Cover

Über dieses Buch:

Er sieht aus wie ein ganz normaler Mann – doch der Drogenhändler Janac ist gefährlicher als jeder Teufel: unbarmherzig. Berechnend. Mit dem größten Vergnügen daran, Menschen an ihre Grenzen zu treiben … und weit darüber hinaus. Sein neues Opfer ist ein junger Broker aus London. Martin ist nach Thailand gekommen, um zu vergessen. Er denkt, dass er schon alles verloren hat: seine Karriere, seine Freundin, seine unbeschwerte Existenz. Als Janac ihn zu einem Spiel herausfordert, willigt Martin ein – was soll schon passieren? Er ahnt nicht, dass der Einsatz sein Leben sein wird …

Schnell, hart, fesselnd: „Ein bemerkenswerter Thriller – eiskalt, voller Spannung und mit einem unerwarteten Ende.“ Publishing News

Über den Autor:

Mark Chisnell, geboren 1962, wuchs in einem kleinen Ort an der britischen Ostküste auf. Als Regattasegler gewann er drei Weltmeisterschaften und wollte danach als Schiffsmaschineningenieur Karriere machen – entdeckte dann aber seine Leidenschaft für das Schreiben. Er veröffentlichte vielbeachtete Fachbücher über den Segelsport, arbeitet als Journalist für renommierte Magazine und Zeitungen wie Esquire und Guardian und schrieb unter anderem zwei Thriller, in denen der kaltblütige Kriminelle Janac eine zentrale Rolle einnimmt: Der Überläufer und Schiffe versenken.

Mehr Informationen über Mark Chisnell im Internet: www.markchisnell.com

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Neuausgabe August 2015

Dieses Buch erschien erstmals 1996 unter dem Originaltitel The Delivery bei Arrow Books / Random House, London, sowie in Deutschland erstmals 2002 unter dem Titel Gnadenloses Spiel bei Delius Klasing Verlag, Bielefeld.

Copyright © der Originalausgabe 1996 Mark Chisnell

Copyright © der Neuausgabe 2015 dotbooks GmbH, München

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

Titelbildgestaltung: Nele Schütz Design, München, unter Verwendung eines Bildmotivs von shutterstock/Ostill

ISBN 978-3-95824-233-3

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Mark Chisnell

Der Überläufer

Thriller

Aus dem Englischen von Änne Troester

dotbooks.

Dieses Buch ist meiner Familie gewidmet,

Michael, Margaret und Su.

Danke für eure Geduld und euer Verständnis.

Vorwort

Ge | fan | ge | nen | di | lem | ma, das: Eine philosophische Denkaufgabe in Form eines Spiels mit zwei Teilnehmern, das einen Einblick in das Verhalten des Individuums innerhalb der Gesellschaft ermöglicht.

Das Gefangenendilemma wurde im Jahr 1950 von Merrill Flood und Melvin Dresher, zwei Wissenschaftlern der Forschungsabteilung der RAND Corporation, »entdeckt« und ist nach der Geschichte benannt, die ihr Kollege Albert W. Tucker erfand, um das »Spiel« zu verdeutlichen.

Zwei Gefangene befinden sich in Einzelhaft. Sie werden beschuldigt, gemeinsam ein Verbrechen begangen zu haben. Beiden wird die Chance gegeben, als Kronzeuge gegen den anderen auszusagen. Wenn beide die Aussage verweigern, werden sie zu je einem Jahr Gefängnis verurteilt. Wenn sie sich gegenseitig verraten, werden sie zu je drei Jahren Gefängnis verurteilt. Sollte jedoch einer von ihnen die Aussage verweigern und der andere zum Kronzeugen werden, geht der Kronzeuge straffrei aus und der andere muss fünf Jahre absitzen.

In der Terminologie des Gefangenendilemma-Spiels heißt derjenige, der den anderen verrät (in der Hoffnung, selbst frei davonzukommen), Überläufer. Derjenige, der die Aussage verweigert (und auf die kürzeste Gefängnisstrafe für beide hofft), heißt Kooperand. Mit diesen Begriffen kann man das Gefangenendilemma verkürzt darstellen.

Zwei Kooperanden: Beide bekommen ein Jahr Gefängnis.
Zwei Überläufer: Beide bekommen drei Jahre Gefängnis.
Ein Überläufer und ein Kooperand: Der Überläufer kommt frei und der Kooperand bekommt fünf Jahre Gefängnis.

Das Problem für jeden der beiden Mitspieler ist, dass er nicht weiß, ob er dem anderen Gefangenen vertrauen kann, dass er kooperiert. Wenn ja, können beide mit einer leichten Strafe davonkommen. Wenn aber natürlich ein Mitspieler im Interesse beider nichts sagt, während der andere aussagt, landet der Aussageverweigerer für fünf Jahre im Gefängnis, während der Überläufer völlig frei davonkommt. Wenn Sie der Aussageverweigerer wären, käme Ihnen das doch ziemlich ungerecht vor. Also denken Sie sich, wäre es nicht besser, den anderen zu verraten, nur für den Fall? Aber wenn beide so denken, enden beide statt nur für ein Jahr für drei Jahre im Gefängnis.

So verläuft der Gedankengang, der in der modernen westlichen Welt zum häufigsten Ausgang der Geschichte führt – gegenseitiger Verrat. Aber das Gefangenendilemma ist nicht nur ein Gedankenspiel. Es kommt überall vor, jeden Tag unseres Lebens. Es ist die zentrale Metapher für unser zwischenmenschliches Verhalten. Nehmen Sie den Fall einer unbewachten Eingangsschranke eines Eisenbahnsystems, bei dem es keinen Schaffner in den Zügen gibt. Wenn man über die Schranke springt, erlangt man einen persönlichen Vorteil – man spart sich den Fahrpreis. Aber wenn genügend Leute genauso handeln, muss die Eisenbahngesellschaft irgendwann den Preis erhöhen, und alle, die ihren Fahrschein bezahlen, müssen darunter leiden, dass diejenigen, die über die Schranke springen, umsonst mitfahren. In der Terminologie des Gefangenendilemmas sind die Schwarzfahrer die Überläufer, die ihren persönlichen Vorteil über das Interesse der Gemeinschaft stellen. Während derjenige, der einen Fahrschein kauft, das in der Hoffnung tut, dass alle anderen das auch tun, und die Preise somit niedrig bleiben.

Das Gefangenendilemma ist genauso relevant bei Versicherungsbetrügern, Steuerhinterziehern und denen, die auf der Standspur am Stau vorbeifahren. Das sind alles relativ ungefährliche Beispiele. Aber was, wenn das Gefangenendilemma bis zum Äußersten gespielt würde? Was, wenn die Wahlmöglichkeiten Leben oder Tod wären? Und was, wenn sie Menschen beträfen, die man kennt und jemanden, den man liebt?

