Ayako Graefe

Ikebana

Geist und Schönheit

japanischer Blumenkunst

p.machinery

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Ayako Graefe

Ikebana · Geist und Schönheit

japanischer Blumenkunst

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese

Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie;

detaillierte bibliografische Daten sind im Internet

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© dieser Ausgabe: Januar 2010

Ayako Graefe

p.machinery · Maschinenliteratur · Menschenwerk

& Books on Demand GmbH

Titelbild: Christof Eichler

Layout & Umschlaggestaltung:

global:epropaganda, Xlendi

Lektorat: Michael Haitel

Co-Verlag:

p.machinery · Maschinenliteratur · Menschenwerk

Michael Haitel, Ammergauer Str. 11, 82418 Murnau

am Staffelsee

Herstellung & Verlag:

Books on Demand GmbH, Norderstedt

ISBN: 978 3 8482 4018 0

Vorwort

Ikebana ist eine Kunst, die sich ursprünglich in Japan entwickelt hat. Erst in den letzten Jahrzehnten fand sie immer mehr Anhänger in der westlichen Welt.

Dieses Buch soll einen Überblick über die wesentlichen Grundlagen des Ikebana vermitteln. Dabei habe ich Lehre und Methode verschiedener Ikebana-Schulen Japans berücksichtigt und Beispiele sowohl klassischer als auch moderner Stilrichtungen herangezogen, um so, unabhängig von einer bestimmten Schule, das eigentliche Wesen dieser Blumenkunst darzustellen.

»Ikebana« (wörtlich »lebende Blumen«) heißt sinngemäß etwa, Blumen zum Leben zu erwecken und ihnen ein neues Leben zu geben. Wenn der Ikebana-Künstler eine Blume oder eine andere Pflanze aus der Natur holt und sie in eine Vase steckt, erhält er sie nicht nur mit Wasser am Leben, sondern lässt sie als Teil eines Kunstwerks ein neues Leben beginnen und schenkt ihr ein schöneres Aussehen, als es ihr die Natur gegeben hatte. In anderen Worten: Ikebana ist eine schöpferische Tätigkeit, die mit Pflanzen eine Blumen-Skulptur entstehen lässt.

Ikebana ist eine erlernbare Kunst, und wer sie erlernt, findet sie auf jeder Stufe des Lernens auf eine neue Weise reizvoll. Wer einmal damit anfängt, entdeckt bald, dass es eine sehr viel Freude bringende und beglückende Tätigkeit ist. Man lebt mit der Welt der Pflanzen und lernt in ihr, neu zu sehen.

Ikebana hat auch eine handwerkliche Seite, und in den Jahrhunderten der intensiven Beschäftigung mit Blumen und Zweigen haben die Ikebana-Meister sie zu einer Fülle von Kunstgriffen entwickelt, um der Schönheit der Pflanzen zur vollen Entfaltung zu verhelfen.

Ikebana ist mehr als nur die Technik, dekorative Blumenarrangements zu gestalten. Der Weg des Ikebana ist anregend und tief mit der Natur und mit Philosophie verbunden. Durch eine Vertiefung des Verständnisses der Natur bereichert es das ganze Leben, und je weiter man diesen Weg beschreitet, desto mehr Reiz findet man an ihm.

Dieses Buch möchte Ihnen, lieber Leser, verstehen helfen, was Ikebana ist, und Sie zu einer eigenen, aktiven Beschäftigung mit dieser schönen Kunst anregen.

Ayako Graefe (Seiiku)

Ottobrunn bei München

Sommer 1982

Vorwort

zur Neuausgabe 2004

»Das Ikebana-Buch«, das 1982 beim Ulmer-Verlag in Stuttgart erschienen ist, hat sich bald zu einem Standardwerk entwickelt, das nicht nur von Ikebana-Freunden, sondern auch von Floristen und Japan-Liebhabern viel gelesen wurde. Leider ist das Buch seit einigen Jahren vergriffen. Es ist mir deshalb eine große Freude, dass nunmehr der Verleger Michael Haitel sich entschlossen hat, das vorliegende Buch herauszugeben, und damit die Wiedergeburt meines Ikebana-Buches unter dem neuen Titel »Ikebana – Geist und Schönheit japanischer Blumenkunst« zu ermöglichen.

Inhaltlich hat sich nicht viel geändert; ich habe ein paar veraltete Angaben korrigiert und, vor allem in dem Teil über die historische Entwicklung, einige neue Informationen aus den letzten zwei Jahrzehnten hinzugefügt. Die Fotos von Herrn Christof Eichler und die Zeichnungen von Frau Gisela Tambour habe ich ebenfalls unverändert übernommen. Beiden danke ich dafür, dass sie mir freundlicherweise die Wiederverwendung ihrer Werke für die neue Ausgabe gestattet haben.

Mein Dank gilt auch Herrn Michael Haitel, der diese Neuausgabe angeregt und nicht nur ihre Herausgabe besorgt, sondern auch wesentlich zum Erscheinungsbild des vorliegenden Buches beigetragen hat.

Ayako Graefe (Seiiku)

Ottobrunn bei München

Frühjahr 2004

Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Vorwort zur Neuausgabe 2004

Vorbemerkung

1 Ästhetik

1.1 Die Pflanze

1.1.1 Persönlichkeit der Pflanze

1.1.2 Licht- und Schattenseite

1.1.3 Farben

1.1.4 Zusammenstellung von Pflanzen

1.2 Die Komposition

1.2.1 Linienkomposition

1.2.2 Asymmetrie und der leere Raum

1.2.3 Harmonie mit der Umgebung

2 Ikebana und sein geistiger Hintergrund

2.1 Symbolik der Motive

2.1.1 Landschaft

2.1.2 Jahreszeit

2.1.3 Wachstum und Zeitdimension

2.1.4 Themen und Motive

2.2 Philosophische Ästhetik

2.2.1 Gestaltungstheorien

2.2.2 Förmlichkeit

2.2.3 Ästhetische Begriffe

2.3 Der »Blumen-Weg«

2.3.1 Schulung des Sehens

2.3.2 Formung des Verhaltens

2.3.3 Bildung der Seele

3 Die Technik des Ikebana

3.1 Material

3.1.1 Pflanzen

3.1.2 Gefäße und Untersätze

3.2 Fertigkeiten

3.2.1 Schneiden, Formen und Biegen

3.2.2 Stecken

3.3 Die Behandlung der Pflanzen

4 Die Stile

4.1 Moribana

4.2 Nageire

4.3 Seika

4.4 Rikka

4.5 Freier Stil

5 Geschichte des Ikebana

5.1 Die Anfänge

5.2 Tatebana

5.3 Rikka, Chabana und Nageire

5.4 Seika und Bunjinbana

5.5 Moribana

5.6 Jiyubana und Zeneibana

5.7 Die Gegenwart

Farbtafeln

Zeichnungen

Literatur

Bildquellen

Sachregister

Nachwort zur Neuausgabe 2004

Nachwort zur Neuausgabe 2010

Vorbemerkung

In einem Buch über Ikebana lässt sich der Gebrauch zahlreicher japanischer Fachausdrücke nicht vermeiden. Nicht alle werden dem deutschen Leser gänzlich ungewohnt sein, sind doch viele inzwischen in die unter Ikebana-Freunden übliche Fachsprache eingegangen. Anders verhält es sich mit Begriffen, deren spezifischer Sinngehalt eine treffende, allgemein anerkannte Übersetzung ins Deutsche nicht zulässt. Solche Ausdrücke werden, sobald sie das erste Mal im Text erscheinen, kurz erläutert; sie wurden außerdem in das Register aufgenommen, um die Erklärung jederzeit wiederfinden zu können.

