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Fabian Borkner kam 1976 in Rosenheim zur Welt. Nach dem Abitur wählte er das Unterhaltungsfach und ist bis heute als Solo-Künstler mit seiner Gitarre auf der Bühne zu sehen. Seine Arbeit beim Radio als Comedian und Producer brachte ihm im Jahr 2014 den BLM-Hörfunkpreis für die beste Unterhaltung und Comedy ein. Borkner lebt mit seiner Frau und seinen beiden Söhnen in Schwandorf. »A Hochzeit und a Leich« ist sein dritter Kriminalroman.

Dieses Buch ist ein Roman. Handlungen und Personen sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder toten Personen sind nicht gewollt und rein zufällig.

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© 2019 Emons Verlag GmbH

Alle Rechte vorbehalten

Umschlagmotiv: inMotion PARK Seenland GmbH

Umschlaggestaltung: Nina Schäfer, nach einem Konzept von Leonardo Magrelli und Nina Schäfer

Umsetzung: Tobias Doetsch

Lektorat: Susanne Bartel

eBook-Erstellung: CPI books GmbH, Leck

ISBN 978-3-96041-509-1

Oberpfalz Krimi

Originalausgabe

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Dieser Roman wurde vermittelt durch die Verlagsagentur Lianne Kolf, München.

 

Dieser Roman ist meinem zweiten Sohn Vinzent gewidmet,
der während der Entstehung mit seinem sonnigen Lächeln
jeden noch so trüben Wintertag wieder hell machte.

Prolog

Die vielen Leute schauten nach oben und suchten das imposante Bauwerk ab. Doch von unten konnten sie die Frau nicht sehen. Nur vereinzelt erhaschten sie einen Blick auf den Brautschleier, denn der Wind blies trotz des schönen Frühlingstages überraschend stark. Der Schleier und auch die rot-weißen Zierbänder des Brautstraußes flatterten immer wieder durch die Luft und verrieten so, dass die Frau nun am Einstieg der Röhre stand, durch die sie gleich rutschen wollte. Der Mann im schwarzen Anzug positionierte sich am unteren Ende der Röhre. Er legte seinen Halsschmuck ab – eine Paketschnur, in die in unregelmäßigen Abständen etwa zehn Sektkorken eingeknotet waren. »Ich fange dich auf!«, rief er.

Ein anderer Mann drängelte sich durch eine Gruppe von Musikanten und lief rasch hinter ihm vorbei, damit er auf dem Display seines Camcorders freien Blick auf das dunkle Innere der Röhre hatte. Der Mann im schwarzen Anzug reckte den erhobenen Daumen in die Kamera und konzentrierte sich wieder auf die Frau, die dreißig Meter über ihm auf der Plattform stand. »Flieg los, mein Schatz!«, schrie er.

Neben der Röhre begann der Schlagzeuger der Kapelle einen Trommelwirbel. Die Augen aller starrten gebannt auf das obere Ende der Röhre, die geformt war wie ein überdimensionaler Korkenzieher und von wo aus ein schrilles »Huiii!« zu hören war, was wohl den Start der Rutschfahrt markierte.

Der Trommelwirbel schwoll an. Die Umstehenden gingen ein wenig in die Knie, streckten die Arme aus, wackelten schnell mit den Fingern und ließen ein tiefes Brummen ertönen. So wie die Fußballfans im Stadion bei der »La Ola« gespannt darauf warteten, dass die Welle sie erreichte, so harrten die Hochzeitsgäste nun dem Auftauchen der Frau, bis zu dem es nur wenige Sekunden dauern konnte. Tatsächlich vibrierte die Metallröhre schon, dann tauchten als Erstes die Schuhe aus der Dunkelheit auf, Sekundenbruchteile später folgte der Brautstrauß, und schließlich erschien auch der Kopf mit dem Schleier. Die Musikanten folgten dem Zeichen des Schlagzeugers und spielten einen fulminanten Tusch. Die Menschenmenge stieß einen Schrei der Freude aus und riss die Arme nach oben. Der Mann im schwarzen Anzug stand halb gebückt da und wollte seine Braut in die Arme schließen, doch die hatte sich mit dem Oberkörper flach auf die Rutsche gelegt und glitt unter dem Mann hindurch, bevor sie hinter ihm zum Liegen kam. Der Mann reagierte flink und sprang behände einen Schritt zurück. »Du bist ja schneller, als die Polizei erlaubt!«, rief er vergnügt und wollte die Frau an den Schultern hochziehen.

Doch sie rührte sich nicht. Stattdessen sackte ihr Kopf auf unnatürliche Weise nach hinten.

Jemand schrie Richtung Musik: »Hörts sofort auf zum spielen!«

Der Mann im schwarzen Anzug ließ den leblosen Körper der Frau wieder zu Boden gleiten. Sein Blick fiel auf den Schleier, der nicht mehr weiß, sondern leuchtend rot war. Seine Augen glitten an der roten Spur entlang zur Öffnung der Rutsche. So weit man in deren Inneres sehen konnte, zog sich der breite Film einer dunkelroten Flüssigkeit.

Ohne ein Wort richtete sich der Mann auf. Eine ältere Dame, die neben ihm stand, begann zu zittern und flüsterte: »Oh mein Gott …«

1

»Warum fährst du denn so extrem langsam?«, fragte Agathe Viersen ungeduldig. »›So schnell wie möglich‹, hat es doch geheißen!«

Auf dem Fahrersitz des weißen BMW X5 zog Gerhard Leitner die Mundwinkel leicht auseinander. Es war nicht direkt ein Schmunzeln, aber zu einem gewissen Grad amüsierte ihn die Art seiner aus Norddeutschland stammenden Kollegin immer wieder. Leitner war klar, dass einem das Leben in der Oberpfalz immer ein bisschen langsamer und ruhiger vorkommen musste, wenn man, so wie Agathe, die meiste Zeit seines Lebens in Städten wie Lübeck, Hamburg oder München verbracht hatte. Sie passierten soeben das Schwandorfer Krankenhaus St. Barbara stadtauswärts, und Leitner ließ seinen Blick über die Gebäude schweifen, die gerade im Entstehen waren. »In Schwandorf wurden vor nicht allzu langer Zeit elf neue Stellen angekündigt, an denen geblitzt wird«, sagte er fast beiläufig. »Und das Krankenhaus gehört dazu. Hier ist Tempo dreißig vorgeschrieben.«

Agathe blies hörbar genervt die Luft durch die Lippen. »Du hast ja auch nicht mit der Wendell gesprochen. Die hat am Telefon vorhin ganz schön Druck gemacht.«

Doch Leitner blieb hart und fror seinen rechten Fuß auf dem Gaspedal ein. »Die Wendell zahlt aber nicht den Strafzettel, wenn die Kollegen in Blau ein Porträtfoto von mir schießen«, gab er zurück und ließ den Wagen mit exakt dreißig Stundenkilometern an dem großen Gebäudekomplex vorbeigleiten. Auch er dachte nun an Chris Wendell, seit wenigen Monaten die Chefin von ihm und Agathe. Beide arbeiteten für die weltweit agierende Jacortia-Versicherung, die seit etwas über einem Jahr einen Sitz in Regensburg unterhielt. Von dort aus wurden die Oberpfälzer Fälle an die jeweiligen Mitarbeiter, Agenten und Vertreter delegiert – und bei Unklarheiten eben auch an Versicherungsdetektive wie sie.

