cover.jpg

img1.jpg

 

Nr. 936

 

Die letzten Flibustier

 

Sie geben niemals auf – und fürchten weder Tod noch Teufel

 

von MARIANNE SYDOW

 

img2.jpg

 

Während Perry Rhodan in den ersten Monaten des Jahres 3587 seine gefahrvolle und problematische Expedition mit der BASIS planmäßig fortsetzt – für die Terraner kommt es, wie erinnerlich, darauf an, sich Zugang zu einer Materiequelle zu verschaffen, um die so genannten Kosmokraten davon abzuhalten, diese Quelle zum Schaden aller galaktischen Völker zu manipulieren –, gibt es seit dem Abflug der BASIS in der heimatlichen Milchstraße selbst genügend Gefahren und Probleme, die es zu meistern gilt.

Zwar stellen die Loower, die sich auf der Suche nach dem AUGE auf dem Mars eingenistet hatten, längst keine Gefahr mehr dar, da sie mit ihrer ganzen riesigen Flotte das Solsystem inzwischen verlassen haben, dafür aber existiert Boyt Margor nach wie vor. Der Gäa-Mutant hat mit der Provcon-Faust ein nahezu unangreifbares neues Hauptquartier, und er schickt sich an, den Kampf um die Macht in der Galaxis erneut aufzunehmen.

Daneben geben die Weltraumbeben und die mysteriösen UFOnauten den Verantwortlichen der Sternenvölker der Milchstraße, speziell jedoch den Terranern, genug Grund zur Besorgnis.

Nun aber wird noch ein Problem akut. Es handelt sich um DIE LETZTEN FLIBUSTIER ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Kayna Schatten – Anführerin der letzten Flibustier.

Brush Tobbon – Ein gewalttätiger Epsaler.

Pearl Simudden – Renegat von Akon.

Markon Treffner – Ein experimentierfreudiger Ara.

Körn Brak, Josto ten Hemmings und Axe – Die restlichen Mitglieder von Kaynas Gruppe.

Prolog

 

Die gigantische Anlage, die in fernster Vergangenheit entstanden war, lag gut versteckt irgendwo im galaktischen Zentrum. Jener, der sie geschaffen hatte, um bei der Rückkehr seiner Feinde gewappnet zu sein, lebte längst nicht mehr. Aber die robotischen Ortungsanlagen in den über viele Welten verteilten Stationen arbeiteten noch immer. Ununterbrochen lauschten sie in den Weltraum hinaus. Sie warteten auf den charakteristischen Impuls, der die Rückkehr der Horden von Garbesch ankündigen sollte.

Im Jahre 3587 fanden die ersten Weltraumbeben statt. Die sensorischen Systeme der Anlage fingen die Impulse auf, von denen diese Beben begleitet wurden, und sie hielten sie fälschlicherweise für das seit langem erwartete Signal. So kamen sie zu dem Schluss, dass ein Angriff bevorstand.

Die Anlage erwachte ...

1.

 

Wenn die letzten Flibustier einen neuen Coup planten, dann war es, als bereiteten sie einen Feldzug gegen einen übermächtigen Gegner vor. Das entsprach in mancher Weise auch der Wahrheit, denn die letzten Flibustier waren – wie schon der Name, den sie sich gegeben hatten, verriet – Piraten, Freibeuter in einem Zeitalter, in dem das Verbrechen zu einer so kräfteraubenden Form des Broterwerbs geworden war, dass vernünftige Leute es vorzogen, einem ehrlichen Beruf nachzugehen.

Es wäre allerdings ein grober Fehler gewesen, die Flibustier allesamt für unvernünftig zu erklären. Erstens hätte jeder der Freibeuter dem Dummkopf, der diese Behauptung aufzustellen wagte, auf der Stelle den Hals umgedreht, und zweitens bewiesen die Erfolge dieser Piratengruppe, dass zumindest das Konzept der Flibustier gut war.

