Karl May


Und Friede auf Erden

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Klassiker als ebook bei RUTHeBooks, 2015


ISBN: 978-3-95923-034-6


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Kapitel 5 - Der Shen-Ta-Shi



Die bisherigen Abschnitte des vorliegenden Buches sind, wenn auch in etwas anderer Fassung, bereits einmal im Druck erschienen, und zwar unter dem Titel "Et in terra pax". Das war vor einigen Jahren, kurz nach der Rückkehr von meiner letzten großen, fast zwei Jahre dauernden Reise, die mich zuerst nach Afrika und dann durch das ganze südliche bis hinter nach dem östlichen Asien führte. Die hierbei gemachten Studien werden mehrere Bande füllen, deren erster hier mit "Und Friede auf Erden" beginnt.

Damals frug ein rühmlichst bekannter, inzwischen verstorbener Bibliograph bei mir an, ob ich ihm ebenso wie zu früheren Unternehmungen nun auch zu einem großen Sammelwerk über China einen erzählenden Beitrag liefern könne. Diese Anfrage geschah telegraphisch, weil ihm die Sache eilte. Ich zögerte nicht, ihm ebenso telegraphisch eine bejahende Antwort zu senden, denn ich hatte vor kurzem "Und Friede auf Erden" zu schreiben begonnen, hoffte, es schnell zu beenden, und kannte diesen Herrn als einen Mann, dem ich diese eine, gelegentliche Ausgabe meiner Erzählung ganz gut und gern überlassen könne. Freilich, hätte er mir mitgeteilt, daß er mit diesem Sammelwerke eine ganz besondere, ausgesprochen "abendländische" Tendenz verfolge, so wäre ihm anstatt des Ja ganz unbedingt ein kurzes Nein geworden.

Da mir nichts Gegenteiliges gesagt wurde, nahm ich als ganz selbstverständlich an, daß es sich um ein gewiß unbefangenes, rein geographisches Unternehmen handle, welches nicht von mir verlange, anstatt bisher nur für die Liebe und den Frieden, nun plötzlich für den Haß, den Krieg zu schreiben. So erzählte ich denn ganz unbesorgt, was ich zu erzählen hatte, bis mit einem Male ein Schrei des Entsetzens zu mir drang, der über mich, das literarische enfant terrible, ausgestoßen wurde. Ich hatte etwas geradezu Haarsträubendes geleistet, allerdings ganz ahnungslos: Das Werk war nämlich der "patriotischen" Verherrlichung des "Sieges" über China gewidmet, und während ganz Europa unter dem Donner der begeisterten Hipp, Hipp, Hurra und Vivat erzitterte, hatte ich mein armes, kleines, dünnes Stimmchen erhoben und voller Angst gebettelt: "Gebt Liebe nur, gebt Liebe nur allein!" Das war lächerlich; ja, das war mehr als lächerlich, das war albern. Ich hatte mich und das ganze Buch blamiert, und mir wurde bedeutet, einzulenken. Ich tat dies aber nicht, sondern ich schloß ab, und zwar sofort, mit vollstem Rechte. Mit dieser Art von Gong habe ich nichts zu tun!

Nun ist es heute an der Zeit, den damals ausgelassenen Schluß hinzuzufügen. Das ist eine Arbeit, die mir Freude bereitet, eine Arbeit, die mir jeden Werktag zum Feiertag machen würde. Und es ist doch heute nicht Wochentag, sondern Sonntag. Die Fenster sind geöffnet, und auch meine Balkontür steht offen, gerade so gegen Süden wie damals die Fenstertür im Kratong zu Kota Radscha, als der malaiische Priester von uns Abschied nahm. Es ist ein ebenso heller, sonniger Morgen wie der damals auf Sumatra. Der Altan tragt ungezählte, blühende Pelargonien; auf den Tischen stehen herrlich duftende Reseden und Nelken, denn meine Frau, die immer engelsähnliche, weiß ganz genau, wie lieb mir Blumen sind. Von unten herauf steigen die köstlichen Grüße der Marschall Niel-, La france- und Kaiserin Augusta Viktoria-Rosen. Die Blätter der Ölweide flüstern leise. Im leicht geaserten Baumschlag des Ahorn flötet ein Kehlchen. Das Rankengefieder der chinesischen Glycinen steigt hoch am Hause und zu seiten meiner Fenster bis an das Dach empor, mit genau solchen Ferndurchblicken wie von meiner Wohnung aus auf der großen Sundainsel. Es ist mir, als ob ich mich heute in dieser Wohnung befände. Ich denke mich in sie zurück. Das Zimmer Raffleys nebenan steht offen. Ich trete hinein. Er sitzt mit dem Onkel und dem alten Heidenpriester am Tische. Der letztere ist gekommen, um uns Ade zu sagen.

Da ertönen die Glocken; es wird geläutet. Ich rufe mich aus Sumatra zurück, um mich zu besinnen, daß ich mich körperlich in Radebeul befinde. Ich wohne da in unmittelbarer Nähe der Kirche. Man läutet zum ersten Male. In einer halben Stunde erklingen die Glocken zum zweiten Male, zum Zeichen, daß der Gottesdienst beginne. Da sehe ich die allsonntäglichen Kirchenbesucher an meinem Hause vorübergehen. Gehe auch ich? Ich greife zur Bibel, um nachzusehen, über welche Stelle heute gepredigt wird. Es ist der Text Matthäus 5, Vers 20 bis 26. Da heißt es:

"Denn ich sage euch: Wenn eure Gerechtigkeit nicht besser ist als diejenige der Schriftgelehrten und Pharisäer, so werdet Ihr nicht in das Himmelreich eingehen. Ihr habt gehört, daß zu den Alten gesagt worden ist: Du sollst nicht töten; wer aber tötet, der soll des Gerichts schuldig sein. Ich aber sage euch: Wer mit seinem Bruder zürnet, der ist des Gerichts schuldig; wer aber zu seinem Bruder saget: Raka, der ist des Rates schuldig; und wer zu ihm sagt: du Narr, der ist des höllischen Feuers schuldig. Daher, wenn du deine Gabe nach dem Altar bringst und wirst da eingedenk, daß dein Bruder etwas wider dich habe, so laß deine Gabe vor dem Altar dort, und geh zuvor hin, und versöhne dich mit deinem Bruder, und dann komm und opfere deine Gabe. Besänftige deinen Widersacher, so lange du mit ihm noch auf dem Wege bist, auf daß der Widersacher dich nicht einst dem Richter übergebe und der Richter dich dem Diener überantworte und du in den Kerker geworfen werdest. Wahrlich, ich sage dir, du wirst von da nicht herauskommen, bis du auch den letzten Heller bezahlt hast!"

Das war der heutige Predigttext! So stand da, genau so, in der Heiligen Schrift! Christus hat es gesagt, und da wir Christen sind, haben wir es wörtlich zu befolgen! Also, schon wer mit seinem Nächsten zürnet und ihn mit Worten beleidigt, der ist dem Mörder gleich, ist des Gerichtes, des Rates und des höllischen Feuers schuldig! Der Christ soll sich nie zum Gottesdienste wagen, wenn er sich nicht zuvor mit seinen Widersachern ausgesöhnt hat! Und er soll niemals und keinen Augenblick zögern, Verzeihung zu erlangen, denn es wird ihm von seiner Schuld an seinem Nächsten kein einziges Jota und kein einziger Heller abgelassen werden!

