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Markus Dallmann

Berlin
mit Potsdam

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Titelfoto: Michael Iwanowski

Alle anderen Farbabbildungen: siehe Bildnachweis Seite 339
Lektorat und Layout: Lucia Rojas, Köln
Karten: Klaus-Peter Lawall, Unterensingen
Titelgestaltung: Point of Media, www.pom-online.de
Redaktionelles Copyright, Konzeption und deren ständige Überarbeitung: Michael Iwanowski

Alle Rechte vorbehalten. Alle Informationen und Hinweise erfolgen ohne Gewähr für die Richtigkeit im Sinne des Produkthaftungsrechts. Verlag und Autor können daher keine Verantwortung und Haftung für inhaltliche oder sachliche Fehler übernehmen. Auf den Inhalt aller in diesem ebook erwähnten Internetseiten (sog. „Links“) Dritter haben Autor und Verlag keinen Einfluss. Eine Haftung dafür wird ebenso ausgeschlossen wie für den Inhalt der Internetseiten, die durch weiterführende Verknüpfungen damit verbunden sind.

ebook-Produktion:
Bookwire GmbH, Frankfurt/Main

ISBN epub: 978-3-86457-070-4

Inhalt

Berlin – offene Stadt

1. STADT UND LEUTE

Berlin in Kürze

Zahlen, Daten, Fakten

Naturraum und Landschaft

Wirtschaft und Bevölkerung

Geschichte

6.–17. Jh.: Von den Anfängen bis zur Kurfürstlichen Residenz Brandenburg-Preußens

1701–1870: Aufstieg Preußens zur Großmacht

1871–1918: Deutsches Kaiserreich, Gründerzeit und Industriemetropole

1918–33: Weimarer Republik und die „Wilden Zwanziger“

1933–45: Nationalsozialismus, Krieg und Kapitulation

1945–89: Geteilte Stadt, Kalter Krieg und Berliner Mauer

1945–49: Einrichtung der Sektoren und Luftbrücke • 1949–89: Zweimal Berlin • 1989: Mauerfall •

1989–2012: Wende, Wiedervereinigung, Neue Metropole

Kunst und Kultur

Museen und Gedenkstätten

Die Museumsquartiere • Herausragende Museen • Spezialmuseen • Gedenkstätten •

Galerien

Literatur

Theater, Oper, Klassik

Festivals und Events

Stadtentwicklung und Architektur

Mittelalterliche Kaufmannssiedlung

Barocke Residenzstadt Berlin

Klassizismus und erste Welle der Gründerzeit

Kaiserzeit, Wilhelmismus, Historismus

Weltstadt Berlin und Zentrum Neuen Bauens

Nationalsozialismus und Herrschaftsarchitektur

Nachkriegszeit, Visionen, Systemkonkurrenz

Mauerbau und zweimal Berlin

Neue Hauptstadt Berlin

2. BERLIN ALS REISEZIEL

Allgemeine Reisetipps von A-Z

Das kostet Sie der Aufenthalt in Berlin

3. BERLIN ENTDECKEN

Tourenvorschläge

Mitte

Redaktionstipps

Historisches Berlin

Spaziergang durch das Historische Berlin • Reisepraktische Informationen Historisches Berlin

Neues Berlin

Spaziergang durch das Neue Berlin • Reisepraktische Informationen Neues Berlin

Spandauer Vorstadt und alter Norden

Spaziergang Spandauer Vorstadt und alter Norden • Weitere Ziele in Spandauer Vorstadt/Altem Norden • Reisepraktische Informationen Spandauer Vorstadt/Alter Norden

Großer Tiergarten und Umgebung

Spaziergang durch Tiergarten- und Hansaviertel • Weitere Ziele im Tiergarten

Moabit

Huttenkiez • Reisepraktische Informationen Tiergarten, Hansaviertel, Moabit

Wedding und Gesundbrunnen

Spaziergang entlang der Panke zum Humboldthain • Reisepraktische Informationen Wedding/Gesundbrunnen

Charlottenburg-Wilmersdorf

Redaktionstipps

Die City West

Spaziergang durch die City West • Reisepraktische Informationen City West

Charlottenburg

Spaziergang durch Alt-Charlottenburg • Weitere Ziele in Charlottenburg • Reisepraktische Infos Charlottenburg

Villenkolonie Grunewald

Spaziergang durch die Villenkolonie Grunewald • Reisepraktische Informationen Villenkolonie Grunewald

Olympiapark Berlin

Spaziergang durch den Olympiapark Berlin • Reisepraktische Informationen Olympiapark Berlin

Friedrichshain-Kreuzberg

Redaktionstipps

Kreuzberg

Spaziergang durch den „zahmen“ Kreuzberger Westen • Weitere Ziele im Kreuzberger Westen • Reisepraktische Infos Kreuzberg/Bergmannkiez • Spaziergang durch das „wilde“ Kreuzberg • Reisepraktische Infos Kreuzberg SO 36

Friedrichshain

Spaziergang durch Samariter- und Boxhagener Kiez • Reisepraktische Informationen Samariter- und Boxhagener Kiez • Weitere Ziele in Friedrichshain • Reisepraktische Informationen Bötzowviertel und Karl-Marx-Allee • Spaziergang rund um die Oberbaumbrücke • Reisepraktische Informationen Oberbaumbrücke und Wrangelkiez

Pankow

Redaktionstipps

Prenzlauer Berg

Spaziergang durch den Prenzlauer Berg • Reisepraktische Informationen Prenzlauer Berg

Pankow

Spaziergang durch Pankow • Weitere Ziele in Pankow • Reisepraktische Informationen Pankow

Weißensee

Jüdischer Friedhof Weißensee • Spaziergang im Komponistenviertel • Reisepraktische Informationen Weißensee

Lichtenberg

Redaktionstipps

Viktoriastadt (Kaskelkiez)

Spaziergang zur Rummelsburger Bucht • Reisepraktische Informationen Viktoriastadt

Hohenschönhausen

Gedenkstätte Hohenschönhausen • Mies-van-der-Rohe-Haus und Spaziergang rund um Ober- und Orankesee • Reisepraktische Informationen Hohenschönhausen

Weitere Ziele in Lichtenberg

Stasi-Museum • Zentralfriedhof Friedrichsfelde • Tierpark und Schloss Friedrichsfelde • Deutsch-Russisches Museum

Marzahn-Hellersdorf

Redaktionstipps

Alt-Marzahn

Gärten der Welt

Gründerzeitmuseum im Gutshaus Mahlsdorf

Treptow-Köpenick

Redaktionstipps

Treptow

Spaziergang durch den Treptower Park • Reisepraktische Informationen Treptow

Köpenick

Spaziergang durch Alt-Köpenick • Reisepraktische Informationen Alt-Köpenick

Wanderung um den Müggelsee

Reisepraktische Informationen Müggelsee

Neukölln

Redaktionstipps

Rixdorf

Spaziergang durch Rixdorf

Kreuzkölln/Reuterkiez

Von der Schokoladenfabrik zur Rütli-Schule • Sehitlik-Moschee und Islamischer Friedhof • Reisepraktische Informationen Rixdorf und Kreuzkölln

Britz

Hufeisensiedlung • Schloss Britz • Reisepraktische Informationen Britz

Tempelhof-Schöneberg

Redaktionstipps

Schöneberg

Spaziergang durch Schöneberg • Weitere Ziele in Schöneberg • Reisepraktische Informationen Schöneberg

