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James Fenimore Cooper

Der Lotse oder: Abenteuer an Englands Küste

Komplettausgabe

James Fenimore Cooper

Der Lotse oder: Abenteuer an Englands Küste

Komplettausgabe

Veröffentlicht im Null Papier Verlag, 2019
Übersetzung: . r.
EV: Adolf Wienbrack, Leipzig, 1824
1. Auflage, ISBN 978-3-962816-17-9

null-papier.de/653

null-papier.de/katalog

Inhaltsverzeichnis

Ers­ter Teil.

Vor­re­de.

I.

II.

III.

IV.

V.

VI.

VII.

VIII.

IX.

X.

XI.

XII.

Zwei­ter Teil

I.

II.

III.

IV.

V.

VI.

VII.

VIII.

IX.

X.

XI.

XII.

Drit­ter Teil

Vor­wort.

I.

II.

III.

IV.

V.

VI.

VII.

VIII.

IX.

X.

XI.

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Erster Teil.


Zum letz­ten Mit­tel, wenn kein an­de­res mehr
Ver­fan­gen will, ist – das Schwert ge­ge­ben!

Schil­ler.

Vorrede.

Ver­steht es je­mand, den Kin­dern der Fan­ta­sie zu ih­ren Spie­len einen his­to­ri­schen Grund und Bo­den zu ge­ben; so ist es, au­ßer Wal­ter Scott, irrt sich der Über­set­zer nicht, der Ame­ri­ka­ner Cooper, des­sen »An­sied­ler« be­reits so gern ge­le­sen wer­den, so gut be­ur­teilt wur­den. Dort wird der Le­ser in eine jun­ge ame­ri­ka­ni­sche Ko­lo­nie ver­setzt. Die Na­tur und das Le­ben des Men­schen, wie bei­de in Ame­ri­ka sind, wer­den mit der ge­üb­ten Hand ei­nes Land­schaft­ma­lers ge­zeich­net. Hier, in dem Loot­sen,1 ma­chen wir die Fahrt längs Eng­lands nörd­li­chen, stei­len Klip­pen, und schau­en die furcht­bars­ten Aben­teu­er auf dem stür­mi­schen Mee­re, der Küs­te selbst. Nicht blo­ße Fan­ta­sie malt uns hier die Ge­stal­ten ei­nes Barn­sta­ble, ei­nes Grif­fith, des ge­heim­nis­vol­len Loot­sen. Der Name des letz­tern we­nigs­tens steht in den An­na­len des ame­ri­ka­ni­schen Frei­heits­krie­ges mit un­aus­lösch­li­chen Zü­gen ein­ge­gra­ben. Wohl zit­ter­te Eng­lands Volk vor dem furcht­ba­ren Paul Jo­nes, der mit sei­nem klei­nen Ge­schwa­der an Eng­lands Küs­te vor Scar­bo­rougs Ha­fen ein eng­li­sches viel grö­ße­res die See­gel zu strei­chen nö­tig­te. Der Über­set­zer be­merkt nur noch, dass er bei sei­ner Ar­beit eine dop­pel­te Klip­pe zu um­schif­fen hat­te. Die große Men­ge Wör­ter aus der Schiffs­ter­mi­no­lo­gie wa­ren im Deut­schen von ei­nem Man­ne, der nur im­mer »süs­ses Was­ser« sah, mit Mühe wie­der­zu­ge­ben; sie muss­ten aber auch so wie­der­ge­ge­ben wer­den, dass sie an­de­ren, wel­che gleich ihm nie das fes­te Land ver­lie­ßen, nicht lang­wei­lig und un­ver­ständ­lich wur­den. Ob er zwi­schen die­sen Klip­pen glück­lich durch­ge­kom­men ist, wird ihm die bil­li­ge Kri­tik ei­nes see­män­ni­schen Re­zen­sen­ten sa­gen. Dass er statt ei­ni­ger aus eng­li­schen Dich­tern ge­nom­me­nen Ru­bri­ken hof­fent­lich pas­sen­de aus deut­schen un­ter­schob, wird wohl kei­ner Ver­tei­di­gung be­dür­fen. Das Mot­to auf dem Ti­tel: List! Ye Lands­men all, to me! hät­te sich für uns am We­nigs­ten ge­eig­net.

Leip­zig, den 20. Ju­ni­us 1824.


  1. Der Ti­tel des Ori­gi­nals ist: The pi­lot; a Tale of the Sea. In three Vol. Lond. 1824. 8.  <<<

I.


Dro­hend kommt das Meer ge­zo­gen,
Bricht sich an des Schif­fes Bauch.

Lied.

Ein Blick auf die Land­kar­te wird den Le­ser so­gleich mit der öst­li­chen Küs­te der In­sel von Groß­bri­tan­ni­en in Hin­sicht ih­rer Lage be­kannt ma­chen. Die Ge­sta­de des fes­ten Lan­des sind ihr ge­gen­über. Zwi­schen bei­den fin­det sich die Grän­ze des klei­nen Mee­res, das seit Men­schen­al­tern der gan­zen Welt als die Büh­ne von so vie­len Ta­ten zur See, als der große Kanal be­kannt war, auf wel­chem Krieg und Han­del die Flot­ten der nörd­li­chen Völ­ker Eu­ro­pas lei­te­ten. Die In­sel­be­woh­ner mach­ten lan­ge Zeit dar­auf einen An­spruch, den die ge­sun­de Ver­nunft auf die Heer­stra­ße al­ler Völ­ker kei­ner Macht ein­räu­men kann und wel­cher häu­fig zu Strei­tig­kei­ten führ­te, die mit ei­nem Blut­ver­gie­ßen, ei­nem Auf­wan­de en­de­ten, dass bei­des mit dem Ge­win­ne, der je aus der Be­haup­tung sol­cher nutz­lo­sen und un­si­chern Rech­te ent­sprin­gen kann, in kei­nem Ver­hält­nis stand. Auf die Ge­wäs­ser die­ses in An­spruch ge­nom­me­nen Ozeans wol­len wir un­se­re Le­ser in Ge­dan­ken zu ver­set­zen su­chen, in­dem wir einen Zeit­rah­men für un­se­re Aben­teu­er wäh­len, der na­ment­lich für je­den Ame­ri­ka­ner teu­er ist. Er wur­de der Ge­burts­tag die­ses Vol­kes. Er war der Au­gen­blick, wo Ver­nunft und Ge­mein­sinn an die Stel­le der Ge­wohn­heit und des Feu­dal­rechts bei den An­ge­le­gen­hei­ten der Völ­ker tra­ten.

Bald nach­dem die Er­eig­nis­se der ame­ri­ka­ni­schen Re­vo­lu­ti­on die Kö­nig­rei­che Frank­reich und Spa­ni­en und die Re­pu­blik Hol­land in die­sen Krieg ver­wi­ckelt hat­ten, war eine Zahl von Land­leu­ten auf ei­nem Fel­de bei­sam­men, das dem Win­de des Ozeans an der Nord­ost­küs­te Eng­lands of­fen ge­gen­über lag. Sie such­ten sich ihre müh­se­li­ge Ar­beit, die trau­ri­ge Dun­kel­heit ei­nes De­zem­ber­ta­ges durch Mit­tei­lung ih­rer schlich­ten Mei­nun­gen über Po­li­tik und die Aus­sich­ten der Zeit zu er­leich­tern, auf­zu­hel­len. Dass Eng­land mit ei­ni­gen sei­ner Staa­ten auf der an­de­ren Sei­te des Ozeans im Krie­ge war, galt ih­nen als lang be­kann­te Tat­sa­che, in­so­weit das Gerücht von ent­fern­ten, sie we­nig an­ge­hen­den Din­gen ihre Auf­merk­sam­keit in An­spruch nahm. Al­lein jetzt hat­ten sich auch Völ­ker, mit de­nen Eng­land in Streit zu lie­gen ge­wohnt war, hin­ein­ge­mischt, und das Geräusch der Waf­fen stör­te selbst die Ruhe die­ser ein­sam woh­nen­den und un­ge­bil­de­ten Land­leu­te. Die Haupt­spre­cher bei die­ser Ge­le­gen­heit wa­ren ein schot­ti­scher Vieh­trei­ber, und ein ir­län­di­scher Feld­ar­bei­ter, der den Weg über den Kanal und so wei­ter ins In­ne­re der In­sel, in­dem er dem Ta­ge­lohn nach­ging, ge­fun­den hat­te.