Soll ich heute in die Kirche gehen? Oder vielmehr, darf ich? So frage ich meine Widersacher! Wo ist der Christ, der nach diesem Worte seines Heilandes noch würdig ist, die Kirche zu betreten? Wie viele Menschen, die ihren Brüdern zürnen, die ihre Brüder beleidigten, die ihre Brüder hassen, die also des Gerichtes, des Rates und des höllischen Feuers schuldig sind, werden heute in die Kirchen gehen und die Predigt über diesen Text nicht im geringsten auf sich selbst beziehen! "Du sollst nicht töten!" Wenn schon die Beleidigung dem Morde gleich zu achten ist, was soll man da erst über die Arten und Abarten des wirklichen Mordes sagen! Mir wird angst!

Es läutet zwar jetzt zum zweiten Male, aber ich gehe nicht; ich bleibe daheim! Ich will, während die ersten Töne der Orgel zu mir herüberklingen, das Buch über die Heldentaten der christlichen Krieger auf den chinesischen Schlachtfeldern lesen und dann hierauf den Schluß meiner friedlichen Geschichte erzählen. Ich brauche viel Sonnenschein dazu, viel Liebe und viel Versöhnlichkeit, und das ist nirgends so wie hier bei mir in meinem Heim zu finden.

Ich denke mich also wieder hin nach Kota Radscha, wo ich schon vorhin war, und höre den alten, ehrwürdigen malaiischen Priester zu John Raffley sagen:

"Und steigt in meines Lebens Abendröte von Westen her ein lieber Gruß empor, umsäumt vom goldenen Lichte dessen, was ich wünsche, so ist es kein Abschied gewesen, den wir jetzt hier nehmen, sondern Ihr seid bei mir geblieben in Eurer Liebe, wie ich Euch begleitet habe mit der meinigen. Vergeßt nicht diese meine Worte, und laßt den Gruß mir steigen! Ich möchte ihn so gern noch sehen, bevor mein Abendrot zur Morgenröte wird!"

Indem ich diese seine Worte zum zweiten Male niederschreibe, hier im Abendland, im Westen, von wo aus er sich einen lieben Gruß ersehnt, bevor sein Geist im Morgenland zur Abendröte steigt, klingt aus der Kirche die Responsorie zu mir herüber: "Der Herr sei mit euch!" singt der Pfarrer. "Und mit deinem Geiste!" antwortet die Gemeinde. Ja, wüßte dieser Geist den Weg von hier nach dort! Ich wollte ihn bitten, unsere Grüße dem Osten zuzutragen, heute, bald, so lange es noch am Tag des Schaffens ist! Ich wollte ihm sagen, daß auf den fernen Atjeh-Bergen ein liebes, klares Augenpaar allabendlich in die niedersteigende Sonne schaut, ob nicht ein kleines, goldumsäumtes Wölklein sich am Himmel zeige, um den Durst des Morgenlandes zu stillen, wie einst jenes lang ersehnte, handgroße aber dunkle Wölkchen des Elias auf dem Berge Karmel. Und ich wollte ihm alle, alle Liebe mitgeben, die ich in meinem Herzen für die Menschheit trage, damit alle dort Aufschauenden erfahren möchten, daß wir unsere Augen nicht vor ihnen niederzuschlagen haben. Aber nein; das ist ja doch nicht möglich! Warum? Die Grüße, welche wir ihnen senden, riechen nach Pulver. Aus den Wolken, die von uns zu ihnen gehen, brüllt der Donner der Geschütze. Und das ganze, große Reich der Liebe, welches wir bei ihnen gegründet zu haben behaupten, ist in christliche "Interessen"-Sphären eingeteilt!

Wie begann doch gleich das Gedicht des alten Malaiien? "O komm, sei wieder Gast auf Erden, du gottgesandter Menschheitschrist!" Dieser Ruf der gelben Rasse blieb nicht unerhört: Der Christ ist gekommen, in kaukasischer Gestalt und Farbe. Hat er ihnen gebracht, was die Engel bei Christi Geburt der Menschheit verhießen? Den Frieden auf Erden? Damals kamen die Könige und Weisen des Morgenlandes, um dem Erlöser Anbetung, Gold und Weihrauch darzubieten, freiwillig, unaufgefordert; es war ihnen nichts so köstlich, daß sie es ihm nicht gern geopfert hätten! Gegenwärtig aber gibt es Leute, welche behaupten: "Das war damals, vor zweitausend Jahren, als "der Christ" noch in den Windeln und in der Krippe lag; da mußte man ihm Alles bringen. Jetzt aber ist er Mann geworden. Da wartet er nicht, bis man zu ihm kommt, sondern er geht, um selbst zu holen, was ihm gebührt: Gold, Gold, Gold! Und den Weihrauch? Auch den streut er sich dann selbst; das ganze Abendland durftet nach diesem ihm doch eigentlich ganz fremden Harze!"

Enthalten diese Behauptungen Wahrheit oder Lüge? Es ist nicht meine Aufgabe, zu antworten, sondern zu erzählen. Und indem ich nun damit beginne, erklingt da drüben in der Kirche die Orgel von neuem. Der Kantor spielt das "Große Halleluja" von Handel. Ich höre es bis zu Ende. Dann aber ist es, als ob jemand hinter mir stehe, wie auf Seite 389 hinter dem Governor. Lind weht es um mich her, und eine leise Stimme spricht in mir:

"Der Habsucht sei das Gold beschieden,
Der Weihrauch dem, der Weihrauch liebt,
Uns Armen aber gib den Frieden,
Den uns kein Fürst, kein Weiser gibt!"

Die letzten Worte meiner Erzählung waren: Mehr hörte ich nicht, denn ich schlich mich hinaus, schloß möglichst unhörbar die Tür und entfernte mich. Wenn England China in so aufrichtiger und reuevoller Weise segnet, ist Deutschlands Unterstützung überflüssig.

Wohin ich ging, das war mir gleich, nur nicht nach meinem Zimmer, weil dies ja neben dem des "Uncle" lag. Ich hatte den Korridor noch nicht zur Hälfte durchschritten, da kam mir Raffley entgegen, so schnell, als ob er Eile habe. Als er mich seh, fragte er:

"Ihr seid es, Charley? Habt Ihr vielleicht meine Yin gesehen?"

"Ja, soeben," antwortete ich.

"Wo?"

"Sie ist beim Governor."

Er schien erschrecken zu wollen, wechselte aber rasch den Ausdruck seines Gesichtes, über welches nun ein warmes, frohes Lächeln ging.