Sie waren stolz darauf. Seitdem nicht nur die von ihnen heimgesuchten Planeten sie zur Fahndung ausgeschrieben hatten, sondern sogar LFT und GAVÖK alles daransetzten, ihnen das Handwerk zu legen, betrachteten sich die Flibustier als ein exklusiver Verein. Wer jetzt noch zu den Piraten stoßen wollte, der musste nachweisen, dass er auf mindestens drei Planeten steckbrieflich gesucht wurde – sonst hatte er kaum eine Chance, ein echter Flibustier zu werden. Er durfte Tod und Teufel nicht fürchten und vor keiner Schandtat zurückschrecken, wenn reiche Beute lockte. Hatte er darüber hinaus auch noch eine wissenschaftliche Ausbildung, war er Experte auf irgendeinem Gebiet der Raumfahrttechnik oder verwandter Disziplinen, dann hatte er sogar Aufstiegschancen.

Im Mai des Jahres 3587 waren es sechs Flibustier, die all diese Eigenschaften in sich vereinigten. Sie waren völlig skrupellos, und sofern sie überhaupt Gefühle zeigten, waren diese negativ zu bewerten. Das Schlimme daran war, dass sie alle sechs überaus intelligent waren. Ein Gewissen schienen sie aber nicht entwickelt zu haben.

Diese sechs saßen eines Tages in ihrem Stützpunkt auf Orsafath im Hardura-System und arbeiteten einen Plan aus, der den Reichtum der Flibustier auf einen Schlag verdoppeln sollte.

Das Wort führte Kayna Schatten. Das war meistens so. Kayna führte gemeinsam mit dem Epsaler Brush Tobbon die Flibustier an. In der Praxis sah diese Rollenteilung so aus, dass Kayna bei der Planung, Tobbon dagegen bei der Ausführung der Raubzüge das Kommando übernahm. Sie ergänzten sich gegenseitig, und niemand dachte vorläufig daran, ihnen ihre Vorrangstellung streitig zu machen.

Kayna Schatten war nicht nur sehr intelligent, sondern auch sehr hübsch. Sie war erst achtundvierzig Jahre alt, also fast noch ein junges Mädchen. Aber wehe dem, der aus ihrem Aussehen die falschen Schlüsse zog. So mancher potentielle Lieferant wertvoller Beutestücke, der sich von Kayna Schatten hatte einfangen lassen, schwor hinterher, dem Teufel in Person begegnet zu sein – falls er noch imstande war, sich über Kayna Schatten zu äußern.

»Die GAVÖK«, begann Kayna, »führt eine neue Einheitswährung ein, die den interplanetarischen Handel vereinfachen soll. Es ist zwar noch nicht soweit, dass alle Völker der Milchstraße diesem Währungsverband beigetreten sind, aber bei den nötigen Umtauschaktionen werden schon jetzt gewaltige Summen transferiert. Die Chance, ein Stück von diesem Kuchen abzubekommen, ist in der Anlaufphase am größten. Sobald die neue Währung im Umlauf ist, wird man sich darauf beschränken, nach dem üblichen System die unbrauchbaren Banknoten aus dem Verkehr zu ziehen. Jetzt aber werden ganze Planeten mit dem neuen Geld versorgt. Ich brauche euch nicht zu sagen, was das bedeutet – es handelt sich um Schiffsladungen von Banknoten.«

»Wir haben das schon vor längerer Zeit besprochen«, sagte Pearl »Panika« Simudden mürrisch. »Und wir kamen zu dem Schluss, dass der Brocken zu groß für uns ist. Die Transportschiffe werden so gut abgeschirmt, dass es Selbstmord wäre, sich ihnen auch nur auf ein Lichtjahr zu nähern.«

Kayna Schatten sah den Akonen lächelnd an – wenn sie lächelte, glich ihr Gesicht dem eines Engels.

»Ich weiß das, Panika«, erwiderte sie sanft. »Darf ich trotzdem weitersprechen?«

Simudden nickte.

»Ein glücklicher Zufall hat uns ein Gerät in die Hand gespielt«, erklärte Kayna und deutete auf ein unscheinbares Kästchen, das in der Mitte des Tisches lag. »Das ist ein 3-P-Veratron, der letzte Schrei auf dem Gebiet der Diebstahlsicherung und Geheimhaltung.«

»Was für eine Sorte Zufall war das?«, erkundigte sich Simudden misstrauisch.

Bevor man dahintergekommen war, dass er sein Amt missbrauchte, um seinen Lebensstandard zu verbessern, war er Abwehrchef auf Sphinx gewesen. Für Zufälle hatte er gar nichts übrig.