Friedenau

Tempelhof

Flughafen und Tempelhofer Freiheit • Schwerbelastungskörper • „Nazi-Kirche“ und Versöhnungsgemeinde • Notaufnahmelager Marienfelde

Steglitz-Zehlendorf

Redaktionstipps

Steglitz und Dahlem

Unterwegs in Steglitz • Botanischer Garten Dahlem • Museumszentrum Dahlem • Reisepraktische Informationen Steglitz und Dahlem

Grunewald

Vom Grunewaldturm auf den Teufelsberg • Vom Schlachtensee zum Brücke Museum • Reisepraktische Informationen Grunewald

Wannsee

Ostseefeeling am Strandbad Wannsee • Heitere Villa, düstere Villa, Alsen und ein Löwe • Pfaueninsel und westliches Wannseeufer • Sacrow • Klein Glienicke, Glienicker Brücke, deutsche Teilung • Reisepraktische Informationen Wannsee

Spandau

Redaktionstipps

Spandauer Altstadt

Spaziergang vom Bahnhof zur Zitadelle • Reisepraktische Informationen Spandau

Reinickendorf

Redaktionstipps

Tegel

Spaziergang durch Tegel • Reisepraktische Informationen Tegel

4. POTSDAM

Geschichtlicher Überblick

Potsdam entdecken

Redaktionstipps

Spaziergang von der barocken Innenstadt bis nach Sanssouci

Freundschaftsinsel • Alter Markt • Neuer Markt • Über den Bassinplatz zum Holländischen Viertel • Die Brandenburger Straße zum Brandenburger Tor

Schlosspark Sanssouci

Schloss Sanssouci • Historische Mühle • Orangerieschloss • Krongut Bornstedt • Weitere Ziele im Park Sanssouci

Neuer Garten, Pfingstberg, Alexandrowka

Neuer Garten • Pfingstberg • Alexandrowka

Park Babelsberg

Reisepraktische Informationen Potsdam

5. ANHANG

Stichwortverzeichnis

Bildnachweis

Weiterführende Informationen zu folgenden Themen

Berliner Lebenswelten

Preußische Könige

Deutsche Kaiser

Die Berliner Mauer

Die wichtigsten Veranstaltungen und Events

Ein Erlebnis nicht nur für U-Bahn-Fans

Tränenpalast

Checkpoint Charlie

Stolpersteine

Zoologischer Garten

Lietzensee

Friedhof Heerstraße

Schweinebäuche

Charlotte von Mahlsdorf

Kladow

Filmpark Babelsberg

Verzeichnis der Karten

Historische Mitte

Neues Berlin

Spandauer Vorstadt und Alter Berliner Norden

Rund um den Großen Tiergarten

City West

Alt-Charlottenburg und Schloss

Villenkolonie im Grunewald

Olympiagelände

Kreuzberg-Westen

Wildes Kreuzberg

Friedrichshain – Samariter- und Boxhagener Kiez

Rund um die Oberbaumbrücke

Prenzlauer Berg

Pankow

Viktoriastadt

Hohenschönhausen

Treptower Park

Alt-Köpenick

Müggelsee

Neukölln

Britz

Schöneberg

Steglitz/Dahlem

Grunewald/Wannsee

Spandau-Altstadt

Tegel

Potsdam

Berlin Liniennetz Bahn

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Berlin – offene Stadt

Mehr als 20 Jahre nach der Wiedervereinigung übt die deutsche Hauptstadt eine ungebrochene Anziehungskraft auf Besucher und Zuzügler aus aller Welt aus. Man staunt darüber, was innerhalb der letzten Jahre geleistet wurde und in welch rasantem Tempo die Stadt ihr Gesicht verändert hat. Wer einmal hier war, ist fasziniert vom lebendigen und offenen Berliner Flair – und möchte wiederkommen.

Im Sommer 1988, als ich nach Berlin (West) kam und mich binnen kurzer Zeit in die geteilte und geschundene Stadt verliebt hatte, wies nichts auf den Mauerfall hin, welcher sich anderthalb Jahre später, im November 1989, ereignen sollte. Und doch war sie da, diese stille, tiefe Sehnsucht, sich Berlin ohne Mauern vorzustellen – insbesondere aufgrund der Verwandten und Freunde sowie zahlreicher Streifzüge auf der Ostseite. Was dann eintrat, übertraf die kühnsten Fantasien: Mauerfall, Wiedervereinigung, Hauptstadtumzug – die Ereignisse überschlugen sich und man konnte förmlich den Atem der Geschichte spüren. Heute bietet die größte deutsche Metropole ihren Besuchern – gleich welche Interessen sie verfolgen, welcher Generation sie angehören und wie prall ihr Geldbeutel gefüllt ist – eigentlich alles. Ob Kulturliebhaber, Geschichtsinteressierte, Party-People, Shopping-Süchtige, Architekturfans – wer hier nicht auf seine Kosten kommt, ist selber schuld.

Dieser Reiseführer soll all denen eine Orientierungshilfe geben, die neben den klassischen Highlights noch andere spannende Ecken und Kieze kennenlernen möchten. Die Tipps reichen von angesagten Szenebezirken wie Prenzlauer Berg oder Kreuzberg über Kostbarkeiten wie spektakuläre Villen in Grunewald oder verträumte Dorfanlagen bis zu kompakten Altstädten oder Industrieromantik im Wedding. Wer Entspannung, gute Luft und Erholung sucht, wird in den schnell erreichbaren herrlichen Seen- und Waldlandschaften von Havel und Spree fündig. Entdecken Sie Ihr ganz persönliches Berlin und tauchen Sie ein in das unbeschränkte Lebensgefühl dieser facettenreichen Metropole.

image So geht‘s

Im Kapitel Stadt und Leute (ab S. 10) erhalten Sie einen Einblick in Geschichte und andere Aspekte des Reiseziels. Die Gelben Seiten geben Allgemeine Reisetipps von A-Z (ab S. 51) für die Reisevorbereitung und den Aufenthalt, einschließlich einer Auswahl an Unterkünften, nach Stadtteilen geordnet (ab S. 72). In den Grünen Seiten (ab S. 89) wird kurz aufgelistet, was Sie der Aufenthalt in Berlin kostet. Im anschließenden Reiseteil (ab S. 92) erhalten Sie bei den jeweiligen Beschreibungen der Stadtviertel detailliert Auskunft über Sehenswürdigkeiten mit Adressen und Öffnungszeiten, Touren und Stadtrundgänge sowie Reisepraktische Informationen zu Essen und Trinken, Ausgehen, Einkaufen etc. Informationen zu Potsdam gibt es ab S. 313. Ein ausführliches Register im Anhang (ab S. 335) gibt Ihnen die Möglichkeit, schnell den gesuchten Begriff zu finden. Über Kritik, Anregungen und Verbesserungsvorschläge freuen wir uns: info@iwanowski.de.

