Hardy Kettlitz

Die Hugo Awards 1953–1984

© 2015 by Hardy Kettlitz

Mit freundlicher Genehmigung des Autors

© dieser Ausgabe 2020 by Memoranda Verlag

Alle Rechte vorbehalten

Lektorat: Hannes Riffel

Korrektur: Ralf Neukirchen

Gestaltung: s.BENeš [www.benswerk.de]

Memoranda Verlag

Hardy Kettlitz

Ilsenhof 12

12053 Berlin

www.memoranda.eu

ISBN: 978-3-948616-22-9 (Buchausgabe)

ISBN: 978-3-948616-23-6 (E-Book)

Der Autor bedankt sich bei

John Clute, Christian Hoffmann, Ralf Neukirchen und Hannes Riffel

für Unterstützung und die Überlassung von Texten.

Inhalt

Inhalt

Vorwort

Hugo Gernsback

Einführung

Anmerkungen

Statistik

1953

1955

1956

1957

1958

1959

1960

1961

1962

1963

1964

1965

1966

1967

1968

1969

1970

1971

1972

1973

1974

1975

1976

1977

1978

1979

1980

1981

1982

1983

1984

ANHANG

Abkürzungen

Quellen

Hardy Kettlitz

Bücher bei MEMORANDA

Vorwort

Während meiner Zeit als Chefredakteur der Zeitschrift ALIEN CONTACT wurde ich oft gefragt, welches denn die wichtigsten Science-Fiction-Bücher sind, die man gelesen haben sollte, und welche Bücher sich tatsächlich zu lesen lohnen. Diese Frage ist nicht einfach zu beantworten, denn jeder Leser hat andere Erwartungen und Leseerfahrungen. Hinzu kommt, dass viele Leser der Literaturkritik oder von Fachleuten vergebenen Literaturpreisen misstrauen, weil sie befürchten, dass Kritiker ganz andere Anforderungen und Erwartungen an einen Text haben als sie selbst. Was liegt da näher, als Bücher und Erzählungen in Betracht zu ziehen, die von Lesern, die gleichzeitig in gewisser Weise Fachleute sind, ausgezeichnet wurden? Denn der Hugo Award ist ein Publikumspreis – er wird von Science-Fiction-Fans gewählt und jedes Jahr während der wichtigsten Versammlung der SF-Fans, der World Science Fiction Convention, verliehen. Ob alle Bücher, die den Hugo erhalten haben, auch wirklich empfehlenswert sind, wage ich nicht zu behaupten. Dennoch sind sie zweifellos einen zweiten Blick wert.

Zu der Zeit, als ich selbst zum Science-Fiction-Leser wurde, begann der Heyne-Verlag, den Hugo Award für die Werbung zu nutzen und druckte auf die entsprechenden Bücher, dass es sich um den Gewinner des ›Hugo Gernsback Award‹ handele.

Vermutlich in bester Absicht und um die Seriosität des Preises zu unterstreichen, mogelten die Marketingexperten bei Heyne konsequent und immer wieder den Nachnamen »Gernsback« in die Bezeichnung des Preises, der eigentlich nur »Hugo Award« heißt. Der normale Leser, der für gewöhnlich keine Conventions besucht, wird den Unterschied nie bemerkt haben. Dennoch war jedem potenziellen Käufer klar, dass es sich um besondere Bücher handeln musste.

Durch Fanzines und entsprechende Sachbücher erfuhr ich, dass der Hugo Award nicht nur für Romane vergeben wird, sondern in einer ganzen Reihe von Rubriken, die keineswegs nur professionelle Veröffentlichungen berücksichtigen, sondern auch die Aktivitäten der Fans. Ich wurde neugierig und wollte in Erfahrung bringen, wer genau die Preisträger sind und welche besondere Leistung sie vollbracht haben. So entstand die Idee zu diesem Buch.

Im Laufe der Jahre war ich selbst dreimal wahlberechtigt und bei der Hugo-Verleihung anwesend, nämlich 1990, 1995 und 2014. Obwohl man sich jedes Jahr große Mühe gibt, die Verleihung feierlich zu gestalten, gibt es doch nicht unwesentliche Unterschiede. Besonders gut gefallen hat mir die Zeremonie im Jahr 1990 in Den Haag, die von Chelsea Quinn Yarbro präsentiert wurde.

Zum zweiten Mal war ich 1995 in Glasgow dabei, als die Hugo-Ver­leihung von Diane Duane und Peter Morwood moderiert wurde. ­Leider gab es einen traurigen Zwischenfall, denn der britische Autor John ­Brunner starb während des Worldcons im Glasgower Krankenhaus, nachdem er in seinem Hotel­zimmer einen Schlaganfall erlitten hatte. Robert Silverberg forderte während der Hugo-Verleihung alle Anwesenden anstelle einer Schweigeminute zu einem Applaus zu Brunners Leben und Werk auf – ein ergreifender Augenblick, bei dem viele Augen feucht wurden.

Seit einigen Jahren ist es übrigens üblich, die Hugo-Verleihungen live im Internet zu übertragen. Auf den jeweiligen Internetseiten der Worldcons finden sich Links zu den Videoportalen, auf denen man auch nachträglich die komplette Zeremonie anschauen kann.

Wenn Sie jetzt also neugierig geworden sind, welche Werke und Personen im Lauf der Jahre und Jahrzehnte für preiswürdig erachtet wurden, dann wünsche ich viel Spaß beim Blättern und Lesen.

Hardy Kettlitz

Hugo Gernsback

Der Hugo Award wurde nach dem von vielen als »Vater der Science Fiction« bezeichneten Hugo Gernsback (1884–1967) benannt.

Gernsback wurde als Hugo Gernsbacher in Luxemburg geboren und übersiedelte 1904 in die USA, weil er dort bessere Chancen sah, seine Erfindungen zu vermarkten. Er entwickelte viele Ideen zur Rundfunktechnik und zum Amateurfunk, gründete 1925 in New York einen eigenen Radiosender und war an der ersten amerikanischen Fernsehsendung beteiligt.

Bedeutender ist jedoch seine Rolle als Herausgeber von Zeitschriften. Bereits 1908 gründete er das weltweit erste Magazin über Radiotechnik und Elektronik mit dem Titel MODERN ELECTRICS. Im Januar 1909 gründete er die Wireless Association of America, der sich innerhalb von einem Jahr 10.000 Mitglieder anschlossen. 1913 folgte ein weiteres Magazin namens The ElECTRICAL EXPERIMENTER, dessen Titel 1920 in SCIENCE AND INVENTION geändert wurde.

