Cover

Über dieses Buch:

Lili, von Geburt an blind, lernt eines Tages Leon kennen. Als sie das erste Mal miteinander schlafen, bittet Lili ihn darum, ihr alles, was er sieht, zu beschreiben. Sie genießt es, durch seine Augen zu sehen. Schon bald geht sie einen Schritt weiter: Sie fordert ihn dazu auf, ihr ebenfalls von sexuellen Begegnungen mit anderen Frauen zu erzählen. Doch Leon zögert, denn er hat sich längst in Lili verliebt …

Ein erotischer Roman voller Leidenschaft und Zärtlichkeit!

Über den Autor:

Leon von Winterstein ist im Sommer 1973 in einem kleinen Ort in Thüringen zur Welt gekommen. Kurz nach seiner Geburt sind seine Eltern aus der DDR geflüchtet, um das Erbe eines reichen Vorfahren aus Metz anzutreten. Von Winterstein hat französische Literatur und Philosophie in Berlin und Paris studiert, sowie Kunstgeschichte in Berlin und Weimar. Heute lebt von Winterstein in Hamburg.

Leon von Winterstein veröffentlichte bei venusbooks bereits die erotischen Romane:

Der erotische Flaneur

Adrianas Nacht

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eBook-Neuausgabe Februar 2015

Ein eBook des venusbooks Verlags. venusbooks ist ein Verlagslabel der dotbooks GmbH, München.

Copyright © der Originalausgabe 2013 dotbooks GmbH, München

Copyright © der Lizenzausgabe 2015 venusbooks GmbH, München

Copyright © der aktuellen eBook-Neuausgabe 2020 venusbooks Verlag. venusbooks ist ein Verlagslabel der dotbooks GmbH, München.

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

Titelbildgestaltung: Nicola Bernhart Feines Grafikdesign, München

Titelbildabbildung: © Okssi - Fotolia.com

eBook-Herstellung: Open Publishing GmbH

ISBN 978-3-95885-047-7

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Leon von Winterstein

Klang der Lust

Erotischer Roman

venusbooks

Prolog

Lili!

Es ist immer zuerst das Lachen, das mich verzaubert. Nichts ist so schön wie das Lachen einer Frau, unabhängig von jeder irgendwie gerade modischen Schönheit. Das Lachen strahlt, Lili, es blitzt, nimmt erst den Mund und die Augen, dann das Gesicht und bald den ganzen Körper in Besitz und erleuchtet ihn, schüttelt ihn. Nie ist jemand so offen, so eins mit allem, was ihn umgibt, nie ist alles Ernste, Traurige, ja Tragische weiter zurückgedrängt, als wenn er oder sie lacht.

Und trotzdem – selbst in der Schönheit, dem Hellen und Verführerischen ist noch Platz für eine Olympiade. Dabei sein ist natürlich auch beim Lachen alles, aber trotzdem habe ich eine Gewinnerin, deren Lachen ganz oben steht. Dieses Lachen gehört dir, Lili. Es ist dein Lachen, Lilis Lachen.

1.

Ich hatte meine Assistentin Miriam gleich zwei Nächte im Vier Jahreszeiten in Hamburg buchen lassen, damit ich in Ruhe bereits am Donnerstag zu meinem Geschäftstermin anreisen konnte und nicht am Mittwochmorgen in aller Frühe aus Köln fahren musste. Kurz bevor ich in Köln ins Flugzeug nach Hamburg stieg, fiel mir auf, dass so eine Nacht allein in dem schönen, großen Bett doch wirklich eine verlorene Nacht wäre, und ich rief einige meiner ehemaligen Geliebten an und lud sie ein, mich zu besuchen. Susanne hatte keine Zeit, ebenso wenig Nadine. Petra, eine Börsianerin, die sich auf eine derart obszöne Art gehenlassen konnte, dass es eine helle Freude war, reagierte etwas steif auf meinen Anruf, vielleicht war jemand in der Nähe, der nicht wissen sollte, dass es mich gab. Schließlich hatte ich Mette am Handy, eine dänische Fotografin, die seit vielleicht zehn Jahren in Hamburg ein gut florierendes Fotoatelier unterhielt. Irgendwann bei der Abschlussparty eines gemeinsamen Auftrages begannen wir eine sehr leidenschaftliche Affäre miteinander, die bis heute mit immer größer werdenden Unterbrechungen anhielt. Ich hatte Mette eine ganze Weile nicht gesehen. Sie sagte, sie hätte große Lust, mich zu treffen, aber sie müsse das noch einmal checken. Sie würde sich dann melden.

