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Über dieses Buch:

Wer kennt es nicht? Wenn eine Beziehung zerbricht, ist die Welt grau und nichts scheint mehr Sinn zu ergeben. Wir alle haben schon einmal Liebeskummer und das damit verbundene Gefühl der Einsamkeit und Wertlosigkeit erlebt. Doch Liebeskummer empfinden wir nicht nur nach einer Trennung, auch während einer Beziehung kann dieses Gefühl entstehen. Die Gründe sind vielfältig: Hatte Ihr Partner eine Affäre? Oder haben Sie mit einem Mal festgestellt, dass sie sich als Paar fremd geworden sind?

Birgit Adam hilft Ihnen, mit dem eigenen Liebeskummer besser zurechtzukommen. Lernen Sie, den Schmerz zuzulassen und zu verarbeiten!

Ein wertvolles Handbuch, das Ihnen einen Ausweg aus dieser schwierigen Situation zeigen wird!

Über die Autorin:

Birgit Adam, geboren 1971, lebt und arbeitet in Augsburg. Seit mehr als 15 Jahren ist sie als freie Übersetzerin, Journalistin und Sachbuch-Autorin für unterschiedliche Verlage und Medien tätig. Sie hat Englische Literatur und Kommunikationswissenschaft studiert, u.a. an der University of Stirling/Schottland.

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Originalausgabe Februar 2013

Copyright © 2013 dotbooks GmbH, München

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

Titelbildgestaltung und Titelbildabbildung: Nicola Bernhart Feines Grafikdesign, München

ISBN 978-3-95520-123-4

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Birgit Adam
Erste Hilfe bei Liebeskummer

111 Fragen und Antworten rund um gebrochene Herzen

dotbooks.

Vorwort

1. Kapitel: Wie entsteht Liebeskummer?

2. Kapitel: Was macht Liebeskummer mit uns? Körperliche und seelische Folgen

3. Kapitel: Wie komme ich über meinen Liebeskummer hinweg?

4. Kapitel: Wie bekomme ich den Expartner zurück?

5. Kapitel: Der Liebeskummer ist überstanden. Wann ist die Zeit reif für eine neue Beziehung?

Anhang: Wo finde ich Hilfe?

Vorwort

Durchweinte Nächte, pfundweise Schokolade und das Gefühl, als sei gerade die ganze Welt um einen herum zusammengebrochen – welche Frau hat nicht schon einmal unter Liebeskummer gelitten? Treffen kann der Herzschmerz jeden von uns, egal ob arm oder reich, jung oder alt, männlich oder weiblich. Trotzdem bringt unsere Leistungsgesellschaft diesem psychischen Ausnahmezustand oft nur wenig Verständnis entgegen. Ganz anders als bei einer Scheidung oder dem Tod des Partners werden wir bei einem einfachen Liebeskummer gerne mit Sprüchen wie »Kopf hoch, das Leben geht weiter« oder »Andere Mütter haben auch hübsche Söhne« abgespeist, die zwar gut gemeint sind, uns aber leider gar nicht weiterhelfen.

Ein Patentrezept gegen Liebeskummer gibt es nicht. Schade. Menschen sind verschieden und daher wird auch jeder anders unter dem Ende einer Beziehung oder einer unerfüllten Liebe leiden. Außerdem haben auch die Dauer und die Intensität einer Partnerschaft einen großen Einfluss darauf, wie schnell das Scheitern der Beziehung überwunden wird. Bei einer Trennung ist immer wichtig, wie sie abläuft – ob das frisch gebackene Expaar versucht, sich freundschaftlich zu einigen, oder ob sich das Ende der Beziehung zu einer Schlammschlacht auswächst, in der am Ende die Anwälte um jedes Stück Geschirr streiten. Eines ist jedoch in allen Fällen gleich: Die Betroffenen leiden – mal mehr, mal weniger stark.

Frage 1: Was bringt mir dieses Buch?

Dieses Buch gibt den Leserinnen konkrete Tipps und Ratschläge, wie sie mit Liebeskummer fertigwerden und ihn schließlich überwinden können. Auf detaillierte wissenschaftliche Erläuterungen wird dabei größtenteils verzichtet, da sie den Betroffenen wenig helfen. Wer unter Liebeskummer leidet, will schließlich nicht wissen, warum ihn dies jetzt so schwer trifft, sondern wie er sich so schnell wie möglich besser fühlen kann.

Die einzelnen Kapitel dieses Buches zeigen die unterschiedlichen Auslöser von Liebeskummer, darunter zum Beispiel Eifersucht, Untreue, Trennung oder eine unerwiderte Liebe, und gehen auf die körperlichen und seelischen Folgen ein. Neben Ratschlägen, wie Sie mit diesen besonderen Situationen umgehen können, erhalten Sie Tipps, wie Sie aus Ihrem Liebeskummer wieder herausfinden können, ihn als Gelegenheit zur Reifung nutzen und sich schließlich auf eine neue Beziehung einlassen können. Selbst wenn es Ihnen im Moment noch unvorstellbar erscheint: Es gibt ein Leben nach dem Liebeskummer!

1. Kapitel: Wie entsteht Liebeskummer?

Auslöser für Liebeskummer gibt es viele: Das Ende einer Beziehung, Untreue, Streit, enttäuschte Erwartungen oder auch eine unerwiderte Liebe können uns seelisch aus dem Gleichgewicht bringen und an der Liebe leiden lassen. Dieses Kapitel beleuchtet die unterschiedlichen Auslöser für Liebeskummer und zeigt, wie wir damit umgehen können. Häufige Auslöser für Liebeskummer sind:

Frage 2: Kann es auch innerhalb einer Beziehung Liebeskummer geben?