In diesen Magazinen brachte Gernsback neben Bauanleitungen, Reportagen und Sachartikeln schließlich auch Erzählungen, die von Erfindungen in der Zukunft handelten, so auch seinen eigenen Roman Ralph 124C 41+: A Romance of the Year 2660 (April 1911 bis März 1912 in MODERN ELECTRICS; dt. Ralph 124C 41+, UGB 52 und H 3343). Später folgte sein Roman Baron Münchausens Scientific Adventures (Mai 1915 bis Februar 1917 in ElECTRICAL EXPERIMENTER). Da die Erzählungen bei den Lesern gut ankamen, veröffentlichte er 1923 eine Sonderausgabe von SCIENCE AND INVENTION, die nur Geschichten enthielt, und brachte schließlich im April 1926 das erste reine SF-Magazin der USA heraus, AMAZING STORIES. Es bestand anfangs im Wesentlichen aus Nachdrucken einiger Erzählungen von Jules Verne, H. G. Wells und Edgar Allan Poe, bis schließlich auch neue Autoren hinzukamen. Parallel dazu startete er 1928 das vierteljährig erscheinende AMAZING STORIES QUARTERLY.

Bereits ein Jahr später ging Gernsbacks Firma pleite, wodurch er auch die von ihm herausgegebenen Magazine verlor. Doch Gernsback gründete schnell eine weitere Firma und startete mehrere neue SF-Magazine: SCIENCE WONDER STORIES, AIR WONDER STORIES, SCIENCE WONDER QUARTERLY und SCIENTIFIC DETECTIVE MONTHLY. Lediglich WONDER STORIES überlebte eine längere Zeit, und Gernsback musste es 1936 verkaufen, wonach es in THRILLING WONDER STORIES umbenannt wurde.

Gernsback brachte im Laufe seiner Karriere als Herausgeber eine Reihe Erzählungen von auch heute noch für die Geschichte der Science Fiction wichtiger Autoren heraus, so zum Beispiel E. E. »Doc« Smith, Jack Williamson und Stanley G. Weinbaum. Kritiker warfen den Magazinen später ein sehr bescheidenes literarisches Niveau vor, und Gernsback war bei den Autoren nicht besonders beliebt, weil er zu wenig, zu spät oder gar nicht zahlte.

Dennoch darf man den Einfluss Gernsbacks nicht unterschätzen. Ende der 20er Jahre prägte er den Begriff »Scientific Fiction«, aus dem schließlich »Science Fiction« wurde. Ohne die Initialzündung durch AMAZING STORIES hätte es spätere Magazine wie ASTOUNDING, GALAXY oder THE MAGAZINE OF FANTASY AND SCIENCE FICTION vermutlich nicht gegeben.

Außerdem rief Gernsback seine Leser dazu auf, Fanclubs zu gründen, und verschickte Mitgliederausweise, wodurch sich überall in den USA Gruppen bildeten, aus denen nur kurze Zeit später das sogenannte »Fandom« entstand. Und dieses Fandom benannte also Jahrzehnte später seinen wichtigsten Literaturpreis nach Gernsback.

Einführung

Seit 1958 ist »Hugo« eine offiziell gültige Namensvariante des sogenannten »Science Fiction Achievement Award«, einer Auszeichnung, die Hugo Gernsback zu Ehren auf dem Gebiet der Science Fiction vergeben wird. Auf der World-SF-Convention (»Weltcon«) 1953 wurden die Hugos erstmalig verliehen, dann wurde die Idee für ein Jahr (1954) fallen gelassen, seit 1955 wird der Preis jährlich überreicht.

Der Hugo war immer der Amateur- oder Fan-Preis, im Gegensatz zum Nebula oder Philip K. Dick Award, über die unterschiedliche Gruppen professioneller Leser entscheiden. Die ursprüngliche Idee stammt vom Fan Hal Lynch und basierte auf den »Oscars« der National Film Academy.

Der Preis selbst hat die Gestalt einer Rakete, die aufrecht auf den Seitenflossen steht. Das erste Modell wurde von Jack McKnight entworfen und gebaut, seit 1955 wird für gewöhnlich ein ähnlicher Entwurf von Ben Jason verwendet. Seit 1984 werden die Raketen in Birmingham, England, hergestellt, und zwar in der Gießerei des bekannten Fans Peter Weston (außer 1991). Zur Feier des 50. Worldcons 1992 war die Auszeichnung vergoldet.

Der Preis wird in mehreren Kategorien vergeben, deren Definition und Anzahl sich von Jahr zu Jahr geändert hat. In erster Linie wird die erzählende Literatur gewürdigt, aber auch Herausgeber, bildende Künstler, Film & Fernsehen, Fan-Autoren und -Illustratoren finden Berücksichtigung.

Die Regeln der Preisvergabe werden auf den jährlich stattfindenden Worldcon-Konferenzen festgelegt und geändert. Die Gewinner jeder Kategorie werden durch Abstimmung ermittelt. Seit 1960 dürfen nur Teilnehmer des bevorstehenden Worldcons abstimmen (einschließlich der Besitzer einer ermäßigten Solidaritäts-Eintrittskarte, die nicht vor Ort sein können). Die gelegentlich verliehenen Sonderpreise werden dagegen von den Weltcon-Komitees ausgelobt.

Die Abstimmung über den Hugo findet jeweils vor dem Worldcon per Post statt. Beim Auszählen kommt ein System »übertragbarer« Stimmen zur Anwendung, das auch als »Australisches System« bezeichnet wird (weil es bei der Wahl zum australischen Unterhaus verwendet wird). Die Stimmen des erfolglosesten Kandidaten werden nach jeder Auszählung auf die anderen Kandidaten weiterverteilt, je nach Zweit-, Dritt-Stimme usw., und zwar so lange, bis ein Kandidat eine eindeutige Mehrheit erreicht.

Bis 1958 gab es keine Nominierungen. Ab 1959 wurden die Kandidaten bei Vorwahlen nominiert, an denen alle Fans teilnehmen konnten; seit 1963 beschränken sich diese Vorwahlen auf die Teilnehmer des jeweiligen Worldcons und die des Vorjahres (mit Ausnahme der Jahre 1965 und 1967).

Die World-SF-Conventions finden meist am Labor-Day-Wochenende im September statt, die Hugos werden für Veröffentlichungen oder Aktivitäten des Vorjahres vergeben. Demgemäß ist zum Beispiel ein Roman, der einen 1998er Hugo gewinnt, 1997 erschienen (sollte er allerdings auch einen Nebula gewinnen, wäre dies verwirrenderweise ein 1997er Nebula).

Seit vielen Jahren ist es möglich, mit »Kein Preis« abzustimmen, was gelegentlich zu Kategorien ohne Preisvergabe führte. Seit 1962 sind Serien von Kurzgeschichten und Fernsehserien insgesamt aus den Kategorien »Short Fiction« (kurze Erzählform) und »Drama« (Film & Fernsehen) ausgeschlossen. Entsprechend wurden 1968 fünf einzelne STAR TREK-Folgen für den »Drama«-Preis nominiert, während Brian W. Aldiss 1962 mit seiner Serie von Hothouse-Geschichten noch in der Sparte »Short Fiction« gewinnen konnte.

