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Über dieses Buch:

Durch Zufall lernen sich die vollbusige Saloonbesitzerin Kitty und der muskulöse Glücksspieler Gabriel kennen. Ihre Lust aufeinander scheint grenzenlos … Nachdem Kittys Saloon jedoch bei einem schweren Unwetter zerstört wird, bleiben ihr und ihren Saloonmädchen nichts anderes übrig als als Nackttänzerinnen Geld zu verdienen. Doch dann tauchen drei gefürchtete Banditen auf, die noch eine Rechnung mit Gabriel zu begleichen haben ...

Über den Autor:

Jay Benson ist das Pseudonym einer sehr erfolgreichen Autorin aus Deutschland, die eine große Leidenschaft für erotische Western hegt.

Jay Benson veröffentlicht bei venusbooks auch die folgenden erotischen Western:

Jeder will Theresa

Jennifer - In heißer Mission

Jessica - Das Höllenweib

Hände weg von Jennifer

Wenn Lola ihre Waffen zückt

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eBook-Neuausgabe Februar 2015

Ein eBook des venusbooks Verlags. venusbooks ist ein Verlagslabel der dotbooks GmbH, München.

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Titelbildgestaltung: init | Kommunikationsdesign, Bad Oeynhausen, unter Verwendung folgender Motive von iStockphoto.de

An Holz genageltes Pergament: flas 100

Frau in Unterwäsche: © PawelSierakowski

eBook-Herstellung: Open Publishing GmbH

ISBN 978-3-95885-094-1

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Jay Benson

Kitty lässt die Puppen tanzen

Erotischer Roman



venusbooks

1

Der Reiter jagte voran, als sei der Teufel persönlich hinter ihm her. Und das stimmte auch in etwa, nur dass es sich nicht um den Teufel handelte, sondern um drei Reiter. Zu den übelsten Burschen von ganz New Mexico zählten sie, und allmählich bereute es Gabriel Foster, dass er sich mit ihnen auf eine Pokerpartie eingelassen hatte. Er hatte gewonnen und sie fast bis aufs Hemd ausgezogen, doch jetzt bekam er die Quittung dafür. Die Kerle verfolgten ihn schon seit etlichen Meilen. Wenn sie ihn in die Finger bekamen, hatte sein letztes Stündlein geschlagen. So weit wollte er es nicht kommen lassen, doch die drei Pokerspieler sahen das anders. In diesem Augenblick krachten Schüsse – das Blei kam ihm schon bedrohlich nahe ...

Die Kugeln sausten wie ein Schwarm Killerbienen über ihn hinweg. Gabriel presste sich fest an den Leib des Braunen und ließ ihn galoppieren. Er hätte sich umwenden und zurückfeuern können, doch das wäre nur Zeit- und Munitionsverschwendung gewesen. Er wusste, dass es hier ganz in der Nähe eine kleine Stadt gab. Wenn er die erst einmal erreicht hatte, würde er in Sicherheit sein. Es waren zwar abgebrühte Gauner, die hinter ihm her waren, aber so dreist, dass sie einen Mann vor der Nase des Marshals erschossen, waren sie dann doch nicht.

Und vielleicht konnte er den Leuten dort verständlich machen, dass nicht er der Böse war, sondern die Kerle hinter ihm.

Sie waren es gewesen, die versucht hatten, nach Strich und Faden zu betrügen. Er hatte lediglich die Gunst Fortunas auf seiner Seite gehabt, und diese war wirkungsvoller als alle Tricks der Pokerbrüder gewesen.

Doch jetzt war er sich nicht mehr sicher, ob ihm die launische Glücksgöttin immer noch zulächelte.

Hinter ihm krachten auch weiterhin die Waffen, doch im nächsten Augenblick schlug Gabriel einen Haken und lenkte sein Pferd ins Gebüsch am Wegrand. Die Äste peitschten auf ihn ein, und ein paar Dornen bohrten sich durch seine Kleidung, doch das war nicht mal halb so schlimm wie eine Kugel in den Rücken zu bekommen. Sicher würden ihm die Pokerbrüder auch hier entlang folgen, doch ihre Schüsse würden hier nicht mehr den gewünschten Effekt haben.

Gabriel lenkte sein Pferd zwischen den Baumstämmen entlang und schaute sich zwischendurch nach seinen Verfolgern um. Diese hatten das Feuer eingestellt, aber wie er an dem Rascheln hören konnte, das durch den Wald tönte, folgten sie ihm auch weiterhin.

