durch seine konkreten Handlungen übt der Mensch einen Einfluss auf die Objekte der materiellen Welt aus, und mit seinen Gedanken verwirklicht er das, was es zurzeit noch nicht für ihn gibt.

Wer davon überzeugt ist, dass das Beste in dieser Welt schon verkauft ist, dem bleiben in der Tat nur leere Regale. Wenn er glaubt, er müsse für gute Ware lange anstehen und viel bezahlen, so geschieht dies auch. Wer voller Pessimismus und Zweifel ist, der bekommt genau diese Erwartungen bestätigt. Und wer sich auf eine unfreundliche Umgebung einstellt, dessen Vorahnungen werden sich ebenfalls erfüllen. Dabei braucht man sich nur von dem unschuldigen Gedanken leiten zu lassen, dass die Welt einem das Allerbeste zu bieten hat, und schon wird sich diese Sicht irgendwie bewahrheiten.

Ein Sonderling, der keine Ahnung hat, wie schwer es sein kann, etwas zu bekommen, führt sich am Ladentisch eines Tages so auf, als wäre die Ware eigens für ihn bestellt worden. Und siehe da: Als erster Kunde bekommt er alles umsonst! Hinter ihm steht schon eine lange Schlange von Leuten, die die Realität viel düsterer sehen. Für den Einfaltspinsel hingegen läuft alles wie von selbst.

Das Leben ist ein Spiel, in dem die Welt ihren Bewohnern ständig ein und dasselbe Rätsel aufgibt: “Rate mal, wie ich bin.” Und jeder antwortet gemäß seiner Vorstellungen: “Du bist aggressiv” oder “du bist gemütlich”. Oder “lustig, finster, freundlich, feindlich, glücklich, unglücklich”.

Das Interessante dabei ist: Bei diesem Quiz gewinnt jeder! Die Welt spielt mit und zeigt sich jedem in dem Gewand, das er bestellt hat. Und wenn der erfolgreiche Sonderling eines Tages auf die “Realität des Lebens” trifft, wird sich seine Einstellung zur Welt und damit auch seine Realität selbst verändern. Sie wird den “Einsichtigen” ans Ende der Warteschlange befördern.

So also formt der Mensch, kraft seiner Gedanken, die Schicht seiner Welt. Dieser Vorgang lässt sich mit einer Reihe von Prinzipien erklären. Wir wollen hier das erste Spiegelprinzip formulieren: Wie ein Spiegel reflektiert die Welt unsere Einstellung zu ihr.

Die Welt passt sich dem an, was Sie über sie denken. Warum aber werden dann in der Regel die schlimmsten Erwartungen wahr, wohingegen Hoffnungen und Träume sich gewöhnlich nicht erfüllen? Das hat seinen eigenen Grund, und damit kommen wir zum zweiten Spiegelprinzip: Die Reflexion entwickelt sich in der Einheit von Seele und Verstand.

Wenn der Verstand nicht den Befehlen des Herzens widerspricht, sondern sich ihnen fügt, so entsteht eine unbegreifliche Kraft: die äußere Absicht, die einen Sektor des Variantenraums zur Entfaltung bringt, der der Form der Gedanken entspricht. Bei einer Einheit von Seele und Verstand nimmt diese Form deutliche Konturen an, und daher werden die Gedanken unverzüglich Wirklichkeit.

Allerdings geschieht es im Leben meistens so, dass die Seele ein Bestreben hat, aber der Verstand meldet Zweifel an und stellt sich quer. Oder umgekehrt: Der Verstand bringt überzeugende Argumente vor, und das Herz bleibt gleichgültig. Ist die Einheit gestört, so wird die Form der Gedanken diffus, und eine Spaltung tritt ein: Die Seele wünscht sich das eine, doch der Verstand ist mit etwas anderem beschäftigt. Und es gibt nur einen Überschneidungspunkt: Hass und Furcht.

Wenn ein Mensch hasst, dann tut er dies von ganzem Herzen, und wenn er sich fürchtet, dann mit seinem ganzen Wesen. In der Einheit der Ablehnung nimmt genau das Gestalt an, was er zu vermeiden sucht. Als zwei Erscheinungsformen der Realität, der materiellen und der metaphysischen, stimmen Seele und Verstand in einem Punkt überein, und aus diesem feinstofflichen Gebilde formt sich die Realität. Am Ende bekommt man das, was man nicht will.

