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Seite 2/3 (v.l.n.r.): Tölpelkolonien am Cape Kidnappers; Mount Taranaki; Cathedral Cove; Emerald Lakes des Tongariro National Park; Cable Car in Wellington; Bay of Islands
Konzeption, Layout und Gestaltung dieser Publikation bilden eine Einheit, die eigens für die Buchreihe der Go Vista City/Info Guides entwickelt wurde. Sie unterliegt dem Schutz geistigen Eigentums und darf weder kopiert noch nachgeahmt werden.
© VISTA POINT Verlag GmbH, Rolandsecker Weg 30, D-53619 Rheinbreitbach
4., erweiterte und aktualisierte Auflage 2019
Alle Rechte vorbehalten
Reihenkonzeption: Andreas Schulz & Vista Point-Team
Bildredaktion: Eszter Kalmár
Lektorat: Christina Richter
Layout und Herstellung: Kerstin Hülsebusch-Pfau
Reproduktionen: Henning Rohm, Köln; Noch & Noch, Datteln
Kartographie: Kartographie Huber, München
ePub-Konvertierung: Datagrafix GSP GmbH, Berlin
ISBN 978-3-96141-476-5
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NEUSEELAND
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Maori – die ersten Einwanderer
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Wer ans andere Ende der Welt reist, landet in einem einzigartig abwechslungsreichen Naturparadies: Regenwälder, gletscherbedeckte Hochgebirgsmassive, Vulkanlandschaften sowie Küsten mit Fjorden, Klippen und Sandstränden. Nirgendwo lauern bedrohliche Raubtiere, weder giftige Schlangen noch gefährliche Insekten erwarten den Urlauber. Dafür gibt es unzählige Vögel sowie rund 27 Millionen Schafe und nur 4,7 Millionen Menschen. Neuseelands Natur ist friedlich – und noch weitgehend intakt.
Für die größere und landschaftlich attraktivere Südinsel sollten Neuseeland-Besucher mehr als die Hälfte ihres Aufenthalts veranschlagen. Sowohl die verschwiegenen Buchten der Marlborough Sounds als auch die tosende Tasmanische See und die Ostküste, an der regelmäßig imposante Wale auftauchen, muss man gesehen haben. Wanderer können tagelang die Wildnis ausgedehnter Nationalparks durchstreifen. Zu ambitionierten Bergtouren stiften die majestätischen Dreitausender rund um den Aoraki Mount Cook an. Das sonnenverwöhnte Hochland von Central Otago – ehemals ein Eldorado für Goldsucher – ist heute eine bezaubernde Ferienidylle.
Die meisten Touristen landen erst mal in Auckland auf der Nordinsel. Schon wenige Kilometer außerhalb des großstädtischen Treibens dieser neuseeländischen Metropole erreicht man den naturbelassenen Regenwald der Waitakere Ranges und gleich dahinter herrliche Strandkulissen an den aufgebrachten Wogen der Tasmanischen See. Die Kultur der Maori, der ersten Einwanderer aus Polynesien, erlebt man am anschaulichsten in der dampfenden Thermallandschaft in und um Rotorua, die weiter südlich in die schroffe Vulkanszenerie des Tongariro National Park übergeht.
Auf der Nordinsel bieten sich auch die besten Gelegenheiten, die moderne Lebensart der Kiwis – wie sich die Neuseeländer gerne selbst nennen – kennenzulernen. Vor allem in der eleganten Hauptstadt Wellington, wo eine ganze Reihe Gourmet-Restaurants innovative Küche mit heimischen Spitzenprodukten, wie Lammfleisch und Meeresfrüchten, kultiviert haben. Dazu wird exzellenter Wein aus den fruchtbaren Anbaugebieten des Landes serviert.