Doch darauf achtete er nicht mehr. Er trieb das Tier weiter an und ritt nach Westen. Irgendwo dort musste die Stadt liegen, und damit vielleicht auch seine Rettung.

2

Das Unwetter schlich sich wie eine Raubkatze an, und die Leute von Clarkdale wussten, dass es mit aller Gewalt zuschlagen würde. So schnell wie möglich versuchten sie, ihre Häuser zu sichern. Auch Kitty Callahan tat, was sie konnte, um ihren Saloon vor den größten Schäden zu bewahren. Die Zeit reichte natürlich nicht aus, um alles zu sichern, aber wenigstens die Fensterläden wollte sie zunageln, damit die Scheiben nicht zu Bruch gingen.

Kitty hoffte inständig, dass es halten würde, sonst würde es ihrem Saloon genauso ergehen wie der Kirche vor ein paar Monaten. Der Sturm hatte fast den gesamten Glockenturm weggerissen, einige Leute, die sich in das Gotteshaus geflüchtet hatten, um Schutz zu suchen, wären um ein Haar ums Leben gekommen.

Kitty rechnete nicht damit, dass es so schlimm kommen würde, aber sie wusste, dass sie für alle Fälle gerüstet sein musste. Auch für den Ansturm der Leute auf ihr Haus. Nachdem die Kirche beschädigt worden war, kamen die Leute lieber zu ihr in den Saloon. So würde das auch heute wieder sein. Das bedeutete Umsatz und gute Stimmung, und beides liebte Kitty. Da war das Unwetter fast schon wieder vergessen.

»Hallo, Miss Kitty, gehen die Sicherungsarbeiten gut voran?«

Die Saloonbesitzerin wirbelte herum und erblickte Mr Henley, den Bürgermeister der Stadt. Henley musste sich bereits den Hut festhalten, damit der Wind ihn nicht von seinem Kopf wehte. Die Böen wurden immer stärker, und aus den Bergen konnte man das erste Grollen vernehmen. Jetzt würde es nicht mal mehr eine Stunde dauern, bis das Unwetter losbrach.

»Ja, alles bestens, Sir«, antwortete sie. »Wir kennen uns mit dem Unwetter ja schon aus. – Kommen Sie nachher zu uns? Sobald das Gewitter losgeht, gibt es jeden Drink zum halben Preis.«

Der Bürgermeister zog eine bedauernde Miene. »So gern ich dieses Angebot auch annehmen möchte, aber ich befürchte, es geht nicht. Meine Frau fürchtet sich immer so sehr bei Gewitter. Es ist zwar nicht so, dass ich nicht mein eigener Herr wäre, doch wenn ich sie allein lasse, dann wird sie mir wohl für die nächsten Tage kein Mittagessen kochen.«

Kitty wollte schon vorschlagen, dass er dann zu ihr kommen könnte, doch bevor sie den Mund aufmachen konnte, ertönte plötzlich Hufgetrappel. Als der Bürgermeister und sie zur Seite schauten, sahen sie, dass ein Reiter die Straße hinaufgeprescht kam. Er trieb sein Tier fast schon erbarmungslos, obwohl es bereits am Rand der Erschöpfung stand.

»Wer ist denn das?«, wunderte sich der Bürgermeister.

»Fragen Sie lieber, warum er es so eilig hat«, entgegnete Kitty und riss die Hand hoch. Der Fremde sah dies und hielt direkt auf sie zu. Bei ihnen angekommen, nahm er sein Pferd hart auf und sprang aus dem Sattel.

»Bitte verstecken Sie mich!«, rief er. »Ein paar Gauner sind hinter mir her und wollen aus mir eine Bleiente machen!«

Kitty spähte die Straße entlang, konnte aber niemanden entdecken.

»Was sind das für Kerle?«, fragte sie, und einen Moment lang dachte sie daran, dass der Fremde ein Bandit sein könnte. Er blickte sich hektisch um und antwortete dann: »Das erkläre ich Ihnen später. Bitte verstecken Sie mich, diese Typen werden jeden Augenblick hier auftauchen, und dann ist es um mich geschehen.«

Das wäre sehr schade, dachte Kitty. Der Mann sah gut aus mit seinen grünen Augen und der etwas zotteligen rotbraunen Mähne. Er war ziemlich muskulös gebaut und wirkte nicht wie jemand, der sich vor dem erstbesten Gegner fürchtet. Entweder waren seine Verfolger wirklich ziemlich harte und böse Burschen – oder sie waren Vertreter des Gesetzes.