"Welche Kühnheit von ihr!" sagte er. "Sie hat mich gar nicht erst gefragt. Aber wenn eine solche Frau dem eigenen Herzen folgt, so darf man ihr sehr gern vertrauen. Es ist also gut, da es nun einmal nicht so geschehen soll, wie ich die erste Zusammenkunft zwischen diesen beiden beabsichtigt hatte! Gott lasse es gelingen! Und ich wiederhole: Der Frauen Gefühl ist so unerforschlich richtig, und meine Yin muß immer, immer siegen! Kommt, Charley! Will Euch den Garten zeigen. Mir ahnt, daß sie den "uncle" dann herunterbringt. Sie hat da einen Lieblingsplatz. Da ist sie Blume unter lauter Blumen, und wenn sie fühlt, daß es in ihr zu blühen hat, zur Freude irgend eines anderen Menschen, so führt sie ihn dorthin. Im übrigen aber ist dieses Haus mit seinem Gebiet ihr zwar recht wohl bekannt, doch innerlich fremd. Ihre Heimat ist ja unser Raffley-Castle."

"Raffley-Castle?" fragte ich, indem wir miteinander weitergingen, der Treppe nach dem Garten zu. "So gibt es hier eine Kopie dieses Stammsitzes Eures Geschlechtes?"

"Das Wort Kopie ist eigentlich falsch, denn mein neues, hiesiges Schloß ist jedenfalls originaler als das alte drüben in der Heimat. Na, Ihr werdet es ja kennen lernen!"

Jetzt traten wir aus dem hinteren Tor des Gebäudes in den Garten hinaus. Er war groß, außerordentlich wohlgepflegt und ging in einen Park über, der sich auf der andern Seite den ganzen Berg hinunterzog. Da sah man die hinterasiatische Baum- und Blumenflora in den herrlichsten Exemplaren, aber er war nicht spezifisch chinesisch angelegt, sondern in einem Stile, in welchem auch der europäische Geschmack zur Geltung kam. Sauber gehaltene Wege führten zwischen den verschiedenen Gruppen dahin. Indem wir diesen Wegen folgten, fuhr Raffley fort, zu sprechen. Er wiederholte in kurzem, was er mir bereits von seiner Yin erzählt hatte, und fügte nun eine Menge erläuternder Bemerkungen bei, welche vom größten persönlichen Interesse waren. Dabei kamen wir nach der westlichen Seite der Bergkuppe, von wo aus wir den Meeresarm überblicken konnten, welcher die Insel von dem Festlande trennte.

Er war ungefähr zwei Seemeilen breit und von allerlei vielgestaltigen, hin und her gehenden Booten belebt. Da der eigentliche Hafen hier bei uns an der Insel lag, gab es jenseits drüben nur einen Landeplatz, der nicht sehr breit war, aber außerordentlich geschützt lag und so tief das Land eindrang, daß er weit mehr Schiffe fassen und weit mehr größeren Baulichkeiten Raum geben konnte, als der Hafen selbst.

"Herrliche Lage für ein Zukunftsprojekt," erklärte mir Raffley. "Ihr werdet überhaupt sehen, daß wir nur für die Zukunft arbeiten. Vergangenes muß uns nützen, wenn es kann, aber es fast anzubeten, wie Ihr Euer Griechenland und Rom, das tun wir nicht. Jede Zeit besitzt ihre eigenen Ideale, denen sie nachzustreben hat. Ob sie erreicht werden oder nicht, es entwickeln sich unaufhörlich neue, andere aus ihnen, welche dieselben Rechte erlangen, der Gegenwart als Muster zu dienen. Wer seine Ideale aus alten, vergangenen Zeiten holt, der hat sie mit häßlicher Gewaltsamkeit herüberzuzerren und setzt dem Menschengeiste Ruinen, anstatt ihm brauchbare Wohnungen zu bauen. Sprechen wir Europäer ja nicht von "Heiden"! Wir nennen uns Christen, ja, aber wir herbergen und schlafen doch allgesamt in den Ruinen der alten heidnischen Götter und Göttinnen, deren Mono- und Biographien wir Wort für Wort auswendig lernen müssen, während wir an ganz denselben Schulen über den wahren Gott und Herrn meist nur in der Weise unterrichtet werden, daß wir fast lieber an ihm zweifeln, als an ihn glauben möchten!"

Als er so sprach, schaute ich ihn verwundert an. Er sah es, lächelte ein wenig und fuhr fort:

"Jawohl, ich bin nicht mehr der Alte. Ich schwieg. Warum? Aus Stolz, dachte ich. Es war aber nicht berechtigter Stolz, sondern Dummheit. Nun ich sehend geworden bin, habe ich auch gelernt, mich auszudrücken, in Wort und in Taten. Die Worte könnt Ihr allezeit hören; ich bin bereit, einem Jeden zu sagen, was ich denke. Und die Taten liegen da drüben, jenseits des Wassers. Schaut hinüber! Was Ihr dort liegen seht, das ist ein heidnisches, ein vollständig heidnisches Land. Denn, glaubt es mir: Kein Einziger von Allen, die da wohnen, hat jemals aus dem Munde eines Christen die Worte gehört, daß sein Glaube, also der Glaube dieses Landes, ein falscher sei! Als ich mit meinem Freunde Fu diese Gegend durchzog, um sie kennen zu lernen, sah ich alle Vorzüge und alle Schattenseiten der chinesischen Kultur. Der Vorzüge waren viele, der Fehler nur wenige. Ein Lügner wäre ich gewesen, wenn ich behauptet hätte, daß diese Kultur eine falsche sei! Ich gab ihr das volle Recht, welches ihr gebührt, und ließ sie dann nach meiner Vereinigung mit Fu sich unter meiner Hand still fortentwickeln. Nun reiht sich Wiese an Wiese und Feld an Feld. Ihr geht auf Wegen und Straßen immerfort zwischen Fruchtbäumen dahin. Der Draht des Telephon und Telegraph begleitet Euch. Ihr kommt an Wagen, Reitern, Sänften, Fußgängern vorüber, und jede dieser Begegnungen ist eine freundliche, ich möchte sagen, herzliche. Teilt sich der Weg, so geht es links nach der Stadt, rechts aber hoch hinauf nach Raffley-Castle. Sähet Ihr nicht an der Kleidung der Menschen, daß Ihr Euch in China befindet, so würdet Ihr annehmen können, in Old England oder Deutschland zu sein. Weit draußen, am fernsten Horizont, ragen Berge, gewaltige Phönolithmassen aus der Tertiärzeit. Auch der Berg, auf dem wir uns jetzt befinden, gehört zu dieser Gruppe, zu deren Füßen die ewig arbeitende See eine unendlich fruchtbare, allmählich ansteigende Ebene abgelagert hat. Auf halber Höhe liegt mein Raffley-Castle, mein Paradies, geschützt vor kalten Winden. Wie freue ich mich: heute Abend bin ich dort!"

"Heute Abend schon?" fragte ich.

"Ja, selbstverständlich. Die Pflichten der Gastlichkeit veranlassen uns, Ocama fast noch gleich in dieser Stunde zu verlassen, damit wir Euch morgen, wenn Ihr zu uns kommt, ohne Mangel an Vorbereitung empfangen können. Yin bittet mich, es Euch anzuvertrauen, daß wir uns ohne alles Aufsehen, also fast heimlich, entfernen werden. Die Andern kommen dann bereits morgen zu uns nach, weil Fang und Tsi ihren Patienten nicht länger, als unbedingt nötig ist, hier an der Küste bleiben lassen wollen."

