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James Luceno

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MILLENNIUM FALKE

Aus dem Englischen

von Andreas Kasprzak & Tobias Toneguzzo

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Die amerikanische Originalausgabe erschien unter dem Titel

»Star Wars™ Millennium Falcon«

bei Del Rey/The Ballantine Publishing Group, Inc., New York.

1. Auflage

Deutsche Erstveröffentlichung Januar 2012

bei Blanvalet, einem Unternehmen der Verlagsgruppe

Random House GmbH, München.

Copyright © 2008 by Lucasfilm Ltd. & ® or ™ where indicated.

All rights reserved. Used under authorization.

Translation Copyright © 2012 by Verlagsgruppe

Random House GmbH, München

Umschlaggestaltung: bürosüd° GmbH, München

Cover Art Copyright © 2008 by Lucasfilm Ltd.

Cover illustration by John Van Fleet

Redaktion: Marc Winter

HS · Herstellung: sam

Satz: omnisatz GmbH, Berlin

ISBN 978-3-641-07774-7

www.blanvalet.de

Es war einmal vor langer Zeit in einer weit, weit entfernten Galaxis …

Einleitung

Als Han das Schiff das erste Mal zu Gesicht bekam, als er zusammen mit Lando auf einer der Permabetonlandeplattformen von Nar Shaddaa stand, einige Jahre, bevor er sich der Rebellenallianz anschloss, sah er in dem ramponierten alten Raumfrachter nicht bloß das, was er war, sondern ebenso all das, was eines Tages womöglich daraus werden würde.

Er starrte das Schiff an wie ein liebeskranker Bengel. Mit großen Augen und weit offen stehendem Mund. Dann versuchte er, sich rasch zusammenzureißen, damit Lando nicht mitbekam, was ihm durch den Kopf ging, und tat das Schiff als Schrotthaufen ab. Doch Lando war kein Narr, und mittlerweile kannte er Han gut genug, um genau zu wissen, was in ihm vorging. Lando, einer der besten Spieler diesseits von Coruscant, wusste, wenn man ihm etwas vormachte. »Es ist schnell«, hatte er mit einem Glitzern in den Augen gesagt.

Daran zweifelte Han nicht.

Schon damals war es leicht, Lando für all das zu beneiden, was er bereits besaß, angefangen mit seinem unverschämten Geschick, wenn es ums Geschäft ging. Doch Glück hatte damit nur wenig zu tun. Lando verdiente dieses Schiff schlichtweg nicht. Er kam ja kaum mit einem Skimmer zurecht, ganz zu schweigen von einem ultraschnellen Raumfrachter, der am besten von zwei fähigen Piloten gesteuert wurde. Er war dieses Schiffs einfach nicht würdig.

Bis dahin hatte Han sich selbst nie als begehrlichen oder habsüchtigen Typen betrachtet, doch mit einem Mal wollte er dieses Schiff mehr, als er in seinem Leben je irgendetwas gewollt hatte. Nach all den Jahren der Knechtschaft und des Umherziehens, nach Beinahekatastrophen und in die Brüche gegangenen Partnerschaften, Liebe da, Liebe weg, in die Akademie aufgenommen, von der Akademie geworfen, selber Opfer ebenso vieler Streiche, die er anderen gespielt hatte … Möglicherweise sah er in diesem Schiff eine Chance auf eine gewisse Beständigkeit.

Als er das Schiff umrundete, immer näher heranging, genoss er den düsteren Anblick, der sich ihm bot. Der alte Raumfrachter übte eine gewaltige Anziehungskraft auf ihn aus, so, wie es zweifellos bei allen gewesen war, die den YT geflogen und der Außenhülle, den Mandibeln und dem mannigfaltigen Technikwald auf der Oberfläche ihren eigenen Stempel aufgedrückt hatten. Er sog den Geruch des Schiffs in seine Nase.

Je eingehender er den Raumfrachter in Augenschein nahm, desto mehr Belege fand er dafür, dass das Schiff immer wieder vor den Verheerungen der Zeit und des Raumflugs bewahrt worden war. Ausgehämmerte Beulen, mit Epoxatal ausgespritzte Risse, Lack, der über Stellen mit kohlschwarzen Brandflecken geschmiert war. Nachgerüstete Bauteile, die mit ungeeigneten Befestigungselementen fixiert oder mit wenig professionellen Schweißnähten gesichert worden waren. Der Raumfrachter war von Rost überzogen, mit Durastahlplatten geflickt, verlor Öl und andere Schmiermittel und starrte vor Dreck. Dieses Schiff hatte viel erlebt, und das lange, bevor Landos glückliches Händchen beim Sabacc es zu seinem Eigentum werden ließ. Doch Han hatte keine Ahnung, in wessen Diensten es gestanden hatte. Kriminelle, Schmuggler, Piraten, Söldner … Gewiss von allem etwas und noch mehr.