Aber sie brachte es auch nicht über sich, diesen Mann einfach seinen Häschern auszuliefern – egal, wer sie waren. Vielleicht hatte er ja wirklich Recht, und die Kerle waren die Bösen.

Sie spähte noch einmal die Straße entlang, dann blickte sie den Mann an und sagte: »Kommen Sie, Sie können erst einmal im Schuppen bleiben. Wenn Sie wollen, habe ich auch ein Zimmer im Saloon für Sie.«

»Das nehme ich gern in Anspruch«, entgegnete der Mann mit einem breiten Lächeln. »Vorausgesetzt, dass die Kerle, die hinter mir her sind, nicht ebenfalls hier übernachten wollen. Oh, mein Name ist übrigens Gabriel Foster. Wenn Sie wollen, können Sie mich Gabriel nennen.«

»Wie den Erzengel?«, fragte Kitty zurück und reichte ihm die Hand. »Mein Name ist Kitty Callahan. Wenn Sie wollen, können Sie mich Kitty nennen.«

Sie schaute zur Seite und bemerkte den skeptischen Blick des Bürgermeisters.

»Und das ist übrigens der Bürgermeister von Clarkdale, Mr Henley. Auf ihn können Sie sich verlassen, er hält dicht.«

Die beiden Männer nickten sich kurz zu, dann führte Kitty Gabriel in den Pferdestall neben ihrem Saloon.

»Was haben Sie angestellt, dass diese Typen hinter Ihnen her sind?«, fragte sie, als sie das Tor aufzog.

»Ich habe beim Pokern gewonnen«, antwortete Gabriel. »Und wenn Sie es genau wissen wollen, ja, ich habe ehrlich gespielt. Ich bin ein ziemliches Glückskind, das haben mir die Kerle übel genommen.«

»Wie viel haben Sie ihnen denn abgenommen?« Nachdem Kitty die Tür wieder geschlossen hatte, entzündete sie eine Lampe im Stall. Durch das kleine Fenster neben dem Tor fiel ein wenig graues Tageslicht, aber das richtete in diesem Raum nicht viel aus.

»Etwa sechstausend Dollar«, antwortete Gabriel. »Fragen Sie mich nicht, woher diese Kerle das Geld hatten, aber ich habe ihnen den letzten Cent aus der Tasche gezogen.«

»Ganz ehrlich?« Kitty bedachte den Mann mit einem prüfenden Blick, woraufhin er grinste und die Finger wie zum Schwur in die Höhe reckte.

»Natürlich ganz ehrlich!«, gab er zurück. »Das habe ich Ihnen ja schon gesagt.«

»Dann können Sie mal sehen, dass Geld auch nicht glücklich macht. Hätten Sie verloren, bräuchten Sie sich vor den Kerlen nicht zu fürchten.«

»Mag sein, aber dann hätte ich Sie nicht getroffen.« Er lächelte noch einen Moment lang, doch plötzlich schnellte sein Kopf zur Seite. »Da kommt jemand«, sagte er und schaute aus dem Fenster. Viel erkennen konnte er dort nicht, aber er war sich sicher, dass es sich um seine Verfolger handelte. So viele Leute kamen durch diese kleine Stadt bestimmt nicht durch.

»Ich werde mal nachschauen«, entgegnete die Saloonbesitzerin, die das Hufgetrappel ebenfalls gehört hatte. »Verhalten Sie sich so lange ruhig.«

»Wenn Sie Hilfe brauchen, können Sie ja nach mir rufen«, flüsterte ihr der Mann zu, woraufhin sie breit lächeln musste.

»Ich werde mit diesen Typen schon fertig werden. Und ich werde ihnen auch ans Herz legen, weiter zu reiten.« Mit diesen Worten ging sie zu der Stalltür und verschwand nach draußen.

Als sie die Reiter sah, hatte sie keine Zweifel daran, dass es sich um die Männer handelte, die Gabriel Foster verfolgten. Und er hatte Recht, es waren tatsächlich ziemlich übel aussehende Burschen. Der Anführer war ein Narbengesicht, und sie alle zusammen sahen so aus, als hätten sie vor etlichen Jahren das letzte Bad genommen. Kitty konnte sich schon denken, woher diese Kerle sechstausend Dollar gehabt hatten. Bestimmt hatten sie eine Bank oder einen Geldtransport überfallen.

