cover.jpg

img1.jpg

 

Nr. 35

 

Das Tor des Südens

 

von Neal Davenport

 

 

 

Pabel-Moewig Verlag KG, Rastatt

Seit dem Tag der Wintersonnenwende, dem Tag der entscheidenden Schlacht, die auf dem Hochmoor von Dhuannin zwischen den Streitern der Lichtwelt und den Kräften des Dunkels ausgetragen wurde, sind Wochen vergangen. Mit der Unterstützung Drudins, des obersten Dämonenpriesters, der die Kräfte der Finsternis mobilisierte, haben die eroberungssüchtigen Caer über die Kämpfer der Lichtwelt triumphiert und die große Schlacht für sich entschieden.

Damit halten Tod und Verderben ihren Einzug auch in solchen Ländern, die bisher vom Krieg verschont geblieben sind. Massen von Menschen, unter ihnen die demoralisierten Besiegten der Schlacht, streben in heilloser Flucht nach Süden, die Herzen von Trauer und Hass erfüllt.

Auch Mythor zieht südwärts. Der junge Held der Lichtwelt wird verfolgt und gehetzt, und sein Leben steht mehr als einmal auf des Messers Schneide. Gegenwärtig, nach dem Ende des Drachenflugs, versucht Mythor, an den Ort zu gelangen, wo er sich mit seinen Gefährten verabredet hat.

Diese sind ebenfalls dorthin unterwegs. Doch sie haben noch eine Menge Schwierigkeiten zu bewältigen bis zum TOR DES SÜDENS ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Nottr und Sadagar – Der Barbar und der Steinmann auf dem Weg nach Süden.

Olinga – Nottrs Gefährtin.

Der Kleine Nadomir – Der Königstroll erweist sich als hilfreich.

Ukko – Der Eisgott sucht neue Opfer.

Rotbart – Ein Mann ohne Gedächtnis.

1.

 

Wanto zitterte vor Angst und Kälte. Verstört blickte er sich um. Das Schneetreiben war so dicht, dass er kaum die Hand vor dem Gesicht sehen konnte.

»Patta!«, schrie er immer wieder. Doch seine Gefährtin, die er im Schneesturm aus den Augen verloren hatte, meldete sich nicht.

Sein Gesicht war eine eisbedeckte Maske. Die Barthaare waren gefroren, die Hände aufgeplatzt und blutig.

Schon lange hatte er jede Orientierung verloren. Wie blind taumelte er hin und her, manchmal stolperte er und fiel zu Boden. Mühsam erhob er sich dann und stemmte sich keuchend dem heulenden Wind entgegen, der an seinen steifgefrorenen Fellkleidern zerrte.

Auf einmal stieß er gegen eine schroffe Felswand. Erschöpft setzte er sich nieder und zog die Beine an. Er atmete röchelnd und stierte die Schneeflocken an, die ihm ins Gesicht peitschten.

Seine Gefährtin und er waren von unheimlichen Mächten in das Land der Eisgötter getrieben worden. Niemals wäre er freiwillig in das Land ohne Wiederkehr gekommen. Ihn fröstelte, als er an die uralten Sagen dachte, die von grauenvollen Ungeheuern berichteten, die im Eisland hausen sollten. Oft hatte er den Alten gelauscht, die in lauen Sommernächten von den Grauen des Eislands erzählten, in denen es von geheimnisvollen Schlangen, Eisgeistern und Drachen nur so wimmelte. Gelegentlich waren kühne Jünglinge des Stammes aufgebrochen, um die Rätsel des Eislands zu erkunden, doch nie war jemand zurückgekehrt.

Manchmal hob Wanto den Kopf und lauschte, doch außer dem wütend heulenden Sturm war nichts zu hören. Er drückte sich enger an die Felswand, und der Schnee hüllte seine angezogenen Beine wie ein Tuch ein.

Plötzlich war der Schneesturm vorbei. Er fand sich auf einer Hochebene wieder. Mannshohe Schneeverwehungen wechselten mit spitzen, eisbedeckten Felsnadeln ab, die in den grauen Himmel stießen.