Als Lando die Triebwerke hochfuhr, damit Han sie inspizieren konnte, setzte sein Herz einen Schlag lang aus. Und als er wenige Minuten später an den Kontrollen saß, die rasche Reaktion der Sublichttriebwerke auf Steuerbefehle genoss, ordentlich Schub gab und Lando mit seinen Flugmanövern beinahe zu Tode ängstigte, wusste er, dass er vom Schicksal dazu bestimmt war, dieses Schiff zu besitzen. Er würde die Hutts dazu bringen, es für ihn zu kaufen, oder es stehlen, falls er dazu gezwungen war. Er würde eine Rectenna in Militärqualität installieren und die leichten Laserkanonen gegen Vierlingsgeschütze austauschen. Er würde einen ausfahrbaren Repetierblaster in den Bauch des YT einbauen, der bei raschen Fluchten Feuerschutz bot. Zwischen den kastenförmigen Gabeln am Bug würde er ein paar Erschütterungsraketenwerfer anbringen …

Ihm kam keine Sekunde lang in den Sinn, dass er das Schiff von Lando gewinnen würde. Ganz abgesehen davon, dass Lando es dank eines Bluffs verlieren würde.

Den modifizierten SoroSuub zu fliegen, den Chewie und er von Lando gemietet hatten, hatte sein Verlangen nach diesem Schiff nur noch verstärkt. Er malte sich seine Herkunft und die Abenteuer aus, die es erlebt hatte. Ihm wurde bewusst, dass er den YT von Anfang an so akzeptiert hatte, wie er war, dass er Lando nie danach gefragt hatte, wie oder wann das Schiff den Namen Millennium Falke bekommen hatte.

1. Kapitel

CORELLIANISCHE INGENIEURSGESELLSCHAFT – ORBITALFERTIGUNGSANLAGE 7 – 60 JAHRE VOR DER SCHLACHT VON YAVIN

Soly Kantt, dessen Schicht langsam, aber sicher zu Ende ging, ließ seinen Blick träge zwischen der Anzeige des Wandchronos und einer Nachrichtenübertragung im HoloNet hin- und herschweifen. Ein Unentschieden im Schockballspiel zwischen Kuat und Commenor gestern Abend und Konflikte unter den Angehörigen eines raumfahrenden Volks, das als die Mandalorianer bekannt war. Kantt, ein schlaksiger Mensch mit einer Familie auf Corellia und zehn Jahre in diesem Job auf dem Buckel, hatte seine empfindlichen Hände hinter dem Kopf verschränkt und seine Füße mit übereinandergeschlagenen Knöcheln auf die Konsole gelegt, die sein ganz persönliches Reich an Bord von CIG-Orbitalstation 7 darstellte. Auf seinem Schoß lag ein aufgeschlagenes Holozin, und ein halbleerer Becher mit kaltem Kaf stand zusammen mit zwei ganz leeren im Getränkehalter des Sessels. Jenseits der Transparistahlscheibe, die das schimmernde Überwachungsdeck krönte, glitt ein steter Strom von YT-1300-Raumfrachtern dahin – frisch aus der Montagestraße, wenn auch noch nicht lackiert –, die von einer Schar Leitbojen dirigiert wurden, die der kybernetische Vorarbeiter der Fabrik bediente.

Mit seinen fünfunddreißig Metern Länge und einem Frachtvermögen von hundert Tonnen war der YT noch kein Standardjahr in Produktion, doch das hatte genügt, um vom Stand weg zu einem echten Klassiker zu werden. Entworfen mit der Unterstützung von Narro Sienar, dem Besitzer eines der größten Mitbewerber der CIG im Schiffsbaugeschäft, wurde der Raumfrachter als kostengünstige und leicht modifizierbare Alternative zu den wenig anpassungsfähigen Schiffen der YG-Serie beworben. Im Gegensatz zum größten Teil der übrigen Raumschiffpalette der CIG, die als ideenlos galt, besaß der YT-1300 ein gewisses Flair der Zweckmäßigkeit. Einzigartig wurde das Schiff durch seinen untertassenförmigen Kern, an den eine breite Vielfalt von Komponenten angebracht werden konnte, einschließlich eines Auslegercockpits und verschiedener Sensormodule. Standardmäßig wurde das Schiff mit zwei Frontmandibeln ausgeliefert, die das Außenhüllendesign in die Länge streckten, und mit einer neuen Generation von Droidenhirn, das die leistungsstarken Sublicht- und Hyperraumtriebwerke des Schiffs überwachte.

Kantt hatte längst aus den Augen verloren, wie viele YTs an ihm vorbeigezogen waren, seit er vor acht Stunden in den Sicherheitsscanner von Anlage 7 geschaut hatte, doch es mussten doppelt so viele gewesen sein wie letzten Monat. Trotzdem verkaufte sich das Schiff so schnell, dass die Produktionskapazitäten nicht ausreichten, um die Nachfrage zu befriedigen. Kantt stellte seine Füße auf den Boden, streckte die Arme über den Kopf und war gerade dabei, herzhaft zu gähnen, als an der Konsole ein schriller Alarm losging, der ihn schlagartig vollkommen munter werden ließ. Seine blutunterlaufenen Augen schweiften über die zahlreichen Anzeigeschirme an Deck, als ein junger Techniker in einem hellen Overall und mit Komlink-Headset von der Station nebenan herübergeeilt kam.