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Berlin in Kürze

Zahlen, Daten, Fakten

Bedeutung Hauptstadt und größte Stadt Deutschlands sowie Bundesland (Stadtstaat)
Fläche 892 km2, das ist mehr als München, Frankfurt und Leipzig zusammen. Die größte Ost-West-Ausdehnung beträgt 45 km, von Nord nach Süd 38 km.
Stadtgrenze 234 km lang; Berlin ist gänzlich vom Land Brandenburg umgeben
Einwohner über 3,5 Mio., dazu rund 1 Mio. im Brandenburger Umland
Verwaltung 12 Bezirke mit 95 Ortsteilen
Höhe über NN 34–60 m. Höchste Berge sind der Große Müggelberg und der Teufelsberg mit je 115 m.
Höchstes Gebäude Der Fernsehturm ist mit 368 m das höchste deutsche Bauwerk.
Heiß & kalt Die heißeste Tag war der 12. Juli 2010 mit 38,2 °C, der kälteste der 5. Februar 2012 mit −20 °C.
U-Bahn/S-Bahn: Die älteste U-Bahn Deutschlands (1902) umfasst heute ein Netz von 146 km und 173 Bahnhöfen. Die längste Linie ist die U7 von Rudow nach Spandau mit 32 km und 59 Min. Fahrtdauer. Die S-Bahn kommt auf 256 km mit 133 Bahnhöfen (ohne Umland).
Längste Straße Adlergestell in Treptow-Köpenick: 12 km schnurgeradeaus
Kürzeste Straße Die Eiergasse im Nikolaiviertel misst 16 m.
Wasserstraßen Flüsse, Seen und Kanäle ergeben 200 km schiffbare Wasserwege.
Ausgehen rund 4650 Restaurants, 900 Kneipen, 200 Bars und Clubs
Religion 21,5 % evangelisch, 9,3% katholisch, 8% Muslime
Studierende rund 160.000 Studenten an 37 Universitäten und Hochschulen

Naturraum und Landschaft

Im Nordosten Deutschlands auf der gleichen geografischen Breite wie Warschau und Amsterdam gelegen, ist Berlin komplett vom Land Brandenburg umgeben und nur 75 km entfernt von der polnischen Grenze. Die Entstehung der natürlichen Gegebenheiten geht auf die jüngste Eiszeit vor 20.000 Jahren zurück, während der sich beim Abschmelzen der skandinavischen Eisschichten das Berliner Urstromtal formte. In diesem liegt heute die Berliner Innenstadt, in Ost-West-Richtung von der Spree durchflossen. Nördlich und südlich davon schließen sich die beiden Hochebenen Barnim und Teltow an, an deren Hanglagen Bezirke wie Pankow, Kreuzberg oder Neukölln entstanden. An manchen Stellen kann man sogar die „enormen“ Höhenunterschiede von 20–25 m spüren, wie auf der Methfesselstraße entlang des Kreuzbergs (s. S. 180) oder auf dem Weinbergsweg (s. S. 123, Spandauer Vorstadt) in Richtung Prenzlauer Berg. Gut erkennen kann man die Höhenkante des Barnim ganz ohne Bebauung bei Mahlsdorf westlich des Gründerzeitmuseums (s. S. 248, Köpenick). Weite Aussichten ergeben sich von den mit jeweils 115 m höchsten Erhebungen Berlins: dem Teufelsberg im Grunewald (s. S. 292) und den weiter südöstlich gelegenen Müggelbergen (s. S. 257, Köpenick).

Berlin ist eine sehr grüne Stadt: 40 % des Stadtgebiets bestehen aus Wäldern, Parks, sogar Landwirtschaftsflächen und 75.000 Schrebergärten der Berliner „Laubenpieper“. Dazu kommen etwa 400.000 Straßenbäume. Nachdem sich die Spree 45 km durch Berlin geschlängelt hat, mündet sie bei Spandau in die Havel, deren Flusslauf herrliche Seenlandschaften bildet wie den Tegeler See im Nordwesten oder den Wannsee im Südwesten. Der größte See mit 743 ha ist der Müggelsee im Südosten. Insgesamt gibt es in Berlin 200 km schiffbare Wasserwege.

Die Beschaffenheit des Berliner Bodens entspricht der eher sandigen und humusarmen „märkischen Streusandbüchse“. Abgesehen von Fundstücken aus vergangenen Zeiten, wie Skeletten aus dem Mittelalter oder Blindgänger-Bomben aus dem Zweiten Weltkrieg, gibt es keine nennenswerten Bodenschätze. Der mitunter bedenklich hohe Grundwasserspiegel sorgt für das Phänomen blauer oder pinkfarbener Röhren im Berliner Stadtbild, in denen bei größeren Baumaßnahmen das Wasser abgepumpt wird.

imageHinweis
Das aus dem Grundwasser gewonnene Trinkwasser ist von sehr guter Qualität, unterliegt ständigen Kontrollen und lässt sich bedenkenlos trinken.

Wirtschaft und Bevölkerung

Nach Krieg und Mauerbau hatten viele bedeutende Firmen ihren Sitz in die ehemalige Bundesrepublik verlagert. Westberlin wurde zur hochsubventionierten „verlängerten Werkbank“, während in Ostberlin die Planwirtschaft regierte. Seit der Wiedervereinigung hat Berlin einen Strukturwandel vom ehemaligen Industriestandort zum modernen Dienstleistungszentrum vollzogen. Zunächst kam es zu dramatischen Einbrüchen in der Industrie und zum Verlust von 260.000 Arbeitsplätzen. Die Arbeitslosenquote erreichte 2005 mit 19 % ihren Höchststand und lag im Sommer 2012 bei 12,2 % mit weiter sinkender Tendenz (Bundesdurchschnitt 6,8 %). Größtes Problem ist nach wie vor die hohe Armut der Berliner – fast ein Viertel beziehen Transferleistungen. So ist Berlin die einzige Hauptstadt mit einer niedrigeren Wirtschaftsleistung als der Landesdurchschnitt.

Dennoch ist die Industrie weiterhin eine der tragenden Wirtschaftssäulen, insbesondere bei der Elektrogüter- und Kraftmaschinenproduktion sowie als Hersteller der Pharmabranche. Viele neue Jobs entstanden in den Branchen IT, Kommunikation und Umwelt sowie in der Kultur- und Kreativindustrie und im Tourismussektor. So wurden 2011 in über 760 Hotels 9,8 Mio. Gäste und 22,3 Mio. Übernachtungen registriert. Damit steht Berlin nach London und Paris an dritter Stelle in Europa. In der Kreativindustrie arbeiten 160.000 Beschäftigte und erwirtschaften dabei 22 Mrd. € jährlich. Der Künstleranteil ist zweieinhalb mal so hoch wie im Bundesdurchschnitt – die „Lange Nacht der Museen“ ist eine Berliner Erfindung. Zudem gilt Berlin mit seinen Forschungszentren und neuen Technologieparks als wichtiger Wissenschaftsstandort. Täglich werden in der Stadt ca. 120 Firmen neu gegründet. Für aufstrebende Firmen gehört Berlin zu den wichtigsten Trendmetropolen weltweit und gilt als europäisches „Mekka der Start-up-Kultur“.

Gleichwohl verdienen die Berliner deutlich weniger als die Frankfurter oder Münchner, allerdings sind hier auch die Lebenshaltungskosten niedriger. So liegen die Durchschnittsmieten bei ca. 7,60 €/m2, aber die Suche nach erschwinglichem Wohnraum wird immer schwieriger. In begehrten Wohnlagen werden Mieten bis zu 18 €/m2 gezahlt.