»Patta!«, brüllte er. Doch sie antwortete nicht.

Verzweifelt versuchte Wanto sich zu orientieren, aber es gelang ihm nicht. Diese Ebene war ihm unbekannt.

Ein durchdringendes Krächzen ließ ihn herumwirbeln. Er hob den Kopf, und seine Augen weiteten sich vor Entsetzen.

Ein Ungeheuer flog langsam auf ihn zu. Es war mannsgroß und hatte einen abstoßend hässlichen Schädel, der in einen spitzen Schnabel auslief. Der Leib schimmerte türkis und war halb durchsichtig. Die gewaltigen Flügel waren doppelt mannshoch und durchschimmernd. Von dem Drachen ging eine unnatürliche Kälte aus.

Wanto wandte sich schreiend zur Flucht.

Das durchdringende Krächzen wurde lauter, und ein eisiger Hauch wehte auf ihn zu. Augenblicklich waren seine Beine mit einer dünnen Eisschicht überzogen, die ihn lähmte. Ein weiterer eiskalter Hauch verwandelte seine Arme und den Körper in Eiszapfen.

Der Eisdrache flog über ihn davon. Das grauenvolle Krächzen wurde leiser, und dann war das Ungeheuer verschwunden.

Den Kopf konnte er bewegen. Er stierte seine mit einer dicken Eisschicht bedeckten Arme und Hände an, und ein hoffnungsloses Stöhnen kam über seine Lippen. Mutlos schloss er die Augen.

Als er den Entsetzensschrei seiner Gefährtin hörte, riss er die Augen auf. Nun erwachten schlagartig seine Lebensgeister. Mit aller Kraft spannte er die Muskeln an. Die Eisschicht, die seine Beine umklammerte, begann zu knirschen. Er verdoppelte seine Bemühungen, und plötzlich konnte er das rechte Bein bewegen.

»Patta!«, schrie er. »Patta.«

Mit dem rechten Fuß trat er gegen das linke Bein. Krachend zersplitterte das Eis.

Das schaurige Krächzen des unheimlichen Wesens war wieder zu hören.

Der Drache flog genau auf ihn zu. Zwischen seinen riesigen Zähnen hielt er die bewusstlose Patta. Einer der eiskalten Flügel streifte Wanto und warf ihn zu Boden. Benommen blieb er liegen.

Als er sich aufrichtete, war der Drache verschwunden.

Wild fluchend stand er auf. Seine Arme und der Oberkörper waren noch immer mit Eis bedeckt. Er stapfte auf eine der Felsnadeln zu und schlug den rechten Arm dagegen. Das Eis zersplitterte. Innerhalb weniger Augenblicke war er von der fesselnden Eisschicht befreit und konnte sich wieder normal bewegen.

Er riss die schwere Steinaxt aus dem Gürtel und lief in Richtung Süden, wohin der Drache geflogen war.

Doch nach ein paar Schritten blieb er stehen, denn das Eis unter seinen Füßen bebte und knirschte. Risse durchzogen die Eisschicht, und Spalten klafften plötzlich wie die Mäuler namenloser Bestien.

Bebend vor Angst schritt Wanto weiter. Ein Eiszapfen löste sich aus einer der steil aufragenden Wände, schlug auf einem Vorsprung auf, und fingergroße Eissplitter flogen auf ihn herunter und bohrten sich schmerzhaft in sein Gesicht.

Er zuckte zusammen, als neben ihm ein irres Gelächter zu hören war, das rasch lauter wurde.

Entsetzt sprang er zwei Schritte zur Seite und stieß einen Angstschrei aus, als aus einer der Spalten ein Eisblock auftauchte, der die Gestalt änderte, und von dem das Lachen ausging.

Wanto glaubte den Verstand zu verlieren, als aus dem Block blitzschnell ein dünner, tentakelartiger Arm wuchs und sich eine Hand mit zehn Fingern bildete, die nach ihm griff.

Nun kam Bewegung in Wanto. Wild schreiend, um sich selbst Mut zu machen, wandte er sich zur Flucht, sprang über eine Spalte, rutschte aus und kollerte eine Eisfläche hinunter, sich immer wieder überschlagend.