Die genaue Definition der »Short Fiction« war stetigen Veränderungen unterworfen. 1953 wurde noch kein solcher Preis vergeben. In den Jahren 1955 bis 1959 gab es nur die zwei Kategorien »Novelette« (längere Erzählung) und »Short Story« (Kurzgeschichte). Von 1960 bis 1966 wurden sie unter dem Begriff »Short Fiction« zusammengefasst; in diesem Zeitraum wurden nur wenige kürzere Texte nominiert. 1967 wurde die »Novelette« wieder eingeführt und 1968 als neue Kategorie die »Novella« (Kurzroman) aufgenommen. Von 1970 bis 1972 gab es bei der Kurzform nur die beiden Sparten »Short Story« und »Novella«. Seit 1973 werden wieder drei Kategorien der kurzen Erzählform geführt. Seit Anfang der 70er Jahre ist eine »Novella« auf die Länge von 17.500 bis 40.000 Wörter festgelegt, eine »Novelette« auf 7.500 bis 17.500 Wörter; alle erzählenden Texte unter 7.500 Wörter gelten als »Short Story«, alle über 40.000 Wörter als »Novel« (Roman).

Seit 1971 schließt das »Drama« auch Tonaufnahmen ein. 1973 wurde die Kategorie »Professional Magazine« (professionelles Magazin) in »Professional Editor« (professioneller Herausgeber) umgewandelt, um die zunehmende Bedeutung der Original-Anthologien zu würdigen. 1980 wurde die Kategorie »Non-Fiction« (Sekundärliteratur) eingeführt, in der die Erstausgabe der Encyclopedia of Science Fiction ausgezeichnet wurde. Weitere Preise gingen an literaturkritische und akademische Werke, Bildbände, Memoiren und naturwissenschaftliche Bücher. Eine Kategorie, in der Comics mit Enzyklopädien konkurrieren, ist vielleicht etwas zu umfassend, denn 1989 entschied das Worldcon-Komitee, A Short History of Time (1988; dt. Ausgabe: Eine kurze Geschichte der Zeit) von Stephen Hawking (geb. 1942) auszuschließen, was eine Kontroverse auslöste. Seit 1984 gibt es eine neue Kategorie »Semiprozine« für Veröffentlichungen zwischen Fanzines und professionellen Magazinen.

Am Hugo wird seit vielen Jahren kritisiert, dass ein Preis, der von einer kleinen, selbsternannten Gruppe von Hardcore-Fans vergeben wird, nicht unbedingt literarische Verdienste einerseits und die Vorlieben der allgemeinen SF-Leserschaft andererseits widerspiegelt. Das Hardcore-Fandom dürfte weniger als ein Prozent aller SF-Leser ausmachen. Natürlich werden die Hugos tendenziell an traditionelle Hard SF vergeben, nur selten an experimentelle Arbeiten, aber insgesamt waren die Entscheidungen überraschend eklektisch. Viele Preise gingen an gute, wenn auch konservative Autoren – wie z. B. Poul Anderson, Robert A. Heinlein, Clifford D. Simak und Larry Niven. Doch auch Größen der New Wave wie Harlan Ellison, Roger Zelazny und James Tiptree jr sowie eine Anzahl von Werken hervorragender literarischer Qualität, die den Erwartungsmustern des Genres eindeutig nicht entsprechen, wurden gewürdigt – z. B. A Canticle for Leibowitz (1959; dt. Lobgesang auf Leibowitz) von Walter M. Miller und The Dispossessed (1974; dt. Planet der Habenichtse) von Ursula K. Le Guin. Auch The Big Time (1958; 1961; dt. Eine tolle Zeit bzw. Eine große Zeit) von Fritz Leiber, das den Preis gewann, bevor es als Buch veröffentlicht wurde, ist keine traditionell orientierte Wahl.

Der konkurrierende Preis, der Nebula Award, wird von professionellen Schriftstellern ausgelobt, aber es lässt sich nicht belegen, dass diese durchgängig Werke von höherem literarischen Niveau ausgesucht hätten. Manche Kritiker würden sogar das Gegenteil behaupten – dass sich die Hugo-Wähler ganz knapp als die besseren Preisrichter erwiesen hätten. Obwohl gute Bücher oft ignoriert werden und in manchen Jahren einzelne Preisträger eher merkwürdig erschienen, hat sich der Hugo im Laufe seiner Geschichte als durchaus ehrenvoll erwiesen. Ein weiterer Kritikpunkt lautet, dass sowohl der Hugo als auch der Nebula ihre Basis in der USA haben und auffällig chauvinistisch sind, da nur ganz selten Preise an Autoren außerhalb der USA vergeben werden. Trotz aller Kritik, für die beide Auszeichnungen eine offensichtliche Zielscheibe bieten, sind sie für die Preisträger von echter Bedeutung, da sie nachweislich den Verkauf ihrer Bücher ankurbeln.

© 1995 John Clute and Peter Nicholls

Mit freundlicher Genehmigung der Autoren,

vertreten durch Co-Herausgeber John Clute

Übersetzung © 2002 by Hannes Riffel

Anmerkungen

Regeln und Sprachen

Die offizielle Definition der Regeln für den Hugo Award kann in Artikel 3 der Constitution of the World Science Fiction Society nachgelesen werden.

Unter anderem ist dort auch festgelegt, dass ein zu nominierendes Werk in jeder Sprache und in jedem Land der Welt erschienen sein kann. Dass dennoch fast ausschließlich englischsprachige Werke berücksichtigt werden, liegt einfach daran, dass der Worldcon bisher mit nur ganz wenigen Ausnahmen in englischsprachigen Ländern stattgefunden hat und der größte Teil der Conbesucher ebenfalls englischsprachig ist.

Websites und E-Books

Bis vor wenigen Jahren durften nur Texte nominiert werden, die in Papierform vorlagen. Bei einem Treffen der World Science Fiction Society im Jahr 2009 wurde entschieden, dass auch ein »Äquivalent in anderen Medien« nominiert werden darf. Das bedeutet also, dass Publikationen im Internet, E-Books, Podcasts oder andere elektronische Medien zugelassen sind. Das gilt auch für Selbstverleger, egal ob es sich bei deren Erzeugnissen um Printprodukte oder elektronische Veröffentlichungen handelt.

Fans, Amateure und Profis

Einige Kategorien werden danach eingeteilt, ob die Werke professionell, semi-professionell oder als Fanpublikation veröffentlicht wurden, zum Beispiel »Best Professional Artist«, »Best Fan Artist«, »Best Semiprozine« oder »Best Fanzine«. Welche Publikation als professionell gilt, ist genau definiert. Bei Personen (»Best Professional Artist«) muss die künstlerische Tätigkeit mindestens ein Viertel des Einkommens der Person ausmachen. Bei Verlagen oder Organisationen muss die betreffende Tätigkeit mindestens ein Viertel des Einkommens der Angestellten und der Eigentümer ausmachen. Dies gilt nur für Preise, die an Personen, Magazine oder Verlage vergeben werden. Texte können für Kategorien wie »Best Novel« oder »Best Short Story« auch dann nominiert werden, wenn sie in nichtprofessionellen Publikationen erschienen sind.