Prolog

Es war Freitag, und Freitage waren immer schlimm. An diesem besonderen Freitag war es noch schlimmer, denn es regnete. Ich liebe dieses Land. Das habe ich immer getan, und ich werde es wahrscheinlich immer tun. Gutes altes England. Aber ich hasse den Regen, Mann, wie ich den Regen hasse. Und mehr als alles andere hasse ich es, im Regen Auto zu fahren. Dieser Tag war typisch. Es war Juni und es nieselte kaum stark genug, um die Scheibenwischer von Intervall auf die erste Stufe zu schalten, aber von der Straße kam so viel Spritzwasser, dass ich kaum das Ende der Motorhaube meines BMW sehen konnte. Außerdem war ich spät dran. Ich war immer spät dran, das gehörte wohl einfach zum Lebensstil.

Ich sah ein bisschen spät, wie der Lastwagen die Autobahnauffahrt heraufkam. Diese Kerle denken wirklich, die Straße gehört ihnen. Und der hier war typisch, Blinker an und einfach drauflos. Ich fuhr beinahe doppelt so schnell wie er und er hätte nur ein paar Sekunden warten müssen, dann wäre ich an ihm vorbei gewesen. Aber nein, ich sollte ihm Platz machen. Das tat ich aber nicht. Ich blinkte ihn an, hupte und trat aufs Gas. Ich war gerade durch die Wand aus Spritzwasser hindurchgefahren, als seine Vorderräder sich bewegten, um mir auszuweichen. Er reagierte ein bisschen zu heftig. Ich muss ihn wohl überrascht haben. Ich spürte es mehr, als dass ich es sah – wie die Fahrerkabine schwankte und die Reifen ein rauschendes Geräusch von sich gaben, als sie den Halt auf der nassen Straße verloren.

Als ich bemerkte, wie der Anhänger meinen Rückspiegel ausfüllte, war mir klar, dass es schlimm würde. Dann hörte ich das Hupen und das beinahe menschliche qualvolle Heulen, als das Unvermeidliche langsam zur Tatsache wurde. Der Anhänger riegelte die Autobahn ab wie ein schweres Tor. Ich hörte ein Krachen, ein hohes Quietschen, das sich zu einem knirschenden, ohrenzerfetzenden Kreischen senkte, bevor es mit einem dumpfen »Wump« endete. Aber da war ich schon weg, und Nebel, Nieselregen und Spritzwasser hatten die Szene hinter mir verschluckt. Im Rückspiegel war nichts, niemand. Ich sah zu, wie ein Regentropfen das Rückfenster hinunterrollte. Ich war der Letzte, der durchgekommen war. Ich fuhr weiter. Es gab nichts mehr zu tun. Das Leben geht schließlich weiter, oder?

Kapitel 1

Sieben Monate später. Koh Samui, »das grüne Inseljuwel in der saphirblauen See des Golfes von Thailand« – oder jedenfalls wollen die Prospekte einen das glauben machen. Ich wusste, das war nur Modeschmuck, oberflächlicher Glanz, der einen betrügerischen Kern kaum zu verbergen vermochte. Einen Kern, den ich eigentlich meiden sollte, aber ich konnt's nicht lassen, und so fand ich mich in der staubigen Reihe von Bars und Clubs wieder, da, wo Koh Samui sich seiner formellen Kleidung aus weißem Sand und blauem Wasser entledigt und etwas Bequemeres trägt.

Chaweng Beach, Hauptstraße, Mitternacht. »Purple Haze« wummerte aus einer Bar ein paar Häuser weiter durch die Luft. Lichter blinkten, und die Dunkelheit wurde erst neonorange, dann rot, dann grün. Barmädchen kreischten den sich vorbeischiebenden Menschenmassen zu. Die Touristinnen schauten weg, ihre Männer glotzten. Ich hob das Glas Mekong und Coke etwas unsicher an die Lippen. Die Eiswürfel waren nur noch eine geisterhafte Erinnerung in der lauwarmen zuckersüßen Flüssigkeit. Schon vor einer Weile hatte ich aufgehört, die Drinks zu zählen. Über den Rand des Glases hinweg betrachtete ich das Mädchen neben mir. Die Schönheit der thailändischen Frauen wird nur übertroffen von dem Ruf ihres Landes, sie billig zu verkaufen. Tiefschwarzes Haar, Schlafzimmerblick, die schmale Figur gut verpackt in dem kurzen, seidenen und sehr roten Kleid. Die unverfrorene Anmache kontrastierte mit einer überraschenden, beinahe leuchtenden Naivität in ihrem Gesicht. Aber es war die Anmache, an der ich interessiert war. Die Augen sagten, dass sie verfügbar war. Das sind sie alle, für Geld.

Das rabenschwarze Haar verschleierte ihr Gesicht, als sie sich hinunterbeugte, um eine Zigarette anzuzünden. Das Streichholz flackerte in der Düsternis, gefährlich nahe an ihrem Haar. Das war der Augenblick, auf den ich gewartet hatte. Ich hob meine Hand, um den Haarschopf zur Seite zu schieben.

»Nicht Mädchen anfassen«, sagte die Stimme.

Ich schaute mich ein wenig überrascht um, während meine Hand kurz vor ihrem Gesicht in der Luft hing. Es war der Barkeeper. Er hatte unsere Unterhaltung schon eine Stunde lang beobachtet, warum hatte er plötzlich damit ein Problem? Unwillkürlich kräuselten sich meine Nasenflügel in einer Wolke scharfen Rauches. Ich wandte mich wieder dem Mädchen zu. Sie atmete in meine Richtung aus. Ihre roten Lippen küssten die Luft und wandelten sich dann zu einem breiten Grinsen. Ein kurzer Schreck bahnte sich seinen Weg durch den Alkoholnebel. Der Barkeeper trat hinter dem Tresen hervor und nahm seine Schürze ab. Das darunter erscheinende T-Shirt war nicht viel sauberer als die Schürze, und es saß eng an einem beachtlichen Körper. Er sah nach ziemlichen Muskeln aus.

»Nicht anfassen«, wiederholte er.

»Wer sagt das?«, fragte ich, bevor ich überlegt hatte.

»Ich«, antwortete er einfach. Das Gesicht war teilnahmslos, die Augen leer. Ich hätte gehen können, wenn ich schlau gewesen wäre. Aber mein Mundwerk war schneller.

»Und wer zum Teufel sind Sie?«, fragte ich.

Die Augen huschten zu seiner Rechten. Ich folgte seinem Blick und ein weiterer Thai erschien, dessen teures weißes Hemd mit dem Buttondown-Kragen irgendwie nicht so recht zu den dicken tätowierten Unterarmen passte. Das musste der Manager sein. Doch es war mehr noch die Eisenstange, die er auf den Holztresen zwischen uns legte, die mich interessierte.

»Der Boss mag es nicht, wenn Sie seine Freundin anfassen«, sagte der Barkeeper.

Aha. Die Freundin des Managers.

»Sie machen sie schon ganzen Abend lang an, und jetzt hat er genug.«

Dies ist der Augenblick in allen Konflikten, potenziellen und bereits gelösten, wo die innersten Instinkte einen entweder aus dem Schlamassel herausführen oder hoffnungslos darin verstricken. Diesmal hatte der Alkohol das letzte Wort.

