Wichtiger Hinweis:

Die Inhalte dieses Buches sind als Begleitmaterial zu einer begleiteten Ausbildung am Kunden gedacht.

In eigener Sache:

Um sperrige Formulierungen, wie „der/die Massage-Therapeut/in“, zu vermeiden, verwende ich im den Begriff „der Massage-Therapeut“. Ich beziehe ihn auf beide Geschlechter.

Da wir uns in den Kurs duzen. Wähle ich durchgängig diese Form der Anrede.

©Massageschule H.-R. Grewe

Books on Demand GmbH Norderstedt

ISBN: 9783739260730

Heide-Ruth Grewe ist Didaktik-Dozentin, Ausbilderin für medizinische Berufe, Unterrichtskraft für Medizinalfachberufe, Krankenschwester und Massagetherapeutin. Heide-Ruth Grewe verfügt über eine langjährige Berufserfahrung, die sie an Kliniken und Berufsfachschulen in Bonn, Köln, Hannover und zuletzt Reutlingen sammelte. 2005 gründete sie die Massage-Therapeuten-Schule in Neuhausen/Reutlingen (Baden-Württemberg), wo sie gemeinsam mit 10 Fachpädagogischen Wellness-Lehrerkräften Kursteilnehmer an Kunden ausbildet.

Sie entwickelte als erste deutschlandweit ein Konzept zur Ausbildung direkt am Kunden (Nah-dran-Ausbildungskonzept). Dieses Konzept bietet eine einzigartige Basis für einen fundierten Berufseinstieg.

Seit 2012 werden an der Massage-Therapeuten-Schule Grewe Fachpädagogische Wellness-Lehrer ausgebildet. Die Ausbildung findet dual statt und dauert ein Jahr.

Bekannt ist Heide-Ruth Grewe dafür, Themeninhalte effektiv und für jedermann verständlich zu vermitteln. Mit Ihrem ganzheitlichen, innovativen Vorgehen beschreitet sie neue Wege im Bereich Massage und ist damit wegweisend auf dem Gebiet der Wellness-Massagen.

©Massageschule H.-R. Grewe

Danksagung

Mein Dank geht an all die Professionellen Wohltäter, die wir in unserer Schule begleiten durften. Sie waren auf meiner Entdeckungsreise in die Welt des Wohltuns wissbegierige Begleiter und der Grund für viele begeisternde Momente. Vielleicht habe ich das meiste von ihnen gelernt.

Ganz besonderer Dank gilt meinen Fachpädagogischen Lehrern, welches mir in ihrer Einzigartigkeit stets eine sprudelnde Quelle der Inspiration sind.

Danke Sabine für deine Stetigkeit!

Danke Gabi, dass du mir immer eine freudige Begleiterin bist!

Danke Frank für deine Souveränität und deine Impulse zum Thema „Ergonomisches Arbeiten am Kunden“!

Danke Anja für deine innovativen Ideen, die oft aus der Selbsterfahrung hervorkommen!

Danke Ulrich für deine Liebe zum Detail und deinen wunderbaren Beitrag zur Kopfmassage! Danke Kerstin für deine Freude am Tun und deine Begeisterung für Füße!

Danke Elli für deine Ruhe und Freundlichkeit!

Danke Jennifer für deinen Forscherwillen und deine internationale Ader!

Danke Manuela für den Drive, den du mit deiner Begeisterungsfähigkeit immer wieder einbringst!

Hier habe ich nur die Dinge erwähnt, die gerade in dem Augenblick, wo ich schreibe, hervorstrahlen.

Wollte ich alles erwähnen, würde diese Danksagung viele Seiten umfassen.

In diesem Sinne…

Ich wollte einfach mal wieder Danke! sagen.