»Die Sache ist völlig in Ordnung«, versicherte jetzt Tobbon, der Epsaler. »Ich selbst habe das Veratron erst gestern geerbt. Der Kerl, dem es gehörte, nannte ein Luxusschiffchen sein eigen. Als ich vor ihm stand, besaß er sogar die Unverschämtheit, sich auf seinen Rang als Botschafter der GAVÖK zu berufen.«

Tobbon betrachtete lächelnd seine riesigen Pranken.

»Ich habe ihm klargemacht, dass für uns Flibustier solche Kleinigkeiten völlig uninteressant sind«, erklärte er nüchtern.

»Und wenn es ein Köder war?«

Tobbon maß den Akonen mit verächtlichen Blicken.

»Du spinnst«, stellte er fest. »Der Mann war echt, dafür lege ich meine Hand ins Feuer. Er kannte Mutoghmann Scerp – glaubst du, der opfert einen seiner Leute, um uns in eine Falle zu locken?«

»Wurde der Mann untersucht?«, bohrte Simudden beharrlich weiter.

»Du denkst, es könnte ein Androide gewesen sein oder so etwas? Nein, Panika, ich sagte dir doch, dass mit dem Kerl alles in Ordnung war. Kein Androide zeigt solche Reaktionen, von einem Roboter ganz zu schweigen.«

Simudden wusste haargenau, wie der Epsaler das meinte. Der Mann von der GAVÖK war tot, und die Frage, wie er gestorben war, erübrigte sich in diesem Fall. Der Akone verlor kein Wort darüber. Sein einziges Interesse galt der Sicherheit der Flibustier. Seit neuestem wurden die Piraten sogar von der AID gejagt.

»Er wurde also nicht untersucht«, sagte Simudden nüchtern. »Und das Gerät? Wurde wenigstens das unter die Lupe genommen?«

»Unsere Spezialisten haben sich damit beschäftigt«, sagte Kayna ruhig.

»Wenn ich nicht irre, gehöre ich zu denen, die für solche Dinge zuständig sind!«, erinnerte der Akone beinahe sanft.

»Du kannst dir das Veratron vornehmen, sobald wir hier fertig sind«, versprach Kayna Schatten. »Pass auf, Panika, und lass mich ausnahmsweise einmal ausreden. Das Gerät dort enthält die Informationen darüber, wo und wann der nächste Transport der neuen Währung bereitgestellt und abgeholt wird. Wir haben nur knapp zwei Tage Zeit, abgesehen davon, dass man irgendwann den Mann, den Tobbon abgefangen hat, vermissen wird. Auch das dürfte in ungefähr zwei Tagen stattfinden. Nach Ablauf dieser Frist können wir das Veratron wegwerfen und das Geld vergessen. Wir haben keine Zeit zu verlieren, verstehst du das?«

Pearl »Panika« Simudden sah Kayna Schatten ausdruckslos an.

»Das Ganze stinkt!«, behauptete er.

Kayna zuckte die Schultern. Panika war ein gnadenloser Kämpfer, und er setzte ohne Zögern sein Leben aufs Spiel, wenn die Flibustier sich im Einsatz befanden. Aber manchmal übertrieb er es mit der Vorsicht.

»Dieses Gerät ist neu«, fuhr Simudden unbeeindruckt fort. »Ich habe schon davon gehört, was man alles in das Veratron hineingesteckt hat. Es ist unwahrscheinlich, dass es unseren Leuten so leicht gelungen sein sollte, ein echtes, unbeschädigtes Veratron zu knacken. Und eines, das auch nur den leisesten Defekt aufzuweisen hatte, hätte sich schon längst selbst zerstört.«

»Nimm es nachher mit«, seufzte Kayna Schatten. »Wenn du etwas findest, was deinen Verdacht bestätigt, lassen wir die Finger von dem Unternehmen. Wenn nicht, wirst du für die Dauer dieses Einsatzes den Mund halten, ist das klar? Gut, dann können wir uns jetzt endlich mit den wirklich wichtigen Fragen beschäftigen. Die JACK LONDON ist startklar. Die Mannschaft wartet nur darauf, dass es losgeht. Übrigens, Panika, ehe du neue Einwände hast – keiner von ihnen weiß bis jetzt, wohin wir fliegen und was wir planen.«

Panika nickte nur.