»Tja, dann sollte er sie nicht wie ‘ne Nutte angezogen zusammen mit dem Rest der Ware hier sitzen lassen«, lallte ich.

Ich hörte einen Pfiff und sah, wie sich weitere fünf Thais aus den einzelnen Gruppen von Trinkern lösten. Sehr viel greller Goldschmuck passte nicht zu dezenten Brooks Brothers-Hemden. Stuhlbeine kratzten auf dem Holzfußboden, als die anderen Gäste sich umwandten, um die Show zu sehen. Die fünf näherten sich lässig. Sie schienen nicht zu denken, dass ich ihnen großen Ärger machen würde. Da hatten sie wohl Recht. Ich konnte den Alkohol in meinem Gehirn herumschwappen spüren; meine Gedanken waren langsam und meine Bewegungen noch langsamer. Das hier war zu viel. Ich sah, wie der Boss den Wagenheber vom Tresen nahm. Er bewegte sich ruhig nach rechts und versuchte, mich zwischen sich und dem Barkeeper festzunageln. Ich stand vom Barhocker auf, um etwas Distanz zu gewinnen. Meine Augen huschten zwischen den Gruppen hin und her. Das Mädchen war weg.

Primitive Überlebensinstinkte schalteten sich ein; Blut pumpte, mein Kopf wurde klar. Die Thais schossen so plötzlich auf mich zu wie das Adrenalin durch meinen Körper. Ich tauchte unter dem durch die Luft geschwungenen Wagenheber durch und überraschte den Manager mit einem Tritt in den Magen. Er krümmte sich. Der Wagenheber flog durch die Luft und ich hechtete ihm hinterher. Beinahe hätte ich ihn erwischt, da krachte mir ein Stuhl in die Kniekehlen. Ich ging hart zu Boden und dachte, das war's, jetzt bringen sie dich um. Ich drehte mich um, durfte nicht aufhören, mich zu bewegen, schlug nach allem und nichts, um zu verhindern, dass sich der Kreis um mich herum schloss. Ich erwartete den Schlag, den kommenden Schmerz. Aber er kam nicht.

In entsprechenden Büchern heißt es immer, wenn man Kneipenschlägereien gewinnen will, muss man bereit sein, sofort zu rückhaltloser Gewalt überzugehen. Keine Experimente mit diesem inszenierten Blödsinn, den man im Kino sieht, sondern sofort mit dem härtesten Gegenstand, den man zur Verfügung hat, mit voller Kraft auf die weichste Stelle schlagen, die man erreichen kann. Mit dem Schädel auf die ungeschützte knorpelige Nase, mit dem Knie in den Schritt, den Fingern ins Auge – das sind gute, solide Kneipenschläger-Techniken. Dieser Kerl musste die Anleitung dazu geschrieben haben.

Er tauchte hinter dem Kreis der Thais auf. Er war mir vorher nicht aufgefallen und er sah wirklich nicht aus wie ein Action-Held. Er war höchstens einsachtzig groß und trug Chinos sowie ein Hemd mit offenem Kragen. Das rötliche Haar hatte einen kurzen Militärschnitt. Keine Muskelpakete, keine asiatische Kampfkunst-Haltung. Aber er war fit und sein Gesicht so hager wie der Rest seines Körpers. Falten und Sommersprossen zeugten von zu viel Sonne. Er strahlte eine beinahe übernatürliche Ruhe aus. Ohne die Miene zu verziehen, schlug er mit der linken Hand gegen die Kehle einer meiner Angreifer. Der Mann ging zu Boden, würgte und versuchte verzweifelt, durch die eingeschlagene Luftröhre zu atmen. Sein nächster Kumpan wandte sich um, aber er war zu langsam. Etwas Metallisches blitzte auf, als die rechte Hand des Fremden mit einem geraden Schlag nach vorne schoss. Der Thai kippte nach hinten um und fasste sich an sein blutiges Gesicht.

Dann war alles ruhig. Sehr clever, dachte ich. An ihrer Stelle hätte ich es auch nicht eilig, mich zu bewegen. Der Neuling nutzte die Situation und stellte sich zwischen mich und die Thais. »Alles okay?«, fragte er über die Schulter hinweg. Amerikaner.

»Klar, danke.« Vorsichtig stand ich auf, bürstete den Staub von mir ab und machte ein paar dringend nötige Atemzüge.

Er wandte seinen Blick nicht von den fünfen ab, die immer noch da standen, während er die schwere Edelstahluhr von seinen Knöcheln wieder auf das Handgelenk zurückschob. In der Stille hörte ich, wie der Verschluss des Armbandes zuschnappte. »Wir gehen jetzt«, sagte er zu ihnen. Keiner rührte sich. »Wir gehen jetzt ganz ruhig und langsam«, fuhr er leiser fort. »Sie zuerst. Passen Sie hinter uns auf, ich behalte diese Jungs hier im Auge.« Ich ging rückwärts zur Tür, während der Fremde mir bis auf die Straße folgte. Gemeinsam machten wir uns schnell auf den Weg. Ein- oder zweimal warf er einen Blick über die Schulter zurück, aber es folgte uns niemand. Nach etwa einhundert Metern war immer noch kein Verfolger zu sehen. Ich verlangsamte meinen Schritt und blieb schließlich stehen. Ich war ein gutes Stück größer und schwerer als dieser Mann, aber ich konnte mich in dem Menschenstrom um uns herum kaum halten, während ihm das keine Probleme zu bereiten schien.

»Kann ich Ihnen einen Drink ausgeben?«, fragte ich. »Sie haben mir die Haut gerettet.«

»Ist schon gut, das waren sowieso Arschlöcher.« Er beendete den Satz mit einem Gesichtsausdruck, der ein Lächeln hätte sein können, und zeigte sehr unamerikanisch gelbe Zähne. »Aber den Drink nehme ich trotzdem an. Ich kenne da einen Laden am Strand. Der Besitzer ist ein Bekannter – da sind wir ungestört.«

Ich folgte ihm bergab zum Meer, von dem man nur die weiße Linie der Brandung sehen konnte. Wir wandten uns nach Westen und gingen parallel zum Strand weiter. Ich rasselte gegen eine Bank mit Modeschmuck. Herrgott, wie viel hatte ich denn schon getrunken? Die ernüchternde Wirkung des Adrenalinschubes begann abzuklingen. Wir gelangten in eine rückwärtige Gasse zwischen Holzhütten, prasselnden Feuern und stummen Blicken und gingen noch fünfzig Meter weiter bis zu einer Bar, die vor dem Touristenstrom verborgen war. Die Art Bar, wo die Gäste den Besitzer kennen mussten, oder sie kamen nicht herein. Auf einem festgestampften Erdboden standen ein paar Bambustische und –stehle verstreut herum. Ansonsten war der Laden leer. Dankbar sank ich auf einen Stuhl und nuckelte an meinem verletzten Knöchel.

Ein Kellner tauchte aus dem Dunkel auf wie ein Gespenst. Der Amerikaner sagte etwas auf Thai und der Mann kehrte mit einer Flasche zurück.

»Was trinken wir?«, fragte ich.