Halb bewusstlos blieb er liegen. Er wimmerte vor Schmerzen, und Blut tropfte aus seiner Nase.

Stöhnend griff er nach der Axt und setzte sich auf.

Wieder war das irre Lachen zu hören.

Fünf eisblau schillernde, bizarr geformte Gestalten kamen auf ihn zu. Sie waren entfernt menschenähnlich, und ihr Gang war entenartig.

Er begann zu laufen. Immer wieder blickte er sich furchtsam um, doch der Abstand zu seinen Verfolgern blieb gleich.

Er lief rascher, hinein in ein schmales Tal mit eisbedeckten Wänden, die wie Edelsteine funkelten.

Das wahnsinnige Gelächter hallte schaurig im Tal wider, brach sich an den Wänden, und Schnee und Eisbrocken flogen auf ihn zu.

Und dann war das Tal zu Ende!

Wanto saß in der Falle. Schwer atmend starrte er die Eiswand an, doch er gab sich noch nicht geschlagen. Ohne zu überlegen begann er die Wand zu besteigen. Geschickt hielt er sich an Vorsprüngen fest und zog sich höher hinauf.

Aus der Wand wuchsen schlangenartige Gebilde, die seine Beine und Arme umklammerten. Er schlug mit der Axt danach, doch immer mehr tentakelartige Arme und Hände packten ihn. Die Axt entfiel seiner Hand, und ein Eisarm legte sich um seinen Hals.

Noch einmal keuchte er, dann wurde alles schwarz vor seinen Augen, und er brach bewusstlos zusammen.

 

*

 

In der Höhle war es angenehm warm. In der Feuerstelle brannten dicke Holzscheite.

Der Kleine Nadomir warf eine Handvoll Kräuter in die Flammen, und ein grünlicher Rauch stieg auf, der leicht betäubend war.

»Schlimme Zeiten sind für die Welt angebrochen«, sagte der Gnom langsam. »Die Verbündeten der Lichtwelt sind im Hochmoor von Dhuannin zur Wintersonnenwende von den Caer und den teuflischen Dämonen besiegt worden.«

»Woher weißt du das, Schöner Nadomir?«, fragte Sadagar und beugte sich gespannt vor.

»Ich weiß es«, wich der Königstroll der Frage aus. »Ich werde dieses Tal inmitten der Götterberge zu einer Insel des Lichts gestalten, auch wenn die nördliche Welt von den Dunklen Mächten beherrscht wird.«

Sadagar musterte den Gnomen aufmerksam, der ihm gegenüber saß. Nadomir war kaum drei Fuß groß, und sein Kopf wirkte durch die gewaltige Mähne aus borstigem, sich zu blätterförmigen Strähnen formenden Haar überdimensional. Das Gesicht wirkte fast winzig. Der zahnlose Mund war unverhältnismäßig groß, und die kleinen Augen glühten wie Kohlestücke. Der Königstroll hatte seinen Pelz abgelegt und war mit einer schillernden Strumpfhose und einem weiten Oberteil aus dem selben Material bekleidet. Drei goldene Ringe zierten seinen Hals.

»Der Große Alb ist tot«, sprach Nadomir schließlich weiter. »Erinnerst du dich noch an unser Gespräch im Tal des Riesen?«

»Natürlich erinnere ich mich. Ich war zutiefst enttäuscht, dass du nicht der Kleine Nadomir bist, den ich mein ganzes Leben angerufen habe.«

Der Troll kicherte.

»Ich fragte dich damals, wer du wirklich bist, doch du bist meiner Frage ausgewichen. Du hast mir gesagt, dass ich dich weiterhin Nadomir nennen soll. Und als ich davon sprach, dass ich zum Koloss von Tillorn gehen will, warst du überrascht ...«

»Ich fragte dich, was du beim Monument des Lichtboten willst.«

»Ich antwortete: ›Den Sohn des Kometen treffen‹. Du bist dann aufgestanden und in der Dunkelheit verschwunden. Und seither hast du auf meine Fragen geschwiegen.«