Wenn wir das Wort Liebeskummer hören, so denken wir zumeist an den Schmerz, den das Ende einer Beziehung mit sich bringt, oder unerwiderte Gefühle, die uns nicht zur Ruhe kommen lassen. Doch auch innerhalb einer Beziehung können wir an der Liebe leiden, zum Beispiel weil enttäuschte Erwartungen immer häufiger zu Streit führen, wir uns in eine andere Richtung entwickeln als der Partner und daher unsere Bedürfnisse und Lebenskonzepte plötzlich weit auseinanderklaffen. Vielleicht sind die Gefühle eines Partners schon längst erloschen und er ist zutiefst unzufrieden in der Beziehung, möchte aber dem anderen nicht wehtun und schreckt daher vor einer Trennung zurück. Er geht einen Kompromiss ein und wird damit nicht glücklich werden. Auch ein ständig dazwischenfunkender Expartner kann eine Beziehung empfindlich stören und für Disharmonie sorgen. Räumliche Trennungen, Fern- oder Wochenendbeziehungen, wie sie heutzutage immer häufiger vorkommen, stellen Paare vor neue Herausforderungen und die Liebe häufig auf eine harte Probe – ganz zu schweigen davon, dass die Partner unter der Abwesenheit des anderen leiden. Schließlich kann auch Eifersucht – egal, ob es die eigene oder die des Partners ist – für Liebeskummer innerhalb der Beziehung sorgen.

Frage 3: Warum bin ich plötzlich von meinem Partner enttäuscht?

In der ersten Phase einer Liebe bestimmt noch die rosarote Brille der Verliebtheit unser Bild vom Partner. Er erscheint uns rundum liebens- und begehrenswert – dass uns irgendwann einmal etwas an ihm stören könnte, scheint uns zu diesem Zeitpunkt ausgeschlossen. Später sehen wir den Partner dann schon etwas realistischer und entscheiden, ob wir mit ihm eine Beziehung eingehen wollen. Und dann dauert es auch nicht mehr lange, bis Spannungen auftreten. Wir kennen den Partner nun schon eine ganze Weile, leben vielleicht sogar mit ihm zusammen und plötzlich stellen wir fest, dass er doch nicht unbedingt Mr Perfect ist. Vielleicht fallen uns nun Dinge verstärkt auf, die wir im Zustand der Verliebtheit nicht wahrgenommen haben, wie zum Beispiel dass der liebenswerte Chaot einfach nur ein Schlamper ist. Vielleicht kristallisieren sich aber auch jetzt erst bestimmte Verhaltensweisen heraus, die wir nicht auf den ersten Blick erkennen konnten. Dazu gehört zum Beispiel, dass er uns immer noch als ›eine Freundin‹ vorstellt, obwohl wir schon seit einiger Zeit zusammenleben – offensichtlich will er nicht zu uns stehen. Wenn sich der Alltag in die Beziehung eingeschlichen hat, nehmen wir diese Dinge oft verstärkt wahr und sind vielleicht von unserem Partner enttäuscht und unzufrieden mit der Beziehung.

Diese Unzufriedenheit werden wir auf Dauer nicht so einfach schlucken können. Wie wir damit umgehen, ist von Fall zu Fall verschieden. Vielleicht entziehen wir uns dem Partner, suchen einen Ausweg aus der Beziehung und schauen uns heimlich schon nach etwas Besserem um. Vielleicht sind wir aber auch so mutig und bringen das Thema auf den Tisch und versuchen, gemeinsam mit dem Partner eine Lösung zu finden. Und genau hier beginnen auch schon die neuen Probleme: Häufig zeigen wir dabei nicht genug Fingerspitzengefühl, überfallen den Partner mit Schuldzuweisungen (»Du hörst mir ja nie richtig zu! Immer ziehst du dich in dein Arbeitszimmer zurück, wenn ich mit dir reden will.«) oder stellen unsinnige Forderungen (»Wenn du mich wirklich lieben würdest, würdest du nicht immer mit deinen Fußballkumpels herumhängen. Du musst dich entscheiden: entweder sie oder ich.«). Es kommt zum Streit, erst ab und zu, dann immer häufiger – bis schließlich einer den Schlussstrich zieht.

Nicht selten münden diese enttäuschten Erwartungen auch in verzweifelte Versuche, den Partner zu ändern. ›Er muss einfach romantischer werden, wenn die Beziehung Bestand haben soll.‹ oder ›Er darf einfach nicht seine ganze Energie in den Job stecken, ich bin schließlich auch noch da.‹, mögen wir uns denken und versuchen, den Partner umzuerziehen, ihn von einem eher nüchternen Typ in einen romantischen Romeo oder von einem Arbeitstier in einen häuslichen Familienmenschen zu verwandeln. Der Partner wird uns dies kaum danken, denn er fühlt sich in seiner Freiheit eingeschränkt und in die Enge getrieben. Es wird zu Streitigkeiten kommen, mit denen nicht jeder umgehen kann. Man kann einen anderen Menschen nicht ändern, das kann nur er selbst. Stecken Sie daher nicht Ihre ganze Energie in nutzlose Umerziehungsversuche, sondern sehen Sie diese Differenzen als Anstoß, darüber nachzudenken, ob Sie in Ihrer Lebensführung wirklich zusammenpassen.