»Einheimisches Zeug, aber ganz okay«, sagte er. Die Gläser klapperten auf der Tischplatte und die bernsteinfarbene Flüssigkeit rollte in sie hinein. Der Kellner wollte gehen, aber die Hand des Fremden schoss hervor und packte ihn beim Handgelenk. »Die behalten wir«, sagte er.

Der Barkeeper betrachtete erst ihn und dann die Hand, die seinen Arm gefangen hielt. Schnell ließ er die Flasche los. In der Stille ließ ich ein paar Scheine auf den Tisch fallen. Der Kellner sammelte sie auf – an seinem Handgelenk konnte man eine hässliche rote Schwiele sehen.

Ich nahm das Glas vorsichtig hoch. Der Drink war schnell weg. Genau wie der zweite und der dritte. Bis jetzt war mir nicht bewusst gewesen, wie sehr meine Hände gezittert hatten. »Danke für Ihre Hilfe«, sagte ich.

»Nicht der Rede wert«, antwortete er.

Ich zuckte mit den Schultern und schluckte den Drink herunter. Ein Glühen breitete sich von innen nach außen aus. Umnebelt blickte ich zur Decke. Eine Spinne krabbelte hektisch einen Bambuspfahl hinunter, und die einsame Glühbirne warf einen gigantischen Schatten von ihr. Ich holte tief Luft und stützte mich auf die Ellbogen.

»Besser?«

Ich nickte und streckte meine Hand aus. Sie zitterte nur ganz leicht. »Sehen Sie? Alles klar«, sagte ich.

Er nickte ernst und beobachtete unablässig den Rest des Raumes. »So was kann einem Angst einjagen wenn man's nicht gewohnt ist.«

»Sie sehen so aus, als wären Sie's.« Ich sagte das ruhig, ohne am Ende des Satzes die Stimme zu heben; es war keine Frage. Seine kalten grauen Augen wandten sich mir langsam zu. Die Erinnerung an den Ausbruch von Gewalt vor wenigen Minuten kam deutlich zurück. Zwei Männer hatte er mit verblüffender Geschwindigkeit und Präzision krankenhausreif geschlagen. Ganz gleichmütig. Dabei würde man diesen Mann nicht so einschätzen, als würde er sich in so eine Geschichte überhaupt einmischen. Ich saß volle dreißig Sekunden lang wie erstarrt in diesem Blick, bis er die Flasche nahm und das Gluckern des Alkohols in meinem Glas die unangenehme Stille durchbrach. Ich hörte, wie mein Herz im Gleichschlag mit dem Deckenventilator tickte. Ich wollte gehen, aber dieser Blick hatte mich verhext.

»Was bringt Sie nach Koh Samui?« Seine Augen suchten wieder den Raum ab, während er sprach. Dann ruhten sie auf der offenen Tür. Die Tür. Wie da durchkommen? Ich begann, im Geiste Entschuldigungen für mein Gehen zu formulieren, aber zuerst war da seine Frage.

»Ich musste nur eine Weile weg von allem.« Als ich es ausgesprochen hatte, klang es lahm.

»Haben Sie Schwierigkeiten?«

Und plötzlich war es kein Small Talk mehr. Wie durch diese Tür kommen?

»Eigentlich nicht«, sagte ich, um Zeit zu gewinnen und betrachtete das Muster im Fußboden. »Nein«, wäre die richtige Antwort gewesen. Ich hätte alles, was jetzt kam, vermeiden können, wenn ich in diesem Augenblick einfach nur »nein« gesagt hätte, wenn ich irgendeine blöde Geschichte von Urlaub erfunden und gemacht hätte, dass ich so schnell wie möglich verschwand.

Stattdessen schaute ich auf und war wieder im Funkeln dieses durchdringenden Blickes gefangen. Ich konnte spüren, wie er es aus mir heraussaugte. Ich hatte mit niemandem gesprochen, nicht seit dem Unfall. Warum also jetzt? Und auch noch mit diesem Fremden, der mir schon jetzt Angst zu machen begann. Ich frage mich das heute noch. Aber die Antwort lag genau dort, in diesen Augen.

»Das ist eine lange Geschichte«, sagte ich und kippte den Inhalt des Glases hinunter.

Er lächelte wieder und die gelben Zähne und das magere Gesicht sahen im Dunkeln aus wie ein Totenkopf. »Wir haben viel Zeit«, sagte er, griff nach vorn und füllte das Glas erneut.

Ich ließ mich in den Stuhl zurücksinken. Die Spinne war weg. Die Glühbirne pendelte sanft in einem leichten Windstoß. Meine Gedanken begannen ihr zu folgen, und alles begann sich zu drehen. Ich beugte mich schnell wieder vor und starrte vor mich hin, bis das Schwindelgefühl weg war. Eine Bierpfütze arbeitete sich langsam an einem Spalt im Tisch entlang. »Es hat wohl vor sechs Monaten angefangen. Es gab da einen Unfall auf der Autobahn, obwohl ich selbst nicht beteiligt war ...« Ich hielt inne und dachte daran, wie der Lastwagen meinen Rückspiegel ausgefüllt hatte, an das Hupen und an die ansteigende Panik. Und an dieses sanfte »Wump«. Das muss die Explosion gewesen sein, die das Feuer ausgelöst hatte. »Es war nicht meine Schuld ... ich meine, der andere hatte definitiv den Fehler gemacht. Niemand weiß, dass ich überhaupt dort war ... und in jedem Fall ist nicht zu beweisen, dass es meine Schuld war. Ich hab ihn geschnitten, er hat die Kontrolle verloren und überreagiert ...« Ich stoppte, holte tief Luft und schaute wieder auf, aber die grauen Augen waren kalt. »Achtzehn Menschen sind gestorben. Einige von ihnen sind verbrannt, in einem Kleinbus. Es hat am nächsten Tag in der Zeitung gestanden.«

Das Bier war an der Tischkante angelangt und tropfte langsam auf mein Bein. Ich betrachtete, wie ein weiterer Tropfen fiel. Der braune Fleck breitete sich langsam über den ausgebleichten Jeansstoff aus. Irgendwo fand ich in mir doch genug Interesse daran, um mich zu bewegen. Ich veränderte meine Sitzposition und blickte auf.

»Und?«

»Und ...?« Ich schluckte. »Und achtzehn Menschen sind gestorben und ...« Die Worte verpufften. Ich setzte erneut an. »Ich glaube nicht ... ich meine ... Scheiße.« Ich schüttelte den Kopf. Ich hatte keine Worte dafür. Ich starrte ihn an, aber da war nichts in diesen grauen Augen, kein Vorwurf, kein Mitgefühl. Vielleicht, und nur vielleicht, ein wenig Neugier.

