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Nr. 118

 

Die Elvenbrücke

 

von Hugh Walker

 

 

 

Pabel-Moewig Verlag KG, Rastatt

Mythor, der Sohn des Kometen, begann vor rund zweieinhalb Jahren seinen Kampf gegen die Mächte des Dunkels und des Bösen in Gorgan. Dann wurde der junge Held nach Vanga verschlagen, der von den Frauen beherrschten Südhälfte der Lichtwelt. Und obwohl in Vanga ein Mann nichts gilt, verstand Mythor es nichtsdestoweniger, sich bei den Amazonen Achtung zu verschaffen und den Hexenstern zu erreichen, wo er endlich mit seiner geliebten Fronja zusammenkam.

Gegenwärtig befinden sich der Sohn des Kometen und seine Gefährten, zu denen inzwischen auch Fronja, die ehemalige Erste Frau von Vanga, zählt, inmitten der Schattenzone. Mythor hat mit seiner Schar Carlumen in Besitz genommen, die fliegende Stadt des legendären Caeryll.

Dieses einstige Gefährt des Lichts ist jedoch zum Spielball dunkler Kräfte geworden und hat eine Irrfahrt angetreten, die ausweglos erscheint.

Inzwischen tut sich auch in der nördlichen Hälfte der Welt einiges. Nottr, der Lorvaner, Mythors Freund und Mitstreiter, ist mit seinen Kämpfern wieder unterwegs.

Das Ziel der Gruppe ist DIE ELVENBRÜCKE ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Nottr – Der Barbar und seine kleine Schar auf dem Weg nach Elvening.

Duzella – Eine junge Taurin.

Zarathon – Der Wächter der Elvenbrücke.

Arvog – Anführer der Pilgerkrieger.

Maer O'Braenn – Der »Wolf« von Caer.

Duston Covall – Ein Meisterritter gibt seine Geheimnisse preis.

1.

 

stong-nil-lumen

Ein unheiliger Schimmer lag über den Steinkreisen, ein fahles Licht, das aus den mächtigen Steinen kam.

Hundert Augenpaare starrten von den Hügeln hinab auf das schimmernde Herz der Finsternis, in dem sich Scharen von Priestern bewegten.

»Der Anblick lässt mich frieren«, murmelte einer der Beobachter. Sie waren Caer, eine Hundertschaft, die unter der Führung von Maer O'Braenn und Craig O'Maghant nach stong-nil-lumen gehetzt waren, um Nottr zu Hilfe zu kommen. Acht Maghanter gehörten zu Craigs Gefolgschaft. Daelin ritt als unentbehrlicher Begleiter mit O'Braenn, ebenso wie die dreißig Freischärler, die O'Braenn bereits seit den Kämpfen in Ugalien begleiteten. Die übrigen der Hundertschaft hatte O'Braenn in aller Eile in den umliegenden Laern aufgesammelt, und sie waren begierig, dem Wolf von Caer in den Kampf gegen die Priester zu folgen.

Aber hier auf diesem nächtlichen Hügel gab es keinen unter ihnen, der nicht im tiefsten Herzen von Eis erfüllt war, das aller Mut nicht fortzuschmelzen vermochte.

Maer O'Braenns von der Finsternis gezeichnetes Gesicht war halb bedeckt vom grauen Schädel eines großen Wolfs, der als Helm und Maske zugleich diente. Die Knochen waren entfernt und durch Eisen ersetzt worden. Er trug einen Schild, wie die Caer-Reiter ihn einst am Hof des tainnianischen Königs trugen. Darauf war nicht mehr das Wappen der O'Braenns, sondern das Bildnis des grauen Wolfs.

»Dies ist keine gewöhnliche Nacht«, sagte er.

»Nein«, stimmte Craig O'Maghant zu. »Ich habe die Priester auf Maghant reden hören, dass ein großes Ereignis bevorsteht – ein großes Ereignis für die Kulte der Finsternis: dass die Schlange Yhr den Mond verschlingen wird, wenn er am vollsten ist. Und dass die Dunkelmächte große Pläne für dieses Ereignis haben.«

»So sind wir zu spät gekommen«, sagte O'Braenn grimmig.