»Wir brechen in einer Stunde auf«, fuhr Kayna Schatten fort. »Unser Ziel ist der Planet Xirdell. Wir werden dreißig Stunden für den Hinflug brauchen.«

»Ist Xirdell der Planet, auf dem das Geld an die Abholkommandos übergeben wird?«, fragte Markon Treffner mit mäßigem Interesse. Er war der Mediziner der Flibustier, ein abtrünniger Ara, der insgeheim hoffte, eines Tages welterschütternde Entdeckungen zu machen.

»Das stimmt nur zum Teil«, lächelte Kayna freundlich. »Auf Xirdell befindet sich ein Depot. Dort stehen mehrere Hallen, bis unter die Decke vollgestopft mit Banknoten und Münzen. Die Bewachung ist gering – es sind nur knapp hundert Mann dort stationiert. Wir werden mit ihnen kurzen Prozess machen.«

»Paralysieren«, schlug Treffner vor. Tobbon warf ihm einen verächtlichen Blick zu.

»Das wäre Energieverschwendung«, grollte er. »Mit diesem müden Haufen werden wir auch ohne das fertig.«

»Natürlich werden wir das«, meinte Kayna beschwichtigend. »Wir nehmen trotzdem die Paralysatoren. Wir können uns mit den Wächtern nicht lange aufhalten, Tobbon. Vergiss nicht, dass uns höchstens zwölf Stunden bleiben, um das Geld zu verladen und einen ausreichenden Sicherheitsabstand zu dem Planeten zu gewinnen. Oder hast du Lust, ein Gefecht mit dem Abholkommando zu riskieren – mit einer so wertvollen Ladung an Bord?«

»Der Ladung wird nichts geschehen«, versicherte Josto ten Hemmings träge und nahm einen Schluck aus der Taschenflasche, die er stets mit sich führte. »Nicht, solange ich an den Geschützen der JACK LONDON sitze.«

Die anderen nickten beifällig.

»Du wirst die Quartiere der Wächter aufs Korn nehmen«, erklärte Kayna. »Dann haben wir den Rücken frei. Nun, wir hatten selten die Gelegenheit, auf so simple Weise an eine derart gute Beute zu gelangen. Wir haben nichts weiter zu tun, als so viel Geld wie möglich zu verladen. Wir kennen das System, nach dem die Anlage gebaut wurde, wir wissen sogar, in welchen Gebäuden die bereits fertig zusammengestellten Ladungen für die einzelnen Planeten liegen. Ich habe überschlägig ausgerechnet, dass wir die Finanzen von zwei dieser Welten vollständig rauben können. Dann ist die Ladekapazität der JACK LONDON voll ausgeschöpft. Wir werden auf dem Rückflug unter spartanischen Bedingungen leben müssen.«

»Es dürfte wohl kaum eine Meuterei deswegen geben«, bemerkte Körn »Dezibel« Brak lachend. »Welchem Flibustier macht es wohl etwas aus, einmal auf Geldsäcken schlafen zu müssen?«

»Werden wir das Geld auch verwenden können?«, erkundigte sich Pearl Simudden.

»Du meinst, es könnte präpariert sein?« Kayna lachte abfällig. »Da hätten die Leute von der GAVÖK aber viel zu tun. Nein, Panika, niemand rechnet zu diesem Zeitpunkt mit einem solchen Streich. Die Anlage des Depots wurde so geheim gehalten, dass nicht einmal wir etwas davon erfahren haben. Erst durch das Veratron haben wir dieses Geheimnis herausbekommen. Nun zum Rückflug. Wir gehen vor wie gewohnt. Die JACK LONDON wird also nicht nach Orsafath zurückkehren, sondern unter Beachtung der üblichen Vorsichtsmaßnahmen Dennox III anfliegen. Dort wird die Beute geteilt. Der Rest ist Routine.«

Sie sah sich beifallheischend um.

»Es hört sich viel zu einfach an«, murmelte Panika Simudden düster.

Die anderen lachten nur.