Während er dies sagte, machten wir eine Wendung, um die Stelle, an welcher wir standen, zu verlassen. Da sahen wir zwei Personen aus dem Haus kommen und nach dem Garten gehen ... der Governor und Yin. Sie schauten nicht nach unserer Seite her und gingen also von weitem vorüber, ohne uns zu bemerken.

"Habt Ihr es gesehen?" fragte John. "Sie hatte bei ihm eingehängt! Was habe ich gesagt? Als auf der Jacht der "uncle" so Arm in Arm mit Tsi verschwand?! Da sagte ich zu Euch: Ich bin überzeugt, daß er schon in den nächsten Tagen auch mit meiner herrlichen Yin genau so Arm in Arm promenieren gehen wird. Und nun ist es geschehen! Stören wir sie nicht! Ich gehe hinab in den Hafen, um unsere Flucht still vorzubereiten. Lebt wohl!"

Wir reichten uns die Hände. Er ging durch das Haus nach vorn, ich aber hinauf nach meinem Zimmer, wo ich den Sejjid beschäftigt fand, meine Habseligkeiten in und unter die verschiedenen Möbel zu verteilen.

"Sihdi," redete er mich an, "nun sind wir endlich und wirklich in China angekommen! Wie freue ich mich, daß ich nun nur noch chinesisch mit dir reden darf!"

Das hatte er arabisch gesagt; ich antwortete ebenso:

"Wer hat dir verboten, arabisch oder deutsch mit mir zu reden?"

"Ich selbst, Sihdi. Denn schau, was ich dir zeigen werde!"

Er zog aus der tiefen Tasche seines Kaftans ein Paket hervor und schlug es auseinander. Es war eine ganze Anzahl engbeschriebener Papierbogen.

"Hier steht die ganze chinesische Sprache," erklärte er mir. "Ich habe sie mir aufgeschrieben. Es sind über vierhundert Worte, die etwas sind, und beinahe fünfhundert Worte, die etwas tun. Auf den hintersten Seiten stehen dann die Worte, die nichts sind und auch nichts tun. Ich werde sie dir vorlesen, alle zusammen! Ihr lest von links nach rechts, wir lesen von rechts nach links, und die Chinesen lesen von oben nach unten. Wie soll ich anfangen? Oben oder unten? Hinten oder vorn?"

"Fang an, wo du willst, aber nur nicht jetzt!" lachte ich. "Übrigens, sprich mit mir, in welcher Sprache du willst, aber nur vernünftig!"

Da nickte er schnell vor sich hin und meinte:

"Das ist mir lieb, denn ich habe dir Etwas zu sagen, was sehr vernünftig ist."

"Was?"

"Darf ich reden, ohne daß du es mir übel nimmst?"

"Ja."

Da legte er die braunen Hände zusammen, schaute mir mit seinen dunklen, ehrlichen Augen in das Gesicht, lächelte ein wenig verlegen dazu und sprach:

"Ich habe in der letzten Zeit viel, sehr viel nachgedacht, erstens über dich und zweitens über mich."

"Nun, hast du da etwas gefunden?"

"Ja."

"Was?"

"Du bist nicht das, was du bist, und ich bin nicht das, was ich bin, sondern du bist das, was ich bin, und ich bin das, was du bist."

"So? Das klingt allerdings sehr schön und ist jedenfalls noch viel schöner, als es klingt; aber sag mir vorerst einmal: Wer bist denn eigentlich ich, und wer bin denn nachher du?"

"Du scherzest, Sihdi, mir aber ist es ernst! Höre, was ich meine! Ich bin kein Moslem, und du bist kein Christ."

"Oho!"

"Ja, so ist es! Sondern du bist der Moslem, und der Christ bin ich! Ich bitte dich, Sihdi, werde nicht darüber zornig, und lache mich aber auch nicht aus. Es ist so, wie ich sage, wenn auch Etwas anders. Es gibt etwas dabei, was ich noch nicht begreife. Denn wenn ich mir ganz Dasselbe auf die andere Seite hinüberdenke, so bist du immer noch der wirkliche Christ, und ich bin immer noch der wirkliche Anhänger des Propheten. Aber es gibt noch eine dritte Seite, welche diese Sache noch viel verwickelter macht. Denn wenn ich uns von ihr aus betrachte, so sind wir weder Christen noch Muhammedaner, sondern Heiden."

"Das klingt sehr schlimm, Omar!"

"Laß es klingen wie es will; schlimm ist es nicht, denn ..." er hielt nachdenklich inne und fuhr dann fort: "Wie war das nur, was sie zu mir sagte? Das war kurz, ehe sie ging."

"Wer?"

"Sie, die ... die ... ach, das weißt du ja noch nicht! Nämlich ich war in meiner Stube da vorn und hatte die Tür offen. Da wollte etwas Weißes an mir vorüber. Als es mich sah, blieb es stehen und kam dann näher, herein in meine Stube, um mich anzusehen. Ich wußte nicht, was es war."

"Natürlich eine Frau!"

"Ja, ein Mann war es nicht, ob aber eine Frau oder ein Mädchen, das war nicht gleich so gewiß, wie du zu denken scheinst. Ich sah einen Schmuck von Rosen und Veilchen und ein ganz unbeschreibliches Angesicht; das hatte den Anschein, wie gar nicht von der Erde. Und da sprach es zu mir. Ich aber stand mit offenen Augen und mit offenem Munde und antwortete nicht, denn ich hörte die Worte nicht, weil ich nur auf den köstlichen Klang der Stimme achtete. Es war, als ob ein Bulbul sänge, im Schatten einer unter Palmen stehenden Moschee, ganz absonderlich, beinahe heilig! Ich weiß, daß es bei den Christen heilige Frauen gibt, die gestorben sind und als Seele manchmal wieder auf die Erde kommen. War das, was so da vor mir stand, eine solche Seele oder gar ein Engel? Natürlich wollte ich diese Frage bloß nur denken; aber ich habe sie wirklich angesprochen, denn ich weiß noch, daß ich über den Klang meiner Stimme erschrak, der gegen den der ihrigen ganz unaussprechlich häßlich war. Ich kann mich auch nicht erinnern, in welcher Sprache ich es gesagt habe; aber ich bin ganz gut verstanden worden, denn es kam ein Lächeln, als ob es plötzlich lauter Sonnenschein und Fröhlichkeit auf Erden gebe, und dann die Worte, die ich meine. Ich könnte sie dir höchstwahrscheinlich ganz genau sagen, wenn ich mich eben auf die Sprache besinnen könnte, in welcher dieser Engel oder diese Seele zu mir geredet hat. Es war kürzer, viel, viel kürzer, aber es wird ungefähr so gewesen sein: die Rassen und Religionen sind verschieden, die Menschenherzen aber sind alle eins und einig. Ich weiß nicht, ob du mich nun verstehst, mich und die Seele, die zu mir in meine Stube kam."

"Ich verstehe euch, dich und sie. Weißt du denn nun, wer es war?"

"Ich denke es mir. Sie ging von mir nach dem Zimmer des Governor, aus welchem du dann kamst. Nach einiger Zeit verließ sie es mit ihm; da ging ich hierher, um mich in deiner Wohnung einzurichten. Sie ist der Marmorkopf auf unserer Jacht, und sie ist das stets mit Blumen geschmückte Bild in der Kajüte. Und sie ist aber auch wieder keines von beiden, sondern sie alle drei zusammen sind ..." wieder hielt er inne, machte eine Bewegung, als ob ihm ein überraschender Gedanke gekommen sei, und fuhr dann fort: "Sihdi, ich habe etwas entdeckt. Nämlich diese drei sind genau so Eines wie wir drei."

