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Cover

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

2.

3.

4.

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13.

14.

Glossar

Impressum

PERRY RHODAN – die Serie

 

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Nr. 2584

 

Der Okrivar und das Schicksal

 

Zwei Vatrox im tödlichen Duell – jedes Mittel ist ihnen dabei recht

 

Frank Borsch

 

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In der Milchstraße schreibt man das Jahr 1463 Neuer Galaktischer Zeitrechnung – das entspricht dem Jahr 5050 christlicher Zeitrechnung. Seit einiger Zeit tobt der Kampf um die Polyport-Höfe, der mehrere Galaxien umspannt.

Die sogenannten Polyport-Höfe sind Zeugnisse einer längst vergangenen Zeit, mit denen sich gigantische Entfernungen überbrücken lassen. Als die Frequenz-Monarchie aus einem jahrtausendelangen Ruheschlaf erwacht, beanspruchen ihre Herren, die Vatrox, sofort die Herrschaft über das Transportsystem und mehrere Galaxien.

Die Terraner und ihre Verbündeten wehren sich erbittert – und sie entdecken die Achillesferse der Vatrox. Rasch gelingen ihnen entscheidende Schläge in der Milchstraße sowie in Andromeda. Allerdings sind damit nicht alle Gefahren beseitigt. Mit den Vatrox hängen zwei rivalisierende Geisteswesen zusammen, die weitaus bedrohlicher für die Menschheit sind.

Gleichzeitig droht eine weit schlimmere Gefahr: der Tod von ES, jener Superintelligenz, mit der Perry Rhodan und die Menschheit auf vielfältige Weise verbunden sind. Rhodan muss anscheinend das PARALOX-ARSENAL finden, um ES helfen zu können – aber dazu gibt es bisher keine verwertbare Spur. Gleichzeitig ist der Vatrox Sinnafoch gegen die Menschheit aktiv. Und so begegnen einander DER OKRIVAR UND DAS SCHICKSAL …

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Sinnafoch – Der Frequenzfolger sieht sich als Anführer der Frequenz-Monarchie.

Vastrear – Der Vatrox beansprucht mehr Macht, als Sinnafoch ihm zugestehen möchte.

Satwa – Die geklonte Tefroderin steht zwischen zwei Machthabern.

Kruuper – Der Okrivar befindet sich stets im Schatten Sinnafochs.

Bhustrin – Die Kriegsordonnanz versucht ihrem Herrn zu helfen.

1.

Kruuper

 

Durant behagte Kruuper nicht. Vom ersten Augenblick an.

Der Okrivar erwartete sie, als sie in der Forschungsstation aus dem Transferkamin traten.

»Willkommen in TZA'HANATH, Statthalter Sinnafoch!«, rief er, und seine Stimme hallte über das weitläufige Transferdeck. Aufrichtige Freude schwang darin mit. Freude – und der monotone Singsang, mit dem Okrivar das Handelsidiom sprachen. Ein Singsang, der Kruuper von der Heimat künden sollte, von Geborgenheit, von der unvergleichlichen Glückseligkeit, endlich wieder einen Artgenossen zu treffen.

Eigentlich.

»Dein Besuch, Sinnafoch«, fuhr Durant fort, »ist uns eine Ehre, die ich nicht in Worte zu fassen vermag. Mir bleibt nur eine Geste!«

Der Okrivar sank in die Knie und versuchte den Kopf zu senken. Letzteres vergeblich. Okrivar hatten keinen Hals und konnten daher das Haupt nicht neigen. Dennoch war die Geste unverkennbar: Darturka, Soldaten, erwiesen in dieser Weise ihrem Feldherrn die Ehre.

Die Geste war grotesk. Lachhaft. Kruuper ließ sie frösteln.

Durant trug wie Kruuper einen Schutzanzug, der ihn vor der giftigen Sauerstoff-Luft der Vatrox schützte, doch in anderer Ausführung. Kein Kampfanzug – Durant trug keinen Strahler am Gürtel, aber der Schnitt erinnerte an eine Uniform. Kruuper hatte noch nie einen Anzug wie den Durants gesehen.

Okrivar waren keine Kämpfer. Sie trugen schlichte Anzüge, wie er selbst, ganz Funktion. Und ihre Funktion war, den Vatrox zu dienen. Unauffällig, ja unsichtbar.

Sich herauszustellen war für einen Okrivar unerhört. Es gehörte sich nicht.

