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Vollständige eBook-Ausgabe der Hardcoverausgabe

© 2019 arsEdition GmbH, Friedrichstraße 9, 80801 München

Alle Rechte vorbehalten

Text: Barbara Iland-Olschewski

Cover- und Innenillustrationen: Stefanie Jeschke

Lektorat: Ulrike Hübner

ISBN eBook 978-3-8458-3256-2

ISBN Printausgabe 978-3-8458-2826-8

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Alle Rechte vorbehalten. Unbefugte Nutzungen, wie etwa Vervielfältigung, Verbreitung, Speicherung oder Übertragung können zivil- oder strafrechtlich verfolgt werden.

Für Nora, Paula, Clara, Florian,

Konstantin, Maximilian und Carola

Inhalt

Cover

Titel

Impressum

Widmung

Sankt Ethelburg brütet was aus

Nächtliche Bewohner

Rosamundes Eid

Bademeister mit acht Armen

Das Ei des Kolumbus

Ein rätselhaftes Bild

Bittere Schlappe

Im Bauch des Nashorns

Revolution!

Beerenblut

32 x Geburtstag

Gespenster-Demo

Verlassene Lehrer

Kuschelangriff

Ein geheimnisvolles Leuchten

Dann eben allein!

Die Grusel-Verschwörung

So ein Eiersalat!

Kükenwanderung

Rutsche in den Abgrund

Kosmas fürchtet sich

Schreckliche Entdeckung

Alles aus

Retter gesucht!

Erwischt

Taras Kopfkino

Der Geruch von Freiheit

Weitere Titel

Leseprobe aus dem Band "Achtung, gruselig!"

Der Fußball rollte über den Pausenhof. Niels flitzte hinterher, umrundete dribbelnd eine Gruppe Kinder und wollte gerade zurück zu seiner Mitschülerin Zola passen, als ein brauner Gesundheitsschuh dazwischengrätschte und den Ball stoppte.

»Das ist hier kein Bolzplatz.«

Niels hob den Kopf und sah in das grimmige Gesicht seines Lehrers Flaschenbaum.

»Die Schule hat extra ein Sportfeld für euch angelegt. Warum spielt ihr nicht dort?« Flaschenbaum fischte ein gekochtes Ei aus seiner Frühstücksbox und biss herzhaft hinein.

»Da sind schon die Basketballer.« Niels stutzte. »Was essen Sie denn da?«

»Ein Hühnerei«, antwortete der Lehrer kauend. »Ist schließlich nicht verboten. Auch wenn ihr und Frau Sommergrün so ein Getue darum macht.« Er blickte über seine Brille hinweg zu seiner Kollegin. Frau Sommergrün stand am anderen Ende des Pausenhofs. Flaschenbaum winkte ihr lächelnd zu.

Niels’ Klassenlehrerin winkte fröhlich zurück. Sie hatte ein Bauernhof-Projekt mit den Kindern gestartet und dafür Hühnereier von einer Bio-Bäuerin bekommen. Außerdem hatte sie einen Brutkasten organisiert, der jetzt im Projektschuppen stand. Jeden Tag mussten die Eier im Brutkasten gedreht und die Temperatur und Luftfeuchtigkeit gemessen werden. Niels machte das gern, er kam an den Wochenenden sogar freiwillig dafür zur Schule.

»Ist ja nett, dass du dich so einsetzt für Frau Sommergrüns Hühner-Farm«, sagte Herr Flaschenbaum. Etwas Eigelb hing an seiner Unterlippe und wackelte beim Sprechen. »Aber es wäre auch schön, wenn du mal wieder pünktlich zu meinem Unterricht erscheinen würdest.«

»Warum helfen Sie uns nicht bei dem Bauernhof-Projekt?«, fragte Niels. »Sie geben doch Sachunterricht. Bei Frau Sommergrün haben wir Deutsch, Kunst, Musik …«

Herr Flaschenbaum sah ihn mit zusammengekniffenen Augen an. »Ich weiß, was ich unterrichte. Und auch, dass wir zwei gleich eine Stunde zusammen haben. Ich erwarte, dass du dich auf den Weg ins Klassenzimmer machst, sobald die Pausenklingel läutet. Hast du mich verstanden?«

Niels verzog das Gesicht. Kein Wunder, dass die Kinder Frau Sommergrün lieber mochten.

