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99
FOTO-HACKS

Der kleine Booster für mehr Kreativität

Bibliografische Information der Deutschen Bibliothek

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Der Autor

Christian Haasz ist Fachjournalist, Buchautor, Coach und Fotograf mit Schwerpunkt Werbe-, Produkt- und People-Fotografie. Als Fachjournalist und Buchautor publiziert er seit mehr als 20 Jahren Fachtexte und Fachbücher über digitale Fotografie, Kameratechnik und Bildbearbeitung. Seit 2005 leitet er zusammen mit seiner Frau ein Studio für businessorientierte Fotodienstleistungen. Außerdem produziert Haasz Werbefilme und Produktvideos.

© 2019 Franzis Verlag GmbH, 85540 Haar bei München

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Die meisten Produktbezeichnungen von Hard- und Software sowie Firmennamen und Firmenlogos, die in diesem Werk genannt werden, sind in der Regel gleichzeitig auch eingetragene Warenzeichen und sollten als solche betrachtet werden. Der Verlag folgt bei den Produktbezeichnungen im Wesentlichen den Schreibweisen der Hersteller.

Autor: Christian Haasz

Herausgeber: Ulrich Dorn

Satz & Layout: Nelli Ferderer, nelli@ferderer.de

Covergestaltung: Anna Lena Ibiş

99 FOTO-HACKS

Der kleine Booster für die Kreativität, wenn man mal einen Tipp, Kniff oder Hinweis braucht, das sind die 99 coolsten Foto-Hacks. Diese Sammlung von handfesten und alltagserprobten Hacks ist weniger für Profis gedacht, sondern vielmehr für Leute, die gerne fotografieren und manchmal an einen Punkt kommen, an dem es nicht so recht weitergeht. Dann helfen die 99 Foto-Hacks der Kreativität auf die Sprünge. Denn Sie lernen Tricks kennen, die zu neuen Herangehensweisen anregen, die Augen für neue Wege öffnen oder einfach Ihr Leben als Motivjäger erleichtern.

Egal, ob Ihre Lieblingsmotive Menschen, Landschaften, Urlaubsansichten, Tiere, Pflanzen oder Stillleben sind – die allermeisten Hacks lassen sich nicht nur für ein Genre, sondern für mehrere nutzen. Und sie vermitteln ganz nebenbei eine riesige Menge fotografischen Grundlagenwissens. Denn eigentlich sind es die technischen und gestalterischen Basics, die man nur neu und kreativ anwenden muss, um aus einem langweiligen Motiv einen echten Hingucker zu machen.

In diesem Sinne viel Spaß mit den 99 Foto-Hacks! Lassen Sie sich inspirieren und zeigen Sie der Welt, wie man sie noch interessanter fotografieren kann.