Enttäuschte Erwartungen müssen nicht zur Trennung führen, wenn beide Partner gewillt sind, etwas zu tun, um die Spannungen in der Beziehung zu bereinigen. Das kostet viel Kraft – und zwar auf beiden Seiten –, denn es nützt auf Dauer nichts, wenn nur ein Partner Abstriche macht und sich selbst verleugnet, nur um den anderen zu halten. Wenn beide Partner an der Beziehung arbeiten, kann der Liebeskummer, der diese Spannungen begleitet, positive Auswirkungen haben.

Frage 4: Früher haben wir uns doch auch immer so gut verstanden, warum haben wir jetzt plötzlich Probleme?

Als Sie sich kennenlernten, waren Sie und Ihr Partner ein Herz und eine Seele. Sie waren nicht nur verliebt, sondern teilten auch viele Träume und Lebensauffassungen. Heute sieht das jedoch anders aus: Sie sind der Meinung, es wäre langsam Zeit für Nachwuchs, doch Ihr Partner hat gerade ein Angebot aus dem Ausland erhalten und möchte sich diesen Karrieresprung nicht entgehen lassen. Oder vielleicht waren Sie auch bereit, Ihre eigene Karriere erst einmal auf Eis zu legen und bei den Kindern zu Hause zu bleiben, denn Ihr gemeinsamer Traum war, eine große Familie zu haben. Doch nun reicht es Ihnen nicht mehr, nur Mutter zu sein. Sie möchten wieder ins Berufsleben einsteigen, doch Ihrem Partner ist das ganz und gar nicht recht.

Menschen verändern sich im Laufe des Lebens, und selbst die größte Liebe kann nicht garantieren, dass sich die Liebenden immer in dieselbe Richtung entwickeln. Während einer langjährigen Beziehung können die Partner unterschiedliche Bedürfnisse und Lebensauffassungen entwickeln und wissen dann häufig nicht mehr, ob diese noch mit ihrer Liebe zum Partner vereinbar sind. Dann müssen die Partner ernsthaft über die Prioritäten in ihrem Leben nachdenken: Ist Ihnen die Verwirklichung Ihrer Wünsche und Träume wichtiger als die langjährige Beziehung und die Liebe des Partners? In einem solchen Fall kann eine Trennung ins Haus stehen, unter der besonders derjenige leidet, der noch an den alten Lebenskonzepten hängt.

Frage 5: Warum ist meine Beziehung plötzlich langweilig geworden?

Im Laufe einer Beziehung schleicht sich eine gewisse Routine in das Alltagsleben ein: Am Montag gehen wir ins Kino, am Freitagabend treffen wir uns mit Freunden und am Samstag wird groß eingekauft. Sex findet am Mittwoch und Samstag statt. Einerseits gibt uns das ein wenig Sicherheit – wir wissen genau, was auf uns zukommt und wann wir etwas zu erledigen haben. Das Leben zu zweit hat sich eingespielt, vor unangenehmen Überraschungen sind wir weitgehend geschützt. Andererseits kann eine Beziehung dadurch auch langweilig werden. Einer der beiden Partner wird vielleicht unzufrieden mit der Routine und sehnt sich nach mehr Aufregung, mehr Abwechslung, mehr Romantik, mehr irgendwas. Wenn der andere genauso empfindet – gut, denn dann können Sie klären, wie Sie wieder neuen Schwung in Ihre Beziehung bringen. Fühlt sich Ihr Partner dagegen wohl im eingespielten Ablauf Ihres Lebens, so können Probleme in der Partnerschaft auftreten. Sie sind unzufrieden und wollen diese Situation nicht hinnehmen. Langeweile in der Beziehung kann zu Streit und damit zu Liebeskummer führen.

Frage 6: Immer Ärger mit der Ex. Wozu kann das führen?

Eigentlich könnte Ihre Beziehung so schön sein, denn alles läuft optimal, wenn, ja wenn da nur Ihre Vorgängerin nicht wäre. Sie will einfach nicht aus dem Leben Ihres Partners verschwinden, ruft ständig unter irgendwelchen Vorwänden an, trifft sich mit Ihrem Partner oder bittet ihn, sich doch kurz um ihren verstopften Abfluss zu kümmern. Dieses Verhalten treibt Sie noch in den Wahnsinn: ›Er gehört jetzt mir, kann diese blöde Kuh das nicht endlich begreifen?‹ Mit der Ex Ihres Partners können Sie nicht reden, denn schließlich kennen Sie die Frau kaum. Und Ihr Partner? Der versucht Sie mit »Aber ich liebe doch nur dich!« zu beschwichtigen. Beim nächsten Hilferuf springt er allerdings schon wieder ins Auto und düst ab zur Ex. Da platzt Ihnen der Kragen: »Entweder sie oder ich«, wollen Sie ihn zur Entscheidung zwingen. Doch der will sich nicht unter Druck setzen lassen – ein handfester Streit bricht los.

