herausgegeben von
Prof. Heinz Lohmann
Dr. Uwe Preusker
mit Beiträgen von
Dr. Susann Breßlein
Prof. Dr. med. Jörg F. Debatin
Dr. Christiane Dithmar
Armin Ehl
Tobias Ehrhard
Prof. Dr. Axel Ekkernkamp
Volker Frese
Oliver Füllgraf
Hans-Joachim Funk
Friedhelm H. Girke
Prof. Dr. rer. pol. Klaus-Dirk Henke
Christiane Iwanoff
Esther Kebbel
Karin M. Klossek
Dr. Thomas Kobas
Harald Kothe-Zimmermann
Claudia Lerch
Prof. Heinz Lohmann
Heino Plöger
Dr. med. Konrad Rippmann
Juliane Salehin
Prof. Dr. Bernd Schlüter
Prof. Dr. Christian Schmidt
Harald Stender
Dr. Peter Windeck
Larissa Wocken
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Bibliographische Informationen der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliographie; detaillierte bibliographische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
ISBN 978-3-86216-071-6
© 2011 medhochzwei Verlag GmbH, Heidelberg
www.medhochzwei-verlag.de
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Der Schreckensruf ist in deutschen Krankenhäusern immer häufiger zu hören: Es gibt keine Bewerber mehr! Viele Chefärzte, die es viele Jahre gewohnt waren, bis zu hundert und mehr Bewerbungen auf eine Assistenzarzt-Stelle zu erhalten, bekommen jetzt manchmal gar keine mehr. Klassische Instrumente für die Besetzung freier Stellen wie zum Beispiel die Stellenanzeige in einschlägigen Fachblättern versagen.
Ärzte und Krankenschwestern sind bereits knapp und werden immer knapper! Mit diesem Phänomen muss sich heute jeder Verantwortliche in Krankenhäusern in Deutschland auseinandersetzen. Denn der Fachkräftemangel zeigt sich mittlerweile nicht nur in abgelegenen Regionen, sondern faktisch überall in Deutschland. Hinzu kommen neue Formen der Berufsausübung wie zum Beispiel die Tätigkeit als Honorararzt oder die Beschäftigung über eine Leiharbeitsfirma, die einerseits Mitauslöser, andererseits aber auch ein Ergebnis dieser Entwicklung sind.
Krankenhäuser sind hier gezwungen, neue Wege zu gehen. Qualifizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu finden und im Unternehmen dauerhaft zu halten, ist mittlerweile zu einer zentralen Aufgabe des Krankenhausmanagements geworden – ja, mehr noch: Krankenhäuser, die nicht in der Lage sind, genügend ärztliches und pflegerisches Fachpersonal zu akquirieren, sind in ihrer Existenz bedroht! Hinzu kommt, dass die ambulante Versorgung und bei Pflegekräften auch die Altenpflege um die gleichen Menschen konkurrieren.
Hier setzt dieses Buch an: Es untersucht nicht nur Hintergründe und Erscheinungsformen des Ärzte- und Pflegekräftemangels, sondern beschreibt vor allem konkrete und erfolgreiche Modelle, die von Unternehmen bereits erfolgreich beschritten werden, um etwas gegen den Fachkräftemangel im Krankenhaus zu tun.
Aktive Unternehmen aus dem Gesundheitsbereich beschreiben darin eine Fülle höchst unterschiedlicher Lösungen für diese für mehr und mehr Kliniken überlebenswichtige Frage. Ergänzend werden Personalbeschaffungs- und Personalentwicklungsstrategien von Industrieunternehmen aus verwandten Bereichen, so etwa der Medizintechnik, dargestellt. So können passende Ideen und Modelle vom Leser unmittelbar als Anregung für seine Praxis genutzt werden.
