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17. €

PETER WEISSER

VOM

NORDWALD

BIS ZUR

KORALPE

EIN WANDERTAGEBUCH IN 37 ETAPPEN
(2015 - 2018)
INKLUSIVE KARTENMATERIAL

PETER WEISSER

geboren 1940 in Wien, verheiratet, Vater eines Sohnes und einer Tochter sowie Großvater zweier Enkelkinder, absolvierte die Hochschule für Welthandel und war danach im Konzern der VOEST-ALPINE bis zu seiner Pensionierung tätig.

Seit Jugendtagen gilt seine Liebe dem Wandern. In der Nachkriegszeit beschränkte sich diese mangels finanzieller Mittel vorwiegend auf den Wienerwald. Erst nach Abschluss des Studiums dehnten sich seine Erkundungstouren, die er zumeist mit seiner Frau unternahm, auf den gesamten Alpenraum aus.

Die Begehung der Dolomiten-Höhenwege und die Durchquerung ganz Südtirols auf dem Europäischen Fernwanderweg E5 weckten in ihm jedoch die Sehnsucht nach weiteren Horizonten. So wagte der Bewegungshungrige neue Abenteuer und legte im bereits fortgeschrittenen Alter die nicht unerhebliche Strecke von Wien bis zur Ostsee auf dem Europäischen Fernwanderweg E6 zurück, um zuletzt mit der Durchquerung Österreichs von Nord nach Süd anzuschließen.

INHALTSVERZEICHNIS

PROLOG

1. ETAPPE:     25.5.2016

KARLSTIFT – LIEBENAU

2. ETAPPE     26.5.2016

LIEBENAU – ARBESBACH

3. ETAPPE     27.5.2016

ARBESBACH – BAD TRAUNSTEIN

4. ETAPPE     28.5.2016

BAD TRAUNSTEIN – OTTENSCHLAG

5. ETAPPE     29.5.2016

OTTENSCHLAG – ELSENREITH

6. ETAPPE     30.5.2016

ELSENREITH – SPITZ AN DER DONAU

7. ETAPPE     7.6.2016

SPITZ AN DER DONAU – AGGSBACH DORF

8. ETAPPE     8.6.2016

AGGSBACH DORF – MELK

9. ETAPPE     22.4.2015

MELK – ST. LEONHARD AM FORST

10. ETAPPE     31.7.2015

ST. LEONHARD AM FORST – TEXING

11. ETAPPE     1.8.2015

TEXING – HOCHBÄRNECK

12. ETAPPE     2.8.2015

HOCHBÄRNECK – ERLAUFBODEN

13. ETAPPE     3.8.2015

ERLAUFBODEN – MITTERBACH

14. ETAPPE     2.8.2016

MITTERBACH – GASTHAUS MOOSHUBENWIRT

15. ETAPPE     3.8.2016

NASTHAUS MOOSHUBENWIRT –NIEDERALPLPASS

16. ETAPPE     4.8.2016

NIEDERALPLPASS – GRAF-MERAN-HAUS

17. ETAPPE     5.8.2016

GRAF-MERAN-HAUS – SEEBERGALM

18. ETAPPE     14.8.2016

SEEBERGALM – SEEWIESEN

19. ETAPPE     24.8.2016

SEEWIESEN – VOISTHALERHÜTTE

20. ETAPPE     25.8.2016

VOISTHALERHÜTTE – SCHIESTLHAUS (HOCHSCHWAB)

21. ETAPPE     26.8.2016

SCHIESTLHAUS – SONNSCHIENHÜTTE

22. ETAPPE     27.8.2016

SONNSCHIENHÜTTE – LEOBNER HÜTTE

23. ETAPPE     28.8.2016

LEOBNER HÜTTE – VORDERNBERG

24. ETAPPE     13.9.2016

VORDERNBERG – REITINGBLICK

25. ETAPPE     14.9.2016

REITINGBLICK – ST. MICHAEL

26. ETAPPE     22.8.2017

ST. MICHAEL – KRAUBATH

27. ETAPPE     19.6.2018

KRAUBATH – ST. LORENZEN

28. ETAPPE     20.6.2018

ST. LORENZEN – GLEIN

29. ETAPPE     2.8.2018

GLEIN – GLEINALM SCHUTZHAUS

30. ETAPPE     3.8.2018

GLEINALM SCHUTZHAUS – OSKAR-SCHAUER-SATTELHAUS

31. ETAPPE     4.8.2018

OSKAR-SCHAUER-SATTELHAUS –GABERL

32. ETAPPE     20.8.2018

GABERL – SALZSTIEGELHAUS

33. ETAPPE     21.8.2018

SALZSTIEGELHAUS – PACK

34. ETAPPE     11.9.2018

PACK – HEBALM

35. ETAPPE     12.9.2018

HEBALM – WEINEBENE

36. ETAPPE     13.9.2018

WEINEBENE – KORALPENHAUS

37. ETAPPE     14.9.2018

KORALPENHAUS – LAVANTTAL (RIEDING)

EPILOG

ANHANG

Ob langsam oder schnehll am Ziel,
der Weg ist immer der gleiche!