"Deutlicher Sejjid! Sprich deutlicher, sonst verstehst du dich schließlich selbst nicht mehr!"

"Ich meine: Dieses weißgekleidete Wesen, das Bild in der Kajüte und der Marmorkopf müssen zusammengerechnet werden. Und der Christ, der Muhammedaner und der Heide müssen auch zusammengerechnet werden. Da kommt hier Etwas und dort Etwas heraus, was du vergleichen mußt. Vielleicht ist es Einunddasselbe, vielleicht ist es nicht Einunddasselbe, aber etwas Ähnliches ... Ich gehe!"

Er drehte sich um, entfernte sich und machte die Tür so schnell hinter sich zu, daß ich gar keine Zeit fand, ihn mit einem Worte, einer Frage zurückzuhalten. Das war so seine Art, wenn er etwas getan oder gesprochen hatte, was er für klug, vielleicht gar für geistreich hielt. Da ließ er mich so schnell wie möglich allein, damit ich Zeit und Raum gewinnen möge, ihn ungestört zu bewundern.

Was hatte er mir sagen wollen, und was hatte er mir gesagt? In seiner eigenartigen, so außerordentlich ernsten und doch fast komischen Weise? Das Mittel ziehen aus einer Frau und ihren beiden künstlerischen Werken! Einen Christen, einen Moslem und einen Heiden addieren und die Summe mit drei dividieren! Wie heißt der Quotient? Das war eine Aufgabe, die mir ein Araber, ein Eselsjunge aus Kairo vorgelegt hatte! Er hatte sich etwas ganz Bestimmtes dabei gedacht, gleichgültig, ob ich ihn begriff oder nicht. Er, der nicht das Allergeringste von Kunst verstand, hatte mir in Beziehung auf die Yin einen geradezu bewundernswerten Wink gegeben. Und er, der sich stets mit so großem Stolze als Sejjid, also als Nachkomme Muhammeds bezeichnet hatte und dem es geradezu gräßlich gewesen war, einen Heiden auch nur anzurühren; er wollte jetzt nicht nur sich, sondern dazu auch mich mit allen möglichen Andersgläubigen zusammenwerfen und hinterher noch dividieren lassen! Warum, wozu? Weil er endlich, endlich zu ahnen begann, daß sein sogenannter "wahrer" Glaube auch nichts Anderes als eben nur eine Art des Glaubens ist.

Eine ganze Fülle von Gedanken stürmte auf mich ein, und ich setzte mich ins Freie hinaus, auf den hohen Söller. Das weit vorspringende Dach beschattete ihn. Vor mir lag beinahe der ganze Ort, der Hafen und der Meeresarm. Jenseits desselben die Küste des Festlandes und der Landeplatz, hinter diesem die weiten, langsam ansteigenden Fluren und Felder, welche den bereits erwähnten dunklen, sonderbar zacklinigen Bergen zustrebten, auf denen ich Raffley-Castle zu suchen hatte.

Eben als ich mich draußen niedergesetzt hatte und mein Auge hinunter nach dem überaus belebten Hafen richtete, kam Sejjid Omar aus dem Hause und wendete sich nach dem bergabwärtsführenden Wege. Er hatte nichts zu tun und ging darum spazieren, um den interessanten Ort, an dem wir uns befanden, kennen zu lernen. Von unten kam ein Chinese herauf, langsamen Schrittes, wie einer, der auch nur spazierengeht. Sie grüßten einander. Der Chinese blieb stehen und sprach auf Omar. Dieser antwortete. Es entwickelte sich zwischen ihnen ein Gespräch, infolge dessen der Chinese die bisherige Richtung seines Spazierganges aufgab; er drehte sich um und schritt mit Omar den Berg hinab. Aus seinen Handbewegungen schloß ich, daß er dem Araber die umliegende Gegend zeigte und erklärte. Weiter hatte dieser Mann für mich kein Interesse ... notabene für jetzt. Er sollte mir wichtiger werden, als ich dachte! Es fiel mir an ihm auf, daß er einen ganz eigenartig geformten Hut trug und daß kein Zopf bei ihm zu sehen war.

Nach einiger Zeit hörte ich meine Tür drin gehen.

"Charley!" rief die Stimme des Governor.

"Hier bin ich, auf dem Balkon," antwortete ich.

Er kam heraus.

"Da sitzt Ihr also, da!" sagte er. "In aller Seelenruhe! Während ich in meiner Seele ein ganzes Schock von Seestürmen zu erleben habe, alle zu gleicher Zeit, ganz auf einmal!"

"Und dabei so außerordentlich gutes Wetter im Gesicht," warf ich ein. "Ihr steht ja förmlich in Strahlen wie die Sonne!"

"So? Wirklich?" fragte er, indem er sich niedersetzte. "Hab auch allen Grund dazu, daß ich strahle! Bin begeistert, bin elektrisiert, bin entzückt, bin berauscht, bezaubert, fasziniert, bin einfach weg, weg, weg!"

"Hm!" machte ich.

"Was, hm?" fuhr er auf. "Ist etwa Etwas nicht richtig, Sir?"

"Hm!" wiederholte ich.

Da stand er auf, breitete die Arme aus, dehnte und reckte sich nach allen Richtungen, holte tief, tief Atem, setzte sich wieder nieder und sagte dann:

"So! Jetzt will ich mir Mühe geben; aber nun brummt mir auch nicht mehr! Übrigens, Ihr habt recht, vollständig recht: diese Ausdrücke waren nicht am Platz. Es gibt Gefühls- und Erkenntnissphären, in denen Redensarten wie "entzückt", "begeistert", "wundervoll" u. s. w. nicht nur lächerlich, sondern geradezu verbrecherisch sind. Das war mir bisher fremd; nun aber sehe ich es ein. Ich habe mich von jetzt an mit solchen tief da unten liegenden Dingen nicht mehr zu befassen, denn ich bin gehoben worden, hoch, hoch emporgehoben. Schaut mich einmal an, Charley! Was meint Ihr wohl, wer ich bin?"

"Doch wohl der, der Ihr bis jetzt gewesen seid!"

"Nein! Sondern ein ganz Anderer! Alles, Alles, was ich mir einbildete, ist weg, vollständig weg! Ich war nichts, gar nichts! Erst heute bin ich Mensch geworden, ein wirklicher Mensch! Und erst heute wurde ich geadelt, erst heute! Ich war ein ganz gewöhnlicher Mann. Blaues Blut, na ja, meinetwegen! Aber das Edle, das Edle, das wirklich und vollkommen Edle, für das es keine Werte und keine Beschreibung gibt, das ist erst heute in mir aufgewacht, ganz plötzlich und mit aller Gewalt, als diese unbeschreibliche Yin bei mir erschien und vor mir niederkniete! Ich zähle über sechzig Jahre, habe aber nicht mehr als nur zwei wirklich bedeutende Augenblicke erlebt ... innerlich bedeutend meine ich. Das war in Kota Radscha, als mein Freund, der Heidenpriester, unsere Mary Waller segnete. Und das war vorhin hier in Ocama, als von der Chinesin eine Segensfülle auf mich überging, die ich sogar auch äußerlich empfand, so ähnlich wie den Strom eines magnetischen Apparates."