Vielen ehemaligen Partnern gelingt es heute, Freunde zu bleiben. Es ist also gar nichts dabei, wenn Ihr Partner weiterhin den Kontakt zu Ihrer Vorgängerin hält – wenn sich die beiden einig sind, dass sie wirklich nur Freunde sein wollen. Versucht Ihr Partner, sich auf diese Weise die Ex warmzuhalten, so sollten Sie ernsthaft darüber nachdenken, ob er überhaupt Ihre Liebe verdient hat. Und falls Ihre Vorgängerin darauf spekuliert, Ihnen Ihren Partner abspenstig zu machen und ihn zurückzuerobern, sollten Sie Ihren Partner darauf ansprechen. Er merkt genau, welche Gefühle seine ehemalige Partnerin ihm entgegenbringt – er kennt sie ja schließlich gut genug. Meist wird er den Kontakt zu ihr aber trotzdem nicht abbrechen, weil er die Beziehung beendet hat und sich deswegen schuldig fühlt und die Expartnerin nicht verletzen will. (siehe auch Frage 65). Außerdem will er sich von Ihnen nicht unter Druck setzen lassen. Versuchen Sie, Ihrem Partner klarzumachen, dass er seiner Ex damit keinen Gefallen tut. Wenn er weiterhin Kontakt zu ihr hält, kann sie sich emotional nicht von ihm lösen und wird nie über die Trennung hinwegkommen. Stattdessen fällt sie Ihnen bald so auf die Nerven, dass Ihre Beziehung darunter leiden wird.

Auch wenn Sie sich hundertprozentig sicher sind, dass Ihr Partner und seine Exfreundin wirklich nur gute Freunde sind, können trotzdem ab und zu Zweifel an Ihnen nagen. Jetzt trifft er sich schon wieder mit ihr. Was haben die beiden nur dauernd miteinander zu besprechen? Ob da nicht doch noch etwas läuft zwischen denen? Ganz klar: Sie sind eifersüchtig! Eifersucht hat fast immer mit einem Mangel an Selbstbewusstsein und falschem Besitzanspruch auf den Partner zu tun (siehe auch Frage 8). Gehören Sie zu den eifersüchtigen Menschen, so ist die Expartnerin vermutlich nicht die einzige Frau, der Sie mit Misstrauen begegnen. Versuchen Sie, herauszufinden, was hinter Ihrer Eifersucht steckt, und sie in den Griff zu bekommen. Eifersucht zeigt aber auch, dass Sie Ihrem Partner nicht vertrauen. Hat Ihnen Ihr Partner je einen Grund gegeben, an seiner Treue zu zweifeln? Wenn ja, mag Ihre Eifersucht vielleicht begründet sein – wenn nein, so sollten Sie nachforschen, warum Sie Probleme haben, anderen Menschen zu vertrauen.

Frage 7: Welche Probleme bringen Fern- und Wochenendbeziehungen mit sich?

Fern- und Wochenendbeziehungen werden immer häufiger. So zieht zum Beispiel ein Partner in eine andere Stadt, da er sich beruflich verändern möchte oder die ganze Firma umzieht, und der andere bleibt erst einmal am alten Wohnort zurück – zumindest bis er in der neuen Stadt einen Job gefunden hat. Vielleicht geht aber auch einer für ein Jahr ins Ausland und man sieht sich während dieser Zeit nur im Urlaub. In einem solchen Fall ist die räumliche Trennung zwar nur vorübergehend, doch fällt sie deshalb nicht unbedingt leichter.

Es kann aber auch sein, dass die beiden Liebenden von Anfang an in verschiedenen Städten oder gar Ländern leben, zum Beispiel weil sie sich im Urlaub oder bei gemeinsamen Freunden  kennengelernt haben. Dann steht irgendwann einmal die Entscheidung an, ob nicht einer der beiden Partner den Wohnort wechselt. Eines bleibt zunächst jedoch gleich: Die Paare leiden unter der räumlichen Trennung – mal mehr, mal weniger stark.

Bei Fern- und Wochenendbeziehungen ist eine wesentliche Komponente einer Beziehung, nämlich die Nähe zum Partner, nicht gegeben. Vor allem Paaren, die bereits zusammengelebt haben, fällt die Umstellung auf die neue Situation häufig schwer. Wie bei einer Trennung muss der am alten Wohnort zurückbleibende Partner erst einmal den Alltag neu organisieren – zumindest unter der Woche ist er ja nun allein und hat keinen eindeutigen Bezugspunkt mehr. Er wird den Partner vermissen, körperlich und seelisch. Doch auch der weggezogene Partner hat es nicht leicht: Er muss sich an einem neuen Ort einleben, an dem er niemanden kennt. Durch den Partner, den er vermisst, ist er immer noch an den alten Wohnort gebunden und kann so keinen echten Neuanfang wagen.

Paare, die von Anfang an in verschiedenen Städten leben, werden länger brauchen, um echte Nähe zu entwickeln. Da sie sich nur am Wochenende oder im Urlaub sehen, können sie den neuen Partner nur schwer in seinem Alltagsleben kennenlernen. Auch ein gemeinsamer Freundeskreis lässt sich nicht so leicht aufbauen, da die Liebenden die wenige gemeinsame Zeit am liebsten nur zu zweit verbringen möchten.

An den gemeinsam verbrachten Wochenenden versuchen beide Partner, sich von ihrer Schokoladenseite zu zeigen, denn schließlich hat man so wenig voneinander, dass man die Zeit nicht mit Problemen oder Beziehungsdiskussionen belasten will. Es besteht schon fast ein Zwang zum Glücklichsein, doch der Alltag lässt sich oft nicht so einfach ausschalten.