Bei japanischen Personennamen wird entsprechend der japanischen Gepflogenheit stets der Familienname vor dem Rufnamen angegeben. Bei einigen historischen Herrschern und Künstlern hat es sich eingebürgert, anstelle des vollständigen Namens auch den Rufnamen allein zu verwenden; diesem Brauch wird hier ebenfalls gefolgt.

Die Transliteration japanischer Wörter orientiert sich am Hepburn-System, allerdings wird auf die besondere Kennzeichnung langer Vokale verzichtet. Anstelle von Tōkyō wird also einfach Tokyo geschrieben.

Bei Pflanzennamen wird der lateinische Name nur dann angegeben, wenn der deutsche Name allein zu Missverständnissen Anlass geben könnte, oder wenn es sich um eine in Deutschland weniger bekannte Pflanzenart handelt.

Ästhetik

Wer nur »westliche« Blumensträuße und -gestecke kennt und zum ersten Mal ein Ikebana-Gesteck erblickt, dem wird sofort deutlich, dass es sich dabei um eine ganz andere Art des Arrangierens von Blumen handelt, als die ihm vertraute (siehe Farbtafel 1). Worin der Unterschied im Einzelnen besteht, ist vielleicht nicht sogleich erkennbar, obwohl die beim Ikebana verwendeten Pflanzen und Gefäße schon für sich einen etwas ungewohnten Anblick bieten. Der eigentliche Unterschied liegt jedoch auf einer anderen Ebene: in der Gestaltungsart, den Regeln und Schönheitsidealen, die beim Anordnen der Blumen – bewusst oder unbewusst – eine Rolle gespielt haben.

Natürlich besteht auch unter Japans Blumenmeistern nicht immer Einigkeit darüber, was »schön« ist, sonst gäbe es nicht so viele verschiedene Ikebana-Schulen. Dennoch gibt es für die künstlerische Gestaltung eines Ikebana-Arrangements eine Reihe allumfassender Regeln, die in Jahrhunderten von den Blumenkünstlern als wichtige Hilfe für schöne Gestaltung entwickelt und überliefert worden sind. Sie spiegeln einerseits die sorgfältige Beobachtung der Natur und das tiefe Naturgefühl der Japaner wider und beruhen andererseits auf den Grundelementen und philosophischen Gedanken, die auch in anderen japanischen Kunstwerken alter und neuer Zeit zum Ausdruck kommen. Vor allem diese philosophische und gestalterische Überlieferung ist der Grund dafür, dass sich Ikebana wesentlich von »europäischen« Blumensträußen und -gestecken unterscheidet (obwohl neuere Entwicklungen Gemeinsamkeiten erkennen lassen), und dass ein Ikebana-Arrangement nicht nur als Schmuckobjekt, sondern als Kunstwerk betrachtet werden will.

Selbstverständlich darf der Blumenkünstler absichtlich gegen einzelne Gestaltungsregeln verstoßen – dies geschieht oft im modernen »freien Stil« –, um ganz besondere künstlerische Wirkungen zu erzielen; aber ein solch bewusster Verstoß gegen die traditionellen Regeln im Sinne einer künstlerischen Aussage setzt eine ebenso gründliche Kenntnis dieser Regeln voraus wie ihre Beachtung.

Auch für den Betrachter von Ikebana-Arrangements ist die Kenntnis der Regeln wertvoll: Sie erlaubt ihm, den inneren Gehalt des Kunstwerkes zu verstehen und die Auseinandersetzung des Künstlers mit den Gestaltungsregeln zu würdigen.

In diesem Kapitel werden Regeln der Ästhetik wiedergegeben, die weitgehend unabhängig von einer bestimmten Schule sind und eine gewisse Allgemeingültigkeit besitzen; zum Teil werden sie auch den Gepflogenheiten des »europäischen« Blumenarrangements gegenübergestellt. Mit »westlichen« oder »europäischen« Blumenarrangements sind in diesem Buch stets traditionelle, von Ikebana unbeeinflusste »dekorative Gestecke« oder »Formgestecke« (Wundermann 1967 und Wundermann 1978) gemeint, weil sie weithin noch als »typisch westlich« gelten, nicht dagegen die modernen Stilrichtungen wie »vegetative (wuchshafte)« oder »formal-lineare Gestecke«.

1.1 Die Pflanze

Die Grundlage der Blumenkunst ist der Umgang mit dem pflanzlichen Material. Er hat eine handwerkliche Seite – sie wird im Kapitel 3 dargestellt – und eine künstlerische, die Gegenstand der folgenden Abschnitte ist. Ein Kernpunkt der Gestaltungsregeln ist ein innerer Widerspruch der Blumenkunst: der Konflikt zwischen Natürlichkeit und Kunst. Vollständige Natürlichkeit lässt keinen Raum für künstlerische Betätigung; ungezügeltes künstlerisches Bemühen führt zu einer Vergewaltigung der Natur und zu Ergebnissen, die gekünstelt wirken. Ziel des Ikebana ist es, im Spannungsfeld zwischen Kunst und Natur Werke zu schaffen, die gleichzeitig natürlich und künstlerisch sind.

Bei »europäischen« Blumenarrangements wird die Eigenart der einzelnen Pflanze vergleichsweise wenig berücksichtigt; häufig wird sie bei der Anordnung zugunsten einer bestimmten Umrissform (Kugel, Pyramide, Dreieck) völlig ignoriert. Beim Ikebana wird zwar auch oft eine gewisse Umrissform gebildet, aber die natürliche Eigenart, die Lebensbedingungen und der Habitus der Pflanzen werden dabei genau beachtet und im Ikebana-Gesteck wiedergegeben. Dies nennt man im Ikebana »Shussho o ikasu« (zur eigentlichen Gestalt verhelfen).

Das bedeutet jedoch keine getreue Wiedergabe der Natur, sondern vielmehr die Symbolisierung, die Abstrahierung oder die Stilisierung der Natur. Beim Ikebana steckt man die Pflanzen nicht genauso, wie sie in der Natur wachsen, sondern die Natürlichkeit der Pflanze wird durch ihre Bearbeitung und durch die Komposition symbolisch und künstlerisch abgebildet.

Eine wichtige Rolle spielt in vielen japanischen Kunstrichtungen der Begriff »Kyo-jitsu« (Schein und Sein). Allen Kunstformen liegt das »Jitsu« (Wirklichkeit) zugrunde, aber das Ausdrucksmittel ist das »Kyo« (Schein). Beim Ikebana ist die Natur selbst das »Jitsu«, und die Natürlichkeit der Pflanzen im Gesteck ist das »Kyo«. Zum Ikebana gehört die Kunst, dem »Jitsu« der Pflanzen zu ihrem künstlerischen » Kyo« zu verhelfen.