Christian Haasz

INHALT

1.Hack: Scharfe Augen

2.Hack: Kreativ mit Weißabgleich

3.Hack: Graukarten für exakte Farben

4.Hack: Mit Offenblende zu sanftem Bokeh

5.Hack: Vaseline für Weichzeichner

6.Hack: Gegenlicht und Silhouetten

7.Hack: Belichtungsreihen

8.Hack: Schwarze Schatten einfach aufhellen

9.Hack: Reflektorformen nutzen

10.Hack: Belichtung messen leicht gemacht

11.Hack: Kunst mit Kunstlichtquellen

12.Hack: Nachts in der Stadt

13.Hack: Aufsteckblitz indirekt

14.Hack: Blitzen auch am Tag

15.Hack: Die Schokoladenseite suchen

16.Hack: Blitzen im Dunkeln mit Taschenlampe

17.Hack: Beleuchten mit der Taschenlampe

18.Hack: Lange Brennweite zum Freistellen

19.Hack: Kurze Brennweite – skurrile Porträts

20.Hack: Bessere Bilder mit Festbrennweiten

21.Hack: Lensflares bewusst einsetzen

22.Hack: Künstliche Lens-Flares mit CD

23.Hack: Von Bauchnabel- und anderen Perspektiven

24.Hack: Gruppen in Grüppchen einteilen

25.Hack: Mit Unschärfe gestalten

26.Hack: Schwarzer Hintergrund ohne Hilfsmittel

27.Hack: Action mit dem Sportprogramm

28.Hack: Noch mehr Action: Mitziehen

29.Hack: Lichterspuren

30.Hack: Makromotive fokussieren

31.Hack: Kontinuierlicher Autofokus

32.Hack: Ultrakurze Verschlusszeiten

33.Hack: Sonnenuntergänge

34.Hack: Die Drittel-Regel

35.Hack: Mit Führungslinien den Blick lenken

36.Hack: Mehr Blau durch Polfilter

37.Hack: Reiseführer als Ideengeber

38.Hack: Manuell belichten lernen

39.Hack: High-ISO verwenden

40.Hack: Lange Verschlusszeiten und Blitz

41.Hack: Kompakte Kameras mit Zoomobjektiv

42.Hack: Menschen verschwinden lassen

43.Hack: Weiches Wasser mit langer Belichtung

44.Hack: Schwarzweiß ist ausdrucksstärker

45.Hack: Tobende Kinder

46.Hack: Verträumte Porträts aus der Deckung

47.Hack: Spielzeug für große und kleine Kinder

48.Hack: Kreative Geschwisterbilder

49.Hack: Niedrige Perspektive

50.Hack: Hohe Perspektive

51.Hack: Räumliche Tiefe erzeugen

52.Hack: Bunte Bilder

53.Hack: Sanfte Farben

54.Hack: Spiegelungen im Wasser

55.Hack: Schaufenster mit Spiegelung des Streetlife

56.Hack: Doppelbelichtungen

57.Hack: Serien schießen

58.Hack: Familienfotos in einer Spiegelung

59.Hack: Sättigung verringern für moderne Porträts

60.Hack: Außermittige Motive fokussieren und belichten

61.Hack: Eine Strumpfhose als Soft-Fokus-Filter

62.Hack: Glitzerlicht mit Stahlschwamm

63.Hack: Panoramen ganz einfach

64.Hack: Babys fotografieren

65.Hack: Posing für Babys

66.Hack: Neugeborene mit Familienmitgliedern

67.Hack: Hochzeitsfotografie – Beispielfotos sammeln

68.Hack: Hochzeiten – viel Zeit, keine Hektik

69.Hack: Auf Hochzeiten lieber mehr Fotos

70.Hack: Indoor-Fotografie: Fenster auf, Lichter an, Blitz ausschalten

71.Hack: Hintergründe sammeln

72.Hack: Kleine Kinder zum Lachen bringen

73.Hack: Details einer Hochzeit fotografieren

74.Hack: Schatten fotografieren

75.Hack: Wenn Insekten noch schlafen

76.Hack: Vögel mit Futter ködern

77.Hack: Automatische Nahaufnahmen

78.Hack: Hund, Katze, Maus

79.Hack: Intensiver Blickkontakt mit Tieren

80.Hack: Tiere beim Schlafen erwischen

81.Hack: Bohnensack für lange Brennweiten

82.Hack: Gewohnheiten von Tieren studieren

83.Hack: Tarnnetz im Garten

84.Hack: Günstige lange Brennweiten durch ISO

85.Hack: Wildtiere – Fütterung abwarten, früh da sein

86.Hack: Gitter im Zoo

87.Hack: Fensterlicht und Transparentpapier

88.Hack: Dauerlicht für automatische Belichtung

89.Hack: Lichtzelt selber machen

90.Hack: Food beleuchten

91.Hack: Architekturfotos mit Linien und Flächen

92.Hack: Menschen als Größenreferenz

93.Hack: Stürzende Linien vermeiden

94.Hack: Stürzende Linien als Gestaltungselement

95.Hack: Blüten zum Üben