Genrezugehörigkeit

Bei vielen Texten ist es schwer, das zugehörige Genre zu definieren. Auch wenn der Hugo von der World Science Fiction Society gesponsort wird, sind auch Fantasy- und Horror-Texte zugelassen.

Die Kategorien

Folgende Kategorien gibt es derzeit beim Hugo Award:

Best Novel: Als Novel (Roman) gelten Texte mit mehr als 40.000 Wörtern.

Best Novella: Zugelassen sind Texte zwischen 17.500 und 40.000 Wörtern.

Best Novelette: Zugelassen sind Texte zwischen 7.500 und 17.500 Wörtern.

Best Short Story: Diese Texte müssen kürzer als 7.500 Wörter sein.

Best Related Work: Zugelassen sind nichtbelletristische Werke, die mit der Science Fiction, der Fantasy oder dem Fandom im Zusammenhang stehen und im vorangegangenen Jahr erstmals oder in einer maßgeblich veränderten oder erweiterten Form erschienen sind, zum Beispiel Bildbände, Sammlungen von Buchkritiken, Sachbücher über Filme oder Fernsehserien, Biografien, Lexika und Enzyklopädien bzw. Werke, die nicht in anderen Kategorien nominiert werden können.

Best Graphic Story: Hier sind SF- oder Fantasy-Geschichten gemeint, die in grafischer Form erzählt werden, wie Comichefte, Graphic Novels oder Internet-Comics.

Best Dramatic Presentation (Long Form): In dieser Kategorie können Filme, Fernsehproduktionen, Radiosendungen, Theateraufführungen oder Musikstücke nominiert werden, die eine Spielzeit von mindestens 90 Minuten haben.

Best Dramatic Presentation (Short Form): Diese Kategorie ist für Filme, Fernsehproduktionen, Radiosendungen, Theateraufführungen oder Musikstücke vorgesehen, die kürzer als 90 Minuten sind.

Best Editor (Long Form): Hier werden Herausgeber nominiert, die im betreffenden Jahr mindestens vier Werke von Romanlänge betreut haben, ausgenommen Anthologien und Erzählungssammlungen.

Best Editor (Short Form): In dieser Kategorie werden Herausgeber ausgezeichnet, die insgesamt mindestens vier Anthologien, Erzählungssammlungen oder Magazinausgaben betreut haben, davon mindestens eines im betreffenden Jahr.

Best Professional Artist: Diese Kategorie ist für professionelle Künstler, Titelbildmaler oder Illustratoren vorgesehen.

Best Semiprozine: Gemeint ist ein Magazin, von dem insgesamt mindestens vier Ausgaben erschienen sind, eine davon im betreffenden Jahr. Die Definition von »semiprofessionell« ist etwas kompliziert. Gemeint sind Magazine, die zwar Honorare zahlen, jedoch nicht so viel, dass die Autoren oder Herausgeber davon leben könnten. Während Fanzines generell keine Honorare zahlen und reine Hobbyprodukte sind, so zahlen semiprofessionelle Magazine in anderer Form als ausschließlich mit Freiexemplaren und werden für einen Geldbetrag verkauft.

Best Fanzine: Hier werden Amateurmagazine nominiert, die als Hobby angefertigt werden und die ihren Autoren keine Honorare zahlen. Es müssen mindestens vier Ausgaben erschienen sein, davon mindestens eine im betreffenden Jahr.

Best Fancast: In dieser Rubrik werden nichtprofessionelle Audio- oder Video-Podcasts nominiert, von denen mindestens vier Episoden erschienen sein müssen, mindestens eine davon im betreffenden Jahr.

Best Fan Writer: Hier werden Autoren nominiert, die in allen Arten von nichtprofessionellen Publikationen veröffentlicht haben können, also nicht nur in Fanzines, sondern zum Beispiel auch in Semiprozines, Blogs oder Internetforen.

Best Fan Artist: Nominiert werden Künstler, deren Werke in nichtprofessionellen Publikationen erschienen sind. Zugelassen sind auch Künstler, die Ausstellungen auf Conventions veranstaltet haben.

Zusätzliche Kategorien: Das Worldcon-Komitee hat das Recht, in einzelnen Jahren und in Ausnahmefällen zusätzliche Kategorien auszuloben, die nicht automatische in die Folgejahre übernommen werden.

John W. Campbell Award

Der Campbell Award, vergeben für den besten neuen Autor, ist kein Hugo und wird nicht von der World Science Fiction Society überwacht. Allerdings wird er zusammen mit den Hugos gewählt und vergeben. Ein nominierter Autor, der den Preis nicht gewonnen hat, kann noch ein zweites Mal im darauf folgenden Jahr nominiert werden.

Sonderpreise

Auf einigen Worldcons werden Sonderpreise für besondere Leistungen, Lebenswerke oder außergewöhnliche Ereignisse verliehen. Diese werden von Komitees vergeben und für gewöhnlich nicht von den Mitgliedern gewählt. Es handelt sich dabei nicht um Hugo Awards, und es wird auch keine Hugo-Trophäe überreicht. Allerdings werden die Sonderpreise während der Hugo-Zeremonie vergeben. Die Sonderpreise werden in diesem Buch nach den regulären Hugos aufgeführt.

Weitere, ausführliche Informationen zu den Kategorien, zur Geschichte des Hugo Award, zur World Science Fiction Society (WSFS) sowie zu Teilnahmemöglichkeiten finden Sie auf der offiziellen Homepage des Hugo Award: www.thehugoawards.org

Statistik

Bis zum Jahr 2014 halten gleich zwei Personen den Rekord der Hugo-Gewinne mit jeweils 29 Erstplatzierungen, nämlich der Verleger und Herausgeber des Magazins LOCUS Charles N. Brown und der Fan, Autor und ANSIBLE-Herausgeber Dave Langford.

Unter den Autoren hält Connie Willis den Rekord mit elf Hugos, gefolgt von Harlan Ellison mit acht und Poul Anderson sowie Frederik Pohl mit sieben Hugos.

Prominente Autoren, die niemals einen Hugo gewonnen haben, sind unter anderem Michael Bishop, Gene Wolfe, Ray Bradbury, A. E. van Vogt, Lester del Rey, Gregory Benford und Norman Spinrad. Noch nicht einmal für den Hugo nominiert waren unter anderem Paul J. McAuley, Tim Powers und J. G. Ballard.