Sie sah, dass der Bürgermeister den Kopf schüttelte, wahrscheinlich hatten ihn die Männer gerade gefragt, ob er den Fremden gesehen hatte. Da trat sie zu ihnen.

»Gibt es irgendwelche Probleme?«

Sofort schauten sich die Männer um. Kitty entging nicht, dass es in ihren Augen lüstern aufblitzte. Für einen Moment zogen sie sie mit ihren Blicken regelrecht aus, dann sagte das Narbengesicht: »Wir suchen einen Mann.«

Kitty zog die Augenbrauen hoch und blickte zum Bürgermeister. Aus Henleys Blick konnte sie ablesen, dass er tatsächlich dichtgehalten hatte. So wie die Kerle aussahen, gab es wohl auch für ihn keinen Zweifel daran, dass Gabriel die Wahrheit gesagt hatte.

»Männer gibt es viele in der Stadt, da müssten Sie schon ein bisschen genauer werden«, entgegnete Kitty schließlich auf die Worte des Narbengesichts.

Der Reiter verzog mürrisch das Gesicht. »Der Kerl muss eben hier durchgeritten sein. Er hat uns ziemlich viel Geld abgenommen, und das wollen wir uns von ihm wiederholen.«

Kitty tat einen Moment lang so, als müsste sie angestrengt nachdenken, dann fragte sie: »Und wie sah der Kerl aus, den Sie suchen?«

»Er hat rote Haare und trägt Dandy-Klamotten. Und er reitet auf 'nem Braunen.«

Wieder überlegte die Saloonbesitzerin theatralisch.

»Ja, doch!«, rief sie plötzlich aus. »So einen habe ich vorhin hier langreiten sehen.« Sie blickte zum Bürgermeister und bedeutete ihm mit einem Blick, dass er den Mund halten sollte. »Ist schon ein paar Minuten her. Er ist hier durchgejagt, als sei der Teufel hinter ihm her. Ich habe mir gleich gedacht, dass der irgendwas auf dem Kerbholz hat.«

Sie grinste die Reiter an, doch sie war sich nicht sicher, ob sie diesen Brocken auch schlucken würden. Trotzdem redete sie weiter: »Er ist in die Richtung und raus aus der Stadt.« Sie deutete in Richtung Norden. »Vielleicht hat er auch Angst vor dem Gewitter gehabt, das da hinten aufzieht. So richtig sicher ist man davor wohl nur auf dem freien Land, wenn ich könnte, würde ich auch aus der Stadt reiten, bevor mir hier alles um die Ohren fliegt.«

Sie konnte den Männern ansehen, dass es nicht das war, was sie eigentlich wissen wollten. Sie interessierte nur der Mann. Und anscheinend waren sie sich auch sicher, dass die Frau die Wahrheit gesagt hatte.

Noch einen Moment lang starrten sie sie an, als wollten sie ihr Bild für frauenarme Zeiten im Kopf behalten, dann sagte der Anführer: »Los, Jungs, reiten wir!«

Die Männer nahmen die Zügel und trieben ihre Pferde wieder an. Sie ritten in die Richtung, die ihnen die Frau gewiesen hatte, und als sie aus ihrer Sichtweite verschwunden waren, atmete Kitty auf.

»Das waren ja ein paar Typen!«, sagte Mr Henley und schien ebenfalls erleichtert darüber zu sein, dass sich diese Männer nicht in seiner Stadt festsetzen wollten.

»Danke, dass Sie ihn nicht verraten haben«, sagte Kitty und bedachte ihn mit einem huldvollen Lächeln.

»Das war doch Ehrensache, Miss Kitty«, entgegnete der Bürgermeister und zupfte sich ein wenig verlegen an seinen Hemdärmeln. »Außerdem, so wie diese Männer aussehen, kann Mr Foster gar kein Bandit sein. Eher würde ich es von diesen Typen denken.«

Und da dachte er absolut richtig! Aber Kitty wollte ihm nicht von dem großen Gewinn erzählen, den Gabriel gemacht hatte.