Agathe hatte in diesem Beruf schon seit mehreren Jahren für die Jacortia gearbeitet, als sie vor zwei Jahren bei einem Ermittlungsfall Gerhard Leitner kennenlernte, der zu dieser Zeit noch hauptberuflicher Musikant war. Eigentlich ging es bei den Ermittlungen damals um eine verschwundene Industriemaschine, doch der Fund einer verfaulten Leiche in einem Gülletank ließ die Geschichte schnell zu einem ausgewachsenen Mordfall wuchern, und ehe Leitner sich’s versah, bildete er unfreiwillig mit Agathe ein Ermittlerteam.

Nachdem der Fall erfolgreich abgeschlossen war, hatte auch Leitner auf Agathes Empfehlung hin die Laufbahn eines Versicherungsdetektivs eingeschlagen, und so teilten sie sich nun aus Kostengründen in Schwandorf eine gemeinsame Wohnung. Was gegenüber den in Regensburg zu zahlenden Mieten seine Vorteile hatte, aber auch bedeutete, dass man zu persönlichen Besprechungen mit der Chefin die etwa hundert Kilometer in die Domstadt und nach Schwandorf zurück auf sich nehmen musste.

Agathe rutschte auf dem Beifahrersitz unruhig hin und her. »Aber sie hat ausdrücklich gesagt, wir sollen uns beeilen.«

»Ist ja recht, Agathe. Die fängt die Besprechung schon nicht ohne uns an, wetten?«

Agathes Instinkt gab ihrem Kollegen recht. Dennoch ließ sie die Stimme der Vernunft sprechen. »Ich weiß nur nicht, ob das so eine gute Idee ist, davor noch den Abstecher zu dieser … Konstruktion zu machen.«

Leitner ließ das Ortsschild von Schwandorf auf der Staatsstraße 2145 hinter sich und beschleunigte den Wagen auf knapp hundert, obwohl nur siebzig Stundenkilometer erlaubt waren, doch auch sein Adrenalinspiegel war inzwischen angestiegen.

»Diese ›Konstruktion‹, wie du sie nennst, ist schon was Außergewöhnliches. Du hast ja noch nicht mal den Rohbau gesehen, oder?«

Agathe schüttelte stumm den Kopf und sah auf ihr Handy.

»Dann wirst du Augen machen«, versprach Leitner und setzte nach dem Waldstück den Blinker links, um zum Steinberger Ortsteil Oder zu gelangen. »Da!«, sagte er schließlich und zeigte mit dem Finger Richtung See.

Agathe blickte auf und war in der Tat einen Moment lang sprachlos. Hinter den Feldern, an denen sie nun vorbeifuhren, verlief eine Baumreihe, und dahinter erstreckte sich der Steinberger See, der größte des Oberpfälzer Seenlandes. Allein dessen Anblick entzückte Agathe, aber etwas weiter rechts stand ebenjene neu erbaute Konstruktion, über die sie und Leitner gerade noch gesprochen hatten. Agathe ließ das kuriose Bauwerk auf sich wirken, während Leitner am Traditionswirtshaus Haller vorbei auf die Parkflächen des neuen Freizeitparks zusteuerte. Nachdem er den Wagen abgestellt hatte, gingen er und Agathe zum Ende des Parkplatzes und blieben dort stehen.

»Na, ist das nichts?«, fragte Leitner.

Ans Geländer gelehnt, ließ Agathe ihren Blick in Zeitlupe an dem Bauwerk emporwandern. Einzelne riesige Holzstreben ragten als Kreissegmente wie Halbmonde in den Himmel. Ihre Enden liefen am Boden zusammen, ebenso wie oben auf der Aussichtsplattform. Zusammen formten die Streben eine Kugel. Eine gigantische, begehbare Kugel aus Holz.

»Die größte Holzkugel der Welt«, sagte Leitner, nicht ohne einen Hauch von Stolz in der Stimme.

Agathe verzog respektvoll ihren Mund zu einem umgedrehten U und murmelte: »Das ist schon ein Riesending …«

»Na, komm«, ermunterte Leitner seine Kollegin, und sie gingen näher zu der Kugel.

»Wie hoch ist denn das Teil?«, fragte Agathe währenddessen.

»Wenn du oben auf der Aussichtsplattform stehst, kannst du vierzig Meter nach unten schauen.«

Kurz vor dem Eingangstor am Zaun, der das Areal mit der Kugel umgab, stellte sich ihnen ein Polizeibeamter in Uniform in den Weg.

»Halt, da können S’ jetzt nicht durch, da ist geschlossen«, sagte er barsch.

Leitner und Agathe sahen an ihm vorbei und nahmen erst jetzt die vielen Autos wahr, die rund um die Kugel parkten. Alle mit Blaulichtern auf dem Dach, die jedoch ausgeschaltet waren. Am Fuß der Kugel liefen rund fünfundzwanzig Menschen hin und her, die meisten davon mit weißen Latexhandschuhen und Plastiküberzügen an ihren Schuhen.

Agathe betrachtete die Kugel genauer. In ihrem Inneren stand eine ebenfalls aus Holz gefertigte Säule, deren Form sie entfernt an ein Weizenglas erinnerte. Um diese Säule herum wand sich eine silberfarbene Röhre wie ein Korkenzieher vom oberen Ende der Kugel nach unten. In der Höhe wirkte sie nicht besonders breit, aber je weiter man ihren Verlauf verfolgte, desto deutlicher wurde ihr Durchmesser im Vergleich zu den Menschen und Autos daneben. An der Außenwand der Kugel entdeckte Agathe eine Art Laufsteg, der spiralförmig nach oben führte. Sie musste an die Kuppel des Reichstages in Berlin denken, die in den Nachrichten häufig eingeblendet wurde. Agathe verstand den Sinn sofort: Man konnte auf der Spirale nach oben gehen und anschließend in Windeseile durch die steile Röhre wieder zu Boden rutschen. Sie wollte sich gerade ausmalen, mit welchem Karacho man wohl unterwegs wäre, als Leitners Stimme ihre Gedanken unterbrach.

»Es wäre notwendig, uns kurz ein bisschen umzuschauen.«

»Das geht jetzt nicht, hier laufen kriminalpolizeiliche Untersuchungen«, erwiderte der Beamte.

»Es ist uns bekannt, dass es einen Zwischenfall gegeben hat. Wir kommen von der Jacortia-Versicherung und sind hier, weil die Betreiber der Kugel bei uns versichert sind. Es tut uns leid, aber wir müssen uns das kurz anschauen«, setzte Leitner nach.

»Aber nicht jetzt. Bitte gehen Sie, Sie behindern ansonsten die Polizei bei der Arbeit.«

Der Ton des Beamten war rauer geworden, und Agathe zupfte, die fortgeschrittene Uhrzeit und die geplante Einsatzbesprechung mit ihrer Chefin im Hinterkopf, an Leitners Ärmel.