»Die Schwar­zen1 wür­den ein Spaß für Alt-Eng­land sein, ohne Ir­land zu rech­nen«, sag­te der letz­te­re, »wenn die Fran­zo­sen und Spa­nier sich nicht in die Sa­che ge­mengt hät­ten. Ich den­ke, wir sind ih­nen da­für nicht viel Dank schul­dig, wenn ein Mensch so nüch­tern sein muss, wie ein Pries­ter in der Mes­se, bloß aus Furcht, sich sonst un­ter die Sol­da­ten ge­nom­men zu se­hen, ehe er dar­an nur ge­dacht hat.«

»Bah, bah! Ihr wisst viel, wie ge­wor­ben wer­den muss, ihr in Ir­land, wenn ihr nicht eine Trom­mel auf eine Ton­ne mit Whis­key stellt«, be­merk­te der an­de­re und wink­te den üb­ri­gen Land­leu­ten. »Ja, da hier im Nor­den dür­fen wir nur pfei­fen, und dann fol­gen sie dem Du­del­sack so wil­lig, als wenn es am Sonn­tag in die Kir­che geht. Ich habe die Lis­te von ei­nem ganz hoch­schot­ti­schen Re­gi­men­te auf ei­nem Pa­pier­chen ge­se­hen, das ei­nes Mäd­chens Hand be­de­cken konn­te. Es wa­ren bloß Ca­me­rons und M’Do­nalds und doch pa­ra­dier­ten 600 Mann. – – Aber was gibts denn da? Der Bur­sche scheint mir für einen See­mann zu viel Ap­pe­tit zum fes­ten Lan­de zu ha­ben und wenn der Grund so ist, wie die Ober­flä­che der See, kann er leicht Schiff­bruch lei­den.«

Die un­er­war­te­te Wen­dung in der Rede zog al­ler Au­gen auf den Ge­gen­stand, den ih­nen der Stab des Spre­chen­den be­merk­lich mach­te. Zum großen Er­stau­nen al­ler An­we­sen­den um­se­gel­te ein klei­nes Fahr­zeug die Land­spit­ze, wel­che eine der bei­den Sei­ten der klei­nen Bai bil­de­ten, auf de­ren an­de­ren das Feld der Land­leu­te lag. In dem Äu­ßern des un­ge­wöhn­li­chen Zu­spru­ches war et­was ganz Be­son­de­res, und dies trug zu dem Stau­nen, das sei­ne Er­schei­nung in die­ser fer­nen Ge­gend er­reg­te, nicht we­nig bei. Nur die kleins­ten Fahr­zeu­ge, aber auch die­se sel­ten, und in lan­gen Zwi­schen­räu­men ein ver­zwei­feln­der Schmugg­ler, wa­ren da­für be­kannt, dass sie sich un­ter den Sand­bän­ken und ver­bor­ge­nen Klip­pen, die an die­ser Küs­te in so großer Men­ge lie­gen, so nahe ans Land wag­ten. Die küh­nen See­leu­te, wel­che jetzt die­se ge­fähr­li­che und, wie es schi­en, ohne al­len Kopf be­gon­ne­ne Fahrt wag­ten, wa­ren auf ei­nem klei­nen Schoo­ner, des­sen Bau­art mit den hoch­auf­stre­ben­den Mas­ten in gar kei­nem Ver­hält­nis­se stand. Die letz­tern tru­gen eine leich­te­re auf­ge­setz­te Spit­ze, die am äu­ßers­ten Ende so dünn aus­ging, dass sie nicht stär­ker er­schi­en, als der trä­ge Wim­pel, der sich bei dem schwa­chen Win­de um­sonst zu ent­wi­ckeln such­te.

Der kur­ze Tag in je­ner nörd­li­chen Brei­te ging be­reits zu Ende, die Son­ne warf schon ihre schei­den­den Strah­len schief über das Ge­wäs­ser und ver­sil­ber­te hier und da die düs­tern Wo­gen mit ih­rem blas­sen Lich­te. Dem Schei­ne nach war der stür­mi­sche Wind des deut­schen Ozeans ein­ge­schlä­fert. Zwar roll­ten die Wo­gen an der Küs­te un­auf­hör­lich, und mach­ten den An­blick, die düs­te­re Stun­de noch grau­sen­der. Al­lein ein sanf­ter vom Land her we­hen­der Wind zer­schnitt doch die Flu­ten. Nur in dem dump­fen, hoh­len Mur­meln, dem ei­nes Vul­kans am Abend, ehe er aus­bricht, ähn­lich, war trotz des letz­tern güns­ti­gen Um­stan­des, et­was, das die Un­ru­he, die Furcht stei­ger­te, mit wel­cher die Land­leu­te die­se un­ge­wöhn­li­che Stö­rung der Ruhe in ih­rer klei­nen Bai wahr­nah­men. Das große Se­gel war auf dem Fahr­zeu­ge al­lein in Tä­tig­keit, ein leich­tes Fock­se­gel ab­ge­rech­net, das weit über den Vor­der­bord hin­aus leicht und luf­tig flat­ter­te und den Zuschau­ern ganz wie ein Zau­ber­bild vor­kam. Sie wen­de­ten den ver­wun­dern­den Blick in stil­lem Stau­nen auf ein­an­der selbst. End­lich mein­te der Vieh­trei­ber ganz ernst­lich:

»Der das Steu­er­ru­der hat, muss ein ke­cker Bur­sche sein. Und wenn sein Schiff im Kiel mit Holz aus­ge­füt­tert ist, wie die Bri­gan­ti­nen, die zwi­schen Lon­don und dem Frith bei Leith hin- und her­fah­ren, er ist doch in grö­ßern Ge­fah­ren, als ein klu­ger Mann es wün­schen möch­te. Jetzt ist er bei dem Fel­sen, der sich in die Höhe hebt, wenn die Flut ver­lau­fen ist. Er ist glück­lich her­um. Aber lan­ge kann kein Mensch an ei­ner sol­chen Küs­te steu­ern, ohne bald Was­ser über dem Land zu­sam­men­zu­tref­fen.«

Der klei­ne Schoo­ner aber steu­er­te im­mer zwi­schen Klip­pen und Sand­bän­ken da­hin und mach­te so leich­te Wen­dun­gen, dass man wohl sah, er sei un­ter der Lei­tung ei­nes Man­nes, der sei­ne Lage ken­ne. Nach­dem er end­lich so­weit in die Bai ge­fah­ren war, als die Klug­heit ge­stat­ten konn­te, wur­de das Se­gel ein­gerefft, ohne dass eine Hand da­bei tä­tig zu sein schi­en. Das Schiff fuhr ei­ni­ge Län­gen über die Wo­gen da­her, die der Ozean her­ein­strö­men ließ, schwank­te in der Flut noch hin und her und lag end­lich ru­hig an sei­nem An­ker.

Die Bau­ern mach­ten nun man­che küh­ne­re Be­mer­kun­gen über das, was der Be­such wol­le, wer er sei. Ei­ni­ge mein­ten, er wäre wohl mit Con­tre­ban­de be­la­den. An­de­re, es sei­en hier feind­li­che Ab­sich­ten und Krieg da­hin­ter. Es kam so­gar von fer­ne der Zwei­fel zur Spra­che, ob hier ein wirk­li­ches Schiff zu se­hen sei; denn, mein­te ei­ner und der an­de­re, kein von Men­schen be­mann­tes Fahr­zeug wür­de es wa­gen, an ei­ner so ge­fähr­li­chen Küs­te zu ei­ner Zeit zu steu­ern, wo der un­er­fah­rens­te Land­mann den be­vor­ste­hen­den Sturm vor­aus­sa­gen kön­ne. Der Schot­te hat­te bei al­ler Tä­tig­keit, die sei­nen Lands­leu­ten ei­gen ist, doch auch kei­nen klei­nen Teil von ih­rem Aber­glau­ben. Er neig­te sich da­her gar sehr zu der letz­tern Mei­nung hin und fing eben an, sei­ne Ge­dan­ken mit Be­dacht­sam­keit und Um­sicht aus­zu­spre­chen, als der Ir­län­der, der mit sei­ner An­sicht nicht völ­lig in Rich­tig­keit war, ihn un­ter­brach.

»Mei­ner Treu!« rief er. »Ein großes und ein klei­nes! Wenn das See­geis­ter sind, so lie­ben sie Ge­sell­schaft wie an­de­re Chris­ten­menschen!«

»Zwei?« wie­der­hol­te der an­de­re. »Zwei? Das be­deu­tet für einen von uns ein Un­glück. Zwei Schif­fe, die nie­mand führt, an ei­ner so ge­fähr­li­chen Stel­le, und wo kei­nes Men­schen Auge hin­reicht, die Ge­fahr alle zu zei­gen, droht dem, der hin­guckt, Ge­fahr. Ei! ein Jähr­ling ist das nicht, der da an­kommt. Seht; seht! das ist ein schö­nes Schiff; ein großes!«

Er hielt inne, nahm sein Bün­del vom Bo­den auf, warf noch einen for­schen­den Blick auf die Ge­gen­stän­de sei­nes Ver­dachts, sah dann be­däch­tig sei­ne Um­ge­bun­gen an und nahm dann lang­sam den Weg tiefer ins Land, in­dem er mein­te: »Ich wun­de­re mich gar nicht, wenn das große Schiff einen Be­fehl vom Kö­nig Ge­org am Bord hat. Nun, ich gehe nach der Stadt. Mir ah­net et­was. Die zwei Schif­fe sind mir ver­däch­tig. Das klei­ne nimmt einen Men­schen weg, mir nichts, dir nichts, und das große ver­schluckt uns alle und noch zwei­mal so­viel, wie wir hier sind.«

Die­ser heil­sa­me Rat mach­te eine all­ge­mei­ne Be­we­gung rege, denn eine tüch­ti­ge Ma­tro­sen­pres­se war be­reits ein Gerücht des Ta­ges ge­wor­den. Die Män­ner raff­ten ihr Ar­beits­ge­rä­te zu­sam­men und gin­gen heim. Zwar war­fen man­che einen neu­gie­ri­gen Blick auf die Be­we­gun­gen der Schif­fe von den fer­nen Hü­geln, aber we­ni­ge von ih­nen wag­ten es, sich den Klip­pen zu nä­hern, die die Bai selbst um­gür­te­ten. Hat­ten sie doch nichts un­mit­tel­bar mit den ge­heim­nis­vol­len Fremd­lin­gen zu tun.

