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Linus Mundy & Silas Henderson

Und plötzlich
bist du nicht
mehr da

Trost und Hoffnung
nach dem Tod des Partners

Aus dem Amerikanischen von Manfred Miethe

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Alle Rechte vorbehalten.

Außer zum Zwecke kurzer Zitate für Buchrezensionen darf kein Teil dieses Buches ohne schriftliche Genehmigung durch den Verlag nachproduziert, als Daten gespeichert oder in irgendeiner Form oder durch irgendein anderes Medium verwendet bzw. in einer anderen Form der Bindung oder mit einem anderen Titelblatt als dem der Erstveröffentlichung in Umlauf gebracht werden. Auch Wiederverkäufern darf es nicht zu anderen Bedingungen als diesen weitergegeben werden.

Originally published in the USA under the title “Finding Your Way When Your Spouse Dies”

Copyright © 2004 by Abbey Press, Saint Meinrad, India

Copyright © 2014 der deutschen Ausgabe: Verlag »Die Silberschnur« GmbH

ISBN: 978-3-89845-442-1

eISBN: 978-3-89845-790-3

1. Auflage 2018

Übersetzung: Manfred Miethe

Umschlaggestaltung: XPresentation, Güllesheim; unter Verwendung eines Motivs von © llaszlo, www.shutterstock.de

Verlag »Die Silberschnur« GmbH · Steinstr. 1 · 56593 Güllesheim www.silberschnur.de · E-Mail: info@silberschnur.de

Inhalt

Einführung

Kapitel 1 Erin Diehl: Nach dem Tod des Partners wieder ins Leben finden

Kapitel 2 Herbert Weber: Die ersten Wochen nach dem Begräbnis überstehen

Kapitel 3 Kathlyn S. Miller: Nehmen Sie sich alle Zeit der Welt, um Ihren Verlust zu betrauern

Kapitel 4 Darcie D. Sims: Aufräumen: Wenn Sie die ganze Tragweite Ihres Verlustes begreifen

Kapitel 5 Mary Kendrick Moore: Die Fragen, die Witwen und Witwer am häufigsten stellen

Kapitel 6 Ann Solari-Twadell: Wenn der Partner plötzlich stirbt

Kapitel 7 Jane Genzel: Sechs Kraftquellen, aus denen wir nach dem Tod des Partners schöpfen können

Kapitel 8 Erin Diehl: Wie wir nach einem Verlust die Einsamkeit überwinden

Kapitel 9 M. Donna MacLeod: Warum wir die Geschichte des Menschen erzählen müssen, den wir verloren haben

Die Autoren

Einführung

Im Lauf der Jahre haben wir Hunderte von trostspendenden Ratgeberbüchlein zu verschiedenen Themenbereichen veröffentlicht, von denen einige sehr spezifisch und andere eher allgemein gehalten waren. Die vorherrschenden Themen waren seelische und körperliche Pein und Leiden im Allgemeinen. Ein Thema erfuhr aber beständig die größte Nachfrage: der Tod eines Partners.

Das mag wohl daran liegen, der der Verlust eines Partners – unseres Seelengefährten – von uns die Mobilisierung all unserer Kräfte erfordert. Zudem erfordert ein solcher Verlust die Hilfe und Weisheit anderer Menschen, die ebenfalls einen solchen Schmerz erlebt haben. Neun Essays dieser Art finden Sie in diesem Büchlein.

»Ich wusste, dass mein Leben nie wieder wie vorher sein würde«, schrieb mir eine Freundin und Kollegin nach dem Tod ihres Mannes. »Aber ich wusste nicht, dass es irgendwie doch wieder ganz okay sein könnte.« Möge Ihnen dieses kleine Buch ein hilfreicher Führer zurück zur Normalität sein, zurück zu »ganz okay«.

Linus Mundy

Autor der Care Notes

Kapitel 1

Nach dem Tod des Partners wieder ins Leben finden

von Erin Diehl

»Erin! Hilf mir, hilf mir! Ich glaube, ich sterbe«, schrie Dave. Und dann war er nicht mehr da. Erst drei Monate zuvor war bei ihm Lungenkrebs im fortgeschrittenen Stadium diagnostiziert worden. Wir waren beide vollkommen überrascht gewesen, denn Dave hatte sich immer einer außergewöhnlich guten Gesundheit erfreut. Bei früheren Untersuchungen war nie etwas gefunden worden.

Bevor wir die Ergebnisse der Röntgenuntersuchung bekamen, versprach ich Dave, mit dem ich seit 43 Jahren verheiratet war, dass ich stark sein würde – ganz gleich, was die Aufnahmen auch zeigen würden. Und ich war stark. Ich war stark in den aufreibenden drei Monaten der Krankheit, stark während der Trauerfeier und der Beerdigung und stark während des anschließenden Zusammenseins, das die Frauen meiner Gemeinde netterweise organisiert hatten. Ich war stark und noch mal stark und konnte nicht aufhören, stark zu sein!

Achtzehn Monate später traf mich dann etwas, was ein Autor einmal als »verzögerte Trauer« bezeichnet hatte. Daraus habe ich drei wertvolle Dinge gelernt: Wir müssen uns selbst gestatten zu trauern. Wir trauern alle auf unterschiedliche Weise. Wir trauern unterschiedlich lange.

Wie damit umgehen?