Im Gegensatz zu Befürchtungen erfüllen sich Wünsche nicht so leicht, weil in diesem Fall nur selten eine Einheit erreicht wird. Die Seele widersetzt sich dem Verstand, da dieser unter dem Einfluss der Pendel fremden Zielen nachgeht. Der Verstand wiederum kennt seine wahren Wünsche nicht oder ist sich ihrer nicht bewusst, oder er glaubt nicht an die Realität ihrer Erfüllung.

In gewissen Kreisen herrscht die Vorstellung vor, man bräuchte zum Erreichen seines Zieles nur seine Bestellung klar zu formulieren, diese gedankliche Form in den Raum zu entlassen und sich dann eine Zeit lang nicht an das Ziel zu erinnern, um die Erfüllung der Wünsche nicht zu stören. Wenn alles so einfach wäre …

Diese Technik funktioniert ausschließlich bei Beachtung des zweiten Spiegelprinzips. Allerdings wird die Einheit von Seele und Verstand nur in seltenen Fällen erreicht, weil es fast unmöglich ist, den verderblichen Zweifeln tatsächlich zu entgehen. Was tun?

Hierfür gibt es das dritte Spiegelprinzip: Der duale Spiegel reagiert mit Verzug. Wem es nicht gelingt, das zweite Prinzip zu erfüllen, der muss die Festung durch eine lang anhaltende Belagerung erobern.

Stellen Sie sich die folgende ungewöhnliche Situation vor: Sie stehen vor einem Spiegel, und darin ist nichts zu sehen. Erst nach einer Weile baut sich das Bild allmählich auf. Zu einem bestimmten Zeitpunkt beginnen Sie zu lächeln, aber in der Reflexion sehen Sie immer noch den gleichen ernsten Gesichtsausdruck wie zuvor. Sie heben die Arme, doch im Spiegel bleibt alles beim Alten. Sie lassen die Arme sogleich wieder sinken, ohne dass sich im Spiegel etwas tut. Um sich mit gehobenen Armen zu sehen, müssen Sie sie eine Weile oben behalten.

Der duale Spiegel verhält sich auf gleiche Weise. Nur ist die Verzugszeit dort viel länger, und deshalb lassen sich die Veränderungen nicht wahrnehmen. Die materielle Realisierung ist zähflüssig wie Harz. Dennoch kann die gedankliche Form – oder nach der Terminologie des Transsurfings das Dia – vollkommen entwickelt sein. Dafür muss nur eine elementare Bedingung erfüllt sein: Das Dia muss in Gedanken systematisch visualisiert werden, und zwar über einen genügend langen Zeitraum hinweg.

Wie Sie sehen, ein einfaches Geheimnis, und mehr als das ist tatsächlich nicht erforderlich. Eigentlich ist es kaum zu glauben, dass alles so simpel ist: eine tägliche, routinemäßige Bemühung und keinerlei Zauberei. Dafür funktioniert dieser Vorgang tatsächlich. Den meisten Leuten mangelt es in der Regel einfach an Geduld. Sie greifen begeistert irgendwelche Ideen auf, doch dann lässt der Elan schnell nach, und sie stecken ihre Absichten auf unbestimmte Zeit in eine Schublade. Zur Manifestierung gedanklicher Formen ist aber die konkrete Arbeit mit dem Dia unabdingbar. Auf Wunder sollte man jedenfalls nicht bauen.

Wie viel Zeit zur Realisierung eines Dias benötigt wird, hängt von der Komplexität der Zielsetzung ab. Solange der Verstand an der Plausibilität der Verwirklichung zweifelt, wird das Bild verschwommen bleiben. Doch früher oder später werden sich im Spiegel Konturen abzeichnen. Sie werden es selbst sehen, wenn die äußere Absicht die nötigen Türen öffnet und sich Möglichkeiten zum Erreichen des Ziels ergeben. Dann wird der Verstand zur Überzeugung kommen, dass die Technik Früchte trägt und dass das Ziel tatsächlich realisierbar ist. Allmählich werden Seele und Verstand auf einen Nenner kommen, die innere Ausstrahlung wird sich bündeln und ein deutliches Bild entsteht. Im Endeffekt wird sich die Reflexion voll entfalten, und es geschieht das, was man ein Wunder nennt: Der scheinbar unerfüllbare Traum wird Wirklichkeit.