Das Schiff, das alle die­se Un­ru­he er­reg­te, war ein großes Ge­bäu­de. Sei­ne ho­hen Mas­ten, sei­ne vier­e­cki­gen Raaen, lie­ßen es in der Abend­däm­merung über das Meer wie einen aus der Tie­fe em­por­stei­gen­den Berg an­schau­en. Es führ­te nur we­nig Se­gel und ob es schon sorg­fäl­tig ver­mied, sich mehr dem Lan­de zu nä­hern, das der Schoo­ner be­reits er­reicht hat­te, so war doch die Über­ein­stim­mung al­ler Be­we­gun­gen von bei­den groß ge­nug, auf die Ver­mu­tung zu kom­men, bei­de sei­en mit ei­nem Zwe­cke be­schäf­tigt. Die Fre­gat­te, – denn zu die­ser Ord­nung ge­hör­te das Schiff, – lief bis an den Ein­gang der Bai ma­je­stä­tisch hin und ma­nö­vrier­te nicht mehr als nö­tig war, um dem Ge­fähr­ten ge­gen­über die Se­gel­stan­gen ge­ra­de zu stel­len und ru­hig zu hal­ten. In­des­sen der Wind, der bis jetzt ihre Se­gel ge­schwellt hat­te, ließ nach. Die Land­luft hör­te eben­falls auf. Die Wo­gen, vom deut­schen Mee­re her­an­wäl­zend, fan­den kei­nen Wi­der­stand mehr, und so trie­ben sie die Fre­gat­te mit der Strö­mung ver­ei­nigt nach ei­ner der Spit­zen von der Bai, wo die schwar­zen Häup­ter der Fel­sen aus dem Mee­re her­auf­tauch­ten. Die Mann­schaft warf hier sei­nen An­ker und reff­te alle Se­gel ein. Wäh­rend das Schiff am Tau schwank­te, ward eine große Flag­ge auf­ge­hisst und ein schar­fes Lüft­chen ent­fal­te­te bald das wei­ße Feld und rote Kreuz, das Eng­lands Wap­pen schmückt, in dem Maa­ße, dass selbst der be­däch­ti­ge Vieh­trei­ber in der Freie ste­hen ge­blie­ben war, hin­zu­schau­en. Als in­des­sen ein Boot aus dem einen und dem an­de­ren Schif­fe her­ab­ge­las­sen war, so be­schleu­nig­te er sei­ne Schrit­te und mach­te sei­nen sich wun­dern­den Ge­fähr­ten be­merk­lich: »Die Schif­fe wä­ren ei­nes wie das an­de­re; aber weit da­von zu sein, blie­be am bes­ten!«

Eine star­ke Mann­schaft stieg in die Scha­lup­pe, die von der Fre­gat­te her­ab­ge­las­sen war. Sie nahm einen Of­fi­zier und einen jun­gen, un­ter sei­nem Be­fehl ste­hen­den Mann ein und ging dann mit ab­ge­mes­se­nem Ru­der­schlag ge­ra­de in das In­ne­re der Bai. Als sie nicht fern vom Schoo­ner war, stieß eine klei­ne Bar­ke, von vier kräf­ti­gen Män­nern ge­führt, auch von die­sem ab, über die Flu­ten mehr hintan­zend, als sie durch­schnei­dend, und mit wun­der­vol­ler Schnel­lig­keit auf sie zu­ei­lend. Kaum wa­ren die Fahr­zeu­ge ein­an­der nahe, als die Mann­schaft, den von den Of­fi­zie­ren ge­ge­be­nen Si­gna­len zu­fol­ge, das Ru­dern ein­stell­te und bei­de ei­ni­ge Au­gen­bli­cke an­hiel­ten. Wäh­rend des­sen fand fol­gen­des Ge­spräch statt.

»Ist denn der alte Mann när­risch?« rief der jun­ge Of­fi­zier in der Bar­ke, als sei­ne Leu­te mit Ru­dern inne ge­hal­ten hat­ten. »Denkt er denn, der Kiel des Ari­els ist von Ei­sen und ein Fel­sen kann ihm kei­nen Leck bei­brin­gen? Oder glaubt er, wir sind Al­li­ga­tors, die nicht er­sau­fen kön­nen?«

Ein be­däch­ti­ges Lä­cheln spiel­te einen Au­gen­blick in den Zü­gen des jun­gen Man­nes, der hin­ten in der Scha­lup­pe mehr lag, als saß. Dann be­merk­te er:

»Er kennt eure Klug­heit viel zu gut, Ka­pi­tän Barn­sta­ble, als dass er fürch­ten soll­te, euer Schiff könn­te un­ter­ge­hen oder eure Mann­schaft er­sau­fen. Wie viel Fa­den habt ihr?«

»Ich mag gar nicht son­die­ren«, er­wi­der­te Barn­sta­ble. »Wenn ich die Klip­pen so wie die Meer­schwei­ne her­aus­g­cu­ken sehe, fürch­te ich mich die Hand ans Senk­blei zu le­gen.«

»Nun ihr seid doch noch flott!« rief der an­de­re mit ei­ner Hef­tig­keit, die eine in­ne­re Un­ru­he ver­riet.

»Flott?« wie­der­hol­te sein Freund. »Ja, der Ari­el wür­de in der Luft flott sein.«

Wäh­rend er so sprach, sprang er auf, nahm die le­der­ne Schiffs­müt­ze ab und strich das schwar­ze lo­cki­ge Haar aus dem von der Son­ne ge­bräun­ten Ge­sich­te zu­rück, wäh­rend er nach sei­nem klei­nen Schiff mit dem Wohl­ge­fal­len ei­nes See­man­nes schau­te, der auf die Ei­gen­schaf­ten des­sel­ben stolz ist.

»’s ist aber doch ein bö­ses Stück Ar­beit, Grif­fith, auf ei­nem sol­chen Orte und in so ei­ner Nacht und mit ei­nem An­ker lie­gen zu blei­ben. Nun, wie lau­ten denn die Be­feh­le?«

»Ich soll so weit vor­drin­gen, als ich kann, und dann an­le­gen; ihr sollt Mer­ry an Bord neh­men und das Ufer zu ge­win­nen su­chen.«

»Ufer?« er­wi­der­te Barn­sta­ble. »Nennt ihr einen senk­rech­ten Fel­sen von hun­dert Fuß Höhe ein Ufer?«

»Wir wol­len nicht über Aus­drücke strei­ten!« ver­setz­te Grif­fith lä­chelnd. »Aber ihr müsst schon so ma­nö­vrie­ren, dass ihr das Land ge­winnt. Wir ha­ben das Si­gnal vom Lan­de und wis­sen, der schon so lan­ge er­war­te­te Loot­se ist da, an Bord bei uns zu ge­hen.«

Barn­sta­ble schüt­tel­te den Kopf mit be­denk­li­cher Mie­ne.

»Das ist eine wun­der­li­che Fahrt«, brumm­te er für sich; »erst lau­fen wir in eine un­be­kann­te Bai ein, die vol­ler Klip­pen, Sand­bän­ke und Un­tie­fen ist, und dann be­kom­men wir un­sern Loot­sen. – Ja, aber wie soll ich ihn denn er­ken­nen?«

»Mer­ry wird euch die Pa­ro­le ge­ben und sa­gen, wie ihr ihn zu su­chen habt. Ich wür­de selbst ans Land ge­hen, aber mei­ne Wei­sung ver­bie­tet dies. Trefft ihr auf Schwie­rig­kei­ten, so lasst nur drei Ru­der in die Höhe he­ben, und ich kom­me euch zu Hil­fe. Drei Ru­der in die Höhe ge­hal­ten und ein Pis­to­len­schuss brin­gen mei­ne Ge­weh­re zum Schuss, und so wie die Scha­lup­pe das Si­gnal wie­der­holt, gibt die Fre­gat­te Feu­er.«

»Gro­ßen Dank!« rief Barn­sta­ble sorg­los, »großen Dank! Ich den­ke, auf der Küs­te will ich mei­ne Fein­de, die etwa hier zu tref­fen wä­ren, ganz al­lein be­kämp­fen. Der alte Mann ist aber wahr­lich när­risch. Ich wür­de« –

»Ihr wür­det sei­nem Be­fehl ge­hor­chen, wenn er hier wäre, und wer­det jetzt so gut sein, dem mei­ni­gen zu ge­hor­chen!« war Grif­fiths Ge­gen­re­de, in ei­nem Ton, dem der freund­li­che Blick des Au­ges wi­der­sprach. – »Macht fort und sucht einen klei­nen Mann in dun­kel­grü­ner Ja­cke auf. Mer­ry wird euch die Pa­ro­le ge­ben. Ant­wor­tet er dar­auf, so bringt ihr ihn an Bord.«

Die bei­den jun­gen Män­ner grüß­ten ein­an­der, freund­lich mit dem Kop­fe ni­ckend, und der jun­ge Mann, Na­mens Mer­ry, eil­te aus der Scha­lup­pe in die an­de­re Bar­ke. Barn­sta­ble nahm sei­nen Platz wie­der ein und wink­te mit der Hand. Die Ma­tro­sen leg­ten aufs Neue Hand an ihre Ru­der. Das leich­te Fahr­zeug ent­fern­te sich ge­schwind von sei­nem Ge­fähr­ten und eil­te dem fel­si­gen Ge­sta­de zu. Es fuhr erst eine Stre­cke längs dem­sel­ben hin, um einen be­que­men Lan­dungs­platz zu su­chen, und end­lich bot sich, als es die Flu­ten durch­schnit­ten hat­te, ein Punkt dar, wo be­quem aus­ge­stie­gen wer­den konn­te.