»Es ist ein Wunder der Götter, dass wir überhaupt hier sind, Ritter«, sagte Craig. »Es ist ein Wunder, dass ich Euch fand ...«

»Vielleicht hast du recht, Craig. Vielleicht ist es wirklich der Wille Godhs und Erains, dass wir hier sind ... um zu tun, was der Lorvaner nicht schaffte.«

»Weshalb denkst du, dass Nottr es bereits versucht hat?«, fragte Daelin.

»Weil er keiner ist, der zögert. Er muss vor uns angekommen sein. Und wie Craig hat er gewusst, dass große Magie bevorsteht.« Er ballte die Fäuste.

Daelin fluchte. »Wenn es stimmt, was du sagst, ist Nottr tot ...«

»Oder wieder in ihrer Gewalt«, sagte Maer O'Braenn gepresst. »Und diesmal lasse ich ihn nicht im Stich. Ich spüre Carions Berserkerwut in mir wachsen.«

»Was hast du vor?«, fragte Daelin besorgt.

»Wir werden hinuntergehen. Wir werden diesen Stein finden, der stong-nil-lumen zerstört. Und wir werden nach Nottr und seinen Gefährten suchen. Und mögen die Götter geben, dass ich Parthan in meine Finger kriege ...!«

»Euer Grimm macht Euch blind, Ritter«, sagte Craig warnend. »Lasst uns abwarten. Auch Carions Berserkerwut kommt nicht gegen Schwarze Magie an. Selbst Ihr vermögt nichts gegen die ungeheure Magie dort unten. Seht Ihr das Schimmern über den Steinen? Es ist pure Kraft der Finsternis! Nur einer, der sich dieser Kraft bedienen könnte, wäre in der Lage ...«

»Einer, der sich ihrer bedienen könnte, sagst du, hätte eine Chance?«, entfuhr es O'Braenn.

»Ja, vielleicht ...«

»Thonensen! War der Magier nicht bei ihm?«

»Ja, der Eislander war bei den Barbaren.«

»Er vermag es«, erklärte O'Braenn aufgeregt. »Er weiß die Kraft zu benutzen.«

»So denkst du, es ist noch Hoffnung, Maer?«, fragte Daelin.

»Wir werden es herausfinden! Wir müssen näher heran! Schick Späher aus, Daelin!«

»Wir werden uns alle in der Dunkelheit das Genick brechen«, murrte Craig kopfschüttelnd. »Wir werden erfrieren, bevor wir unten sind. Hier oben spüren wir schon die Ausläufer der Finsternis. Wir sind so wenig gewappnet, als würden wir nackt in eine Schlacht ziehen!«

Aber er sprach in den nächtlichen Wind. Pferde und Männer begannen bereits, sich vorsichtig den Hang hinabzutasten.

In der Tat nahm die Kälte rasch zu. Sie war nicht länger nur im Herzen, sie griff nach dem Körper und ließ die Männer erschauern. Und ohne dass sie dessen gewahr wurden, griff sie auch nach dem Verstand der Männer.

Selbst O'Braenn, der von allen die meiste Erfahrung mit den Kräften der Finsternis besaß, fiel fast in ihren Bann. Wäre nicht dieser schwelende Grimm in ihm gewesen, das Element Carions, des Berserkergottes, so hätte es auch für ihn kein Erwachen mehr gegeben.

So aber spürte er plötzlich die Gefahr. Benommen sah er, dass er im gleißenden Mondlicht ging, und Daelin und Craig mit ausdruckslosen Gesichtern neben ihm herstapften. Die Männer um ihn schritten wie trunken von Opis. Sie hatten ihre Pferde losgelassen. Die Tiere suchten wiehernd das Weite.

Keiner kümmerte sich um Deckung, und Hindernisse umgingen sie erst, wenn sie dagegenstießen. Es war ein gespenstischer Anblick, der O'Braenn schaudern ließ.

Carions Grimm wuchs in ihm wie ein wärmendes Feuer. Er fällte Daelin mit einem einzigen Hieb seiner Faust. Ein Dutzend sandte er zu Boden, unter ihnen Craig. Doch als er sich umsah, begann sich Daelin bereits wieder zu erheben. Der gleiche entrückte Ausdruck war in seinen Zügen. Fluchend stürzte sich O'Braenn auf ihn und rang ihn nieder.