In Berlin lebt fast die ganze Welt, zumindest 184 Nationen. Die rund 900.000 Berliner mit Migrationshintergrund (mit oder ohne deutschen Pass) stammen zu jeweils ein Drittel aus der Türkei/Nahost, aus Europa und aus dem Rest der Welt. Größte Nationalität sind Türken (200.000), gefolgt von Polen (100.000) und Russen (50.000). Es herrscht ein Kommen und Gehen – gerade auch innerhalb der deutschen Bevölkerung: Seit der Wende sind 1,8 Mio. (!) Menschen zugezogen – aus dem Rheinland, aus dem Norden, aus Schwaben … Zudem gibt es jährlich ca. 350.000 Umzüge innerhalb Berlins. So erfindet sich diese Stadt immer wieder neu.

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Berliner Lebenswelten

Wo die Berliner wohnen: Kreative, Reiche, Arme, Bürgerliche, Proletarier – ein Überblick

Berlin ist eine sehr vielfältige Stadt, in der die unterschiedlichsten Menschen ihre kleine Heimat oder ihre kulturelle Gemeinschaft finden, ohne sich vom großen Ganzen abzukoppeln. Anpassungsdruck wie in anderen Städten gibt es hier nicht. Der traditionellen Einwandererstadt Berlin ist es egal, wie man ist. Oder ob man überhaupt da ist. Für Manche mag die Stadt zu groß, zu laut und zu anonym sein. Anderen gibt genau diese Größe etwas Beruhigendes und erzeugt ein Gefühl ungeahnter Freiheit, so zu leben, wie man möchte. Doch die scheinbare Bindungslosigkeit macht in den Stadtvierteln Halt. Der Berliner liebt seinen Kiez und verlässt ihn ungern. So kann es passieren, dass Grundschüler im wohlbehüteten Frohnau erstmalig im Rahmen eines Wandertags die Berliner Innenstadt besuchen. Oder eine „Reisegruppe“ aus Zehlendorf eine Stadtrundfahrt nach Kreuzberg unternimmt. Wie bunte Mosaiksteine bilden eine Vielzahl von Stadtvierteln das knapp 900 km2 große „Gebilde Berlin“.

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In Kreuzberg gibt es Zöpfchen für jeden, der mag

In der Berliner Innenstadt, die von der Ringbahn (S41 und S42) umfahren wird, lassen sich grob drei Lebenswelten charakterisieren.

a) In der Neuen Mitte (Bereich Hackescher Markt, Prenzlauer Berg, Friedrichshain, Kreuzberg) leben zumeist Kreative, innovative Aufsteiger, junge Familien und Studenten. Sie lieben die urbane, lebendige, weltoffene und tolerante Atmosphäre. Zuwanderer und Ausländer sind willkommen, es herrscht ein politisch „grünes“ Klima. Im früheren Arbeiterquartier Prenzlauer Berg findet man heute die höchste deutsche Geburtenquote an Akademikerkindern. An Helmholzplatz und Kollwitzstraße stehen die Chancen gut, Prominenten über den Weg zu laufen. Viele Zugereiste, die sich den Prenzlauer Berg nicht leisten können, bezeichnen das preisgünstigere Friedrichshain als das „echte“ Berlin. Hier kann es gelegentlich auch etwas derber zugehen. Gepiercte Mütter und rücksichtslose Radfahrer auf Bürgersteigen sind keine Seltenheit. Angesagt sind Boxhagener Platz und Simon-Dach-Straße. Der frühere Westberliner Bezirk Kreuzberg ist zweigeteilt. Während rund um die Bergmannstraße der „Veredelungsprozess“ à la Prenzlauer Berg weit vorangeschritten ist, bestimmen im „wilden“ und ärmeren Kreuzberg die inzwischen Alteingesessenen das Stadtbild: Das sind sowohl die Nachkommen der türkischen Einwanderer als auch die linke Alternativszene als „Nachfahren“ der Hausbesetzerszene der 1980er-Jahre. Man kennt sich und kommt gut miteinander aus. Weniger respektvoll dagegen sind die unendlichen Schmierereien an den Hauswänden, die mit echter Graffitikunst oder Street Art nichts zu tun haben. Wichtiges Zentrum ist der Heinrichplatz auf der Oranienstraße.

b) Die Arme Mitte (Moabit, Wedding, Neukölln-Nord) wird geprägt von hoher Arbeitslosigkeit, hohem Migrantenanteil mit türkisch-arabischem Hintergrund und einer sichtbaren Armut. Dennoch hält der gefahrlose Spaziergang durch die großen und gut erhaltenen Altbauquartiere ungeahnte Überraschungen bereit. So gilt der Neuköllner Bereich Maybachufer/Friedelstraße mit seinen Galerien und Kneipen als jüngstes Szeneviertel und wird aufgrund der Nähe zu Kreuzberg als Kreuzkölln bezeichnet.

c) Die traditionell großbürgerliche Westliche Mitte (Charlottenburg, Wilmersdorf, Schöneberg) wird bestimmt von hohem Lebensstandard und großstädtischem Flair in liberal-konservativem Milieu. Ein beliebter Treffpunkt ist z. B. der Ludwigkirchplatz in Wilmersdorf oder der Schöneberger Szenekiez rund um den Winterfeldtplatz mit seinem herrlichen Wochenmarkt (Mi + Sa).

Außerhalb der Innenstadt werden Ost-West-Mentalitäten stärker spürbar.

d) Im früheren Ostberlin gibt es zwei Lebenswelten: Die großen Plattenbaugebiete der ehemaligen DDR-Mittelschicht (Lichtenberg, Marzahn) erscheinen nach außen eher ungemütlich, haben aber einen guten Wohnstatus und oft günstige Mieten. Eher ältere Bewohner, Kulturleute und Familien leben in den ruhigen grünen Lagen von Pankow, Weißensee, Treptow und Köpenick.

e) Kleinbürgerliches Westberlin findet sich am ehesten in Reinickendorf und Spandau, wo von jeher ein gewisses Misstrauen gegenüber Groß-Berlin vorherrscht. Das höchste Durchschnittsalter findet man im gediegenen bürgerlichen Süden (Tempelhof, Steglitz, Neukölln-Süd). Im reichen Südwesten (Westend, Grunewald, Zehlendorf) sind Einkommen und Lebensstandard am höchsten. Gelegentlich können rund um den Schlachtensee joggende Prominente angetroffen werden.

Geschichte

Berlin ist jung – und das nicht erst seit dem Zusammenwachsen als alte und neue deutsche Hauptstadt. Im Mittelalter eine eher unbedeutende Kaufmannssiedlung, stieg Berlin als Residenz der preußischen Herrscher allmählich auf. Erst ab der zweiten Hälfte des 19. Jh. katapultierte sich die Stadt mit ihrem rasanten Anwachsen in nur wenigen Jahrzehnten zu einer europäischen Metropole. Doch im Gegensatz zum technischen Fortschritt und zu wissenschaftlichen Glanzleistungen gehörten die politischen Verhältnisse zu den rückständigsten in Europa. Mietskasernen und Industrieschlote, Hochkultur und Paläste, Vorreiter der Avantgarde in den Goldenen Zwanzigern, Zentrum der NS-Diktatur, Mauerstadt im Kalten Krieg – wie keine andere Stadt spiegelt Berlin die deutsche Geschichte mit all ihren Widersprüchen, historischen Brüchen und Neuanfängen wider.