96.Hack: Eigene Bokeh-Formen

97.Hack: Sternenspuren

98.Hack: Tilt-Shift-Fake

99.Hack: 500/Brennweite

1. HACK: SCHARFE AUGEN

Normalerweise ist nichts so falsch in der Fotografie wie Motive, die nicht im Fokus sind. Fotografieren Sie Menschen und wollen ausdrucksstarke Porträts, sollten Sie immer auf die Augen achten. Sie sind meistens der wichtigste Blickfang für den Betrachter und sollten dementsprechend scharf abgebildet sein. Man könnte sich nun auf die diversen Automatismen wie Gesichtserkennung oder sogar Augenerkennung moderner Kameras verlassen. Hundertprozentig zuverlässig sind diese Automatikfunktionen beim Fokussieren aber auch nicht. Gerade bei Porträts mit begrenzter Schärfentiefe ist das Scharfstellen essenziell wichtig.

Manuell fokussieren

Stellen Sie also den Autofokus mal ab und fokussieren Sie von Hand. Dazu bieten die Kameras meistens ein paar Hilfestellungen. Es gibt das sogenannte Peaking, bei dem farbige Konturen eingeblendet werden, um zu zeigen, wo die Schärfe liegt. Oder es gibt eine Bildschirmlupe, bei der das Vorschaubild auf dem Monitor oder im Sucher stark vergrößert wird. Welche Hilfe auch immer Sie in Anspruch nehmen – konzentrieren Sie sich auf zumindest eines der Augen. Denn wenn der Mensch vor der Kamera nicht absolut parallel zur Kamera steht und die Entfernung beider Augen zur Kamera unterschiedlich ist, wird meistens nur ein Auge scharf zu sehen sein, während das andere bereits mehr oder weniger unscharf ist. Machen Sie sich deswegen keine Sorgen! Hauptsache ist, dass zumindest ein Auge scharf gestellt ist.

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Wenn man auf die Augen fokussiert, kann eigentlich kaum etwas schiefgehen.

ISO 100 :: 31 mm :: f/5.6 :: 1/50 s

2. HACK: KREATIV MIT WEISSABGLEICH

In den meisten Situationen wird der automatische Weißabgleich die Farben eines Motivs mit hoher Wahrscheinlichkeit ganz gut erfassen. Ein Rest Unsicherheit bleibt aber, und bei manchen Motiven geht es eben um genau dieses letzte Quäntchen Kontrolle. Soll ein Bild eine bestimmte Farbstimmung haben und weiß man nicht, wie man die Farben am besten fotografiert, gibt es schnell Probleme in Sachen realer Farbwiedergabe.

Jede Digitalkamera ist ab Werk so konfiguriert, dass der Weißabgleich automatisch vorgenommen wird. Ist man sich nicht sicher, ob der automatische Weißabgleich die gewünschten Ergebnisse bringt, oder hat man in einer Testaufnahme schon gesehen, dass die Farben nicht gut reproduziert werden, kann man sich an den Weißabgleichsvorgaben – auch als Presets bezeichnet – der Kamera orientieren. Was aber, wenn man die Farben absichtlich »falsch« haben möchte?

Kreativer Umgang mit dem Weißabgleich

Ein Beispiel: Fotografiert man bei Kerzenschein, der ziemlich warm (rot, gelb) ist, kann man den Weißabgleich für Tageslicht (kaltes, blaues Licht) einstellen. Was passiert? Die Kamera gleicht den vermeintlichen Blaustich des Tageslichts aus, indem sie die Farben in Richtung Gelb/Rot verschiebt. Die Fotos werden also eine extrem warme Lichtstimmung bekommen. Noch interessanter wird es, wenn man draußen farbige Lichtquellen einsetzt und z. B. eine orangefarbene Folie vor das Blitzlicht hält.

Steht der Weißabgleich auf Kunstlicht, wird die Farbe eines Menschen in Reichweite des orangefarbenen Blitzes in Richtung Blau korrigiert und damit mehr oder weniger neutral wiedergegeben. Doch die Umgebung hinter dem Menschen wird aufgrund des falschen Weißabgleichs blau wiedergegeben.

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Die Aufnahme wurde zwar mit Blitzlicht gemacht, der Weißabgleich war jedoch auf Schatten eingestellt, was die Rottöne im Bild noch verstärkte.