 

*

 

Als sie eine Stunde später an Bord gingen, hatte Simudden immer noch nicht herausgefunden, wo der Haken bei dem Veratron zu suchen war. Das beruhigte ihn keineswegs. Im Gegenteil – das Veratron kam ihm vor wie eine Bombe, die jeden Augenblick explodieren konnte. Er behandelte das Gerät wie ein rohes Ei, und in einem Labor der JACK LONDON setzte er seine Untersuchungen fort.

Die JACK LONDON startete und begab sich wieder einmal auf eine Fahrt, deren Ziel so recht dem Piratenbewusstsein der Flibustier entsprach. Die Stimmung an Bord war prachtvoll. Die Leute von der Freiwache stimmten in der Messe das alte Lied von den fünfzig Mann auf des toten Mannes Kiste an, und Josto ten Hemmings leerte eine dazu passende Flasche, legte die Hände auf die Tasten an seinem Pult und simulierte einen kräftigen Salut für die zurückbleibenden Leute der Stammbesatzung von Orsafath. Natürlich schoss er nicht wirklich, denn das Letzte, was die Flibustier gebrauchen konnten, war, dass irgendein Ortungsspezialist auf ihren Stützpunkt aufmerksam wurde. Der Ara überprüfte die Geräte und sortierte die Drogen und Tinkturen, die er an den zu erwartenden Gefangenen erproben wollte. Körn »Dezibel« Brak versuchte, die Notwendigkeit des Überfalls in Einklang mit einer von ihm selbst entwickelten mathematischen Konstante in Einklang zu bringen – mit anderen Worten, er bemühte sich um den Beweis, dass es für den Bestand des Universums nötig sei, das Depot auf Xirdell auszurauben. Kurz – in der JACK LONDON war die Welt völlig in Ordnung.

Nur zwei Flibustier fühlten sich nicht ganz wohl. Der eine war Brush Tobbon. Er schmollte, weil es diesmal keinen Kampf Mann gegen Mann geben sollte. Der andere war Pearl »Panika« Simudden, der sich immer tiefer in das mikrotechnische Innenleben des Veratrons hinabwagte. Was er dort fand, gefiel ihm gar nicht. Aber er entdeckte noch immer nichts, was darauf hingewiesen hätte, dass das Veratron alles, was die Flibustier taten, an einen unbekannten Beobachter weiterleitete oder sonst etwas Gefährliches anstellte. So blieb er in dem Labor und arbeitete, anstatt den Anflug auf Xirdell zu genießen und sich nach Flibustierart in Stimmung zu bringen.

Die Stunden vergingen schnell. In der JACK LONDON sah es aus, als feiere man ein Bordfest. Aber der Schein trog. Ein Flibustier hatte es nicht nötig, sich Mut anzutrinken. Wenn trotzdem große Mengen von Alkohol ausgegeben wurden, dann mehr, um die Tradition zu wahren. Als das Schiff ein paar Lichtjahre von Xirdell entfernt in den Normalraum zurückkehrte, um die Lage zu sondieren, befanden sich alle zum Dienst eingeteilten Flibustier auf ihren Plätzen, und sie waren stocknüchtern.

Was man herausfand, war sehr erfreulich. Der Ausguck – so nannte man die Ortungszentrale – meldete, dass es keine Aktivitäten im Raum um Xirdell gab. Das ganze System war wie leergefegt, und auch auf Xirdell war es erstaunlich ruhig, was energetische Impulse betraf.

Panika, der die Durchsagen im Labor mithörte, bekam angesichts dieser Stille eine Gänsehaut. Er roch es förmlich, dass die JACK LONDON in eine Falle flog. Es machte ihn krank, dass niemand an Bord auf ihn hören wollte.

Das Veratron.

Er starrte es an, von hilfloser Wut erfüllt, und am liebsten hätte er das Ding mit Wucht gegen die nächste Wand geworfen. Vielleicht hätte er auf diese Weise tatsächlich etwas herausgefunden, denn bei so einem Ding konnte man nie sicher sein, wie es reagierte.

»Wir setzen den Anflug fort«, kam Kayna Schattens Stimme über den Lautsprecher.

»Kurs liegt an«, meldete Tobbon grollend. Er hatte die Rolle des Piloten übernommen.