In einem Buch über Trauer, das ich las, stach mir der Begriff »kreativer Hinterbliebener« ins Auge. Was für ein Ausdruck der Hoffnung! Dave hätte gewollt, dass ich genau das war. Ich kann beinahe hören, wie er auf seine ruhige, liebevolle und durch und durch praktische Art sagt: »Also, Erin, nun finde mal wieder ins Leben zurück. Setze einen Fuß vor den anderen und lauf einfach los.«

Das bedeutet sicher nicht, dass ich ihn nicht furchtbar vermisse. Es bedeutet aber, dass ich von der Weisheit profitiere, die er mit mir teilen würde und die ich, wie ich hoffe, in diesem Kapitel mit Ihnen teilen kann.

image Unternehmen Sie etwas gegen die Einsamkeit

Die Einsamkeit ist unser ständiger Begleiter. Ich rede mir ein, dass jeder von uns manchmal einsam ist – selbst Verheiratete. Aber nach Hause zu kommen und dort niemanden vorzufinden, dem ich erzählen kann, was ich erlebt habe, ist ein durch und durch deprimierendes Erlebnis. Die Abende und Nächte sind für mich immer am schlimmsten.

Wenn man sich in diesen langen Stunden des Abends mit etwas beschäftigt, kann das die Leere etwas abmildern. Da ich auch vorher schon mit einem Buch in der Hand meditiert hatte, wandte ich mich natürlich Büchern über das Trauern zu. Ich verbrachte viele schlaflose Nächte damit, über das Gelesene nachzudenken, und fand großen Trost darin. Ich hörte mir auch CDs über Trauerarbeit an.

Beten hat mir schon immer geholfen, und das Führen eines Tagebuches kann ebenfalls eine heilende und läuternde Wirkung haben. Fernsehen kann manchmal eine gute Ablenkung sein, aber da wir dabei so passiv sind, kann es auch leicht deprimierend wirken. Für mich ist das Radio, besonders die öffentlich-rechtlichen Sender, eine willkommene Form der Entspannung. Musik aller Art kann meine Stimmung heben.

Auch Haustiere können uns Trost spenden. Fange ich an zu weinen, kommen meine Hunde sofort angelaufen und betteln um meine Aufmerksamkeit. Und wer kann einer so deutlich gezeigten Zuneigung schon widerstehen?

»Es hilft vielleicht, wenn wir uns klarmachen, dass unser lieber Verstorbener glücklich ist, dass er frei von Schmerz und allen Sorgen ist und dass wir mit ihm wiedervereinigt sein werden. Wären Sie gestorben, hätten Sie gewollt, dass sich Ihre Lieben für den Rest ihres Lebens vor Verzweiflung die Haare raufen? Sie würden doch wollen, dass sie so glücklich wie möglich wären, oder? Und genau das will der Verstorbene für Sie.«

Ken Czillinger: After the First Year…

Thoughts for the Bereaved

image Lassen Sie sich von anderen helfen

Gehen Sie auf andere Menschen zu und gestatten Sie ihnen, Ihnen einen Teil des Schmerzes abzunehmen, der in den ersten Tagen der Trauer Ihr ständiger Begleiter ist. Stoisches Ertragen wird Ihnen nicht helfen, aber viele Menschen möchten Ihnen helfen, wenn Sie ihnen nur mitteilen, was Sie brauchen und sich wünschen. Die Liebe, mit der Familienangehörige und Freunde Sie überschütten, kann eine große Quelle des Trostes sein und Ihnen ein Gefühl der Verbundenheit vermitteln.

Wenn dann allerdings Einladungen von Verwandten und Freunden kommen, ist es für Sie möglicherweise schwer, diese auch anzunehmen. Ich finde es am besten, so viele wie möglich anzunehmen. Machen Sie sich klar, dass das Telefon in beide Richtungen funktioniert und dass Sie nicht nur erwarten sollten, dass Menschen Sie anrufen, sondern dass Sie auch selbst anrufen können.

Manche Menschen wissen nicht, was sie Ihnen sagen sollen, oder gehen Ihnen sogar aus dem Weg. Das ist einfach so und Sie sollten sich dadurch nicht zu sehr verletzt fühlen. Rechnen Sie damit, dass sich Ihre Beziehungen verändern. Ihr Freundeskreis wird nun nicht mehr so stark auf Paare ausgerichtet sein. Auch wenn Ihre verheirateten Freunde Sie gerne mit einschließen möchten, so unterscheidet sich ihre Lebensweise doch nun von der Ihren. Sie können neue kostbare Freundschaften mit anderen Verwitweten oder Alleinstehenden schließen.

Ich kann Selbsthilfegruppen nicht genug rühmen. Ich gehöre selbst zwei solchen Gruppen in meiner Gemeinde an. Ich nahm zudem an einem Einführungsseminar für verwitwete oder geschiedene Menschen und an einem Wochenendseminar zum Thema »Wie gehe ich mit meiner Trauer um?« teil. Gemeinsam geweinte Tränen und gemeinsames Lachen sind sehr heilsam, anderen zu helfen ist ein sehr wirksames Mittel gegen den eigenen Schmerz.

image Gehen Sie Veränderungen so behutsam wie möglich an

Während dieser Zeit des Wandels ist es klug, keine überstürzten Entscheidungen zu treffen – ganz gleich in welchem Bereich. Warten Sie noch mit dem Verkauf des Hauses, dem Entsorgen persönlicher Gegenstände, größeren Anschaffungen oder anderen nachhaltigen Veränderungen.

Nehmen Sie Hilfe in praktischen Dingen an, um Ihnen die Anpassung an die neuen Umstände zu erleichtern. Unser Anwalt half mir nach Daves Tod bei allen rechtlichen Fragen; Freunde der Familie und Geschäftspartner gaben mir ebenfalls wertvolle Ratschläge.