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DAS AMALGAM DER REALITÄT

Mithilfe der Dia-Technik, die im zweiten Band dieser Serie beschrieben wurde, können wir eine feinstoffliche Form hervorbringen, die vom Spiegel der Welt in Realität umgewandelt wird. Wir können jedoch noch mehr tun. Wäre es nicht wünschenswert, außer der konkreten Form in unserer Weltschicht einen unveränderlichen Hintergrund zu haben, der eine ständige günstige Atmosphäre erschafft?

Möglicherweise ist Ihnen aufgefallen, dass Ihre Reflexion in verschiedenen Spiegeln unterschiedlich aussehen kann. Das Gesicht ist ein und dasselbe, doch jeder Spiegel bringt verschiedene Nuancen zum Vorschein. Es treten schwache, aber doch ganz greifbare Schattierungen hervor: eine emotionale Färbung, eine Stimmung oder sogar ein Charakterzug. In verschiedenen Spiegeln kann die Reflexion gutmütig oder kaltherzig, gesund oder kränklich, attraktiv oder weniger attraktiv und warm oder kalt aussehen.

Man mag sich nun fragen, woher dieser Effekt kommt, da ja die spiegelnde Oberfläche einfach nur eine Kopie des Originalbilds reflektiert. Es gibt jedoch eine Reihe von Faktoren, die einen merklichen Einfluss auf die Darstellung haben. Wie in der Fotografie, hängt auch hier vieles von der Beleuchtung, dem Hintergrund und dem Spiegel selbst ab.

Bereits im Mittelalter wusste man um den Reiz venezianischer Spiegel. Venezianisches Glas war wegen seiner erstaunlichen Qualität auf der ganzen Welt bekannt. Doch nicht das Glas selbst verlieh den Spiegeln ihre einzigartige Eigenschaft. Den Menschen fiel auf, dass es aus irgendeinem Grund viel angenehmer war, sich in einem venezianischen Spiegel zu betrachten als in einem gewöhnlichen. Die reflektierte Person sah besonders attraktiv aus.

Wie wir heute wissen, hatten die Meister aus Venedig ihr besonderes Geheimnis. Dem Amalgam, aus dem die spiegelnde Oberfläche bestand, mengten sie Gold bei, wodurch im Spektrum der Reflexion die warmen Töne überwogen.

In ähnlicher Weise kann jeder einen Teil des dualen Spiegels insbesondere für sich optimieren. Um seine eigene Weltschicht komfortabel einzurichten, muss man sein eigenes Amalgam anmischen. Die Weltschicht wird durch viele Faktoren bestimmt – die Einstellung des Betreffenden zu sich selbst und zu allen möglichen Phänomenen der umgebenden Realität. Aus diesem Spektrum von Einstellungen gilt es, einen Hauptaspekt zu wählen, der den dominierenden Hintergrund bestimmen soll.

Als Direktive können wir dabei zum Beispiel einen Leitsatz wählen wie: “Meine Welt kümmert sich um mich.” Wir äußern gern unsere Unzufriedenheit über Dinge oder andere Leute, sofern es dafür einen Anlass gibt. Alles Gute hingegen nehmen wir fast gleichgültig hin, als müsse es so sein. Wir tun dies unbewusst und reagieren dabei aus der Macht der Gewohnheit heraus.

Erheben Sie sich über diese Stufe; wachen Sie auf, und machen Sie es sich zunutze, sich bewusst über Ihre Einstellung zu äußern. Richten Sie Ihre Weltanschauung gezielt aus, gemäß Ihrer Direktive, und Sie werden sehen, wie der Spiegel reagiert. Das wird Ihr erster Schritt auf dem Weg zur Realitätssteuerung sein.

