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Vadim Zeland

TRANSSURFING 4

Die zwei Gesichter der Realität

Aus dem Russischen von Helmut Kunkel

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Hinweis:

Wir haben uns bemüht, mit unserer Übersetzung sehr nah am russischen Originaltext zu bleiben, der an einigen Stellen jedoch eigenwillige Neologismen und eine recht bilderreiche Terminologie beinhaltet. Wir haben uns bemüht, dieser in der Übersetzung Rechnung zu tragen und sie in angemessener Weise im Deutschen wiederzugeben. Wenn Sie daher bei Ihrer Lektüre häufiger auf Wortneubildungen stoßen, so hoffen wir, damit in Ihrem Interesse gehandelt zu haben, indem wir die Übersetzung so wortgetreu wie möglich gehalten haben.

Titel der Originalausgabe: Управление реальностью

Copyright © der Originalausgabe 2006 VES Publishing Group, St. Petersburg

Copyright © der deutschen Ausgabe Verlag “Die Silberschnur”

Alle Rechte vorbehalten.

Außer zum Zwecke kurzer Zitate für Buchrezensionen darf kein Teil dieses Buches ohne schriftliche Genehmigung durch den Herausgeber nachproduziert, als Daten gespeichert oder in irgendeiner Form oder durch irgendein anderes Medium verwendet bzw. in einer anderen Form der Bindung oder mit einem anderen Titelblatt als dem der Erstveröffentlichung in Umlauf gebracht werden und auch Wiederverkäufern nicht zu anderen Bedingungen als diesen weitergegeben werden.

ISBN 978-3-89845-285-4

eISBN 978-3-89845-812-2

1. Auflage 2018

Übersetzung: Helmut Kunkel

Silberschnur Verlag • Steinstraße 1 • D-56593 Güllesheim

www.silberschnur.de • E-Mail: info@silberschnur.de

INHALT

VORWORT

1. SCHATTENTÄNZE

DIE URQUELLE DER ABSICHT

DAS GESETZ DES PECHS

ALLES GEHT SCHIEF

DIE REGEL DES PENDELS

DIE STABILISIERUNG DER STRUKTUR

INDIGO-KINDER

DIE BEHERRSCHER DER ENERGIE

DIE DEKLARATION DER ABSICHT

ZUSAMMENFASSUNG

2. DER TRAUM DER GÖTTER

ZWEI GESICHTER DER REALITÄT

TRÄUMEN MIT OFFENEN AUGEN

GOTTESKINDER

DAS TRAUMTHEATER

ZUSAMMENFASSUNG

GLOSSAR

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VORWORT

Liebe Leserin, lieber Leser!

Dies ist nun der vierte Band über das Thema Transsurfing, jenen geheimnisvollen Aspekt der Realität, der bei den Lesern so großes Erstaunen hervorgerufen hat. Im Alltag untersteht der Mensch der Macht der Umstände und kann den Gang der Dinge kaum beeinflussen. Das Leben läuft mehr oder weniger ab wie in einem unbewussten Traum. Es ist scheinbar unmöglich, dieser fatalen Zwangsläufigkeit zu entrinnen. In Wirklichkeit jedoch gibt es einen ganz unerwarteten Ausweg. Der Mensch ahnt nicht, dass er sich in der Gefangenschaft einer Spiegelillusion befindet.

Die Realität hat zwei Erscheinungsformen: eine physische, die wir mit den Händen berühren können, und eine metaphysische, die jenseits unserer Wahrnehmung liegt, aber nichtsdestoweniger objektiv existiert. Die Welt ist wie ein grenzenloser dualer Spiegel: Zur einen Seite erstreckt sich das materielle Universum und zur anderen der metaphysische Variantenraum, jenes Informationsfeld, in dem die Drehbücher aller potenziellen Ereignisse gespeichert sind. Die Anzahl der Varianten ist unendlich, genauso wie die Punktmenge in einem Koordinatensystem. Alles, was war, ist und sein wird, ist dort aufgezeichnet; von dort kommen zu uns Träume, Hellsichtigkeit, intuitives Wissen und Erleuchtung.