»Gerhard, komm! Die sind hier sowieso noch eine Weile beschäftigt. Stimmt doch, oder?«, fragte sie in Richtung des Polizisten.

»Heut geht da gar nichts mehr«, entgegnete der in strengem Amtston. »Das Gelände ist jetzt erst einmal für die Öffentlichkeit gesperrt.« Damit verfiel er in ein hochoffiziell wirkendes Schweigen.

Leitner und Agathe wandten sich ab und schlugen ihren Weg zurück Richtung Parkplatz ein, als von links aus dem dazugehörigen Selbstbedienungsrestaurant eine etwa vierzigjährige Frau gelaufen kam. Als sie sich den Detektiven näherte, rief sie in fast flehendem Tonfall: »Seien S’ nicht bös! Unsere Erlebniskugel ist bald wieder geöffnet, versprochen. Wenn Sie wollen, können Sie sich in der ›Kugelwirtschaft‹ etwas zu trinken kaufen.«

»Vielen Dank, aber nein«, erwiderte Agathe. »Wir sind beruflich hier.«

Die Frau wich ein wenig zurück: »Sind Sie von der Presse?«

»Nein«, antwortete Leitner, »wir arbeiten für die Jacortia-Versicherung.«

Die Frau drückte ihr Rückgrat durch. »Dann schaut, dass ihr schnell in die Gänge kommt«, sagte sie feindselig. »Jede Minute länger, die die Polizei die Kugel sperrt, bedeutet für mich einen Ausfall an Betriebseinnahmen.«

»Dafür sind wir nicht zuständig«, versuchte Leitner, sie zu beruhigen.

Doch die Frau war in Fahrt. »Das ist mir wurscht, dann soll eure Kasperl-Firma eben jemanden herschicken, der zuständig ist! Was glaubts denn ihr überhaupt? Ich weiß nicht mehr, wo mir der Kopf steht, und ihr fangts hier das Herumalbern an!«

»Wir kommen später noch mal wieder, wir müssen jetzt in die Zentrale fahren«, sagte Agathe zu der aufgebrachten Frau und zog Leitner abermals am Ärmel. »Dann werden wir uns auch um den Fall kümmern, versprochen.«

Die Frau wirkte nicht beruhigt. »Das will ich auch hoffen, wo wir schon bis zur Eröffnung so viele Verzögerungen hatten.«

Die Frau entfernte sich in Richtung der Polizeiabsperrung, um dem armen diensthabenden Beamten eine Kopfwäsche zu verpassen.

Als Leitner und Agathe wenig später im Auto saßen und auf der A 93 Richtung Regensburg unterwegs waren, meinte Agathe: »Ich habe dir schon häufiger gesagt, dass das nicht besonders schlau ist.«

»Was meinst du?«

»Na ja, du musst nicht jedem sofort auf die Nase binden, dass wir für eine Versicherung arbeiten.«

»Wieso denn nicht?«, fragte Leitner, sah in den Rückspiegel und setzte dann den Blinker, um einen Lastwagen zu überholen.

Agathe wiegte kurz den Kopf, fragte sich, wie oft sie ihrem Kollegen das Folgende schon erklärt hatte, und seufzte. »Wir sind Versicherungsdetektive, so weit hast du das kapiert, nicht wahr?«

»Das weiß ich doch!«

»Okay, und das bedeutet, dass wir für unsere Gesellschaft ermitteln. Nicht für die Klienten. Erfolg heißt für uns, wenn bei einem Fall unser Versicherungsschutz nicht greift. Damit die Jacortia nicht zahlen muss.«

»Das ist mir schon klar, aber –«

Agathe unterbrach ihn. »Wenn wir also zu einem Fall gerufen werden, sammeln wir zunächst mal so viele Infos wie möglich, bevor wir uns zu erkennen geben. Diese Frau gerade eben, die hat uns für harmlose Besucher des Freizeitparks gehalten. Die perfekte Voraussetzung.«

»Und du glaubst, sie hätte uns als Besuchern mehr erzählt als jetzt, als Detektiven der Versicherung?«, meinte Leitner kleinlaut.

»Natürlich. Du hast doch gesehen, wie sie sofort in den Angriffsmodus geschaltet hat. Was verständlich ist, denn hier geht’s um Kohle.«

Leitner gab auf. »Gut, jetzt hab ich’s wirklich verstanden. Ich bin ja immer noch in der Lernphase, Frau Meisterdetektivin.«

Die weitere Fahrt verlief wortlos, und gut zwanzig Minuten später hatten sie ihr Ziel im Regensburger Stadtwesten erreicht.

Sie betraten das Bürogebäude, in welchem die Jacortia saß, und gingen nach einem kurzen Nicken der Vorzimmerdame geradewegs zum Büro ihrer Vorgesetzten. Durch die halb geöffnete Tür konnten Agathe und Leitner die Stimme von Chris Wendell hören.

»Kommen Sie, kommen Sie, wir haben nicht den ganzen Tag Zeit!«

Die Detektive blickten sich an und verdrehten die Augen. Immer wenn es in der Vergangenheit so ausgesehen hatte, als könnte Wendell ihnen ein wenig sympathisch werden, hatte diese wieder einen patzigen Spruch gebracht und damit das zart keimende Pflänzchen Sympathie erstickt.

»Setzen Sie sich und ersparen Sie mir Ihre Ausreden für die Verspätung. Ich weiß, dass auf der Autobahn immer viel los ist. Ein kleiner Tipp: Wenn man eine Viertelstunde früher losfährt, kommt man trotzdem pünktlich an.«

Da Leitner die Verspätung durch den kurzen Stopp an der Kugel verursacht hatte, war er auf den Rüffel vorbereitet gewesen und stellte seine Ohren auf Durchzug. Agathes Nerven hingegen wurden sowohl vom Tonfall ihrer Chefin als auch von der Tatsache strapaziert, dass sie Leitner in diesem Augenblick kein gehässiges »Ich hab’s dir doch gleich gesagt!« zuzischen durfte.

»Wie auch immer …«, fuhr Chris Wendell fort, und vier Augen fokussierten sich wie auf Befehl auf die schlanke Frau im dezenten braunen Kostüm, deren geometrisch-streng gezeichnete Gesichtszüge keinerlei Herzlichkeit ausstrahlten. »Wir haben es hier mit einem außergewöhnlichen Fall zu tun. Ich habe es vorhin am Telefon ja schon kurz angedeutet. Sie kennen die neue Riesenkugel, die man vor ein paar Monaten am Steinberger See hingebaut hat?«

Agathe legte Frost in ihre Stimme. »Natürlich. Die größte begehbare Holzkugel der Welt. Vierzig Meter hoch, wenn mich nicht alles täuscht.« Da sie ihren Blick, einem Urinstinkt folgend, nicht einen Millimeter von der Gefahrenquelle nahm, die ihr gegenübersaß, sah sie nicht, wie Leitner nur mit Mühe ein Kichern unterdrücken konnte.