Sinnafoch mussten ähnliche Gedanken wie Kruuper beschäftigen. Der Vatrox musterte das Wesen, das vor ihm kniete, aus orangefarben leuchtenden Augen, dann befahl er scharf: »Steh auf! Sofort!«

»Aber n… natürlich, Statthalter!« Durant stand auf. Er schwankte gewaltig, als hätte der Vatrox ihn mit einem Schlag aus dem Gleichgewicht gebracht.

»Du bist Durant, Chefwissenschaftler dieses Segments von TZA'HANATH?«

»Ja, Statthalter!«

»Du hast meine Befehle erhalten?«

»Ja!«

»Hast du sie ausgeführt?«

»Natürlich!«

»Worauf warten wir dann noch?«

Mit jeder Frage Sinnafochs schien der Chefwissenschaftler kleiner und kleinlauter zu werden, verwandelte sich in einen Diener nach dem Geschmack der Vatrox: eilfertig und unterwürfig.

Kruuper behagte dieser Durant sogar weniger als der anmaßende, der sie begrüßt hatte.

»Auf nichts, Statthalter, gar nichts«, versicherte Durant und versuchte sich an einer weiteren Verbeugung. »Wenn du und deine Begleiter mir folgen wollen …«

Durant drehte sich um und ging los – aber dabei blinzelte er mit einem seiner drei Augen in Kruupers Richtung. Es war etwas, das Sinnafoch und den Übrigen verborgen bleiben würde, aber für Kruuper unmissverständlich war: eine vertrauliche Begrüßung unter Okrivar, die mehr sagte als Worte oder eine Verbeugung.

Sie hätte Kruuper in einen Taumel der Freude versetzen sollen. Nach langer Zeit endlich wieder einer aus seinem Volk, ein natürlicher Gefährte. Doch der Taumel blieb aus. Stattdessen stieg Sorge in Kruuper auf, ein furchtbarer Verdacht. Hatte das Schicksal ihm Durant geschickt? Stellte jener, der ein Gefährte sein sollte, womöglich eine neue, furchtbare Prüfung für ihn dar?

Durant ging neben Sinnafoch her und redete auf den Vatrox ein. »Ich bin sicher, du wirst zufrieden sein!«, sagte er und wedelte dabei mit den kurzen Armen. Es war keine Okrivar-Geste, Durant hatte sie den Vatrox abgeschaut. »Dein Befehl war uns ein Ansporn. Die besten Köpfe der Frequenz-Monarchie arbeiten an der Aufgabe, die du uns gestellt hast. Unsere Arbeiten haben außerordentliche Fortschritte gemacht.«

»Das hoffe ich«, reagierte Sinnafoch knapp.

Kruuper kannte den Vatrox inzwischen gut genug, um zu wissen, dass er Durant nicht mochte. In seinen vielen Leben hatten zu viele willfährige Diener versucht, seine Gunst zu erringen, als dass Durant auch nur im Entferntesten Aussichten auf Erfolg gehabt hätte.

Sie ließen das Transferdeck hinter sich. Kruuper musste sich zwingen, nicht einfach stehen zu bleiben oder sogar zurückzurennen. Er wollte nicht an diesem Ort sein. Aber es war aussichtslos. Die Transferkamine, die während des Transports rot leuchteten, hatten wieder das Blau angenommen, das Bereitschaft signalisierte. Und in wenigen Augenblicken würde das Blau verschwinden, wenn die Kamine sich ausschalteten. Die Flucht über das Polyport-Netz war ihm versperrt.

Selbst wenn es Kruuper gelungen wäre, einen Transfer zu erschleichen, es hätte ihm nichts genutzt. Die Frequenz-Monarchie beherrschte das Polyport-Netz. Ein Ort innerhalb der Monarchie war so schlecht wie der andere. Sinnafoch würde ihn rasch finden. Das Schicksal würde dafür sorgen.

Der Korridor, der am Rand des Transferdecks verlief, erinnerte Kruuper an eine geschäftige Straße in einer Großstadt. Vatrox, Okrivar, Darturka und die Angehörigen Dutzender weiterer Völker eilten, getragen von energetischen Gleitbändern, ihren Zielen entgegen. Jeder einzelne Handelsstern, aus denen TZA'HANATH bestand, war riesig, in gewisser Weise ein Querschnitt durch die Frequenz-Monarchie.