Heide

Gliederung

  1. Einführung
  2. Begriffsklärung: „Woher kommt der Begriff „Therapeut“?
  3. Geschichtlicher Hintergrund
  4. Das Berufsbild des Massage-Therapeuten
  5. Heilversprechen ein Tabu
  6. Wohlfühlaspekte kennen und einsetzen
  7. Körperhaltung beim Massieren
  8. Vorbereitungsaspekte
    1. Präsenz
    2. Zentrieren
    3. Material
    4. Persönliche Vorbereitung
  9. Allgemeine Grundsätze der Massage
  10. Was Massage alles kann
  11. Indikationen und Gegenanzeigen
  12. Vorgehen bei der Massage
  13. Immer wiederkehrende Elemente
  14. Kundenkontakt
    1. Gesundheits-Check
    2. Umgang mit Erwartungen
    3. Karteikarte
    4. Kundengespräch
  15. Anatomie und Physiologie
  16. Griffe der Klassischen Massage
  17. Rückenmassage
  18. Beinmassage
  19. Arm- und Handmassage
  20. Bauchmassage
  21. Kopf- und Gesichtsmassage
  22. Fußmassage
  23. Unterschied: Fitness- und Entspannungsmassagen
  24. Reflektionsbogen
  25. Resonanzen

Das vorliegende Buch beschäftigt sich mit der klassischen Massage, angewendet:

Die klassische Massage stellt den breiten Einstieg in den Beruf des/der Massage-Therapeuten/in dar und schafft eine gute Basis, auf der alle anderen wunderbaren Wellnessbehandlungen dann Fuß fassen können.

Anwendungen klassischer Massagetechniken treten bisweilen auch gerne inkognito auf. Manchmal legen sie sich klangvolle Namen zu oder betonen mitunter eher Aspekte der Zweckmäßigkeit:

Fitness-Massage

Entspannungs-Massage

Sport-Massage

Golf-Massage

Wohlfühl-Massage

Wellness-Massage

After-Work-Massage

Feierabend-Massage

Büro-Massage

Mobile Massage

Sitz-Massage

Rebalancing-Massage

Energetisierende Massage

Calm-Down-Massage

Aromaöl-Massage

Chill-Out-Massage

Lounge-Massage

Feel-Good-Massage

und so weiter und so fort.

Hinter all diesen Namen verbirgt sich im besten Fall eine klassische Massage. Es hat sich im Wellnessbereich durchgesetzt, bestimmte Massagetypen so zu benennen, dass sie von der jeweiligen Zielgruppe gleich erkannt werden. Möchte sich jemand beispielsweise entspannen, wird ihn die Chill-Out-Massage ansprechen. Und er wird genau das bekommen, was seinem Bedürfnis entspricht. Der Name ist Programm und nicht nur Werbeträger.

1. Einführung

Im Verlauf der Jahre habe ich etliche großartige Schüler gehabt. Sie alle haben Erfolg, weil fachliches Können zu ihrer Herzensangelegenheit geworden ist. die Erfolgsformel:

Kompetenz + Liebe = Erfolg

Die Liebe findet im Können einen Weg um hervor zu strahlen.

Längst hat das Berufsbild des Massage-Therapeuten ein klares Profil gewonnen und hebt sich wohltuend von einer undefinierbaren Masse ominöser „Massageangebote“ ab.

Der Massage-Therapeut ist für den Gesunden mit seinen vielfältigen Alltagsbeschwerden da. Er kennt seinen Kompetenzbereich – und darin bewegt er sich sicher und vergnügt.

Er scheint auf der Sonnenseite des Lebens zu arbeiten. Ist man bei ihm, so fühlt man sich gleich wohl.

Was ist das für ein Mysterium?

Es ist die Ausstrahlung dieser Berufsgruppe. Der Massage-Therapeut ist ein Wohl-Täter.

Er vergleicht sich nie mit anderen Therapeuten, weil er lieber mit ihnen zusammen arbeitet und darüber hinaus viel zu sehr von seinem Tun erfüllt ist.

Wie tief wird dein Lernen gehen?

Massage ist etwas, das du zwar anfangen kannst zu lernen, aber du kommst nie an ein Ende. Es führt ständig weiter, und die Erfahrung geht immer tiefer, immer höher.

Massage ist eine der subtilsten Künste - und es ist nicht nur eine Frage des technischen Könnens, es ist mehr eine Sache der Liebe.