Wer dem Zauber dieses Spiegels erliegt, hält die Reflexion für echte Realität. Der Spiegeleffekt erweckt den Anschein, als würde die Welt für sich existieren und sich nicht lenken lassen. Als Folge davon wird das Leben zu einer Art Spiel, in dem die Regeln nicht von Ihnen bestimmt werden. Natürlich können Sie versuchen, auf das Geschehen einzuwirken. Die Hauptsache aber wurde Ihnen vorenthalten: Niemand hat Ihnen erklärt, wie Sie aus einem Spielchip zu jemand werden können, der die Würfel wirft.

In diesem Buch erfahren Sie, warum Realitätssteuerung möglich ist und wodurch sie behindert wird. Sie werden in die Lage versetzt, der illusorischen Reflexion zu entgehen und aus Ihrem Spiegeltraum zu erwachen.

KAPITEL 1

SCHATTENTÄNZE

Wir gehen mit unserer Welt spazieren.

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DIE URQUELLE DER ABSICHT

Die Beziehung des Menschen zu seiner Umwelt ist so beschaffen, dass ihm alles Neue mit der Zeit wie von selbst alltäglich erscheint. Die Realität wechselt ständig ihre Form, so wie die Wolken am Himmel. Aber die Geschwindigkeit des Wandels ist nicht hoch genug, als dass wir den Strom der materiellen Realisierung im Variantenraum direkt wahrnehmen könnten. In ähnlicher Weise werden auch die Bewegung und die Transformation der Wolken für das menschliche Auge nur im Zeitraffer klar erkenntlich.

Selbst Veränderungen, die das Leben für eine Weile frisch und in neuem Licht erscheinen lassen, verblassen so schnell, wie sie gekommen sind. Das Ungewöhnliche wird zur Normalität, die Freude des Festtags löst sich im Alltäglichen auf. Bleierne Monotonie …

Es drängt sich natürlich die Frage auf, was es mit dieser Langeweile eigentlich auf sich hat. Und es ist gar nicht leicht, eine eindeutige Antwort zu geben – da ist es schon einfacher zu erklären, was man gegen sie tun kann. Um sich vor dem grauen Alltag zu retten, erfinden Seele und Verstand alle möglichen Spielzeuge, die für abwechslungsreiche Erfahrungen sorgen sollen. Spielzeug ist ein gutes Mittel gegen Langeweile. Noch besser sind Spiele.

Neben winterlichen Vergnügungen wie Schlittenfahren und Skilaufen erfreuen sich das Versteckspiel, Fangen und andere Variationen des fröhlichen Herumtollens großer Beliebtheit. Auch Erwachsene denken sich immer feinere Formen der Unterhaltung aus, angefangen mit Wettkämpfen bis hin zur virtuellen Realität. Sogar viele Berufe sind ihrem Wesen nach nichts anderes als Spiele.

Wieso eigentlich “viele”? Versuchen Sie mal, eine Arbeit zu finden, die nicht als Spiel anzusehen ist. Im Grunde ist alles, was der Mensch tut, ein Spiel. Was Kinder tun, nennen die Erwachsenen herablassend “spielen”. Die Erwachsenen aber spielen genauso, nur nennen sie das wichtigtuerisch ihre “Arbeit”.

Beide, Kinder wie Erwachsene, gehen ihrer Beschäftigung mit vollem Eifer nach. Fragen Sie ein Kind, was es gerade tut, wird es ernst, ja fast beleidigt antworten: “Ich spiele!” Und versuchen Sie, einen Erwachsenen von seiner Arbeit abzulenken, wird er sich empören: “Ich habe Wichtiges zu tun!”

Das “Spiel” ist also eine recht ernste Angelegenheit. Was tun Kinder, wenn sie nicht spielen? In der Regel treiben sie Unfug. Und Erwachsene? Sie lassen alle Fünfe gerade sein – oder wie auch immer sie das nennen. Doch der Müßiggang führt schnell zu Überdruss und Langeweile, und dann will man sich wieder mit einem Spiel beschäftigen.

Wozu sind Spiele überhaupt nötig – nur um die Zeit totzuschlagen? Oder stellen wir die Frage etwas anders: Was ist der Grund für Langeweile – ein Mangel an Erfahrungen und Eindrücken?