»Gut«, fuhr Chris Wendell fort. »Am letzten Samstag, also vor zwei Tagen, hat auf der Aussichtsplattform der Kugel eine Hochzeitsgesellschaft gefeiert. Irgendjemand kam auf die Idee, dass es lustig wäre, wenn die Braut die lange Röhre hinunterrutschte, aber als diese unten ankam, war sie tot. Erschossen.«

»Gibt’s doch nicht«, sagte Leitner mehr zu sich selbst.

»Gibt’s doch«, erwiderte Wendell. »Seit Samstag ist die Polizei vor Ort und stellt allerlei Untersuchungen an. Sie wissen schon, das Übliche: Kugel überprüfen und Fußabdrücke sicherstellen, Schussrichtung et cetera bestimmen.«

Leitner wollte eben erzählen, dass er und Agathe sich dessen bewusst waren, weil sie den Tatort bereits vor nicht einmal einer halben Stunde besichtigt hatten. Aber als er merkte, dass Agathe ihren Fuß auf seinen gestellt hatte und immer fester zudrückte, biss er die Zähne zusammen und sah sie an.

»Kann ich mir vorstellen, dass die Kripo dort jeden Stein umdreht«, entgegnete Agathe kühl.

Die Chefin, die freilich wusste, dass sie im früheren Beruf Polizeibeamtin in Hamburg gewesen war, nickte kurz. »Solange die Beamten damit beschäftigt sind, muss der Freizeitpark seinen Betrieb unterbrechen. Und hier kommt nun die Jacortia ins Spiel, denn dadurch entsteht ein hoher Ausfall der Betriebseinnahmen, und genau dagegen hat sie sich versichert.«

»Hat sich wer versichert?«, fragte Agathe.

»Renate Huber, die Betreiberin des Selbstbedienungsrestaurants. In unseren Verträgen ist sie auch als die Sprecherin der Betreibergesellschaft aufgeführt.«

Leitner rief sich die Holzkugel mit ihrer Rutschbahn ins Gedächtnis und brummte: »Merkwürdig …«

»Was ist daran merkwürdig, Herr Leitner? Die Holzkugel ist ein Millionenprojekt mit überregionaler Sogwirkung. Selbstverständlich müssen sich die Betreiber gegen einen solchen Fall versichern. Erst recht, da unsere Gesellschaft vor einigen Monaten schon einmal einen Schadensfall ausbezahlen musste. Die Brandstiftung am Gastronomiegebäude.«

»Das leuchtet mir schon ein, aber das habe ich nicht gemeint. Ich dachte mehr an die Rutsche …«

Beide Frauen betrachteten mit Ungeduld ihren Kollegen, der abwesend in eine Ecke des Büros starrte. Nach einigen Sekunden, die ihr wie Minuten vorgekommen waren, fragte Agathe: »Bei denen hat es gebrannt? Warum haben Sie uns nicht schon damals auf den Fall angesetzt?«

»Weil die Lage leider eindeutig und von der Polizei bestätigt war und wir Farbe bekennen mussten. Aber diesmal möchte ich genau wissen, was dort Sache ist. Fahren Sie nach Steinberg am See und sehen Sie dort nach dem Rechten.«

»Wie können wir denn die Zahlungsverpflichtung unserer Gesellschaft so gering wie möglich halten?«, erkundigte sich Agathe vorsichtig.

Wendell nahm ihre Brille mit dem dünnen Gestell ab und fokussierte sie. »Natürlich können Sie nicht die Arbeit der Kriminalpolizei beschleunigen, so viel dürfte klar sein. Für uns ist interessant, wie sich dieser Todesfall genau zugetragen hat. Vielleicht finden Sie ja ein Schlupfloch, durch das wir hindurchkriechen können.«

Agathe sortierte im Kopf flink die ihnen zur Verfügung stehenden Möglichkeiten. »Dann läuft wohl alles auf die Antwort auf die Frage hinaus, ob es sich bei dem Tod der Frau um einen Unfall handelte oder ob es Mord war. Im ersten Fall müssten wir zahlen, im zweiten nicht, richtig?«

»Das ist eine korrekte Beurteilung, Frau Viersen«, gab Chris Wendell mit einem verächtlichen Lächeln zurück.

Als Agathe und Leitner wenig später auf der A 93 wieder in nördliche Richtung fuhren, sagte Agathe mit zusammengepressten Zähnen: »Die bringt mich irgendwann noch so weit, dass ich ihr den ganzen Scheiß vor die Füße werfe.«

Leitner teilte Agathes Abneigung gegen Wendell, versuchte aber, die Situation nicht eskalieren zu lassen. »Dann schlage ich vor, wir besuchen noch mal die Wirtin der ›Kugelwirtschaft‹, diese Frau Huber, und versuchen, aus ihr noch mehr Informationen zu dem Vorgang vorgestern herauszuholen.«

Agathe war einverstanden, und so bogen sie zum zweiten Mal an diesem Montagmorgen auf den Parkplatz an der großen Holzkugel ein. Ihr Weg führte sie diesmal schnurstracks zur »Kugelwirtschaft«. Mit einem Blick zur Seite konnte Leitner sehen, dass der Polizeibeamte, der sie vorhin abgewiesen hatte, nun etwas lockerer dastand. Er hatte sich wohl innerlich schon auf eine zweite Diskussion mit den neugierigen Störenfrieden vorbereitet und war erleichtert, als Leitner und seine Kollegin das Restaurant ansteuerten. Es wirkte – nicht weiter verwunderlich für ein erst kürzlich eröffnetes Lokal – gepflegt und modern. Die hellen Wände hatten noch keine Patina, wie sie jeder gastronomische Betrieb früher oder später bekommt. Auch die Regale und Kühltheken wiesen keinerlei Gebrauchsspuren auf. Zu ihrer Rechten erblickte Agathe einen Kletterraum für Kinder, davor viele hohe Tische mit ebenso hohen Barhockern. Weiter oben vor den großen Glasfenstern sahen die Tische rustikaler aus.

An der Stirnseite des Raums fiel Leitner ein sehr langer, aus einem Stück gefertigter Holztisch auf, der ihn an eine Rittertafel erinnerte. Dann suchte sein Blick die linke Seite des Restaurants ab, wo die Selbstbedienungstheke stand. An der Wand knapp unter der Decke hingen mehrere Schiefertafeln, auf denen die Tagesgerichte angepriesen wurden. Auf einem Schild las Leitner »Kugelgulasch«, und – ob er es sich nur einbildete oder nicht – auf einmal zog ihm der Duft eines würzigen Rindergulaschs in die Nase.

Agathe sah die Betreiberin als Erste, als diese durch die Schwingtür der Küche in den Gastraum trat. Die wohlgenährte Frau mit tiefschwarzem Haar – wahrscheinlich gefärbt – wirkte auf den zweiten Blick doch etwas älter als vierzig. Ihr Haar hatte sie von der Stirn her in einer Welle nach hinten geschlagen und dort zu einem kleinen Zopf zusammengebunden. Agathe dachte bei ihrem Anblick an eine Opernsängerin, wozu auch das starke Make-up und die auffälligen roten Lippen beitrugen. Renate Huber mochte einen Meter siebzig messen und war damit in etwa so groß wie Agathe selbst.