Ich sagte mir, dass es nun genug sei mit der Telefoniererei, und zur Not würde ich eben ein Zimmermädchen verführen müssen, schaltete mein Handy aus und checkte in Köln ein.

Um 21 Uhr immer noch allein auf dem Balkon des Vier Jahreszeiten, trank ich einen leichten Rotwein, las in einem Roman von Philip Roth und spürte, wie die Zeit zu langsam verrann und zäh wurde. Da summte mein Handy, und auf meinem Display stand die Nachricht: »21.30 Uhr – Wir werden zu zweit sein. Hab eine gute Idee. Welches Zimmer? LG Mette.«

Als es eine gute halbe Stunde nach der SMS an meiner Zimmertür klopfte, war ich sehr gespannt, was mich erwarten würde. Vor der Tür stand erwartungsgemäß die wundervolle, man kann es nicht anders sagen, dänisch blonde Mette mit ihren üppigen Kurven und ihrem ansteckenden, kräftigen Lachen und einer großen Fototasche in der Hand. Neben ihr wartete ein beinahe außerirdisches, sphärisches Wesen, Mitte 20, sicher 1,90 Meter groß, gertenschlank, phantastische, große Brüste, blond und blauäugig, in einem engen, knappen Rock und engem Shirt, das mir die schlanke Hand entgegenstreckte. Als ich sie nahm und sie sanft drückte, sagte das Wesen: »Hi, my Name is Aada, I am from Finland. Nice to meet you, Leon!«

Mette sagte mir, dass Aada bei ihr ein Praktikum absolviere, und als Mette sie gefragt hatte, ob sie mitkommen wolle, einen guten, in der Liebe sehr erfahrenen Freund zu verwöhnen, hätte sie gleich zugestimmt. Und Aada hätte auch noch eine zusätzliche, wirklich gute Idee gehabt, das würde ich gleich sehen.

Während Mette und ich noch plauderten und etwas tranken, entkleidete sich Aada mit einer Grazie und Selbstverständlichkeit, wie ich sie selbst bei Models selten gesehen habe. Sie schien keinerlei Scheu oder Scham zu empfinden. Während sie im Zimmer umherging, sich die Bilder an den Wänden ansah und den Ausblick auf die Alster bewunderte, zog sie ihr Shirt aus und ihren BH. Beides ließ sie achtlos auf den Boden fallen. Dann setzte sie sich auf einen brokatbezogenen Stuhl in der Nähe des Fensters, öffnete ihre Schuhe, legte sie ab, stand auf, öffnete den obersten Knopf ihres engen Rocks, den Reißverschluss, zog den Rock herunter, über die Füße. Einen Slip trug sie nicht. Schließlich stand sie auf, kam zu uns, schenkte sich etwas Wein ein und genoss meine faszinierten Blicke, aus denen meine aufkommende Gier unverschleiert abzulesen war. Mit schwingenden Hüften ging Aada zum Bett und legte sich hin.

Es schien sie nicht zu interessieren, dass Mette und ich im Raum waren. Sie wartete völlig entspannt, die Arme hinter dem Kopf verschränkt, die Beine leicht geöffnet, den Blick auf ihr schönes Geschlecht keine Sekunde verbergend und doch in der Selbstverständlichkeit, wie sie es tat, ganz unschuldig und keineswegs obszön.