»Das ist das Kontrollventil bei einem der Betankungsdroiden!«

Kantt schoss in die Höhe und beugte sich über die Konsole, um einen besseren Blick auf die Montagestraße zu haben. Auf einer Seite der Anlage, badend im grellen Glanz einer Scheinwerferreihe, war ein Betankungsdroide noch mit dem Backbordtankstutzen des YTs verbunden, obwohl sich alle übrigen identischen Droiden die schwerelose Fertigungsstraße rauf und runter bereits von den anderen Raumfrachtern abgekoppelt hatten. Kantt wirbelte herum.

»Schalt den Droiden ab!«

Der Techniker, der ruck, zuck an einer der Kontrolltafeln stand, schüttelte seinen kahlrasierten Kopf. »Er reagiert nicht.«

»Betankungsprogramm außer Kraft setzen, Bon!«

»Funktioniert nicht.«

Kantt schwang zur Transparistahlscheibe herum. Der Droide hatte sich nicht vom Fleck bewegt und pumpte vermutlich weiterhin Treibstoff in YT 492727ZED. Der Treibstoff, eine Art flüssiges Metall, der die Raumfrachter bis auf manchmal überwältigende Geschwindigkeiten beschleunigte, hatte von dem Moment an eine Kontroverse ausgelöst, als das Schiffskonzept erstmals vorgestellt wurde. Das war beinahe ein Grund dafür geworden, die gesamte Produktreihe einzustellen.

Kantt ließ seinen Blick auf die Monitorschirme und Anzeigen der Konsole fallen. »Die Treibstoffzellen des YT sind im roten Bereich. Wenn wir diesen Droiden nicht vor dem Hochfahren der Antriebssysteme von diesem Raumfrachter losbekommen …«

»Er sollte sich jetzt abkoppeln.«

Kantt drückte förmlich sein Gesicht gegen die kühle Scheibe. »Er ist weg! Aber dieser YT wird uns trotzdem gewaltige Probleme machen!« Er drehte sich um und lief zur Tür gegenüber derjenigen, durch die Bon hereingekommen war. »Komm mit mir!«

Nacheinander eilten sie durch zwei Überwachungsstationen. Als Drittes kam die Datenspeichersektion, und von dem Moment an, als sie dort hineinstürmten, wusste Kantt, dass sich die Lage zunehmend verschlechterte. Die Dralls, die die Sektion betrieben, drängten sich vor dem Sichtfenster, hüpften aufgeregt auf und ab und schnatterten pausenlos miteinander, ohne auf die Bemühungen der Herzogin des Clans zu achten, die Ordnung wiederherzustellen. Kantt bahnte sich seinen Weg durch die Menge kleiner, pelziger Leiber, um hinauszusehen. Die Situation war sogar noch schlimmer, als er befürchtet hatte. Der YT war jetzt im Testbereich für die Brems- und Höhenregulationsdüsen. Übertankt und damit aus dem Gleichgewicht gebracht, hatte sich das Schiff aus der Reihe gelöst, um mindestens ein Dutzend schwerelose Droiden beiseitezustoßen und umzuwerfen, deren Aufgabe es war, die Reihe der zu montierenden Schiffe in Schach zu halten. Während Kantt zuschaute, brachen noch drei weitere Raumfrachter aus der Reihe aus. Der dafür verantwortliche YT rammte einen davon am Heck, sodass er nach vorn trudelte. Das rotierende Schiff tat dasselbe mit dem Schiff davor, aber in der Gegenrichtung, sodass sich die beiden Schiffe einmal komplett um sich selbst drehten, ehe sich ihre Mandibeln miteinander verhakten und beide gegen die geschwungene Innenhülle der Observationsstation an der Rückseite der Montagestraße donnerten.

Während die Testtriebwerkszündungssequenz weiterging, ruckte der unkontrollierte YT nach Backbord, dann nach Steuerbord, schoss in die Höhe und dann nach unten. Kantt sah gerade lange genug zu, um zu wissen, dass sämtliche Gedanken daran, rechtzeitig zum Abendessen nach Corellia zurückzukehren, soeben in Rauch aufgegangen waren. Wenn er Glück hatte, würde er am Wochenende wieder nach Hause kommen. Kantt und der Techniker überließen es den Dralls, darüber zu streiten, wie sie diesen wirtschaftlichen Verlust für das Unternehmen ausgleichen sollten, und stürmten weiter in die nächste Station, wo eine größtenteils aus Menschen bestehende Gruppe leitender mittlerer Angestellter kurz davor war, sich die Haare auszuraufen. Jeder Einzelne von ihnen sah die Neuankömmlinge um das kleinste bisschen guter Neuigkeiten heischend an.

»Ein Droidenteam ist unterwegs«, sagte Bon. »Kein Problem.«

Kantt warf dem Techniker einen raschen Blick zu und wandte sich an seine Vorgesetzten. »Sie haben ihn gehört. Kein Problem.«

Ein rotgesichtiger Mann, der seine Hemdsärmel bis zu den Ellbogen hochgerollt hatte, starrte ihn düster an. »Ach, meinen Sie wirklich?« Sein Arm schoss vor und zeigte aus dem Sichtfenster. »Dann sehen Sie selbst.«

Kantt hatte noch keinen einzigen Muskel bewegt, als er von zwei anderen gepackt und nach vorn geschleift wurde. Das Droidenteam war tatsächlich vor Ort eingetroffen – ein Quartett von Cybot-Galactica-Greifern, die mit ausgefahrenen Armen und schnappenden Zangen auf den bockenden YT zusteuerten. Allerdings machte der Raumfrachter jeden ihrer Versuche zunichte, an den Triebwerkszugängen anzudocken. Und obgleich die Montagestraße abgeschaltet worden war, drängten sich ein Stück hinter 492727ZED, wo die verschobenen Leitbojen ihren unfreiwilligen Ausflug beendet hatten, ein Dutzend identischer Einheiten auf einem Haufen. Noch schlimmer: Die Kettenreaktion, mit der die Raumschiffe einander gerammt hatten, hatte mehrere Betankungsdroiden von ihren jeweiligen Raumfrachtern geschleudert, und zwei davon befanden sich auf Kollisionskurs.