Lerne zuerst die Technik und dann vergiss sie. Dann fühle einfach und folge deinem Gefühl. Wenn dein Lernen tief geht, werden neunzig Prozent deiner Arbeit durch Liebe bewirkt und zehn Prozent durch Technik. Schon durch die bloße Berührung, eine liebevolle Berührung, entspannt sich etwas im Körper." Osho, indischer Philosophieprofessor

Massage gehört zur elementaren Kommunikation

Der Staufenkaiser Friedrich II führte im 13. Jahrhundert einen Versuch mit tödlichem Ausgang durch: Er ließ Babys zwar versorgen, sie durften allerdings nicht mit Sprache in Kontakt kommen, da er die Ursprache herausfinden wollte. Alle Babys bekamen nur die gerade notwendige Versorgung und starben aufgrund von mangelnder Zuneigung.

Das zeigt, wie unverzichtbar Berührung für die Entwicklung des Menschen ist.

Berührung ist die elementarste Form der menschlichen Kommunikation.

Sie bedarf keiner Worte und wird von Geburt an beherrscht und verstanden. Wer auch nur zu ahnen beginnt, was bei der Berührung von Mensch zu Mensch geschieht, kann Berührung gezielt und professionell einsetzen.

2. Begriffserklärung: Woher kommen die Begriffe „Massage“ und „Therapeut“?

Eine der zutreffendsten Erklärungen fand ich unter Wikipedia:

„Die Massage dient zur mechanischen Beeinflussung von Haut, Bindegewebe und Muskulatur durch Dehnungs-, Zug- und Druckreiz. Die Wirkung der Massage erstreckt sich von der behandelten Stelle des Körpers über den gesamten Organismus und schließt auch die Psyche mit ein.“

Massage:

Die Ursprünge des Wortes Massage finden sich:

Therapeut:

Therapeut ist dem Wort Therapie entlehnt.

Altgriechischer Wortursprung:.

θεραπεία: therapeia: „das Dienen, die Bedienung, die Dienstleistung…“

Therapie = Dienst und Dienen

(vergl. W: Pfeiffer 1993 Etymologisches Wörterbuch)

Der Massage-Therapeut ist demnach also ein Dienstleister und Diener an der Gesundheit und Gesunderhaltung des Menschen. Dafür wird die Selbständigkeit als Gewerbe in den Bereichen Prävention & Wellness angemeldet.

Nach dem deutschen Gesetz ist es erlaubt Massagen zu geben, geschützt sind in Deutschland die Berufsbezeichnungen Heilpraktiker, Masseur- medizinischer Bademeister, Physiotherapeut und Krankengymnast, nicht jedoch die Leistung selbst. Die Massage ersetzt nicht die Tätigkeiten eines Arztes oder Heilpraktikers!

Die Berufsbezeichnung Therapeut, z.B. die Bezeichnungen Massage- und Wellnesstherapeut sind laut Gericht zulässig. Die Berufsbezeichnung des „Massagetherapeuten/Wellnesstherapeuten“ steht daher dem in §§ 8 ff. des Masseur- und Physiotherapeutengesetzes Ausbildungsberuf des Physiotherapeuten gegenüber. Gleiches gilt für den Begriff Masseur (Wellnessmasseur).

3. Geschichtlicher Hintergrund

Abb.: Pehr Henrik Ling

„Die Klassische oder auch Schwedische Massage zählt zu den bekanntesten Formen der Massage und wird heutzutage weltweit praktiziert. Warum konnte sie sich so durchsetzen?

Das liegt am Erfolg. Die Klassische Massage hat sich als wirksam erwiesen und ist wissenschaftlich, also auch medizinisch, anerkannt.

Mittlerweile liegen auch zahlreiche Nachweise für die psychische und sogar psychosoziale Wirkung von Massagen vor. Die lässt sich maßgeblich auf die Wirkung des Hormons Oxytocin zurückführen.

Die ersten Erwähnungen von Massagen finden sich bei dem Chinesen Huáng Dì: Bereits 2600 v. Chr. beschreibt er Massagehandgriffe und gymnastische Übungen.