1.1.1 Persönlichkeit der Pflanze

Jede Blume und jeder Zweig ist eine vollkommene Schöpfung und bietet außerdem in Farbe, Form, Charakter oder Duft etwas Besonderes an; es ist die Aufgabe des Ikebana, diese Persönlichkeit jeder Pflanze hervorzuheben.

Es gibt ein Ikebana-Sprichwort: »Ume wa ume rashiku, momo wa momo rashiku.« Das bedeutet, dass man Pflaumenzweige und Pfirsichzweige unterschiedlich zur Geltung bringen muss. Der Pflaumenbaum (Prunus mume) ist ein sehr kräftiger Baum mit groben, dicken und knorrigen Ästen; die Blüten sind leuchtend rot oder weiß. Er ist Symbol der Männlichkeit. Typisch weiblich ist dagegen ein Pfirsichzweig (Prunus persica): Er hat eine sehr glatte Haut und ist sehr biegsam; seine zartrosa Blüten sind weich und warm. Diese unterschiedliche Persönlichkeit muss im Ikebana hervorgehoben werden. Der Pflaumenbaum wirkt am besten in einer großen Vase aus Metall oder dicker Keramik, und seine kräftigen Zweige sollen aufrecht und teilweise gekreuzt gesteckt werden, um die Kraft zu betonen, während Pfirsich am besten in einem zierlichen Körbchen oder Holzgefäß geneigt gesteckt wird; dabei werden die biegsamen Zweige etwas stärker mit der Hand gebogen, um ihre anmutigen Linien zu betonen (siehe Farbtafel 2 und Abbildung 36).

Alle Pflanzen haben ihre eigenen Wuchsrichtungen: Manche wachsen himmelstrebend gerade, während andere sich seitlich ausbreiten und wieder andere hängend wachsen. Beim Ikebana achtet man darauf, diese natürliche Wuchsrichtung jeder Pflanze deutlich hervorzuheben.

Es ist um die Pflanzen schade, wenn eine von ihnen gegen ihre natürliche Wuchsrichtung in eine ihr fremde Form gepresst wird. Im Lehrplan jeder Ikebana-Schule gibt es deshalb eine Reihe von Aufbauformen als Übungsformen; mit ihnen beginnen die Schüler des Ikebana, sich mit verschiedenartigen Pflanzengestalten vertraut zu machen. Diese Aufbauformen lassen sich in vier Grundformen zusammenstellen, in denen sich die grundlegende Wuchsrichtung der Pflanzen widerspiegelt:

Abbildung 1. Aufrechtes Arrangement. Ein modernes Seika- (= Shoka-) Arrangement von schlichter Eleganz, mit Rohrkolbenblättern (Typha latifolia), Iris und Kiefer in einem kelchförmigen Gefäß. Als Shin wurden die schlanken, parallelnervigen Rohrkolbenblätter mit sorgfältig gebogenen Spitzen senkrecht gesteckt. Die gerade wachsende Iris und das gestreifte Gefäß mit dem hohen Fuß unterstützen die Wirkung der aufrechten Aufbauform. Die Kiefer gibt dem Arrangement Akzent. Arrangement von Ikenobo Senei, Ikenobo-Schule.

Abbildung 2. Geneigtes Arrangement. Magnolienzweige und Tulpen, in einer interessant geformten Vase im Nageire-Stil gesteckt. Pflanzen wie Magnolien, deren Seitentriebe schöne Querlinien bilden, sind für die geneigte Form am besten geeignet. Der schiefwinklige Vasenrand passt gut zu ihr. Arrangement von Sato Shuho, Shuho-Schule.

Abbildung 3. Waagerechtes Arrangement. Ein elegantes Nageire- (= Heika-) Arrangement mit einem schön ausladenden Zweig. Horizontal wachsende Pflanzen, wie die Azalee (Rhododendron japonicum) hier, können am besten in waagerechter Form gesteckt werden. Das Gleichgewicht zum langen Hauptstiel links halten weiße Lilien und buschige Blätter von Salomonssiegel (Polygonatum falcatum) auf der anderen Seite. Arrangement von Tsuchimoto Seiho, Saga-Schule.

Abbildung 4. Hängendes Arrangement. Akebia (Stauntonia hexaphylla) mit ihren interessanten Ranken und Früchten wird oft in hängender Form gestaltet. Dieses Bootgesteck im Seika-Stil symbolisiert ein in ruhigem Wasser ankerndes Boot. Der ziemlich senkrecht und locker hängende Teil (Seilblume) deutet das Ankertau an (siehe Abschnitt 2.1.4., Themen und Motive). Arrangement von Saeki Ippo, Misho-Schule.

Die meisten Ikebana-Schulen schreiben für Übungszwecke einen bestimmten Neigungswinkel für jeden Aufbaustiel vor. Im Allgemeinen spielt wegen der Symbolik der längste Stiel des Arrangements eine entscheidende Rolle; er wird deshalb »Hauptstiel« genannt. Bei der aufrechten Form wird der Hauptstiel annähernd senkrecht angeordnet oder höchstens 15 Grad nach rechts oder links geneigt. Bei der geneigten Form dagegen erhält er 15 bis 45 Grad Neigung. Wenn der Hauptstiel 45 bis 90 Grad geneigt gesteckt wird, spricht man von der waagerechten Form, und wenn er noch tiefer geneigt wird, von der hängenden Form.

Manche Ikebana-Schulen stellen nach dem Grad der Neigung noch mehrere Variationen auf; zum Beispiel »himmelstrebende Form« für die senkrecht aufgebaute Form oder »Kaskadenform« für die sehr steil hängende Aufbauform. Aber man kann diese Variationen grundsätzlich als Abarten der obigen vier Aufbauformen betrachten.

Neben der Wuchsrichtung jeder Pflanze werden im Ikebana noch weitere Merkmale ihrer Persönlichkeit berücksichtigt.

Einige Pflanzen sind groß und stattlich, andere klein und zierlich – Eigenschaften, die man durch Gegensatzbildung betonen kann. So sieht ein großer Zweig besonders groß aus, wenn neben ihm vergleichsweise kleine Pflanzen stehen (Abbildung 5).

Nelken, Osterglocken und Lilien haben ein besonders hübsches Profil; um diese Eigenart ihrer Persönlichkeit hervorzuheben, ordnet man die Blüten gern so an, dass sie von der Seite gesehen werden.

Narzissen (Narcissus tacetta) sind die Symbolblumen des Winters; ihre Persönlichkeit kommt gut zur Geltung, wenn ihre kleinen Blüten teilweise hinter den Blättern versteckt sind. Betrachtet man Narzissen genau, so entdeckt man, dass jeweils ein Blütenstiel und einige – oft vier – Blätter unten von einem »Hakama« genannten weißen Röckchen zusammengehalten werden. Für den klassischen Seika-Stil wird jede Narzisse zunächst auseinandergenommen und dann wieder nach einer bestimmten Vorschrift neu zusammengesetzt (Abbildung 6). Obwohl diese Vorschrift nicht in jeder Ikebana-Schule völlig gleich ist, wird jede Pflanze in der Regel so zusammengesetzt, wie die Abbildung 6 zeigt: Vier Blätter in unterschiedlicher Höhe und ein Blütenstiel in der Mitte werden von ihrem ursprünglichen Röckchen (Hakama) zusammengehalten.