Kantt drückte die Augen fest zusammen, doch der höllische Lichtblitz, der durch seine Lider stach, verriet ihm einen Teil der Geschichte: Einer oder vielleicht auch beide Droiden waren explodiert. Seine Ohren erzählten ihm den Rest, als eine Gischt geschmolzenen Metalls und Trümmer der Montagestraße gegen die Transparistahlscheibe hämmerten. Überall an den Überwachungsstationen plärrten Alarmsignale los, und von den halbrunden Strukturen, die die Produktionsgasse begrenzten, ergossen sich Ströme aus Feuerlöschschaum in die Tiefe. Ein kollektives, zutiefst gequältes Stöhnen ging durch den Raum, und Kantt sah vor seinem geistigen Auge, wie sich sein Bonus in Luft auflöste, zusammen mit den Ohrringen, die er seiner Frau zum Geburtstag schenken wollte, der Spielkonsole für seinen Sohn, dem Urlaub auf Sacorria, den sie geplant hatten, und die Kiste Gizer-Bier, die er eigentlich zu den Schockball-Finalfeiern beisteuern wollte.

Als Kantt seine Augen öffnete, glaubte er einen Moment lang, der Alptraum sei vorüber, oder falls nicht, dass die Explosion den widerspenstigen YT in ein angesengtes Wrack verwandelt hatte. Doch das Schiff war dem Feuersturm und dem Trümmerhagel nicht bloß entronnen, es war ihm sogar gelungen, sich im Zickzack seinen Weg durch das nachfolgende Chaos zu bahnen, und es näherte sich nun rasch der Sublichttriebwerk-Teststation.

Kantt schüttelte den Kopf, wie um ihn freizumachen, und schlug mit seiner Handfläche auf den Kommunikationsschalter der Konsole. »Wir brauchen eine Mitarbeitermannschaft in Gasse vier, Sublichtteststation – sofort!«

Den Atem einsaugend legte er seine andere Hand auf die Konsole und lehnte sich gerade rechtzeitig vor, um zu sehen, wie ein Stück weiter die Montagestraße entlang ein Notfallschlitten aus einer Vehikelbucht aufstieg. Der Schlitten – kaum mehr als ein von einem Käfig senkrechter und waagerechter Stangen umgebenes Antriebsaggregat – hatte sechs Arbeiter an Bord, die mit gelben Weltraumschutzanzügen, Helmen und Jetpacks ausgestattet waren. Alle trugen ein Sortiment von Schneidbrennern, Hydroschraubenschlüsseln und Hohlladungssprengsätzen bei sich, die allesamt wie Waffen von ihren Gürteln hingen. Einer von Kantts Freunden gehörte dem Team an, der wie die übrigen Mitglieder dieses Trupps für Notfallsituationen lebte. Doch ein abtrünniges Schiff war etwas vollkommen Neues.

Anfangs schien es, als hätte der Schlittenpilot ebenso Schwierigkeiten damit, sich den Flugmanövern des YTs anzupassen, wie die Greiferdroiden zuvor. Die abrupten Rucke und Sprünge des Raumfrachters waren nichts weiter geschuldet als dem unregelmäßigen Aktivieren der Schub- und Höhendüsen, doch es gab Momente, in denen die Flugmanöver Kantt geradezu beseelt vorkamen. Als würde das Schiff dem Schlitten ganz bewusst ausweichen oder sich ein Rennen darum liefern, die Sublichttriebwerk-Teststation vor seinen gefälligeren Raumfrachtergenossen zu erreichen.

Grässliche Gedanken schlichen sich in Kantts Bewusstsein, darüber, was wohl geschehen würde, wenn es ihnen bis dahin nicht gelang, das Schiff unter Kontrolle zu bringen. Würde der übertankte YT sich selbst zu Schlacke verbrennen? Explodieren und dabei die gesamte Montagestraße mitnehmen? Der Anlage einen Vakuumbruch bescheren und zu den Sternen aufbrechen?

Nach und nach passte sich der Schlittenpilot dem Rhythmus der Schubdüsen an, und es gelang ihm, das skelettartige Gefährt neben den YT zu bringen. Die Arbeiter flogen von dem Schlitten ab, landeten auf dem Raumfrachter und verankerten sich mit Magnetklammern und Ansaugbefestigungen auf der Oberfläche. Der YT, der sich auf seinem Heck aufrichtete wie ein wilder Acklay in einer Tiershow, schien sich nun alle Mühe zu geben, sie abzuschütteln. Doch langsame und stetige Bemühungen erlaubten es einem der Arbeiter, den Außenhüllenzugang auf dem Rücken des Schiffs zu erreichen und im Innern des Raumfrachters zu verschwinden. Als das geschah, stimmten die leitenden Angestellten einen Jubel an, von dem Kantt betete, dass er nicht zu vorschnell sei.