6.–17. Jh.: Von den Anfängen bis zur Kurfürstlichen Residenz Brandenburg-Preußens

6.-9. Jh. Im Urstromtal des Berliner Raums zwischen den Hochebenen Barnim und Teltow siedeln Slawen (Heveller und Sprewanen). Vermutlich, aber ungesichert, ist der Name „Berlin“ slawischen Ursprungs (brlo = Sumpf, Morast).
1134–70 Albrecht der Bär aus dem Haus der Askanier wird Markgraf in Brandenburg, vertreibt den slawischen Fürsten Jaxa und gründet 1157 die Mark Brandenburg. Die deutsche Besiedelung beginnt. Di erste urkundliche Erwähnung von Spandau ist 1197, die von Köpenick 1209.
1237 Cölln auf der Spreeinsel wird urkundlich erwähnt. Das Jahr gilt als offizielles Gründungsdatum Berlins, obwohl der Ort erst 1244 erwähnt wird. Cölln und Berlin bilden am Mühlendamm einen Handelsknotenpunkt, ab 14. Jh. eine Doppelstadt mit gemeinsamem Rathaus. Später setzt sich der Name „Berlin“ durch.
1415 Nach den Askaniern wird Burggraf Friedrich von Nürnberg zum ersten Kurfürsten der Mark Brandenburg. Damit beginnt die über 500-jährige Dynastie der Hohenzollern, die mit der Abdankung 1918 endet.
1539 Kurfürst Joachim II. nimmt in der Spandauer Nikolaikirche das Abendmahl nach lutherischem Ritus ein. Die Reformation gelangt nach Berlin.
1618 Kurfürst Johann Sigismund erbt das Herzogtum Preußen (= Ostpreußen), was als Geburtsstunde des territorial getrennten Brandenburg-Preußens gilt.
1618–48 Der Dreißigjährige Krieg ist ein schwerer Rückschlag. Kaiserliche und schwedische Truppen verwüsten die Mark, die Zahl der Einwohner Berlins sinkt von 12.000 auf 6000.
1640–88 Unter Kurfürst Friedrich Wilhelm, auch der Große Kurfürst genannt, erlebt das vom Krieg verödete Land einen wirtschaftlichen Aufschwung. Durch seine Heirat mit der Holländerin Luise Henriette von Oranien kamen niederländische Fachleute und modernisierten Handel und Gewerbe. Seine Einwanderungspolitik und religiöse Toleranz („Toleranzedikt“ von 1685) führen zur Ansiedlung reicher Juden aus Wien und der in Frankreich verfolgten protestantischen Hugenotten. Handwerk, Kunst und Kultur florieren. Außenpolitische und militärische Erfolge wie der Sieg über die Schweden bei Fehrbellin (1675) ebnen den weiteren Aufstieg Brandenburg-Preußens. Berlin lässt der Kurfürst durch eine Festung sichern und gleichzeitig entlang der Lindenreihe nach Westen erweitern. Die Schlösser von Oranienburg, Köpenick und Potsdam werden zu Nebenresidenzen. Berlin hat 20.000 Einwohner.

1701–1870: Aufstieg Preußens zur Großmacht

ab 1701 In Folge der Krönung des Kurfürsten Friedrich I. zum preußischen König setzt eine rege Bautätigkeit ein und lässt im Verlauf der nächsten 150 Jahre das Schönste und Beste der Preußischen Architektur vom Barock bis Klassizismus unter Schlüter, Knobelsdorff und Schinkel entstehen. Gleichzeitig strömen immer mehr Menschen nach Berlin.
ab 1732 Unter dem Soldatenkönig werden Böhmische Glaubensflüchtlinge in Rixdorf (Neukölln) angesiedelt.
1740–86 Regierungszeit des berühmtesten Preußenkönigs, Friedrich II., auch Friedrich der Große genannt.
ab 1816 Maschinenbau und Dampfschifffahrt läuten das Industriezeitalter ein, wohingegen politische Reformen unterbleiben.
1848 Die Revolution endet in Berlin mit dem Einmarsch preußischer Truppen.

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Preußische Könige

Friedrich I., der Schiefe Fritz, 1701–13,
und seine Frau Sophie Charlotte

Der Sohn des Großen Kurfürsten krönt sich in Königsberg zum ersten König in Preußen. Auch wenn der Titel formal nur für das Herzogtum gilt, wird im Laufe der Jahre das gesamte Territorium von Brandenburg-Preußen als Preußen bezeichnet und das alte Herzogtum als Ostpreußen. Friedrich I., von Natur aus klein und verwachsen, eifert den barocken Herrschern Europas nach – und will repräsentieren.

Vergoldetes Brustbild Friedrichs I. am Eingang zum Zeughaus

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Dazu gehören eine prunkvolle Hofhaltung und eine glanzvolle königliche Residenz mit Zeughaus und Schloss. Südlich der Linden entsteht die Friedrichstadt mit ihrem heute noch erkennbaren, schachbrettartigen Straßenraster inklusive der Querachse Friedrichstraße. Auch Kunst und Wissenschaft werden mit eigenen Akademien gefördert. Unterstützt von Königin Sophie Charlotte gründet der Universalgelehrte Leibniz die Akademie der Wissenschaften. Die weltoffene Königin hält einen eigenen Hof im Schloss Lietzenburg (ab 1705 Charlottenburg), wo sie namhafte Gelehrte und Philosophen um sich sammelt.

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Blick vom Park auf das Schloss Charlottenburg

Friedrich I. hinterlässt seinem Nachfolger einen immensen Schuldenberg. Alleine die pompöse Hofhaltung, verwaltet von korrupten Staatsdienern, verschlingt Unsummen. Immer absurdere Abgaben wie Salz-, Perücken- oder Jungfernsteuer werden erhoben.

1709 werden Cölln, Berlin, Friedrichswerder, Dorotheenstadt und Friedrichstadt zur Königsstadt Berlin zusammengefasst, die Einwohnerzahl ist auf 55.000 gestiegen.

Friedrich-Wilhelm I., der Soldatenkönig, 1713–40

Im Gegensatz zu seinen Eltern verachtet der Thronfolger höfischen Prunk und Eitelkeit, aber auch feine Lebensart, Kunst und Kultur. Sofort nach Regierungsübernahme streicht er die üppigen Ausgaben am Hof auf ein Minimum zusammen. Selbst die „Brandenburgischen Konzerte“ von Johann Sebastian Bach können nicht aufgeführt werden, weil das Orchester aufgelöst ist. Das barock aufgedonnerte Europa staunt – im neuen preußischen Beamtenstaat dürfen keine Schulden mehr gemacht werden. Sich selbst bezeichnet der calvinistisch geprägte König „als Finanzminister und Feldmarschall des Königs von Preußen“. Einnahmen werden investiert in Manufakturen und Domänen. Gewinne gehen in die Armee, die am Ende seiner Amtszeit das viertgrößte Heer in Europa stellt. Gleichschritt, harter Drill und die unbedingte Pflichterfüllung sind seine Maxime. In der Familie gilt er als brutaler Haustyrann, unter dem besonders der Kronprinz zu leiden hat. Einzige kostspielige Marotte ist die Leibgarde der aus ganz Europa rekrutierten „Langen Kerls“, die er in Potsdam um sich schart.