ISO 100 :: 70 mm :: f/8 :: 1/125 s

3. HACK: GRAUKARTEN FÜR EXAKTE FARBEN

Produktfotografen brauchen Graukarten wie die Luft zum Atmen. Korrekte Farben sind wichtig, wenn man Stoffe, Lackierungen oder Oberflächen genau wiedergeben möchte. Aber auch als Foto-Enthusiast ohne kommerzielle Interessen sollte man wissen, wie man mit einer Graukarte und dem manuellen Weißabgleich umgeht.

Will man Farben ganz genau reproduzieren, muss man den Weißabgleich manuell vornehmen. Dazu braucht die Kamera allerdings etwas Hilfe in Form einer Fläche, die farblich völlig neutral ist. Das kann eine weiße Fläche, aber auch eine graue sein, die keinen Farbstich enthält. Das Problem bei weißen Flächen ist, dass die meisten infrage kommenden einfachen Flächen wie Papier, eine Wand oder ein weißes Hemd eben doch einen minimalen Farbstich haben, der dem Auge nicht auffällt. Man muss sich nur einmal weißes Papier verschiedener Hersteller und unterschiedlicher Grammatur ansehen und erkennt im direkten Vergleich das Problem.

Profis nutzen für den exakten Weißabgleich eine graue oder weiße Referenzkarte (sie gibt es z. B. in DIN A5 oder DIN A4 im Fotofachhandel). Diese Karte wird ins Motiv gehalten und so groß wie möglich abfotografiert. Anschließend wählt man über das entsprechende Menü der Kamera den manuellen Weißabgleich aus und stellt als Referenz das eben gemachte Foto von der Graukarte ein. Ändert sich die Lichtsituation, muss man die Graukarte neu fotografieren. Bei einem Livekonzert oder im Theater, wo die Beleuchtungsfarbe ständig wechselt, hat ein manueller Weißabgleich also keinen Sinn. Dort sollte man sich auf die Automatik verlassen.

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In der professionellen Produktfotografie – hier der Innenraum eines Wohnwagens – geht nichts ohne genormte Farbtafeln. Für Amateure genügt im Zweifel auch eine Graukarte ohne die Farbreferenzen der hier gezeigten Karte.

ISO 100 :: 23 mm :: f/11 :: 1/125 s

4. HACK: MIT OFFENBLENDE ZU SANFTEM BOKEH

Jetzt wird’s zunächst technisch: Die Lichtstärke – übrigens neben der Brennweite der entscheidende Faktor für den Preis eines Objektivs – wird bestimmt durch das Öffnungsverhältnis, das sich aus dem Verhältnis von maximaler Blendenöffnung (D) und Brennweite (f) des Objektivs nach der folgenden Formel errechnet:

Öffnungsverhältnis = D / f

Der Kehrwert des Öffnungsverhältnisses ist die Blendenzahl, die auf jedem Kameraobjektiv vermerkt ist. Steht auf dem Rand einer Optik z. B. der Wert f/2 (alternative Schreibweisen sind 1:2, 1/2, f/2), bedeutet das, dass Sie an Ihrer Kamera maximal Blende f/2 einstellen können.

Lichtstärke = Bokeh?

Für die Praxis bedeutet das konkret: Je kleiner der mögliche Blendenwert (z. B. f/2 oder f/1,4), desto mehr Licht fällt bei gleicher Belichtungszeit durch das Objektiv und desto knapper wird der Schärfebereich (die Schärfentiefe). Alles vor und hinter der Fokusebene wird mehr oder weniger harmonisch unscharf. Ob diese Unschärfe (Bokeh) ansprechend ist oder nicht, hängt neben der Lichtstärke von der Qualität des Objektivs ab.

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Die Blende von f/2,8 und eine relativ lange Brennweite von 150 mm sorgen dafür, dass der Hintergrund in Unschärfe verschwimmt. Aus Lichtflecken werden dadurch runde, weiche Formen.

ISO 200 :: 150 mm :: f/2.8 :: 1/250 s

BOKEH