Als die Wirtin die beiden Detektive entdeckte, drehte sie ihren Kopf kurz zur Seite, um einmal tief durchzuschnaufen, dann ging sie auf Leitner und Agathe zu. »Sie also noch mal! Dann setzen wir uns am besten nach oben.«

Sie deutete zu einem der Holztische am Fenster und rief mit kurzem Blick über ihre Schulter dem Mitarbeiter, der in der Mitte des Raumes an der digitalen Kasse saß, zu: »Robert, bring uns drei Kaffee!«

Leitner und Agathe wollten die Gesprächsbereitschaft der Frau nicht auf die Probe stellen und folgten ihrer Anweisung. Als sie Platz genommen hatten, begann Agathe: »Frau Huber, das ist ja wirklich eine unschöne Situation, in der Sie sich –«

Renate Huber verdrehte die Augen zur Decke. »Unschön? Das ist auch eine Art, es auszudrücken. So etwas wie das da draußen kann ich im Augenblick gebrauchen wie eine Wurzelbehandlung ohne Narkose.«

»Das glaube ich Ihnen«, gab sich Agathe verständnisvoll.

»Zuerst hat alles gut ausgeschaut«, fuhr Renate Huber fort. »Die Planungen der Holzkugel und des Parks gingen voran, wir alle waren mit Eifer und Vorfreude bei dem Projekt dabei. Aber dann begannen die Rückschläge.«

»Zuerst der Brand …«, resümierte Leitner.

Renate Huber gab ihm mit einem emotionslosen Nicken recht. »Lange bevor die eigentliche Kugel gebaut wurde, stand hier schon der Rohbau des Gastronomiegebäudes, von dem ein Teil einem Brandanschlag zum Opfer fiel.« Sie seufzte. »Die Jungs und Mädels von der Feuerwehr haben gute Arbeit geleistet, sodass durch die Löscharbeiten kaum zusätzlicher Schaden entstanden ist, aber ein großes Ärgernis war es trotzdem.«

Agathe spitzte die Lippen. »Nun, Sie haben den Schaden immerhin ersetzt bekommen, nicht wahr?«

»Das ist richtig. Aber ich habe auch nicht vom Geld geredet.«

»Sondern?«

»Von der Zeit! Mit jedem Tag, den sich unsere Eröffnung hinausgezögert hat, stiegen die Kosten, weil wir keine Einnahmen generieren konnten.« Mit großer Geste lehnte sich Renate Huber in ihrem Stuhl zurück und hob theatralisch die Hand an die Stirn. »Dann kamen die Ämter und Behörden, und es gab immer neue Inspektionen und immer weitere Sicherheitsvorschriften, deren Einhaltung überprüft werden musste. Das hat sich gezogen wie Kaugummi!«

»Und jetzt …«, baute Leitner ihr eine Brücke.

»Jetzt ist vor vier Wochen der Startschuss gefallen. Das Projekt läuft endlich, und die Kugel rollt! Und was ist? Da draußen rutscht diese verdammte Leiche aus der Röhre!«

Nachdem der Mitarbeiter ihren Kaffee an den Tisch gebracht hatte, nutzte Agathe die so entstandene Pause, um die Wirtin zum Reden aufzufordern. »Vielleicht sollten Sie uns kurz erzählen, was genau passiert ist, Frau Huber.«

Die Angesprochene kippte so viel Milch in ihre Tasse, dass die Flüssigkeit fast über den Rand schwappte. Unter deutlichem Schlürfen nahm sie einen Schluck Milchkaffee, bevor sie begann: »Also gut. Wenige Tage nach der Eröffnung rief mich eine Frau aus Schwandorf an. Sie erzählte mir, ihre Freundin werde bald heiraten und sie selbst sei die Trauzeugin, sei also auch zuständig für das ganze Drumherum der Hochzeit.«

»Die Frau wollte die Hochzeit bei Ihnen organisieren?«, fragte Leitner.

»Nein, für die eigentliche Traufeier war der ›Fenzl‹ in Steinberg vorgesehen. Aber die Brautentführung, die sollte bei uns an der Kugel ihren Höhepunkt haben. Oben auf der Plattform, mit Sektempfang und Häppchen.«

Da Leitner früher als Musikant bei Dutzenden von Brautentführungen gespielt hatte und fast alle Örtlichkeiten der näheren Oberpfalz kannte, an denen sie üblicherweise stattfanden, konnte er sich gut vorstellen, dass es Laune machte, auf vierzig Metern Höhe das Brautpaar zusammenzuführen.

»Wir kamen dem Wunsch natürlich gern nach und richteten für den vergangenen Samstag alles her«, erzählte Renate Huber weiter. »Die Hochzeitsgesellschaft traf ein, sogar halbwegs pünktlich und mit einer ganzen Blaskapelle im Schlepptau. Jeder war bester Laune, und alle stiegen voller Neugier den Rundweg nach oben rauf. Der Bräutigam kam erst sehr spät mit seinen Männern nach.«

Auch das leuchtete Leitner ein. Üblicherweise musste der Bräutigam vorher verschiedene Plätze, Kneipen oder Vereinsheime abklappern, die er mit seiner Braut vor der Hochzeit oft besucht hatte, bevor der Trauzeuge dafür sorgte, dass er die Braut endlich fand. »Wahrscheinlich musste er vorher eine größere Tour absolvieren.«

»Und in der Zwischenzeit haben die Gäste bestimmt fleißig gebechert, nicht wahr?«, führte Agathe den Gedanken fort.

»Freilich«, sagte Renate Huber. »Am Samstag war ja ein Traumwetter, und von den Gästen war bis dahin auch noch keiner auf der Kugel gewesen. Das hat denen einwandfrei getaugt.«

»Und dann kam irgendwann der Bräutigam«, lenkte Agathe wieder zum eigentlichen Thema hin.

Die Wirtin setzte sich seitlich auf ihren Stuhl und ließ einen Arm hinter der Stuhllehne hinunterbaumeln. »Ja, nach fast drei Stunden. Das war ein großes Hallo, wie die vom Parkplatz zur Kugel gegangen sind. Sie haben an der Blasmusik schon erkannt, dass es die richtige Gesellschaft war. Der Bräutigam und sein Gefolge wollten sich schon an den Aufstieg machen, aber die Trauzeugin sorgte dafür, dass einige Freunde sie unten aufhielten.«

»Normalerweise folgt jetzt die Verhandlung über die Freilassung der Braut«, sagte Leitner.

»Das war auch hier der Fall. Zunächst sollte der Bräutigam sich ans Rutschenende stellen und seine Angebetete auffangen. So haben es mir die Gäste später erzählt.«

»Wo waren Sie währenddessen, Frau Huber?«, fragte Leitner.

»Ich war die ganze Zeit hier unten, weil ich ein Auge auf unsere Mitarbeiter im Service und in der Küche haben musste. Als alle Gäste wieder unten standen, bin ich auch zum Rutschenende gegangen, weil ich zusehen wollte.« Sie nahm den Kaffeelöffel und rührte sinnlos in ihrer Tasse herum.

Mit einem leichten Heben der Augenbrauen forderte Leitner Agathe stumm auf, die Wirtin zum Weiterreden zu bewegen. »Und … was ist dann passiert?«, fragte sie.