(Buddhistische Weisheit)

PROLOG

Nachdem ich meine Weitwanderung von Wien bis zur Ostsee erfolgreich abgeschlossen hatte, fragte mich mein Onkologe anlässlich einer Kontrolle, wohin es nun gehen werde. Ich entgegnete ihm entgeistert: „Nirgendwo mehr hin, ich habe doch mein mir selbst gestecktes Ziel erreicht!“ Er jedoch erwiderte mit Bestimmtheit: „Sie MÜSSEN weitergehen!“

Vor die Wahl gestellt also, zwischen Weg oder Grab, fiel mir letztendlich die Entscheidung nicht schwer. In Wahrheit hatte ich mich ohnedies bereits mit dem Wanderbazillus infiziert und wurde ihn nicht mehr los. Es galt lediglich nur noch den inneren Schweinehund zu besiegen, der auf Bequemlichkeit ausgerichtet war und stets Ausreden parat hatte, um sich den Strapazen zu entziehen.

Jetzt galt es erst einmal etwas ausfindig zu machen, das mich neuerlich in den Bann schlagen könnte. Eine Wanderung durch den Wienerwald oder entlang der Lainzer Tiergartenmauer stellte für mich jedoch absolut keinen Reiz dar und schied daher von vornherein bei meinen Überlegungen aus.

Eine Fortsetzung des Fernwanderweges E6 von meinem letzten Endpunkt in der Lübecker Bucht weiter nach Norden bis nach Dänemark oder Schweden wäre zwar eine Alternative gewesen, kam jedoch wegen der langen Anfahrtswege auch nicht in Frage.

Wenn es schon nicht nach Norden gehen konnte, warum dann nicht einfach in Richtung Süden?

Auf den „Europäischen Fernwanderweg E6“ war ich ja das erste Mal in Karlstift im Waldviertel gestoßen, und dieser hatte mich sofort begeistert. So schoss es mir durch den Kopf: „Weshalb sollte ich ihm eigentlich nicht in die entgegen gesetzte Richtung nach Süden folgen?“ Dazu gäbe es sogar vom Österreichischen Alpenverein einen Wanderführer des „Nord-Süd-Wanderweges 05“(NSWW05), der vom Nebelstein im Waldviertel bis zur slowenischen Grenze bei Eibiswald verläuft und identisch mit dem Fernwanderweg E6 ist. Falls mir diese Distanz noch zu kurz sein sollte, könnte ich ja weitergehen bis Piran, Slowenien, um damit eine durchgehende Wegstrecke von der Ostsee bis zur Adria erwandert zu haben.

Ich erstellte eine Machbarkeitsstudie und stieß dabei gleich auf etliche Schwierigkeiten, deren größte die mangelnden Übernachtungsmöglichkeiten im südwestlichen Bereich der Steiermark waren. Zudem stellte die Überquerung des Alpenhauptkammes eine nicht unerhebliche Herausforderung dar, der ich mich zu stellen hätte. Da mich das Waldviertel schon von Kindesbeinen an gefesselt hatte und ich ihm seelisch tief verbunden war, wagte ich den Aufbruch im Naturpark Nordwald bei Karlstift nahe der tschechischen Grenze, um mich erst einmal auf dem Weg nach Süden bis in die Wachau ein wenig einzugehen. Alles Weitere würde sich danach schon noch ergeben!

Wieder wollte ich meinem alten Grundsatz folgen: „Geh, soweit dich deine Füße tragen und es die Umstände erlauben!“ Ein Grundprinzip stand für mich jedoch wieder außer Streit: Es dürfe keine Lücke meines Weges geben, sondern müsse eine zusammenhängende Linie sein – koste es, was es wolle!

Es hört sich zwar romantisch an, einfach drauf los zu marschieren, noch dazu auf einem markierten Weitwanderweg in Richtung Süden durch abwechslungsreiche und landschaftlich einmalige Gefilde. Dennoch sollte ich dabei trotz Wanderführers auf Schwierigkeiten stoßen, die mir auf meiner gesamten Tour von Wien bis zur Ostsee nicht widerfahren sind. Dabei handelte es sich um fehlende Quartiere, insbesondere im letzten Drittel der Gesamttour. In den nördlichen Kalkalpen wiederum waren es überfüllte bzw. geschlossene Hütten, die die Wanderlaune trübten.