Durant führte sie auf ein gelb leuchtendes Gleitband. Kruuper sah zu, dass er es als Letzter betrat.

Er wollte von den unterwürfigen Bezeugungen des anderen Okrivar nicht mehr mitbekommen als unbedingt notwendig. Ganz konnte er sich ihnen nicht entziehen.

Durant redete viel und laut, und die Tatsache, dass Sinnafoch nur einsilbig oder gar nicht auf seine Andeutungen und Ankündigungen einging, stachelte den Chefwissenschaftler nur dazu an, noch mehr zu reden.

Einen Moment lang, während das Transferdeck rasch hinter ihnen zurückblieb, tat Kruuper der Artgenosse leid. Es war ein großer Moment für Durant. Sinnafoch war der Statthalter VATROX-DAAGS in Anthuresta. Es war eine einmalige Gelegenheit für den Chefwissenschaftler, sich vor dem Vatrox zu beweisen, seine große Chance. Zumindest musste Durant das glauben. Er konnte nicht ahnen, dass Sinnafoch längst ein Getriebener war.

Der Vatrox hatte sich zu den höchsten Höhen aufgeschwungen, die für seinesgleichen möglich waren, aber es war im Moment der größten Not in der Geschichte der Frequenz-Monarchie geschehen – wahrscheinlich sogar im Moment des Untergangs, wenn es Sinnafoch nicht bald gelänge, die Terraner und ihre Verbündeten zurückzuschlagen. Und selbst wenn es der Vatrox schaffte, die Terraner zu bezwingen, blieb noch VATROX-VAMU …

Durant konnte nicht ahnen, dass er seine Unterwürfigkeit auf den Falschen zielte. In seinem Eifer war der Chefwissenschaftler ganz auf Sinnafoch konzentriert und übersah jedoch, dass der Vatrox selbst lediglich ein Diener war.

Dabei war der Herr des Statthalters zum Greifen nahe. VATROX-DAAG persönlich begleitete Sinnafoch. Doch die Entität verbarg sich. Sie hatte den Okrill Philip übernommen, der auf seinen acht Beinen wie ein treues Tier zu Füßen des Vatrox kauerte, während das Gleitband sie durch diesen Handelsstern von TZA'HANATH trug.

Die Tarnung war perfekt. Der Okrill war einst tatsächlich ein Tier gewesen. Sinnafoch hatte ihn in einer seiner grausamen Launen seinem ursprünglichen Herrn, einem Menschen, gestohlen, nur um Philip kurz darauf, aus einer weiteren Laune heraus, eine Induktivzelle in das Gehirn einpflanzen zu lassen.

Intelligenz war in Philip erwacht, und der Okrill war Kruuper rasch zum Gefährten geworden. Dem einzigen, den er je gehabt hatte.

Diese Zeit war Vergangenheit. VATROX-DAAG hatte sich des Okrills bemächtigt. Ob Philip noch existierte? Kruuper vermochte es nicht zu beurteilen. VATROX-DAAG ließ keine Regungen erkennen. Philip mochte längst ausgelöscht sein, erdrückt von der übermächtigen Entität.

Oder vielleicht klammerte sich Philip in irgendeinem Winkel seines Gehirns an sein Selbst. Es war möglich. Philip war zäh. Nur: Kruuper wusste nicht, ob er es ihm wünschen sollte. Der Tod konnte eine Gnade sein.

Kruupers Blick wanderte weiter. Hinter VATROX-DAAG stand Vastrear. Er war ein Vatrox wie Sinnafoch und vom selben Schlag wie der Statthalter: verschlagen, überaus intelligent, unerschütterlich von sich selbst eingenommen und unberechenbar. Vastrear war jederzeit zu Taten von selbstloser Barmherzigkeit fähig, aber ebenso zu unbarmherzigen Grausamkeiten.

VATROX-DAAG hatte Vastrear Sinnafoch untergeordnet. Zu welchem Zweck, wollte sich Kruuper nicht erschließen. Die beiden Vatrox ähnelten einander zu sehr, als dass sie miteinander hätten auskommen können. Vastrear und Sinnafoch aneinanderzuketten, hieß, einen Mord heraufzubeschwören.

Hinter Vastrear folgte Bhustrin, die Kriegsordonnanz des Vatrox. Bhustrin war ein kleines Wesen, flink wie ein Schemen und schweigsam.