Hamburg/Vantaa/Heidelberg, im März 2011 |
Heinz Lohmann |
Uwe K. Preusker |
Prof. Dr. Klaus-Dirk Henke/Tobias Ehrhard
1 Ausgangslage aus volkswirtschaftlicher Perspektive
2 Teilarbeitsmärkte in der Gesundheitswirtschaft
3 Berufsspezifische Betrachtung
4 Ausblick auf die zukünftige Entwicklung
Die Gesundheitswirtschaft ist unzweifelhaft ein personalintensiver Wirtschaftszweig. Im vorliegenden Beitrag steht eine quantitative Erfassung von Umfang, Struktur und zeitlicher Entwicklung der Beschäftigung in der wachsenden Gesundheitswirtschaft im Vordergrund. Diese erfolgt überwiegend auf der Grundlage der verfügbaren Daten des Statistischen Bundesamtes und neuerer Berechnungen im Rahmen des Gesundheitssatellitenkontos. Nach einer makroökonomischen Sicht des Arbeitsmarkts werden die Teilarbeitsmärkte statistisch genauer untersucht und um eine berufsspezifische Betrachtung erweitert. Die folgende Analyse der Daten stützt die statistische Erfassung der Gesundheitswirtschaft. Sie schließt mit einem Ausblick auf die absehbare zukünftige Entwicklung.
Beschäftigungsentwicklung in der Gesundheitswirtschaft › 1 Ausgangslage aus volkswirtschaftlicher Perspektive
Neben den geläufigen Begriffen Gesundheitsversorgung, Gesundheitssystem und Gesundheitswesen gesellt sich immer häufiger die Gesundheitswirtschaft als ein weiterer Begriff hinzu. Gemeint ist damit ein eigenständiger Wirtschaftssektor, der sich neben den anderen Sektoren, wie beispielsweise der Energiewirtschaft, der Automobilwirtschaft oder dem Tourismus etabliert. Die Diskussion über die Gesundheitswirtschaft hat sich in Wissenschaft, Politik, Wirtschaft und in der Fachwelt aber nicht nur deswegen grundlegend verändert. Es hat sich ein neues Verständnis von Gesundheit entwickelt, dass sich Abb. 1 entnehmen lässt, in der das alte Bild einem neuen Bild gegenübergestellt wird.
Im Vordergrund dieser Sichtweise und dieses Beitrags steht die Aussage, dass das Gesundheitswesen nicht nur ein Kostenfaktor ist, sondern zum volkswirtschaftlichen Wachstum und zur Beschäftigung beiträgt sowie die Berufswelt verändert. Auch wenn diese Betrachtung allgemein akzeptiert wird, gab es bisher nur wenige statistische Analysen zu diesem Thema.
Quelle: Eigene Darstellung.
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Das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie beauftragte aus diesem Grunde die TU Berlin gemeinsam mit Roland Berger Strategy Consultants und BASYS/WifOR, ein Satellitenkonto in Kooperation mit dem Statistischen Bundesamt zu erstellen und es bis Anfang 2012 weiter zu entwickeln. Gemäß den gestellten Anforderungen sollte ein Gesundheitssatellitenkonto (GSK) auf der Basis einer begründbaren Abgrenzung der Gesundheitswirtschaft
• |
die Bruttowertschöpfung, |
• |
die Beschäftigtenzahl, |
• |
Vorleistungen sowie |
• |
Export- und Importströme |
ermitteln. Diese Daten liegen mittlerweile für das Jahr 2005 vor. Sie werden zurzeit bis 2007 ergänzt und auf das Jahr 2009 hochgerechnet.[1]
Die Ende 2009 für das Jahr 2005 vorgelegten Ergebnisse lassen sich den Eckwerten des GSK in Form von makroökonomischen Kennziffern in den Abb. 2 und 3 entnehmen.
Quelle: Henke, K.-D.; Neumann, K.; Schneider, M. et al. (2010): Erstellung eines Satellitenkontos für die Gesundheitswirtschaft in Deutschland. Forschungsprojekt im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie (BMWi), Europäische Schriften zu Staat und Wirtschaft, Band 30, Nomos, Baden-Baden.