Liste der häufigsten Hugo-Gewinner

(Anzahl der Hugos für erzählende Texte in Klammern)

29 | Charles N. Brown, Dave Langford (1)

15 | Gardner Dozois, Michael Whelan

13 | Richard E. Geis

11 | Connie Willis (11)

10 | Frank Kelly Freas

9 | Bob Eggleton, Mike Glyer

8 | John W. Campbell, Jr., Harlan Ellison (7), Brad W. Foster

7 | Poul Anderson (7), Edward L. Ferman, Frederik Pohl (3)

6 | Isaac Asimov (5), Ben Bova, Ellen Datlow, Fritz Leiber (6), Richard & Nicki Lynch, Roger Zelazny (6)

5 | Lois McMaster Bujold (5), Ed Emshwiller, Phil Foglio, Kirsten Gong-Wong, Joe Haldeman (5), Tim Kirk, Ursula K. Le Guin (5), Larry Niven (5), Mike Resnick (5), Michael Swanwick (5), Vernor Vinge (5)

Liste der häufigsten Hugo-Nominierungen

(Anzahl der Nominierungen für erzählende Texte in runden Klammern; Anzahl der Hugo-Gewinne in eckigen Klammern)

55 | Dave Langford (1) [29]

52 | Mike Glyer [9]

47 | Charles N. Brown [29]

41 | David G. Hartwell [3]

36 | Mike Resnick (29) [5]

34 | Richard E. Geis [13], Stanley Schmidt [1]

31 | Bob Eggleton [9], Michael Whelan [15]

28 | Robert Silverberg (24) [4]

26 | Frank Kelly Freas [10], Andrew I. Porter [3], Brad W. Foster [8]

25 | Gardner Dozois (5) [15], Harlan Ellison (19) [8], Edward L. Ferman [7]

24 | Michael Swanwick (22) [5], Connie Willis (24) [11]

23 | Frederik Pohl (9) [7]

22 | Terry Carr (1) [4], Ursula K. Le Guin (20) [5], Don Maitz [3], Bill Rotsler (1) [4]

20 | Teddy Harvia [4], David Pringle [1], Gordon Van Gelder [2]

19 | Larry Niven (19) [5]

Liste der häufigsten Hugo-Nominierungen ohne Gewinn

17 | Kathryn Cramer

15 | Steven H Silver

14 | Guy H. Lillian III, Kevin J. Maroney

13 | Steve Stiles

12 | Thomas Canty, Arthur D. Hlavaty, Evelyn C. Leeper

Quelle: www.locusmag.com, vom Autor aktualisiert und ergänzt.

1953

Der erste Preis wurde auf der 11. World Science Fiction Convention in Philadelphia vergeben und trug noch nicht den Namen ›Hugo‹. Zu diesem Zeitpunkt waren die einzelnen Rubriken noch nicht endgültig festgelegt und sollten sich in den Folgejahren noch mehrfach ändern.

Toastmaster: Isaac Asimov

Novel

Alfred Bester: The Demolished Man

(3 Teile, Januar bis März 1953 in GALAXY; dt. Sturm aufs Universum, GZ 3; spätere Neuübersetzung: Demolition, H 3670 und G 24851)

Ben Reich ist Inhaber und alleiniger Vorstand von Monarch, einem der mächtigsten Konzerne der Welt. Er beschäftigt zahlreiche ESPer dritten und zweiten Grades. ESPer dritten Grades sind Telepathen, die in die Bewusstseinsebene eines menschlichen Geistes Einblick nehmen und erkennen können, was jemand denkt, sobald derjenige es denkt. Monarch beschäftigt mehr als 500 ESPer dritten Grades. ESPer zweiten Grades können unter die Bewusstseinsebene ins Vorbewusste eindringen, während die Erstgradigen sogenannte »Tiefen-Introvisoren« sind und auch in die tiefstgelegenen Schichten des Unterbewusstseins blicken können.

Reich fühlt sich durch das D’Courtney-Kartell bedroht und fasst den Entschluss, Craye D’Courtney zu ermorden. Doch die Polizei verfügt natürlich ebenfalls über hervorragende Telepathen, und der letzte Mord geschah vor 79 Jahren. Reich wendet sich an den korrupten Dr. psi 1 Augustus Tate, einen ESPer erster Klasse, der in der ultrarechten Liga Pariotischer ESPer dafür sorgen will, dass der ESPer-Verband sein Ziel, langfristig alle Menschen zu ESPern zu machen, nicht allzu schnell oder sogar niemals erreicht. Tate soll herausfinden, wann und wo Reich sein Opfer finden kann, und dann andere ESPer vom Tatort fernhalten. Der Mord geschieht in einem Nebenzimmer während einer großen Party. Die Polizei nimmt umgehend die Ermittlungen auf, und Ben Reich steht schnell unter Verdacht – doch zunächst fehlen alle Beweise. Es entspinnt sich ein äußerst raffinierter Wettstreit zwischen dem Täter und Kommissar Powell, und der raffinierte Ben Reich scheint dem Ermittler immer einen Schritt voraus zu sein. Powells größtes Handicap: telepathische Indizien zählen vor Gericht nicht. Die Jagd führt sowohl in die geheimen Bereiche des Unterbewusstseins als auch durch das halbe Sonnensystem. Sollte Reich überführt werden, droht ihm die Demolition: die Löschung seines Bewusstseins. Doch Kommissar Powell muss schließlich aufgeben, denn für das Verbrechen fehlt jedes Motiv.

Besters Roman war in mehrfacher Hinsicht höchst innovativ. Die Zukunftsgesellschaft, die der Autor beschreibt, ist dekadent und untypisch für die SF der frühen fünfziger Jahre. Bester verlässt sich auch nicht auf die Exotik der SF-Handlung, sondern bemüht sich um eine genaue Charakterisierung seiner Protagonisten und eine schlüssige Kriminalhandlung, die durch die telepathischen Fähigkeiten der Polizisten enorm an Spannung gewinnt. Ebenso ungewöhnlich ist die Wahl eines negativen Helden und die Begründung seiner Schuld in der Psychologie.

Aber nicht nur inhaltlich ist der Roman innovativ, sondern auch in seiner Form. Der Stil ist unglaublich dicht, und Bester verwendet typografische Mittel, die man später erst in der New Wave der sechziger Jahre findet. Selbst bei Namen ist er experimentell; so steht zum Beispiel @kins für Atkins, Wyg& für Wygand, 1/4main für Quartermain und so weiter.

Ein höchst empfehlenswertes Buch, das in jede SF-Basisbibliothek gehört und ganze Generationen nachfolgender Autoren beeinflusst hat.

Bei der Hugo-Verleihung 1953 gab es noch keine Nominierungen, allerdings erschienen im betreffenden Zeitraum einige andere wichtige SF-Bücher, die erwähnenswert sind; so zum Beispiel The Space Merchants (dt. Eine Handvoll Venus und ehrbare Kaufleute) von Frederik Pohl und Cyril M. Kornbluth, City (dt. City bzw. Als es noch Menschen gab) von Clifford D. Simak sowie More Than Human (dt. Die neue Macht der Welt, Baby ist drei bzw. Die Ersten ihrer Art) von Theodore Sturgeon, wobei es sich bei den beiden letztgenannten strenggenommen um aus Erzählungen zusammengesetzte Episodenromane handelt.