Nun begann Mette, mich zu entkleiden. Langsam, so dass Aada jeden Handgriff genau sehen konnte, öffnete sie mein Hemd Knopf für Knopf, streichelte meine Brust, küsste mich. Nachdem sie mir das Hemd abgenommen hatte, öffnete Mette meine Hose, schob sie hinab. Dann zog sie mir die Boxershorts aus. Ich war erregt vom Anblick Aadas, Mettes Küssen, der aufregenden Situation, und als Mette mich etwas in Richtung von Aada drehte, lächelte mich die Finnin einladend und angetan an. Ich fragte mich noch immer, was wohl der zusätzliche Plan von Aada sei, als Mette ihre Hasselblad aus ihrer Reisetasche nahm, mit der Kamera lachend vor mir herumfuchtelte und mir zu verstehen gab, dass sie vorhatte, von Aada und mir Fotos zu machen, während wir uns miteinander vergnügten.

Aada lächelte noch immer, blinzelte mir zu und rekelte sich voller Wohlgefühl und Vorfreude auf dem Bett. Sie legte ihre langfingrige Hand zwischen ihre schlanken Schenkel, ließ einen Finger tief dort eindringen und leckte ihn dann genüsslich ab. Und da Aada und ich nun bereit waren für das Spiel, das die zwei sich für mich oder zumindest mit mir als Akteur ausgedacht hatten, begann Mette zu fotografieren.

Ich betrachtete Aada. Sie bewegte sich sehr anmutig. Ihre Brüste gefielen mir, sehr volle, runde, schwere Brüste, die sich danach sehnten, geleckt und massiert zu werden. Ich stieg zu Aada aufs Bett, legte meine Hand unter ihren Kopf, hob ihn etwas an und küsste ihre vollen Lippen. Sie schlang ihre Arme um mich, zog mich zu sich, öffnete ihre Lippen, und unsere Zungen begannen sich langsam und behutsam aneinander zu gewöhnen. Ich hörte Mettes Kamera leise und diskret klicken, und die Idee, mir später die Bilder von mir und Aada ansehen zu können, erregte mich ungemein. Aada hatte sich derweil der körperlichen Manifestation genau dieser Erregung angenommen. Sie hockte sich vor mich, hielt mit beiden, sehr zarten Händen meinen steifen Penis und rieb ihn, während sie träumend in Mettes Kamera schaute, die uns nun sehr nah war. Mette fotografierte, wie mein Penis in Aadas Mund hineinglitt, wie sie meine Hoden leckte, mich wichste, meinen Schaft seitlich durch ihre Lippen gleiten ließ, wie sie langsam an der Unterseite meines Penis hinaufleckte, wieder und wieder. Meine Erregung stieg ungemein. Durch Mettes Kamera wurde ich zum Betrachter, zum Voyeur meiner eigenen Lust. Aada war so schön, neugierig, gierig nach neuen Erlebnissen, so erregend in sich ruhend in ihrem Bemühen, mich um den Verstand zu blasen, und dabei so liebevoll mit mir beschäftigt. Sie fuhr mit ihrer Zunge durch die Furche unterhalb des Kopfes, unterhalb der Eichel, wieder und wieder herum, streichelte mich an der rosigen Spitze sanft mit dem Finger, nachdem sie mich dort ausgiebig mit Speichel benetzt hatte.

