Schmutztitel

Maja von Vogel

Titel

Freundinnen in Gefahr!
Teil 1
Verlorenes Herz

Kosmos

Umschlagillustration Ina Biber, Gilching

Umschlaggestaltung von Friedhelm Steinen-Broo, eSTUDIO CALAMAR

Grundlayout: Doppelpunkt, Stuttgart

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© 2014, Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG, Stuttgart

Alle Rechte vorbehalten

ISBN 978-3-440-14439-8

eBook-Konvertierung: le-tex publishing services GmbH, Leipzig

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Alles dreht sich um Pralinen

Es passierte, als Kim zum Detektivclub-Treffen radelte. Plötzlich spürte sie wieder dieses Ziehen im Bauch. Ihr Mund wurde trocken und vor ihren Augen flimmerte es. An einer roten Ampel hielt sie an und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Sie atmete einmal tief durch.

Ganz ruhig, Kim, denk an etwas anderes, lenk dich ab!

Aber es klappte nicht. Das Verlangen wurde immer stärker, Kim konnte nichts dagegen tun. Sie kämpfte mit sich – und verlor. Als die Ampel auf Grün sprang, überquerte Kim die Kreuzung und bog in die Fußgängerzone ein. Sie stieg vom Rad und schob es zügig zwischen den sommerlich gekleideten Passanten hindurch. Den Weg kannte sie in- und auswendig, sie hätte ihn auch mit verbundenen Augen gefunden. Dabei hatte sie sich fest vorgenommen, diesen Ort zu meiden, am besten nie mehr herzukommen. Denn sie wusste genau: Wenn sie einmal dort war, würde sie sich nicht mehr beherrschen können und alle guten Vorsätze über Bord werfen.

Aber das war Kim egal. In diesem Moment wollte sie nur eins: SCHOKOLADE!

Da tauchte der Laden ihrer Sehnsüchte auch schon in der Ferne auf. Feinkost Kranichstein – die erste Adresse der Stadt, wenn es um Delikatessen, edlen Wein und besondere Pralinen oder Schokolade ging. Kim war seit Jahren Stammkundin in der Süßigkeitenabteilung und hatte in der Vorweihnachtszeit sogar eine Weile als Aushilfe hier gejobbt, um ihr Taschengeld aufzubessern. Beim Gedanken an die handgeschöpfte Schokolade oder die Pralinen der berühmten Kranichsteiner Mischung, die in der hauseigenen Schokoladenmanufaktur hergestellt wurden, lief Kim das Wasser im Mund zusammen. Für diese Pralinen würde sie glatt einen Mord begehen, wenn sie als Detektivin nicht auf der anderen Seite des Gesetzes stehen würde.

Kim stellte ihr Fahrrad vor dem Geschäft ab und warf einen Blick auf ihre Armbanduhr. In zwanzig Minuten war sie mit ihren Freundinnen Marie und Franzi im Hauptquartier des Detektivclubs, dem alten Pferdeschuppen neben Franzis Haus, verabredet. Genug Zeit, um vorher schnell noch etwas süße Nervennahrung zu kaufen. Kim versuchte, das schlechte Gewissen zu verdrängen. Eigentlich hatte sie sich fest vorgenommen, während des Sommers auf Süßigkeiten zu verzichten. In wenigen Tagen begannen die großen Ferien. Sechs Wochen Sonne, gute Laune und entspannte Stunden im Waldschwimmbad – herrliche Aussichten! Zumindest wenn man eine perfekte Bikini-Figur hatte, so wie Franzi und Marie. Kim fühlte sich in ihrem Badeanzug alles andere als wohl und hatte deshalb schweren Herzens beschlossen, Schokolade, Gummibärchen und Co. bis auf Weiteres von ihrem Speiseplan zu streichen. Was in den letzten drei Tagen auch gut geklappt hatte. Aber jetzt war es vorbei. Ihr Körper schrie förmlich nach einer Extraportion Zucker.

»Ein oder zwei Pralinen werden sicher nicht schaden«, versuchte Kim, sich selbst zu beruhigen. Hoffentlich schmolzen ihr die kleinen Köstlichkeiten auf dem Weg zu Franzi nicht weg. Kim warf einen Blick zum wolkenlosen Himmel, von dem die Juli-Sonne strahlte. Vielleicht sollte sie doch lieber Gummibärchen nehmen?