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Im Rahmen der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen stehen häufig die Bruttowertschöpfung und die Beschäftigung im Vordergrund. So betrug die Wertschöpfung der gesamten Gesundheitswirtschaft (GW) 10,2 %, wobei sich im Kernbereich (KGW) 7,8 % und im erweiterten Bereich von Gesundheitsleistungen (EGW) 2,4 % ergaben. Darüber hinaus sind die Ergebnisse bezüglich der Vorleistungen, der Produktion, des Imports und des gesamten Güteraufkommens zu Herstellpreisen dargestellt (vgl. Abb. 2).
In Abb. 3 ist die Berechnung der Verwendungsseite dargestellt. Dabei geht es in erster Linie um die Konsumausgaben zu Marktpreisen, die Exporte, die Investitionen sowie die intermediäre Verwendung (Vorleistungen). Schließlich ergibt sich für den Arbeitsmarkt, dass im Jahr 2005 5,3 Mio. Erwerbstätige oder 13,8 % (grob jeder Siebte) in der Gesundheitswirtschaft tätig waren. Im Kernbereich betrug der Anteil 10,4 % und im erweiterten Bereich 3,4 %. Damit liegen die Zahlen der im GSK abgegrenzten Gesundheitswirtschaft höher als die bisherigen Zahlen des Stat. Bundesamtes in der (enger bzw. anders abgrenzenden) Gesundheitspersonalrechnung[2].
Quelle: Henke, K.-D.; Neumann, K.; Schneider, M. et al. (2010): Erstellung eines Satellitenkontos für die Gesundheitswirtschaft in Deutschland. Forschungsprojekt im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie (BMWi), Europäische Schriften zu Staat und Wirtschaft, Band 30, Nomos, Baden-Baden.
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Bei einer näheren Betrachtung der zugrunde gelegten Gütergruppen, die im GSK den Kernbereich (KGW) und den erweiterten Bereich (EGW) der Gesundheitswirtschaft bilden, ergibt sich das in Tab. 1 wiedergegebene Bild. Die Anzahl der Erwerbstätigen ist unterteilt nach der absoluten Zahl und den relativen Anteilen an der gesamten Gesundheitswirtschaft.
Quelle: Eigene Darstellung, Datenbasis: Henke, K.-D.; Neumann, K.; Schneider, M. et al. (2010): Erstellung eines Satellitenkontos für die Gesundheitswirtschaft in Deutschland. Forschungsprojekt im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie (BMWi), Europäische Schriften zu Staat und Wirtschaft, Band 30, Nomos, Baden-Baden.
|
|
Gesundheitsgütergruppen |
Erwerbstätige in |
Anteil an Gesundheitswirtschaft gesamt |
---|---|---|---|---|
KGW |
G_1 |
Pharma |
76 |
1,41 % |
G_2 |
Medizintechnik |
137 |
2,55 % |
|
G_3 |
Sonstige Waren des Kernbereichs |
3 |
0,06 % |
|
G_4 |
Einzelhandel |
327 |
6,08 % |
|
G_5 |
Private Versicherungen |
17 |
0,32 % |
|
G_6 |
Sozialversicherung, Verwaltung |
196 |
3,65 % |
|
G_7 |
Stat. Einrichtungen d. Gesundheits- |
1.574 |
29,27 % |
|
G_8 |
Amb. Einrichtungen d. Gesundheits- u. Sozialwesens |
1.618 |
30,09 % |
|
G_9 |
Sonstige Dienstleistungen des Kernbereichs |
104 |
1,93 % |
|
EGW |
G_10 |
Dienstleistungen der privaten Haushalte |
34 |
0,63 % |
G_11 |
Biologische und funktionelle Lebensmittel |
101 |
1,88 % |
|
G_12 |
Sonstige Gesundheitswaren des Erw. Bereichs |
58 |
1,08 % |
|
G_13 |
Dienstl. Für Sport, Fitness und |
150 |
2,79 % |
|
G_14 |
Sonst. Gesundheitsdienstleistungen |
982 |
18,26 % |
|
|
|
|
5.377 |
100,00 % |