Ich betrachtete Aada mit den Augen der Kamera. Schnappschüsse, ihre Brüste, die wie zwei halbe Honigmelonen gerade von ihr abstanden. Ihre geraden Schultern, ihr langer Hals. Ich griff eine der Brüste. Spürte das Gewicht, die Feste, die ich drückte, hob und streichelte sie. Die Nippel zwirbelte ich sanft zwischen Daumen und Zeigefinger. Da wechselte Aada die Position. Nun legte sie sich auf den Rücken, legte die Arme ausgestreckt neben ihren Kopf, drückte den Rücken durch, so dass ihre Brüste steil hochstanden. Herrlich. Ich leckte ihre Spitzen, sog sie ein, zog saugend an ihnen, und Aada seufzte einen tiefen Laut. Sie streichelte meinen Kopf, und nach einer Weile drückte sie mich sanft hinab. Ich fuhr mit der Zunge über ihren flachen Bauch, küsste, leckte, saugte an ihrem Nabel, während meine Hand schon leicht ihre Schenkel öffnete und streichelnd der Feuchte ihres Geschlechts nachspürte. Ich küsste weiter hinab zu ihrem Schamhügel, auf dem ein kurzgeschorenes V an die einstige Behaarung erinnerte. Ich kniete mich neben Aada, mit meiner Hüfte an ihrer Hüfte, und kam mit dem Kopf von oben zwischen ihre schönen Schenkel. Aada nahm sich mit ihren Händen nun wieder meines hängenden, festen Geschlechts an, das sie sanft, genießerisch und sehr kundig massierte, während ich begann, sie zu lecken. Ich öffnete ihre Scham vorsichtig mit zwei Fingern. Mette fotografierte. Ich legte die Zunge ins rosige, zarte Fleisch, Aada presste lüstern meine Hoden, Mettes Kamera machte leise Klack, ich drang ins Dunkle, Klack, leckte in tiefen Zügen, Klack, war so erregt, dass ich bereits jetzt würde in Aada sein wollen, deren Körper und deren cooler, wirklich erlebenswerter Einfall, sich vor Mettes geheimem Auge von mir lieben zu lassen, mich unglaublich erregte, faszinierte, und so bohrte ich mich voller Wollust mit der Zunge in ihr Geschlecht. Wie gut das schmeckte, ihr Saft, und wie gern ich sie roch!

Aada stöhnte und reckte sich mir entgegen, ihr Geschlecht schien nach mehr zu schreien, mehr Lecken, mehr Spiel mit der Zunge um den Kitzler, mehr heißen Atem, der die Lust in die Spalte haucht. All das und mehr gab ich ihr. Und ließ mich auf die Seite fallen, damit mein erregter, sich nach der Zunge von Aada sehnender Penis Aada entgegenreckte. Aada stürzte sich mit einem mir beinahe den Atem raubenden Appetit auf mein Fleisch, nahm mich tief, schluckte mich beinahe, biss mich beinahe, saugte mich ein. Mette kam ihr nun mit der Kamera wieder sehr nah, fotografierte, porträtierte dieses eben noch fast anteilnahmslose Gesicht, das jetzt mit geröteten Wangen, mit in der Lust und Intimität geschlossenen Augen meinen Penis nahm, sich lustvoll einverleibte. Ich genoss diesen herrlichen Moment, in dem Aada sich vergaß, losließ, sich wirklich hingab, sich voll blindem Vertrauen verschenkte, und zwar nicht nur mir, sondern der Lust selbst.

Ich spürte bald auch meinen Höhepunkt näher kommen und entwand mich der begeistert wimmernden Aada, die mich flehend nach noch einer guten Dosis der Droge, die sie durchfuhr, ansah. Ich rollte mich um Aada herum und hoffte, dass sie verstehen würde, dass ich sie am liebsten auf mir hockend stoßen würde, sie dabei betrachten könnte in ihrer anmutigen Erregung. Ich legte mich auf den Rücken und musste keine Sekunde warten, da hatte Aada den vor Feuchte funkelnden Stachel entdeckt, der sie zum kleinen Tod hin stechen würde, wenn sie es denn zuließe. Blitzschnell war sie auf mir, eine grazile Reiterin und für Mette, die ganz offensichtlich bereits ihre kühle Objektivität verloren hatte und schon selbst voller Erregung war, ein herausragender Moment. Wie Aada mich, sich mit ihren Händen durchs Haar fahrend, dabei ihr Becken leicht bewegend, kreisend, vor und zurück schiebend, in ihr zurechtrückend, probierend, nachspürend, genießend, ganz in der Lust aufgehoben, zu reiten begann. Ich wagte nicht, Aada zu berühren, wollte ich doch ihre Trance, ihre inwendige Erfüllung nicht stören, die mich als Zuschauer und Grund dieser unglaublichen, überwältigenden Szene ebenso sehr erregte.

