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Impressum

© eBook: GRÄFE UND UNZER VERLAG GmbH, München, 2019

© Printausgabe: GRÄFE UND UNZER VERLAG GmbH, München, 2019

Alle Rechte vorbehalten. Weiterverbreitung und öffentliche Zugänglichmachung, auch auszugsweise, sowie die Verbreitung durch Film und Funk, Fernsehen und Internet, durch fotomechanische Wiedergabe, Tonträger und Datenverarbeitungssysteme jeder Art nur mit schriftlicher Zustimmung des Verlags.

Lektorat: Regine Weisbrod

Bildredaktion: Marie Danner

Covergestaltung: independent Medien-Design, München

eBook-Herstellung: Yuliia Antoniuk

ISBN 978-3-8342-3061-4

1. Auflage 2019

Bildnachweis

Fotos: Titelbild (Burg Hohenzollern): AWL Images: J. Langley (Hintergrund), B. Haselbeck (Vordergrund), AKG Images, AWL Images: W. Bibikow, Bridgeman Art Library/Agnew's London, Sir Peter Lely, M. Cusa, Philipp Mould Ltd, London, dpa picture-alliance, akg-images, Arco Images, F. Heuer, H.-J Rech, FinePic, Getty Images, corbis, Fine Art Photographic/Corbis, J. Fischnaller: ZDF, B.Haselbeck, laif: H.-B. Huber, mauritius images: Old, Images/Alamy, Rogier van der Weyden, shutterstock: Atosan, The National Gallery, London, Rogier van der Weyden, Theodoros Vryzakis (Ethniki Pinakotiki A. Soutsou), Trevillion, Ullstein, E. Wolrath/I. Klocke (privat), zero

Syndication: www.seasons.agency

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1. Wie alles begann

Den Beginn muss jeder bewältigen, wenn er etwas Neues starten will, sei es nun eine Reise oder ein Buch. Fangen wir also mit uns an. Wir heißen Iny Klocke und Elmar Wohlrath und sind seit vielen Jahren ein Paar – als Eheleute und als Schriftsteller. Bekannt geworden sind wir unter unserem gemeinsamen Pseudonym Iny Lorentz, und unser Erfolg begann mit einer jungen Frau namens Marie, die es als „Die Wanderhure“ auf die Bestsellerlisten, auf Fernsehbildschirme und auf Theaterbühnen geschafft hat. Ohne diesen Roman und die darauf folgenden wären wir nicht das, was wir heute sind. Doch damit haben wir bereits weit vorausgegriffen.

Iny wurde in Köln geboren und wuchs im Vorort Ostheim auf, auf der sogenannten Schäl Sick, der rechten Rheinseite. Damals grenzte der Ortsteil noch an weite Felder und Wiesen, auf denen Iny schon als Kind Hunde spazieren führte. Hunde waren ein bestimmendes Element in Inys Leben, denn ihre Familie züchtete Deutsche Boxer. Schon früh lernte sie, mit den kräftigen Tieren umzugehen und diesen zu zeigen, wer der Chef ist. Folgerichtig jobbte sie als Tierpflegerin und absolvierte eine Lehre als Arzthelferin. Später holte sie auf dem Abendgymnasium das Abitur nach, kam zur EDV und wurde Organisationsprogrammiererin in einem großen Münchner Versicherungskonzern.

Elmar stammt aus dem kleinen Ort Birkenfeld im damaligen Landkreis Hofheim in Unterfranken, wo seine Eltern einen Bauernhof gepachtet hatten. Später zog die Familie ins südliche Bayern auf einen eigenen Hof. Tiere sind also auch aus Elmars Leben nicht wegzudenken. Eine landwirtschaftliche Lehre brach er ab und ließ sich zum Mess- und Regelmechaniker umschulen, wobei er viele Jahre lang als Nebenerwerbslandwirt tätig blieb. Auch wenn zu jener Zeit nichts darauf hinwies, dass sich unsere Wege einmal kreuzen würden, verband uns schon damals die Liebe zu den Büchern – und das nicht gerade zur Begeisterung unserer Familien. So hatten wir mit ähnlichen Vorbehalten zu kämpfen, als wir tatsächlich beide mit etwa zwölf Jahren den Wunsch zum Schreiben verspürten. Erste Skizzen und Geschichten wanderten aufs Papier. Die Abenteuer unserer Fantasie schützten uns vor den Kränkungen im realen Leben, die lange nicht nachließen. So wurde Elmar, selbst als er bereits erste Erfolge aufweisen konnte, von einem Familienmitglied geraten, doch besser Regale im Supermarkt einzuräumen, als sich im Schreiben zu versuchen.