Er führt die allgemeine Schulpflicht ein, reformiert das Justizwesen und gründet 1726 die Charité in Berlin. Die Friedrichstadt wird ausgebaut, die alte Festung abgerissen und das Stadtgebiet ab 1734 mit einer neuen Zollmauer über das Doppelte erweitert. Gleichzeitig sollen damit die Soldaten vom Desertieren abgehalten werden. Wie seine Vor- und Nachfahren verfolgt er eine „Peuplierung“ des bevölkerungsarmen Preußens, u. a. durch die Ansiedlung von Religionsflüchtlingen aus Salzburg und Böhmen. 1740 leben in Berlin 90.000 Einwohner.

Friedrich II., Friedrich der Große oder der Alte Fritz, 1740–86,

Ein seinem Vater Friedrich Wilhelm I. völlig konträrer Charakter ist der feinsinnige und künstlerisch begabte Thronfolger. Nach der gescheiterten Flucht 1730 vor dem brutalen Vater entgeht der junge Friedrich nur knapp dem Todesurteil, während sein Vertrauter Katte vor seinen Augen in der Festung Küstrin hingerichtet wird. Noch als Kronprinz verbringt er glückliche Jahre auf Schloss Rheinsberg, umgeben von Freunden und Künstlern, Literatur und Philosophie. So schafft er sofort nach der Thronbesteigung die Folter ab, gebietet die religiöse Toleranz und möchte alle Untertanen glücklich machen: „Jeder soll nach seiner eigenen Fasson glücklich werden.“ Er schafft die „Langen Kerls“ ab und fördert nach Kräften Kultur und Wissenschaften. Seine auf väterlichen Befehl geheiratete Frau Elisabeth „kann er nicht lieben“ und schickt sie ins „Exil“ nach Schönhausen (Pankow). Befreundet mit Voltaire, Moses Mendelssohn und Friedrich Nicolai, macht er Berlin zum Zentrum der Aufklärung. Die ersten literarischen Salons entstehen. Er setzt die Siedlungs- und Wirtschaftspolitik des Vaters fort und versteht sich als „erster Diener im Staat“. Europa ist vom intellektuellen und kunstsinnigen König beeindruckt.

Doch noch im Jahr seines Regierungsantritts wirft er alle friedliebenden Pläne über den Haufen und erobert kühn das zum Haus Habsburg gehörende Schlesien. Weitere Schlesienkriege erfolgen, bis er 1763 den siebenjährigen Mehrfrontenkrieg gegen „die drei Weyber“ Maria Theresia (Österreich), Elisabeth (Zarin Russlands) und Madame de Pompadour (Mätresse in Frankreich) nur knapp und unter riesigen Verlusten gewinnt. Damit steigt Preußen neben Österreich, Frankreich, Russland und Großbritannien zur fünften Großmacht in Europa auf.

Berlin wird ausgebaut. Das Forum Friedericianum Unter den Linden, die Kuppelbauten am Gendarmenmarkt und Schloss Bellevue entstehen, der Tiergarten wird für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht, die KPM (Königliche Porzellan Manufaktur) wird gegründet. Friedrich residiert zunächst im Schloss Charlottenburg, ab 1747 in seinem Rokokoschloss Sanssouci (sans souci = ohne Sorge) auf dem künstlichen Weinberg in Potsdam. In diesem Traum von einer heilen Welt treffen Freunde und Geistesgrößen zusammen und erleben den König beim Querflötespielen. Friedrich liebt die französische Kultur und Sprache, ist aber blind gegenüber Lessing, Goethe, Herder und Kant. „Lieber lasse ich mir von einem Pferd etwas vorwiehern als von einer deutschen Opernsängerin“. Schon zu Lebzeiten eine Legende mit widersprüchlichem Charakter, verbringt er seine letzten Lebensjahre einsam und verhärtet als Alter Fritz in Sanssouci und stirbt im damals hohen Alter von 74 Jahren. Am Ende seiner Regentschaft ist Berlins Bevölkerung auf 150.000 Einwohner angewachsen.

Friedrich Wilhelm II., der Dicke Lüderjahn, 1786–97

Friedrich II. hinterlässt keine Kinder und so geht die Krone an seinen Neffen. Im Gegensatz zu seinem Vorgänger verfolgt der mystisch-abergläubische Friedrich Wilhelm II. keine aufklärerischen Gedanken. Der französischen Revolution 1789 begegnet er mit Verschärfung der Zensur. Gleichwohl lässt er Werke von Lessing und Schiller – selbstverständlich in Deutsch – aufführen. Die Salonkultur hat Hochkonjunktur: In den Wohnräumen meist junger, jüdischer Damen treffen sich Intellektuelle, Künstler und Literaten zum Gedankenaustausch – darunter Adelige und Bürgerliche genauso wie Christen und Juden. 1791 wird das Brandenburger Tor eingeweiht – ohne Feier und Parade. Erst später wird es zum nationalen Symbol. Der König selbst ist lebenslustig und triebhaft. Obwohl zweimal verheiratet, gehört seine wahre Liebe der Mätresse Wilhelmine Encke. Außerdem besucht er die zahlreichen Bordelle. Nach dem „Lusthaus-Erlass“ von 1795 dürfen Prostituierte nicht mehr auf der Straße arbeiten, sondern ausschließlich in Freudenhäusern, von denen allein in Berlin 54 gezählt werden. Berlin hat 157.000 Einwohner.

Friedrich Wilhelm III., der Scheue, 1797–1840, Traumpaar Friedrich und Luise

Der Nachfolger Friedrich Wilhelms II. empfindet eine tiefe Abneigung gegen die Sittenlosigkeit am Hof seines Vaters. Verheiratet aus echter Liebe, gelten Luise von Mecklenburg-Strelitz und Friedrich Wilhelm III. beim Volk als Traumpaar. Von Natur aus schüchtern und wortkarg scheut der König trotz Französischer Revolution weitreichende Reformen. So besiegt Napoleon 1806 vernichtend die veralteten preußischen Armeen und die königliche Familie flieht nach Königsberg. Der Versuch Luises, Napoleon milde zu stimmen, ist vergeblich, macht sie aber zur Königin der Herzen. Preußen verliert die Hälfte seiner Gebiete und muss hohe Zahlungen leisten.

1809/10 halten endlich die Reformen des Freiherrn vom Stein und Staatskanzler Hardenbergs Einzug: Preußen erhält eine neue Finanz-, Städte- und Bildungsordnung, die Leibeigenschaft der Bauern wird aufgehoben, Gewerbefreiheit wird garantiert und Juden werden fast gleichberechtigt. Scharnhorst und Gneisenau reformieren das Heer und Wilhelm von Humboldt gründet die Friedrich-Wilhelm-Universität (ab 1949 Humboldt-Universität). Nach der Völkerschlacht bei Leipzig 1813 wird Napoleon besiegt und Preußen erhält mit dem Wiener Kongress 1815 seine Territorien wieder zurück.