Aada war das Bild der in sich ruhenden, aus der Magie bekannten Levitation, in diesem Fall der Erhebung in eine höhere Sphäre der Lust. Mette schoss ein Bild nach dem anderen, umtanzte uns, spürte und sah auch diese ganz besondere Stimmung der Ruhe vor dem Sturm, der dann auch gleich losbrach. Aada ließ sich von einer Sekunde zur anderen nach vorn fallen, öffnete ihre Augen zu einem gierigen Blick, küsste mich leidenschaftlich mit der Zunge, fast beißend, und begann dann, sich mit schnell steigernden Bewegungen selbst mit meinem zum Platzen erregten Penis zu stoßen. Sie ritt einen Galopp, der jedes Rennpferd in den Wahn getrieben hätte.

Mette fotografierte Aada von hinten, versuchte sie im Stillstand festzuhalten, wenn kaum mehr die Spitze meines Penis in ihr war, bevor sie mit aller Kraft gegen mich schlug, mich mit Gewalt zurück in sich trieb. Ich hielt dagegen, stemmte mich in die Lust, ging das Tempo mit, ein Wettrennen der Erregung. Ich stützte ihre Brüste, hielt sie, leckte sie, während sie Aada schwingen ließ.

Rhythmisch stieß Aada ein Brummen aus, tief, aus ihren glühenden Lenden stammend. Auch ich hechelte, schwitzte, hatte schon das Gefühl, gleich zu kollabieren, zu explodieren, zu kommen.

Doch Aada überraschte mich erneut mit ihrer wundervollen Art, mich zum willenlosen Spielzeug und Betrachter ihrer Lust zu machen. Sekunden vor unserem Höhepunkt sprang Aada auf. Sie setzte sich rittlings so über mich, dass ihr Geschlecht sich auf meinen Mund senkte und ich sofort intuitiv noch einmal in ihre heiße, pochende Spalte fuhr, sie leckte, penetrierte, trank. Aada griff sich meinen Luststab und wichste mich mit ihrer rechten Hand, so schnell und hart sie konnte. Es schmerzte und war doch in seiner Geschwindigkeit und Härte genau das, was ich brauchte, um noch eine Schicht höher zu steigen. Und als ich, sie leckend und fast dabei erstickend, kam, hielt sie mich so, dass ich gegen ihre schönen Brüste spritzte.

Kaum hatte ich das letzte Mal gezuckt, da verrieb sie meine Essenz wie eine edle Körperlotion auf sich und nahm mich dann wieder zwischen ihre Lippen, und während sie den Rest meines Spermas von mir leckte, kam sie keuchend, zitternd und die gesamte Spannung mit einem Seufzer fahren lassend.

Aada ließ sich von mir fallen und legte sich neben mir auf den Rücken. Mette schoss noch einmal Porträts von Aadas lächelndem Gesicht. Dann schwiegen wir alle drei und bewegten uns einen kurzen, sehr intensiven Moment nicht mehr.

Aada erwachte als Erste wieder zum Leben. Sie stand auf, als sei nichts geschehen, blickte mich auf dieselbe freundliche Art an wie bei unserer Begrüßung, sagte: »Thank you, I really enjoyed you!«, und ging ins Bad, um zu duschen. Mette saß über ihre Kamera gebeugt und inspizierte ihre Ausbeute. Als sie bemerkte, dass ich sie beobachtete, sagte sie: »Sind toll geworden. Ich schick dir eine Auswahl? Privat oder ins Office?«, und lachte tief und so fröhlich wie Pippi Langstrumpf.