Fern- und Wochenendbeziehungen haben allerdings nicht nur Nachteile. Wer sich nur am Wochenende oder noch seltener sieht, erhält den prickelnden Zustand der ersten Verliebtheit länger aufrecht, und jedes Wiedersehen mit dem Partner lässt die Schmetterlinge im Bauch wieder aufleben. Die gemeinsam verbrachte Zeit wird intensiver erlebt, da die Anwesenheit des Partners nicht selbstverständlich ist. Beide geben sich mehr Mühe, dem anderen eine schöne Zeit zu bereiten und investieren mehr Energie in ihre Beziehung. Für Menschen, die ihre Unabhängigkeit lieben, stellt eine Fernbeziehung die ideale Möglichkeit dar, unter der Woche das Singleleben mit all seinen Annehmlichkeiten zu genießen und trotzdem die Sicherheit und Geborgenheit einer festen Beziehung zu haben.

Bei einer vorübergehenden räumlichen Trennung, zum Beispiel weil ein Partner beruflich in eine andere Stadt gegangen ist, plant der andere Partner oft irgendwann nachkommen – spätestens dann, wenn auch er einen Job am neuen Wohnort gefunden hat. Und auch ein Partner, der ins Ausland gegangen ist, kehrt irgendwann zurück. Solche Entscheidungen, die zu einer vorübergehenden Fernbeziehung führen, trifft ein Paar in der Regel gemeinsam und wird sich dabei auch Gedanken machen, ob die Beziehung stark genug ist, um eine vorübergehende räumliche Trennung zu überstehen. Wie gut es dem Paar gelingt, wieder in den gemeinsamen Alltag zurückfinden, wird sich im Laufe der Zeit herausstellen.

Bei Paaren, die von Beginn an in verschiedenen Städten oder Ländern leben, wird irgendwann die Frage aktuell, ob man nicht doch zusammenziehen möchte. Dann wird einer der beiden Partner den Wohnort wechseln und damit sein bisheriges Leben aufgeben müssen: Job, Freunde, Familie – das alles muss er nun zurücklassen. Nicht selten führt dies zu Streitigkeiten, da hier keine Kompromisse möglich sind. Ein Partner muss sein Leben grundsätzlich ändern – doch wer von beiden soll das tun? Solche Entscheidungen lassen sich nicht von heute auf morgen treffen, sondern wollen gründlich überlegt sein. Nicht selten steht jedoch am Ende einer solchen Überlegung das Ergebnis, dass die Gefühle für den Partner nicht stark genug sind, um das bisherige Leben aufzugeben, und es kommt zur Trennung.

Frage 8: Was kann Eifersucht in einer Beziehung anrichten?

Hand aufs Herz: Würden Sie sich als eifersüchtig bezeichnen? »Nein, nein«, werden Sie jetzt sagen, »Eifersucht ist eine negative Eigenschaft, und überhaupt, ich vertraue meinem Partner schließlich.« Doch versetzen Sie sich einmal in die folgende Situation: Sie fahren mit Ihrem Auto die Straße entlang und sehen plötzlich Ihren Partner aus einem Café kommen. Mit einer attraktiven Frau. Wo er doch eigentlich bei der Arbeit sein sollte. Sind Sie jetzt nicht ein bisschen misstrauisch? Also doch!

Dass man aus dem Grad der Eifersucht auf den Grad der Liebe schließen kann, ist ein weit verbreiteter Irrtum. Grund für die Eifersucht ist nicht übermäßige Liebe, sondern Besitzdenken und Egoismus: ›Mein Partner gehört mir und nur mir und kein anderer soll ihn haben!‹, so denken wir und wollen unseren Partner ganz für uns haben. Im Mittelpunkt unserer Gefühle steht nicht der Partner, sondern wir selbst.

Schließlich zeigt Eifersucht auch, dass es in einer Beziehung an einer ganz entscheidenden Komponente fehlt: Vertrauen. Wer hinter jedem Treffen mit der Ex sofort einen Seitensprung vermutet, jede Überstunde als Techtelmechtel mit der Sekretärin auslegt und krampfhaft Manteltaschen, Handy und Terminkalender des Partners kontrolliert, bringt ihm keinerlei Vertrauen entgegen und zerstört damit auf Dauer die Beziehung. Von Liebe, die immer Respekt und Vertrauen miteinschließt, kann hier keine Rede mehr sein.

Eine der berühmtesten Geschichten zum Thema Eifersucht ist Shakespeares Tragödie Othello, ein klassisches Eifersuchtsdrama. Hier versteht es der Schurke Jago geschickt, Othellos Minderwertigkeitskomplexe (er ist Farbiger und hatte bedauerlicherweise schon damals unter Vorurteilen zu leiden) so zu schüren, dass dieser an der Liebe seiner Frau Desdemona zu zweifeln beginnt und sie schließlich umbringt, da er glaubt, sie würde ihn betrügen.

Und genau hier haben wir auch schon eine der Hauptursachen für Eifersucht: mangelndes Selbstwertgefühl. Ein eifersüchtiger Mensch hat ständig Angst, seiner oder seinem Liebsten nicht gut genug zu sein. Da er sich selbst nicht liebt, kann er sich nicht vorstellen, dass ein anderer es tut, und befürchtet daher wegen einer oder eines Besseren verlassen zu werden: ›Mein Partner unterhält sich so angeregt mit dieser Brünetten – findet er sie etwa interessanter als mich?‹, ›Der neue Kollege meiner Frau ist aber sportlich und hat so volles Haar. Sicher findet sie ihn viel attraktiver als mich mit Halbglatze und Bauchansatz.‹ Solche Gedanken nisten sich schnell in unseren Köpfen ein, wenn es um unser Selbstwertgefühl nicht ganz so toll bestellt ist. Eigentlich schaden sie nichts, jeder vergleicht sich ab und zu mit anderen, und schließlich kann der Waschbrettbauch des Kollegen ja auch einen Anreiz bieten, endlich etwas gegen den eigenen Bierbauch zu unternehmen. Wer jedoch zulässt, dass solche Überlegungen sein Denken beherrschen, dass er allen potenziell Besseren misstrauisch gegenübersteht und krampfhaft nach Anzeichen sucht, dass der Partner dem vermeintlichen Rivalen tatsächlich den Vorzug gibt, ist eifersüchtig.