Während Iny als Jugendliche den Bücherbus der Stadt Köln plünderte, wurde Elmar von seiner Religionslehrerin mit unterschiedlichster Literatur versorgt. Das war ein Segen, denn das eigene Taschengeld reichte nur für ein Romanheft pro Woche. In jener Zeit kämpften Amerika und die Sowjetunion um die Vorherrschaft im Weltall, und wir beide gerieten unabhängig voneinander in den Bann der aufblühenden Science-Fiction-Literatur.

Elmar schloss sich einem kleinen dieser deutschlandweiten gut vernetzten SF-Clubs an und lernte früh nicht nur begeisterte Fans, sondern auch renommierte Autoren wie Walter Ernsting, einen der Gründerväter der Perry-Rhodan-Serie, und Wissenschaftler wie Professor Winfried Petri kennen.

Ehrgeizig, wie er war, nutzte Elmar die Clubmagazine, um seine Geschichten zu veröffentlichen und sich dabei ständig im Schreiben zu verbessern. Vor allem Walter Ernsting, der früh Elmars Talent als Schriftsteller erkannte, hat er wertvolle Tipps zu verdanken.

Das Schicksal wollte es, dass sich Iny, die damals noch in Köln lebte, ausgerechnet Elmars Fantasy-Club anschloss. Wir lernten einander kennen, wenn auch zunächst nur brieflich. Über anderthalb Jahre standen wir in einem immer enger werdenden Briefkontakt. Ging es anfangs um den Club, um Bücher und unsere eigenen Kurzgeschichten, so wurde unser Austausch im Lauf der Monate immer persönlicher.

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Ein wenig Entspannung bei unserem ersten gemeinsamen Urlaub auf Nordstrand.

So hatten wir das Gefühl, uns bereits gut zu kennen, als wir uns 1979 zum ersten Mal auf einem Clubtreffen in Innsbruck persönlich begegneten. Allerdings hatte Elmar dort zunächst ein großes Hindernis in Form eines Verwandten zu überwinden, der in der Nähe Urlaub machte und Elmar zu seinem persönlichen Chauffeur ernannt hatte. Als er dessen Fangarmen endlich entkommen war, blieben uns für unser erstes Treffen nur wenige Minuten. Diese kurze Begegnung reichte jedoch aus, um aus erster Sympathie mehr werden zu lassen. Und als Iny kurz darauf nach München umzog, konnten wir uns endlich regelmäßig treffen. Unsere Beziehung wurde immer enger, und 1981 bezogen wir unsere erste gemeinsame Wohnung. Auch nachdem wir ein Paar geworden waren, nahmen das Schreiben von Geschichten und der intensive Austausch darüber einen großen Teil unserer gemeinsamen Zeit ein. Und doch sollte es noch fast zweiundzwanzig Jahre dauern, bis wir schließlich Iny Lorentz wurden.

Just zu jener Zeit, in der wir uns im ersten gemeinsamen Nest einrichteten, wurde unser Clubmitglied Hermann Urbanek vom Heyne Verlag mit der Herausgabe einer Fantasy-Anthologie mit Kurzgeschichten vor allem von amerikanischen und englischen Autoren beauftragt. Mit starkem Herzklopfen erklärte Iny sich bereit, eine Kurzgeschichte beizusteuern, und fand sich so in der illustren Gesellschaft renommierter SF- und Fantasy-Autoren wieder. Darunter waren Größen wie Theodore Sturgeon, Lyon Sprague de Camp, Howard Philips Lovecraft, Katharine Kurtz und Poul Anderson. Es war ein wichtiger Schritt auf unserer gemeinsamen Schriftstellerreise, wobei wir zu jenem Zeitpunkt noch nicht einmal zu träumen gewagt hätten, wohin sie uns einmal bringen würde.