Flaschenbaum griff in seine Frühstücksbox und nahm ein weiteres Ei heraus. Er schlug es an einem Mauervorsprung auf.

Niels beobachtete, wie der Lehrer die Schale vom Eiweiß pellte. Plötzlich krampfte sich sein Magen zusammen. Er hatte einen ganz üblen Verdacht.

»Wo bleibst du denn?«, rief Zola. »Die Pause ist gleich vorbei und es steht immer noch null zu null!«

Niels kickte ihr den Fußball zu und stürmte zum Projektschuppen. Die Schulklingel schrillte. Aber er musste es wissen: Hatte Flaschenbaum seine Frühstückseier etwa aus dem Brutkasten genommen?

Niels riss die Schuppentür auf. Der eckige Kasten stand unverändert auf seinem Platz. Er war aus Holz gebaut und hatte eine Tür aus durchsichtigem Kunststoff. Drinnen gab es eine Heizung, einen Ventilator und eine Lampe. Niels schaltete sie ein. Durch die Brutkastentür konnte er die Eier sehen, die auf einer Schublade lagen.

Hektisch fing er an, sie zu zählen. »Eins, zwei, drei, vier, fünf …«

»Was machst du denn da?« Zola war ihm gefolgt und stand nun neben ihm. »Wir haben die Eier doch heute schon gedreht.«

»Ich zähle! Mensch, Zola, jetzt muss ich noch mal von vorn anfangen«, rief Niels genervt.

Zola grinste. »Es sind zweiunddreißig, das wissen wir doch schon. Flaschenbaum hat gesagt, dass ich dich zum Unterricht holen soll. Der ist ganz schön sauer.«

»Ich komm ja gleich«, brummte Niels.

Zola starrte mit ihm in den Brutkasten. »Schon irre, dass da drin Tiere wachsen.«

Niels nickte.

»Darfst du denn jetzt eigene Hühner in eurem Garten haben?«, fragte Zola.

Schlagartig breitete sich ein Strahlen auf Niels’ Gesicht aus. »Meine Eltern sind fast einverstanden. Vielleicht kann ich sogar ein paar von den Küken hier mitnehmen, wenn sie geschlüpft sind«, erzählte er aufgeregt. »Mama hat schon mit der Bäuerin gesprochen.«

»Ist doch super«, rief Zola.

»Ja, aber Mama und Papa wollen auch noch mit Frau Sommergrün und der Direktorin reden«, erzählte Niels.

Zola sah ihn überrascht an. »Was hat denn Frau Kümmer damit zu tun?«

»Sie soll ihnen sagen, ob ich das neben der Schule hinkriege. Wenn Frau Kümmer und Frau Sommergrün es mir zutrauen, bekomme ich meine Hühner.«

»Das trauen die dir bestimmt zu.« Zola richtete sich auf. »Ich sage Flaschenbaum, dass ich dich nicht gefunden habe, okay? Dann kannst du dir noch eine Ausrede einfallen lassen.« Sie lief zur Tür.

»Danke«, sagte Niels und begann wieder zu zählen. »Eins, zwei, drei …«

Schließlich hatte er es geschafft: »… dreißig, einunddreißig, zweiunddreißig. Uff, alle noch da.« Erleichtert schaltete Niels die Lampe im Brutkasten aus.

Er schloss die Schuppentür hinter sich und blickte zum Schulgebäude.

Die alte Burg, in der die Grundschule Sankt Ethelburg untergebracht war, stand wie ein Felsblock auf der Lichtung im Wald. Niels hatte gar keine Lust, hineinzugehen und sich Flaschenbaums Gemecker anzuhören. Aber ihm blieb wohl nichts anderes übrig.