Plötzlich fielen Schatten über die Ringenden. O'Braenn starrte zum Himmel. Wo vorher die Sterne gewesen waren, wallten schwarze Wolken. Wie ein gewaltiger wogender Wurm erstreckten sich die Wolken vom Himmel herab und begruben das schimmernde stong-nil-lumen unter sich.

»Yhr«, dachte Maer O'Braenn. Um den Mond war die Dunkelheit wie der mächtige Schädel einer Schlange.

Dann begann sich die Scheibe des Mondes am linken Rand zu schwärzen.

Die Schwärze wuchs.

Es gab keinen Zweifel. – Yhr verschlang den Mond.

In diesem Augenblick, da O'Braenn atemlos beobachtete und überwältigt war von der ungeheuerlichen Macht der Finsternis, erlosch auch Carions Feuer in ihm, und die Finsternis fand Zugang zu seinem Geist.

Er ließ von Daelin ab. Er vergaß Daelin. Er vergaß seine Männer. Er vergaß, weshalb er hier war. Er setzte traumverloren einen Fuß vor den anderen und schritt nach stong-nil-lumen hinab, wie einer, der im Schlaf wandelt. Während die Pferde der anderen in alle Richtungen davongesprengt waren, als ihre Reiter die Zügel losließen, folgte O'Braenns Rappe Cyr mit rollenden Augen und ängstlichem Schnauben seinem Herrn.

Langsam, mit jedem Atemzug wachsend, fiel Finsternis über das Land. Dann war der Mond verschwunden.

Er hinterließ ein großes Loch am Himmel, schwärzer als die Nacht.

Eine Weile war die Luft erfüllt von Lauten, die dieser Welt fremd waren. Dann erbebte die Erde. Yhrs dunkler Leib wand sich und wälzte sich herum – wild, wie in Wut oder Pein.

Fern am Himmel flackerte Helligkeit, fahl und unwirklich, und ferner Donner rollte durch die Nacht.

Maer O'Braenn war plötzlich hellwach. Er hielt inne, spürte Cyrs nervöses Stupsen und tätschelte ihn beruhigend.

stong-nil-lumen lag in völliger Dunkelheit. Verschwunden war das fahle Leuchten der Finsternis, verschwunden der magische Bann, der den Geist lähmte.

Stille und Dunkelheit waren vollkommen. O'Braenn konnte die Hände nicht vor den Augen sehen. Er stand reglos. Eine Weile war das Schnauben und Atmen des Pferdes das einzige Geräusch. Dann vernahm er ferne Stimmen, die von den Steinkreisen heraufkommen mussten.

Er verstand nicht, was geschehen war. Er widerstand der Versuchung, nach den Gefährten zu rufen. Er empfand die Dunkelheit plötzlich als einen schützenden Mantel.

Dann hatte er einen Gedanken, der ihn mit mehr Wärme erfüllte, als selbst Carions Wut es vermochte:

Konnte es sein, dass Nottr Erfolg gehabt hatte? War alle Magie erloschen, hatte die Erde gebebt, weil stong-nil-lumen in den Tiefen der Erde verschwunden war?

»Maer?«

Daelins Stimme riss ihn aus diesen herzerwärmenden Gedanken. Sie kam aus unmittelbarer Nähe.

»Hier, Daelin.«

»Den Göttern sei Dank«, keuchte Daelin. Er stöhnte. »Ich bin mit dem Gesicht aufgeschlagen ...«

»An meiner Faust«, erklärte O'Braenn.

»Ich erinnere mich nicht ... was ist geschehen?«

Maer O'Braenn berichtete es ihm in kurzen Worten. Inzwischen wurden die Stimmen vom Felsplateau her lauter.

»Unsere Männer?«

O'Braenn zuckte in der Dunkelheit die Schultern. »Wenn stong-nil-lumen versunken ist, mögen die Hügel voller Priester sein.«

Sie tasteten sich vorsichtig hügelabwärts. Beide hielten sich mehr an Cyr fest, als dass sie ihn führten.