Ich zog schniefend einen tiefen Atemzug durch die Nase und wischte mir mit dem Handrücken über den Mund. Warum tat ich das? Aber als ich erst einmal angefangen hatte, konnte ich nicht mehr aufhören. »Wochenlang habe ich mich danach dabei erwischt, wie ich es immer wieder gemacht habe, Leute geschnitten, sie nicht einfädeln lassen, ich bin wie ein richtiges Arschloch gefahren. Es war, als ob ... war ich immer so gefahren? Oder wollte ich erwischt werden, damit alles rauskommt? Da war beinahe so etwas wie Schuldgefühl. Scheiße, ich meine, ich weiß ja, dass es nicht meine Schuld gewesen war, aber ...« Ich hob das Glas und starrte in das bernsteinfarbene Glühen. Ich trank. »Ich habe angefangen zu trinken. Eine Menge. Hab Ärger in meinem Job bekommen. Ich war Devisenhändler bei einer großen Londoner Bank. Und ich war gut, habe eine Menge Geld verdient. Aber ich habe nachgelassen und dann gab es da einen Deal ...«

Ich schauderte leicht, als ich mich wieder an diesen Tag erinnerte. Der Streit mit Jo in jener Nacht, und wie ich am Morgen danach um kurz vor zehn völlig abgewrackt im Büro aufgekreuzt war. Dann diese »Das-schmerzt-mich-mehr-als-es-Sie-schmerzen-wird«-Rede meines Chefs. Ich konnte mich immer noch an den Geruch von Macht und Geld erinnern, der in diesem Büro aus dem Holz, dem Leder, dem Wollzwirn strömte. Das alles hätte mir gehören können. Meine Sekretärin hatte mir danach einen Kaffee gebracht. Niemand sonst kam auch nur in meine Nähe. Die Nachricht hatte sich verbreitet. Ich war erledigt. Gefährlich. Ein Versager. Abgang.

Ich schluckte den Rest des Drinks. Mittlerweile war ich abgestumpft, und die Flüssigkeit hatte ihre feurige Wirkung verloren, aber ich hatte sowieso nicht mehr viel zu sagen. Ich lallte mit hohler, leerer Stimme weiter. »Ich hab den Job verloren, dann die Freundin.« Ich lächelte schwach. »Erst war das Geld weg, dann sie. Scheiß auf sie. Ich vermisse sie nicht. Ich hab 'ne Tasche gepackt und ein Flugzeug hierher genommen. Bangkok hat mich umgehauen. Jemand hat mir von den Inseln erzählt, ich hab mich in einen Bus gesetzt und seitdem häng ich hier rum.«

Ich schaute ihn an. Keine Regung, keine Reaktion. Ich starrte wieder in das Glas und beobachtete, wie ein letzter Tropfen Alkohol zurück auf den Boden kullerte. Aber es war ein großer Fehler, nach unten zu schauen. Alles begann sich zu drehen, und ich spürte den heißen Anfall von Übelkeit. Ich schluckte, kämpfte mich auf die Beine und stolperte rückwärts. Ich glaube, ich schaffte es noch auf die Veranda, bevor ich kotze.

Kapitel 2

Ich musste eine Weile lang geschlafen haben. Das Bewusstsein kam wie ein schmerzhaft stechendes Licht. Schließlich erschien die Sonne wie durch dicke graue Wolken nach einem schweren Sturm. Meine Augen zuckten einen Spalt weit auf und ich schaute nach oben. Langsam begann ein wenig Licht durch das Dach hindurchzufiltern. Es musste Morgen sein. Mein Schädel hämmerte. Vorsichtig stemmte ich mich hoch. Sofort meldete sich mein Magen mit starkem Protest. Ich zuckte still zusammen und rollte mich auf die Seite, streckte die Beine aus und schob mich langsam von der Bettkante. Ich begann zu schwitzen, und meine Beine zitterten.

Ich stolperte vorwärts zum Badezimmer. Eigentlich waren es nur ein Waschbecken, eine Toilettenschüssel und ein Duschkopf in einer abgetrennten Zimmerecke. Im Dämmerlicht tastete ich nach der Wasserflasche. Ich trank sie aus. Langsam begann ich meinen Mund zu spüren. Ich fühlte mit der Zunge um meine Zähne herum und löste vorsichtig Essenreste heraus. Wahrscheinlich Erbrochenes. Ekelhaft. Ich nahm meine Zahnbürste und tastete mich behutsam mit Hilfe von noch mehr Wasser durch meinen Mund. Als ich mich endlich wieder auf die Bettkante setzte, fühlte ich mich viel besser. Ich ließ mich zurückfallen, und weil meine Bauchmuskeln noch nicht richtig mitmachen wollten, landete ich hart.

Als ich die Zimmerdecke zum zweiten Mal sah, strömte das Tageslicht herein. Und es war heiß. Mir war heiß. Ich war schweißdurchnässt. Ich schaute auf die Uhr; es war zwei Uhr nachmittags. Wieder versuchte ich, mich aufzusetzen, und dieses Mal tat es fast gar nicht weh. Vorsichtig streckte ich mich, tauschte die schmutzigen Klamotten von der vorigen Nacht gegen saubere Shorts und stolperte nach draußen in das viel zu helle Tageslicht. Ich musste meine Augen schließen, als meine Iris, die nicht zu Unrecht angenommen hatten, sie hätten den Tag frei, nur sehr zögernd ihren bereits angetretenen Urlaub beendeten.

Das Bild, als es sich schließlich zeigte, war das gleiche, das mich in den letzten paar Wochen jeden Morgen begrüßt hatte. Ein paar ziemlich schäbige Bambus-Strandhütten, angeordnet um einen zentralen überdachten Platz, der als Restaurant und Bar diente. Ein paar Gestalten saßen im Schatten um die Tische herum, während hinter ihnen ein paar irre Krebskandidaten in der Nachmittagssonne brieten. Aber es war ein atemberaubender Strand, einer von der Art, auf denen man Werbefilme für Schokoriegel drehte, mit blütenweißem Sand, der sich sanft in das beinahe lächerlich azurblaue Wasser hinabsenkte. Ich atmete tief durch, dann wandte ich mich wieder zurück nach drinnen, um nach einer Strandmatte, einem Buch und einer Wasserflasche zu suchen.

»Martin!«

Ich drehte mich um, immer noch mit fließenden Bewegungen, um das wackelige Gleichgewicht meiner Gesundheit nicht zu stören, und sah eine kleine Gestalt den Strand entlang auf mich zulaufen. Das war Prachit, jedenfalls glaube ich, dass das ihr Name war, die junge Tochter des Managers. Sie arbeitete im Restaurant und in der Bar, und wir hatten uns in den letzten paar Wochen angefreundet. Rein platonisch, füge ich hinzu. Sie sprang keuchend heran und fragte: »Alles okay, Martin?«

»Ich glaub schon«, antwortete ich mit heiserem Krächzen. Ihr Blick drückte Zweifel aus, daher redete ich schnell weiter, bevor sie ihn in Worte fassen konnte. »Wie bin ich gestern Nacht wieder hierher gekommen?«

»Wir finden dich auf der Straße bei anderem Mann und fahren dich auf Motorrad zurück.«

»Das ist sehr nett von euch. Mir ging's gar nicht gut. Wie hat der andere Mann ausgesehen?«

»Wie du, Farang, aber nicht so dick.« Sie machte eine Pause und deutete mit der Hand eine Größe an. »Nicht so ...«

»Groß?«

»Ja, nicht so groß, komische rote Haare.«

»Hat er was gesagt?«

»Woher du kommst. Ich sage, hier.« Ihr hübsches Gesicht verzog sich zu einem Stirnrunzeln, also lächelte ich, um sie zu beruhigen.