Man wundert sich vielleicht über diese umständliche, detaillierte Vorbereitung, aber das fertige Arrangement (Abbildung 7) zeigt die Persönlichkeit der Narzisse besonders deutlich; hübsche Blätter schützen die zierlichen Blüten vor der winterlichen Kälte, und die sichtbar gesteckten weißen Hakama-Röckchen ergeben einen anziehenden Blickpunkt am Fuß des Arrangements (siehe auch Farbtafel 7).

Man braucht die Narzisse nicht immer so zu stecken wie in Abbildung 7, aber diese überlieferte Weise zeigt beispielhaft den Gedanken der künstlerischen Wiedergabe des einzigartigen Wesens dieser Pflanzen.

Hat man die Persönlichkeit einer Pflanze entdeckt, muss man sie wirkungsvoll zum Ausdruck bringen; dazu haben die Ikebana-Meister im Laufe der Zeit bestimmte Techniken entwickelt, wie Schneiden, Biegen, Rollen und Neugruppieren (siehe Abschnitt 3.2). So kann man, wenn ein Zweig besonders biegsam ist, ihn mit der Hand noch stärker biegen und eine reizvoll verschnörkelte Linie oder sogar einen Knoten formen (siehe Farbtafel 39). Wenn ein Blatt eine Neigung hat, sich zu rollen (zum Beispiel Tulpe, Lotos oder Schusterpalme), kann man es mit der Hand noch weiter rollen, wenn man es steckt (siehe Abbildung 17).

Abbildung 5. Landschaftsgesteck »Hokkaido« im Moribana-Stil. Ezo-Kiefer (Picea jezoensis) und Maiglöckchen (Convallaria majalis) sind in Japan nur auf Hokkaido heimisch; hier stellen sie mit Bärlapp (Lycopodium clavatum) die weite, offene Insellandschaft im Frühsommer dar. Die Kiefernzweige wirken besonders groß neben den kleinen Maiglöckchen. Arrangement von Ohara Houn, Ohara-Schule.

Wichtig ist es, bei der Anwendung solcher Techniken nicht gegen die Natürlichkeit der Pflanzen zu verstoßen. Für ein klassisches Gesteck sollte man niemals die Pflanze in eine Form pressen, die nicht ihrer Eigengesetzlichkeit und ihren Lebensbedingungen entspricht. Andererseits kann man der Pflanze durchaus eine Form geben, die sie in der Natur niemals hat (siehe Farbtafel 39), wenn man dadurch eine Eigenschaft, die für diese Pflanze charakteristisch ist – in diesem Fall die Biegsamkeit –, besonders betonen möchte.

1.1.2 Licht- und Schattenseite

Beim Ikebana wird keine Blüte, kein einziges Blatt und kein Zweig aufs Geratewohl gesteckt; man achtet sorgfältig darauf, dass keine Blüte in eine falsche Richtung blickt oder eine benachbarte Blüte berührt.

Jede Blüte, jedes Blatt, jeder Zweig einer lebenden Pflanze schaut in eine bestimmte Richtung, zur Sonne. Deshalb haben alle Pflanzen ihre Lichtseite und ihre Schattenseite. Diese Licht- und Schattenseite jeder Pflanze wird beim Ikebana-Arrangement »richtig« verwendet. »Richtig« bedeutet allerdings nicht immer »genau wie in der Natur«, sondern vielmehr, wie die Pflanzen ihre lebendige Eigenart am besten zeigen.

Abbildung 6. Die klassische Neugruppierung der Narzissen. Eine Narzisse in der Natur (a); ihre Einzelteile (b) werden auf die gewünschte Länge zugeschnitten (c), neu gruppiert und in ihr ursprüngliches Röckchen wieder eingesetzt (d). Eine neu gruppierte Narzisse (e).

Abbildung 7. Klassisches Narzissengesteck. Zwei neu gruppierte Narzissen in einer Bambusvase. Die künstliche Rekonstruktion der Narzissen bringt die Persönlichkeit dieser anmutigen Blume deutlich zum Ausdruck. Ein klassisches Seika-Gesteck, das zur formellen Shin-Stufe der Förmlichkeit gehört (siehe auch Farbtafel 7). Die Draufsicht zeigt schematisch die Steckweise: Eine Astgabel wird in die Vasenöffnung fest eingeklemmt und zwei neue Narzissengruppen, die kürzere vorn, die längere hinten, werden in die Gabelung gesteckt. Um die beiden Gruppen in der Gabelung festzuhalten, wird anschließend ein Holzstäbchen hinter den Narzissen quer in die Vase über die Astgabel geklemmt (siehe auch Abbildung 55b).

So wird eine Blüte gern schräg nach oben (zur Sonne) und nach vorn (zum Betrachter hin) gerichtet. Wird ein Arrangement unter Augenhöhe des Betrachters aufgestellt, so wird ein Blütenkopf nie direkt nach unten gerichtet, selbst wenn er, wie etwa die Lilie (Lilium pomponium) in der Natur dazu neigt. Wenn ein Arrangement aber oben an einer Wand aufgehängt werden soll, kann der Blütenkopf nach unten blicken; allerdings muss dann ein anderer Teil des Gestecks lebendig wirken, soll das Arrangement nicht wie sterbend aussehen; beispielsweise wird ein hängender Zweig ein Stückchen nach oben gebogen wie ein Rankenende in der Natur (siehe Abbildung 4 und Farbtafel 29), es sei denn, der Künstler hat die Absicht, durch das Arrangement eine traurige Stimmung zum Ausdruck zu bringen.

Dass beim Ikebana der richtigen Verwendung der Licht- und der Schattenseite der Pflanzen eine so große Bedeutung beigemessen wird, hängt auch damit zusammen, dass in der ostasiatischen Philosophie die sogenannte Schatten-Licht-Theorie (In-Yo-Theorie) eine wichtige Rolle spielt. Ihre Beziehung zur Blumenkunst wird im Abschnitt 2.2.1 dargelegt.

Nicht nur Blüten, sondern auch Blätter und Zweige haben ihre Licht- und Schattenseite. Bei Blättern sind die Licht- und die Schattenseite meistens leicht erkennbar: Die Oberseite eines Blattes ist die Lichtseite (Yo-Seite), die Unterseite ist die Schattenseite (In-Seite). Schwieriger ist es, die Lichtseite eines Zweiges zu erkennen; bei genauer Betrachtung sieht man jedoch, dass die meisten Blätter am Zweig ihre Oberseite in die gleiche Richtung gewendet haben, weil von dort die Sonne kam. Auf dieser Seite hat der Zweig mehr Blüten und mehr und größere Blätter; dies ist seine Lichtseite.

Das lebendige Aussehen eines Arrangements hängt oft davon ab, wie man die Lichtseite einer Blüte, eines Blattes oder eines Zweiges entsprechend ausrichtet. Außerdem macht ein Gesteck, dessen Pflanzen ihre Schattenseiten (beziehungsweise Unterseiten) zum großen Teil dem Betrachter direkt zuwenden, einen unfreundlichen, ja abweisenden Eindruck.