Doch wo beginnt eigentlich die Eifersucht? Wenn Sie sich vorstellen, wie Ihr Partner eine andere küsst? Mit ihr schläft? Oder schon, wenn er sich mit ihr einfach nur gut unterhält? Einer der Hauptgründe für eine Affäre ist oft, dass es da jemand anderen gibt, der einen besser versteht als der eigene Partner. Der die Leidenschaft für französische Filme teilt oder am Wochenende genauso gerne in die Berge wandern geht. Mit anderen Worten: mit dem man etwas gemeinsam hat, das man mit der eigenen Partnerin nicht teilen kann.

Einer sensiblen Frau reicht das schon, um eifersüchtig zu werden. Ist es nicht irgendwie auch logisch, dass ein Mann, der seine Freizeit mit einer Frau teilen kann, bald auch das Bett mit ihr teilen will?

Die Gründe, die hinter der Eifersucht stecken, sind von Fall zu Fall verschieden. Vielleicht wurden Sie ja in einer früheren Beziehung tatsächlich nach Strich und Faden betrogen und von Ihrem Expartner bitter enttäuscht, so dass Sie nun ein gebranntes Kind sind und das Vertrauen in die Männerwelt verloren haben. Oder vielleicht haben Sie Angst, dass mit dem Verlust des Partners ihre ganze Existenz zusammenbricht, weil Sie befürchten, auch Kinder, Haus und Hund zu verlieren? Versuchen Sie herauszufinden, was hinter Ihrer Eifersucht steckt. Denn nur wenn man die Wurzel des Übels kennt, kann man es auch dort anpacken und ausrotten. Scheuen Sie sich nicht, falls nötig, einen Psychologen zu Rate zu ziehen, denn oft sind die Ursprünge krankhafter Eifersucht so tief verborgen, dass man sie alleine nicht finden kann.

Doch was ist, wenn der Partner eifersüchtig ist? Nicht nur wer selbst eifersüchtig ist, leidet – auch wer mit einem grundlos eifersüchtigen Partner zusammenlebt, ist meist nur schwer in der Lage, das ständige Misstrauen zu ertragen. Argumente, Geduld und Liebesbeweise helfen in diesem Fall kaum, denn der Partner befindet sich bereits so sehr in den Fängen seiner Sucht, dass er für rationale Gespräche nicht mehr zugänglich ist. Er ist überzeugt davon, dass Sie ihn betrügen, und sucht nach Beweisen dafür – Gegenbeweise interessieren ihn nicht. Mit einem solchen Partner zu leben, ist nicht einfach. Die erste und schwierigste Hürde ist, ihm klarzumachen, dass er wirklich grundlos eifersüchtig ist und vielleicht sogar Hilfe braucht. Doch wenn die Eifersucht erst einmal eskaliert, erste Teller zu Bruch gehen und Sie sich nicht mehr in Zimmerlautstärke unterhalten können, ist es in der Regel schon zu spät. Daher ist es wichtig, schon frühzeitig die Anzeichen übertriebener Eifersucht zu erkennen.

Oft fällt es uns gar nicht leicht, zu erkennen, ob wir es mit einem eifersüchtigen Mann zu tun haben. Da sitzen wir zum Beispiel abends noch in der Arbeit und das Telefon klingelt: »Hallo, Schatzi, ich bins, ich wollte nur mal deine Stimme hören.« – ›Wie süß!‹, sagen wir uns. Dass dahinter ein Kontrollanruf steckt, vermuten wir erst einmal nicht. Oder unser Partner will uns abends nicht mit unseren Freundinnen weggehen lassen: Dann liebt er uns eben so sehr, dass er uns ganz für sich haben will. Er fragt: »Wer war denn der Mann, der dich da eben gegrüßt hat?«, und zeigt damit Interesse an unserem Leben. Und das alles stimmt ja auch – keinesfalls sollte man hinter solchen Verhaltensweisen immer sofort Eifersucht vermuten!

Haben Sie jedoch das Gefühl, Ihr Partner reagiert skeptisch auf jeden Schritt, den Sie ohne ihn unternehmen, und würde Sie am liebsten an die Kette legen, dann sollten Sie sein Verhalten einmal gründlich hinterfragen. Steckt vielleicht übertriebene Eifersucht dahinter? Wird Ihr Partner gar aggressiv, ist es höchste Zeit, etwas gegen seine Eifersucht zu unternehmen.

Nicht selten wird er alles abstreiten: »Ich liebe dich doch, du verstehst das alles falsch«, wird er beteuern. Das ist auch verständlich, denn würde er seine Eifersucht eingestehen, würde er damit etwas zugeben, was von vielen Menschen als Charakterschwäche gesehen wird, und eine solche Blöße gibt sich niemand gerne.

Unbegründete Eifersucht entsteht nicht von heute auf morgen, sondern baut sich über viele Jahre hinweg auf.