»Das ist toll, danke. Weißt du, was ich jetzt gern hätte? Eines dieser speziellen Fruit-Shakes, die du mir immer machst. Könnte ich bitte einen bekommen?«

Sie strahlte und zeigte eine Reihe blitzender weißer Zähne. »Logo, Alter.«

Langsam begann ich zu zweifeln, ob sich die verschiedenen Einflüsse in der kleinen Ferienanlage positiv auf ihre Sprachkenntnisse auswirkten. Ich lächelte wieder und wandte mich um, um in die Hütte hineinzugehen.

»Martin.« Ich schaute über die Schulter zurück. »Du sehr komisch gestern Nacht«, sagte sie, kicherte und rannte davon. Die andere Frage, die mir plötzlich in den Sinn kam, war, ob ich einen guten Einfluss auf sie hatte. Ich holte meine Strandmatte und mein Buch und setzte mich in den Schatten einer Palme, um darauf zu warten, dass Prachit mit meinem Drink zurückkam. Ich blätterte durch die Seiten, um das Eselsohr zu finden. Aber meine Augen wollten sich nicht scharf stellen und die Seite verschwamm. Ich schloss die Augen, um mich auf ein weiteres Nickerchen vorzubereiten, und sofort explodierte ein neues Bild in meinem Bewusstsein.

Kate.

Natürlich, Kate. Der Alkohol hatte zwischendurch sein Ziel erreicht gehabt und mich alles vergessen lassen. Ich hatte sie gestern Nachmittag auf dem Markt gesehen. Zuerst war ich mir nicht ganz sicher gewesen, dass sie es war. Es gab nichts, das sie mit diesem Ort verband, keinen Grund, warum sie hier auftauchen sollte. Sie gehörte drei Jahre und Tausende von Meilen weit weg. Vielleicht spielte mein Gehirn mir einen Streich. Aber trotz all der Zeit und Entfernung war der halbe Blick, den ich auf sie erhascht hatte, genug gewesen – ihre Kopfhaltung, ihre Bewegungen. Als ich sie schließlich zweifelsfrei erkannt hatte, schoss ein beinahe körperlicher Schmerz durch mich hindurch, und die Vergangenheit schrie nach Aufmerksamkeit, und zwar so direkt, dass es mich überwältigte.

Ich stand schwindelnd da und betrachtete sie. Dann bemerkte ich den Mann neben ihr. Sie hatte sich zu ihm umgewandt und gelacht und mit einer Hand ein Insekt von seiner Schulter gewischt. Er hatte sie bei der Berührung mit einem Stirnrunzeln angeschaut, und als er hochblickte, hatte er meinen Blick gesehen. Ich war abgetaucht, zurück in die Menschenmenge. Es war kein Ruf gekommen, kein Schrei des Erkennens. Ich kannte ihn nicht, aber ich konnte mir denken, wer er war.

Ich zwang meine Augen, sich auf die Gegenwart und auf das Buch zu konzentrieren, kämpfte darum, das Bild abzuschütteln. Aber die Worte auf dem Papier waren keine Konkurrenz für die schlanke blonde Gestalt und die Erinnerungen, die sie weckte. Das Einzige, was ich je wirklich geliebt hatte. Und jetzt war sie hier.

Ich konnte mich an jede Einzelheit des Abends erinnern, an dem wir uns kennen gelernt hatten. Es war im Herbst 1986 gewesen, und ich war von einer Bekannten aus der Bank zu einer Party nach Oxford mitgeschleppt worden. Ich war nicht sehr wild darauf gewesen, aber man hatte mich überredet. Und dort war Kate, eine Vision desillusionierten radikalen Schicks in zerrissenen Jeans und einem übergroßen Wollpullover. Aber sie hätte auch einen Sack tragen können, für mich hätte sie trotzdem toll ausgesehen. Wir diskutierten stundenlang, hauptsächlich über Thatchers Pläne für England. Dann hatten wir leidenschaftlichen Sex bis die Sonne aufging.

Von da an war ich gefangen gewesen. Sie war Politikstudentin im ersten Studienjahr, und bei ihr sah Marx aus wie Dschingis Khan. Als Tochter eines reichen Geschäftsmannes hatte sie den finanziellen Rückhalt für solche radikalen Prinzipien. Oder jedenfalls habe ich das immer gesagt. Die wahre Arbeiterklasse riss sich für das Einkommen der Bourgeoisie den Arsch auf und konnte sich den Luxus von Prinzipien nicht leisten. Mit dem taktischen Vorteil meiner eigenen sozialen Herkunft konnte ich sie innerhalb von Sekunden zur Weißglut bringen, indem ich sie fragte, wie zum Teufel sie wissen konnte, was die Arbeiterklasse war, wenn ich der einzige Vertreter war, den sie kannte.

Und so war es gewesen. Aus Unterhaltungen wurden Diskussionen und daraus wurden Streitereien, geführt mit einer Leidenschaft und einer Schärfe, die uns beide überraschte. Ich nehme an, daran lag ein Teil der gegenseitigen Anziehung. Wir brachten das Beste und das Schlimmste ineinander zum Vorschein. Es gab Zeiten, da lagen wir völlig auf einer Wellenlänge. Ich dachte, dass wir vielleicht diesen neuen Film ansehen könnten, und sie hatte als Überraschung bereits die Kinokarten gekauft und einen Tisch reserviert. Dann gab es da diese gemütlichen, sexy Sonntagmorgen im Bett, ein Spaziergang im Park, gut eingepackt gegen die Kälte, und danach zu Hause ein schöner Braten, während es draußen dunkel zu werden begann. Wir machten ein Kaminfeuer an und setzten uns mit der Zeitung davor. Und dann sah sie einen Artikel und regte sich über irgendein Privatisierungsvorhaben auf, und natürlich kannte ich die Leute, die mit der Sache zu tun hatten oder hatte den Prospekt gesehen, und schon lagen wir uns in den Haaren. Manchmal haben wir eine Woche lang nicht mehr miteinander gesprochen. Oder zwei. Bei drei Wochen lag der Rekord, glaube ich.

Wenn man bedenkt, wie gut die Versöhnung war, war ich erstaunt, dass wir es drei Wochen lang ausgehalten hatten. Starrsinnig? Dickköpfig wäre ein besseres Wort. Und ihre Prinzipien? Im Kontrast mit ihrem großbürgerlichen Hintergrund machten sie mich wahnsinnig. Natürlich können sich solche Menschen am Ende nur beweisen, indem sie den letzten Schritt tun und ihr Erbe ablehnen. Und genau die Leidenschaft, die mich so zu ihr hingezogen hatte, entfernte sie von mir. Während die achtziger Jahre dem Höhepunkt ihres mittlerweile bekannten hektischen Treibens zustrebten, wäre selbst Gordon Gecko ein paar Mal erschrocken, wenn er gewusst hätte, was ich tat. Wir stritten uns immer öfter, aber jetzt wirklich giftig. Schließlich verließ sie ein paar Wochen vor ihren Abschlussexamen die Uni, warf das, was ihre Professoren als ein fast hundertprozentig sicheres Einser-Examen betrachteten aus dem Fenster, sagte ihrem Vater, wohin er sich seinen Wechsel stecken konnte, und stieg in einen Flieger nach Australien. Mit einem Ticket, das natürlich der Vater bezahlt hatte.