Der Begriff „Schwedische Massage“ geht auf den Schweden Pehr Henrik Ling (1776-1839) zurück. Ling war zunächst als Gymnastik- und Fechtlehrer tätig. Im Jahre 1813 gründete er dann in Stockholm das „Zentralinstitut für Heilgymnastik und Massage“. Dort vermittelte er seine Lehren über Massage und Gymnastik. Die von ihm entwickelten Handgriffe wurden als „Reiben, Drücken, Walken, Hacken und Kneipen“ bezeichnet.“1

4. Das Berufsbild des Massage-Therapeuten

Ursprünge des Berufsbildes

„Wellness ist eine allgemein verständliche Metapher für eine neue Lebensqualität - und erlernbar. Einen deutschen Begriff für Wellness gibt es nicht. Ist auch nicht notwendig. Wellness ist ohnehin in aller Munde und so gut wie eingedeutscht. Und das nun schon seit Jahrzehnten. Die Wellness-Idee hatte der amerikanische Arzt H. L. Dunn bereits im Jahre 1959.…Dunn begreift den Menschen als eine Einheit aus Körper, Seele und Geist, in Abhängigkeit von seiner Umwelt. In den 70er Jahren - als die Kosten im amerikanischen Gesundheitswesen explodierten - entwickelten die Wellness-Pioniere Donald B. Ardell und John Travis im Auftrag der Regierung neue ganzheitliche Gesundheitsmodelle, die auf Prävention und Eigenverantwortung des Menschen für seine Gesundheit aufbauten. Wellness war geboren. Die ‚neue Gesundheit’ - das war den Ärzten klar - konnte sich aber nur breitenwirksam entfalten, wenn eine entscheidende Voraussetzung gegeben war: Gesundheit muss Spaß machen, sie muss erlebt und gelebt werden können.“2

Grundsätzlich kann man sagen:

Der Massage-Therapeut führt Massagen für den Gesunden mit seinen „Alltagsbeschwerden“ zum Wohlfühlen und Entspannen, aber ebenso auch als Präventionsmaßnahmen durch.

Merke

Der Begriff Therapeut kommt aus dem Altgriechischen und bedeutet so viel wie *Dienstleister oder *Diener.

Der Massage-Therapeut praktiziert Massage als

Wann gilt ein Mensch als gesund?

Ein Mensch ist dann gesund, wenn sich seine Energien in einem Fließgleichgewicht halten. Alles was lebt, befindet sich in ständiger Bewegung. Im Körper des Menschen folgt alles dem Kreislauf des Lebens. Tag und Nacht befindet sich alles im Fluß.

Krankheiten kommen zustande, wenn etwas nicht mehr im Fluss ist. Nahezu alle bekannten Erkrankungen (Herzinfarkt, Thrombose, Schlaganfall…) entstehen aufgrund einer Blockade im System. Viele Völker kennen gar kein Wort für Kranksein. Sie nennen es „Blockade“ oder Energiemangel“.

Oftmals gibt uns die Atmung des Kunden schon einen Hinweis darauf, ob sich alles im Fluss befindet. Beim aller ersten Griff haben wir Gelegenheit durch gemeinsames Atmen mit dem Kunden in seinen Lebensrhythmus einen ersten Einblick zu nehmen. Die Atmung gilt als Spiegel der allgemeinen Befindlichkeit.

Der Kunde könnte haben eine

Die normale Atemfrequenz beim Erwachsenen liegt zwischen 16-20 Atemzügen in der Minute. Die Atemzüge zu zählen ist nicht notwendig. Der Vergleich mit der eigenen Atmung gibt hier schon ausreichend Aufschluss.

5. Heilversprechen – ein Tabu

Wir üben keine Heilkunde aus. Nur, wer nach dem Gesetz berechtigt ist, Heilkunde auszuüben (Ärzte und Heilpraktiker), darf auch Heilung in Aussicht stellen.

Das bedeutet, dass in deinem Flyer oder auf deiner Internetseite auf keinen Fall so etwas stehen sollte wie:

Ich behandle Ihre Migräne.

Ich stelle Ihr Immunsystem wieder her.

Ich massiere Ihre Beschwerden weg…

Es gibt einen anderen Weg auf die angenehmen Folgen unseres Tuns aufmerksam zu machen:

Man könnte den zufriedenen Kunden einladen, eine kleine Bemerkung ins Gästebuch zu schreiben.