Um 1000 |
Erste Polynesier erreichen die bis dahin menschenleeren Inseln. Die Überlieferung der Maori besagt, dass Neuseeland vom legendären Seefahrer Te Kupe entdeckt wurde. Andere polynesische Seefahrer seien ihm aus dem sagenhaften Heimatland Hawaiki in mehreren Auslegerkanus gefolgt. Von den einzelnen Kanus leiten die späteren Maori-Stämme ihre Herkunft ab. |
Um 1300 |
Polynesier besiedeln nachweislich Aotearoa – das »Land der langen weißen Wolke«, wie Neuseeland von den Maori genannt wird. Die Steinzeitkultur des Naturvolks kennt den einfachen Ackerbau und pflanzt z. B. kumara (Süßkartoffeln) an. |
Maori – die ersten Einwanderer
Neuseeland war gänzlich unbewohnt, als um 1000 n. Chr. die ersten Polynesier mit ihren Auslegerbooten die Küsten erreichten – und blieben. Sie kamen von fernen Inseln im Osten des Südpazifiks, vermutlich in mehreren Einwanderungswellen. Warum, kann nur vermutetet werden: Womöglich zwangen Überbevölkerung, kriegerische Auseinandersetzungen oder Nahrungsmittelknappheit zu dem abenteuerlichen Exodus. Schriftliche Aufzeichnungen gibt es nicht, die Besiedlung Aotearoas, des »Lands der langen weißen Wolke«, wurde lediglich mündlich überliefert. Entsprechend sagenhaft klingen die Geschichten der Maori-Mythologie, z. B. die Entstehungsgeschichte Neuseelands, die auf den bei Polynesiern meistverehrten Halbgott Maui zurückgeht: Der Legende nach ist nämlich die Südinsel das Kanu von Maui (Te Waka a Maui), Stewart Island der Anker und die Nordinsel der Fisch, den Maui fing (Te Ika a Maui).
Die eingewanderten Polynesier bildeten kein »einig Volk«, sondern verschiedene Stämme, die oftmals verfeindet waren und sich kriegerisch bekämpften. Man siedelte mit einfachen Hütten im pa, einem befestigten Dorf, gerne in Hochlagen erloschener Vulkankegel, wie es sie vielerorts in Neuseeland gibt. Vor der Ankunft der Europäer lebten die Maori vom Ackerbau, Fischen und Jagen. Bevorzugt wurden Moas erbeutet, bis die riesigen Laufvögel wahrscheinlich bereits in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts ausgestorben waren.
Maori kannten keinen Privatbesitz, Ländereien waren Stammeseigentum, das an Pakeha, wie die Europäer genannt wurden, nicht veräußert werden konnte. Ein Dilemma, das den andauernden Streit um Landrechte befeuert. Austragungsort ist das Waitangi Tribunal, wo die Richter heutzutage in vielen Fällen zugunsten der Maori entscheiden.
1642 |
Der Holländer Abel Janszoon Tasman entdeckt als erster Europäer Neuseeland. Er annektiert das fremde Stück Erde für Holland und nennt es Staten Land, ohne es je zu betreten. Später wird es von holländischen Geografen in Nieuw Zeeland umbenannt. |
1769 |
Der Brite James Cook erreicht am 9. Oktober die Ostküste der Nordinsel. In der Mercury Bay der heutigen Coromandel-Halbinsel nimmt er das Land für die englische Krone in Besitz. |
1792 |
Das erste Walfangschiff erreicht Neuseeland. |
1814 |
Die ersten Missionare kommen ins Land und eröffnen zwei Jahre später die erste Schule für Maori-Kinder. |
1833 |
Der britische Gesandte James Busby erreicht Neuseeland. Er soll die Interessen der Engländer vertreten. |
1835 |
35 Maori-Häuptlinge in der Bay of Islands unterschreiben mit Busby einen Unabhängigkeitsvertrag und schließen sich zu den »United Tribes of New Zealand« zusammen. |
1837 |
William Hobson, der spätere Generalgouverneur, kommt in Neuseeland an, um die dort lebenden Europäer vor den aufständischen Maori zu schützen. |
1838 |
Die »New Zealand Company« wird gegründet. Sie soll die Besiedlung des Landes vorantreiben, indem sie Briten bereits in der Heimat Grund und Boden verkauft. 1844, nachdem Wellington, Nelson, New Plymouth, Christchurch und Dunedin gegründet und fast 20 000 Auswanderer nach Neuseeland gebracht sind, löst sich die Gesellschaft wegen finanzieller Schwierigkeiten auf. |