Er holte tief Luft, dann rannte er zur Schule und lief durch die Gänge zum Klassenraum.

Die Sonne war schon lange untergegangen, als viele Stunden später ein strubbeliger Rauhaardackel durch die Gänge der Burg schlich. Die Flure waren dunkel, nur das Mondlicht fiel durch die Fenster und ließ den silbernen Knochenanhänger am Halsband des kleinen Hundes aufleuchten.

Vor der Dackelnase hopste eine Wüstenspringmaus auf und ab.

»Beeil dich, Arik, wir wollen doch Wetthüpfen spielen!« Die Käfigtür, die über der Mäuseschulter hing, klapperte leise.

Der Rauhaardackel schüttelte sich. »Spielen, Wetthüpfen – das macht doch alles keinen Sinn mehr!« Seine Pfoten hinterließen schwarze Tapser auf dem Fußboden. Kurz darauf verschwanden die Abdrücke wieder wie von Geisterhand.

»Macht keinen Sinn, aber Spaß! Hoppala!« Die Wüstenspringmaus überschlug sich in der Luft.

Arik jaulte auf. »Wie kannst du noch an Spaß denken, Chili?«

»Woran denn sonst?« Chili zupfte überrascht an den Streben der Käfigtür.

Pliiingg! Ploonggg!

Vor ihnen im Gang schwebten plötzlich glitzernde Funken über dem Boden. Chili hüpfte darauf zu. »Guck mal, Honighäschen ist auch hier!«

Aus dem Nichts erschien ein fusseliges Kaninchen. Sein silbergraues Fell stand in alle Richtungen ab.

»Natürlich ist sie hier, wo soll sie denn sonst sein?«, heulte Arik.

Das Kaninchen zuckte mit den Ohren. »Hihihi, du bist ja süß. Ich könnte in dem Zelt mit dem flauschigen Teppich sein, im Klassenzimmer oder auf dem Schulhof …«

»Aber ich meine doch außer in Spuk Ekelburg und dem verfluchten Wald drum rum«, bellte Arik.

Am Ende des Flurs strahlten zwei Katzenaugen wie neonorange Taschenlampen auf.

»Honig hat Tara mitgebracht«, freute sich Chili.

Die schwarzgraue Katze kam maunzend näher. »Was ist los mit dir, Arik?«

Der Rauhaardackel wich dem Lichtschein ihrer Augen aus. Ein blassgrünes Chamäleon seilte sich an seinem Schwanz von einer Deckenlampe ab, bis es über Ariks Kopf baumelte. »Tomato Salata! Du kannst es uns sagen, wir lassen dich nicht hängen. Wir sind doch die Tiergeister AG!«

»Hi, Plato.« Arik seufzte. »Ihr wisst längst, was los ist. Wir sind hier gefangen, für immer und ewig.« Er schlurfte mutlos an den anderen vorbei.

»Aber du hast selbst gesagt, dass wir uns das nicht gefallen lassen!«, rief Tara. Arik ging einfach weiter.

Seine Freunde blickten ihm nach, bis er auf der Treppe nach unten verschwand.

Chili ließ die Mäuseohren hängen. »Das geht jetzt schon seit drei Nächten so.«

»Klarer Fall von Leider-tot-Niedergeschlagenheit«, vermutete Plato.

»Hä?« Chili starrte das Chamäleon verständnislos an.

»Arik ist traurig, weil er ein Geist ist«, erklärte Tara.

Honigs Fell funkelte hell. »Das haben wir doch alle mal durchgemacht.«

»Wir dürfen ihn auf keinen Fall alleinlassen!« Mit großen Sprüngen hüpfte Chili hinter Arik her.

Arik sauste die Treppe hinunter und tauchte in die Dunkelheit der großen Eingangshalle ein. Das schwere Burgtor stand offen, und er rannte nach draußen, fort von den dicken, kalten Mauern, quer über die Lichtung zum Waldrand.