Zum Beispiel so:

„Danke für die wunderbare Massage! Es war wie ein Kurzurlaub. Nach der Behandlung fühlte ich mich leicht und unbeschwert, und der leichte Kopfdruck, mit denen ich kam, war auch weg. Ich komme gerne wieder.“

6. Wohlfühlaspekte kennen und einsetzen

Jetzt kommen wir zu unserem Handwerkszeug. Jeder Mensch ist anders und braucht eine aufmerksame Wahrnehmung seiner Individualität. Keiner ist grundsätzlich auf die gleichen Annehmlichkeiten programmiert.

Folgende Dinge stehen in engem Zusammenhang mit Wohlfühlaspekten:

  1. Der Ort des Geschehens
  2. Die Kommunikation
  3. Gerüche (Düfte)
  4. Farben und Licht
  5. Klänge
  6. Die Art der Berührung
  7. Die Grundbefindlichkeit

Um dich zu inspirieren, möchte ich dir zu jedem dieser Wohlfühlaspekte eine Einführung geben. Bitte arbeite jeden Punkt durch und beantworte die dazugehörigen Fragen. Es wird dir helfen im Hinblick auf deine angestrebte Massagetätigkeit klarer zu sehen.

a) Der Ort des Geschehens

Mobile Massagen und Studio-Massagen

Erhält ein Kunde seine Massage zu Hause, so kann man diese persönliche Umgebung nicht als neutral betrachten. Denn hier läuft ja der Alltag ab, den man doch gerne einmal hinter sich lassen möchte.

Ein mobil arbeitender Massage-Therapeut kommt zur Behandlung ins Zuhause des Behandelten. Und hier hat „das Sagen“ der Kunde.

In diesem Umfeld sind die Ausgestaltungsmöglichkeiten des Therapeuten begrenzt. Man kann den räumlichen Abstand von der vertrauten Umgebung, wie es bei Studio-Massagen der Fall ist, oft auch als Teil der Behandlung sehen. Der Empfangende kommt an einen professionell ausgestalteten und liebevoll hergerichteten Ort: Dort kann er einfach in eine vorbereitete Atmosphäre von Freundlichkeit und Annahme eintauchen. Dies wirkt sehr förderlich für die Entspannung und die Effektivität der gesamten Behandlung und hat auch immer den Aspekt eines Aufbruchs ins Neue.

Aussagen von Kunden:

„Ich komme lieber zu Ihnen. Ich möchte nicht in den gleichen Räumen massiert werden, wo so viel Streit und Missverständnisse in der Luft hängen.“

„Wenn ich mich massieren lasse, möchte ich ja gerade Alltäglichkeit hinter mir lassen und mal in eine ganz andere Welt eintauchen. Vielleicht ist es ja auch nicht die reale Welt. Aber die Illusion einer heilen Welt leiste ich mir ab und zu.“

„Mir ist es am liebsten, in meinen eigenen vier Wänden massiert zu werden. Da fühle ich mich am Wohlsten und kann auch gut entspannen.“

„Ich sehe das einfach ganz praktisch. Einmal in der Woche kommt ein Massage-Therapeut zu mir nach Hause, der mir eine halbe Stunde meinen Rücken durchknetet. Da spare ich Zeit. Wenn ich mal wieder richtig abschalten will, gehe ich natürlich woanders hin.“

Persönliche Auswertung:

Wie sehe ich mich selber im therapeutischen Wellnessbereich?

b. Kommunikation

Während der Massage zu sprechen, verhindert die Ausschüttung entspannungsfördernder Hormone. Wer spricht, denkt und beschäftigt sich automatisch mit Dingen aus der Vergangenheit oder Zukunft. Schweigen hingegen ist das vergnügliche Sein im Jetzt. Es ist das einfache DA-SEIN – ohne Denken. Wollte man dieses JETZT kommentieren, wäre es schon wie ein Vogel davongeflogen. Das Jetzt ist so punktfokussiert, dass sich darin nur SEIN lässt.

Das Sprachzentrum liegt in der einen Hälfte des menschlichen Gehirns, das Zentrum für Vorstellung und Fantasie in der anderen.

Was genau passiert eigentlich im Gehirn beim Entspannen?

Die Denkaktivität wird heruntergefahren und der für Fantasie und Vorstellung zuständige Gehirnteil stärker aktiviert.

Ist es dem Menschen denn nicht möglich, beide Gehirnhälften gleichzeitig zu benutzen?