Natürlich können Sie Ihrem eifersüchtigen Partner immer Rede und Antwort stehen und ihn stets über jeden Ihrer Schritte bis ins kleinste Detail informieren. Allerdings begeben Sie sich damit in eine Verteidigungshaltung und setzen sich unter einen enormen Rechtfertigungsdruck. Schließlich kann es durchaus passieren, dass Ihr Handy-Akku tatsächlich einmal leer ist und Sie deshalb Ihren Partner nicht zur verabredeten Zeit anrufen konnten. Dann wird der Haussegen schnell gehörig schief hängen!

Stattdessen sollten Sie kurz und knapp Auskunft geben und auf ständiges Nachfragen und Bohren gar nicht weiter eingehen, selbst wenn Ihr Partner darauf gereizt reagiert. Er hat sich in diesem Moment nun einmal darauf eingeschossen, dass Sie ihm etwas verheimlichen – für rationale Argumente ist er nicht mehr zugänglich. Weisen Sie ihn lieber darauf hin, wie wichtig Vertrauen für eine gesunde Beziehung ist, vielleicht kann ihn ja das zur Vernunft bringen.

In Bezug auf Eifersucht sagt uns die amtliche Kriminalstatistik nichts Gutes: Eifersucht ist eine häufige Ursache für Straf- oder gar Gewalttaten. In vielen Mordfällen ist Eifersucht das Motiv, doch muss sich die Gewalt nicht immer gegen den Partner richten. Auch etliche Selbstmorde und Selbstmordversuche gehen auf das Konto der Eifersucht. Deshalb sind Gewaltausbrüche des Partners keinesfalls auf die leichte Schulter zu nehmen. Dreht Ihr Partner durch und sieht keine andere Möglichkeit mehr, als zuzuschlagen, sollten Sie radikal sein: Packen Sie Ihre Koffer und gehen Sie. Egal, wohin – nur weg. Viele tragische Fälle zeigen, dass es oft nicht beim einmaligen Ausraster bleibt.

Wenn Ihrem Partner wirklich etwas an Ihnen liegt, wird er es nicht bei Entschuldigungen und Liebesbeteuerungen belassen. Er wird einsehen, dass er ein ernsthaftes Problem hat und sich bereit erklären, etwas dagegen zu unternehmen, zum Beispiel mit Hilfe einer Therapie. Tut er dies, dürfen Sie über einen Neuanfang nachdenken.

Weigert sich Ihr Partner trotz allem, einzusehen, dass er ein Problem hat und sich deswegen helfen lassen muss, sollten Sie darüber nachdenken, ob Sie die Beziehung mit einem solchen Menschen wirklich fortsetzen wollen. Es wird in dieser Beziehung immer an einer wesentlichen Grundlage fehlen: Vertrauen. Mit einem Partner, der hinter jeder Aussage gleich eine Lüge, hinter jedem männlichen Bekannten einen Rivalen und hinter jeder Überstunde einen Seitensprung vermutet, kann auf Dauer niemand glücklich werden. Auch wenn es Ihnen schwerfällt, vielleicht ist diese Trennung ja auch genau der Anstoß, den er braucht, um sein Problem endlich in Angriff zu nehmen.

Frage 9: Bin ich von meinem Partner abhängig?

»Ich kann nicht mit ihm leben, aber auch nicht ohne ihn.« – so könnte man eine Abhängigkeitsbeziehung kurz und knapp zusammenfassen. Zum besseren Verständnis kann dieses Beispiel beitragen. Stellen Sie sich vor, in Ihrer Beziehung gibt es immer wieder Probleme, weil Ihr Partner einfach nicht treu sein kann (oder will). Nach jedem Seitensprung sagen Sie sich: ›Jetzt ist endgültig Schluss! Ich halte das nicht mehr aus!‹ Doch dann kommt Ihr Partner reumütig angekrochen und beteuert, dass er doch nur Sie liebt und Sie bestimmt nie wieder betrügen wird, kurz: Es kommt zu einer leidenschaftlichen Versöhnung und Sie versuchen es wieder miteinander – bis zum nächsten Seitensprung. Glücklich sind Sie dabei nicht, denn Sie können Ihrem Partner nicht vertrauen und rechnen jeden Moment mit einer neuen Enttäuschung. Allerdings sind Sie bereit, dies hinzunehmen, denn Sie lieben ihn doch und wollen ihn nicht verlieren. Also opfern Sie sich, weil Sie sich ein Leben ohne ihn einfach nicht vorstellen können.

Wer sich so von seinem Partner abhängig macht, ist ihm letztendlich mit Haut und Haaren ausgeliefert, ist fremdbestimmt und lässt mit sich machen, was er will. Glück oder Unglück hängen von den Launen unseres Partners ab, wir haben dabei schon längst nicht mehr das Sagen. Um den Wünschen des Partners entgegenzukommen, verlieren wir uns selbst völlig aus den Augen und haben keine Identität mehr, die nicht von ihm abhängt. Wir nehmen sehr viel Leid für sehr wenig Aufmerksamkeit auf uns – ja, wir lassen sogar zu, dass er auf unseren Gefühlen herumtrampelt. Meist schaffen wir es erst, uns vom Partner zu lösen, wenn unser Leid unerträglich geworden ist. Nicht selten ist dazu professionelle Hilfe nötig.

Frage 10: Wie gehe ich mit Untreue in einer Beziehung um?