In Wahrheit ist diese Thematik gar nicht so simpel, wie sie erscheinen mag. Die Neigung zum Spielen wird von einem Bedürfnis gespeist, das so alt ist wie unsere Welt. Was ist das vorrangige Bedürfnis für uns Lebewesen? Der Drang zum Überleben und zur Selbsterhaltung? Das wäre sicher eine moderne, aber falsche Antwort. Vielleicht der Fortpflanzungstrieb? Wieder falsch geraten. Was dann?

Das vorrangige Bedürfnis besteht darin, zumindest zu einem gewissen Maße frei über das eigene Leben zu verfügen – das ist das fundamentale Prinzip, das die Wurzel des Verhaltens aller Lebewesen bildet. Alles Übrige, einschließlich des Selbsterhaltungs- und Fortpflanzungstriebs, ist nur eine Folge dieses Urprinzips. Mit anderen Worten, der Sinn und Zweck des Lebens besteht für alle in der Realitätssteuerung. Das gilt nicht nur für Menschen.

Realitätssteuerung aber ist problematisch, wenn die Umwelt unabhängig von uns existiert und sich völlig unkontrolliert, ja mitunter feindselig verhält. Immer wieder geschieht es, dass jemand uns unser Stück Brot wegnehmen, uns aus unserer gemütlichen Ecke scheuchen oder uns gar auffressen will. Schlimm oder sogar schrecklich ist es, wenn wir unser Leben nicht selber leben können, sondern es mit uns umspringt, wie es will, ohne dass wir etwas dagegen tun können. So entsteht das dringende, wenngleich oft unbewusste Bedürfnis, die Umwelt unter Kontrolle zu halten.

Diese Sichtweise mag für viele überraschend klingen: “Was?! Ich dachte immer, der Selbsterhaltungstrieb sei mein erstes Bedürfnis. Und jetzt soll er nur die Folge von etwas noch Grundlegenderem sein?”

Seltsam erscheint dies jedoch nur auf den ersten Blick. Wenn uns klar wird, womit sich das Lebewesen wirklich beschäftigt (einschließlich Überleben und Fortpflanzung), so können wir alles auf sein Bestreben zurückführen, Kontrolle über die Umwelt zu erlangen. Das ist das Hauptmotiv für alle Tätigkeiten und die Urquelle jeder Absicht.

Untätigkeit ist auf die Abwesenheit solcher Kontrolle zurückzuführen. Daher gibt es Langeweile an sich gar nicht – eigentlich geht es dabei um den beharrlichen, unersättlichen Drang, die Realität zu steuern, ihr irgendwie den eigenen Willen überzustülpen. In diesem Sinne ist das Spielen eine Ausdrucksform der Realitätssteuerung.

Bestimmte Vögel haben zum Beispiel Spaß daran, mit Tannenzapfen zu spielen. Ein solcher Tannenzapfen ist eigentlich Teil einer unabhängig existierenden, ungesteuerten Realität. Aber kaum hat der Vogel ihn zum Objekt seines Spiels gemacht, wird dieser Teil – und damit in gewissem Grade auch die Realität – lenkbar.

Auch Skifahren ist eine Art Realitätssteuerung. Die Realität trägt mich, aber so, wie ich es will. Auch jedes andere Spiel folgt auf die eine oder andere Art der Regel: “Es wird so sein, wie ich es will.” Das Drehbuch des Spiels ist mehr oder weniger vorherbestimmt, und folglich sind die Situationen vorhersehbar. Natürlich gibt es Spiele, bei denen die Lenkung sich recht schwierig gestaltet, aber sie alle beruhen auf ein und demselben Prinzip: das Geschehen dem eigenen Willen unterzuordnen.

Auch Unterhaltung ist für den Zuschauer ein Spiel, bei dem es letztlich um Realitätslenkung geht. Ob Musik, Bücher, Kino oder Fernsehshows – all dies ist Labsal für Seele und Verstand. Das erschöpfende Kreisen der Gedanken kommt zur Ruhe und geht über in einen Flug auf den Schwingen einer sanften Melodie oder eines ergreifenden Sujets. Was mit den Filmhelden auf der Leinwand geschieht, ist eine zahme, dressierte Form der Realität, und der Zuschauer genießt sorglos die Vorstellung.