Apropos Reisen: In jener Zeit führten uns die Clubtreffen in viele schöne Städte in Deutschland und Österreich. Neben Innsbruck waren das Marburg an der Lahn, Wuppertal und Herzberg am Harz, um nur einige zu nennen.

1981 reisten wir erstmals nach Frankfurt zur Messe. Elmar hatte Urlaub und war von einem befreundeten Buchhändler gefragt worden, ob er ihn nicht begleiten wolle – nicht zuletzt, um Sprit- und Übernachtungskosten zu teilen. Da Iny etliche Überstunden abzubauen hatte, entschloss sie sich spontan, ebenfalls mitzukommen. Uns drei einte das Ziel, endlich einen Verlag zu finden, der uns unter seine Fittiche nahm. Wir hofften darauf, vor Ort Science-Fiction- und Fantasy-Lektoren von uns als Autoren überzeugen zu können.

Die Messe war jedoch ernüchternd. Von energisch vorpreschenden Chancenergreifern mutierten wir zu jämmerlichen Feiglingen, die mit hängenden Ohren durch die Hallen schlichen. Keiner von uns hatte den Mumm, auch nur einen einzigen Lektor anzusprechen.

Zwar versuchten wir uns beim Abendessen im gemeinsamen Quartier gegenseitig Mut zu machen, doch auch am Folgetag schlichen wir schüchtern durch die Menge, bis unser Begleiter beschloss, die ganze Sache abzubrechen, schließlich musste er am nächsten Tag wieder früh arbeiten. Auf der Treppe Richtung Ausgang meinte Iny trocken: „Wir sind ja wohl echte Helden. Nicht einmal ein Gespräch haben wir geführt und ziehen jetzt ab wie geprügelte Hunde mit eingezogenem Schwanz.“

Das war ein Wort zu viel. Elmar machte auf dem Absatz kehrt und stürmte – mit Iny und unserem Buchhändler im Gefolge – zurück in die Halle, wo er sofort auf den Goldmann Verlag zusteuerte und mit dem Mut der Verzweiflung den für Science-Fiction zuständigen Lektor ansprach. Kaum hatte er gesagt, dass seine Freundin Iny in einer Anthologie bei Heyne veröffentlicht werden würde, meinte dieser nur: „Ach, Sie schreiben SF- und Fantasy-Kurzgeschichten? Dann reiche ich Sie gleich an meinen Anthologisten weiter.“

So lernten wir Thomas Le Blanc kennen und schickten diesem wenig später weitere Kurzgeschichten zu. Diese fanden Gefallen, und so begann eine mehrjährige Zusammenarbeit, dank der wir in etlichen von Thomas Le Blanc herausgegebenen Anthologien zu finden waren.

Als wir ein Jahr später erneut die Frankfurter Buchmesse besuchten, erlebten wir dies ganz anders und sagten uns angesichts der Unmengen an Veröffentlichungen: „Wo es so viele Bücher gibt, ist auch gewiss Platz für eines von uns.“ Mittlerweile sind es ein paar mehr als eines geworden, aber Platz ist immer noch vorhanden. Wie gut, dass wir damals doch noch unser Herz in die Hand genommen haben.

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2. Die ersten Reisen

Wir sind beide in unserer Jugend nur wenig herumgekommen – und auch in den ersten Berufsjahren änderte sich daran kaum etwas. Die Treffen der Fantasy-Clubs führten uns zwar in die unterschiedlichsten Städte innerhalb Deutschlands, aber dort sahen wir damals fast nur die Lokale, in denen wir uns intensiv übers Schreiben austauschten.