Die Scha­lup­pe folg­te wäh­rend des­sen in ei­ni­ger Ent­fer­nung lang­sa­mer und vor­sich­tig, und als sie sah, die Bar­ke habe an der Sei­te des Fel­sens an­ge­legt, warf sie einen An­ker aus, wäh­rend die Mann­schaft zum Ge­wehr griff, beim ers­ten Zei­chen feu­ern zu kön­nen. Je­der­mann schi­en stren­gen Be­feh­len zu ge­hor­chen, die schon vor­her ge­ge­ben sein muss­ten, denn der jun­ge Mann, den un­se­re Le­ser be­reits un­ter dem Na­men Grif­fith ken­nen ge­lernt ha­ben, sprach nur we­nig und dann bloß in kräf­ti­gen Aus­drücken, wie man sie von Leu­ten hört, die wohl wis­sen, dass man ih­nen ge­hor­chen muss. Als die Scha­lup­pe vor An­ker lag, warf er sich auf sei­ne ge­pols­ter­te Bank und zog nach­läs­sig den Hut über das Auge. Dann schi­en er ei­ni­ge Mi­nu­ten in Ge­dan­ken ver­tieft, die sei­ner ge­gen­wär­ti­gen Lage ganz fremd zu sein schie­nen. Manch­mal stand er auch auf und warf einen Blick auf die Küs­ten, als wol­le er sei­ne Ka­me­ra­den aus­spä­hen. Dann blick­te er wie­der aus­drucks­voll nach dem Ozean, und sein zer­streu­tes gleich­gül­ti­ges We­sen mach­te dann dem be­sorg­ten, ver­stän­di­gen Blick ei­nes See­man­nes Platz, des­sen Er­fah­rung den Jah­ren vor­aus­ge­eilt ist. Sei­ne an Be­schwer­den ge­wöhn­ten kräf­ti­gen Leu­te sa­ßen, als sie sich in Ver­tei­di­gungs­zu­stand ge­setzt hat­ten, in tie­fem Still­schwei­gen, die eine Hand in die Ja­cken ge­steckt, das Auge im­mer ernst­lich auf alle Wol­ken ge­rich­tet, die in der dro­hen­den At­mo­sphä­re zer­streut wa­ren. So oft sich die Scha­lup­pe hö­her als ge­wöhn­lich hob, wenn eine Woge vom Ozean in die Bai mit stei­gen­der Schnel­lig­keit und Grö­ße ein­drang, war­fen sie sich gar be­denk­li­che Bli­cke zu.


  1. Spott­na­me für die Ame­ri­ka­ner  <<<

II.


Ein Reu­ter­wamms muss dei­ne Schön­heit ber­gen.
Tritt küh­ner auf, ver­birg des Mäd­chens Schein,
Bei Män­nern wirst du dann ein ke­cker Mann auch sein.

Pri­or.

Als die Bar­ke die oben be­schrie­be­ne Stel­lung ein­ge­nom­men, sprang der jun­ge Lieut­nant, den man, weil er einen Schoo­ner kom­man­dier­te, ge­wöhn­lich Ka­pi­tän nann­te, auf das Ufer und ihm folg­te der jun­ge Ka­det, der, wie wir im vo­ri­gen Ka­pi­tel sa­hen, die Scha­lup­pe ver­ließ, um an der ge­fähr­li­chen Fahrt An­teil zu neh­men.

»Hier gibts, wenns hoch kommt, eine Art Ja­cobs­lei­ter zu er­stei­gen«, be­merk­te Barn­sta­ble und warf einen Blick in die Höhe auf die zu er­klim­men­de Fel­sen­mas­se: »Und wenn wir oben sind, wis­sen wir noch gar nicht, dass wir gut auf­ge­nom­men wer­den.«

»Wir sind ja un­ter den Ka­no­nen der Fre­gat­te!« er­wi­der­te der Ka­det. »Erin­nert euch dar­an, Sir, drei Ru­der und ein Pis­to­len­schuss, den die Scha­lup­pe wie­der­holt, lässt sie Feu­er ge­ben.«

»Ja, auf eu­ren Kopf. Bur­sche, traue ja nicht so ei­nem fer­nen Schus­se. Er macht viel Qualm und ein bi­schen Lärm, aber es ist ein ent­setz­lich un­ge­wis­ses We­sen, wenn solch alt Ei­sen um­her­ge­wor­fen wird. Bei so ei­ner Ge­schich­te, wie die­se ist, traue ich Tom Coffin und sei­ner Har­pu­ne, wenn ich sie im Hin­ter­hal­te weiß, mehr, als der bes­ten Lage von al­len drei De­cken ei­nes Schif­fes mit neun­zig Ka­no­nen. – Frisch! nimm die Kno­chen zu­sam­men, sieh, ob du auf dem fes­ten Lan­de fort­kom­men kannst, Mas­ter Coffin.«

Der Boots­mann, der auf sol­che eben nicht tröst­li­che Art an­ge­re­det wur­de, stand lang­sam von dem Plat­ze auf, wo er als Bei­schiffs­füh­rer der Bar­ke ge­ses­sen hat­te, und schi­en in eben dem Maa­ße hö­her zu wer­den, als er sei­nen mehr­fach zu­sam­men­ge­beug­ten Kör­per aus­ein­an­der­streck­te. Wie er da stand, hielt er reich­li­che sechs Fuß und eben so­viel Zoll, und doch war er, selbst wenn er mög­lichst senk­recht stand, im­mer mit Kopf und Schul­tern vor­wärts ge­neigt, – eine Fol­ge sei­nes ge­wöhn­li­chen Auf­ent­hal­tes in nied­ri­gen Woh­nun­gen. Sei­nem Äu­ßern fehl­te die run­de Li­nie ei­nes wohl­ge­bil­de­ten Man­nes. Aber die un­ge­heu­ern Hän­de lie­ßen so­viel Kno­chen und Seh­nen se­hen, dass sie wohl einen Vor­schmack von sei­ner Rie­sen­kraft ga­ben. Ein klei­ner brau­ner Hut mit krum­mer Spit­ze, gab sei­nen rau­en Zü­gen noch mehr Aus­druck und un­ter­stütz­te dar­in den schwar­zen Ba­cken­bart, den be­reits das Al­ter ein we­nig grau zu fär­ben be­gann. Eine sei­ner Hän­de griff me­cha­nisch gleich­sam nach dem Schaft ei­ner Har­pu­ne, de­ren Spit­ze fest auf den Fel­sen ein­ge­setzt wur­de, und so ver­ließ er, dem Be­feh­le sei­nes Füh­rers zu­fol­ge, das Plätz­chen, das er, ob es schon, in Be­treff sei­nes ge­ra­den Um­fan­ges, einen un­ge­mein klei­nen Raum ge­währ­te, bis jetzt ein­ge­nom­men hat­te.

Als Ka­pi­tän Barn­sta­ble sei­ne Kräf­te so ge­stei­gert sah, gab er erst der Mann­schaft in der Bar­ke noch ei­ni­ge vor­läu­fi­ge Wei­sun­gen und be­gann den schwie­ri­gen Ver­such, auf den Fel­sen zu klet­tern. Trotz sei­ner Kühn­heit und Ge­len­kig­keit wür­de er da­bei ge­schei­tert sein. Al­lein von Zeit zu Zeit stand ihm der Bei­schiffs­füh­rer bei, dem sei­ne un­ge­heu­re Stär­ke, sei­ne un­ge­mein lan­gen Glie­der An­stren­gun­gen er­laub­ten, die die meis­ten ver­geb­lich ma­chen wür­den. Als nun noch ei­ni­ge Schrit­te zu er­klim­men wa­ren, mach­ten sie auf ei­nem Vor­sprun­ge Halt, teils um Rat zu zu hal­ten. Bei­des schi­en für das, was fer­ner ge­sche­hen soll­te, gleich sehr nö­tig.

»Das ist ein bö­ser Platz zum Rück­zu­ge, wenn wir auf Fein­de sto­ßen!« sag­te Barn­sta­ble. »Wo sol­len wir denn aber den Loot­sen fin­den, Mer­ry, und wie ihn ken­nen? Seid ihr denn auch ge­wiss, dass er uns nicht hin­ter­ge­hen wird?«

»Die Fra­ge, die ihr ihm vor­zu­le­gen habt, steht auf dem Pa­pier da«, ver­setz­te der Ka­det und reich­te Barn­sta­ble die Pa­ro­le hin. »Wir be­ka­men von der Fel­sen­spit­ze je­nes Hor­nes von der Bai das Si­gnal, und da er un­se­re Bar­ke ge­se­hen ha­ben muss, so wird er wohl hier­her kom­men. Trau­en müs­sen wir ihm, denn er hat das Ver­trau­en des Ka­pi­täns Mun­son, der nicht auf­ge­hört hat, nach dem Si­gnal zu schau­en, so bald wir Land sa­hen.«

»Ei«, brumm­te der Lieut­nant, »ich kann nun lan­ge nach ihm schau­en, jetzt da wir am Lan­de sind. Ich fah­re nicht gern so dicht an der Küs­te und habe zu ei­nem Ver­rä­ter kein Ver­trau­en. Was meinst du, Mas­ter Coffin?«

Der raue, alte See­mann dreh­te sich, so an­ge­re­det, ge­gen sei­nen Be­fehls­ha­ber.