Es gibt aber auch Pflanzen, bei denen die Licht- und Schattenseiten der Blätter nicht mit ihren Oberbeziehungsweise Unterseiten identisch sind. Ein Beispiel dafür ist die Schusterpalme (Aspidistra elatior, Abbildung 8).

Das Aspidistra-Blatt zeigt auf der Unterseite eine starke Mittelader, die es in zwei Teile teilt; eigenartigerweise ist der eine immer deutlich breiter als der andere. Hier wird die breitere Seite als »Lichtseite«, die schmalere als »Schattenseite« bezeichnet.

Ein Blatt, dessen rechter Teil (auf der Unterseite) schmaler als der linke ist, wird übrigens »Rechtsblatt« genannt; ein Blatt, dessen linker Teil (der Unterseite) schmaler ist, heißt »Linksblatt«.

Beim Stecken werden Rechts- und Linksblätter verschiedener Größen verwendet. Dabei wird die breitere Seite (= Lichtseite) aller Blätter stets in die gleiche Richtung gebracht; diese Richtung ist die Lichtseite des Arrangements, aus der die Sonne kommen sollte. Außerdem wird darauf geachtet, dass eine Komposition, die nur aus flachen Blättern besteht, trotzdem dreidimensional gestaltet wird.

Aspidistra-Blätter werden wegen ihrer deutlich erkennbaren Licht- und Schattenseite und ihrer Vielseitigkeit in vielen Ikebana-Schulen als ideales Übungsmaterial betrachtet. Man sagt oft: »Ikebana fängt mit Aspidistra-Blättern an und endet auch damit.«

Aspidistra-Blätter wachsen in der Natur nicht so, wie in Abbildung 8 gezeigt; dies ist eine künstlerische Wiedergabe ihrer natürlichen Eigenart, bei der vor allem die Licht- und Schattenseiten der Blätter deutlich zum Ausdruck gebracht werden. Um diese Eigentümlichkeit der Blätter zu betonen, werden sie oft im Einzelgesteck (ohne andere Blumen und Zweige, wie in Abbildung 8) gesteckt.

1.1.3 Farben

Bei üblichen Zimmergestecken werden nur wenige Pflanzenarten in einer Komposition zusammengestellt; das ist die einfachste Möglichkeit, zu einer farblichen Abstimmung zu kommen, denn die Anzahl der Farben ist so von vornherein beschränkt.

In den meisten Arrangements ist die Farbe Grün vertreten: grüne Zweige oder grüne Gräser. Grün empfindet man beim Blumenstecken als ein selbstverständlich zu allen Pflanzen gehörendes Element; ein Arrangement ohne Grün wirkt nicht natürlich, selbst wenn den verwendeten Pflanzen das grüne Element in der Natur fehlt. Deshalb fügt man beim »Einzelgesteck« aus blühenden Kirschzweigen, die oft nur wenige Blätter haben, gern grüne Kiefernzweige hinzu, um die zarte Rosafarbe der Kirschblüten zu betonen und den Kontrast zwischen der kurzlebigen Kirschblüte und der immergrünen, unsterblichen Kiefer darzustellen. Viele »europäische« Blumensträuße und -gestecke haben zwar mannigfaltige Farben, aber zu wenig Grün: Man konzentriert sich ganz auf die bunten Blüten. Beim Ikebana dagegen spielt oft gerade die Schönheit des grünen Anteils die Hauptrolle.

Beim Seika-Gesteck der Farbtafel 38 stellen die hübschen Blätter der Iris die Grundidee der Komposition dar; die Blüten der Iris und die Lilien spielen nur eine Nebenrolle. Auch im Seika-Gesteck der Farbtafel 19 ist der Grünanteil die Hauptsache; die rosa Blumen werden nur als Fußschmuck angebracht. Es gibt sogar Gestecke, die nur aus »Grün« bestehen, zum Beispiel Aspidistra- und Zypressengestecke (siehe Abbildung 8 und 105).

Bei den anderen Farben unterscheidet man helle und dunkle: Zu den hellen Farben gehören Weiß, Gelb und Rosa; zu den dunklen Rot, Blau und Lila.

a Dekoratives Arrangement in einem Tonkrug, gesteckt von Lieselotte Rapp.

b Kugelförmiges Arrangement in einer Glasvase, gearbeitet von Kirsten Harders.

c Ein klassisches Ikebana in einer Bambusvase (Seika-Gesteck), siehe auch Farbtafel 38.

d Ein modernes Ikebana in einer flachen Schale (Moribana-Gesteck), siehe auch Farbtafel 20.

Farbtafel 1. »Europäische« Blumenarrangements und japanische Ikebana-Arrangements im Vergleich.

Weil helle Farben als leicht, dunkle als schwer empfunden werden, ordnet man in einer Komposition die hellen Farben oben, die dunklen unten an – man wird den optischen Schwerpunkt möglichst weit nach unten verlegen, was dem Arrangement Gleichgewicht und Stabilität verleiht. Wenn man gelbe und rote Tulpen zusammen in einer Komposition verwendet, soll man deshalb die gelben oben und die roten unten anordnen (siehe Farbtafel 20).

Eine bekannte Ausnahme ist das Irisgesteck. Dort werden oft lila Blüten oben, als Shin (der längste Aufbaustiel des Arrangements), und weiße Blüten unten gesteckt, weil Lila als die ursprüngliche Irisfarbe gilt.

Damit die Pflanzen nicht miteinander rivalisieren, vermeidet man es im Allgemeinen, zwei gleichfarbige Blumen von ähnlicher Gestalt in einer Komposition zusammenzubringen; zwei Pflanzen gleicher Farbe, aber verschiedener Gestalt werden jedoch gern gemeinsam verwendet. Auch Farben, die sich »beißen«, werden in einem Arrangement ungern zusammengebracht. Wenn eine Blume eine kräftige Farbe hat, bleibt sie am besten das einzige farbliche Element der Komposition. Nur Rot, Lila und Grün, die nach europäischem Geschmack nur bedingt miteinander harmonieren, gelten in Japan als eine traditionelle Farbkombination, die für formelle Anlässe auch oft verwendet wird (siehe rötliche Lilien, lila Iris und grüne Blätter in Farbtafel 38).

Abbildung 8. Rechts- und Linksblatt, demonstriert an Aspidistra. Zwei Blätter, von der Unterseite gesehen, und fünfstieliges Seika- (= Shoka-) Arrangement, gestaltet nach den Regeln der Ikenobo-Schule.

Der klassische Stil hat eine Reihe von Gestecken entwickelt, die nur eine einzige Pflanzenart verwenden und in denen die feinen Abstufungen von Farben zum Ausdruck gebracht werden, zum Beispiel das Ahorn- und das Ebereschengesteck (siehe Farbtafel 17 und 25). Die verschieden verfärbten Ahornblätter (rot, gelb und grün) oder die Blätter und Beeren von Ebereschen werden nicht mit anderen Pflanzen kombiniert, und eben deshalb kommen ihre Farbtöne um so stärker zur Geltung.