Plötzlich stutzte sie. Ihr Blick blieb an der Fassade des alteingesessenen Familienunternehmens hängen. Irgendetwas war anders als sonst. Aber was? Kim kniff die Augen zusammen und musterte konzentriert das große Schaufenster, in dem Pralinenschachteln, Weinflaschen und Marmeladengläser zu einem kunstvollen Stillleben drapiert waren, den darüber angebrachten Schriftzug mit den verschnörkelten Buchstaben und die große, goldene Praline, die über der Eingangstür hing. Kim blinzelte. Ihr Detektivinstinkt schlug Alarm. Mit der Praline stimmte etwas nicht; erst auf den zweiten Blick erkannte Kim, was. Das merkwürdige runde Gebilde war keineswegs die goldene Praline, die die Kunden sonst mit ihrem matten Glanz begrüßte. Das Wahrzeichen des Ladens war verschwunden.

Augenblicklich schaltete Kim in den Detektivmodus. Die Kranichsteiner Mischung musste warten, jetzt gab es Wichtigeres zu tun. Kim marschierte in den Laden und sah sich um. Vor dem Weinregal entdeckte sie Herrn Kranichstein, den Seniorchef, der gerade einen Kunden beriet. Mit seinen weißen Haaren und den buschigen weißen Augenbrauen erinnerte er sie immer ein bisschen an den Weihnachtsmann.

Kim wartete, bis das Kundengespräch beendet war, dann ging sie zu ihrem ehemaligen Chef hinüber. »Herr Kranichstein?«

Der Geschäftsinhaber drehte sich um. »Kim!« Ein Lächeln erschien auf seinem Gesicht. »Wie schön, dass du mal wieder hereinschaust. Wie geht es dir?«

»Danke, gut«, antwortete Kim knapp. Sie beschloss, gleich zur Sache zu kommen. »Was ist mit der goldenen Praline über der Eingangstür passiert?«

Herr Kranichstein sah sie verdutzt an. »Gar nichts, wieso?«

»Weil sie nicht mehr da ist«, stellte Kim sachlich fest.

Der Seniorchef runzelte die Stirn. »Nicht mehr da? Aber das kann doch nicht sein! Warte mal, das haben wir gleich …«

Mit großen Schritten durchquerte er den Laden, riss die Tür auf und trat ins Freie. Kim folgte ihm.

»Da ist sie doch!« Herr Kranichstein zeigte auf das goldene Gebilde. Er kniff die Augen zusammen und wurde bleich. »Aber … aber …«, stammelte er. »Das ist ja …«

»Ein Platzhalter«, vollendete Kim den Satz. »Eine billige Kopie.«

»Und wo ist die echte Praline?« Herr Kranichstein kratzte sich ratlos am Kopf.

»Genau das müssen wir herausfinden.« Kim zückte ihr Handy. »Ich sage meine Kolleginnen Bescheid. Keine Sorge, wir übernehmen den Fall.«

Eine Viertelstunde später war der Detektivclub komplett. Kim, Franzi und Marie hatten sich mit Herrn Kranichstein in sein Büro zurückgezogen. Vor ihnen auf dem Schreibtisch lag das merkwürdige goldene Gebilde, das Kim mithilfe einer Leiter vorsichtig abgenommen hatte, während Marie und Franzi zum Laden geeilt waren. Natürlich hatte sie dabei Handschuhe getragen, um keine Spuren zu zerstören.

Herr Kranichstein tupfte sich mit einem blütenweißen Stofftaschentuch den Schweiß von der Stirn. »Danke, dass ihr so schnell gekommen seid.« Er lächelte Franzi und Marie zu. »Ich bin wirklich froh, dass Die drei !!! den Fall übernehmen. Schließlich habe ich mit eurem Detektivclub bereits gute Erfahrungen gemacht.«

Kim, Franzi und Marie hatten Herrn Kranichstein schon einmal unterstützt, als er seltsame anonyme Briefe erhalten hatte. Das war nur einer von vielen Fällen, die der Detektivclub bereits erfolgreich gelöst hatte.

Kim runzelte die Stirn. »Ob es wieder um Erpressung geht?«

»Es ist noch viel zu früh, um irgendwelche Vermutungen anzustellen«, sagte Franzi. Auf dem Boden neben ihrem Stuhl standen ihre geliebten Inliner, mit denen sie im Rekordtempo vom Bauernhaus ihrer Eltern in die Stadt gesaust war. Ihre roten Zöpfe waren leicht zerzaust vom Fahrtwind, davon abgesehen merkte man ihr die Anstrengung nicht an. Kein Wunder, sie trainierte regelmäßig auf der Skaterbahn im Schillerpark, ritt auf ihrem Pony Tinka, ging schwimmen oder joggen. Sport gehörte zu ihrem Leben wie Schokolade zu Kims.