Trotz seiner durchsichtigen Haut, die Einblick in sein körperliches Inneres gewährte, blieb Kruuper verschlossen, was in Bhustrins Gedankenwelt vorging. Der Okrivar sah zu, dass er auf Abstand zu der Kriegsordonnanz blieb. Er spürte die Wut, die in Bhustrin glühte. Sie war heißer als die eines Darturka vor dem Gefecht. Und gefährlich. Eine falsche Geste, ein falsches Wort würde genügen, um sie ausbrechen zu lassen.

Unmittelbar auf die Kriegsordonnanz, stets in einer trotzigen, herausfordernden Pose, folgte der Grund für die Wut Bhustrins: Satwa.

Satwa hatte Bhustrin von seinem Platz verdrängt. Das allein hätte für die Kriegsordonnanz genügt, um sie zu hassen. Aber da war noch mehr: Satwa war ein Mensch. Nicht vom selben Zweig wie Perry Rhodan und die Terraner, aber vom selben Stamm. Als sogenannte Autochthon-Ordonnanz diente sie der Frequenz-Monarchie. Satwa war eine Hilfe von unschätzbarem Wert. Als Mensch dachte sie, fühlte sie wie ein Mensch. Sie kannte die Schwächen der Menschen, wusste, wo und wie man sie am besten treffen konnte. Was sie dazu veranlasste, ihr eigenes Volk zu verraten, blieb Kruuper ein Rätsel.

Der Okrivar hatte in seiner Verzweiflung versucht, auf Satwa zuzugehen. Sie war ebenso eine Fremde wie er, auch sie mochte vom Schicksal, das in seiner Grausamkeit selbst die Vatrox noch übertraf, dazu bestimmt worden sein, der Frequenz-Monarchie zu dienen. Vielleicht, hatte er gegen jede Hoffnung gehofft, konnte er in ihr eine Seelenverwandte finden? Satwa hatte ihn mit einer Wut zurückgewiesen, die jener Bhustrins gleichkam. Als hätte sein Ansinnen für sie einen Angriff bedeutet, der ihre Existenz bedrohte.

»Wir sind da!«, hörte Kruuper Durant laut sagen. Das Gleitband hielt vor einer Schleuse an, hoch und breit genug, um ein Beiboot durchzulassen.

Der Chefwissenschaftler versuchte mit den Fingern zu schnippen. Es misslang kläglich. Doch die Automatik erkannte seine Absicht, und das Tor der Schleuse glitt zur Seite, gab den Blick auf einen Hangar frei. Er war verlassen.

»Nach dir, Statthalter!« Durant machte eine weitere Verbeugung, die keine war, und ließ Sinnafoch und die übrige Gruppe passieren.

Als Kruuper als Letzter an ihm vorbeigehen wollte, richtete der Chefwissenschaftler sich auf und hielt ihn mit einer Hand zurück. »Warte!«, flüsterte er. »Du weißt nicht, wie sehr es mich freut, dich kennenzulernen. Ich habe viel von dir gehört, Kruuper. Du bist ein unkonventioneller Kopf. Genau wie wir ihn hier in TZA'HANATH gebrauchen können! Wir beide sollten …«

Durant brach ab, als sich am gegenüberliegenden Ende des Hangars ein Tor öffnete. Eine Antigravscheibe schwebte in den Hangar.

»Ah, da sind sie ja!«, rief Durant. Dann flüsterte er zu Kruuper: »Du entschuldigst mich? Die Pflicht ruft!«

Der Chefwissenschaftler eilte davon, ehe Kruuper antworten konnte. Durant hielt sich rechts, wo an der Hangarwand ein improvisierter Unterstand klebte, und verschwand darin.

Kruuper nahm es kaum wahr.

Sein Blick folgte der Antigravscheibe, die in der Hangarmitte aufsetzte.

Sie brachte Sterbende.

 

*

 

»Hier, Statthalter. Nimm diese zum Schutz.«

Durant hielt Sinnafoch einen hufeisenförmig gebogenen Bügel aus Metall hin, der in zwei kreisrunde Polster mündete.

»Was ist das?«, fragte Sinnafoch.

»Ohrenschützer, Statthalter.«

»Wozu?« Der Vatrox machte keine Anstalten, den Bügel entgegenzunehmen.