Erst als das Schiff ruhiger wurde, stellte er fest, dass er den Atem angehalten hatte. Jetzt ließ er ihn in einem langen, tiefen Seufzen entweichen und wischte sich mit dem Hemdsärmel den Schweiß von der Stirn. Der Jubel ging in erleichtertes Rückenklopfen und schnelle Wortwechsel über, wie die Montagestraße so schnell wie möglich wieder zum Laufen gebracht werden könne. Angesichts des Umstands, dass die Warteliste für den YT von Tag zu Tag länger wurde, musste die Produktion erhöht werden. Urlaube würden gestrichen werden. Überstunden würden zur Norm werden.

Kantt und Bon verweilten nicht länger, wo sie waren.

»Aus Feuer geboren«, sagte der Techniker, als sie durch die Station der Dralls eilten. »Dieser YT«, fügte er hinzu, als Kantt ihm einen Blick zuwarf. »Wenn das gerade keine Heldengeburt war, dann weiß ich nicht, was sonst. Wann hat es so was schon mal gegeben?«

Kantt zog ein Gesicht. »Es ist bloß ein Raumfrachter, Bon. Einer von hundert Millionen.«

Bon grinste. »Wenn du mich fragst, eher einer unter hundert Millionen.«

2. Kapitel

CORUSCANT – WÄHREND DER SCHLACHT VON CORUSCANT – 19 JAHRE VOR DER SCHLACHT VON YAVIN

»Dieses Schiff muss man einfach lieben«, sagte Reeze.

»Der Vogel weiß, worauf es ankommt, keine Frage.«

Jadak zog den Raumfrachter zwischen einem corellianischen Transporter und einem Santhe/Sienar-Passagierschiff hindurch, ehe er YT 492727ZED auf die Seite rollte, um an dem Transporter vorbeizuziehen und weiterhin auf den vorderen Teil der Gruppe zuzusteuern. Reeze schaltete die Lautsprecher im Cockpit auf stumm, damit sie sich nicht das Gefluche der Piloten und Navigatoren anhören mussten, die sich über sie Luft machten.

»Vielleicht überlassen sie es uns nach dieser Mission.«

»Hoffen darf man immer«, meinte Jadak.

»Zehn Jahre lang haben wir unseren Kopf riskiert, Tobb. Für so was sollte es ein Gesetz geben.«

»Das sollte es vielleicht, aber es gibt keins. Abgesehen davon versuche ich bloß, dabei zu helfen, die Galaxis auf Kurs zu halten. Was hast du für eine Ausrede?«

»Wie ich dir schon sagte, will ich, dass dieses Schiff uns gehört.«

Beide Piloten waren Menschen, Jadak ein bisschen größer und zwanzig Jahre jünger, mit hellerer Haut und einem gestutzten Vollbart, der sein quadratisches Kinn betonte. Reeze wurde an den Schläfen schon grau, aber seine Augen waren scharf, und er war fit wie ein Sportler. Das Letzte, womit sie auf Coruscant gerechnet hatten, war ein Verkehrsstau, doch der Separatistenangriff auf die galaktische Hauptstadt war so vollkommen unerwartet gewesen, dass nahezu alle im Anflug die Auswirkungen zu spüren bekamen. Einige waren rechtzeitig eingetroffen, um die HoloNet-Meldung über Kanzler Palpatines Entführung mitzubekommen und Zeuge zu werden, wie die republikanischen Kreuzer der Doppelbogen-Flotte in den Realraum heimkehrten. Gemeinsam mit den Kreuzern der Heimatflotte war es den gewaltigen Schiffen der Venator-Klasse erfolgreich gelungen, die Schlacht auf die äußeren Bereiche von Coruscants Atmosphäre beschränkt zu halten. Einige geschickte Piloten hatten es geschafft, ihre Schiffe aus dem Gefecht herauszumanövrieren und wieder in den Hyperraum zu springen. Doch Zehntausende anderer Vehikel – Raumschiffe aller Größen, Bauart und Bestimmung – hielten weiterhin an der Frontlinie stand, warteten darauf, dass die Schlacht auf die eine oder andere Weise zu Ende ging, sodass sie entweder weiter auf Coruscant vorrücken oder in den Äußeren Rand fliehen konnten.

»Selbst wenn sie das täten«, fuhr Jadak fort. »Wie könnten wir uns die Betriebskosten leisten?«

»Indem wir dieselben Jobs erledigen wie jetzt auch. Aber für den Privatsektor.«

»Gewinnbringende Arbeit?«

»Auf jeden Fall Arbeit. Ich bin nicht so wählerisch wie du.«

Jadak runzelte die Stirn. »Ich habe zu viele Schmuggler kennengelernt. Deren Leben ist auch nicht das, was Holodramen daraus machen.«

Reeze lachte bellend. »Dieses hier auch nicht.«

Jadak hatte den YT zu einer Position dirigiert, von wo aus sie einen Panoramablick auf die Schlacht hatten. Mehr ein Schlagabtausch denn koordiniertes Gefecht, boten die großen Schiffe einander die Stirn. Purpurne Striche der Vernichtung pulsten zwischen ihnen, während Staffeln aus ARC-170-, Tri- und Geierdroiden-Jägern in einem wilden Durcheinander umhersausten. Als Kulisse der Schlacht diente Coruscant selbst. Die funkelnden Stadtringe des Planeten waren hier und da verwüstet, wo Abwehrschutzschilde durchbrochen oder Schiffe zu Boden gekracht waren. Die Republik warf alles in die Waagschale, was sie aufzubieten hatte, und Count Dookus Konföderation Unabhängiger Systeme hatte nicht viel mehr zu verlieren als einen Cyborg-General und eine Droidenarmee.