»Gebt mir nur Fahr­was­ser und gut Ta­kel­werk«, sag­te er mit ge­zie­men­dem Erns­te, »und wir brau­chen kei­nen Loot­sen. Ich für mei­nen Teil bin am Bord ei­ner Schebe­cke zur Welt ge­kom­men und habe nie ein­se­hen ler­nen, wozu man mehr Land braucht, als etwa eine klei­ne In­sel ist, um ein Paar Ret­ti­ge mit­zu­neh­men oder einen Fisch zu trock­nen. Ich darf nur Land se­hen, so wird mir schon übel, wenn nicht ein fri­scher Wind von da­her weht.«

»Bist ein ge­schei­ter Bur­sche, Tom!« rief Barn­sta­ble, halb ernst, halb lus­tig. »Aber wir müs­sen ma­chen. Die Son­ne will schon da hin­ter den Wol­ken am Ho­ri­zon­te ver­sin­ken, und Gott be­wah­re uns da­vor, auf ei­nem sol­chen Plat­ze in der Nacht vor An­ker lie­gen zu müs­sen.«

Er leg­te die Hand auf den Vor­sprung und schwang sich hö­her. Zwei- oder drei­mal den ver­zwei­fel­ten Satz wie­der­hoh­lend, stand er end­lich auf der Klip­pe. Der Boots­mann schob be­dacht­sam den Ka­de­ten sei­nem Lieut­nant nach, und vor­sich­ti­ger, ohne so große An­stren­gung, war er bald selbst an der Sei­te des Letz­tern.

Als sie auf der Flä­che stan­den, die ober­halb der Klip­pen lag, und nun so mit neu­gie­rig for­schen­dem Blick die Um­ge­bung über­schau­ten, sa­hen un­se­re Aben­teu­rer ein an­ge­bau­tes Land, das in ge­wöhn­li­cher­wei­se durch Mau­ern und He­cken ge­trennt war. In­des­sen stand im Um­krei­se von ei­ner Mei­le nur eine ein­zel­ne Woh­nung und auch die­se war halb ver­fal­len. Die meis­ten Ge­bäu­de la­gen den See­ne­beln und Düns­ten so weit ent­fernt, als mög­lich.

»Hier ist nichts zu fürch­ten, aber auch nicht zu fin­den, was wir su­chen;« be­merk­te Barn­sta­ble, als er das Gan­ze in Au­gen­schein ge­nom­men hat­te. »Ich fürch­te, wir sind um­sonst aus­ge­stie­gen, Mer­ry. – Was sagst du, lan­ger Tom? Siehst du, was wir nö­tig ha­ben?«

»Ei­nen Loot­sen nicht«, war des Boots­man­nes Ant­wort, »aber das wär’ ein schlech­ter Wind, der kei­nem zu­sag­te; da ist ein Maul voll fri­sches Fleisch hin­ter der He­cke dort, das wohl eine dop­pel­te Por­ti­on für alle Leu­te auf dem Ari­el her­gä­be.«

Der Ka­det lach­te, als er Barn­sta­ble den Ge­gen­stand von der Sorg­sam­keit des Bei­schiffs­füh­rers zeig­te. Es war ein fet­ter Och­se, der ru­hig hin­ter ei­ner He­cke, ohn­fern von ih­nen, wie­der­käu­te.

»Wir ha­ben man­chen hung­ri­gen Pa­tron am Bord, der Toms Mo­ti­on gern un­ter­stüt­zen wür­de«, be­merk­te Mer­ry la­chend, »wenn nur Zeit und Um­stän­de uns er­laub­ten, das Tier zu tö­ten.«

»Dazu ge­hört ein Au­gen­blick«, ver­setz­te Tom, ohne eine Mus­kel sei­nes Ge­sichts zu ver­zie­hen, in­dem er mit dem Har­pu­nen­schaf­te derb auf die Erde stieß, und dann eine Be­we­gung mach­te, als wer­fe er die Waf­fe. »Lasst den Ka­pi­tän Barn­sta­ble ein Wort sa­gen, und ich trei­be ihm das Ei­sen, mir nichts dir nichts, durch den Leib. Das ist schon in man­chen Wall­fisch ge­gan­gen, der nicht so eine Fett­ja­cke an­hat­te, wie die­ser Bur­sche.«

»Still! Hier bist du nicht auf der Wall­fisch­jagd, wo al­les, was auf­stößt, gute Pri­se ist;« rief Barn­sta­ble, sah aber nach ei­nem an­de­ren Orte hin, als fürch­te er sich selbst vor der Ver­su­chung. – »Seid ru­hig! Ich sehe je­man­den hin­ter der He­cke kom­men. Macht euch fer­tig, Mer­ry; das Ers­te, was wir hö­ren, ist viel­leicht ein Schuss.«

»Von dem Kreu­zer nicht!« be­merk­te der an­de­re. »Der ist ja noch jün­ger als ich, und wür­de nicht ge­gen eine so furcht­ba­re Macht an­rücken, wie wir auf­stel­len.«

»Habt recht, Ka­det!« stimm­te Barn­sta­ble bei, und zog die Hand zu­rück, die er ans Pis­tol ge­legt hat­te. »Er nä­hert sich be­däch­tig, als fürch­te er sich. Groß ist er nicht. Sein Rock ist braun. Eine Ja­cke ist das kaum zu nen­nen. Soll­te das un­ser Pa­tron sein? Bleibt bei­de hier. Ich will ihn an­re­den.«

Barn­sta­ble ging rasch nach der He­cke hin, die den Frem­den zum Teil ver­barg. Der letz­te­re blieb plötz­lich ste­hen, und schi­en in Zwei­fel, ob er wei­ter ge­hen soll­te oder nicht. Be­vor er sich zu dem einen ent­schlos­sen hat­te, stand der See­mann nur we­nig Fuß vor ihm.

»Mit Ver­gunst«, sag­te der letz­te­re, »was für Was­ser ha­ben wir in die­ser Bai?«

Eine un­ge­wöhn­li­che Be­we­gung er­griff den Frem­den bei die­ser Fra­ge. Er dreh­te sich un­will­kühr­lich seit­wärts, als wol­le er sein Ge­sicht ver­ber­gen, be­vor er mit kaum hör­ba­rer Stim­me ant­wor­te­te:

»Ich soll­te mei­nen, das wäre Was­ser aus dem deut­schen Mee­re.«

»Wirk­lich? Du musst nicht we­nig Zeit ge­braucht ha­ben, um in der Geo­gra­fie so­weit zu kom­men!« ver­setz­te der Lieut­nant. »Nun, viel­leicht bist du auch so klug und sagst mir, Pa­tron, wie lan­ge wir dich fest­hal­ten, wenn wir dich als Ge­fan­ge­nen mit­neh­men, um über dei­nen Witz zu la­chen.«

Der so an­ge­re­de­te Jüng­ling gab auf die­se be­un­ru­hi­gen­de Be­mer­kung kei­ne Ant­wort. Er dreh­te sich nur im­mer um und ver­hüll­te das Ge­sicht mit bei­den Hän­den. Der See­mann glaub­te, bei sei­nem Zu­hö­rer einen heil­sa­men Ein­druck rege ge­macht zu ha­ben, und woll­te mit neu­en Fra­gen be­gin­nen. Die wun­der­li­che Un­ru­he bei dem jun­gen Man­ne be­stimm­te ihn aber doch, noch ei­ni­ge Au­gen­bli­cke län­ger zu schwei­gen, als er zu sei­nem großen Er­stau­nen ent­deck­te, dass das, was er für Un­ru­he ge­nom­men hat­te, nur Fol­ge des Be­stre­bens war, ein recht lau­tes La­chen zu un­ter­drücken.

»Nun, bei al­len Wall­fi­schen im Mee­re!« rief Barn­sta­ble, »jetzt ist nicht die Zeit zum La­chen. Es ist schlimm, in so ei­ner Bucht, wie die­se, an­kern zu müs­sen, wenn der Sturm vor sicht­li­chen Au­gen im An­zu­ge ist, ohne lan­den zu dür­fen, um dann von ei­nem Na­se­weis aus­ge­lacht zu wer­den, der nicht Kraft ge­nug hat, einen Bart zu tra­gen, wenn er einen hät­te. Ei­gent­lich soll­te ich das of­fe­ne Meer su­chen, um Leib und See­le zu ret­ten. In­des­sen ich wer­de wohl mehr von Euch und eu­ern Spä­ßen er­fah­ren, wenn ich euch selbst ins Ge­bet neh­me und an Bord brin­ge, dass ihr mich mun­ter er­hal­tet, so­lan­ge ich hier kreu­ze.«

Mit die­sen Wor­ten nä­her­te sich ter Com­mend­ant des Schoo­ners dem Frem­den nicht ohne den Schein, ein we­nig derb Hand an ihn zu le­gen. Der letz­te­re sprang vor sei­nem aus­ge­streck­ten Arme zu­rück.

»Barn­sta­ble!« rief er, mit ei­nem Tone, in wel­chem der wirk­li­che Schreck die Freu­de zu ver­drän­gen schi­en, »gu­ter Barn­sta­ble, willst du mir was zu Lei­de tun?«

Der See­mann fuhr ei­ni­ge Schrit­te bei die­sem un­er­war­te­ten Zu­ru­fe zu­rück. Er rieb sich die Au­gen und zog die Müt­ze her­ab.

»Was hör’ ich, was seh’ ich?« rief er. »Hier liegt der Ari­el und dort ist die Fre­gat­te. Kann dies Ka­tha­ri­na Plow­den sein?«

Sei­ne Zwei­fel, wenn noch ei­ni­ge da wa­ren, schwan­den bald, denn der Frem­de setz­te sich an den Rand ei­nes Gra­bens in ei­ner Art, wo weib­li­che Ver­schämt­heit lieb­lich ge­gen die männ­li­che Klei­dung ab­stach, und ließ die Freu­de end­lich ohne Zwang in lau­tes La­chen über­ge­hen.

Von dem Au­gen­bli­cke an wa­ren, wie es schi­en, alle Ge­dan­ken an sei­nen Dienst, an den Loot­sen, selbst an den Ari­el, aus der Brust des See­manns ent­fernt. Er sprang zu dem Mäd­chen hin, und lach­te mit ihm um die Wet­te, ob er schon nicht wuss­te, warum es lach­te.