Vor diesem Hintergrund war das Planen unserer Hochzeitsreise etwas ganz Besonderes. Iny träumte von Paris, daher hätte sie es wohl besser nicht Elmar überlassen sollen, zum Reisebüro zu fahren, denn der buchte kurzerhand Istanbul, weil es deutlich günstiger war als ein Paristrip und unserer damaligen finanziellen Situation angemessen. Im Nachhinein war es die richtige Entscheidung, denn wir haben die Reise sehr genossen und trafen hier zum ersten Mal auf eine für uns bislang unbekannte Kultur, die in uns den Wunsch erweckte, mehr von der Welt zu sehen. Bis wir es schließlich doch nach Paris schafften, sollten übrigens noch dreiunddreißig Jahre vergehen.

Wir flogen also nach Istanbul, wenn auch nur für ein paar Tage. Einige Jahre später blieben wir dann aber gleich zwei Wochen dort, und dieser Aufenthalt sollte seine Spuren in einigen unserer Romane hinterlassen.

Da wir beide ja noch viele Jahre neben dem Schreiben voll berufstätig waren, mussten wir lernen, unsere Urlaubstage geschickt mit Feiertagen und Überstunden zu vermehren, sodass wir möglichst lange unterwegs sein konnten. In der ersten Zeit unserer Ehe waren wir im Schwarzwald, am Bodensee, im Rheinland, in der Eifel und in vielen anderen Regionen Deutschlands, aber eben auch in Istanbul, Tunesien, Marokko, Griechenland, Jugoslawien – das es damals noch gab –, England, Schottland, Wales, Dänemark, Schweden, Finnland, Norwegen und Italien. In Holland und Belgien waren wir im Lauf der Jahre sogar so häufig, dass wir diese Fahrten mittlerweile wie Spaziergänge durch das eigene Umland empfinden.

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Auf dem Kamelrücken in die Wüste Sahara.

Eines merkten wir rasch: Wir sind keine Strandlieger. Wenn wir irgendwohin reisen, wollen wir Land und Leute kennenlernen. Museen ziehen uns an wie Magnete, und wo es irgend möglich ist, verschaffen wir uns Informationen über Landschaft, Kultur und Geschichte. Bis heute profitieren wir von diesen frühen Reisen und dem mitgebrachten Material.

Am Anfang unserer Ehe blieben wir der SF-Szene noch treu und fuhren regelmäßig zu den Treffen. Eine Fahrt im Sommer 1982 zu einer großen SF-Convention nach Mönchengladbach ist uns besonders in Erinnerung geblieben. Inys erste Kurzgeschichte war bereits veröffentlicht, und Elmar wusste, dass im folgenden Jahr seine erste Kurzgeschichte in einer Goldmann-Anthologie erscheinen würde.

Auf der Hinfahrt nahmen wir Anton mit, seines Zeichens Koch in einem Hotel in München, dem auf unserer Rast in einem Landgasthof beim Lesen der Speisekarte beinahe die Augen aus dem Kopf fielen. „Für das Geld kriegst du in München nicht einmal eine Vorspeise!“, rief er angesichts der Preise aus. Obwohl er zunächst skeptisch war, musste er zugeben, dass sowohl die Qualität wie auch die Quantität des Aufgetischten ausgezeichnet waren.

Kurz danach nahmen wir noch Eva, eine befreundete Übersetzerin und Autorin, an Bord – und prompt machte ein paar Kilometer später der linke Hinterreifen schlapp. Nun durfte Elmar den Reifen wechseln. Da wir noch länger unterwegs sein würden, mussten wir in Mönchengladbach zuerst einmal einen neuen Ersatzreifen besorgen. Trotz dieser Nicklichkeiten kamen wir gut an, brachten Anton und Eva zu ihren jeweiligen Quartieren und stellten kurz darauf verblüfft fest, dass in unserem Hotel auch die Ehrengäste der Convention untergebracht waren.

Diese luden uns am nächsten Morgen zu sich an den Frühstückstisch ein, und wir fühlten uns herzlich aufgenommen. So lernten wir die damals bereits renommierten Autoren Kathinka Lannoy aus den Niederlanden kennen, Josef Nesvadba aus der damaligen Tschechoslowakei und Cherry Wilder aus Neuseeland, die zu jener Zeit in Deutschland lebte. Dass wir damals noch blutige Anfänger waren, haben sie uns nicht im Entferntesten spüren lassen. Als Kathinka Lannoy erfuhr, dass wir noch für ein paar Tage in die Niederlande fahren wollten, lud sie uns sogar ein, sie in Egmond aan Zee zu besuchen.