1840 |
Der »Treaty of Waitangi« wird am 6. Februar in der Bay of Islands unterzeichnet. Damit stehen die Maori unter dem Schutz der englischen Krone, die im Gegenzug die souveräne Herrschaft erhält. Der Vertrag soll in der Kronkolonie ein friedliches Zusammenleben zwischen Maori und pakeha, den Langnasen, wie die Weißen genannt werden, besiegeln. Später wird die umstrittene Abmachung als Staatsgründung interpretiert und das Datum als neuseeländischer Nationalfeiertag festgelegt. |
1858 |
Erstmals leben mehr weiße Einwanderer als Maori in Neuseeland. Ein Maori-König wird proklamiert (Potatau I.). Das »Maori King Movement« soll die Maori-Stämme bei der gerechten Abwicklung von Landverkäufen unterstützen. |
1861 |
Gabriel Read findet Gold in Otago. In den nächsten Jahren werden immer mehr Goldfelder überall in Neuseeland entdeckt. |
1865 |
Wellington wird Hauptstadt. |
1867 |
Im Repräsentantenhaus werden vier Sitze (von 92) für Vertreter der Maori geschaffen, in der Kolonialzeit geradezu revolutionär und einmalig auf der Welt. |
1872/73 |
Das »Public Trust Office« wird gegründet. Die noch heute bestehende staatliche Institution übernimmt notarielle Aufgaben, hilft Menschen in Not oder bei geschäftlichen Problemen. |
1873 |
Die neuseeländische Regierung bezahlt Einwanderern die Schiffsreise, um sie ins Land zu locken. |
1874 |
Die ersten Chinesen beginnen mit ihrer Arbeit auf den Goldfeldern an der Westküste. Von den Neuseeländern werden sie nicht geachtet. Sie sind anspruchslos, emsig und letztendlich auch noch erfolgreich. |
1886 |
Bei Taranaki wird Öl gefunden. |
1890 |
Die erste Wahl: Männer über 21 Jahren dürfen abstimmen. |
1893 |
Weltweit als erste erhalten neuseeländische Frauen das Wahlrecht. |
1898 |
Erstmalig auf der Welt gibt es in Neuseeland eine Altersrente für Frauen und Männer über 65 Jahre. |
1901 |
202 Gewerkschaften vertreten knapp 24 000 Mitglieder. 27 Jahre später sind es 403 Gewerkschaften mit 103 000 Mitgliedern. Das »Tourist and Publicity Department« wird gegründet, das als erstes in der Welt um die Aufmerksamkeit der Touristen buhlt. Neuseeland zählt 815 000 Einwohner. |
1907 |
Neuseelands kolonialer Status wird aufgehoben, der Inselstaat ist jetzt ein selbstständiges Herrschaftsgebiet innerhalb des britischen Empires. |
1908 |
Der Neuseeländer Ernest Rutherford, der als Erster ein Atom spaltete, erhält als »Vater der Nuklearwissenschaften« den Chemie-Nobelpreis. |
1917 |
Wegen des Krieges in Europa werden die Pubs um 18 Uhr geschlossen. Diese Regelung wird erst 50 Jahre später wieder aufgehoben. |
1918 |
Eine traurige Bilanz: Rund 100 000 Neuseeländer nehmen seit 1914 im Australisch-Neuseeländischen-Armeecorps (ANZAC) an der Seite der Engländer am Ersten Weltkrieg teil, 17 000 kommen um. |
1919 |
Frauen dürfen nun auch ins Parlament gewählt werden. |
1925 |
Erstes Radioprogramm in Neuseeland. |
1933 |
Neuseeland ist das höchstverschuldete Land (pro Kopf der Bevölkerung) der Welt. |
1936 |
Die 40-Stunden-Woche wird festgeschrieben. |
1942 |
Während die neuseeländische Armee (über 100 000 Männer) an der Seite der Briten (hauptsächlich in Nordafrika) kämpft, bieten die Amerikaner dem Land militärischen Schutz vor den Japanern. |
1947 |
Am 25. November wird Neuseeland vollständig unabhängig von England, bleibt aber weiterhin Mitglied des Commonwealth. |
1951 |
Das ANZUS-Abkommen, der militärische Sicherheitspakt zwischen Australia (A), New Zealand (NZ) und den United States (US), wird unterzeichnet und tritt ein Jahr später in Kraft. |
1952 |
In Neuseeland leben etwas über zwei Millionen Neuseeländer europäischer Abstammung und knapp 140 000 Maori. |
1953 |