Wenige Minuten später war ich wieder allein auf meinem Zimmer, erschöpft, verstört und bei aller Faszination für Aada und noch erfüllt von der unglaublichen Lust, die sie zu empfinden und zu geben vermochte, doch unzufrieden und einsam. 

2.

Der Grund für dieses ungute Gefühl hatte einen Namen. Zwar kannte ich ihn, aber damals war mir noch nicht klar, dass die Frau, die diesen Namen trug, der Auslöser dafür war, dass es mir plötzlich nicht mehr genügte, einfach tollen Sex zu haben. Ich hatte sie ein paar Wochen zuvor in meinem Lieblingscafé in Berlin-Mitte unweit der Oranienburger Straße kennengelernt.

Lili saß allein an einem Tisch, als ich ins Café kam, und da sie mir gleich gefiel, setzte ich mich in ihre Nähe und beobachtete sie. Etwas war eigentümlich. Sie schien sehr konzentriert und in sich gekehrt, und sosehr ich auch versuchte, ihren Blick aufzufangen, es gelang mir nicht. Also fiel auch der Flirt, den ich mit ihr beginnen wollte, leider vorerst aus.

Nach vielleicht einer Viertelstunde kam eine weitere attraktive Frau in einem blauen Sommerkleid ins Café, die mir vom Alter, ca. Ende 30, Anfang 40 ganz gut zu meiner vergeblich Angeflirteten zu passen schien, und wirklich, sie setzte sich zu ihr. Schon bald war es mir gelungen, mit einem Lächeln bei der zweiten Frau eine Brücke zur ersten zu bauen.

Ich versuchte mein Glück mit einem 60er Jahre Retroflirtversuch, wie ich es bei mir nannte. Ich trug dem Kellner flüsternd auf, den zwei Frauen je einen Prosecco zu bringen. Er verdrehte die Augen, aber Umsatz ist eben Umsatz. So stand er bald am Tisch der beiden, zeigte auf mich und sagte mit vor Ironie triefendem Unterton, ich hätte ihn gebeten, ihnen diesen Prosecco zu servieren. Die Frau im blauen Kleid lachte gleich lauthals los, und Lili lachte ebenso, aber sie blickte erst zu mir, als auch ich mitlachte. Vorher, als der Kellner auf mich zeigte, schien sie mich gar nicht wahrgenommen zu haben. Aber während das Lachen von Lilis Begleiterin ein lautes, herzliches Lachen war, traf mich Lilis Lachen unvorbereitet tief. So wie sie lachte, hell, strahlend, aber irgendwie nicht wirklich froh, wusste ich nicht, wie ich reagieren sollte, ob mitlachen oder mitweinen. Vielleicht war es gerade diese Irritation, die mich sofort an Lili band. Ich wollte wissen, wer diese scheinbar unnahbare Schönheit war, nicht nur mit ihr schlafen.

Kurz und gut, ich saß bald am Tisch der zwei Frauen, und dort klärte sich auch das eigentümliche Verhalten von Lili auf. Sie war seit einem Unfall blind. Die beiden Frauen sagten in einer Art nichts weiter darüber, dass ich auch nicht wagte nachzufragen.

Ich fand Lili wunderschön und geheimnisvoll, und sie schien ihr Leben in vollen Zügen zu genießen.

Lili und ihre Freundin, die sich als Marianne vorgestellt hatte, waren zum Shoppen in den umliegenden Boutiquen verabredet. Als ich nach einer halben Stunde herrlichster Plauderei zur Bar ging, um unsere Rechnung zu zahlen, und mich dann von Lili und Marianne verabschieden wollte, tuschelten sie kurz miteinander, und dann rief mich Lili noch einmal zu sich, um mich einzuladen, den weiteren Nachmittag mit ihnen zu verbringen.