Der Königstroll lehnte sich zurück. »Vielleicht ist Mythor tatsächlich der Sohn des Kometen, mein Freund. Vieles spricht dafür. Er ist ein Findelkind der Marn, und er hat auch das entsprechende Mal hinter dem rechten Ohr. Vor siebzehn Wintern wurde Mythor von den Großen betreut und behütet. Dann wurde er entführt und ausgesetzt.«

»Du weißt vieles, Nadomir«, flüsterte Sadagar. »Wer sind denn diese Großen?«

»Sie sind für die Lichtwelt das, was die Caer-Priester für die Dunklen Mächte sind. Das soll jedoch kein Werturteil sein.« Nadomir lachte, als er Sadagars verwirrtes Gesicht sah. »Du verstehst mich nicht, mein Freund. Aber mehr darf ich dir nicht erklären. Irgendwann einmal wirst du mich verstehen.«

Sadagar seufzte enttäuscht. »Du ergehst dich immer in Andeutungen, Nadomir«, sagte er vorwurfsvoll.

»Das ist die Art der Königstrolle«, kicherte der Gnom vergnügt. »Wenden wir uns wichtigeren Dingen zu, Sadagar. Ich habe dir versprochen, dass ich dich aus den Bergen herausbringen werde. Aber ich bitte dich, mein Freund, überlege es dir nochmals. Die Reise wird gefährlich werden und dich durch unbekannte Länder führen, in denen du leicht den Tod finden kannst.«

»Mein Entschluss steht fest. Ich nehme das Wagnis auf mich.«

»Ich habe gefürchtet, dass du nicht anders handeln wirst. Das ehrt dich, mein Freund. Leider kann ich dich nicht begleiten, denn ich muss die Stämme einen. Aber ich habe dir meine Hilfe versprochen, und ich halte meine Versprechen. Steh auf, Sadagar.«

Der Steinmann gehorchte. Sein weißblondes Haar schien im Feuerschein zu glühen, und seine grauen Augen funkelten, als Nadomir wieder ein paar Kräuter ins Feuer warf. Die Flammen schossen hoch und hüllten den Gnomen ein paar Sekunden lang ein.

»Folge mir, Sadagar!«

Die Höhle verjüngte sich nach ein paar Schritten zu einem schmalen Gang. Das flackernde Licht wurde schwächer, und nach zehn Schritten war es stockfinster.

Plötzlich flammte ein grelles Licht auf, und Sadagar schloss die Augen.

»Wir werden nun den Becher der Bruderschaft miteinander trinken, Sadagar.«

Langsam öffnete der Steinmann die Augen. Sie standen in einer kleinen Nische, deren Wände wie Silber funkelten. Nadomir drückte ihm einen Becher in die Hand.

»Trinke, mein Freund.«

Zögernd führte Sadagar den Becher an die Lippen, dann kostete er kurz. Das Getränk schmeckte wie alter Wein, ölig und süß. Er trank ein paar Schlucke und spürte fast augenblicklich die stark berauschende Wirkung. Seine Bewegungen wurden langsamer und sein Kopf war leer. Nadomirs Stimme schien aus unendlicher Ferne zu kommen.

»Dein Name ist Feged«, glaubte er Nadomirs Stimme zu hören. »Sadagar, dein geheimer, dein wahrer Name ist Feged. So werde ich dich rufen, wenn ich einmal deine Hilfe benötige. Feged, du bist Feged!«

Alles drehte sich vor Sadagars Augen. Er fiel zu Boden. Sein Körper hatte sich aufgelöst, nur mehr seine Gedanken existierten. Und Nadomirs flüsternde Stimme, die sich mit seinen Gedanken verband, die mit ihm eins wurde.

»Hier hast du meine drei goldenen Ringe, Feged. Ich lege sie dir um den Hals, mein Freund. Wenn du meine Hilfe brauchst, Feged, dann reibe sie gegeneinander. Und rufe meinen Trollnamen: Nexapottl!«

 

*

 

Als er erwachte, fand er sich in der Höhle wieder. Er lag auf dem Rücken und fühlte sich benommen, als hätte er zuviel Wein getrunken.

Kopfschüttelnd setzte er sich auf.