»Wir können ein geringes Restrisiko nicht ausschließen.« Durant deutete eine entschuldigende Verbeugung an. »Es handelt sich bei der Demonstration um ein Experiment. Trotz unserer sorgfältig getroffenen Sicherheitsmaßnahmen kann es zu unerwarteten Ereignissen kommen. Wir operieren in den Grenzbereichen der Wissenschaft.«

Sinnafoch musterte misstrauisch den Verschlag aus Panzerplatten, der sie vom übrigen Hangar trennte. Fingerbreite, waagerechte Schlitze erlaubten es, nach draußen zu sehen. Der Hangar war leer bis auf die gelandete Plattform mit den Sterbenden. Einzelheiten waren schwer auszumachen, da Schutzschirme den gepanzerten Verschlag einhüllten. Ihr Flimmern ließ die Wahrnehmung unwirklich scheinen, beinahe wie einen Traum.

Kruuper wünschte sich nichts mehr als das.

Zögernd nahm Sinnafoch den Bügel und setzte ihn auf. Es war ihm anzusehen, dass es ihm nicht behagte. Der Vatrox lebte in der Vorstellung, selbst Meister seines Schicksals zu sein. Sich Sachzwängen zu beugen oder gar einem Nicht-Vatrox, kostete ihn erhebliche Überwindung.

Vastrear, Satwa und Bhustrin folgten seinem Beispiel. Der Okrill, den Durant als Tier betrachtete, erhielt keinen Schützer. Ebenso wenig wie Kruuper. Er hätte auch wenig mit ihm anfangen können, der Helm seines Schutzanzugs machte es ihm unmöglich, einen Ohrenschützer aufzuziehen.

»In die Schützer sind Akustikfelder integriert, wir können also weiterhin ungehindert kommunizieren«, erläuterte Durant. »Bevor wir zu unserer Demonstration kommen, möchte ich kurz die Ausgangslage skizzieren. Statthalter Sinnafoch forderte vor Kurzem unsere Hilfe an. Bei seinem Gesuch stand der terranische Vorposten in Anthuresta im Mittelpunkt, der unter dem Namen Stardust-System bekannt ist.«

Durant erwähnte nicht, dass das System kurzzeitig von VATROX-VAMU besetzt gewesen war. Als Chefwissenschaftler stand er zwar hoch in der Hierarchie der Frequenz-Monarchie, aber nicht hoch genug, dass man ihm Zugang zu militärischen Informationen gewährt hätte. Durant war Zivilist. Und ein Okrivar. Im Gegensatz zu dem Chefwissenschaftler vergaßen die Vatrox nie, welcher Platz einem Wesen zustand.

Eine Holoprojektion entstand in der Mitte des Verschlags: eine weißgelbe Sonne, umlaufen von insgesamt 22 Planeten, wie die Legende des Holos erläuterte. Um das System lag ein Schleier.

»Die Terraner haben dieses Sonnensystem mit einem sechsdimensionalen Schutzschirm umgeben, wie er vergleichbar zuvor den gesamten Sternhaufen schützte«, fuhr der Wissenschaftler fort. »Diese Sextadimblase hat sich bislang als undurchdringlich erwiesen. Allerdings, so der dringliche Appell, den Statthalter Sinnafoch an uns gerichtet hat, sei es von eminenter strategischer Bedeutung, diesen zu eliminieren. Wir haben auf Forschungen des Dorksteiger-Teams zurückgreifen können, was uns eine recht gute Einarbeitung gewährleistete.«

Kruuper nahm das Holo nur am Rande wahr. Seine drei im Abstand von jeweils 120 Grad angeordneten Augen erlaubten ihm eine Rundumsicht. Der Okrivar konnte gleichzeitig der Präsentation Durants folgen und durch einen der Schlitze in den Hangar spähen.

Etwas regte sich auf der Antigravplattform. Eine geschwärzte, blutverkrustete Gestalt kroch langsam – schmerzhaft langsam – über den Rand der Plattform. Es war ein Darturka. Er rutschte wie ein lebloser Sack auf den Boden des Hangars, als sein Oberkörper ins Übergewicht geriet. Der Soldat war zu schwach, um sich abstützen zu können.

Der Rand der Plattform war rußverschmiert, an einer Stelle war die Verkleidung aufgerissen, und Verkabelungen quollen wie Eingeweide auf den Boden des Hangars. Die Plattform musste unmittelbar aus einem Gefecht gekommen sein, von einem Schlachtlicht gebracht, das sich mit Mühe in die Sicherheit dieses Sektors gerettet hatte.