Renate Huber klappte die Handflächen nach außen und wieder nach innen. »Ja mei, was ist passiert? Auf einmal rutscht da diese tote Frau raus. Das ist passiert.«

»Wie … wie ist sie denn …?«

»Eine Kugel hat sie in den Kopf gekriegt. Von vorn. Das Gesicht und der Schleier waren noch da, aber den Hinterkopf und das halbe Hirn hat sie in der Rutsche gelassen.« Und als ob die Tote etwas dafür könnte, fauchte Renate Huber noch hinterher: »Die blöde Gans!«

Nach einem Moment des Nachdenkens fragte Leitner: »Aber wer hätte denn eine Kugel auf die Rutsche abfeuern sollen?«

Die Wirtin schmiss klirrend ihren Löffel auf die Untertasse und setzte sich aufrecht hin. »Was weiß denn ich? Sie sehen doch selbst, dass am Seeufer viel Wald ist. Vielleicht war’s ein Jäger, und die Kugel ist irgendwo abgeprallt und umgelenkt worden. Wäre ja nicht das erste Mal bei uns.«

Agathe wollte nachfragen, aber Leitner bedeutete ihr, jetzt nichts zu sagen. Er würde ihr später vom traurigen Fall eines vor einiger Zeit aus Versehen bei der Jagd getöteten Passanten in Nittenau erzählen. »Frau Huber, wir müssen jetzt leider weiter«, bereitete er das Gesprächsende vor. »Wie war denn der Name des Brautpaares? Wir müssten uns auch mit dem Bräutigam unterhalten.«

»Rester. Aus Wackersdorf.«

»Rester … Den Vornamen haben Sie wohl nicht zufällig?«

»Ich glaube, er heißt Paul, an ihren Vornamen erinnere ich mich nicht mehr.« Renate Huber schüttelte den Kopf. »Ich glaube, die war eine Doktorin oder so was.«

Leitner prägte sich die Informationen gut ein. »Und die Frau, die das organisiert hat?«, fragte er dann. »Die Trauzeugin?«

»Die hat … Geiger geheißen. Emma Geiger. Aus Schwandorf.«

»Nun gut, Frau Huber«, meinte Agathe, »Sie haben uns schon mal ein gutes Stück weitergeholfen.«

»Jaja, aber schauts bloß, dass das mit eurer Fragerei nicht allzu lange dauert«, gab die Wirtin zurück. »Die entgangenen Einnahmen müssen der Betreibergesellschaft ersetzt werden. Für mich geht’s hier um alles, wir müssen schnellstmöglich wieder aufsperren und den normalen Betrieb aufnehmen.«

»Es ist auch in unserem Sinn, dass der Fall so schnell wie möglich abgeschlossen wird«, sagte Agathe.

Als die Detektive sich schon verabschiedet und zur Tür gewandt hatten, drehte sich Leitner noch einmal zu Frau Huber um. »Wissen Sie zufällig, welche Kapelle an dem Brautverzug gespielt hat?«

Die Wirtin musste nur kurz überlegen. »Ich glaube, irgendwelche Kirwamusikanten. Ganz aus der Nähe. Ja, genau, es waren die Wirkendorfer Kirwamusikanten.«

Als sie beide wieder im Wagen saßen, murmelte Agathe missgelaunt: »Also viel haben wir ja nicht herausgefunden. Kennst du vielleicht das Brautpaar oder die Trauzeugin?«

Leitner lächelte verschmitzt. »Nein, deren Namen sagen mir so auf die Schnelle nichts.«

»Was dann man richtig kacke is«, brach der norddeutsche Dialekt der in Lübeck geborenen Agathe hervor.

»Na, na, nur nicht gleich die Flinte ins Korn werfen.«

Doch Agathe blieb skeptisch. »Also müssen wir das ganze Telefonbuch nach Resters durchsuchen. Wo sonst sollen wir ansetzen?«

Das Lächeln auf Leitners Lippen wurde breiter. Er trat ein wenig fester auf das Gaspedal und meinte vergnügt: »Es ist oft die Klarinette, die das Spiel entscheidet …«

2

Agathe Viersen kannte den Hof vor der alten Halle, auf welchen Leitner den BMW lenkte. Es war früher seine Bleibe und auch sein Geschäftsgebäude gewesen. Hier hatte Agathe ihren späteren Kollegen während ihres ersten gemeinsamen Falles – die Leiche im Güllefass auf der Wirkendorfer Kirwa – näher kennengelernt. Bevor Leitner zur Jacortia stieß, hatte er einen Verleih für Bühnentechnik, Licht und Ton betrieben, den er nach seinem beruflichen Wechsel Dominik Kammerl, seinerseits Klarinettenspieler der Wirkendorfer Kirwamusik, übergeben hatte. Genau ihn wollte Leitner nun sprechen. Er war sich sicher, dass Kammerl beim Brautverzug auf der Kugel dabei gewesen war.

Leitner und Agathe traten durch das große Schiebetor und erwarteten das gemütliche Chaos, welches zu Leitners Zeiten hier geherrscht hatte. Doch sie wurden überrascht. Der schwarze Flügel, um welchen stets Dutzende Musikinstrumente wie Tenorhörner, Bässe, Gitarren und Posaunen sowie Pappkartons, Lichttraversen und Mischpulte herumgestanden hatten, war weg. Das ganze Equipment war verschwunden.

»Ja, schau mal einer an«, grummelte Leitner, den der veränderte Anblick seines früheren Zuhauses kurz überforderte.

Dann trat Dominik Kammerl aus dem Bretterverschlag, in dem sich eine Nasszelle und das Schlafzimmer Leitners befunden hatten. Er trug einen Umzugskarton, den er sofort abstellte, als er seine beiden Besucher sah.

»So eine Überraschung«, begrüßte Kammerl die beiden fröhlich.

»Servus, du alter Lump!«, sagte Leitner, obwohl Kammerl im Gegensatz zu ihm die dreißig noch nicht geknackt hatte.

»Tag, Dominik«, sagte Agathe und betrachtete den Musikanten genauer. In ihren Augen hatte Kammerl einen gewaltigen Entwicklungsschub gemacht. Als sie ihn vor knapp drei Jahren kennenlernte, hatte er noch einen jugendlich-kurzen Haarschnitt mit hochgegelten Igelstacheln gehabt. Sein Gesicht war eher knabenhaft als männlich gewesen. Nun war das Babyface einer reiferen Version gewichen, wenngleich auch diese noch eine gehörige Portion ungetrübter guter Laune versprühte.

»Servus, Agathe«, erwiderte Kammerl und umarmte sie herzlich. »Was treibt ihr denn hier?«

»Das Gleiche könnte ich dich fragen, Dominik«, meinte Leitner. »Wo ist das ganze Equipment?«

Kammerl sah sich kurz in der jetzt so gut wie leeren Halle um und sagte dann: »Das habe ich verkauft. Und das Geld gleich wieder investiert.«

Demonstrativ schnappte er sich ein Pad, das auf einer der Umzugskisten lag, und hob es in die Luft. »Ich leihe mir jetzt für Veranstaltungen die nötige Ausrüstung und steuere alles vor Ort selbst mit einer neuen Software. Außerdem bin ich dabei, hier ein kleines Tonstudio einzurichten, damit ich Musik und Videos selbst produzieren kann.«

Leitner nickte mit einigem Respekt, weil er dem jungen Mann so viel Unternehmergeist bis vor Kurzem nicht zugetraut hätte.