Wann ist jemand untreu? ›Ganz einfach‹, mögen Sie sich jetzt denken, ›mein Partner ist mir untreu, wenn er mich betrügt.‹ Treue bedeutet in den Augen der meisten Menschen sexuelle Enthaltsamkeit gegenüber Dritten – der Begriff wird also auf die Sexualität reduziert. Und wie sieht es mit einem Kuss aus? Die meisten Frauen wären wohl auch nicht allzu begeistert, wenn sie ihren Partner bei wilden Knutschereien mit einer anderen ertappen würden. Und macht es nicht auch einen Unterschied, ob der Partner einen einmaligen Ausrutscher begeht oder eine längere Affäre hat? Jeder Mensch hat eine ganz individuelle Vorstellung davon, wo Untreue beginnt. Eines ist jedoch unumstritten: Untreue – ganz egal, ob es sich dabei um einen spontanen einmaligen Seitensprung oder ein längeres Verhältnis handelt – ist einer der häufigsten Auslöser für Liebeskummer.

Gründe für Untreue gibt es wohl so viele, wie es Seitensprünge gibt. Vielleicht stimmt es in der Beziehung ja schon länger nicht mehr und man sehnt sich nach Abwechslung. Vielleicht ergibt sich aber auch einfach nur die Gelegenheit (zum Beispiel mit der leicht beschwipsten Kollegin auf der Betriebsfeier) und diese möchte man nun einfach nicht ungenutzt verstreichen lassen. Die häufigsten Gründe für Untreue sind jedoch die folgenden:

Jeder Mensch hat zwar seine eigenen Gründe für einen Seitensprung oder eine Affäre, doch stecken hinter der Untreue auch einige grundlegende Einstellungen oder Gründe, die tiefer gehen. Wer seinen Partner betrügt, steht dessen intimsten Gefühlen und Gedanken gleichgültig gegenüber. Ein untreuer Partner trifft zwar gerne alle möglichen Vorkehrungen, damit der andere es nicht herausfindet, doch wäre er wirklich um die Gefühle des Partners besorgt, so würde er ihn gar nicht erst betrügen – denn man muss immer damit rechnen, dass die Affäre irgendwann ans Tageslicht kommt. Die Vorsichtsmaßnahmen dienen also meistens dem eigenen Schutz, nicht der Rücksicht auf den Partner. Man hat Angst vor der Reaktion des Partners, vor seinen Vorwürfen oder einer Trennung und will möglichst keine Schuldgefühle haben – deshalb soll der Partner nichts vom Seitensprung erfahren. Außerdem kann ein Seitensprung darauf hinweisen, dass es in der Partnerschaft ein Problem gibt, auch wenn dies vielleicht keinem der beiden bewusst ist. Aus einer wirklich glücklichen Beziehung will niemand ausbrechen – irgendetwas muss also nicht in Ordnung sein.

Wenn unser Partner fremdgeht, bricht für uns eine Welt zusammen. Unser Selbstbewusstsein ist zunächst einmal angeknackst, denn wir fragen uns, was er wohl in unserer Beziehung so sehr vermisst hat, dass er es sich woanders holen musste. Wir müssen irgendeinen Fehler haben, da wir offensichtlich nicht in der Lage sind, ihn an uns zu binden. Geradezu besessen versuchen wir herauszufinden, wer die Andere ist. Was hat sie, das wir nicht haben? Womit hat sie ihn nur verhext? Wir suchen die Schuld für den Seitensprung nicht beim abtrünnigen Partner, sondern erst einmal bei uns, und unser Selbstwertgefühl tendiert gegen null.

Gleichzeitig packen uns heftige Wutgefühle gegen den Partner und wir würden ihm am liebsten den Hals umdrehen: »Wie kannst du mir das nur antun? Wie kannst du alles, was zwischen uns ist, so mit Füßen treten? Bedeute ich dir denn überhaupt nichts mehr?«, möchten wir ihm nun ins Gesicht schreien. Hin- und hergerissen zwischen Selbstvorwürfen und Anklagen versinken wir in einem völligen Gefühlschaos.

Ein Seitensprung trifft uns aber auch deshalb so schwer, weil er einen schwerwiegenden Vertrauensbruch bedeutet. Selbst wenn wir es vielleicht nie explizit ausgesprochen haben, schließt eine Beziehung meist auch Treue gegenüber dem Partner ein. Mit seinem Seitensprung hat der Partner gezeigt, dass wir ihm nicht vertrauen können. Auch wenn er von jetzt ab hundert Mal beteuert, dass dies nie wieder vorkommen wird, können wir uns nicht mehr ganz sicher sein. Und wenn wir uns nicht einmal auf den Menschen, den wir am meisten lieben, verlassen können, auf was sollen wir uns dann überhaupt noch verlassen? Nicht selten stört ein solcher Vertrauensbruch eine Partnerschaft so sehr, dass kein Neuanfang mehr möglich ist.

Da ein Seitensprung nun einmal nicht mehr rückgängig zu machen ist, müssen wir erst einmal überlegen, wie die Beziehung weitergehen soll. Vielleicht hat Ihr Partner sich ja auch ernsthaft in die andere Frau verliebt, dass er nun die Trennung von Ihnen möchte. Vielleicht sieht er aber auch ein, dass er einen Fehler gemacht hat, und bittet Sie um Verzeihung. Grundsätzlich kann Untreue zu drei verschiedenen Ergebnissen führen:

  1. Das alte Paar bleibt zusammen und versucht einen Neuanfang.
  2. Der untreue Partner verlässt seine Partnerin und beginnt eine Beziehung mit der Neuen.
  3. Der betrogene Partner beendet die Beziehung.

In allen drei Fällen wird allerdings mindestens einer der drei Beteiligten an Liebeskummer oder Trennungsschmerz zu leiden haben.