Reeze pfiff überrascht. »Sitze in der ersten Reihe beim Untergang der Zivilisation, so wie wir sie kennen.«

»So schlimm wird’s vermutlich nicht werden. Aber umso mehr Grund für uns, unsere Fracht abzuliefern.«

»Das sagst du.« Reeze schaute aus dem kreisrunden Sichtfenster des YT hinaus. »Ich denke, wir könnten Schwierigkeiten bekommen, es in einem Stück nach unten zu schaffen. Einen Haufen Schwierigkeiten, um genau zu sein, und das Wort Laserkanone spielt bei allen davon eine gravierende Rolle.«

Jadak schwang in seinem Sessel herum. »Wir dürfen nicht zu spät kommen, Reeze. Sie sagten, die Sache sei wichtig.«

Reeze reagierte mürrisch. »Zu spät kommen … Das sind hier eindeutig die Zauberworte. So wie in: Reeze Duurmun ging drauf, weil er partout nicht zu spät kommen wollte.«

»Ich werde allen sagen, dass du als Held gestorben bist.«

»Was … und du überlebst?« Reeze starrte seinen Freund an und lachte dann. »Ja, vermutlich wirst du das.«

Jadak schwang sich nach vorn. »Schau mal, was du über das Kampfnetz empfangen kannst.«

Reeze stülpte das Headset über seine Ohren und tippte einen Code in die Kommunikationskonsole ein. Er lauschte einen Moment lang dem Kom-Geschnatter, ehe er seinen Hals reckte, um etwas weiter an Steuerbord zu studieren. Dann rief er auf einem der Anzeigeschirme der Instrumententafel eine neue Ansicht der Schlacht auf. Er tippte mit seinem Zeigefinger gegen den Bildschirm, um auf das Symbolprofil eines großen Schlachtkreuzers mit einem turmgleich erhöhten Observationsdeck achtern und einer Auslegerbrücke zu deuten.

Jadak las die alphanumerischen Daten unter dem Symbol. »Was sehe ich mir hier an?«

»Die Unsichtbare Hand

»General Grievous’ Flaggschiff.«

»Dort haben sie Palpatine gefangen gehalten.«

»Gefangen gehalten? Tun sie das jetzt nicht mehr?«

Reeze schüttelte den Kopf. »Die Jedi haben ihn gerettet. Kenobi und Skywalker. Aber die drei sind immer noch an Bord.«

Jadak zog den YT in eine rasche Drehung, um ihren Ausblick zu verbessern. In mittlerer Entfernung beharkte ein republikanischer Kreuzer das Mittschiff der Unsichtbaren Hand, wo ihr verlängerter Bug auf den bauchigen Heckbereich traf. Vielleicht war das ein Vergeltungsschlag für den Schaden, den die Flakgeschütze der Unsichtbaren Hand dem Republikschiff zugefügt hatten. Jadak warf einen Blick auf den Monitor.

»Sieht aus, als sei dem Kapitän der Guarlara bislang noch nicht zu Ohren gekommen, dass sich der Kanzler an Bord befindet.«

»Vielleicht stören sie das Kom-Signal. Oder möglicherweise kümmert es ihn auch nur nicht.«

Jadak blickte finster drein. »Palpatines Tod würde genauso viele Probleme schaffen, wie er lösen würde.«

Einige Sekunden lang verfolgten die beiden Männer schweigend, wie die Guarlara dem Separatisten-Flaggschiff mit wiederholten Breitseiten ihrer Laserkanonen zusetzte, um klaffende Löcher in die Außenhülle zu reißen und feurige Explosionen auszulösen, die sich vom Vordersteven der Unsichtbaren Hand bis zum Heck ausbreiteten. Jadak konnte sich nicht vorstellen, dass der kybernetische Grievous den Angriff überleben würde, ganz zu schweigen von Palpatine und seinen Rettern, ganz gleich, ob die Macht nun mit ihnen war oder nicht. Als das Flaggschiff nichts mehr weiter einstecken konnte, neigte es sich nach vorn, wurde dann ein Opfer der Schwerkraft und begann einen langsamen Abstieg in die Atmosphäre von Coruscant.

»Das Schiff wird auf dem Planeten aufschlagen«, stellte Jadak fest.

»Und fällt bereits auseinander. Ich wette zwei zu eins, dass es nicht mal die Hälfte des Wegs bis nach unten schafft.«

»Die Wette halte ich.«

Eine Hand um den Steuerknüppel geschlossen, kitzelte Jadak den internen Kompensator und ließ den YT vorwärts schießen. Niemand versuchte, sie daran zu hindern, sich ins Herz des Mahlstroms zu stürzen. Wenn sie so versessen darauf waren, zu einem weiteren Opfer des Gefechts zu werden, war das ihre Angelegenheit.