Als das lus­ti­ge Mäd­chen all­mäh­lich ein we­nig ru­hi­ger ge­wor­den war, wand­te sie sich an ih­ren Ge­fähr­ten, der ganz un­schul­dig ne­ben ihr saß und sie im­mer­hin la­chen ließ.

»Das ist aber nicht bloß ein­fäl­tig; es ist grau­sam ge­gen an­de­re;« sag­te sie. »Ich bin euch eine Er­klä­rung von mei­nem un­er­war­te­ten Er­schei­nen und viel­leicht auch von mei­nem un­ge­wöhn­li­chen An­zu­ge schul­dig.«

»Ich kann mir al­les im Voraus den­ken;« ver­setz­te Barn­sta­ble. »Du hör­test, wir wä­ren an der Küs­te und eil­test her­bei, dein mir in Ame­ri­ka ge­ge­be­nes Wort zu lö­sen. Ich fra­ge wei­ter gar nicht. Der Ka­pel­lan auf der Fre­gat­te –«

»Kann pre­di­gen wie ge­wöhn­lich, und mit eben so we­ni­gem Nut­zen«, un­ter­brach ihn die ver­klei­de­te Ka­tha­ri­ne, »al­lein sei­nen Ehe­se­gen soll er über mich nicht aus­spre­chen, bis ich den Zweck mei­nes ge­wag­ten Un­ter­neh­mens ge­ärnd­tet habe. Du bist ja sonst nicht so ei­gen­nüt­zig, Barn­sta­ble; willst du denn, dass ich das Wohl an­de­rer aus den Au­gen set­zen soll?«

»Von wem sprichst du denn?«

»Von mei­ner Base, mei­ner ar­men Base. Ich hör­te, dass zwei Schif­fe, die der Be­schrei­bung von Ari­el und der Fre­gat­te ent­spre­chen, längs der Küs­te se­gel­ten, und be­schloss gleich, mit dir zu­sam­men zu kom­men. Ich folg­te eu­ren Be­we­gun­gen wohl eine gan­ze Wo­che lang, im­mer so ge­klei­det, ohne aber eher als jetzt glück­lich zu sein. Heut sah ich euch der Küs­te nä­her kom­men, als ge­wöhn­lich, und glück­lich ist mein Wag­stück be­lohnt wor­den.«

»Ja, Gott weiß, nahe ge­nug dem Lan­de sind wir! Weiß denn aber Ka­pi­tän Mun­son, dass du be­reit bist, bei ihm an Bord zu ge­hen?«

»Ge­wiss nicht. Nie­mand weiß das, als du. Ich glaub­te, wenn du und Grif­fith un­se­re Lage ken­nen lern­test, so wür­dest du ver­sucht wer­den, uns aus un­se­rer Not zu be­frei­en. Da hast du ein Pa­pier. Ich habe eine Schil­de­rung ent­wor­fen, die alle eure rit­ter­li­che Tap­fer­keit rege ma­chen wird. Da­nach könnt ihr eure Ma­nö­vres ein­rich­ten.«

»Un­se­re Ma­nö­vres?« un­ter­brach sie Barn­sta­ble. »Ach du musst selbst der Loot­se sein!«

»Dann wä­ren zwei da!« sag­te eine Stim­me hin­ter ih­nen.

Das er­schro­cke­ne Mäd­chen schrie und sprang auf, in­dem sie sich doch, wie von Na­tur ge­trie­ben, fest an ih­ren Ge­lieb­ten schloss. Barn­sta­ble er­kann­te gleich die Stim­me sei­nes Bei­schiffs­füh­rers. Er warf einen zor­ni­gen Blick auf das nüch­ter­ne Ge­sicht, das über die He­cke her­vor­rag­te, und frag­te nach der Ur­sa­che die­ser Un­ter­bre­chung.

»Nun, Sir Mer­ry sah euch an der Küs­te hin­strei­chen, und da er fürch­te­te, ihr könn­tet auf den Strand lau­fen, hielt ers fürs Bes­te, euch ein Ret­tungs­boot zu sen­den. Ich sag­te ihm, ihr wür­det wohl bloß weg­zu­be­kom­men su­chen, was für Flag­ge das Schiff füh­re, wor­auf ihr Jagd mach­tet. Al­lein er war Of­fi­zier und ich konn­te also bloß Ord­re pa­rie­ren.«

»Geht, geht da­hin, wo ich sag­te, dass ihr blei­ben soll­tet, und Sir Mer­ry soll er­war­ten, was mir gut­dünkt!« er­wi­der­te Barn­sta­ble.

Der Bei­schiffs­füh­rer grüß­te sub­or­di­na­ti­ons­mä­ßig in ge­wöhn­li­cher See­manns­art. Be­vor er aber die He­cke ver­ließ, streck­te er doch einen sei­ner kräf­ti­gen Arme nach dem Mee­re aus.

»Ka­pi­tän Barn­sta­ble«, sag­te er in ei­nem Tone, des­sen Ernst sei­ner Mie­ne, sei­ner Be­denk­lich­keit ent­sprach, »ich habe euch den ers­ten Kno­ten knüp­fen und die Raa­b­än­der zu­sam­men­zie­hen ge­lehrt, denn ich glau­be nicht, dass ihr so ein Ding ver­stan­det, als ihr an Bord der Spal­ma­cit­ty kamt. So et­was kann der Mensch bald ler­nen. Aber das gan­ze Le­ben ge­hört dazu, das Wet­ter weg­zu­be­kom­men. Dort strei­chen Wind­gal­len übers Was­ser hin, die spre­chen so deut­lich zu al­len, wel­che sich auf Got­tes Wol­ken ver­ste­hen, als ihr es je mit eu­rem Sprach­rohr könnt, wenn die Se­gel ein­gerefft wer­den sol­len. Au­ßer­dem – hört ihr nicht die See brau­sen, als wüss­te sie, die Stun­de sei da, wo sie aus dem Schla­fe er­wa­chen soll?«

»Ja, Tom«, be­merk­te der Of­fi­zier, und ging nach dem Fel­sen­ran­de, in­dem er mit See­manns­au­ge den Ozean und den Him­mel mus­ter­te, »die Nacht wird wirk­lich fürch­ter­lich. Al­lein der Loot­se muss doch – und«

»Ist er das viel­leicht?« un­ter­brach ihn Tom. Er zeig­te auf einen Mann, der nicht weit von ih­nen stand, und, in­dem er auf­merk­sam auf ihr Be­neh­men Acht gab, wie­der sei­ner­seits vom jun­gen See­ka­de­ten be­ob­ach­tet wur­de. – »Nun, wenn er es ist, so gebe Gott, dass er sein Hand­werk ver­steht, denn der Kiel braucht gute Au­gen, falls er den Weg aus die­sem Grun­de fin­den soll.«

»Das muss der Mann sein!« rief Barn­sta­ble, auf ein­mal sei­ner Pf­licht wie­der­ein­ge­denk. Er sprach ei­ni­ge Wor­te mit sei­nem weib­li­chen Ge­fähr­ten, den er hin­ter der He­cke ließ und ging vor, den Frem­den an­zu­re­den. Als er nahe ge­nug war, um ver­stan­den zu wer­den, frag­te er ihn:

»Was für Was­ser ha­ben wir in die­ser Bai?«

Der Frem­de schi­en die­se Fra­ge er­war­tet zu ha­ben.

»Ge­nug«, ant­wor­te­te er, ohne An­stand, »um alle in Si­cher­heit her­aus­zu­brin­gen, die mit Ver­trau­en ein­ge­lau­fen sind.«

»Ihr seid der Mann, den ich su­che«, rief Barn­sta­ble. »Und ihr wollt mit­gehn?«

»Mit­gehn, von Her­zen gern!« war des Loot­sens Ge­gen­re­de. »Und zwar ist Eile nö­tig. Ich woll­te gleich die schöns­ten hun­dert Gui­ne­en ge­ben, die je ge­schla­gen wur­den, wenn ich die Son­ne, wel­che uns ver­lässt, zwei Stun­den län­ger ha­ben könn­te, und wär’ es auch nur eine Stun­de von ih­rem noch vor­han­de­nen Däm­mer­lich­te.«

»Denkt ihr denn, un­se­re Lage sei so schlecht?« frag­te der Lieut­nant. »Folgt, wenn das ist, dem jun­gen Mann ins Boot. Ich wer­de gleich bei euch sein; in­des ihr hin­ab­klimmt, hof­fe ich noch einen Mann mehr an­zu­wer­ben.«

»Die Zeit ist ed­ler, als die Men­ge von Hän­den!« ver­setz­te der Loot­se und schau­te un­ter den di­cken Brau­en un­ge­dul­dig her­vor. »Wer den Auf­schub ver­ur­sacht, mag auch die Fol­ge da­von tra­gen!«

»Und die­se werd’ ich bei al­len auf mich neh­men, wel­che ein recht ha­ben, nach mei­nem Be­neh­men zu fra­gen!« ent­geg­ne­te Barn­sta­ble mit Wür­de.

Mit je­ner War­nung und die­sem Ver­wei­se trenn­ten sie sich. Der jun­ge Of­fi­zier eil­te un­ge­dul­dig nach dem Orte, wo er sein Mäd­chen ge­las­sen hat­te, und mach­te sei­nem Ver­druss in halb­lau­ten Flü­chen Luft, wäh­rend der Loot­se me­cha­nisch den le­der­nen Gür­tel sei­ner Ja­cke um den Leib zu­sam­men­zog, und mit düs­tern Schwei­gen dem Boots­mann und See­ka­de­ten ins Boot folg­te.