Die Vorstellungen über die Verwendung von Farben haben sich allerdings sehr geändert, seit gegen Ende des 19. Jahrhunderts viele westliche Blumenarten nach Japan eingeführt wurden. Da sie an Farbenpracht und -reichtum die einheimischen Blumen übertroffen haben, bemühten sich die Blumenmeister, diese neue Farbigkeit als künstlerisches Ausdrucksmittel zu verwenden. So entstand der Stil »Moribana« (aufgehäuftes Gesteck), der die neuen Farben durch die »aufgehäufte« Komposition gut zur Geltung brachte. Dies war der Anfang der modernen Richtung des Ikebana, welche die Farbenwirkung in den Vordergrund stellt. Die vorher für Ikebana verwendeten einheimischen Blumen haben dagegen zarte Farben; deshalb sehen klassische Rikka-Arrangements elegant und dezent aus, auch wenn sie vielerlei Pflanzenarten verwenden (siehe Farbtafel 34). Wenn der Rikka-Stil heute mit westlichen Schnittblumen nachgeahmt wird, wirkt er oft zu bunt.

Auf jeden Fall spielt im modernen Arrangement im Allgemeinen die Farbe eine größere Rolle, während beim klassischen Arrangement in erster Linie die Form bedeutsam ist. So werden in modernen Kompositionen weiße Narzissen oft als eine Masse weißer Elemente verwendet; beim klassischen Seika dagegen werden die Stiele der Narzissen sorgfältig gebogen, um die elegante Form dieses Wintersymbols zu betonen. Darin besteht ein wesentlicher Unterschied zwischen dem klassischen und dem modernen Ikebana (siehe Abbildung 7 und 133).

1.1.4 Zusammenstellung von Pflanzen

Ikebana verwendet meist nur wenige Pflanzenarten in einem Gesteck, viel weniger jedenfalls als »europäische« Blumenarrangements. Es ist zwar nicht ausdrücklich verboten, Ikebana mit vielen verschiedenen Pflanzen zu gestalten, aber hier spricht das dem japanischen Kunstempfinden selbstverständliche Gebot der Einfachheit für die Zusammenstellung von höchstens drei Pflanzenarten für ein übliches Zimmergesteck. (Für Rikka und andere große Ikebana-Arrangements werden oft mehr als drei verschiedene Arten verwendet.) Außerdem ist farbliche Harmonie leichter zu erreichen, wenn nur wenige Pflanzenarten vereint werden.

Die Grundelemente einer Form sind Masse, Linie und Fläche. Die Japaner haben sie in den Pflanzen der Natur gesucht und Blüten als Masse, Stiele als Linien und Blätter als Flächen erkannt. Um eine Form mit Pflanzen symbolisch zu gestalten, braucht man alle diese drei Elemente. Je nachdem, wie viele Arten in einem Gesteck verwendet werden, um die drei Grundelemente darzubieten, unterscheidet man:

In diesem Zusammenhang ist es wichtig, darauf hinzuweisen, dass das Wort »Pflanzenart« nicht unbedingt der botanischen »Gattung« oder »Art« entspricht, sondern mehr intuitiv verwendet wird, um die Verschiedenheit oder die Ähnlichkeit der verwendeten Pflanzen in einem Gesteck zum Ausdruck zu bringen. So werden manchmal zwei verschiedene Arten aus der gleichen Gattung als zwei »Pflanzenarten« in einem Gesteck betrachtet, während zum Beispiel ein Gesteck mit fünf verschiedenen Arten der Chrysanthemen-Gattung als »Einzelgesteck« betrachtet wird.

Einzelgesteck

Pflanzen, die alle drei Formelemente vollendet in sich vereinigen – hübsche Blüten, schöne Blätter und attraktive Stiele – können in einem Arrangement als »Solisten« auftreten und im Einzelgesteck angeordnet werden. Dazu gehören:

In mehreren Ikebana-Schulen gibt es überlieferte Steckweisen für diese Pflanzen und Vorschriften, wie die einzelnen Blüten und Stiele behandelt werden sollen.

Andere Pflanzen werden wegen ihrer besonderen Eigenschaften oft im Einzelgesteck angeordnet, obwohl sie keine Blüten oder Beeren (Massenelemente) besitzen:

Von einem Einzelgesteck spricht man übrigens selbst dann, wenn eine zweite Pflanzenart in ganz untergeordneter Stellung verwendet wird, zum Beispiel als Fußschmuck beim Rikka (siehe Abbildung 17).

Zweierleigesteck

Die drei Formelemente der Pflanzen (Blüten, Stiele und Blätter) werden häufig durch eine Kombination dargestellt. So kann die eine Pflanze ein fehlendes Element der anderen ergänzen. Ein typisches Zweierleigesteck im klassischen Seika-Stil besteht aus einem Zweig ohne Blüten und einer blühenden Pflanze (siehe Farbtafel 11).

Tulpen haben einzigartige Blüten, hübsche lange Stiele und große Blätter; aber in der Schale stehen sie schlecht, weil ihre Blüten zu schwer sind. Deshalb ist es vorteilhaft, Tulpen kurz zu schneiden und das Linienelement zum Beispiel mit hochgewachsenen Weidenzweigen (»Weidenkätzchen«) zu realisieren (Abbildung 9).

Nelken haben hübsche Blüten auf einem eleganten, schlanken Stiel, aber ihre Blätter sind winzig klein. Hier kann man das Blätter-Element mit großen Farnen darstellen.

Ein Vorzug des Zweierleigestecks ist, dass das Duo der Arten viel reizvoller ist als das Einzelgesteck. Besonders die Zusammenstellung von Zweigen (Kimono) und Blumen (Kusamono) ist sehr beliebt, weil Zweige und Blumen vielfach unterschiedliche ästhetische Qualitäten haben (siehe Abschnitt 3.1.1); diese naturgegebenen Kontrastelemente verleihen einem solchen Gesteck eine überraschend schöne Wirkung, die ein Einzelgesteck nicht hervorbringen kann:

Abbildung 9. Zweierleigesteck mit Zweigen und Blumen. Ein Moribana aufrechter Form aus hochgewachsenen, schlanken Weidenkätzchen, eleganten Tulpenblüten und -blättern in einer tulpenförmigen Schale. Arrangement von Teshigahara Sofu, Sogetsu-Schule.

Zweige
(Kimono)
Blumen
(Kusamono)
hoch
groß
dick
stark
knorrig
hart
schlicht
männlich
niedrig
klein
dünn
schwach
zart
weich
bunt
weiblich

Im Sinne der alten Schatten-Licht-Theorie (siehe Abschnitt 2.2.1) ist der Zweig das In-Element (Schattenelement) und die Blume das Yo-Element (Lichtelement); von der Zusammenstellung des In- und des Yo-Elementes (hier des Zweiges und der Blume) erwartet man stets die Vollendung einer schönen Form.

Unabhängig von der philosophischen Begründung ist das Zweierleigesteck aus Zweigen und Blumen die am weitesten verbreitete Steckweise in fast allen Ikebana-Schulen; eine alte Regel für ein natürliches, hübsches Ikebana-Arrangement lautet: »Blumen vorn, Zweige hinten«.