Professional Magazine

GALAXY und ASTOUNDING (punktgleich)

Das Magazin GALAXY erschien erst ab Oktober 1950 und brachte von Anfang an hervorragende Texte. Herausgeber Horace Gold konnte Autoren wie Isaac Asimov, Fredric Brown, Clifford D. Simak und Fritz Leiber verpflichten. Im dritten Jahrgang des Magazins, also 1952, erschienen so wichtige Texte wie The Demolished Man von Alfred Bester (drei Teile, Januar bis März 1952, dt. Demolition), »Conditionally Human« von Walter M. Miller jr. (Februar 1952, dt. »Bedingt menschlich«), »The Year of the Jackpot« von Robert A. Heinlein (März 1952, dt. »Das Jahr der verflixten Zufälle«, »Das verrückte Jahr« bzw. »Im Jahr der Zeichen und Wunder«), Gravy Planet von Frederik Pohl und Cyril M. Kornbluth (drei Teile, Juni bis August 1952, Magazinversion von The Space Merchants, dt. Eine Handvoll Venus und ehrbare Kaufleute), »Baby Is Three« von Theodore Sturgeon (Oktober 1952, dt. »Baby ist drei«) und »The Altar at Midnight« von Cyril M. Kornbluth (November 1952, dt. »Opfer für die Menschheit« bzw. »Der Altar um Mitternacht«).

ASTOUNDING SCIENCE FICTION, herausgegeben von John W. Campbell, befand sich 1952 bereits im 22. Jahrgang und war das profilierteste amerikanische SF-Magazin vor GALAXY. Auch wenn es seine besten Zeiten bereits hinter sich hatte, so erschienen doch noch immer einige wichtige Texte, u. a. »Telek« von Jack Vance (Januar 1952, dt. Homo Telek), Gunner Cade von Cyril Judd (d. i. Cyril M. Kornbluth und Judith Merril, drei Teile, März bis Mai 1952, dt. Die Rebellion des Schützen Cade) oder The Currents of Space von Isaac Asimov (drei Teile, Oktober bis Dezember 1952, dt. Der fiebernde Planet bzw. Ströme im All).

Excellence in Fact Articles

Willy Ley

Der 1906 geborene Willy Ley war von 1937 bis zu seinem Tod im Jahr 1969 der meistgedruckte Wissenschaftspublizist in SF-Magazinen. Seine Artikel zu allen Themen der Naturwissenschaft erschienen in allen wichtigen Zeitschriften. Allein in GALAXY waren es 1952 ganze zehn Artikel zu Themen wie Raumfahrt, Mars, Eiszeit, Meteoriten und Chemie. Aber auch in ASTOUNDING und STARTLING STORIES wurde er im selben Jahr publiziert. Ley bot den SF-Lesern die Möglichkeit, die wissenschaftlichen Inhalte der Storys mit dem tatsächlichen Wissen der damaligen Zeit zu vergleichen, stellte aber auch in vertretbarem Rahmen Spekulationen an, die wiederum die Phantasie der Autoren beflügelten.

Cover Artist

Ed Emshwiller and Hannes Bok (punktgleich)

Ed Emshwiller (1925–1990) hieß eigentlich Edmund Alexander Emshwiller und signierte seine Bilder für gewöhnlich mit dem Kürzel Emsh. Allein 1952 gestaltete er vierzehn Cover für Magazine wie GALAXY, F&SF, THRILLING WONDER STORIES, STARTLING STORIES und andere. Später fertigte er mehrere hundert Buchcover, vor allem für die Taschenbuchreihe ACE BOOKS an.

Hannes Bok war das Pseudonym von Wayne Woodard (1914–1964). Er gestaltete Anfang der fünfziger Jahre ein gutes Dutzend Titelbilder für Magazine wie IMAGINATION, OTHER WORLDS, DESTINY, MARVEL SCIENCE FICTION, FANTASY MAGAZINE, SPACE SCIENCE FICTION und SCIENCE STORIES. Er publizierte allerdings auch seit Anfang der vierziger Jahre mehr als drei Dutzend Kurzgeschichten und Gedichte in diversen Magazinen und Fanzines. Von Herausgebern ließ er sich nicht in seine Arbeit hineinreden. Besser noch als seine SF-Cover waren die Buchumschläge für Horror- und Fantasy-Bücher bei Verlagen wie ARKHAM HOUSE, FANTASY PRESS, GNOME PRESS und SHASTA PUBLISHERS.

Interior Illustrator

Virgil Finlay

Neben knapp 150 farbigen Magazin-Titelbildern schuf Virgil Finlay (1914–1971) zahllose Illustrationen zu Kurzgeschichten. Seine Karriere begann 1935, als er 21 Jahre alt war. Farnsworth Wright, der Herausgeber von WEIRD TALES, war so beeindruckt von seinen Zeichnungen, dass er 25 Illustrationen zur Magazinausgabe von Shakespeares A Midsummer Night’s Dream in Auftrag gab. Später eroberte Finlay mit seinen eigenständigen, feinstrichigen Federzeichnungen die Pulps im Sturm und prägte in den 40er bis 60er Jahren das Bild ganzer Generationen von SF- und Fantasy-Magazinen. Er illustrierte für alle wichtigen Autoren und war in der Lage, in seinen Bildern sowohl den »Sense of Wonder« als auch die Schönheit menschlicher Körper wiederzugeben. Interessanterweise waren seine frühen Werke teilweise stilisierter als seine späteren. Finleys Stärke lag, ähnlich wie die von Bok, eher bei düsteren Fantasy- und Horror-Illustrationen.

New SF Author or Artist

Philip José Farmer

Farmer (1918–2009) debütierte mit der Erzählung »The Lovers« (August 1952 in STARTLING STORIES) und beeindruckte die SF-Gemeinde damit tief. Es handelt sich um eine der ersten Erzählungen, die eine Liebesbeziehung zwischen einem Menschen und einer Außerirdischen thematisierten. Teilweise stieß Farmer auf Unverständnis, und einige Leser bezeichneten die Geschichte als widernatürlich und ekelhaft. Aus heutiger Sicht wirkt der Text jedoch eher harmlos.

Die Erzählung »Sail On! Sail On!« (Dezember 1952 in STARTLING STORIES; dt. »Weitersegeln! Weitersegeln!«) hingegen vermag auch aus heutiger Sicht noch zu beeindrucken. Auf wenigen Seiten entwirft Farmer eine komplexe Parallelwelt und bietet eine amüsante Pointe. Wie sich später zeigen sollte, hatten die Wähler des Hugo Award das richtige Gespür bei der Vergabe dieses Preises, denn Farmer entwickelte sich tatsächlich zu einem herausragenden und zuweilen höchst eigenwilligen Autor.

Number 1 Fan Personality

Forrest J. Ackerman

Ackerman (1916–2008) war seit Anfang der dreißiger Jahre aktiver Fan und Sammler, gilt als einer der Gründer des Fandoms und gab das erste SF-Fanzine mit dem Namen THE TIME TRAVELLER heraus. Er versuchte sich selbst an Kurzgeschichten, war Agent einiger Autoren, korrespondierte mit anderen Fans in aller Welt und brachte immer wieder Fanzines heraus. Diese zahlreichen Aktivitäten führten bald dazu, dass er die »Number 1 Fan Personality« wurde. In Fankreisen nannte man ihn oft »Mr Science Fiction«.

