Weihnachtliche Seelenschmeichler

Fantasy-Weihnachtsgeschichten

Christa Bohlmann

Books on Demand

Bibliografische Information der Deutschen Bibliothek:

Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der

Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte Daten sind über

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Alle Rechte vorbehalten

2011 Christa Bohlmann

Titelfoto: Dr. Michael Häckert

Herstellung und Verlag: Books on Demand GmbH.

Norderstedt

ISBN 9 783848 288557

www.bod.de

Inhalt

Vorwort

Tannengeschwätz

Lisa-Marie und der Frosch

Herz an Stern

Der Weihnachtsstern

Grete

Flocky

Wolldecken

Vom Stress

Der Weihnachtsmann

Schnee

Julia

Vorwort

Christa Bohlmanns Weihnachtsgeschichten? „Kennste eine, kennste alle“, könnte man meinen. Irrtum! Diese Geschichten sind nagelneu und sollen nicht nur meine treuen Leser zum Weihnachtsfest 2011 erfreuen.

Ein Blick aus dem Fenster des Behandlungszimmers meines Zahnarztes Dr. Michael Häckert war wohl der erste Impuls für die „Weihnachtlichen Seelenschmeichler“. Ein in der Nische einer Natursteinmauer sitzender Frosch mit Krone auf dem Kopf regte meine Fantasie an und das Märchen von Lisa-Marie war erfunden. Dr. Häckert spendierte das passende Titelfoto, das nicht den Frosch, sondern Lisa-Marie zeigt.

Es kribbelte mir also wieder in den Fingern und ich hielt die Augen für neue Ideen offen. Mal war es ein schneebedecktes Feld, mal eine Postkarte mit einem Engel, der das Umfallen eines Weihnachtsbaumes verhinderte – ich ließ mich inspirieren und begann zu schreiben. Bis auf eine sind alle Geschichten frei erfunden: Bei „Herz an Stern“ erinnerte ich mich an die alljährliche Plätzchenbäckerei.

Ich wünsche jedem Leser ein friedvolles Fest und viel Freude an den „Weihnachtlichen Seelenschmeichlern“.

Tannengeschwätz

Zehn Jahre lang stand die Nordmanntanne an ihrem Stammplatz und sie wusste, dass sie in Kürze ihrer Bestimmung zugeführt werden würde: In ein paar Wochen würde sie festlich geschmückt in einer warmen Stube stehen. Zehn Jahre lang war diese Tanne von Harmonie und Eintracht umgeben und wohl gerade deshalb war sie perfekt gewachsen. Nicht zu breit und nicht zu schmal, die Zweige behinderten sich nicht gegenseitig, denn ein Zweig machte dem anderen Platz.

Doch plötzlich war es vorbei mit Friede, Freude, Eierkuchen und ein Konkurrenzkampf begann. Die Zweige begannen erbittert zu streiten, welche Partie des Baumes am wertvollsten sein mochte.

Der obere Teil der Tanne höhnte ziemlich bissig: „Wir sind das Sahnestück, uns wird man schmücken und sich an uns erfreuen. Unter unseren Zweigen wird man zur Bescherung die Geschenke anordnen. Wer weiß, welche Kugeln, Kerzen, Äpfel, Strohsterne uns zieren werden? Eins ist klar, wir werden am besten aussehen!“ Ziemlich hochnäsig schauten sie auf die darunter wachsenden Zweige.

Die aber wehrten sich gleich: „Wir dürfen schon viel früher glänzen, denn aus unseren Zweigen werden die schönsten Adventsgestecke gefertigt. Immerhin stehen wir während der ganzen Adventszeit in der guten Stube und wenn wir Glück haben, sogar noch bis in den Januar hinein. Somit erfreuen sich die Menschen mindestens vier Wochen länger an uns. Vielleicht werden wir sogar zu einem Kranz gebunden! Ach, es ist so spannend! Eines ist gewiss: Es wird eine wundervolle Zukunft vor uns liegen!“ Doch auch diese Partie der Zweige schaute etwas missgünstig auf die unteren Gefährten, die sich nun zu Wort meldeten: „ Meint ihr etwa, wir sind gar nichts wert? Da habt ihr euch aber gründlich getäuscht, denn wir werden am ersten unserer Bestimmung zugeführt und vermutlich werden wir viel länger als ihr existieren!“ Sie waren alle sehr erregt und schüttelten sich so heftig, dass einige abgestorbene Nadeln auf die Erde fielen. So sahen sie schon viel frischer und grüner aus. „Aus uns wird man schöne Grabgestecke binden und wir haben den Vorteil, von Ende Oktober bis in den März hinein einen Sinn zu haben. Wir sind an der frischen Luft und schützen in den ersten warmen Tagen das erste zarte Grün der Frühjahrsblüher. An uns werden die Menschen lange Freude haben, denn wir müssen nicht in der überhitzen Stube vertrocknen.“

Die Reaktion kam postwendend aus den beiden oberen Partien, die sich ausnahmsweise einig waren: „Wer wird euch schon auf dem Friedhof sehen? Ihr werdet da abgelegt und das wars. Keiner kommt in den Wintermonaten auf den Friedhof, um zu jäten oder zu gießen. Schnee wird euch bedecken und ihr seid nicht einmal mehr zu sehen. Euch wird man am ersten vergessen!“

„Pietät und Takt sind euch scheinbar fremd und ihr habt noch nie von trauernden Menschen gehört, die gern und oft ihre verstorbenen Angehörigen besuchen.“

Das Wurzelwerk mit einem Stück des Stammendes unterbrach die Streitigkeiten. „Könnt ihr nicht friedlich sein? Es geht hier ja schlimmer zu als auf dem Hökermarkt! Ein Stück Schweinefilet meint auch, mehr Wert zu sein als ein Nackenkotelett.. Blödsinn – das Ganze zählt doch, die Einheit. Ohne Nacken könnte das Schwein nicht existieren und es würde gar kein Filetstück geben!

Wisst ihr, was mit mir passiert? Gar nichts nämlich! Ich bleibe in der Erde stecken und werde bald vor und hinter mir, links und rechts von mir neues Leben gedeihen sehen, denn im Frühjahr werden neue Tännchen angepflanzt. Bis meine Zeit gekommen ist und ich vergangen bin, werde ich so manchem Insekt Unterschlupf bieten. Und im Laufe der Zeit werden meine Überreste, die auch eure sind, den Boden düngen.“

Die gesamten Zweige mussten eingestehen, dass ihr Streit unsinnig war. Ihre Stimmen wurden wieder ruhiger, doch die Gespräche über ihre Zukunft rissen nicht ab.