Chili sprang auf den Pausenhof, gefolgt von Tara, Plato und Honig.

»Habt ihr Arik gesehen?«, rief die kleine Wüstenspringmaus einer Gruppe Geistertiere zu, die sich vor der Schultreppe versammelt hatten. Sie überlegten gerade, was sie spielen sollten, bis ihr Unterricht losging. Die Geistertiere glotzten Chili neugierig an.

»Nein, wieso?«, fragte Mehlwurm-Bea.

Die Schildkröte Fanni zog ihren Kopf in den Panzer. »Keine Ahnung, wo der ist.«

»Wenn ihr ihn seht, dann sagt uns sofort Bescheid«, bat Plato.

»Spielt ihr etwa Verstecken?«, krächzte der zerzauste Kakadu Kuno.

»Wir machen mit!«, brüllten die Mehlwürmer Bob und Bill.

»Aber Unsichtbarmachen gilt nicht«, erklärte der Clownfisch Erwin und ließ sein leeres Aquarium auf der Flosse kreisen.

»Alle suchen Arik!«, plärrte Kuno.

Die Geistertiere flitzten in verschiedene Richtungen davon.

»He, das ist doch gar kein Spiel!«, rief Chili ihnen nach.

»Hihihi, lass sie, Hauptsache, sie finden ihn.« Honig deutete mit ihrem Näschen zum Projektschuppen. »Vielleicht ist er ja da drin.«

»Nein, das macht keinen Sinn. Arik will nicht eingesperrt sein. Also ist er bestimmt irgendwo im Freien«, erklärte Plato. Im Mondschein leuchteten seine Rippen, die durch ein Loch in seiner Seite zu sehen waren.

»Was ist denn in dem Schuppen?«, fragte Chili.

»Irgendwelche schnarchigen Sachen von den Menschenkindern«, antwortete Tara. »Neulich haben sie da drin Blumensamen in Töpfe gesteckt und zugeguckt, wie sie wachsen.«

»Blumen sind doch hübsch«, fand Honig.

»Aber nichts für Gespenster.« Tara gähnte gelangweilt.

»Wir müssen Arik zurückholen, bevor die Pause vorbei ist«, drängelte Chili. »Wenn er zu spät zum Unterricht kommt, kriegt er auch noch Ärger mit unseren Lehrern. Die schimpfen doch sowieso schon wegen jedem Pups mit ihm, seit er versucht hat, aus dem Wald zu kommen.«

Taras Taschenlampen-Augen blitzten auf. »Meinst du, sie haben das mitgekriegt?«

»Weiß nicht«, sagte Chili. »Aber sie beobachten Arik ganz genau.«

Arik buddelte ein Erdloch, das groß genug war, um sich darin zu verstecken. Das Graben half ihm meistens gegen finstere Gedanken. Er sprang hinein und rollte sich zusammen.

Vor Kurzem hatte er noch eine Menge Pläne gehabt. Seine Freunde und er hatten herausgefunden, dass Kosmas, der Direktor ihrer Schule Spuk Ekelburg, und die Grusellehrer die Geisterschüler hier im Wald gefangen hielten.

Doch die Tiergeister AG hatte keinen Beweis dafür. Und Arik hatte auch keine Idee, was er dagegen tun konnte. Das alles machte ihn unglaublich traurig …

»Hab dich!«, krächzte es plötzlich über ihm.

Der Rauhaardackel hob seinen Kopf. Am Rand des Erdlochs saß der Kakadu Kuno und plusterte sich auf.

»Gewonnen!«, rief er den anderen Geistertieren zu. »Er ist hier!« Kuno beugte sich zu Arik herunter. »Du bist dran mit Suchen.« Er flatterte davon.

Nur noch der Nachthimmel mit seinen hellen Sternen spannte sich über die Grube. Dann schoben sich die Schattenrisse von Chili, Tara, Honig und Plato davor.