Der Neuseeländer Edmund Percival Hillary (1919–2008), ein ehemaliger Bienenzüchter, bezwingt als Erster mit dem Nepalesen Tenzing Norgay den Mount Everest. |
1960 |
Gleichen Lohn für gleiche Arbeit für Mann und Frau garantiert der Staat seinen Bediensteten. Zwölf Jahre später ist dies auch verbindlich in der privaten Wirtschaft. |
1964 |
Zum letzten Mal wird in neuseeländischen Gewässern ein Wal getötet. |
1965 |
Trotz heftiger Proteste schickt Neuseeland einige hundert Soldaten zur Unterstützung der Amerikaner in den Vietnam-Krieg. |
1972 |
Erster Protest der neuseeländischen Regierung gegen die Atomtests der Franzosen im Südpazifik. |
1973 |
Nach dem Beitritt Englands zur Europäischen Gemeinschaft bahnt sich für Neuseeland ein wirtschaftliches Fiasko an. Bis zum Jahr 2000 werden die Exporte nach England um bis zu 70 Prozent zurückgehen. |
1974 |
Das Wahlalter wird auf 18 Jahre gesenkt. |
1975 |
Das »Waitangi Tribunal« wird eingerichtet, um Konflikte mit den Maori zu lösen, die auf unterschiedlichen Auslegungen des Vertrags von Waitangi beruhen. |
1977 |
Arbeitslosigkeit und Inflation machen den Neuseeländern immer mehr zu schaffen. Die Auslandsverschuldung wird immer größer. |
1981 |
Am »Waitangi Day« (6. Februar) protestieren Maori erstmals in der Öffentlichkeit gegen den ihrer Meinung nach ungerechten Vertrag von Waitangi. |
1984 |
Unter Labour-Premierminister David Lange wird Neuseeland zur ersten atomwaffenfreien Zone auf der Erde erklärt. Ein entsprechendes Gesetz tritt aber erst 1986 in Kraft. |
1985 |
Im Hafen von Auckland versenkt der französische Geheimdienst das Greenpeace-Schiff »Rainbow Warrior«. Ein Mann kommt ums Leben. |
1989 |
Das »Waitangi Tribunal« gibt einem Maori-Stamm erstmals wieder Ländereien zurück. Dabei handelt es sich ausnahmslos um Staats- und nicht um Privatbesitz. |
1995 |
Neuseeland führt die weltweiten Proteste gegen die Atomtestserie der Franzosen auf dem Mururoa-Atoll an. Wenig später werden die Tests eingestellt. |
1996 |
Zum ersten Mal wird die Regierung nach dem Mehrheitswahlrecht wie in Deutschland gewählt. Damit sind auch Koalitionen möglich. |
1997 |
Mit Jenny Shipley (National Party) wird zum ersten Mal eine Frau zum Prime Minister gewählt. Es folgt ihr 1999 Helen Clark (Labour Party), die bis Ende 2008 im Amt bleibt. |
2000 |
Vor Auckland gewinnt die ambitionierte Seglernation Neuseeland zum zweiten Mal (nach 1995) den renommierte Segelwettbewerb »America’s Cup«. |
2001–03 |
Neuseeland erklärt sich zur »Mittelerde« und die von dem neuseeländischen Regisseur Peter Jackson in Neuseeland verfilmte Tolkien-Fantasy-Trilogie »Herr der Ringe« (»Lord of the Rings«) erhält elf Oscars. Die Drehorte werden zu Attraktionen – u. a. die Umgebung von Wellington (»The Shire«), Queenstown (»Lothlórien«) und Waikato (»Hobbiton«). |
2008 |
Ein Nationalheld stirbt im Alter von 88 Jahren: Sir Edmund Hillary, Bezwinger des Mount Everest. |
2010/11 |
Die Region Christchurch wird von schweren Erdbeben heimgesucht. Im Februar 2011 finden 185 Menschen den Tod und weite Teile der Stadt werden zerstört. |
2016 |
Neuseeland behält seine alte Flagge mit dem Union Jack. Die Bevölkerung hat im Zuge eines Referendums mit einer Mehrheit (56,6 Prozent) gegen einen neuen Entwurf mit Silberfarn und vier roten Sternen (Kreuz des Südens) gestimmt. |
2017 |
Die konservative National Party erhält bei den Parlamentswahlen die meisten Stimmen, die Regierung aber stellt die sozialdemokratische Labour Party mit Unterstützung der rechtsorientierten NZ First Party sowie den Grünen. Premierministerin wird die 37-jährige Jacinda Ardern (Labour). |
2018 |
Nachdem der Tourismussektor des Landes in den vergangenen 3 Jahren um 30 Prozent gewachsen ist, führt Neuseeland die Touristensteuer ein. |