»Wir könnten zumindest versuchen, ein Ausweichmanöver zu fliegen, weißt du«, meinte Reeze, eine Hand um die Armlehne des Sessels gekrampft.

Jadak konterte mit einem Kopfschütteln. »Die Seps haben den Rest des Planeten mit einer Raumblockade abgeriegelt. Unsere beste Chance ist hier, hinter dem ausbrechenden Heck der Unsichtbaren Hand

Reeze warf Jadak einen Blick zu. »Wir folgen ihr nach unten?«

»Sagen wir lieber: Wir folgen ihr rein

Reeze nickte. »Reingehen soll mir recht sein.«

»Selbst wenn das bedeutet, eine Wette zu verlieren?«

»Selbst dann.«

Wenn sie im »Windschatten« der Unsichtbaren Hand zur Oberfläche fliegen wollten, mussten sie das Schiff erst einmal erreichen. Das bedeutete, sich einen Weg zwischen den unzähligen Fregatten und Kanonenbooten hindurch zu bahnen, die ihnen in die Quere kamen, den Raumfrachtern auszuweichen, die weiterhin aus den Bäuchen der KTW-Trägerschiffe und den geschwungenen Armen der riesigen neimoidianischen Lucrehulk-Schiffe strömten, und dem Turbolaserbeschuss zu entgehen, der viel zu nah im All vorbeizischte. Doch sie zweifelten keine Sekunde lang daran, dass der YT dieser Aufgabe gewachsen war. Das Schiff hatte sie noch nie im Stich gelassen, und es gab keinen Grund zu der Annahme, dass es das ausgerechnet jetzt tun würde.

Der YT, der für die Freund-oder-Feind-Analysten der Kriegsschiffe, an denen sie vorübersausten, eine unbekannte Größe war, wurde für alle miteinander zu einem Gelegenheitsziel. Da sie selbst keinerlei Geschütze besaßen, mussten sich Jadak und Reeze auf die bemerkenswerte Geschwindigkeit und die beinahe übernatürliche Wendigkeit des Raumfrachters verlassen. Sie trieben das Schiff an seine Leistungsgrenze, flogen korkenziehergleich durch wogende Wolken von Sternenjäger-Luftkämpfen und vollführten Drehungen und Wenden, die man eigentlich besser Jedi-Abfangjägern überließ als einem vierzig Jahre alten leichten Raumfrachter – selbst wenn er so hochgerüstet und verbessert war wie der YT. Die Energie, die nicht vom Sublichtantrieb des YTs benötigt wurde, verschlangen die Deflektorschilde, strapaziert von jedem Streifschuss, den das Schiff abbekam.

Sie schossen hinter einem von Coruscants gewellten Orbitalspiegeln hervor und beeilten sich, sich hinter die brennende, auseinanderbrechende Hülle zu setzen, die von dem Separatisten-Flaggschiff noch übrig war, dessen stumpfer Bug sich in einer Geste der Kapitulation gen Coruscant neigte. Die überanspruchte Panzerung glühte tiefrot, und schorfige Bruchstücke lösten sich von der Außenhülle wie bei einer Monarschlange, die ihre Schuppen verlor.

»Die Rettungskapseln des Kreuzers sind fort«, sagte Reeze.

Jadak vergrößerte die Vorderansicht des Schiffs. Die Hände fest um den Steuerknüppel geschlossen, während der YT im Slalom durch eine Trümmerwolke von Bruchstücken und Bauteilen sauste, verfolgte Jadak entsetzt, wie das Kriegsschiff seine Flugrichtung änderte und auf den Regierungsdistrikt des Planeten zusteuerte. Die Unsichtbare Hand würde abstürzen, das war gewiss, aber es war offensichtlich, dass jemand immer noch das Kommando führte und entschlossen war, das Schiff runterzubringen, indem die Bremsflügel ausgefahren und bei Bedarf die Außenluken eingesetzt wurden, um zu verhindern, dass das Schiff in der Atmosphäre verbrannte.

»Skywalker?«, fragte Reeze.

»Jedenfalls bezweifle ich, dass es Palpatine ist – es sei denn, er besitzt Fähigkeiten, die er bislang für sich behalten hat.«

Hunderte von Kriegsschiffen, die zu groß waren, um von Coruscants Artillerie und Raketen ausgelöscht zu werden, hatten den Schutzschirm durchbrochen und die Stadtlandschaft mit Kratern übersät. Allerdings war offensichtlich, dass die Geschützmannschaften, die ohnehin nicht viel auszurichten vermochten, angewiesen worden waren, die Unsichtbare Hand passieren zu lassen, was wiederum die Chancen des YT erhöhte, auf dem Planeten zu landen. Alles, was sie tun mussten, war, nah genug an dem Schiff dranzubleiben, um nicht entdeckt zu werden, aber weit genug davon weg, um nicht selbst in Flammen aufzugehen.