Die Spiele mit der Realität hören sogar während des Schlafs nicht auf. Seele und Verstand finden Erquickung im Reich der Träume, wo sich die Realität schon einem Hauch der Absicht unterwirft.

Zu guter Letzt ist auch das Spiel der Einbildung eine statthafte Methode. Der Mensch erfindet sogar eine fehlende Realität, wenn sie sich denn nur lenken lässt. Das Reich der Fantasie übt einen ungewöhnlichen Reiz aus. Die Vorstellungswelt darf so lange ungewöhnlich bleiben, wie sie unwirklich ist. Die Realität hingegen ist aufgrund ihrer Nähe alltäglich, aber gleichzeitig unzugänglich, weil sie so schwer zu beeinflussen ist.

Im Grunde zielen all diese Spiele nicht darauf ab, Langeweile zu bekämpfen. Unsere Realität ist nicht langweilig, sondern alltäglich, da sie immer gleich unlenkbar ist. In der Regel lässt sie sich nicht ohne Weiteres der Idee unterordnen: “Es wird so sein, wie ich es will.” Deshalb entflieht der Mensch gern ins Spiel, wo alles einfach und vorhersehbar ist.

Letztlich können wir aber der unvermeidlichen Wirklichkeit nicht entrinnen. Das Leben des Menschen ist durch die Umstände und durch seine gesellschaftliche Lage bedingt. Die Realität entwickelt sich größtenteils unabhängig von seinem Willen. Für jedes “Ich will” gibt es ein “Darfst du nicht”. Und jedem “Gib” entspricht ein “Kriegst du nicht”. Was kann man unter solchen Bedingungen tun? Die Menschen verhalten sich in der Regel alle gleich. In dem Versuch, ihr Wunschziel zu erreichen, sind sie bestrebt, direkt auf ihre Umwelt einzuwirken – nach dem Prinzip “Gib!”. Diese geradlinige Wirkungsnahme, die auf unmittelbarem Kontakt beruht, ist eine Form der Realitätslenkung – aber nicht die einzige und bei Weitem nicht die wirksamste.

Wir wollen es anders tun: Wir werden die Hände hinter dem Rücken verschränken und so tun, als würde die Welt von selbst unseren Wünschen entgegenkommen. Wie das genau zu tun ist, werden wir im Weiteren sehen. Transsurfing ist eine Technologie zur Realitätssteuerung ohne direkte Einwirkung. Aber nicht bloß zum Spaß, wie im Spiel, sondern in der Wirklichkeit.

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DAS GESETZ DES PECHS

Zum Erlernen der Realitätssteuerung ist es zumindest nötig, sich mit dem Mechanismus auszukennen, wie die Realität Gestalt annimmt. Jeder Mensch formt und gestaltet ganz unmittelbar seine eigene Welt. Doch er ist sich kaum bewusst, wie dies geschieht.

Das Credo des Menschen ist: “Alles wird so sein, wie ich es will.” Er versucht, sein einfaches Prinzip auf die Welt anzuwenden: “Wohin ich mich wende, dahin gelange ich. Wo ich drücke, da biegt sich’s.”

Doch aus irgendeinem Grunde spielt die Welt nicht mit. Darüber hinaus wendet sich der Mensch in eine Richtung, landet am Ende aber ganz woanders.

Eines sollte uns nachdenklich stimmen: Wenn sich die Realität so unkooperativ verhält, könnte eine andere Herangehensweise angesagt sein. Vielleicht folgt sie ja ganz anderen Gesetzen?! Aber der Mensch will nicht innehalten, um Einsicht zu gewinnen, sondern setzt unbeirrt seinen Pfad fort.

Als Folge solchen “Schaffens” gelangt er in eine Weltschicht, wo “alles nicht so ist, wie ich will”. Schlimmer noch: Vieles ist gerade “so, wie ich es mir nicht wünsche”. Eine seltsam launische, unnachgiebige Realität!