Er besuchte zu seinen Lebzeiten, mit zwei krankheitsbedingten Ausnahmen, jeden Worldcon und besaß mit rund 300.000 Büchern und zahlreichen Film-Memorabilia die vermutlich größte Science-Fiction-Sammlung der Welt. In der Rubrik ›Number 1 Fan Personality‹ wurde der Preis nur ein einziges Mal vergeben, und das zurecht an Forry Ackerman.

1955

Nachdem 1954 auf dem WorldCon in San Francisco kein Preis vergeben wurde, sollte ab 1955 eine bis heute nicht unterbrochene Tradition beginnen. Der Preis, der noch nicht offiziell Hugo Award, sondern diesmal ›The Second Annual Science Fiction Achievement Award‹ hieß, wurde auf der 13. World Science Fiction Convention (Clevention) in Cleveland verliehen.

Toastmaster: Anthony Boucher

Novel

Mark Clifton and Frank Riley: They’d Rather be Right

(4 Teile, August bis November 1954 in ASTOUNDING; auch unter dem Titel: The Forever Machine; dt. Computer der Unsterblichkeit, TTB 119)

Eine Gruppe von Wissenschaftlern arbeitet an einem Servomechanismus zur Verhütung von Flugzeugabstürzen, hat jedoch durch einen Zufall einen Supercomputer entwickelt, der »Bossy« genannt wird. Der Computer ist in der Lage, alle Probleme der Menschheit zu lösen bzw. Wege zur Problemlösung aufzuzeigen, allerdings ungeachtet ethischer oder moralischer Beschränkungen. Kurzerhand wird Bossy zum Staatsfeind Nummer Eins erklärt, und die beiden Professoren Hoskins und Billings sowie ihr telepathisch begabter Assistent Joe müssen zusammen mit der Maschine schnellstens verschwinden. Im Elendsviertel wird ihnen Unterschlupf gewährt, allerdings ohne dass jemand ahnt, wer die drei wirklich sind. Sie bauen Bossy zusammen, um einen ersten wirklichen Test durchzuführen. Mable, ihre ältliche Gastgeberin, wird das erste Versuchsobjekt. Bossy wird vor die Aufgabe gestellt, Mable zu verjüngen, was nach anfänglichen Schwierigkeiten auch funktioniert. Die Öffentlichkeit erfährt von dem Experiment, und den Wissenschaftlern bleibt keine andere Wahl, als den Schutz eines Großindustriellen zu suchen, der schon früher mit den Erfindern des Computers sympathisiert hat. Plötzlich melden sich die unterschiedlichsten Interessengruppen, um Bossy in ihre Gewalt zu bekommen. Doch die Gefahr ist zu groß, dass der Computer für die Interessen einiger weniger missbraucht wird. Und so startet der Industrielle die Großproduktion des Computers, um die neue Technologie jedem Menschen auf der Welt zugänglich zu machen. Die Folgen dieser Großtat deuten die Autoren nur noch an.

Mehrfach wurde von Kritikern festgestellt, dass dieses Buch das literarisch schwächste ist, das jemals den Hugo gewonnen hat. Darüber ließe sich streiten, denn auch in den folgenden Jahren war nicht jeder Roman eine literarische Glanzleistung. Die Umsetzung von Clifton und Riley ist allerdings tatsächlich nicht allzu großartig. Die Figuren bleiben uninteressant, zu viele Klischees verderben das Lesevergnügen. Auch die Thematik wirkt im Zeitalter von PC und Internet etwas antiquiert. Zumindest haben die Autoren darauf verzichtet, technische Details ihres Supercomputers zu schildern, die heute wohl ziemlich lächerlich wirken würden.

Auch 1955 gab es noch keine Nominierungen. Wichtige Bücher des betreffenden Zeitraums waren Brain Wave (dt. Die Macht des Geistes bzw. Der Nebel weicht) von Poul Anderson, I Am Legend (dt. Ich bin Legende) von Richard Matheson und A Mirror of Observers (dt. Der Beobachter bzw. Der Spiegel des Beobachters) von Edgar Pangborn.

They’d Rather Be Right mag 1955 die Fans begeistert haben, aus heutiger Sicht ist jedoch Pangborns The Mirror of Observers sicherlich als besseres Buch zu bewerten. Pangborn ist einer der literarischsten Vertreter der SF der fünfziger Jahre. Er schrieb keine typische Science Fiction, sondern diskutiert verschiedene Philosophien und Weltsichten, ohne belehrend den Finger zu heben. Erzählt wird von marsianischen Agenten, die seit Tausenden von Jahren auf der Erde leben und beobachten sollen, wann die Menschheit eine entsprechend hohe Entwicklungsstufe erreicht hat, um mit den Marsianern zusammenleben zu können. Pangborn erhielt für diesen Roman übrigens den International Fantasy Award.

Novelette

Walter M. Miller jr.: »The Darfsteller«

(Januar 1955 in ASTOUNDING; dt. »Der Schauspieler« in Mommers/Krauß [Hrsg.]: 8 Science Fiction Stories, HA 23; »Der Darfsteller«, in Jeschke [Hrsg.]: Heyne Science Fiction Jahresband 1982, H 3870, in Walter M. Miller: Bedingt menschlich, H 4307, in Isaac Asimov [Hrsg.]: Das Forschungsteam, HSFB 13, in Jeschke [Hrsg.]: Ikarus 2001, H 6370)

Walter M. Miller jr. (1923–1996) hatte bis zu diesem Zeitpunkt bereits über dreißig Erzählungen und Kurzgeschichten und somit den überwiegenden Teil seines Gesamtwerkes in diversen SF-Magazinen veröffentlicht. Viele davon beschäftigten sich mit außergewöhnlichen Themen, so auch »The Darfsteller«.

Zur Zeit der Handlung werden in den Theatern die Schauspieler durch sogenannte Mannequins ersetzt. Diese Roboter sind in ihrem Aussehen bekannten Schauspielern nachgebildet und werden durch einen »Maestro« genannten Computer zentral gesteuert. Die unverwechselbare Art ihres Spiels verdanken die Mannequins Magnetbändern. Diese neue Technologie macht jedes Theaterstück jederzeit mit bester Besetzung reproduzierbar, und es ist sogar möglich, ein Stück mit den gleichen Darstellern auf mehreren Bühnen gleichzeitig zu spielen.

Die Konsequenz ist, dass menschliche Schauspieler ihre Arbeit verlieren. Der Protagonist Ryan Thornier ist ein ehemaliger Schauspieler, der sich weigert, für die Mannequin-Hersteller tätig zu werden und stattdessen lieber als Putzkraft in einem Theater arbeitet. Als eines Tages das Stück aufgeführt werden soll, in dem er zehn Jahre zuvor seine größte Rolle hätte spielen sollen, plant Thornier eine Sabotage. Er lässt das Magnetband für das Mannequin der Hauptrolle verschwinden und ersetzt es durch ein unbrauchbares. In der Konsequenz muss er als Mensch das Stück zusammen mit den Robotern spielen. Natürlich gibt es für den Leser noch einige Überraschungen.