Der Himmel war voller Wolken – die Überreste von Yhrs Leib. Sie lösten sich nach und nach auf. Das Licht der Sterne kam durch und machte den Abstieg leichter. Die Stimmen vor ihnen waren vor einer Weile verstummt.

Dann geschah ein zweites Wunder in dieser Nacht.

Ein dünner Strahl silbernen Lichts kam vom Himmel. Überrascht blickten die Männer hoch und sahen mit angehaltenem Atem, wie der helle Punkt wuchs und zu einer dünnen Sichel wurde, die stetig zunahm.

»Der Mond«, flüsterte Daelin ergriffen. »Yhr gibt den Mond wieder von sich ...«

»Der Bissen war zu groß«, sagte O'Braenn mit grimmiger Genugtuung.

»Es ist ein Omen, Maer. Das Licht ist am Ende stärker als die Finsternis.«

Ja, ein Omen, dachte O'Braenn mit wachsendem Triumph. Aber der Triumph schwand, als er sah, was das Mondlicht enthüllte:

stong-nil-lumen stand unberührt! Was immer Himmel und Erde erbeben hatte lassen, war nicht der Untergang stong-nil-lumens gewesen.

Nottr und Thonensen hatten es nicht geschafft. Aber etwas anderes wurde ihm bewusst, als er auf die fernen Steine starrte. Der fahle Schimmer war verschwunden. Die Magie war erloschen!

Deshalb spürten sie den Bann nicht mehr.

Jetzt war der Augenblick, etwas zu tun. Seine Männer konnten nicht weit voraus sein. Vermutlich hatte Craig O'Maghant sie um sich geschart. Er würde die Chance ebenfalls erkennen und handeln.

Maer O'Braenn beschleunigte den Schritt und zog Cyr mit sich. Daelin folgte keuchend. O'Braenn war im Grunde nicht sicher, was er tun sollte. Er war hierhergekommen, um Nottr zu helfen. Aber nun überstürzten sich die Ereignisse. Er wusste nicht, wo er diesen Keilstein suchen sollte, der stong-nil-lumen zur Hölle schicken würde. Ohne genauere Angaben mochte er tagelang suchen, und er bezweifelte, dass ihm mehr als eine Stunde blieb. Dennoch war dies eine zu gute Chance, sich im Herzen der Finsternis umzusehen, um sie nicht zu nutzen. Zudem ließ ihn der Gedanke nicht los, dass Nottr und seine Gefährten in die Hände der Priester gefallen sein mochten.

Trotz des zunehmenden Mondlichts war es ein langwieriger Weg den Hügel hinab zum Plateau. Das letzte Stück des Weges hörten sie Kampflärm zwischen den Steinkreisen.

»Das müssen unsere Männer sein, Maer«, keuchte Daelin.

Sie sahen, wie aus der Mitte der Kreise wieder das fahle Leuchten der Magie aufglomm. Sie hörten, wie der Kampflärm verstummte.

Fluchend stieg O'Braenn auf seinen Rappen und preschte über die nächtliche Ebene. Daelin hielt an und starrte ihm nach. Es gab nichts, das er tun konnte. Aber dann zog er seine Klinge und hastete hinterher. Bei allen caerischen Göttern, es gab doch kein Entkommen mehr. Hier war das Ende, das sie herausgefordert hatten.

Unangefochten erreichte er den äußeren Ring von Megalithen. Viele Gestalten sah er im fahlen Schimmer des Zentrums – alle in den schwarzen Mänteln der Priester. Und einen einzelnen Reiter zwischen ihnen. Er schwankte auf seinem Pferd, und sein Schwert hob und senkte sich wie in großer Mattigkeit.

»Maer!«, keuchte Daelin verzweifelt. Er hastete vorwärts.

Zwei Gestalten warfen sich ihm in der Dunkelheit entgegen. Eine zerrte ihn zu Boden, die andere entwand ihm die Klinge. Bevor er sich losreißen konnte, zischte eine Stimme in lorvanischem Akzent:

»Bleib liegen! Wir sind Freunde!«

Daelin ließ sich erleichtert zurücksinken. »So ist Nottr hier?«, flüsterte er. Im Mondlicht erkannte er Arels Gesicht über sich, und neben ihm das Calutts, des Schamanen.