»Gut, Mr Henley, dann werde ich mich mal wieder an die Arbeit machen«, sagte Kitty und griff nach dem nächsten Brett, das sie vor die Fensterläden nageln wollte. »Wenn Sie doch noch Lust auf einen Drink heute Abend bekommen, können Sie gern herkommen. Für die Sache eben gebe ich Ihnen sogar einen aus.«

»Ich werde es mir überlegen!«, sagte der Bürgermeister, winkte und setzte sich dann wieder in Bewegung.

Kitty schaute ihm kurz nach, doch anstatt das Brett anzunageln, stellte sie es wieder hin und eilte zum Stall. Wenn sie Gabriel schon geholfen hatte, konnte er sich revanchieren und nützlich machen.

Als sie die Stalltür aufgezogen hatte, spähte sie kurz durch die Dunkelheit und sagte dann: »Sie können wieder rauskommen, die Kerle sind weg.«

Es raschelte im Stroh über ihr, und wenige Augenblicke später kletterte Gabriel vom Heuboden herunter.

»Vielen Dank«, sagte er, als er wieder vor ihr stand. »Sie haben mir das Leben gerettet.«

»So, wie die Kerle aussahen, glaube ich Ihnen das gern«, entgegnete sie. »Das nächste Mal sollten Sie sich die Männer, mit denen Sie spielen, besser anschauen.«

»Wenn es danach ginge, würde ich verhungern«, konterte Gabriel mit einem breiten Grinsen. »Aber zumindest will ich versuchen, Ihren Ratschlag zu beherzigen.«

»Na, das ist doch schon mal ein Anfang!« Kitty musterte ihn einen Moment lang lächelnd, dann fügte sie hinzu: »Und jetzt, wo Sie in Sicherheit sind, könnten Sie mir vielleicht helfen, meinen Saloon zu befestigen. Ich rechne damit, dass das Unwetter in ein paar Minuten hier sein wird, und ich muss noch drei Fenster zunageln. Ich wette, Sie können das gut.«

»Sie sind ja ziemlich direkt!«, gab Gabriel zurück, woraufhin Kitty auflachte.

»Ja, so bin ich nun mal! Aber keine Sorge, Sie sollen es ja nicht umsonst tun. Für Ihre Arbeit biete ich Ihnen freie Kost und Logis. Und ich bin mir sicher, dass heute Abend ein paar Leute im Saloon sind, die Lust auf ein Pokerspiel haben. Die Unwetter hier dauern immer ein wenig, Sie werden also genug Zeit haben, den einen oder anderen Dollar zu gewinnen.«

»Und dann sind nicht nur drei Banditen hinter mir her, sondern eine ganze Stadt.«

»Keine Sorge, die Leute von Clarkdale sind keine schlechten Verlierer«, antwortete Kitty. »Aber kommen Sie jetzt lieber, sonst ist das Gewitter eher bei uns.«

Mit diesen Worten verließ sie den Stall, und Gabriel folgte ihr nach draußen.

3

Carlos, Ramon und Pedro Mañera preschten noch ein paar Meilen über das Land, doch schließlich wurde der Wind so stark und der Himmel so dunkel, dass es Carlos, der Älteste, für richtig hielt, eine kleine Pause einzulegen.

»Meinst du, die Frau hat die Wahrheit gesagt?«, fragte Ramon, als sie sich unter einen der hohen Bäume begaben. Sie wussten, dass das gefährlich werden konnte, wenn das Gewitter wirklich kam, doch noch gab es nichts weiter als Wind und dunkle Wolken.

»Warum sollte sie uns anlügen?«, entgegnete Carlos. »Sie kannte den Kerl doch überhaupt nicht!«

»Und warum sehen wir ihn jetzt nicht mehr vor uns?«, fragte Pedro, der jüngste der Brüder. »Er kann sich doch nicht einfach in Luft aufgelöst haben!«

»Vielleicht hat er sich irgendwo weiter vorn vor dem Gewitter verkrochen wie wir«, meinte Ramon, woraufhin sein älterer Bruder sagte: »Wir verkriechen uns nicht! Wir machen nur eine kleine Pause. Und ich schwöre euch, dass wir diesen Bastard kriegen werden. Egal ob hier oder in der Stadt. Aber erst warten wir ab, bis das Gewitter vorbei ist. Ich will nicht aus Versehen vom Blitz getroffen werden.«

Auf diese Worte grollte es am Himmel, und als die Brüder ihren Kopf zur Seite wandten, sahen sie, wie die ersten Blicke in der Richtung niedergingen, in der sich die Stadt befand.