»Seit wann ist die goldene Praline denn verschwunden?«, fragte Marie. Ihre blonden Haare fielen lang und seidig über ihre Schultern. Sie war gerade aus dem Salon ihres Lieblingsfriseurs getreten, als Kims SMS sie erreicht hatte. Giovanni hatte sich mal wieder selbst übertroffen und ihr wundervolle honigfarbene Strähnchen ins Haar gezaubert, die in der Sonne glänzten wie echtes Gold.

»Wenn ich das wüsste!« Herr Kranichstein schüttelte den Kopf. »Ich habe ehrlich gesagt keine Ahnung. Mir ist überhaupt nicht aufgefallen, dass die Praline vertauscht wurde.«

»Das haben die Diebe sehr geschickt angestellt«, sagte Kim. »Ohne den Platzhalter wäre der Diebstahl bestimmt viel eher entdeckt worden.«

»Allerdings! Wer guckt schon nach oben, wenn er den Laden betritt?« Franzi betrachtete die seltsame Kugel auf dem Tisch. »Was ist das überhaupt für ein Teil?« Sie griff nach den dünnen Plastikhandschuhen, die Kim auf dem Tisch abgelegt hatte, streifte sie über und nahm das Beweisstück in die Hand.

»Es handelt sich um eine mit Goldfarbe besprühte Kugel aus Pappmaschee«, erklärte Kim fachmännisch. »So etwas haben wir früher immer im Kindergarten gebastelt.«

Franzi feuchtete ihren Zeigefinger mit der Zungenspitze an und fuhr damit über die Ersatzpraline. »Seht euch das an!« Ihre Fingerkuppe schimmerte golden. »Die Farbe ist nicht wasserfest.«

»Prima!« Marie grinste. »Das könnte uns dabei helfen, die Tatzeit einzugrenzen.«

»Was hat die Sprühfarbe denn mit der Tatzeit zu tun?«, fragte Herr Kranichstein interessiert.

»Die Ersatzpraline muss nach dem letzten Regen aufgehängt worden sein«, erklärte Kim, die sofort verstanden hatte, worauf Marie hinauswollte. »Sonst wäre die Farbe abgespült worden.«

Marie hatte bereits ihr Handy gezückt und überprüfte im Internet die Wetterdaten der letzten Tage. »Vor fünf Tagen hat es zuletzt geregnet. Am Mittwochabend zwischen elf und zwölf.«

»Dann wurde die Praline vermutlich irgendwann danach gestohlen«, kombinierte Franzi. Sie drehte die Pappmaschee-Praline hin und her. »Nanu, was ist denn das?« Aus einem kleinen Loch an der Oberseite der Kugel fiel ein Zettel heraus. Franzi faltete ihn auseinander. »Hier steht etwas!«, rief sie überrascht.

Kims Herzschlag beschleunigte sich. »Was denn?«

»Alle Kinder haben ein Recht auf Schokolade!«, las Franzi vor.

Die drei !!! wechselten einen verdutzten Blick.

»Was soll das?«, fragte Marie. »Ist das ein Scherz?«

»Keine Ahnung.« Franzi zuckte mit den Schultern. Sie drehte den Zettel hin und her. »Mehr steht nicht drauf.«

Kim kicherte nervös. »Also, ich würde diesen Satz ja sofort unterschreiben.« Sie wurde wieder ernst. »Eins ist klar: Dieser Zettel ist eine Botschaft der Pralinen-Diebe. Was auch immer sie bedeutet.«

Herr Kranichstein stöhnte. »Auch das noch! Die Angelegenheit wird ja immer mysteriöser. Was haben die Diebe nur mit der echten Praline gemacht?«

»Vielleicht wollen sie sie verkaufen«, überlegte Marie. »Ist sie wertvoll?«

Herr Kranichstein nickte. »Die Praline besteht aus vergoldetem Messing und ist über hundert Jahre alt. Ein befreundeter Künstler hat sie damals für meinen Großvater entworfen, als er den Laden eröffnet hat.«

»Wir müssen systematisch vorgehen.« Kim erhob sich. »Am besten befragen wir erst mal die Angestellten. Vielleicht ist irgendjemandem etwas aufgefallen. Sie haben doch nichts dagegen, oder?«

Herr Kranichstein schüttelte den Kopf. »Nein, natürlich nicht. Ihr habt völlig freie Hand. Hauptsache, ihr findet die Praline, bevor die Presse Wind von dem Diebstahl bekommt. Schlechte Schlagzeilen schaden dem Umsatz. Darum würde ich auch nur äußerst ungern die Polizei einschalten.«