»Ich habe geträumt«, flüsterte er und starrte in die hochlodernden Flammen.

Er räusperte sich, denn er spürte einen Druck gegen seinen Hals. Mit dem rechten Zeigefinger strich er über den Hals und dann entdeckte er die drei Ringe, die sich in sein Fleisch gegraben hatten.

»Es war doch kein Traum«, hauchte er.

Kurze Zeit später wich das unangenehme Gefühl aus seinem Kopf, und er fühlte sich wohlig erfrischt.

Rasch stand er auf und trat aus der Höhle. Sie befanden sich im Winterlager der Gruden, bei denen sie gestern eingetroffen waren. Er eilte zwischen den Erdhütten hin und her, bis er den großen Platz erreicht hatte, auf dem sich alle Dorfbewohner versammelt hatten.

Etwa fünfzig Schritte vor den Dorfbewohnern standen sechs Häuptlinge der Stämme, die einst dem Großen Alb gehuldigt hatten. Der durchdringende Klang des Horns hatte sie herbeigerufen, und ihre Mienen waren furchtsam geworden, als sie erkennen mussten, dass der Königstroll ihren Herrscher getötet hatte.

Schweigend standen sie da und warfen scheue Blicke dem Gnomen zu, der auf einem Schlitten stand und das Schneckenhorn mit beiden Händen umklammerte.

»Ihr seid dem Ruf des Horns gefolgt«, sagte Nadomir mit schriller Stimme. »Der Große Alb lebt nicht mehr! Ich habe ihn besiegt. Das Schneckenhaus ist der Beweis dafür.«

Er ließ das schneckenhausartige Gebilde fallen, das der Große Alb an Stelle der Ohren gehabt hatte.

»Kommt näher!«, schrie Nadomir.

Zögernd folgten die Häuptlinge, die schließlich im Halbkreis um den Königstroll stehen blieben und ihn furchtsam musterten. Es waren kräftige Jäger, die meisten vollbärtig und in dicke Felle gehüllt.

»Ihr alle habt dem Großen Alb gedient und die Stämme, die mich verehren, bekämpft«, sprach Nadomir weiter. »Ich will, dass nun Frieden unter den Karsh-Völkern herrscht. Ich vergebe euch, dass ihr den Alb verehrt habt. Das ist vorbei und vergessen. Ich will, dass die Stämme der Bergvölker zusammenarbeiten – und nicht gegeneinander. Es darf keine Kämpfe mehr geben. Ich will euer Ratgeber und nicht euer Führer sein! Huldigt weiterhin den altüberlieferten Sitten und Gesetzen eurer Ahnen, doch hebt nicht die Waffen gegen anders denkende Stämme. Achtet sie und ihre Gebräuche, so wie ich auch alle achte!«

Langsam löste sich die Verkrampftheit der Häuptlinge. Sie alle hatten mit der fürchterlichen Rache des Königstrolls gerechnet und waren nun überrascht, dass ihnen nichts geschehen würde.

Endlich fasste einer der Häuptlinge Mut und trat einen Schritt vor.

»Sprich, Vidorko«, befahl Nadomir.

»Um es offen zu sagen, Schöner Troll, sind wir nicht traurig, dass der Alb tot ist, denn er zwang uns zu vielen Dingen, die wir eigentlich nicht wollten.«

»Und die waren?«

»Der Bau der Straße.«

»Damit ist es vorbei.«

»Gut, das ist sehr gut«, freute sich Vidorko, und seine Freunde brummten zustimmend.

»Und was ist mit Kortok?«, fragte Cipar.

»Ja, was ist mit dem gefleckten Tod?«, rief Tarmo.

»Wir mussten ihn füttern«, stellte Vidorko fest, »und oft genug holte er sich ein Opfer aus unserer Mitte.«

»Kortok ist ein Geschöpf des Albs«, sagte Nadomir. »Ihr braucht ihn nicht mehr zu füttern.«

»Dürfen wir ihn töten?«, fragte Vidorko eifrig.

»Ja, das sollt ihr sogar tun.«

Wieder war freudiges Gemurmel zu hören.