Jadak hatte seine Hand am Schubdüsenregler, als der gesamte Heckbereich der Unsichtbaren Hand in einer Masse brennender Wrackteile wegbrach und davontrudelte. Nur Reezes Ausweichmanöver in letzter Sekunde verhinderte, dass der YT atomisiert wurde. Genauso schnell drehte Jadak den Raumfrachter auf die Seite und brachte sie mit einer Fassrolle aus der Gefahrenzone. Doch der Trümmerhagel, der gegen die Schutzschilde schlug, war schlimmer als alles, durch das sie zuvor geflogen waren, und all den Alarmsignalen nach zu urteilen, die die Instrumententafel von sich gab, hätten die Deflektoren ebenso gut in den letzten Zügen liegen können.

Ohne Vorwarnung drehte der YT scharf bei. Nur das Sicherheitsgeschirr des Kopilotensitzes verhinderte, dass Reeze auf Jadaks Schoß landete. Auf der Konsole leuchteten Statusanzeigen auf, und ein weiterer Alarmchor erfüllte das Cockpit.

»Das Bremstriebwerk an Backbord hat einen üblen Treffer abbekommen«, erklärte Jadak, als er den YT wieder zurück auf Kurs brachte. »Wir sehen uns das an, sobald wir unten sind.«

Reeze schmiegte sich in das Geschirr. »Der ewige Optimist.«

»Einer in diesem Cockpit muss das ja sein.«

Ungeachtet des Umstands, dass die Hälfte der Masse des Schlachtschiffs inzwischen ans Weltall verloren war, gelang es demjenigen, wer immer das Kommando über die Unsichtbare Hand hatte, den Rumpf weiterhin nach vorn zu steuern, um einen kontrollierten Absturz hinzulegen, vermutlich auf einer der alten, ausgehärteten Landebahnen im Regierungsdistrikt. Mit heulenden Repulsoren folgte der YT dem Schiff in die Tiefe, verlor an Höhe und Geschwindigkeit. Doch als sie bloß noch zwanzig Kilometer vor sich hatten, tauchten auf der Gefahrenanzeige Symbole auf, und der Annäherungsalarm heulte los. Jadak sah ganze Schiffsgeschwader heranschwirren, die der Unsichtbaren Hand zu Hilfe eilten.

»Feuerlöschschiffe«, sagte Reeze. »Und ein paar Klonjäger.«

»Zeit, uns rar zu machen.«

»Wir haben diesen Autorisierungscode …«

»Den heben wir uns lieber für ein andermal auf, wenn wir ihn wirklich brauchen. Schalte um auf Geländeverfolgung.«

»Eine schnelle Planetenumrundung gefällig?«

»Dafür haben wir keine Zeit.«

Jadak warf einen Blick auf die Topografieanzeige und drehte dann aus dem Fahrwasser des Schlachtschiffs ab. Die Hauptschubdüsen protestierten, und gewaltige Hitzewellen schlugen ihnen entgegen. Zwei der Klonjäger nahmen die Verfolgung auf, gaben aber schließlich auf und drehten ab, um sich der Unsichtbaren Hand anzuschließen, die sich rasch der Landebahn näherte.

Der YT glitt nach Westen, über den Raumhafen-Tower und den Jedi-Tempel, dann weiter über die Hüttenstadt, durch Säulen ölig schwarzen Rauchs, der aus Absturzkratern aufwallte und von Bränden emporstieg, die sich in einigen der weiter außerhalb gelegenen Distrikte ausbreiteten.

»Sieht aus, als hätten die Fremdweltler-Sektoren das meiste abgekriegt«, sagte Reeze.

»Eine Menge Leute versuchen schon seit Jahrzehnten, diese Slums loszuwerden.«

»Gehört Grievous jetzt zur Liga der Stadterneuerungslobbyisten?«

»Warum nicht?«

Jadak hatte die vernarbte Landebahn noch nie so verwaist gesehen. Doch unter den Notfallfahrzeugen und Polizeikreuzern befanden sich auch von Klonen geflogene ARC-170-Jäger bei der Verfolgung von Eindringlingen, bis der Ausnahmezustand wieder aufgehoben wurde. In der Zeit, die es kostete, den YT auf Kurs zu bringen, hatte der Raumfrachter das Interesse mehrerer Sternenjäger geweckt.

»Ungefähr zwanzig Geschützstellungen haben uns ins Visier genommen«, meinte Reeze.

»Aktivier das Kom!«

»YT-dreizehnhundert«, sagte jemand über Subraumfunk, »identifizieren Sie sich und nennen Sie uns Ihren Bestimmungsort!«

»Hier spricht die Sternengesandte von Ralltiir«, sagte Jadak in Richtung des Mikrofons. »Unser Ziel ist der Senatskomplex.«

»Der Luftraum rings um den Senat ist gesperrt. Falls Sie einen Autorisierungscode besitzen, übermitteln Sie ihn jetzt. Andernfalls weisen wir Sie an kehrtzumachen. Die Missachtung dieser Aufforderung wird mit tödlicher Gewalt geahndet.«

Jadak nickte Reeze zu. »Nur zu.«

Reeze schwang in seinem Sessel herum und tippte einen Code in die Kom-Tafel.

»Übermittle Autorisierung.«

»Sternengesandte«, sagte dieselbe Stimme einen Moment später, »Sie haben Landefreigabe für das Senatsgebäude.«