»Sie können sich auf uns verlassen«, versicherte Marie. »Wir sind schließlich Profis.«

Eine Stunde später lehnte sich Kim erschöpft auf ihrem Stuhl zurück und schüttelte ihre rechte Hand aus. »Ich kriege gleich einen Krampf!«

Kein Wunder: Seite um Seite hatte sie in ihrem Detektivtagebuch für unterwegs, einem abgegriffenen Heft mit zahlreichen Eselsohren, die Zeugenaussagen der Angestellten protokolliert. Erst hatten die Detektivinnen Herrn Kranichsteins Söhne Max und Karl befragt. Beide halfen regelmäßig im Laden aus und sollten ihn später einmal übernehmen. Früher waren die Jungs erbitterte Rivalen gewesen und hatten einander das Leben schwer gemacht. Inzwischen verstanden sie sich prächtig. Leider hatten sie in den letzten Tagen nichts Verdächtiges bemerkt. Auch die Kassiererin und die Auszubildende Peggy hatten keine Ahnung, wer die Praline gestohlen haben könnte.

»Es ist wie verhext!«, stellte Franzi frustriert fest. »Keiner hat etwas gesehen. Niemandem ist etwas aufgefallen. Als wären die Diebe unsichtbar gewesen.«

Marie ging die Liste mit den Angestellten durch, die Herr Kranichstein ihnen zur Verfügung gestellt hatte, bevor er wieder in den Laden geeilt war, um sich seinen Kunden zu widmen. »Fehlt nur noch eine Aushilfe, eine gewisse Janina Lennart. Dann sind wir für heute fertig.«

Kim schlug eine neue Seite im Detektivtagebuch auf. »Also gut, weiter geht’s!«

Franzi rief das Mädchen herein, das bereits draußen wartete. »Hallo, Janina«, begrüßte sie die Zeugin. »Setz dich bitte, wir haben ein paar Fragen.«

»Du weißt ja sicher, worum es geht …«, begann Kim und sah von ihrem Heft auf. Sie stutzte. »Nanu! Kennen wir uns nicht?«

Automatisch erstellte sie im Kopf eine Personenbeschreibung der Zeugin: weiblich, 15–16 Jahre alt, zierliche Figur, kinnlanges schwarzes Haar, braune Augen, Leberfleck rechts neben dem Mund.

Trotzdem kam Kim einfach nicht drauf, wo sie Janina schon einmal begegnet war. In der Schule? Im Freibad? Oder bei einem vergangenen Fall?

Janina betrachtete Kim einen Moment verwirrt, dann nickte sie. »Klar! Du hast doch auch bei dem Krimi-Schreibworkshop im Jugendzentrum mitgemacht, oder?«

Jetzt fiel es Kim wie Schuppen von den Augen. »Natürlich! Du hast diese tolle Geschichte geschrieben, in der ein Mord in der Sauna passiert. Total spannend!«

»Danke!« Janina lächelte geschmeichelt. »Deine Geschichte war aber auch nicht schlecht. Hast du eigentlich die Schreibübungen gemacht, die uns die Workshop-Leiterin empfohlen hat?«

Kim verzog das Gesicht. »Nein, das hab ich noch nicht geschafft. Ich hatte einfach zu viel um die Ohren.«

Franzi sah verwirrt von Janina zu Kim. »Könnt ihr uns vielleicht mal aufklären? Wovon redet ihr eigentlich?«

»Ich hab doch vor einer Weile an diesem Schreibworkshop im Jugendzentrum teilgenommen«, erzählte Kim. »Und Janina war auch dabei. Sie schreibt richtig gut!«

Kims zweite große Leidenschaft neben der Detektivarbeit war das Schreiben. Sie liebte es, sich spannende Geschichten auszudenken, und träumte davon, später eine berühmte Autorin zu werden. Leider mussten die Schreibübungen oft hinten anstehen, wenn Kim mal wieder mit einem Fall oder der Schule jede Menge zu tun hatte.

»Ihr seid wirklich echte Detektivinnen?«, fragte Janina beeindruckt.

Marie nickte. »Wir wollen herausfinden, wer die goldene Praline gestohlen hat. Ist dir in den letzten Tagen etwas Verdächtiges aufgefallen?«

Janina schüttelte den Kopf. »Es war alles ganz normal. Ich arbeite allerdings nur stundenweise nach der Schule hier. Habt ihr schon einen Verdacht, wer die Täter sein könnten?«

»Wie kommst du darauf, dass es mehrere sind?«, fragte Franzi interessiert.