Sie zogen ihn auf die Beine.

»Der Schamane sagt, wir müssen fort«, erklärte Arel.

»Fort?«, entfuhr es Daelin. »Nicht ohne Maer ... und die Männer ...!«

Der Schamane schüttelte den Kopf. »Niemand kann ihnen helfen.«

»Ihr wollt sie den Teufeln überlassen?«, entfuhr es Daelin.

»Sieh uns an«, erwiderte der Schamane. »Welch eine Streitmacht, um das Herz der Finsternis zu stürmen!« Er deutete auf die Mitte der Kreise, wo Maer O'Braenn noch immer schwankend auf seinem tänzelnden Rappen saß. »Wir versuchten ihn aufzuhalten, aber er war blind vor Kampflust. Er hob sein Schwert gegen uns.«

»Unsere Männer ...?«, unterbrach ihn Daelin.

»Wir kamen zu spät, um sie zu warnen. Ihr Widerstand währte nur einen Augenblick. Keiner war so stark wie O'Braenn. Auch wir sind es nicht. Wir wären längst in ihrem Bann. Wir müssen rasch fliehen, bevor ihre Magie wieder über das ganze Tal greift. Dann wären auch wir verloren.«

Ja, das war es, was auch die Vernunft Daelin sagte. Es war kaum eine Stunde her, da hatte er selbst im Bann der Magie gestanden – hilflos wie ein Kind.

»Wir kommen wieder, Maer«, sagte er leise, mit geballten Fäusten. »Wir kommen wieder ... mit Dilvoog und den anderen ...« Er verstummte, als er sah, wie O'Braenns Rappe mit seiner schwankenden Last mit den Hufen schlug und herumtänzelte. Es war nicht deutlich zu erkennen, was geschah. Aber Cyrs Augen funkelten, und dem Rappen gelang, was sein Reiter nicht mehr fertigbrachte und vielleicht auch gar nicht wollte: er löste sich aus der Schar der Priester und jagte zwischen den Megalithen hindurch in die schützende Dunkelheit der Nacht. Zum Greifen nah kamen Ross und Reiter an den drei Gefährten vorbei, doch O'Braenn hörte ihre unterdrückten Rufe nicht.

Hinter ihm schwärmten die Priester aus, und mit ihnen wuchs die fahle magische Helligkeit.

»Rasch jetzt«, drängte Calutt. »Oder wir sind verloren!«

Sie hasteten durch die Dunkelheit. Die ersten Ausläufer der Kälte ließen ihre Rücken zu Eis werden.

»Wir haben Pferde«, keuchte Arel. »Wenn wir es bis dahin schaffen ...«

Die mondbeschienene Ebene erstreckte sich scheinbar endlos vor ihnen. Aber auch die Magie der Priester erstand nicht von einem Augenblick zum anderen. Yhrs Grimm hatte einen Augenblick lang die Welt erschüttert und alle Magie erlöschen lassen, in die Priester und Dämonen stong-nil-lumen während der Tage der Vorbereitung gehüllt hatten. Diese Kräfte erneut zu beschwören, konnte nicht in wenigen Stunden gelingen.

Die Fliehenden erreichten die Hügel am Rand des Plateaus und ließen die Kälte und das Grauen hinter sich. Fast am Ende ihrer Kräfte erreichten sie die Pferde, und es war ein Wunder, ein Zeichen, dass die Götter in der Tat ihre Hand über ihre Streiter hielten.

Als sie über die Hügelkuppe ritten, vollbrachten die Götter ein neues Wunder. Schnaubend kam ihnen Cyr entgegen, mit einer zusammengesunkenen Gestalt auf dem Rücken.

Maer O'Braenn hielt noch seine Klinge in der Rechten. Sein Griff war wie der von den steifen Fingern eines Toten. O'Braenn war aber nicht tot, nur sein Geist war entrückt. Die Finsternis war tief in ihm.

Calutt, der Schamane, untersuchte ihn mit kundigen Händen.

»Er wird wieder frei sein«, sagte er. »Mit neuen Narben, aber frei.«

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