Plötzlich schnippte Kammerl mit den Fingern. »Mann, das muss ich euch erzählen! Wisst ihr, was am Wochenende passiert ist? Das war echt der Hammer!«

»Warst du zufällig auf der neuen Holzkugel?«, klopfte Leitner auf den Busch.

Kammerl zeigte auf Leitner, um anzudeuten, dass er richtig geraten hatte. »Woher weißt du das denn schon wieder?«

»Ich habe es nicht gewusst, sondern mir gedacht.«

»Hast du mitbekommen, wie das mit der toten Frau passiert ist?«, schaltete sich Agathe ein.

»Mitbekommen?« Kammerl grinste überheblich. »Ich bin keine zwei Meter danebengestanden!«

Leitner sah auf die Uhr auf seinem Handy. »Wenn ich dich jetzt zum Mittagessen einlade, magst du uns das dann ein bisschen näher schildern?«

Kammerl legte das Steuerungspad auf den Umzugskarton. »Passt mir perfekt!«

Eine Viertelstunde später saßen Agathe, Leitner und Dominik Kammerl im Gasthaus Mehrl in Schwandorf, unweit von dem Haus in der Klosterstraße, in welchem sich Agathe und Leitner eine Wohnung teilten. Der unter der Woche täglich angebotene Mittagstisch hatte mit Handwerkern, Autohändlern, Bankangestellten und Mitarbeitern des Rathauses Schwandorf die üblichen Gäste angelockt. Auch die stets um diese Zeit anwesenden Rentner und Pensionäre waren schon vor Ort und sparten nicht mit freundschaftlichem Spott, als das Trio den Gastraum betrat.

»Jaja, die Musikanten müssen halt nix arbeiten!«, rief ein älterer Mann.

Ein anderer sagte, auf seinen Gehstock gestützt: »So schön möchte ich es auch einmal haben, dass ich schon am Tag ins Wirtshaus gehen kann.« Es folgte Gelächter, denn jedem war bewusst, dass dieser Mann täglich mit zu den ersten Gästen gehörte, wenn das Gasthaus am Vormittag seine Eingangstür aufsperrte.

Die drei neuen Besucher fanden einen freien Tisch und bestellten jeweils eine Halbe Kneitinger sowie das Tagesgericht. Bis die Fleischpflanzerl mit »Schnee« – so hieß hier das Kartoffelpüree – serviert wurden, unterhielten sich die beiden Musikanten über die neuesten Entwicklungen in der Licht- und Tontechnik. Als sich endlich alle mit großem Appetit über die Pflanzerl hermachten, forderte Agathe Dominik Kammerl auf: »Jetzt aber man Butter bei die Fische. Schieß los, ich bin wirklich gespannt.«

Kammerl ließ sich nicht lange bitten. »Nun, angefangen hat alles damit, dass mich eine Frau anrief und fragte, ob wir auch bei einem Brautverzug spielen würden.«

»Und da hast du gesagt: ›Gern, selbstverständlich! Haben wir schon hundertmal gemacht, irgendwann muss es ja mal klappen!‹«, scherzte Leitner.

»Idiot«, schalt Agathe ihren Kollegen und sah aufmerksam wieder zu Kammerl.

»Du weißt ja selbst, Gerhard«, sagte der, »dass eine Brautentführung eine von unseren vielen Paradedisziplinen ist. Logischerweise habe ich zugesagt, und so sind wir verpflichtet worden. Das Ganze sollte dann eben da oben auf der Plattform der Kugel stattfinden.«

»So weit sind wir im Bilde«, sagte Agathe.

»Am letzten Samstag sind wir also raus nach Steinberg gefahren«, fuhr Kammerl fort. »Vorher hatte ich wie immer den Senftleben abholen müssen, das Gschiss kennst du ja auch noch, Gerhard.«

Der nickte lächelnd. Der Trompeter Klaus Senftleben war aller Wahrscheinlichkeit nach vom Auftritt am Freitagabend erst Samstagfrüh heimgekehrt und daher außerstande gewesen, ein Auto zu lenken.

»Diesmal stand der Klaus sogar pünktlich bereit«, erzählte Kammerl weiter, »und so trafen wir alle zum vereinbarten Zeitpunkt an dem Holzding ein. Wie am Telefon ausgemacht schnappten wir uns gleich die Instrumente, meldeten uns bei der Betreiberin von der Wirtschaft und gingen nach oben. Noch bevor die Braut mit ihren Entführern angerauscht kam.«

»Wie spät war es da?«, wollte Agathe wissen.

»Genau zwei, als wir ankamen. Alles in allem vielleicht kurz vor halb drei, bis wir schließlich da raufgehatscht sind. Gegen drei sollte dann die Brautgesellschaft eintrudeln.«

»Was auch geschah?«

»Genau wie vorher besprochen.«

Agathe notierte sich in Gedanken die Uhrzeiten. »Was waren das für Gäste?«, fragte sie nach. »Ich meine, eher ruhigere oder Partypeople?«

»Schon Feierbiester. Zumindest nach dem, was ich in der kurzen Zeit beobachten konnte. Die haben so geschluckt, dass ich mich gefragt habe, ob der eine oder andere den Abend noch erleben wird. Aber es gab noch keine Ausfälle. Im Gegenteil. Es herrschte beste Stimmung.«

»Und wie viele Leute waren da oben auf der Kugel?«, fragte Leitner.

»Na … vielleicht so dreißig, vierzig. Ohne uns Musikanten. Auf jeden Fall war das einer der längeren Brautverzüge. Der Bräutigam hat Ewigkeiten gebraucht, bis er zur Kugel gekommen ist. Aber uns war es recht, weil es immer frisches Bier gab. Extra eingebraut. Schon mal probiert? Die nennen es ›Kugelhalbe‹.«

»Kenne ich, macht der Fuchsberger«, sagte Leitner mampfend.

»Aber irgendwann ist er doch gekommen, der Bräutigam, nicht wahr?«, fragte Agathe.

»Klar. Den Tross Autos, der auf den Parkplatz rollte, hat man schon von Weitem gesehen. Da haben sich dann alle an die Brüstung gelehnt und runtergeschrien. Zuerst wollte der Paul –«

»Das ist der Bräutigam?«, fiel Agathe Kammerl ins Wort.

»Genau, der Bräutigam. Der wollte zuerst zu uns heraufkommen. Aber sie hatte dafür gesorgt, dass zwei Männer von den Gästen ihn am Aufgang abfingen.«

»Wer hat dafür gesorgt?«

»Na, sie. Die Trauzeugin. Emma Geiger, die auch uns verpflichtet hat.«

»Okay«, murmelte Agathe.