Ein Jugendlicher mag solche Hemmnisse durch längere Wegstrecken und eine forschere Gangart wettmachen, doch ein älterer und nicht so geübter Wanderer ist gezwungen, nach Alternativen zu suchen. Um das alles bis zur letzten Konsequenz durchzuziehen, bedarf es schon eines unbeugsamen Willens, ja geradezu einer Besessenheit.

So ist es nicht verwunderlich, dass mir auf der gesamten „Nord-Süd-Wanderung 05“ lediglich zwei Paare begegnet sind, die eine mehrtägige Tour unternommen haben. Keiner von ihnen ging jedoch den „05“ und beide waren keine Österreicher. Zwar tummelten sich auf den traditionellen Hausbergen zahlreiche Bergsteiger, doch waren diese zumeist Tagesausflügler oder Kurzstreckenwanderer.

Während die traditionellen Pilgerwege immer noch an Bedeutung gewinnen, sind die Weitwanderwege quer durch Europa – mittlerweile gibt es bereits zwölf – weitgehend unbekannt. Das Interesse dafür hält sich in Grenzen, das gesamte Unterfangen mag den meisten in jeder Hinsicht als zu unsicher erscheinen.

Wer sich hingegen auf diese Art der Fortbewegung eingelassen hat, wird reichlich mit noch nie verspürten Glücksmomenten beschenkt:

Ein Eintauchen mit Körper und Seele in die Schönheit und Vielfalt der Natur, das Erlebnis stets neuer und unerwarteter Begegnungen mit Mensch und Tier, die Verwirklichung des Seins im Jetzt und Hier, die Erfüllung vom Traum der absoluten Freiheit im Tun und Lassen, die Nachrangigkeit des Zeitbegriffs, das Erkunden immer neuer und unbekannter Gefilde und die bewusste Wahrnehmung mystischer Momente sowie des Metaphysischen mit all seinen Sinnen. Nicht zuletzt die Erkenntnis, wie wenig es des Materiellen bedarf, um glücklich, unendlich glücklich zu sein.

Bei einer Weitwanderung sind all diese Glücksmomente nicht nur auf wenige Stunden oder bloß einen Tag begrenzt, sondern wiederholbar, auf Tage und Wochen, solange man sich eben mit den eigenen Füßen fortbewegt und auf „dem Weg“ unterwegs ist.

Dass Bewegung, und zwar ständige Bewegung bis ins hohe Alter ein Gesundbrunnen für Körper und Geist ist, wird medizinisch mittlerweile unablässig propagiert.

So lautet die Devise:

„A walk every day,
keeps the doctor away!“

Ein junger, rüstiger Wanderer mag vielleicht Anstoß daran nehmen, dass ich den Weitwanderweg 05 in mehreren Zeitabschnitten und mehr Etappen als üblich zurückgelegt habe. Mir ging es aber von Anbeginn nicht um eine Bestleistung, ja nicht einmal um den Erwerb einer Wandernadel, die jeder erhält, der den NSWW 05 ohne Zeitlimit zur Gänze bewältigt und dies durch Stempel an den Kontrollpunkten nachweisen kann.

Was mich bewog, war in erster Linie die Bewegung, das seelische Erlebnis und dass ich die Gesamtstrecke, wenn auch mit geringen Abweichungen von der Route, lückenlos zurücklegen konnte.

Bei meinen Recherchen erfuhr ich auch, dass jährlich lediglich zwanzig Wanderer beim Alpenverein und bloß zehn Wanderer an der letzten Kontrollstelle in Eibiswald vorstellig wurden, um sich das Wanderabzeichen für eine vollständige Begehung abzuholen. Die meisten von ihnen würden die Gesamtstrecke in mehreren Streckenabschnitten zurücklegen, gleich wie ich es getan habe.

Dieses wohl letzte Buch meiner bisherigen Weitwanderungen widme ich meiner lieben Frau Gaby, die mich immer ziehen ließ, wenn das Wanderfieber mich gepackt hatte. Sie wird dabei wohl oft bange Momente erlebt haben, wenn ich so mutterseelenallein irgendwo in der Ferne unterwegs war und ich sie im Ungewissen ließ, ob es dort überhaupt einen Handyempfang gäbe.

Immer jedoch hat alles bestens geklappt und sie wusste mich in Sicherheit – geborgen von Mutter Natur.