Während der Obrigkeitsstaat mit seiner reaktionären Politik und Pressezensur die versprochene Verfassung unterdrückt, läuten ab 1816 der Maschinenbau und die Dampfschifffahrt die industrielle Entwicklung ein. Borsig gründet 1837 seine erste Fabrik in der Chausseestraße, 1838 verbindet die erste preußische Eisenbahnlinie Berlin mit Potsdam. Unter dem Einfluss Karl Friedrich Schinkels entsteht ein neues, klassizistisches Stadtbild durch Bauten wie Neue Wache, Altes Museum und Schauspielhaus am Gendarmenmarkt. In Berlin erfolgen große Stadterweiterungen im Norden sowie im heutigen Kreuzberg. 1840 beträgt die Einwohnerzahl über 300.000.

Friedrich Wilhelm IV., der Romantiker auf dem Thron, 1840–58

Als Friedrich Wilhelm IV. die unter seinem Vater verfolgten Demagogen wie Turnvater Ludwig Jahn rehabilitiert, werden liberale Hoffnungen auf wirkliche Reformen geweckt. Bereits als Kronprinz von Kunst und Literatur begeistert, zeigt sich der König jedoch den gewaltigen Herausforderungen der Industrialisierung nicht gewachsen. Während 1844 der schlesische Weberaufstand als erste Proletarierbewegung zur Landflucht nach Berlin führt, flüchtet er in seine romantischen Architekturträume. Zusammen mit Schinkel, Stüler und Persius sowie dem Gartenarchitekten Lenné verwirklicht er die Museumsinsel und die arkadischen Landschaften um Potsdam, beides heute Weltkulturerbe. Unter dem Druck der Märzrevolution 1848 kündigt er eine konstitutionelle Monarchie an. Ab 1850 gilt das ungerechte Dreiklassenwahlrecht, welches erst mit der Novemberrevolution 1918 abgeschafft wird. Da der kinderlose Monarch von Depressionen und Schlaganfällen geplagt wird, übernimmt 1858 sein Bruder die Regierungsgeschäfte.

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Friedrich Wilhelm IV.: Reiterstandbild vor der Alten Nationalgalerie

Als neue Wasserstraße wird 1850 der Landwehrkanal eingeweiht. 1856 beginnt man mit dem Bau städtischer Wasserleitungen und dem ersten Wasserwerk. Berlin zählt 500.000 Einwohner und wächst rasant an.

1871–1918: Deutsches Kaiserreich, Gründerzeit und Industriemetropole

1871 Berlin wird Hauptstadt des Deutschen Reiches und avanciert somit zum politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Zentrum. In der bereits auf 900.000 Einwohner angewachsenen Metropole kommt es nun zu einer wahren Bevölkerungsexplosion. Um die Kernstadt mit großen Banken, Verwaltungsgebäuden und Kaufhäusern wächst ein enormer Ring von Vororten (Moabit, Wedding, Prenzlauer Berg, Friedrichshain, Kreuzberg, Neukölln). Gleichzeitig entsteht am Kurfürstendamm der Neue Westen des Großbürgertums.
1877 Berlin hat über 1 Mio. Einwohner.
ab 1879 Siemens baut die erste E-Lok der Welt. Gründung der Technischen Universität. 1880 gibt es bereits neun Fernbahnhöfe. 1883 gründet Rathenau die AEG. 1884 werden 18 Markthallen eröffnet.
1891 Erste Gleitflüge Otto Lilienthals in Lichterfelde. Im Jahr darauf fährt das erste private Automobil in Berlin und 1898 wird das erste Autorennen durchgeführt.
1894 Das Reichstagsgebäude ist nach zehn Jahren Bauzeit vollendet.
1895 Erste Kinovorführung im Wintergarten.
1898 Gründung der Berliner Sezession durch Max Liebermann.
1902 Erste U- und Hochbahn von Warschauer Brücke bis Knie (Ernst-Reuter-Platz).
1905 Berlins Einwohnerzahl überschreitet die 2-Mio.-Grenze.
1914 Beginn des Ersten Weltkriegs.
1916/17 Hungerwinter und Volksspeisungen. Karl Liebknecht wird als Kriegsgegner verhaftet. Es folgen Massenstreiks in Munitionsfabriken.

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Deutsche Kaiser

Wilhelm I. und Otto von Bismarck, 1858–88

Wilhelm I. löst seinen erkrankten Bruder auf dem Thron ab – eine Rolle, auf die der 61-jährige nicht vorbereitet ist. Noch war er als verhasster Scharfmacher gegen die Märzrevolution 1848 in Erinnerung. Als die liberale Mehrheit im Abgeordnetenhaus seine geplante Heeresvergrößerung ablehnt, beruft er 1862 den hochbegabten und skrupellosen Otto von Bismarck zum Ministerpräsidenten. Das Parlament ignorierend verfolgt Bismarck zielstrebig die Einigung Deutschlands unter preußischer Führung. Nach siegreichen Kriegen gegen Dänemark, Österreich und Frankreich wird 1871 im Spiegelsaal von Versailles das Deutsche Kaiserreich proklamiert, kurz darauf die Siegessäule gebaut. Wilhelm I. wird Kaiser und Bismarck Reichskanzler. Die Aufhebung der Zollschranken und die Reparationszahlungen Frankreichs führen zu einem rasanten Bau- und Gründungsboom: Fabriken, Bahnhöfe, Bürgerhäuser und riesige Wohnquartiere schießen aus dem Boden.

Während der erzkonservative Bismarck als „Eiserner Kanzler“ die deutsche Innen- und Außenpolitik maßgeblich bestimmt, wird Kaiser Wilhelm I. in Zeiten stürmischer Industrialisierung eher als Fels in der Brandung wahrgenommen. Insbesondere nach dem Überleben zweier Attentate genießt er hohe Popularität. Für die immensen städtebaulichen Aufgaben der wachsenden Millionenmetropole Berlin indes hat er kein Gespür.

Wilhelminische Ära unter „S.M.“ Wilhelm II., 1888–1918

1888 gilt als das „Dreikaiserjahr“. Nach dem Tod des 91-jährigen Monarchen Wilhelm I. besteigt der bereits unheilbar an Kehlkopfkrebs erkrankte Sohn Friedrich III. den Thron und stirbt nach 99 Tagen. Dessen Sohn Wilhelm II. übernimmt mit neuem Schwung die Regierung, entlässt wegen politischer Differenzen Reichskanzler Bismarck und hebt das repressive Sozialistengesetz auf. Er begeistert sich für Technik (Autos, Flugzeuge, Schiffe) und fördert die Wissenschaft mit der Gründung der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft in Dahlem (Max-Planck-Institut). In der Kunst zeigt er sich extrem konservativ und verunglimpft moderne Strömungen wie die Berliner Sezession als „Rinnsteinkunst“. In seiner leidvollen Kindheit (verkrüppelter Arm) ewig von den Eltern kritisiert, umgibt sich „S.M.“ (= Seine Majestät) nun mit devoten Politikern und inszeniert sich selbst mit übersteigertem Nationalismus: „Ich führe euch herrlichen Zeiten entgegen“.

Wie sein Großvater zeigt er kein Gespür für das wild wuchernde Berlin mit seinen elenden Massenquartieren, Industriekomplexen und Geschäftspalästen. Einzig der Kirchenbau soll der „Verwahrlosung der Massen“ entgegenwirken – und die Monarchie vor einer Arbeiterrevolte schützen. Als Schirmherrin des evangelischen Kirchenbauvereins lässt Kaiserin Auguste Victoria, im Volksmund „Kirchenjuste“, ab 1890 über 40 Kirchen in Berlin errichten, darunter die Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche.