Bis dahin war alles perfekt gewesen. Der schicke Aufsteiger mit dem BMW, der Gold Card und dem umwerfend gut aussehenden Mädchen am Arm. Und nicht nur umwerfend gut aussehend, sondern auch schlau, leidenschaftlich, warmherzig ... Aber ich könnte endlos viele Adjektive aufzählen und trotzdem nicht festnageln, was das an ihr war. Sie hatte einfach etwas, und ich erholte mich nie mehr. Sie verließ mich, um zu reisen und landete bei einem anderen. Ich fröstelte ein bisschen, ein kalter Schauder in der schweißtreibenden Schwüle, als ich an unser letztes Telefonat dachte. Scott, so hieß er. Professioneller Rennsegler. Der Mann, den ich gestern gesehen hatte. Ich war mir sicher. Jetzt war er so lange mit ihr zusammen wie ich, länger, knapp über drei Jahre. Und sie waren immer noch zusammen.

Ich hatte die beiden umkreist und mich ihnen aus einer anderen Richtung genähert, immer Abstand wahrend. Es war leicht, ihnen zu folgen, wie sie sich langsam durch die Menge von Ständen und Menschen schoben. Ich folgte nach und betrachtete, ohne richtig hinzusehen, hundert Sarongs und tausend Postkarten. Ich stieß mit zehntausend Leuten zusammen und entschuldigte mich eine Million Mal. Aber meine Gedanken und mein Blick wichen nie von ihr. Ich verstand es nicht. Warum war sie hier und brach wieder in mein Leben ein, jetzt, wo ich es am wenigsten gebrauchen konnte? Kein Job, kaum Geld und herzlich wenig Plan. Es war nicht gerade eine Situation, die einem Selbstbewusstsein einflößte, oder? Ich muss ihnen stundenlang gefolgt sein, unfähig, mich zu entscheiden, was zu tun sei, unfähig, mich ihr zu nähern, aber genauso unfähig, mich loszureißen. Ich hätte verschwinden sollen, auf der Stelle. Ich konnte spüren, wie die alten Gefühle wieder aufkamen, während ich sie nur ansah. Sie war eine Gefahr für mich. Ich wusste nicht, ob ich stark genug war, um jetzt mit ihr umzugehen. Aber ich konnte nicht aufhören, sie zu beobachten, allein und mit ihm zusammen. Und zu denken, dass ich das sein sollte.

Am Ende setzten sie sich in den Bus des Emperor Hotels, und ich war in die nächste Bar gewandert und hatte mir den ersten ordentlichen Mekong und Coke genehmigt.

Ein Windstoß fuhr in die Blätter des Buches. Ich ließ sie wehen, schloss meine Augen und versuchte zu vergessen.

***

»Martin.« – Die Stimme klang scharf, und ich wachte schlagartig auf.

»Verdammt.« Der Schmerz, der durch meinen Nacken schoss, machte klar, dass ich nicht in einer vernünftigen Stellung eingeschlafen war. Ich massierte ihn vorsichtig, während ich mich nach der Quelle der Stimme umsah. Das Buch lag immer noch auf meinem Schoß, das unberührte Glas war unter einem Schwarm Insekten verschwunden, und dahinter stürzte die Sonne als roter Ball auf den Horizont zu. Davor stand eine dunkle, aber erkennbare Figur. Der letzte Mensch, den ich sehen wollte: Mein Retter von gestern Abend. Ich begann, mich vom Sand zu erheben und versuchte, mir etwas auszudenken, was ich sagen konnte.

»Ich habe Ihnen das hier mitgebracht«, sagte er und hielt mir einen Drink hin.

Etwas zögerlich betrachtete ich erst den Drink, dann ihn. »Danke«, sagte ich und nahm ihn langsam.

»Ich bin Janac«, sagte er und streckte eine Hand aus.

»Martin«, sagte ich. Er nickte. Natürlich, das wusste er bereits. Ich schüttelte seine Hand. Er sah aus wie einer dieser Typen, die sich gleich einen psychologischen Vorteil verschaffen, indem sie einem die Finger brechen – aber ich war erfreut zu spüren, dass sein Händedruck beinahe sanft war. Natürlich, dachte ich, den Vorteil hat er ja schon. Schließlich hatte er mich davor gerettet, verprügelt zu werden.

»Danke für gestern Abend«, begann ich.

Er zuckte mit den Schultern. »Das haben Sie schon gesagt.«

Ich rieb mir die Stirn. »Hab ich das?« Ich nickte, als ob ich mich erinnern würde. »Sie haben mich also gefunden«, murmelte ich unbestimmt.

»Ja, das hübsche kleine Ding, das Sie gestern Abend nach Hause gefahren hat, hat mir gesagt, wo Sie sind.«

Ich nickte.

»Es stört Sie doch nicht.« Es war keine Frage, ich hatte keine Wahl. Aber sein Tonfall sagte, dass ihm das sowieso ziemlich egal war.

»Nein, nein, natürlich nicht.« Ich war höflich. Schließlich hätte ich ohne ihn jetzt im Krankenhaus gelegen. Ich trank einen kleinen Schluck und versuchte, mich etwas zu entspannen. »Wollen Sie sich hinsetzen?«, fragte ich und deutete auf die Bar.

»Sicher. Das wäre nett.« Ich ging voraus und wir setzten uns an einen kleinen Holztisch mit einer Glasplatte. Ich stellte vorsichtig meinen Drink ab und massierte meine Schläfen.

»Und, wie geht es Ihnen heute?«, fragte er.

Ich warf ihm einen Blick zu. »Besser als davor«, sagte ich.

»Ja, gestern Abend waren Sie nicht ganz fit. Ich war ganz schön froh, als das Mädchen aufgetaucht ist. Ich hatte keine Ahnung, was ich mit Ihnen anfangen sollte.«

»Sie arbeitet hier, sie ist ein nettes Mädchen.«

Janac grunzte und veränderte seine Sitzposition. Ich beobachtete, wie die kühlen grauen Augen über die Bar und hinaus auf den Strand schweiften. Ich konnte mich sehr gut an diese Augen erinnern. Und an die absichtsvolle Ruhe. Er war aus einem bestimmten Grund hier. Ich wartete wortlos, um herauszufinden, aus welchem. Schließlich sagte er: »Mein Auto steht hinter der Anlage. Lust auf ein Abendessen?«

Wieder schien es weniger eine Frage als ein Befehl. Ich rührte mit dem Finger die Eiswürfel im Glas herum und sah zu, wie sie übereinander kullerten. Ich wollte nicht mitgehen. Aber er hatte mich vor Prügel bewahrt, und ich schuldete ihm etwas. Ich konnte nicht ablehnen. Ich nahm einen weiteren Schluck.