Janina lief rot an. »Ach, das war nur eine Vermutung. Die Praline ist doch sicher ziemlich schwer. Eine Person allein kann sie bestimmt kaum tragen.«

»Ein guter Hinweis.« Kim machte sich eine Notiz. »Vielen Dank, Janina. Und falls dir noch etwas einfällt, sag einfach Bescheid, okay?« Sie reichte dem Mädchen die Visitenkarte des Clubs.

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Janina überflog die Karte und steckte sie ein. »Klar, mach ich.« Sie stand auf. »Kann ich jetzt gehen?«

»Natürlich.« Kim lächelte Janina zu. »Viel Erfolg weiterhin beim Schreiben.«

Janina lächelte zurück. »Dir auch!«

Nachdem die Zeugin das Büro verlassen hatte, klappte Kim das Detektivtagebuch zu und streckte sich. »Feierabend, Mädels!«

Franzi gähnte. »Wurde auch Zeit. Ich bin ganz schön fertig.«

»Und was machen wir jetzt?«, fragte Marie.

Kim spürte wieder das sehnsüchtige Ziehen im Magen. »Was haltet ihr davon, wenn ich eine Runde Kranichsteiner Mischung ausgebe?«

»Super Idee!«, riefen Franzi und Marie wie aus einem Mund.

Kim grinste. Eigentlich war eine perfekte Bikinifigur doch gar nicht so wichtig. Und eine süße Belohnung hatte sie sich heute wirklich verdient.

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Hunde und andere Schwierigkeiten

»Ich geh schon!«, rief Kim aus der Küche, als es an der Haustür klingelte. Schnell lief sie in den Flur, um zu öffnen.

»Da sind wir!« Franzi grinste zur Begrüßung und drückte Kim eine große Plastikschüssel in die Hand. »Frisch gepflückte Kirschen aus unserem Garten. Mit schönen Grüßen von meiner Mutter.«

»Und ich hab drei Schokocroissants von der Chocolaterie bei uns um die Ecke mitgebracht.« Marie schwenkte eine Papiertüte.

Ehe Kim sich bedanken konnte, sauste ein schwarz-weißes Fellknäuel aus dem Wohnzimmer und stürzte sich auf Franzi und Marie.

»Pablo!«, rief Kim energisch. »Platz!«

Aber der Hund hörte nicht auf sie. Fröhlich bellend sprang er erst an Marie, dann an Franzi hoch und wedelte begeistert mit dem Schwanz. Pablo war ein wuscheliger Mischling mit hohem Spaniel-Anteil und süßen Schlappohren, den Jülichs vor einer Weile aus dem Tierheim geholt hatten. Er gehörte Kims zehnjährigen Zwillingsbrüdern Ben und Lukas, die es leider immer noch nicht geschafft hatten, ihn anständig abzurichten.

Franzi, die Tiere über alles liebte, streichelte den Hund. Dankbar leckte Pablo ihr die Hände ab. »Lass das, du Ferkel!«, schimpfte Franzi lachend und zog die Hände weg.

Kim seufzte. »Dieser Hund ist so was von unerzogen! Er gehorcht einfach überhaupt nicht.«

»Warum besucht ihr mit Pablo nicht eine Hundeschule?«, schlug Franzi vor, während sie den Mischling zwischen den Ohren kraulte. »Dort lernen Hunde, auf Kommandos zu hören und sich vernünftig zu benehmen.«

»Gute Idee!« Kims Miene hellte sich auf. »Das werde ich den Zwillingen und meinen Eltern gleich heute Abend vorschlagen.«

Wie aufs Stichwort kam Kims Mutter die Treppe herunter. Sie lächelte den Mädchen zerstreut zu und ging zum Schuhregal, das unter der Garderobe stand. »Hallo, Franzi, hallo, Marie. Wie geht’s euch?« Ohne eine Antwort abzuwarten, wandte sie sich an Kim. »Ich muss zur Dienstbesprechung in die Schule und bin wahrscheinlich erst gegen halb sieben zurück. Deckst du bitte nachher den Tisch fürs Abendessen?«

Kim nickte. »Klar, mach ich.«

Seit ihre Mutter zur Rektorin ihrer Grundschule befördert worden war, hatte sie jede Menge zu tun und war immer im Stress. Jetzt, so kurz vor den Sommerferien, war es noch schlimmer als sonst. Eine Konferenz jagte die nächste und Kim hatte das Gefühl, ihre Mutter nur noch im Vorbeigehen zu sehen.