Nicht selten entsteht der Eindruck, das Verhalten der Welt sei eine Art Trotzreaktion. Unannehmlichkeiten und Probleme scheinen wie durch eine unerklärliche magnetische Kraft zu uns zu kommen. Befürchtungen werden bestätigt, und die schlimmsten Erwartungen bewahrheiten sich. Ständig werden wir von etwas verfolgt, was wir nicht mögen und zu vermeiden suchen. Warum ist das so?

Zu Beginn unseres Transsurfing-Kurses haben wir bereits darüber gesprochen, woran es liegt, dass wir das bekommen, was wir nicht wollen – insbesondere dann, wenn dieser Unwille sehr ausgeprägt ist. Wenn wir etwas von ganzem Herzen hassen oder fürchten, so wird uns die äußere Absicht genau dies im Überfluss bescheren.

Die geistige Energie, die aus der Einheit von Seele und Verstand geboren wird, wandelt eine potenzielle Möglichkeit in Realität um. Mit anderen Worten: ein Sektor des Variantenraumes materialisiert sich, gemäß den Parametern der gedanklichen Ausstrahlung, wenn die Gefühle der Seele mit den Gedanken des Verstandes übereinstimmen.

Aber das ist nicht der einzige Grund für die Realisierung unserer schlimmsten Erwartungen. Eigentlich ist ein Leben ohne Probleme die Norm. Alles läuft glatt, solange wir uns mit dem Variantenstrom bewegen, ohne das Gleichgewicht zu verletzen. Der Natur behagt es nicht, Energie zu verschwenden, und es ist ihr auch nicht daran gelegen, Intrigen zu schmieden.

Unerwünschte Umstände und Ereignisse sind eine Folge davon, dass Überschusspotenziale zur Entstellung des energetischen Bildes beitragen, und Abhängigkeitsverhältnisse verschlimmern die Sache noch. Überschusspotenziale entstehen immer dann, wenn wir irgendwelche Dinge oder Eigenschaften übermäßig wichtig nehmen. Und Abhängigkeitsverhältnisse bilden sich zwischen Menschen, wenn diese beginnen, sich miteinander zu vergleichen und Bedingungen zu schaffen wie: “Tust du dies, dann tue ich jenes.”

Eigentlich sind Überschusspotenziale keine so schlimme Sache, solange die Überbewertung für sich existiert, also ohne direkten Bezug zur Umwelt. Wird aber eine künstlich überhöhte Bewertung eines Objekts in Beziehung zu etwas anderem gestellt, so entsteht eine Polarisierung, die den Wind der Nivellierungskräfte herbeiruft.

Die Nivellierungskräfte sind bestrebt, eine sich bildende Polarisierung zu beseitigen, wobei sich ihre Wirkung meist gegen den richtet, der die Polarisierung hervorgerufen hat.

Hier einige Beispiele für unabhängige Potenziale: Ich liebe dich; ich mag mich; ich hasse dich; ich kann mich selbst nicht leiden; ich bin gut; du bist schlecht. Solche Bewertungen sind eigenständig, da sie nicht auf einem Vergleich oder einer Gegenüberstellung beruhen.

Und nun ein paar Beispiele von Potenzialen, die auf einem Abhängigkeitsverhältnis beruhen: Ich liebe dich – unter der Bedingung, dass du mich liebst; ich mag mich, weil ich euch allen überlegen bin; du bist schlecht, weil ich besser bin; ich bin gut, weil du schlecht bist; ich kann mich nicht leiden, weil ich schlechter bin als alle anderen; du ekelst mich an, weil du nicht so bist wie ich.

Der Unterschied zwischen diesen beiden Gruppen von Bewertungen ist gewaltig. Bewertungen, die an einen Vergleich geknüpft sind, bewirken eine Polarisierung. Die Nivellierungskräfte beseitigen dieses Ungleichgewicht, indem sie einen Zusammenstoß der Gegenteile verursachen. Auf gleiche Weise ziehen sich entgegengesetzte Magnetpole an.

Genau aus diesem Grunde dringen Unannehmlichkeiten so beharrlich und gleichsam vorsätzlich in unser Leben ein. Zum Beispiel hat es oft den Anschein, als würden sich in Ehepaaren miteinander unvereinbare Persönlichkeiten zusammenfinden, gleichsam als gegenseitige Bestrafung. In jeder Gruppe von Menschen wird es immer einen geben, der uns gegen den Strich geht. Murphys Gesetze kennen noch viele ähnliche Fälle. So sind beispielsweise gehässige Nachbarn anscheinend eine integrale Bedingung jedes Zusammenlebens.