Dreierleigesteck

Das bekannteste klassische Seika-Beispiel eines Dreierleigestecks ist das Arrangement aus Kiefern, Bambus und Pflaumenzweigen. Diese Pflanzen sind ein Symbol für Glück, deshalb werden sie zum Neujahrsfest oft gemeinsam verwendet. Ein weiteres Dreierleigesteck im Seika-Stil zeigt Farbtafel 19. Häufig werden dreierlei Pflanzen im Seika-Gesteck allerdings in zwei oder drei Gruppen geteilt (siehe Farbtafel 5), wobei jede Gruppe für sich wieder eine vollständige Seika-Form darstellt.

Bei modernen Arrangements, wie Moribana und Nageire, werden dreierlei Pflanzen häufiger miteinander angeordnet als beim Seika. Ein modernes Moribana-Gesteck (wie in Farbtafel 20) drückt eine lebendige Frühlingsstimmung gerade durch das Zusammenwirken verschiedener Pflanzenarten aus, wie sie durch ein Einzel- oder Zweierleigesteck nur schwer zu erzielen wäre.

Das Dreierleigesteck bringt oft mehrere Blütenarten zusammen. Dabei muss deutlich werden, welche Blüte die Hauptrolle und welche die Nebenrolle spielt; sonst besteht die Gefahr, dass das Gesteck zu bunt oder zu unruhig wirkt.

Wenn zwei Schnittblumenarten gesteckt werden, soll deshalb eine davon wesentlich stärker und kräftiger als die andere sein. Rote Dahlien und gelbe Sonnenblumen werden nie miteinander kombiniert; rote Dahlien und weiße Margeriten passen aber gut zueinander. Dies gilt auch bei der Zusammenstellung von blühenden Zweigen mit Schnittblumen. Forsythienzweige mit ihren kleinen gelben Blüten und weiße Freesien sind keine gute Kombination; sie bieten in Farbe und Form zu wenig Kontrast. Farblich passen zum Beispiel blühende gelbe Forsythien und blaue Anemonen gut zusammen, aber auch Forsythien mit ihren kleinen gelben Blüten und Osterglocken mit ebenfalls gelben, aber großen Blüten sind eine ansprechende Zusammenstellung, weil ihre Formen miteinander kontrastieren.

Gemischtes Gesteck

Werden für ein Arrangement mehr als drei Pflanzenarten verwendet, so spricht man gewöhnlich von einem »gemischten Gesteck«. Das bekannteste Beispiel – in einigen Ikebana-Schulen das einzige – für das gemischte Gesteck ist das Arrangement aus Herbstpflanzen. Hier werden oft fünf oder sieben verschiedene Arten von Herbstpflanzen gemischt gesteckt, wie Chinaschilf (Miscanthus sinensis), chinesische Glockenblume, Enzian, Goldbaldrian usw. Sie sind in Farbe und Struktur sehr zart, und sie »beißen« sich nicht; die Kombination von mehreren Arten solcher Blumen stellt sogar die Stimmung der Herbstwiese am besten dar. Deshalb werden Herbstblumen traditionell sehr häufig im gemischten Gesteck verwendet (siehe Farbtafel 15).

In einigen Ikebana-Schulen gibt es farbenfrohe Moribana-Gestecke mit fünf Pflanzenarten (siehe Farbtafel 3 und 31), aber sonst ist es eher die Ausnahme und in der Regel verpönt, mehr als drei Pflanzenarten in einem Ikebana-Gesteck zu verwenden; vor allem Anfängern des Ikebana wird es nicht empfohlen. Wenn allerdings die Zweige oder Blumen eines Arrangements nicht genügend Blätter haben oder wenn diese leicht welken, kann man ein paar Blätter von einer weiteren Pflanzenart, die sonst nicht im Gesteck vorhanden ist, dem Arrangement hinzufügen. Dies ist die Anwendung der Kariha-Technik (geliehene Blätter), die ursprünglich im Rikka-Stil geübt wurde. Die geliehenen Blätter werden nicht als zusätzliche Pflanzenart gezählt.

1.2 Die Komposition

Ikebana hat sich als eine der Formen der japanischen bildenden Kunst entwickelt; deshalb spiegeln sich Formempfinden und Kompositionsprinzipien anderer japanischer Künste in Ikebana-Arrangements wider.

Japaner lieben in allen Künsten besonders das Schlichte und das Leichte, zum Beispiel in der Baukunst, in der Gartenkunst, in der Malerei und in der Kalligrafie. Einfachheit bedeutet hier Vereinfachung und Beschränkung auf das Wesentliche.

Beim Ikebana ist im Interesse der Einfachheit die Anzahl der in einem Arrangement verwendeten Pflanzen klein. Um sich an der Schönheit der Rosen zu erfreuen, braucht man nicht gleich zehn – es genügt eine einzige, wenn sie die wesentliche Schönheitder Rose – aller Rosen – in sich vereinigt. Eine einfache Form ist nicht selten die schönste Form der Kunst.

Das Einfachheitsprinzip gilt auch für den einzelnen Zweig oder die einzelne Blume: Hat ein Zweig zu dichte Blätter, so werden einige entfernt; wenn ein Blumenstiel viele gleichartige Blüten trägt, werden einige abgeschnitten. Man muss unbedingt den Mut haben, überflüssige Blätter, Nebentriebe und selbst Blüten abzuschneiden. Vielen Blumenfreunden fällt dies schwer; vielleicht erleichtert es ihren Entschluß, dass die abgenommenen Blüten nicht zwangsläufig weggeworfen werden müssen – sie lassen sich oft noch gut, in der Schale schwimmend (siehe Abbildung 15), neben der Vase liegend (siehe Farbtafel 39) oder als Miniatur-Ikebana verwenden.

Ein Blumenkünstler hat einmal gesagt: »Ikebana ist die Kunst, alles Überflüssige zu entfernen.« Wie bei allen Kunstarten kommt es auch beim Ikebana darauf an, das Überflüssige vom Wesentlichen zu unterscheiden.

Die Abbildung 10 zeigt ein überliefertes Kameliengesteck, das im Sinne des Einfachheitsprinzips gestaltet wurde. Die Kamelie hat eine Blüte, drei ganze Blätter und ein halbes. Eine Komposition mit vier Blättern wird eigentlich nicht geschätzt, weil in der japanischen Kunst eine gerade Zahl ungern verwendet wird und weil die Zahl Vier wegen ihrer Verbindung mit dem Tod (im Japanischen haben beide Wörter den gleichen Klang) besonders unbeliebt ist. Deshalb hat der Künstler vom vierten Blatt die Hälfte abgerissen, um ein von Insekten angebissenes Blatt anzudeuten und so den melancholischen Ausdruck der Kamelienblüte noch zu betonen.

Dieser Kamelienzweig hat alles, was er braucht, um seine Schönheit und Persönlichkeit zu zeigen, und kein bißchen mehr. Die Ausdruckskraft jeder Blüte, jedes Blattes und der ganzen Zweigbildung strahlt durch die Einfachheit der Komposition. Hier hat sich ein schlichter Kamelienzweig in eine kunstvolle Gestalt verwandelt. Das ist die wirkliche Vereinfachung der Ikebana-Kunst. (Siehe auch die Prunkwinden-Geschichte von Rikyu im Abschnitt 5.3.)