Barn­sta­ble fand das ver­klei­de­te weib­li­che We­sen, das sich selbst als Ka­tha­ri­na Plow­den ver­ra­ten hat­te; aber in je­dem Zuge ih­res sin­ni­gen Ant­lit­zes mal­te sich die hef­tigs­te Un­ru­he. Er fühl­te ganz, wie sehr er in sei­ner Lage ver­ant­wort­lich sei, so kalt er auch dem Loot­sen geant­wor­tet hat­te. So nahm er has­tig Ka­tha­ri­nens Arm, ohne wei­ter an ihre Ver­klei­dung zu den­ken, und führ­te sie vor­wärts.

»Komm, Ka­tha­ri­ne«, sag­te er, »die Zeit drängt.«

»Was treibt euch denn so zur un­mit­tel­ba­ren Ab­fahrt?« frag­te sie, sich sanft von sei­nem Arme los­ma­chend.

»Hast du nicht die be­denk­li­che Wet­ter-Pro­phe­zei­ung mei­nes Boots­man­nes ge­hört. Ich muss sei­ner Mei­nung bei­stim­men. Eine stür­mi­sche Nacht be­droht uns, ob ich schon nicht böse bin, die Bai hier ge­kom­men zu sein, da ich dich hier ge­trof­fen habe.«

»Gott be­wah­re uns, dass ei­ner von uns Ur­sa­che fän­de, dies zu be­reu­en!« rief Ka­tha­ri­ne, in­dem die blas­se Furcht die Pur­pur­rö­te ver­jag­te, wel­che die fri­schen Wan­gen des Mäd­chens schmück­te. – »In­des­sen du hast das Pa­pier. Fol­ge sei­nen Wei­sun­gen und komm zu un­se­rer Ret­tung. Du wirst uns als wil­li­ge Ge­fan­ge­ne fin­den, wenn Grif­fith und du un­se­re Sie­ger sind.«

»Was meinst du, Ka­tha­ri­ne?« frag­te ihr Ge­lieb­ter. »Zum Min­des­ten sollst du jetzt in Si­cher­heit kom­men. Es wäre Tor­heit, das Schick­sal noch ein­mal zu ver­su­chen. Mein Schiff kann und soll dich schüt­zen, bis dei­ne Base ge­ret­tet ist, und dann er­in­ne­re dich, ich habe ein Recht auf dich, so lan­ge ich lebe.«

»Und was woll­test du denn in der Zwi­schen­zeit mit mir an­fan­gen?« sag­te das Mäd­chen, in­dem es sich vor sei­ner Has­tig­keit zu­rück­zog.

»Auf dem Ari­el sollst du Com­mend­ant sein – beim Him­mel! Ich will bloß dem Na­men nach kom­man­die­ren.«

»Schö­nen Dank, schö­nen Dank, Barn­sta­ble; ich habe nur ein we­nig Miss­trau­en in mei­ne Fä­hig­keit für sol­chen Pos­ten!« war Ka­tha­ri­nens Ant­wort, die sie mit La­chen gab, ob­schon die Far­be, die wie­der ihr ju­gend­li­ches Ant­litz über­zog, nur dem Strahl der Abend­son­ne glich. »Ver­steh mich nicht falsch, Hitz­kopf! Wenn ich mehr tat, als mein Ge­schlecht ge­stat­ten will, so er­in­ne­re dich, es ge­sch­ah aus ei­ner rei­nen Ab­sicht. Wag­te ich mehr, als ein Weib tun darf, so ge­sch­ah es –«

»Um dich über die Schwä­che dei­nes Ge­schlechts zu er­he­ben und dir so Ge­le­gen­heit zu ge­ben, mir dein ed­les Ver­trau­en zu be­wei­sen.«

»Um mich dar­auf vor­zu­be­rei­ten, und wür­dig zu sein, ei­nes Ta­ges dein Weib zu hei­ßen!« rief sie, fort­sprin­gend, und so ge­schwind hin­ter eine nahe He­cke ver­schwin­dend, dass sie sei­ne Ver­su­che, sie zu­rück­zu­hal­ten, ver­ei­tel­te. Ei­nen Au­gen­blick stand Barn­sta­ble vor Stau­nen ganz be­we­gungs­los. Dann eil­te er ihr nach. Al­lein er sah nur im Zwie­licht den Um­riss ih­rer schlan­ken Ge­stalt und aufs Neue ver­schwand sie in ei­nem et­was fer­nen di­cken Ge­sträu­che.

Noch woll­te er ihr nach­fol­gen, als ein Blitz plötz­lich durch die Luft leuch­te­te und ein Ka­no­nen­schuss längs den Klip­pen don­nernd hin­roll­te, von al­len Ber­gen im In­nern wie­der­hal­lend.

»Ja doch, al­ter Schwät­zer, ich ver­ste­he!« brumm­te der jun­ge See­mann für sich, dem Si­gnal vol­ler Ver­druss Ge­hor­sam leis­tend. »Du gehst eben so ge­schwind dar­an, aus der Ge­fahr her­aus­zu­kom­men, wie du hin­ein­zu­kom­men wuss­test.«

Drei Mus­ke­ten­schüs­se aus der Scha­lup­pe zu sei­nen Fü­ßen trie­ben zu grö­ße­rer Eile. Sorg­los sprang er die rau­en, ge­fähr­li­chen Klip­pen her­ab, und be­hielt im­mer das wohl­be­kann­te Licht, auf der Fre­gat­te schei­nend, im Auge, die da­mit die bei­den Bar­ken zu­rück­rief.

III.


In sol­cher Zeit, wie die­se,
Darf uns ein bö­ses Wört­chen nicht ent­zwei­en.

Sha­ke­s­pea­re.

Die Klip­pen war­fen ihre dun­keln Schat­ten über das Was­ser und die Abend­däm­merung war so weit vor­ge­rückt, dass man nicht wahr­nahm, wie die ge­wöhn­lich of­fe­ne Stirn Barn­sta­bles jetzt sehr fins­ter war, als er vom Fel­sen ins Boot sprang und sei­nen Platz ne­ben dem schwei­gen­den Loot­sen nahm.

»Stoßt ab!« rief der Lieut­nant, in ei­nem Tone, den sei­ne Leu­te recht gut ver­stan­den, um ihm zu ge­hor­chen. »Ei­nes See­manns Fluch kom­me auf die Narr­heit, die sol­cher Fahrt Plan­ken und Le­ben Preis gibt, um ein paar alte Wraks mit Zim­mer­holz zu ver­bren­nen oder ein sol­ches Schiff weg­zu­neh­men. – Frisch drauf los, frisch!«

Trotz der star­ken und ge­fähr­li­chen Bran­dung, die an den Fel­sen auf eine be­un­ru­hi­gen­de Wei­se brach, trie­ben die Ma­tro­sen doch glück­lich das leich­te Fahr­zeug über die Wel­len hin.

In we­nig Au­gen­bli­cken wa­ren sie von dem Punk­te, wo die größ­te Ge­fahr war, ent­fernt. Barn­sta­ble hat­te, wie es schi­en, die be­denk­li­che Lage un­be­ach­tet ge­las­sen. Er sah zer­streut auf den Schaum, den Wel­le für Wel­le her­vor­brach­te, bis die Bar­ke auf den großen Wo­gen re­gel­mä­ßig da­hing­litt und er nun rings in der Bai her­um­schau­te, um die Scha­lup­pe wahr­zu­neh­men.

»Ah«, brumm­te er, »Grif­fith ist’s müde ge­wor­den, sich auf sei­nem Kis­sen zu wie­gen, und will uns nach der Fre­gat­te hin­lo­cken, statt dass wir dar­an ge­hen soll­ten, den Schoo­ner aus dem ver­teu­fel­ten Lo­che weg­zu­füh­ren. Das ist ein Plätz­chen, wie es ein schmach­ten­der Lieb­ha­ber wün­schen kann! Ein bi­schen Was­ser, ein bi­schen Land, und Fel­sen vollauf. Höre, Tom, ich bin bei­na­he dei­ner Mei­nung, dass ein See­mann wei­ter kein fes­tes Land braucht, als manch­mal eine In­sel.«

»Das heißt Ver­stand ha­ben und ver­nünf­tig spre­chen!« er­wi­der­te der erns­te Boots­mann; »und was das bi­schen Land an­be­trifft, das man braucht, so müss­te es im­mer wei­chen Grund oder Sand ha­ben, dass der An­ker gut fass­te und das Son­die­ren rich­tig vor sich gin­ge. Ich habe auf Fel­sen­grun­de manch großes Senk­blei ein­ge­büßt, ohne die Dut­zen­de von klei­nen zu rech­nen. Aber ich lobe mir eine Rhe­de, wo ein Senk­blei leicht und ein An­ker schwer auf­fällt. – Da un­ten ist eine Bar­ke, ge­gen­über dem Vor­ders­te­ven; Ka­pi­tän, soll ich dar­auf zu­fah­ren oder aus­beu­gen?«

»Das ist die Scha­lup­pe!« rief der Of­fi­zier. »Sie hat mich doch nicht ver­las­sen, bei al­le­dem!«

Ein lau­ter Zu­ruf aus dem sich nä­hern­den Fahr­zeu­ge be­stä­tig­te die­se Mei­nung. In we­nig Au­gen­bli­cken wa­ren die Bar­ke und Scha­lup­pe voll­kom­men ne­ben ein­an­der. Grif­fith blieb nicht län­ger auf sei­nem Kis­sen. Er sprach ernst­lich mit ei­nem An­strich des Ver­wei­ses in sei­ner Art.