»Na, jedenfalls ist der Paul deshalb nicht raufgestiegen. Stattdessen brüllte die Emma runter, dass er jetzt als Pflicht auferlegt bekäme, seine Braut im Flug aufzufangen. Wir, also die Musik und die anderen Gäste, sind dann wieder nach unten marschiert. Das war witzig, weil dort ein Turm Bierkisten aufgestapelt war und die Emma gesagt hat, der Paul muss so lange Kisten von A nach B tragen, bis die ganze Gesellschaft wieder Boden unter den Füßen hat. Und was er von den Kisten nicht schafft, muss er dann zahlen. Die Emma hat uns also ganz schön Feuer unter dem Hintern gemacht, damit der Paul möglichst viel blechen musste.«

Leitner schnitt eben sein zweites Fleischpflanzerl an und wollte wissen: »Da ist also die ganze Herde nach unten gedüst, während der Paul Kisten geschleppt und dabei wahrscheinlich seinen Anzug komplett durchgeschwitzt hat?«

»Freilich! Kannst du dir ja denken, bei dem Bombenwetter.«

»Und irgendwann waren alle bis auf die Braut unten?«

Kammerl trank von seinem Kneitinger und nickte gleichzeitig, was zu einem Überschwappen des Gerstensaftes führte.

Agathe grinste. Dominik Kammerl war eben doch noch mehr ein großer Bub als ein junger Mann.

»So was Blödes«, brummte der Musiker, als er sich mit der Papierserviette Mund und Hals abtrocknete. Dann knüllte er den Zellstoff zusammen, warf die Kugel auf den Tisch und sah unsicher zu Agathe. »Wo war ich stehen geblieben?«

»Bis auf die Braut waren alle unten an der Kugel.«

»Ach ja, genau. Alle bis auf die Braut und ihre Trauzeugin.«

»Die beiden sind oben geblieben?«

»Ja. Etwa zehn Meter unter der oberen Plattform gibt es eine zweite, auf der man in die Rutsche einsteigen kann. Dahin sind die beiden gegangen. Wir haben zunächst dem Bräutigam eine Erholung vom Kistenschleppen gegönnt und einen Walzer als Pausenfüller gespielt. Dann hat’s geheißen, wir sollen uns um das Loch stellen, wo man beim Rutschen rauskommt. Der Fritz hat einen Trommelwirbel mit Crescendo gespielt, und dann sind alle wie im Stadion beim Fußball runter in die Knie gegangen. Weißt schon, wie bei so einer Welle. Alles brodelt, alles brummt, und wir schauen also gespannt in die Röhre. Dann kommt tatsächlich ein Paar Haxen um die Kurve und –«

»Passt bei euch alles?«, fragte just in dem Moment die Bedienung, die wegen der vielen Gäste recht im Stress war.

»Alles gut, Sabine«, sagte Leitner etwas schroffer als beabsichtigt und forderte die Klarinette mit einer Geste auf, weiterzuerzählen.

Kammerl kam seinem Wunsch nach. »Na, und dann rutscht sie da raus aus dem Ding. Aber halt nicht so, wie alle es erwartet haben. Mit vor Freude ausgestreckten Armen oder so was. Einfach brettflach und reglos wie ein Sack Kartoffeln, daran hat sie mich tatsächlich erinnert.«

»Und der Bräutigam?«, forschte Agathe nach.

»Der Paul hat zunächst genauso blöd geschaut wie wir alle. Schließlich war das ganze Brimborium ja nur mit dem Ziel organisiert worden, dass sich am Schluss ein vor Glück strahlendes Paar taumelnd in den Armen liegt. Aber so kam es nicht, und drum hat er wie wir alle seiner Frau hinterhergeschaut, als sie ihm im wahrsten Sinne des Wortes durch die Hände geglitten ist. Dann hat er ein paar Schritte nach hinten gemacht, weil er ihr beim Aufstehen helfen wollte, und da hab ich schon die Sauerei gesehen, die aus der Röhre getropft ist.«

Agathe zögerte kurz, bevor sie sich einen weiteren Bissen vom Fleischpflanzerl in den Mund schob.

»Ein Gemisch aus Blut und gelbem Brei«, erzählte Kammerl weiter. »Ich hab gedacht: Ach du Scheiße!, zu der Braut geschaut, und dann ist mir ganz anders geworden.«

Agathe schob ihren Teller zur Tischmitte. Sie hatte keinen Appetit mehr.

Leitner nahm Kammerls Faden auf. »Das glaub ich dir gern. War bestimmt kein schöner Anblick.«

»Natürlich nicht. Der hatte es den halben Kopf weggerissen, wie damals dem Kennedy in Dallas. Vorn ging’s ja noch, aber hinten …«

»Und wie hat der Paul reagiert, als er seine Braut da tot liegen sah?«

»Das war ja das Beste!«, rief Kammerl.

»Das Beste?«, entfuhr es Agathe.

»Nein, natürlich nicht das Beste … Ich meine, das war die Krönung der Überraschung! Sozusagen das i-Tüpfelchen.«

»Das i-Tüpfelchen? Dominik, was faselst du da? Das ist doch kein Spaß, wenn man auf diese Art und Weise seine Frau verliert.«

»Du verstehst mich nicht, Agathe. Das genau war ja der Witz. Also, die Braut.«

»Was war denn mit ihr?«

»Ja, mit ihr war eben nichts.«

»Bitte?« Agathe klang ein bisschen genervt.

»Na, weil die Tote in der Röhre eben nicht die Braut war. Sondern die andere!«

»Die andere?«

»Ja, die Trauzeugin!«

Sowohl Agathes als auch Leitners Oberkörper sanken zurück gegen ihre Stuhllehnen. Sekundenlang brachte keiner von beiden ein Wort über die Lippen.

Die Tote war gar nicht die Braut, sondern ihre Trauzeugin?

Diese Information hatte ihnen weder ihre Chefin noch die Wirtin Huber von der »Kugelwirtschaft« mitgeteilt.

Dominik Kammerl sah in die überraschten Augen seiner Freunde. »Da schaut ihr, was? Ich hab’s ja selbst kaum glauben können!«

Leitner fand vor Agathe seine Sprache wieder. »Das heißt, diese Frau, die euch Musikanten und überhaupt die ganze Feier organisiert hat, diese …«

»Emma Geiger«, half Kammerl Leitner.

»Emma Geiger wurde also getötet?«

Kammerl nickte stumm, bevor er erklärte: »Ich hab das erst nicht gesehen. Weil sie ja auch den Brautstrauß in der Hand gehabt hat. Und den Brautschleier trug, zumindest das, was davon noch übrig war.«

»Dann kam also die falsche Braut aus der Röhre …«, murmelte Agathe.

»Erst ging natürlich ein großes Geschrei los, man könnte auch sagen, fast schon eine Panik.« Kammerls Augen glänzten, als er weitererzählte. »Jeder hat ja sofort gesehen, dass da was nicht stimmte. Und je mehr die Blutspur sahen, desto hektischer wurde die Atmosphäre. Wir Musikanten hörten auf zu spielen, logisch, und dann haben wir uns ein bisschen zurückgezogen und gewartet. Da gehörte ja nicht viel dazu, um zu wissen, dass wir Zeugen eines Verbrechens geworden waren und uns die Polizei bestimmt verhören wollen würde.«

»Wie ging es weiter?«, fragte Leitner.