Er hielt inne, schaute in das Weite, über die See hinüber, und setzte dann seine Rede fort, nicht wie an mich gerichtet, sondern als ob er alles nur sich selbst zu sagen habe. Er hatte sich halb von mir abgewendet und sah mich auch nicht an.

"Sonderbar, höchst sonderbar! Es war einmal ein indischer Brahmane bei mir, mit dem ich viel über ernste Dinge sprach; der erzählte mir Folgendes: Der Mann wurde in Indien erschaffen, das Weib aber in Persien. Da lag zwischen hohen Bergen der "heilige See" und gleich daneben der sumpfige "See der sündigen Gewässer". Der heilige See trug nur eine einzige, rein weiße, fleckenlose Lotosblume. Keine Fliege und kein anderes Insekt wagte sich in ihre Nähe. In dem Sumpfe aber gab es Blumen in Hülle und Fülle. Sie prangten in allen Farben und schienen schöner zu sein als selbst die Lotos in der klaren, lauteren Flut. Aber sie dufteten wie nach Aas, und dieser Gestank, den sie verbreiteten, zog allerlei unreines Getier in großen Mengen zu ihnen hin. Da kam Ormuzd, der Gute, im Vollmondschein gegangen, bis an den heiligen See, und sah die Lotosblume. "Das ist die Blüte, die aus meinem Himmel stammt," sagte er bei sieh. "Ich werde sie dem Menschen bringen, den ich heute schuf, daß sie an seinem Herzen blühe und ihre reine Seele ihn aufwärts leite nach der Seligkeit." Er winkte ihr; sie kam herbeigeschwommen, und als sie an das Ufer sdeg, besaß sie menschliche Gestalt und war ... das erste Weib! Kaum hatte sich der Herr mit ihr entfernt, so kam auch Ahriman, der Fürst des Bösen. Er ging zum See der sündigen Gewässer und sprach mit arger List: "Das sind die Blüten, die aus meiner Hölle stammen. Ich werde sie den Menschen bringen, die nun von heute an geboren werden, damit man sie für Lotosblumen halte und darum Gottes Himmel meiden lerne. Verflucht sei fortan Jedermann, der diese Reine liebt, die ich dort gehen sah!" Er winkte. Da kamen sie herbei geschwommen, die bunten Blumen aus dem Wasser des Gestankes, und als sie an das Ufer stiegen, besaßen sie die menschliche Gestalt und waren Frauen, viel schöner noch als jenes Weib! Wißt Ihr, Charley, wo Ihr die Seele jener Lotosblume, jener von Ormuzd geschaffenen Frau zu suchen habt?"

"In unserer Yin?"

"Ja. Aber warum sagt Ihr es? Ich selbst wollte es doch sagen! Ich habe es entdeckt, aber doch nicht Ihr! Ich bin heute klein, unendlich klein geworden, und doch auch wieder groß, unendlich groß. Ich habe Euch viel, sehr viel zu sagen. Der Eindruck, den Yin auf mich gemacht hat, ist ganz unbeschreiblich. Es gibt keine Worte, mit denen ich das sagen ..."

Er unterbrach sich abermals. Es gab ein Geräusch unter unsern Balken. Hinabschauend sah ich, daß man einen Palankin aus dem Hause brachte und vor dem Tor niedersetzte. Dann erschien Yin. Da sprang der Governor sehr schnell von seinem Stuhl auf und sagte:

"Da ist sie ja! Schon jetzt! Sie will fort! Ich muß augenblicklich hinab, um Abschied von ihr zu nehmen."

"Wo will sie hin?" fragte ich.

"Nach Raffley-Castle hinüber. Aber davon wißt Ihr ja gar nichts. Mir jedoch hat sie es vertraulich mitgeteilt. Seht, da steigt sie eben ein! Ich muß rasch noch hinab, sonst trägt man sie mir davon, ehe ich ihr noch einmal die kleine, unendlich schöne Hand habe küssen dürfen. Wartet! Ich gehe nur hinab zu ihr, sonst weiter nirgendwo hin. Ich bin gleich wieder da bei Euch, und dann ..."

Was "dann" geschehen sollte, das hörte ich nicht, denn gerade bei diesem Worte machte er meine Tür von draußen hinter sich zu. Ich sah, daß er trotz dieser seiner Eile zu spät kommen werde, denn Yin war in die Sänfte gestiegen, welche nun jetzt von den beiden Kulis aufgehoben und mit jener schnellen Art von Schritten fortgetragen wurde, welche den chinesischen Sänftenträgern zur Gewohnheit geworden ist, nämlich ein ausgiebiger, schnell vorwärtsbringender Trab. Als der Governor unten aus dem Hause kam, waren sie schon eine ziemliche Strecke mit ihr den Berg hinunter. Da rannte er hinter ihnen drein und rief dabei zu mir herauf:

"Ich hole sie ein; ich hole sie ein, Charley! Kommt mir nach, in die Stadt, nach dem Hafen! Es gibt vor heute Abend nichts zu essen hier oben!"

Das klang sonderbar. Wie kam er auf diese letzteren Worte? Und als ich nun sah, mit welcher Eile er, der vornehmste und bedachtsamste aller Gentleman, hinter dem Palankin drein rannte und welche Schritte er dabei machte, da brach ich in ein lautes, herzliches Lachen aus. Ich glaubte, mir das gestatten zu können, denn ich war ja allein; aber da hörte ich hinter mir ein Echo klingen. Ich drehte mich um und sah Tsi. Er war in meine Stube gekommen, ohne daß ich es gehört hatte. Nun stand er da an der offenen Balkontür, sah den "uncle" laufen und lachte gerade ebenso herzlich wie ich selbst. Daß er die letzten Worte des Governor gehört hatte, bewies er mir, indem er sagte:

"Nichts zu essen heute Abend? Da hat er mich nicht richtig verstanden! Er eilte gar zu schnell an mir vorüber! Wir gönnen unsern lieben Gästen ihre eigene Zeit und bitten sie darum erst für heute Abend in den Speisesaal. Das sagte ich ihm, als er an mir vorüberging. Für außerdem hängt neben jeder Tür die Speisekarte. Er hat es auf die Sänfte abgesehen. Wer sitzt darin? Vielleicht Yin?"

"Ja, Raffley ist schon voran nach dem Hafen. Sie wollen nämlich ... aber das darf ich ja vielleicht gar nicht sagen!"

"Warum nicht? Nur immer heraus damit! Sie wollen hinüber nach Raffley-Castle, nicht? Er hat es auch mir mitgeteilt und meinem Vater ebenso, im Vertrauen natürlich! Und Yin hat es meiner Schwester gesagt, meiner Mutter und meiner Großmutter, ebenso nur im Vertrauen! Sie sehen, das Leben beginnt bereits sich chinesisch zu gestalten: Man behandelt die Vorkommnisse des Familienlebens nicht öffentlich, sondern vertraulich. Übrigens, wenn Sie speisen wollen, so geben Sie das Zeichen mit dem Gong, und sagen Sie dem Diener, was Sie wünschen! Das war es, worauf ich Sie aufmerksam machen wollte. Sonst aber sind Sie Ihr eigener Herr."