»Wie habt ihr so vie­le Au­gen­bli­cke vor­bei­ge­hen las­sen kön­nen, wo jede Mi­nu­te uns mit neu­en Ge­fah­ren be­droht?« frag­te er. – »Ich ge­horch­te eben dem Si­gnal, als ich eure Ru­der hör­te und rück­wärts eil­te, den Loot­sen ein­zu­neh­men. Seid ihr glück­lich ge­we­sen?«

»Da ist er; und wenn er sei­nen Weg durch die Klip­pen her­aus­fin­det, wird er sei­nen Na­men mit Recht füh­ren. Das scheint eine Nacht zu wer­den, wo man eine Bril­le auf­set­zen kann, wenn man den Mond se­hen will. Wenn ihr aber er­fahrt, was ich auf dem ver­wünsch­ten Fel­sen ge­se­hen habe, wer­det ihr mein Aus­blei­ben ge­wiss ent­schul­di­gen!«

»Nun ihr habt den rech­ten Mann ge­se­hen, hoff’ ich, denn sonst ha­ben wir uns in die­se Ge­fahr ohne Nut­zen be­ge­ben.«

»Nun ja, ich habe den rech­ten Mann ge­se­hen, aber auch Je­man­den, der’s nicht ist;« er­wi­der­te Barn­sta­ble emp­find­lich. »Ihr habt ja den Ka­det hier, fragt nach­her, was des jun­gen Man­nes Auge be­ob­ach­tet hat?«

»Soll ich re­den?« rief der Ka­det la­chend. »Nun, ich sah ein klei­nes Fahr­zeug un­ter falscher Flag­ge ein tüch­ti­ges Kriegs­schiff über­se­geln, das ge­wal­ti­ge Jagd dar­auf mach­te; einen leich­ten Kor­sa­ren mit falscher Flag­ge, der mei­nem Mühm­chen glich.«

»Still, Schwät­zer!« rief Barn­sta­ble mit ei­ner Don­ner­stim­me. »Wollt ihr die Fahrt mit eu­rem tö­rich­ten Un­sin­ne in ei­nem Au­gen­bli­cke, wie die­ser, auf­hal­ten? Fort in die Scha­lup­pe, und wenn ihr Grif­fith dazu be­reit fin­det, so er­zählt ihm eure Ver­mu­tun­gen, wie’s euch ge­fällt.«

Mer­ry sprang ge­wandt aus der Bar­ke in die Scha­lup­pe, wo­hin be­reits der Loot­se vor­her ge­stie­gen war, und als er sich et­was är­ger­lich an Grif­fiths Sei­te ge­setzt hat­te, sag­te er:

»Nun, das wird so­lan­ge nicht dau­ern. Ich weiß, Herr Grif­fith denkt und fühlt an Eng­lands Küs­te, wie er dach­te und fühl­te, als er in der Hei­mat war.«

Ein Druck der Hand, mit dem dies der jun­ge Lieut­nant schwei­gend er­wi­der­te, be­vor er Barn­sta­bles Ab­schieds­gruß zu­rück­gab, war die gan­ze Ant­wort. Sei­ne Ru­de­rer er­hiel­ten Be­fehl, nach dem Schif­fe hin­zu­fah­ren.

Die Fahr­zeu­ge trenn­ten sich. Das Rau­schen der Ru­der ließ sich be­reits hö­ren, als die Stim­me des Loot­sen jetzt zum ers­ten Male laut wur­de.

»Halt!« rief er. »Rück­wärts ge­ru­dert, ich bit­te euch!«

Die Ma­tro­sen be­folg­ten sei­ne Wei­sung. Sie wand­ten nach der Bar­ke um.

»Ihr setzt gleich die Se­gel auf, Ka­pi­tän Barn­sta­ble«, rief er die­sem mit glei­chem fes­ten Tone zu, »und sucht aufs of­fe­ne Meer zu kom­men, so ge­schwind es sein kann. Nehmt euch in Acht vor der nörd­li­chen Land­spit­ze, und pas­siert bei uns vor­bei, dass man euch an­ru­fen kann.«

»Nun die Kar­te ist deut­lich ge­nug, Herr Loot­se«, war Barn­sta­bles Er­wie­der­ung. »Al­lein wer soll denn mei­ne Ab­fahrt ohne Ord­re beim Ka­pi­tän Mun­son recht­fer­ti­gen? Ich habe es schwarz auf weiß, den Ari­el auf dies Flau­men­bett zu brin­gen, und muss min­des­tens ein an­de­res Si­gnal, ein Wort von mei­nen Obern ha­ben, be­vor der Schoo­ner eine Wel­le an­ders durch­schnei­det. Der Weg her­aus mag wohl so schwer sein, als der hin­ein. Ja, wenn ich den Tag so vor mir hät­te, und eure Wei­sun­gen zu Pa­pie­re ge­bracht.«

»Wollt ihr denn hier lie­gen blei­ben, um in so ei­ner Nacht um­zu­kom­men?« frag­te der Loot­se ernst. »Noch zwei Stun­den und die­se wil­den Wo­gen to­ben dann an dem­sel­ben Punk­te, wo jetzt euer Schiff ru­hig vor An­ker liegt.«

»Wir den­ken bei­de gleich. Al­lein sink’ ich, so sink’ ich laut Ord­re. Geht aber eine Plan­ke am Schoo­ner hin, weil ich eu­rer Wei­sung ge­horch­te; so ist das ein Leck, der nicht bloß See­was­ser her­ein­lässt, son­dern auch nach In­sub­or­di­na­ti­on schmeckt.«

»Das heißt ver­nünf­tig sein!« brumm­te der Bei­schiffs­füh­rer des Schoo­ners mit ver­nehm­li­cher Stim­me, »al­lein ’s ist im­mer hart für einen ehr­li­chen Mann, auf so ei­nem Fle­cke lie­gen zu müs­sen.«

»Nun so lasst eu­ren An­ker und folgt ihm selbst nach!« sag­te der Loot­se übel­lau­nig für sich selbst. »Mit ei­nem Nar­ren zu strei­ten, ist noch är­ger, als mit dem Stur­me. Aber wenn –«

»Nicht doch, nicht; nichts von Nar­ren!« un­ter­brach ihn Grif­fith. »Barn­sta­ble ver­dient den Na­men nicht, ob er schon im Diens­te bis zum Äu­ßers­ten geht. – Lich­tet ihr nur, Barn­sta­ble, und ver­lasst die Bai so ge­schwind, als mög­lich!«

»Ei, ihr könnt mir den Be­fehl nicht halb so gern ge­ben, als ich ihn aus­füh­ren wer­de! Frisch zu, Kin­der! Der Ari­el soll sei­ne Kno­chen nicht auf so ei­nem har­ten Bet­te las­sen, so lan­ge ich da­bei hel­fen kann.«

Der Kom­man­dant vom Schoo­ner mach­te die­se Be­mer­kung mit sei­nem lau­ni­gen Tone, und sei­ne Leu­te bra­chen von selbst in ein Freu­den­ge­schrei aus. Die Bar­ke eil­te schnell aus dem Be­reich der Scha­lup­pe und bald schwand sie in den düs­tern Schat­ten, den die Klip­pen her­über­war­fen.

Wäh­rend des­sen blie­ben die Ru­de­rer in der Scha­lup­pe nicht mü­ßig. Ihre kräf­ti­gen Arme führ­ten das Fahr­zeug rasch durch die Flu­ten. In we­nig Mi­nu­ten hielt sie zur Sei­te der Fre­gat­te.

Der Loot­se hat­te in­zwi­schen in ei­ner Art, die von dem be­fehls­ha­be­ri­schen, stol­zen We­sen, das sich in dem kur­z­en Ge­spräch mit Barn­sta­ble äu­ßer­te, kei­ne Spur mehr zeig­te, Grif­fith er­sucht, ihm die Na­men der auf dem Schif­fe be­find­li­chen Of­fi­zie­re zu nen­nen. Der jun­ge Lieut­nant war be­reit dazu.

»’s sind lau­ter bra­ve, recht­li­che Män­ner, lie­ber Loot­se«, be­merk­te er, als er zu Ende war. »Für einen Eng­län­der mag das, was ihr jetzt tut, ge­fähr­lich sein, aber un­ter uns ver­rät euch kei­ner. Wir ha­ben euch nö­tig und er­war­ten von euch Treu’ und Glau­ben. Die sollt ihr aber aber auch bei uns fin­den.«

»Und warum denkt ihr denn, dass ich dar­auf rech­nen muss?« frag­te der Loot­se in ei­ner Art, die sei­ne völ­li­ge Gleich­gül­tig­keit da­für be­zeich­ne­te.

»Ihr sprecht zwar gut Eng­lisch, wie Ein­ge­bor­ne«, un­ter­brach ihn Grif­fith, »aber habt doch einen ge­wis­sen Ak­zent, der nach der Zun­ge von un­ser ei­nem auf der an­de­ren Sei­te des Ozeans in Be­we­gung schmeckt.«

»Wo der Mensch ge­bo­ren ist und wie er spricht, dar­auf kommt we­nig an;« er­wi­der­te der Loot­se kalt. »Wenn er nur sei­ne Schul­dig­keit or­dent­lich und red­lich tut!«

Vi­el­leicht war es, um das Ge­spräch nicht zu stö­ren, gut, dass die Düs­ter­heit, wel­che jetzt zur voll­komm­nen Fins­ter­nis wur­de, den spöt­ti­schen Blick ver­­­­­­­