Das Beispiel mit den nervigen Nachbarn veranschaulicht gut den Effekt der Polarisierung. Es hat, so alltäglich es auch sein mag, eine unmittelbare Beziehung zur Metaphysik. Das Problem besteht darin, dass die einen Leute die anderen in ihrer Ruhe stören. Aber warum?! Warum gibt es überall und immer “fiese” Typen, die die “Guten” nicht in Ruhe lassen?

Scheinbar könnte man die Menschen in zwei Lager aufteilen. Doch würde man eine Umfrage durchführen: “Zu welchem Lager gehören Sie?”, so würden sich wohl nur sehr wenige zu den Schlechten zählen. Unsere Nachbarn sind in der Regel genauso normale Menschen wie wir selbst.

Der ganze Wirbel kommt durch den Wind der Nivellierungskräfte, der es scheinbar immer auf uns abgesehen hat. Die Windrichtung beruht auf dem Prinzip der Gemeinheit: Wir bekommen gerade das, was wir nicht wollen.

Nun mag jemand einwenden: “Was zum Teufel soll das Gefasel von Nivellierungskräften? Diese Leute sind einfach gewissenlos bis auf die Knochen – das hat doch mit Philosophie nichts zu tun!” Ich werde Ihnen jetzt beweisen, dass ich mit meiner Ansicht keine leeren Phrasen dresche.

Angenommen, Sie ärgern sich über Ihre Nachbarn. Ärgern die sich vielleicht auch über Sie? Natürlich nicht! Sicher nicht? “Die sind eben so und wir so. Sie sind schlecht, wir aber nicht”, werden Sie entgegnen. Aber durch und durch schlechte oder gute Menschen gibt es nicht. Jede Bewertung ist relativ, und durch eine Gegenüberstellung werden Gegensätze geradezu heraufbeschworen.

Doch warum fallen Sie Ihren Nachbarn nicht auf den Wecker? Meine Antwort wird Sie überraschen: Sie fallen Ihnen nicht auf den Wecker, weil Sie ihnen piepegal sind. “Genau”, werden Sie sagen, “weil die eben so schlecht sind, dass sie kein Gewissen mehr haben.”

Durch dieses Verhältnis zu Ihren Nachbarn beschwören Sie eine Polarisierung herauf, die wie ein Elektromagnet alle möglichen Ärgernisse vonseiten Ihrer Nachbarn auf Sie ziehen wird. Sie aber perlen an den Nachbarn ab wie Wasser am Federkleid einer Gans, weil sie nicht das geringste Interesse an Ihnen haben. Es kommt ihnen einfach nicht in den Sinn, Sie ebenfalls negativ zu bewerten, mit Ihnen also in ein Abhängigkeitsverhältnis zu treten. In diesem Sinne pfeifen sie auf Sie – Sie geben Ihnen keinerlei Bedeutung und nehmen Sie nicht in die Schicht Ihrer Welt auf; daher leiden sie auch nicht.

Die Nachbarn kennen Ihnen gegenüber keine Polarisierung, solange sie mit ihren eigenen Sorgen beschäftigt sind und Ihnen keine besondere Aufmerksamkeit schenken. Doch sobald sie Ihrer nachbarlichen Existenz Bedeutung schenken und zu vergleichen beginnen, werden sie sogleich bemerken, dass Sie anders sind als sie. Und wenn sie sich darüber aufregen oder sie das empört, werden sie von selbst anfangen, sich zu ärgern. So werden Sie von einem guten zu einem schlechten Nachbarn.

Doch damit nicht genug. Sie werden ihnen zwar Unannehmlichkeiten bereiten, doch nicht begreifen können, wie so etwas jemanden stören kann. Sie werden Ihren Nachbarn auf die Nerven gehen, ohne es auch nur zu bemerken – genauso wie die Nachbarn sich nicht vorstellen können, warum Sie sich über sie ärgern.