Als er fort war, schaute ich draußen nach. Da hing neben jeder Tür ein kleiner Gong und über ihm ein Verzeichnis der Speisen und Getränke, welche man sich auf das Zimmer wünschen konnte. Das war eine Aufmerksamkeit, die ich sonst noch nirgends gefunden hatte. Ich hatte jetzt weder ein Bedürfnis noch einen Wunsch, sondern nur die Pflicht, dem Governor nach der Stadt zu folgen, da er das sehr wahrscheinlich von mir erwartete. Ich spazierte also ganz denselben Weg wie er, wenn auch bedeutend langsamer, den Berg hinunter, um zu versuchen, ihn dann irgendwo zu treffen.

Aber ich ging nicht allein, sondern ich wurde begleitet. Nämlich als ich zur Treppe hinunterkam, wurde eine der im Parterre liegenden Türen geöffnet, und es trat ein Chinese heraus, der ganz augenscheinlich nicht von gewöhnlichem Stande war. Er wollte auch hinunter nach der Stadt, blieb aber stehen und verbeugte sich sehr höflich, um mich an sich vorüberzulassen. Als ich ebenso höflich zögerte, dies zu tun, sagte er in einem sehr guten Englisch, er vermute, daß ich ein Gast dieses Hauses sei, und als solcher stehe mir der Vortritt vor ihm zu. Da ich das nicht annehmen wollte, entspann sich ein kleines, wohlwollendes Wortgeplänkel, welches zu dem heiteren Ergebnis führte, daß wir Einer dem Andern erlaubten, neben ihm herzulaufen. Dieser Mann war der Pu-Schang von Ocama. Er war bei dem "hohen Herrn" gewesen, womit er natürlich Fu meinte, um ihm Meldung zu machen und sich Verhaltensmaßregeln zu erbitten. Ich war noch kaum hundert Schritt mit ihm gegangen, so fühlte ich mich überzeugt, daß er ein sehr gewandter und sehr energischer Herr sei, doch lernte ich später auch noch manche andere, rein menschliche Tugend von ihm schätzen.

Es war jetzt ungefähr drei Uhr nachmittags. Ich sah das am Stande der Sonne und zog, während wir im Gehen miteinander sprachen, meine Uhr aus der Tasche, um ihre Zeit mit der der Sonne zu vergleichen. Als er das sah, schien ihm ein Gedanke zu kommen. Er schaute auch nach seiner Uhr, hielt seine Schritte bei einer am Wege stehenden Bank an und sagte:

"Es ist drei Uhr nach europäischer Zeit. Wenn Ihr nicht große Eile habt, so bitte ich, hier einige Augenblicke zu warten. Es wird sich etwas zeigen, was Jeden, der es noch nicht gesehen hat, im höchsten Grade überrascht."

"Was und wo?" erkundigte ich mich, indem wir uns miteinander niedersetzten.

"Da drüben an den Bergen," antwortete er.

"Wo Raffley-Castle liegt?"

"Ja; eben dieses Castle meine ich. Ihr könnt es nicht sehen, denn es ist zu weit entfernt und liegt im Schatten des vorstehenden, hohen Berges. Dieser Schatten verdunkelt es gerade einige Stunden vor und nach der Mittagszeit; sonst aber ist es immer hell zu sehen. Nur noch kurze Zeit, so wird es uns erscheinen."

Indem er dies sagte, hielt er seine Uhr noch in der Hand. An ihrer Schleife hing eine Betelnuß, auf welcher das eingegrabene und vergoldete Wörtchen 'Shen' ganz deutlich zu lesen war. Ein noch dabei stehendes kleineres Zeichen konnte ich nicht erkennen. Ich vermutete also wohl mit vollem Rechte, daß dieser Pu-Schang ein Mitglied des großen, von Fu gegründeten Bruderbundes sei, und ich gestehe, daß diese Vermutung genügte, ihm sofort meine Sympathie zu erwerben.

Er bemerkte nicht, daß mein Blick auf seiner Uhr ruhte, anstatt auf der Gegend, nach welcher er mit ausgestrecktem Arme deutete. Da stieß er einen lauten Ruf aus, der mich veranlaßte, aufzuschauen. Ich stimmte sofort und ganz erstaunt in diesen seinen Ruf ein, denn auf dem dunklen Grunde der dort im West und Nordwest von uns liegenden Berge flammte jetzt ganz plötzlich das Zeichen eines Kreuzes auf, welches aus lauter strahlenden Diamanten zu bestehen schien und, wenn ich die Entfernung in Erwägung zog, von ganz außerordentlichen Dimensionen war.

"Ein Kreuz, ein Kreuz, das Zeichen des Christentums!" rief ich aus. "So Etwas habe ich noch nie gesehen!"

"Und hier sieht man es tagtäglich, nicht nur das Zeichen, sondern das Christentum auch selbst!" antwortete er. Dieses Kreuz ist ganz von selbst entstanden, ohne alle Berechnung derer, die es errichtet haben. Und so kam auch das wahre Christentum ins Land. Kein Mensch kann sich rühmen, es uns gebracht zu haben, denn es kam ganz von selbst; es kam ... mit unserer 'Shen'. Gott läßt sich nicht durch Sterbliche verpflichten; das sollte man doch endlich einmal wissen!"

Es entstand eine Pause, während welcher ich den Anblick der ganz eigenartigen Erscheinung versunken war. Dann fuhr er mit leiserer, fast andächtig klingender Stimme fort:

"Ihr seid hier fremd, ein Europäer. Ich weiß nicht, ob Ihr so wie wir in Übung seid, Euch das Äußerliche nur mit Hilfe des Innerlichen zu erklären. Wo innen nichts ist, bleibt alles Äußere Schein, denn es ist leer. Wo aber der Glaube innerlich im Menschen lebt und darum tief im Volke mächtig wird, da bricht er sich bald auch nach außen seine Bahn und zwingt sogar, wie hier, die scheinbar toten Berge, ihn durch sein Flammenbild dem Lande kundzugeben!"

"Und das ist Raffley-Castle, wirklich Raffley-Castle?" fragte ich, ohne eigentlich eine Antwort zu erwarten.

"Ja, das ist es," sagte er. "Der alte, drüben in der Heimat aufragende Burg- und Schloßbau der Raffleys wurde aus Quadern von allerschwerstem Grampiangranit errichtet. Er ist der Leib, dessen Seele Sir John herüberholte, um sie hier in leuchtenden Pai-tang-schi-tou zu kleiden. Der Urbau dort hatte nur dem Interesse der Familie, des Klan zu dienen. Er war der aufwärts ragende Stamm, der sich von diesen Interessen nicht zu lösen vermochte. Sir John und seine Yin aber machten die Seele hier von diesem Zwange frei, indem sie ihr die Flügel gaben, die sich im Dienst unserer 'Shen' nach beiden Seiten regen. Das sind die Gebäude, die sich rechts und links vom Stamme zweigen und ganz ausschließlich nur humanen Zwecken dienen. Hierdurch entstand das Kreuz, denn wo der Einzelne oder die Familie beginnt, sich der hilfsbedürftigen Brüder anzunehmen, da steht das Tor zum Himmelreiche offen, von welchem alle unsere Weisen sprachen, bis Christus kam, um diese Worte in Taten zu verwandeln."