Die fatale Außenpolitik Wilhelms II. verprellt die Großmächte und lässt Deutschland in den Ersten Weltkrieg (1914–18) schlittern. Bald muss er die oberste Heeresleitung an Paul von Hindenburg abtreten und wird zuletzt auch politisch ausgeschaltet. In der Novemberrevolution 1918 wird er zur Abdankung gezwungen und flieht ins niederländische Exil. Damit ist die Herrschaft der Hohenzollern beendet.

1918–33: Weimarer Republik und die „Wilden Zwanziger“

1918 9. November: Rivalisierende Ausrufung der Republik durch Philipp Scheidemann (SPD) und Karl Liebknecht (linke SPD, Spartakusbund). Friedrich Ebert werden die Regierungsgeschäfte übertragen. Ende des Ersten Weltkriegs. Die Novemberrevolution führt zur Abdankung des Kaisers.
1919 15. Januar: Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht, Gründer der KPD, werden von Freikorps-Offizieren verschleppt und ermordet.
Verabschiedung der ersten demokratischen Verfassung, die wegen der Revolutionsunruhen in Weimar in Kraft gesetzt wird.
Frieden von Versailles: Deutschland muss hohe Reparationen zahlen.
1920 Entstehung der Einheitsgemeinde Berlin: sieben Großstädte, 59 Gemeinden und 27 Gutsbezirke werden eingemeindet. Auf einen Schlag erhöht sich die Einwohnerzahl auf 3,8 Mio.
ab 1920 In den legendären goldenen 20er-Jahren wird Berlin zum Zentrum für die Avantgarde, Künstler, Freidenker und – Touristen. („Kind, du bist verrückt – du musst nach Berlin!“).
1922 Ermordung des Außenministers und AEG-Gründers Walther Rathenau.
1923 Höhepunkt der Inflation: 1 kg Roggenbrot kostet 3,6 Mio. Mark.
Ende der Inflation: 1 Billion Papiermark = 1 Rentenmark.
1924 Eröffnung des Flughafens Tempelhof.
1925 Tod des Reichspräsidenten Friedrich Ebert (SPD), Nachfolger wird General Paul von Hindenburg.
Berlin hat über 4 Mio. Einwohner.
1929 Die Weltwirtschaftskrise erfasst Berlin: Bis 1932 steigt die Arbeitslosigkeit auf 630.000. Erstmals gelangt die NSDAP ins Stadtparlament.
1932 Links- und rechtsradikale Gruppierungen liefern sich gewalttätige Auseinandersetzungen. Auflösung des Parlaments.

1933–45: Nationalsozialismus, Krieg und Kapitulation

1933 Am 30. Januar wird Adolf Hitler Reichskanzler. Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten beginnt sofort die brutale Verfolgung des politischen Gegners, oppositionelle Abgeordnete werden inhaftiert. Die jüdische Bevölkerung wird zunehmend aus dem öffentlichen Leben ausgeschlossen, im April erfolgt der erste organisierte Boykott jüdischer Geschäfte. Am 10. Mai werden auf dem Opernplatz (heute: Bebelplatz) Bücher verbrannt.
1934 Jüdische Unternehmer werden enteignet und der Volksgerichtshof eingerichtet.
1935 „Nürnberger Gesetze“: Alle jüdischen Beamte werden entlassen.
1936 Die XI. Olympischen Sommerspiele im neuen Olympiagelände geraten zu einem Propagandafeldzug gegenüber der Weltöffentlichkeit.
1938 Reichspogromnacht 9./10. November: Synagogen werden zerstört und jüdische Geschäfte geplündert. Von 160.000 Juden in Berlin können bis 1941 ca. 90.000 emigrieren.
1939 Mit dem Überfall auf Polen am 1. September wird Berlin zum Ausgangspunkt des Zweiten Weltkriegs, des größten und schrecklichsten aller Kriege mit über 30 Mio. Toten allein in Europa.
1942 Auf der Wannseekonferenz am 20. Januar wird die Deportation und Ermordung der europäischen Juden organisiert.
1941–45 Deportation von ca. 65.000 Berliner Juden in Konzentrations- und Vernichtungslager. Nach Kriegsende leben noch ca. 6000 Juden in Berlin.
1943 18. Februar: Nach der Niederlage in Stalingrad ruft Goebbels im Sportpalast den „totalen Krieg“ aus. Großflächige anglo-amerikanische Bombardements führen zur Evakuierung von 1 Mio. Menschen. 50.000 verlieren ihr Leben.
1944 20. Juli: Die Gruppe um Graf Schenk von Stauffenberg wird nach dem missglückten Attentat auf Hitler erschossen.
1945 Im April findet die „Schlacht um Berlin“ statt. Am 30. April begeht Adolf Hitler im Bunker der Reichskanzlei Selbstmord, am 2. Mai erobert die Rote Armee Berlin. Am 8. Mai kapituliert die Wehrmacht bedingungslos in Berlin-Karlshorst. Berlin bildet das größte zusammenhängende Ruinengebiet Europas. Die Einwohnerzahl Berlins ist Ende 1945 auf 3 Mio. zurückgegangen.

1945–89: Geteilte Stadt, Kalter Krieg und Berliner Mauer

1945–49: Einrichtung der Sektoren und Luftbrücke

1945 Mit der Aufteilung Deutschlands sowie Berlins durch die Alliierten Siegermächte in vier Besatzungszonen ziehen sich die Westmächte aus Thüringen und Sachsen zurück und rücken dafür in die Westsektoren Berlins ein. Im Potsdamer Cecilienhof findet im Sommer die Konferenz der Siegermächte statt.
Trümmerfrauen räumen auf, Lebensmittel werden rationiert, Wasser und Strom gibt es kaum. Der Tiergarten ist abgeholzt.
1946 Im Ostsektor werden SPD und KPD zur SED zwangsvereinigt, was in den Westsektoren durch Urabstimmung verhindert wird. In der ersten freien Stadtverordnetenwahl unterliegt die SED.
1947 Der Alliierte Kontrollrat erklärt Preußen als staatsrechtlich aufgelöst. Ernst Reuter (SPD) wird Oberbürgermeister Berlins – die Sowjets legen Veto ein. Berlin wird zunehmend zentraler Schauplatz des „Kalten Kriegs“ mit unüberwindbaren ideologischen Gegensätzen zwischen der Sowjetunion und den Westmächten.
1948/49 18. Juni: Währungsreform in Westdeutschland, Einführung der Westmark auch in den Berliner Westsektoren. Daraufhin blockieren die Sowjets die Zufahrtswege (Straßen, Schienen, Wasserwege) nach Westberlin. Nun beginnt die spektakuläre anglo-amerikanische Luftbrücke, initiiert von US-General Lucius Clay: Elf Monate lang bis Mai 1949 versorgen insgesamt 280.000 Flüge die Westberliner mit Gütern, Kohlen, Lebensmitteln und einem ganzen Kraftwerk. Am 9. September hält Ernst Reuter seine berühmte Rede: „Völker der Welt! Schaut auf diese Stadt!“
Im Dezember kommt es zur endgültigen Spaltung der Stadtverwaltung: Der West-Magistrat (Senat) zieht ins Rathaus Schöneberg, der Ost-Magistrat bleibt im Roten Rathaus.

Rathaus Schöneberg

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1949–89: Zweimal Berlin