Das ließen wir uns nicht zweimal sagen. Wir fuhren nach der Convention in die Niederlande und nahmen uns in dem Örtchen Egmond aan Zee ein Zimmer. Elmar sah dort zum ersten Mal das offene Meer und war so beeindruckt, dass er am liebsten den ganzen Tag am Strand entlangspaziert wäre, um auf die anrollenden Wellen zu schauen. Besonders hatten es uns beiden die auf Stelzen stehenden Strandcafés angetan, die bei Flut vom Meerwasser umspült wurden. Einmal mussten wir zwei Stunden warten, bis wir das Café trockenen Fußes wieder verlassen konnten.

Iny drang darauf, dass wir auch ein wenig über Land fuhren, und so waren wir in der Zaanse Schans und sahen dann in Ijmuiden zu, wie die großen Frachtschiffe in den gewaltigen Schleusen gehoben oder abgesenkt wurden.

Wir verbrachten einen unvergesslichen Nachmittag mit Kathinka Lannoy, bevor es dann Richtung Köln zu Inys Großmutter und weiter nach Hause ging.

Bald darauf erhielten wir überraschend eine Einladung zur Ars Electronica in Linz, wo sich hochrangige SF-Autoren aus aller Welt trafen. Wir empfanden das als große Ehre, denn letztlich spielten wir in jener Zeit nur in der Regionalliga mit, während sich hier die Champions League der SF-Autoren versammelte. Umso dankbarer waren wir für den tiefen Einblick in die Szene und die anregenden Gespräche.

Nachdem wir mehrere Kurzgeschichten in den von Thomas Le Blanc zusammengestellten Anthologien veröffentlicht hatten, wurden wir nach Wetzlar zu den dortigen Tagen der Phantastik eingeladen. Thomas war Initiator dieser Veranstaltung und Mitbegründer der Phantastischen Bibliothek. Dort lernten wir neben vielen anderen den ZDF-Journalisten Dr. Jörg Weigand kennen sowie den Schriftsteller Wolfgang Hohlbein, der damals am Beginn seiner grandiosen Karriere stand.

All diese anregenden Treffen mit ihren lehrreichen Vorträgen verstärkten unseren Wunsch, einmal mehr zu erreichen, als ein paar Kurzgeschichten in Anthologien zu veröffentlichen. Wir begriffen jedoch auch, dass der Markt für deutsche Autorinnen und Autoren bei SF und Fantasy eine Nische war und zu bleiben schien. Nur wenige konnten sich auf Dauer wie Wolfgang Hohlbein durchsetzen und auf hohem Niveau behaupten. Zudem war Elmar in jener Zeit mit seiner beruflichen Weiterbildung beschäftigt, sodass wir kaum noch konzentriert schreiben konnten. All diese vielversprechenden Anfänge drohten zu versanden, und uns blieben nur noch die Reisen. Allerdings nahm dabei unsere Sammelleidenschaft für Informationen und Geschichten nicht ab, eher im Gegenteil.

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Das erste Mal in England. Das Haus war zwar „for sale“, aber nicht für uns.

Es sollten Jahre vergehen, bis wir einen Neubeginn als Autoren wagten. Wir hatten begriffen, dass wir einen anderen Weg einschlagen mussten, wenn wir unseren Traum vom Schreiben verwirklichen wollten. Wir gewannen Abstand zur SF- und Fantasy-Szene und konnten auf neuen Pfaden wandeln. Wie aller Anfang war auch dieser schwer und zwang uns zu Umwegen. Mehr als einmal zweifelten wir daran, ob es überhaupt noch sinnvoll war weiterzumachen. Doch der Drang zum Schreiben blieb unverändert groß, und schließlich entstand unter unseren Fingern der erste Roman, der es dann auch in die Buchläden schaffte. Es war „Die Kastratin“.