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Guten Abend, kleiner Schatz

Weit, weit weg im fernen Zauberwald lebt die kleine Gutenacht-Fee Maluna Mondschein. Sie hat ihr Nest in einem großen, alten … oh, Moment mal, das geht ja viel zu schnell. Erst mal sollst du erfahren, wo der geheimnisvolle Zauberwald ist. Wir fangen also am besten ganz am Anfang an.

 

Der geheimnisvolle Zauberwald ist wirklich ziemlich weit weg und liegt sehr gut verborgen. Guck mal aus dem Fenster, so weit in die Ferne, wie du kannst. Von dort aus geht es noch mal so weit und dann noch mal. Und erst dann ist man da.

Natürlich ist der Zauberwald kein ganz normaler Wald. Nicht so wie der, in dem du vielleicht manchmal spazieren gehst. Im geheimnisvollen Zauberwald leben nämlich nicht nur Tiere, die du kennst, wie zum Beispiel Kaninchen, Rehe oder Eulen. Dort gibt es auch Wesen, die du noch nie im Leben gesehen hast. Den kleinen Drachen zum Beispiel. Und seinen besten Freund, den kleinen Bären. Die freche Krähe Rabenschwarz oder die kleine Hexe Ranunkel Krakelei und ihr Huhn Sürpries. Und über jeden Einzelnen von ihnen gibt es zauberhafte Geschichten zu erzählen. Aber das geschieht in einem anderen Buch.

Wenn man unter dem prächtigen Nussbaum auf dem Feenhügel steht, hat man einen wunderbaren Ausblick über den Zauberwald. Man kann die kunterbunten Postluftballons sehen, den Bröselfelsen, den Kleinbirnbrückenwinkel und das Reich der Schwestern Rosarot. Und schau nur, dort in dem kleinen Teich schwimmt Nike, das Seefräulein, mit ihren Seepferdchen und Fischen um die Wette.

Vor lauter Staunen und Gucken vergisst man ganz, dass direkt über einem die kleine Gutenacht-Fee Maluna Mondschein ihr Zuhause hat. Dort, wo sich der Stamm gabelt, hat sie das kuscheligste Feen-Nest, das du dir vorstellen kannst.

 

Komm, wir schauen gemeinsam, was sie heute noch so vorhat. Es ist schließlich kurz vor Weihnachten, und Maluna hat bestimmt eine Menge zu tun. Ob es bei der kleinen Gutenacht-Fee wohl schon so richtig Winter ist? Wie im Märchen, weißt du, mit schneebedeckten Tannenbäumen, glitzerndem Schnee, Eiszapfen an den Dachrinnen und Schneekristallblumen, die auf den Fensterscheiben blühen?

Ich glaube schon.

Aufgepasst!

Festhalten und ankuscheln, die Reise geht los …

Die kleine Gutenacht-Fee träumt vom Frühjahr

Hui, ist im Zauberwald was los! Seht nur, was der kleine Bär, der kleine Drache und der kleine Zauberer für einen Spaß haben. Hoch mit dem Schlitten auf den Feenhügel und runtergesaust. Ist das ein herrliches Gejauchze und Gelächter. Getobe und Geraufe. Geschubse und Gekugel. Gekicher und Gerufe. Ge…

»Ja, ja, schon gut, du kennst viele tolle Worte für ein und dasselbe. Aber für mich ist das da unten nur eines: KRACH!«, mault die kleine Gutenacht-Fee und starrt missmutig aus dem Fenster.

Hoppla, was ist los? Warum ist Maluna Mondschein denn so schlecht gelaunt? Wir fragen sie einfach. Du weißt ja, sie kann uns hören.

»Warum ich schlecht gelaunt bin, wollt ihr wissen? Na, das ist ja wohl so was von nebelklar! Guckt doch!« Sie stupst mit ihrem ausgestreckten Zeigefinger gegen das kleine Fenster in ihrer Höhle. Dabei hinterlässt sie braune Tupfer auf der Scheibe.

»Du hast Schokofinger, kleine Gutenacht-Fee, jetzt musst du das Fenster putzen.«

»Fensterputzen? Sonst noch was?« Maluna schnaubt entrüstet. »Erst rauben mir die lärmenden Kinder da unten den letzten Nerv, dann soll ich auch noch Frühjahrsputz machen? Obwohl … wäre doch bloß schon Frühjahr, ich würde sogar freiwillig ein ganz klein wenig putzen. Siehst du?«

Maluna verreibt den Schokofleck an der Scheibe.

»Ähm, kleine Gutenacht-Fee, der Fleck wird so nur noch breiter und schmieriger, ich würde das lassen.«

»Pfff«, seufzt Maluna und lässt sich wieder in ihren Sessel plumpsen. »Ich hasse den Winter«, stöhnt sie. »Die Kinder fahren den lieben langen Tag direkt unter meinem Nussbaum Schlitten. Ich kriege kein Auge zu! Und dann diese fluschpusseligen Schneeflocken, die einem gemein und eiskalt in den Kragen schmelzen. So kann doch kein Mensch fliegen!«

»Ähm, Maluna. Menschen können sowieso überhaupt nicht fliegen.«

»Ja, vielen Dank auch. Fangt ihr nur auch noch damit an, mich zu ärgern.«

Malunas Stimmungssträhne beginnt zu knistern. Kein gutes Zeichen. Gleich wird sich die Farbe ändern und dann gute Nacht.

»Okay, okay, entschuldige. Was genau ist denn so schlimm am Winter? Außer das Wetter? Obwohl, warte mal, bevor du antwortest: Kleine Gutenacht-Fee, seit wann knistert deine Stimmungssträhne, bevor sie die Farbe wechselt?«

»Das willst du gar nicht wissen«, antwortet Maluna kläglich und kratzt sich unter dem gewaltigen Handtuchturban, der auf ihrem Kopf thront. Nur die Stimmungssträhne, wie kann es auch anders sein, schlängelt sich aus einer Öffnung daraus hervor.

»Doch, das wollen wir sogar sehr gerne wissen. Mir fällt nämlich gerade auf, dass du irgendwie anders aussiehst als sonst.«

»Ach nee, was du nicht sagst. Könnte vielleicht daran liegen, dass ich in Madame Püdells Haarsalon war«, murmelt Maluna und guckt ganz verzweifelt.

»Du warst beim Friseur? Warum das denn?«

»Warum, warum, warum? Hast du heute auch noch andere Fragewörter auf Lager? Warum um Gewitterwolkenhimmels willen geht man wohl zum Friseur? Um sich eine Butterbrezel zu kaufen?«

Komm, wir schütteln mal den Kopf und sagen am besten gar nichts. Maluna wird die Wahrheit sowieso von ganz alleine ausspucken, das sehe ich ihr schon an. Die Strähne ist grellgrün, und das Handtuch auf ihrem Kopf juckt schrecklich. Gleich wird Maluna es sich vom Kopf reißen und …

»SIEHST DU?«, faucht Maluna da auch schon und zerrt sich den Turban herunter. »Madame Püdell hat mir eine Winterfrisur gemacht. Und irgendwas Komisches auf die Strähne geschmiert. Jetzt sehe ich original aus wie Madame Püdell selbst. Ich kann in meinem ganzen Leben nie wieder vor die Tür!«

So.

Hier müssen wir mal eine kurze Pause machen.