Störende Geräusche – zum Beispiel im Zusammenleben – kommen an erster Stelle. Je mehr Sie sich darüber aufregen, desto mehr werden Sie von ihnen verfolgt werden – wenngleich Stille und Ruhe die optimale Form der Existenz sind, nicht nur für Sie, sondern auch für Ihre Nachbarn, denn so wird weniger Energie verschwendet. Ruhestörung ist immer eine Anomalie, die nicht aus dem Nichts entsteht. Woher kommt die Energie?

Der Lärm der Nachbarn bringt Sie aus dem Gleichgewicht, und Sie beginnen, Sie leise (oder laut) zu hassen. Ihre Gereiztheit ist ebenfalls eine Quelle der Energie. Es entsteht ein Abhängigkeitsverhältnis, das eine Polarisierung bewirkt. Rasende Emotionen des Typs “Ich hasse diese lärmenden Nachbarn” erzeugen einen mächtigen Magneten, der alle möglichen anderen Reizerreger anziehen wird.

Gleich nebenan wird eine Familie von Krachmachern einziehen, und die alten Nachbarn werden sich ein lautes Gerät oder Instrument anschaffen, als hätten sie es geradezu darauf abgesehen, Sie zu ärgern. Außerdem werden auch die Nachbarn Ihrer Nachbarn ihren Beitrag leisten, und wenn sich mehrere Parteien in ihrer Ruhe gestört fühlen, wird der Effekt multipliziert.

Natürlich erschöpft sich die “angenehme Nachbarschaft” nicht allein in der Lärmbelästigung. Die Nachbarn können Ihnen mit ihrem Müll auf die Nerven gehen, mit üblen Gerüchen oder indem sie die Wände am Eingang vollschmieren. Und Missgunst gegenüber Nachbarn – wie auch allgemein gegenüber Menschen – kann sogar noch viel schlimmere Folgen haben: Überschwemmung, Feuersbrünste und so weiter.

Entsprechend gilt für alle anderen Fälle eine Art Gesetz des Pechs. Ein Objekt oder eine Eigenschaft, dem wir besondere Bedeutung schenken, zieht Dinge von entgegengesetzter Art an.

Und bekanntlich steigert sich die Bedeutung durch den Vergleich und die Gegenüberstellung. Wenn es einen Pol gibt, muss auch ein anderer gefunden werden. Die Polarisierung zieht wie ein Magnet weitere Unannehmlichkeiten heran. Angezogen wird alles, was Missgunst hervorruft. Alles, was ärgerlich macht, folgt auf dem Fuße – und dann auch alles, was äußerst unerwünscht ist. Dabei ist kein Zauber im Spiel; alles folgt dem oben genannten Gesetz.

Die Polarisierung verzerrt das energetische Bild und bewirkt einen Wirbelwind der Nivellierungskräfte, als dessen Folge die Realität verfälscht abgebildet wird, wie in einem Zerrspiegel. Der Betreffende versteht nicht, dass seine Leidensgeschichte die Folge eines Verstoßes gegen das Gleichgewicht ist, und versucht, mit seiner Umwelt zu kämpfen, anstatt die Polarisierung zu beseitigen.

Dabei bräuchte man nur die Hauptregel des Transsurfings zu beherzigen: sich selbst zu gestatten, man selbst zu sein, und anderen das Gleiche zuzugestehen. Man muss der Welt in allen vier Himmelsrichtungen ihre Freiheit lassen. Loslassen.

Je mehr wir auf unseren Wünschen und Ansprüchen bestehen, desto stärker wird der Magnet sein, der genau das Gegenteil heranzieht. Dann geschieht Folgendes: Sie packen die Welt am Kragen, aber die Welt sträubt sich und versucht, sich zu befreien.

Drängen und beharren ist vergebens – das macht alles nur noch schlimmer. Stattdessen sollte man sich einsichtig zeigen und seine Einstellung zur Situation gemäß der Regel des Transsurfings ändern.

Bemühen Sie sich zum Beispiel eine Zeit lang, die Nachbarn einfach zu vergessen; hören Sie auf, über sie zu schimpfen, und tun Sie so, als gäbe es sie einfach gar nicht. Sagen Sie sich: “Zum Teufel mit ihnen!” Werfen Sie sie einfach aus der Schicht Ihrer Welt heraus.