In der bildenden Kunst Japans kommen zum Einfachheitsprinzip noch weitere Grundprinzipien hinzu: die Betonung des Linienelements und des leeren Raumes im Gegensatz zur ausgefüllten Fläche, die Bevorzugung der Asymmetrie und die Forderung nach innerer Harmonie zwischen dem Kunstwerk und der Umgebung, in der es zur Wirkung kommen soll.

Die Bedeutung dieser Grundprinzipien für die Blumenkunst wird in den folgenden Abschnitten dargelegt.

1.2.1 Linienkomposition

Von den drei Formelementen Masse, Linie und Fläche (siehe Abschnitt 1.1.4) bevorzugen »europäische« Blumenarrangements meistens das Massenelement, nämlich die Blüten; Ikebana dagegen betont mehr das Linienelement: die elegant geschwungene Linie bei Zweigen, bei Blumenstielen und bei schlanken Blättern. Die Linie ist übrigens das Grundelement auch der anderen Formen japanischer bildender Kunst; Tuschmalerei und Kalligrafie sind gute Beispiele dafür.

Der Hauptstiel

Die Grundformen werden in fast allen Ikebana-Lehrbüchern durch ihre unterschiedlichen »Linien« bezeichnet. Die längste Linie ist der »Hauptstiel« eines Ikebana-Arrangements und spielt in der Regel die ausschlaggebende Rolle; sie entscheidet gewöhnlich darüber, ob die Aufbauform aufrecht oder geneigt sein soll (siehe Abschnitt 1.1.1), oder ob das Arrangement rechtsseitig oder linksseitig gesteckt wird (siehe Abschnitt 1.2.3). Dieser Hauptstiel wurde schon von den alten Tatebana- und Rikka-Meistern »Shin«(Wahrheit oder Herz) genannt, und so heißt er heute noch in mehreren Ikebana-Schulen beim Seika, Moribana und Nageire. Der Shin wird mit einem Zweig, einer Blume oder einem schlanken Blatt realisiert.

Abbildung 10. Kamelie mit dreieinhalb Blättern. Traditionelles Seika-Gesteck mit einem einzigen Kamelienstiel in einem Gestell (Shoku), auf dessen oberen Teil in der Regel ein Räuchergefäß kommt.

Längenverhältnis

Um ein harmonisches Verhältnis zwischen den Pflanzen und dem Gefäß zu gewinnen, richtet sich die Länge des Hauptstiels meistens nach der Größe des Gefäßes: nach der Höhe, nach dem Durchmesser oder nach der Summe aus Höhe und Durchmesser (siehe Abbildung 79 und 90).

Die Länge des zweitlängsten Stiels der Komposition richtet sich dann nach der Länge des Hauptstiels; auch die Länge aller weiteren Aufbaustiele richtet sich mittelbar oder unmittelbar nach der des Hauptstiels, sodass die ganze Linienkomposition in einem harmonischen Verhältnis zum Gefäß steht.

Form der Linie

Biegsame Zweige werden mit der Hand noch stärker gebogen, um ihre geschwungenen Linien klarer zur Geltung zu bringen (siehe Farbtafel 27). Steife Stiele können in Gruppen stehen, um die gerade Linie zu betonen; gelegentlich werden dann einige davon mit Absicht gebrochen oder abgeschnitten (siehe Abbildung 15). Besonders interessante Linien bietet der Lauch (Allium porrum); Ikebana-Freunde mögen gern solche gekrümmten Linien (siehe Farbtafel 10). Es ist ein Reiz des Ikebana, verschiedene Linienelemente in der Natur zu entdecken und sie in einer Ikebana-Komposition stärker herauszustellen. Manche Ikebana-Arrangements sehen auf den ersten Blick aus, als verstießen sie gegen die Gesetze der Natürlichkeit der Pflanze, aber bei genauem Hinsehen bemerkt man, dass die Eigenart dieser Pflanzen in einer Linienkomposition nur noch stärker zur Geltung gebracht wurde.

Optische Tiefe

Die wenigen Aufbaulinien des Ikebana sind außer für die Höhe und die Breite des Arrangements auch für die Tiefe maßgebend. Wird dies nicht beachtet, sieht das Arrangement leicht sehr flach aus.

Wenn man ein Seika-Arrangement von vorn betrachtet, scheinen die Aufbaustiele ein Dreieck zu bilden; aber es ist in Wirklichkeit kein flaches Dreieck, sondern eine dreidimensionale Form. Denn die Stiele sind nicht nur nach rechts und nach links, sondern auch nach vorn und nach hinten gerichtet (siehe Abbildung 113).

Auch der Rikka-Stil hat Aufbaustiele, deren Aufgabe es ist, dem Gesteck optische Tiefe zu verleihen. Der Mikoshi-Stiel, der »Fernsicht« symbolisiert, gibt dem Arrangement die Tiefe durch seine Neigung nach hinten; dabei wird er durch den Nagashi-Stiel (den fließenden Stiel) mit seiner Neigung nach vorn unterstützt (siehe Abbildung 118).

Wenn ein Arrangement aus zwei räumlich voneinander getrennten Gruppen von Pflanzen in einem gemeinsamen Gefäß besteht, spricht man von einem zweiteiligen Arrangement. Dabei wird eine der beiden Gruppen von Pflanzen höher, die andere niedriger gestaltet, und in der Regel wird eine Gruppe etwas nach vorn, die andere etwas nach hinten gerückt; auch dadurch entsteht optische Tiefe im Arrangement (siehe Farbtafel 23).

Der Mizugiwa-Fußpunkt

Ein wichtiger Teil der Linienkomposition ist der gemeinsame Ursprung aller Linien, der »Mizugiwa« genannte Fußpunkt des Arrangements. Zum Mizugiwa gehören die Wasseroberfläche in der Vase und die untersten sichtbaren Teile der Stiele. Vor allem im klassischen Ikebana stellt das Mizugiwa einen wichtigen Blickpunkt jedes Arrangements dar, und der Art, wie die Pflanzenstiele durch die Wasserfläche aufsteigen, wird große ästhetische Bedeutung zugemessen.

Bei Rikka- und Seika-Gestecken steigen die Pflanzen etwa 5 cm bis 15 cm hoch (abhängig von der Größe des Gestecks und der Jahreszeit) zusammen als ein schlankes Bündel aus der Wasserfläche auf, und erst dann beginnen die einzelnen Stiele, sich in die verschiedenen Richtungen zu verzweigen. Alle Blätter unterhalb der Verzweigung werden entfernt, sodass nur ein schlanker Stamm übrigbleibt (siehe Abbildung 107), der – zusammen mit der Wasseroberfläche – das Mizugiwa bildet.

Die Pflanzenteile unter der Wasseroberfläche entsprechen der Wurzel einer Pflanze. Das Mizugiwa sollte deshalb den Eindruck erwecken, als ob alle Pflanzen einer gemeinsamen Wurzel entwüchsen. Die gesamte Gestaltung hängt entscheidend davon ab, wie eng, fest und ordentlich die Pflanzen am Fußpunkt, dem Mizugiwa, zusammenstehen. Das Mizugiwa soll dadurch eine lebendige Schönheit darstellen.

Abbildung 117Abbildung 105