Versuchen Sie, sich mal zu erinnern, wie sich die Welt in Ihrer Kindheit um Sie kümmerte, Sie dieser Tatsache aber keine besondere Bedeutung beimaßen, sondern sie als selbstverständlich hinnahmen. Werfen Sie einen Blick zurück in die Vergangenheit. Gab es da vielleicht so etwas wie die Großmutter vom Lande? Das innere Auge kehrt in jene fernen Tage zurück, als Sie sich wohl und zufrieden fühlten. Die Fragmente Ihrer Erinnerung können manchmal sehr eindrücklich sein. Es scheint, als ob aus der Küche ein himmlisches Aroma strömt – die Oma backt Plätzchen. Oder aber Sie sitzen am Flussufer mit einer Angel, oder Sie fahren auf einem Rodelschlitten einen schneebedeckten Hang hinab … Was war das für ein Gefühl? Können Sie sich an jenes charakteristische Gefühl der inneren Gemütsruhe erinnern?

Das Gefühl kam daher, dass die Welt sich um Sie kümmerte und Sie diese Tatsache zwar vage ahnten, sie aber nicht beachteten. Beschwert haben Sie sich allerdings auch nicht darüber. Selbst wenn ein Kind mal launisch wird, stürzt es sich nicht mit Haut und Haaren in seine Unzufriedenheit. Es mag schreien, mit den Füßen stampfen oder wild um sich schlagen, aber die Welt wird es sorgsam behüten und ihm zärtlich zuflüstern: “So, du kleiner Schmierfink, was hast du denn jetzt wieder angestellt? Hilft alles nichts, wir müssen uns wohl waschen gehen.”

Das Kind wächst heran, während die Welt für es die besten Dinge besorgt, ihm wunderbares neues Spielzeug schenkt und sich liebevoll um es kümmert. Die Welt verhätschelt ihren Zögling geradezu. Dem Glückspilz erschließen sich zahlreiche Vergnügungen, weil alles noch neu und frisch ist, aber er ist sich nicht bewusst, dass er in diesem Moment das Leben genießt. Das versteht er erst nach vielen Jahren, wenn er sich erinnert, wie toll damals alles war im Vergleich zu dem, was er heute hat.

Warum aber wird das Leben im Laufe der Zeit immer blasser, warum drängt sich an die Stelle heiterer Gemütsruhe eine nervöse Besorgtheit? Etwa weil mit zunehmendem Alter die Anzahl der Probleme zunimmt? Nein, weil der Heranwachsende dazu neigt, seine negativen Einstellungen zu äußern. Unzufriedenheit ist ein stärkeres Gefühl als die einfache Zufriedenheit aufgrund von Ruhe und Behaglichkeit.

Weil der Mensch nicht versteht, dass er trotz aller möglichen widrigen Umstände auch jetzt noch glücklich ist, fordert er von der Welt immer mehr. Die Ansprüche des Zöglings steigen, und er wird immer verwöhnter und undankbarer. Die Welt schafft es natürlich nicht, die rasant wachsenden Bedürfnisse zufriedenzustellen, und das Hätschelkind beginnt mit großem Nachdruck Ansprüche zu stellen. Seine Einstellung zur Welt verändert sich: “Du bist schlecht! Du gibst mir nicht all das, was ich will! Du kümmerst dich nicht um mich!” Und in dieser negativen Einstellung ist bereits die geballte Kraft der Einheit der unzufriedenen Seele und des launischen Verstandes angelegt.

Die Welt aber ist ein Spiegel, und ihr bleibt nichts übrig, als traurig die Arme zu verschränken und zu antworten: “Wie du wünschst, mein Lieber. Du sollst es haben!” Daraufhin wandelt sich die Realität, die eine Reflexion unserer Gedanken ist, und nimmt die schlimmsten Formen an. Nun hat der Mensch natürlich umso mehr Gründe zur Unzufriedenheit, und seine Einstellung zur Welt wird noch negativer. So wird aus dem einstigen verhätschelten Liebling der Welt ein vom Schicksal benachteiligter Nörgler, der ständig darüber klagt, dass die Welt angeblich sehr in seiner Schuld steht.