Wie erstaunt war ich, solche Worte, solche Ausdrücke aus dem Munde dieses Chinesen zu vernehmen! Wo hatte er diese Gedanken, diese inneren Anschauungen her? So wie er konnte doch nur Jemand sprechen, dem geistige Gebiete wie Ästhetik, Psychologie und Metaphysik nicht nur bekannt, sondern vertraut geworden sind! Mein Gesicht schien ihm das, was ich soeben dachte, zu verraten, denn er lächelte ein wenig vor sich hin, deutete hinaus nach der Stelle, wo das Kreuz erglänzte, und erklärte mir:

"Dieser Bau ist allerdings noch nicht ganz vollendet, weil Raffley so lange Zeit abwesend war. Aber vorbereitet ist Alles, und was dort jetzt noch fehlt, das ist in Shen-Fu angelegt, um später nach dem Schloß versetzt zu werden, besonders auch die Schule, der ich es verdanke, daß ich in dieser Weise mit Euch reden kann. Der oberste Professor ist der alte, liebe Pfarrer Heartman von Raffley-Castle drüben, den man eines jüngeren Geistlichen wegen dort pensioniert hatte. Als Sir John dies erfuhr, nahm er sich, ohne seine Verwandten davon zu benachrichtigen, dieses hochehrwürdigen Dieners der christlichen Kirche an, indem er ihn hierher zu uns, also in das Land der sogenannten "Heiden" rief, doch nicht als

Missionar, sondern als Leiter der Unterrichtsanstalten unserer 'Shen'. Ich war sein erster Schüler und lerne noch heute von ihm. Nie hat ein Andersgläubiger ein widersprechendes, verwerfendes oder gar verdammendes Wort aus seinem Munde gehört. Er findet an jedem Glauben so viel Verwandtschaft mit seiner eigenen Religion und weiß das in so außerordentlich gewinnender und überzeugender Weise zu sagen. Und es geht Jedermann genau so wie mir: Je länger man mit diesem herrlichen Gottesmann spricht und verkehrt, desto mehr sieht man ein, daß Christus das wirklich war, als was er sich bezeichnete, nämlich der Weg, die Wahrheit und das Leben. Wir glauben hier alle an ihn!"

"Shen-Fu ist die Stadt, nach welcher die Straße von dem Wege nach Raffley-Castle da draußen links abgeht?" erkundigte ich mich.

"Ja," nickte er. "Der Name bedeutet, wie Ihr wissen werdet, Hauptstadt der 'Shen'. Unser großer Mandarin und Sir John haben das Gebiet, auf welchem wir wohnen, zwar Ki-tsching genannt, beliebter und gebräuchlicher aber ist das Wort Shen-Kuo, was "Land der Shen" bedeutet. Unsere Verbrüderung geht über Länder, in denen über siebenhundert Millionen Menschen wohnen, und wir wünschen, daß sie immer weitergreifen möge, hoffentlich auch bis in das Abendland hinüber; aber ihre Wurzeln schlägt sie nur in diese kleine Strecke, für welche dort vom Bergesdunkel das Kreuz der Nächstenliebe leuchtet. Doch, seht, da geht die Wolke über unsern Himmel, und Raffley-Castle ist nicht mehr zu sehen. Setzen wir also den Weg zum Hafen fort!"

Während wir weitergingen, fragte er mich, ob ich Ocama wohl schon kenne. Ich verneinte das, und so machte er mich unterwegs auf alles Wissenswerte aufmerksam, was uns am Wege lag. Ganz auffallend war die Menge der Areka- oder Betelnüsse, die es hier gab. Ich sah große Prauen gefüllt mit ihnen; sie waren in jedem Laden zu verkaufen, und in Kisten lagen sie hoch aufgeschichtet am Ufer, um nach allen Orten, wo es Mitglieder der 'Shen' gab, versandt zu werden.

"Wundert Euch nicht hierüber," sagte mein Begleiter; "sie sind ja unsere Erkennungszeichen, unsere Legitimationen, ohne welche wir niemals erreichen könnten, was wir erreichen wollen. Vielleicht erfahren Sie selbst auch noch, daß es kein einfacheres, billigeres und praktischeres Bindemittel zwischen unsern Hunderttausenden, ja Millionen geben kann, als diese Nuß, die überall zu haben ist und deren Verlust man allezeit und sofort ersetzen kann."

Das war im höchsten Grade interessant; ganz selbstverständlich aber belästigte ich den Pu-Schang nicht mit zudringlichen Fragen nach dieser Verbrüderung, die mit jedem neuen Tage ein größeres Interesse für mich gewann. Es war also ganz freiwillige Äußerung, was er noch ober sie sprach:

"Ihr werdet bemerkt haben, daß der Ort ein festliches Aussehen zeigt. Der nähere Grund liegt allerdings in Eurer Ankunft heute. Es gibt aber auch noch einen zweiten. Übermorgen feiern wir nämlich den größten Festtag unseres Landes, den "Shen-Ta-Shi", auf den wir uns schon jetzt vorbereiten. Da strömen uns aus weit von jenseits unserer Grenzen die Freunde unsres Bundes in Scharen zu, und wohl nirgends auf der weiten Welt gibt es eine Versammlung, in welcher in Beziehung auf Bruderpflicht und Menschlichkeit so Weittragendes entschieden wird, wie hier bei uns an diesem einen Tage. Ihr werdet es ja sehen!"

Wir hatten inzwischen den Hafen erreicht und waren so weit am Wasser hingegangen, daß wir uns gerade bei unserer Jacht befanden. Auf dem Deck saß der Governor. Seine Aufmerksamkeit schien nach auswärts, nach der Wasserseite gerichtet zu sein; bei einer unwillkürlichen Bewegung des Kopfes aber fiel sein Blick zu uns herüber; er sah mich und winkte mir, zu ihm zu kommen. Der Pu-Schang wollte sich entfernen, ich lud ihn aber ein, mit mir zu kommen, da Raffleys Onkel sich jedenfalls freuen werde, ihn kennenzulernen. Das geschah denn auch. Ich stellte die beiden Herren einander vor und sah bereits nach kurzer Zeit, daß der Hafenmeister dem Gentleman sehr wohlgefiel.

Der letztere behauptete, uns gar nicht beschreiben zu können, was das Kreuz, welches jetzt nach der Entfernung der Wolke wieder zu sehen war, für einen Eindruck auf ihn mache. Leider habe er es nicht eher bemerkt, als bis John mit seiner Yin im Boote fortgefahren sei. Er fügte hinzu:

"Indem ich diesen beiden nachschaute, sah ich plötzlich dieses diamantene Wunder dort an den Bergen leuchten, und ich versichere Euch, ich finde auch jetzt noch keine Worte, um Euch zu sagen, wie tief es mich ergreift. Doch, lieber Charley, da fällt mir ein: Ich wollte Euch Etwas zeigen. Seht hier; was ist das wohl?"