»Ich fühle mich ziemlich mies ...« setzte ich an. Ich ließ die Stille ein paar Sekunden lang wirken. Dann beugte ich mich vor und hob eine der Münzen auf, die jemand als Wechselgeld auf dem Tisch hatte liegen lassen. »Ich sag Ihnen was, Kopf heißt, ich komme mit, Zahl heißt, ich bleib hier, nehm drei Aspirin und hau mich ins Bett. Einverstanden?«

Es war das erste Mal, dass ich ihn wirklich lächeln sah. Ich hatte den richtigen Ton getroffen. Er nickte. »Okay.« Ich warf die Münze in die Luft und griff daneben. Sie sprang und kreiselte auf der Tischplatte. Es schien eine Ewigkeit zu brauchen, bis sie zur Ruhe kam. »Kopf«, sagte Janac und erhob sich von seinem Stuhl. »Gehen wir.«

Kapitel 3

»Martin?«

»Hm?«, murmelte ich, ohne mich zu bewegen.

»Martin!« Der Ton war viel schärfer. Ich schaute Janac an. Er hielt mir etwas hin, einen zusammengerollten Geldschein. Mein Herz setzte einmal aus und ich blickte auf den Tisch zwischen uns. Zwei saubere Linien weißes Pulver auf einem glänzenden Spiegel. Ich war so von den beiden Mädchen gefangen gewesen, die sich ein paar Tische weiter einen Schuss setzten, dass ich das gar nicht bemerkt hatte. Ich schaute mich um, aber niemand schien uns zu beobachten, wir schienen niemanden zu interessieren.

»Das ist hier drin kein Problem.« Der Tonfall war eindringlich, die Hand mit dem Geldschein wurde noch ein kleines bisschen weiter ausgestreckt.

Ich kratzte mich am Augenwinkel. Betrachtete Janac, den Schein, das Koks. Ich brauchte etwas; ich fühlte mich beschissen.

Ich nahm den Schein.

***

Das Essen kam und der Duft war überwältigend. Ich hatte keine Ahnung gehabt, dass ich so hungrig gewesen war. Aber schließlich hatte ich den ganzen Tag nichts gegessen, und ich muss das meiste von gestern erbrochen haben. Ich nahm eine Gabel. Es war gut, sehr gut, ausgezeichnet. Mir ging es auch ausgezeichnet. Ich schaute mich in dem Club um. Er war erleuchtet von flackernden Kerzen, die den Eindruck von Bewegung vermittelten, wo keine vorhanden war, und Bewegung versteckten, wo sie war. Nur ein paar Leute saßen vereinzelt in den Schatten, trotz der Schlange am Eingang. Die beiden Mädchen mit den Nadeln hatten sich zu uns gesellt. Janac hatte mit dem Finger geschnippt, und sie waren gekommen. Alles war so gelaufen. Wir waren an drei verschiedenen Gruppen von Türstehern und einer fünfzig Meter langen Schlange vorbeigesegelt, als ob Janac der Laden gehörte. Wahrscheinlich gehörte er ihm tatsächlich. Und ich fühlte mich jetzt in seiner Anwesenheit verdammt cool. Wichtig, nicht mehr unsicher. Das Koks hatte meine Müdigkeit weggeblasen, die Nacht war jung, und wir hatten eine ziemlich gute Zeit vor uns.

Ich spürte eine leichte Berührung an meinem Bein, die sich langsam aufwärts bewegte. Ich warf einen Blick auf die beiden Mädchen. Eines saß jetzt neben Janac, und ich besaß die ungeteilte Aufmerksamkeit des anderen. Eine rosa Zunge schlängelte sich an blutroten Lippen vorbei. Ich lächelte und neigte meinen Kopf. Das Mädchen kam um den Tisch herum und glitt auf meinen Oberschenkel. Sie wog nichts. Ich legte meinen Arm um ihre winzige Taille und spürte heiße Haut unter dem glatten, kaum spürbaren Kleid.

»Schmeckt's?«, fragte Janac.

»Ausgezeichnet«, sagte ich und änderte meine Sitzposition ein wenig, um an das Essen zu kommen. Er stocherte mit der Gabel ziellos auf seinem Teller herum, in der gleichen Hand eine Zigarette haltend. Der Rauch stieg nach oben und vereinte sich mit dem chemischen Cocktail in der Luft. Eine Probe davon hätte wahrscheinlich schon zu einer Verhaftung wegen Drogenbesitzes genügt.

Er nickte gedankenverloren. »Erzählen Sie mir, wie Sie Ihren Job verloren haben.«

Ein Teil meiner Euphorie verpuffte sofort. Ich starrte eine Sekunde lang auf meinen Teller. »Ich brauche noch einen Drink.« Ich schob mein leeres Glas nach vorn. Mein Körper verarbeitete die verschiedenen Stoffe schneller als eine Chemiefabrik.

Er schnippte mit den Fingern und wandte sich mir wieder fragend zu.

Ich rieb mir mit dem Zeigefinger die Nase. »Mitten im Sommer, letztes Jahr, kurz vor dem Autounfall. Die Europäische Union hatte gerade die Maastrichter Verträge verabschiedet. Daher mussten zwei Jahre vor der Einführung einer gemeinsamen Währung die Wechselkurse eingefroren werden. Das nicht zu tun hätte bedeutet, sich auszuklinken und in ein Zwei-Klassen-Europa zurückzufallen – sehr peinlich für die Regierung des betreffenden Landes. Sehr viel politische Glaubwürdigkeit hing davon ab, die festen Wechselkurse beizubehalten, und das bedeutete wiederum, dass das Risiko einer Währungsabwertung sehr gering war. Also kauften alle die normalerweise schwächeren, risikoreichen Währungen, die verglichen mit der D-Mark einen sehr attraktiven Zinssatz hatten. Hohe Rendite und niedriges Risiko. Klang alles gut.«

Ich zuckte mit den Schultern und verschob mein Set, als der Kellner mit meinem Drink kam. »Aber dann kam das dänische Referendum mit seinem ›Nein‹ zu dem Vertrag. Plötzlich waren die politischen Sicherheiten nicht mehr sicher. Ein paar große Spieler begannen, auszusteigen und wieder in die D-Mark zu gehen. Ungefähr zu dem Zeitpunkt geschah der Unfall. Eine Zeitlang ging es mir zwar ganz gut, aber dann habe ich angefangen, mich schuldig zu fühlen, und irgendwie ist das Geschäftliche in alles verwickelt worden. Ich wollte an die gemeinsame Währung glauben, daran, dass sie gut für die Wirtschaft war, wissen Sie.« Ich schaute hoch in den üblichen neutralen Blick von Janac. »Nein, das wissen Sie nicht. Aber feste Wechselkurse machen es leichter, Geschäfte zu tätigen. Ich dachte, wir sollten das unterstützen. Wir hatten so viel Zeit damit zugebracht, den Markt zu unserem eigenen Vorteil auszunutzen, dass ich sehen wollte, wie diese Umtauschraten einmal eingehalten wurden.«