»Du könntest mir doch sagen, wie ich wirklich in den Kleidern aussehe. Von Marianne weiß ich ja längst, dass sie mich immer belügt, wie das Freundinnen eben so machen, aber du? Hast du Lust? Ich würde mich wirklich sehr freuen, Leon, ja?«

Sie lachte wieder so reizend, so schon von der Freude erfüllt, die wir haben würden, wenn ich mitkäme, dass ich natürlich nicht nein sagen konnte.

Den weiteren Nachmittag verbrachte ich also in acht sehr exklusiven Boutiquen, und wir hatten alle drei sehr viel Spaß beim Modenschauen, wie es Lili nannte. Lili kaufte jedes Teil, das mir an ihr gefiel. Wobei sie einmal sagte: »Das hier nehme ich jetzt nur, weil du es so schön an mir beschrieben hast, Leon. Du solltest schreiben! So wie du es mir erzählst, habe ich ja beinahe das Gefühl, mich zu sehen. Danke!«

Bevor Marianne mit ihr in ihre Wohnung zum Abendessen fuhr, gab Lili mir ihre Karte, nahm meine Hand, streichelte sie und fragte, ob ich mich bald wieder bei ihr melden würde. Ich sagte ja und nahm es mir auch wirklich vor, denn Lili gefiel mir auf eine ganz eigentümliche Art.

3.

Vorerst aber war ich eben wieder einige Tage in Hamburg und hatte für den Abend eine Einladung zu einem Empfang der US-amerikanischen Botschaft angenommen. Es gab zwei Gründe, warum ich der Einladung folgte, obwohl ich am späten Nachmittag das Gefühl hatte, bei der Präsentation einer landesweiten Kampagne für ein Kinderhilfswerk, die meine Agentur als Charity Job machte, sofort einschlafen zu müssen.

Zum einen ging ich zu den Amerikanern, weil ich hoffte, einen ehemaligen, sehr großen Kunden mit einigen für die Agentur überaus interessanten Etats dort zu treffen. Zum anderen sollte der Empfang in der Baustelle der Elbphilharmonie stattfinden, dem, falls es denn einmal fertig gebaut würde, neuen Wahrzeichen für Hamburgs Großmannssucht, und wenn nicht, dem Denkmal des Scheiterns öffentlicher Bauvorhaben. In jedem Fall aber war es die Krönung dieses neuen, noch etwas toten Stadtteils Hafen City. Eigentlich also ein perfekter Tagesabschluss für mich, ein paar angenehme Gespräche, vielleicht ein, zwei gute Drinks und dann bald ins Bett.

Ich nahm ein Taxi, das mich zur Elbe brachte. Die Queen Mary 2 lag im Hafen, ein Inbegriff von Schönheit und Luxus, gigantisch und doch sehr einladend. Lange hatte ich mit dem Gedanken gespielt, Deutschland zu verlassen. Heute könnte ich es mir immerhin leisten, es mit der Queen Mary zu tun.

So träumte ich vor mich hin auf dem Weg zum Empfang. Nach einem lästigen und harschen Security Check wurde ich in den zukünftigen Konzertsaal geführt, der zum Wasser hin noch stellenweise offen war. Ein phantastischer Raum, von der schon sinkenden Sonne beinahe horizontal durchleuchtet!