Nein, dazu ist er nicht in der Lage. Sprechen ist immer der dominantere Teil. Es ist erwiesenermaßen nicht möglich, zu reden und sich dabei gleichzeitig tiefer zu entspannen. Aus diesem Grund ist es wichtig, für die Behandlung eine Infrastruktur des Schweigens zu etablieren.

Gleich bei seinem ersten Besuch informieren wir den Neukunden darüber, dass das Schweigen während einer Wellnessbehandlung ein Service ist und tieferes Entspannen erst ermöglicht. Jedoch vermitteln wir ihm, dass er uns natürlich jederzeit ansprechen darf, wenn er sich nicht wohlfühlt oder sich eine Änderung in der Ausführung der Behandlung wünscht.

Somit ist der Kunde grundsätzlich informiert, fühlt sich für die Unterhaltung des Massage-Therapeuten nicht zuständig und kann sich beim Schweigen einfach entspannen.

Unsere Kunden genießen es, nicht reden zu müssen, – und die Entspannung geht tiefer.

Ganz anders sieht es aus, wenn wir beim Kunden eine emotionale Blockade gelöst haben. Dann sind die Reaktionen ganz unterschiedlich: Lachen, Weinen, schwallartiges Reden….

Der Massage-Therapeut erkennt diese Art der Mitteilung und lässt ihr freien Lauf. Da die Behandlung also schweigsam abläuft, ist der Small Talk vorweg dann umso wichtiger. Genau genommen beginnt die Behandlung schon hier. Worte schaffen eine warme Willkommensatmosphäre. Small Talk sollte respektvoll und aufmerksam, aber durchaus auch humorvoll sein. Durch eine solche Minikonversation erfährt der Kunde Annahme und Freundlichkeit. Das für unseren Erfolg unabdingbare, so elementare Vertrauen stellt sich ein.

Es lohnt sich, Small Talk zu kultivieren, da der Erfolg einer Massagebehandlung erwiesenermaßen auch von der Atmosphäre abhängig ist.

Sprachliche Intuition

Wer die Dimension sprachlicher Intuition erfasst, kann ihre Wirkung abschätzen und einsetzen.

Kürzlich massierte ich zusammen mit einer Praktikantin, deren Muttersprache nicht Deutsch ist, an einem Kunden. Ich hatte ihr die Kommunikation übertragen. Ihre Sätze wirkten schroff, ihre Stimme war laut und für mein Empfinden der Situation nicht angemessen. Um verstanden zu werden, hatte sie sich angewöhnt, einfach laut zu sprechen.

Das klang dann ungefähr so:

„Wollen Sie Kissen!? Hee!?“

„Drehen Sie jetzt! Drehen Sie!“

„Sie müssen locker lassen!“

„Bleiben Sie noch liegen, sonst wird es Ihnen schlecht und Sie fallen!!!“

Im Nachgespräch zur Massage erklärte ich meiner Praktikantin, wie mir ihr Verhalten erschienen war:

Während die Kundin sich zu entspannen versuchte, wurde sie ständig mit einem „(Wort-) Ball“ beworfen. Wir stellten fest, wie wichtig sprachliche Intuition ist.

Ich gab ihr dann folgende Tipps:

Kurze Zwischenfrage:

Ist beim ersten Kundenkontakt…

Wie wir bereits betont haben, ist im Wellness- und Well-Therapiebereich Schweigen während der Behandlung Standard.

Wer sich also beim Massieren mit einem Kunden unterhält, arbeitet unprofessionell und kontraproduktiv.

Mit anderen Worten: Wenn Entspannung der Kundennutzen ist, diese aber nicht erzielt wird, dann muss eine solche „Behandlung“ eigentlich für ungültig erklärt werden. Daraus folgt, dass ein Massage-Therapeut, der so arbeitet, von Rechts wegen nicht entlohnt zu werden braucht.

Beginnt der Kunde die Konversation, ist diese Argumentation natürlich hinfällig.

Dem Kunden Orientierung geben

Grundsatz: Sobald der Kunde da ist, wird er ins Geschehen mit einbezogen. Dabei kann es sich um mögliche Verzögerungen, Änderungen oder für ihn undurchschaubare Abläufe handeln.