Miller war ein außergewöhnlicher Autor, der es immer wieder verstand, nicht nur eine interessante Geschichte zu erzählen, sondern gleichzeitig wesentliche Themen der menschlichen und technologischen Entwicklung zu diskutieren. Diese ca. achtzig Seiten lange Novelle hat den Hugo durchaus verdient und wurde sowohl in Amerika als auch in Deutschland häufig in Anthologien nachgedruckt.

Short Story

Eric Frank Russell: »Allamagoosa«

(Mai 1955 in ASTOUNDING, dt. »Der Offund« in Russell: Ferne Sterne, G 33 und in Görden [Hrsg.]: Die Zukunft spinnt, G 23499; »Allamagoosa« in Asimov [Hrsg.]: Das Forschungsteam, HSFB 13)

Den Erzählungen Russells (1905–1978) merkt man oft an, dass er kein Amerikaner war. Satirische und respektlose Ideen waren sein Markenzeichen, und so verwundert es kaum, dass er für diese antibürokratische Satire einen Hugo erhielt. In »Allamagoosa« wird einem Schiff der Raumstreitkräfte eine Inspektion angekündigt. Da der Kommandant weiß, dass der Inspekteur sehr streng ist, kontrolliert er zuvor selbst die Bestandslisten des Raumschiffs. Alles ist an Ort und Stelle, bis auf Listenposition V 1098, »Offund, ein«. Niemand an Bord weiß, was ein Offund ist; da denkt sich der Kommandant, wenn es nicht einmal seine Spezialisten wissen, dann weiß es der Inspekteur erst recht nicht. So lässt er einen Offund konstruieren, und die Inspektion verläuft zufriedenstellend. Damit später im Raumdock jedoch niemand bemerkt, dass es plötzlich eine wild blinkende neue Maschine gibt, beschließt der Kommandant, den Offund als Verlust zu melden, ohne zu wissen, dass es sich auf der Inventarliste nur um einen Schreibfehler gehandelt hat.

Die Pointe ist zwar vorhersehbar, allerdings ist anzunehmen, dass Russell den Preis auch stellvertretend für seine früheren Geschichten bekommen hat, unter anderem für die großartige »… And Then There Were None« von 1951 (zentraler Text in der Buchausgabe The Great Explosion von 1962), da der Hugo damals noch nicht existierte.

In den Rubriken Novelette und Short Story gab es, wie auch schon in der Rubrik Novel, keine Nominierungen. Aus diesem Grund sollen hier wenigstens einige sehr interessante und gelungene Texte erwähnt werden, die ebenfalls im betreffenden Zeitraum erschienen sind, so »Fondly Fahrenheit« (August 1954 in F&SF, dt. »Geliebtes Fahrenheit«) von Alfred Bester, »My Boy Friend’s Name Is Jello« (Juli 1954 in F&SF, dt. »Ich hab ’nen Freund, und der heißt Jello«) von Avram Davidson, »The Cold Equations« (August 1954 in ASTOUNDING, dt. »Die kalten Gleichungen«) von Tom Godwin, »One Ordinary Day, With Peanuts« (Januar 1955 in F&SF, dt. »Ein gewöhnlicher Tag – mit Erdnüssen«) von Shirley Jackson, »The Midas Plague« (April 1954 in GALAXY, dt. »Die armen Reichen« bzw. »Die Midas-Seuche«) von Frederik Pohl oder »Down Among the Dead Men« (Juni 1954 in GALAXY, dt. »Unter Toten« bzw. »Drunten bei den Toten«) von William Tenn. Obwohl viele dieser Geschichten ganz hervorragende Science Fiction sind, haben Walter M. Miller und Eric Frank Russell den Preis für ihre Erzählungen sicherlich verdient.

Magazine

ASTOUNDING

Auch die Konkurrenz wie GALAXY und F&SF haben 1954 ganz hervorragende Ausgaben abgeliefert. ASTOUNDING enthielt im vorangegangenen Jahr außer »The Cold Equations« (August 1954, dt. »Die kalten Gleichungen«) von Tom Godwin, »Martians, Go Home« (September 1954, dt. Die grünen Teufel vom Mars) von Fredric Brown und »They’d Rather Be Right« (August bis November 1954, dt. Computer der Unsterblichkeit) von Mark Clifton und Frank Riley nur wenige wirklich bemerkenswerte Geschichten. Es ist wahrscheinlich, dass ASTOUNDING einfach aus den zurückliegenden Jahren einen gewissen Bonus bei den wählenden Fans hatte, und immerhin veröffentlichten in ASTOUNDING 1954 so namhafte Autoren wie H. Beam Piper, Algis Budrys, Isaac Asimov, Clifford D. Simak, Chad Oliver, James Blish, Eric Frank Russell, Poul Anderson, Frank Herbert und Lester del Rey.

Artist

Frank Kelly Freas

Frank Kelly Freas (1922–2005) zählt auch heute noch zu den populärsten Illustratoren und Titelbildkünstlern der SF. Sein erstes Magazincover schuf er 1950 für die Novemberausgabe von WEIRD TALES, gefolgt von mehr als 220 Titelbildern für achtundzwanzig Magazine und ungezählten Innenillustrationen sowie Buchumschlägen für ACE BOOKS, GNOME PRESS, DAW BOOKS und LASER BOOKS.

Allein 1954 zierten achtzehn Bilder von Freas die Cover von Magazinen wie ASTOUNDING, PLANET STORIES, FUTURE oder SCIENCE FICTION QUARTERLY.

Fan Magazine

FANTASY TIMES

Dieses Fanzine wurde von James V. Taurasi sen. und Ray Van Houten, zeitweise auch von Sam Moskowitz herausgegeben und erschien von 1941 bis 1969. Es handelte sich um ein Heft mit Nachrichten und Rezensionen. Der Name wurde später, und zwar1957, in SCIENCE FICTION TIMES geändert (nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen deutschen Magazin). Es erschienen insgesamt 465 Ausgaben. FANTASY TIMES war in den fünfziger Jahren eines der meistgelesenen Fanzines. In gewisser Weise ist das heute noch erscheinende LOCUS der Nachfolger der FANTASY TIMES.

Special Award

Sam Moskowitz as »Mystery Guest« and for his work on past conventions

Sam Moskowitz (1920–1997) war ab 1936 einer der prominentesten Fans des amerikanischen Fandoms und veröffentlichte zahlreiche Beiträge über die Geschichte der SF in Fanzines. Seine erste Buchveröffentlichung war The Immortal Storm (1951) mit Berichten über die Anfangsjahre des amerikanischen Fandoms und die ersten überregionalen Conventions. Die Texte erschienen vorab bereits in A. Langley Searles’ Fanzine FANTASY COMMENTATOR.

Bis in die 80er Jahre hat Moskowitz seine theoretischen Arbeiten über SF fortgesetzt und publiziert. Darüber hinaus hat er zahlreiche kompetent editierte Anthologien und Bücher über SF-Autoren herausgegeben.

1956

Die Verleihung fand während der 14. World Science Fiction Convention (NewYorkCon) in New York statt.

Toastmaster: Robert Bloch