An der extra für diesen Anlass errichteten Bar traf ich dann statt des Kunden, den ich erwartet hatte, Janina, die bis vor einigen Monaten als freie Kontakterin hin und wieder für mich gearbeitet hatte und sich dann mit einer eigenen Boutique zusammen mit einer Modedesignerin, die sich Roswitha Himmel nannte, selbständig gemacht hatte. Wie ich erfuhr, trug die Frau des amerikanischen Konsuls Himmel, und daher waren die zwei ebenfalls als Gäste hier. Janina hatte mir immer gut gefallen. Beinahe so groß wie ich, dunkelhaarig, gerader Pony, ein hübsches, schelmisches Gesicht, ein ansteckendes Lachen und so, wie ich unter den vielen sehr lässigen Outfits im Lauf der letzten Jahre vermutet hatte, ein ganz exquisiter, durchtrainierter und jungenhafter Körper mit schmalen Hüften und wunderbaren, kleinen Brüsten. Ich bemerkte, dass sie in meinen Augen nun, da sie nicht mehr für mich arbeitete, noch attraktiver wurde. Ich hatte mir, solange sie meine Mitarbeiterin war, verboten, mit ihr zu schlafen, und insgeheim war ich davon ausgegangen, dass sie eher auf Frauen stand. Aber nun dachte ich, warum sollte ich diese Hand, die sich mir so verlockend aus der Vergangenheit entgegenstreckte, nicht nehmen, trotz meiner Sehnsucht nach Lili?

So plauderte ich schon eine halbe Stunde mit Janina, über die Boutique, die gut lief, weil auch ein paar sehr bekannte Hamburger Fernsehschauspielerinnen Himmel trugen und dies bei jeder Gelegenheit in der Wirklichkeit oder der Gala herausplauderten, die Kollegen in der Agentur, unsere lustigsten Anekdoten, die durchgeknalltesten Präsentationen bei den schlimmsten Kunden, als ich wie zufällig ihre Hand berührte und Janina meine Hand sogleich festhielt und streichelte. Wir schauten uns eine Sekunden fragend in die Augen, es knisterte zwischen uns, es sprühten Funken, und ich spürte meine Erregung anschlagen wie einen Wachhund, der aus dem Schlaf geweckt wurde.

Janina sagte: »Ich hab doch schon immer mal mit dir ins Bett gewollt, Leon. Hast du das denn nie bemerkt?«

»Nein, hab ich nicht, aber mir ging’s ja auch so«, strahlte ich Janina an.

Sie lächelte zurück und schien zu überlegen. Ihr Job als Kontakterin bestand ja hauptsächlich darin, sehr schnell und kreativ aus der Situation beim Kunden heraus sehr attraktive Ideen zu entwickeln, die den Kunden beeindruckten und zufrieden sein ließen. Und offensichtlich hatte sie eine, das sah ich an ihrem Gesicht. Sie flüsterte mir ins Ohr: »Darf ich dir mal zeigen, was ich vorhin gefunden habe?«

Damit nahm sie meine Hand und zog mich zum hinteren Teil des Raumes durch die nun schon dichter werdende Menschenmenge. Ich grüßte entschuldigend hier und dort, wenn ich aneckte und folgte, noch unsicher, ob mir Janina die phantastische Aussicht auf die Elbe zeigen wollte oder ob ich beste Aussichten hatte auf eine sehr romantische, sehr heiße halbe Stunde mit Janina.

Schnell erreichten wir die monumentale hintere Wand der Halle, an der sich eine hölzerne Baustellentür befand. Janina zog am Griff der Tür. Zu meiner großen Verwunderung ließ sie sich öffnen, und Janina und ich huschten hindurch. Dahinter lag ein nur mit einigen Glühbirnen beleuchteter Gang, dann folgte eine Treppe, noch ein Gang, wieder eine Treppe, geschwungen, dann erreichten wir einen etwas abgelegenen Teil des Daches der Elbphilharmonie. Offensichtlich verfügte Janina über einiges architektonisches Geheimwissen, was dieses Bauwerk anging.

Kaum waren wir um eine Mauer herum, die uns nach drei Seiten vor den Blicken möglicher anderer Dachbesucher schützte, da schmiegte sie sich schon an mich, und wir begannen ein erregendes, wildes Spiel mit unseren Zungen.