cover.jpg

img1.jpg

 

Nr. 130

 

Das Auge des Kriegers

 

von Hugh Walker

 

 

 

Pabel-Moewig Verlag KG, Rastatt

Mythor, der Sohn des Kometen, begann vor rund zweieinhalb Jahren seinen Kampf gegen die Mächte des Bösen in Gorgan. Dann wurde der junge Held nach Vanga verschlagen, der von Frauen beherrschten Südhälfte der Lichtwelt. Und obwohl in Vanga ein Mann nichts gilt, verstand Mythor es nichtsdestoweniger, sich bei den Amazonen Achtung zu verschaffen und den Hexenstern zu erreichen, wo er endlich mit seiner geliebten Fronja zusammenkam.

Inzwischen haben der Sohn des Kometen und seine Gefährten, zu denen neben Fronja, der ehemaligen Ersten Frau von Vanga, eine beachtliche Streitmacht zählt, Carlumen, die fliegende Stadt des legendären Caeryll, in Besitz genommen und mit diesem ehemaligen Fahrzeug des Lichts schon eine wahre Odyssee innerhalb und auch außerhalb der Schattenzone hinter sich.

Während Mythor in den südlichen Bereichen von Gorgan für die Sache des Lichts eintritt und den in alle Winde verstreuten DRAGOMAE-Kristallen nachjagt, sind Nottr und seine Kampfgefährten auch nicht müßig.

Ihr Operationsgebiet ist der hohe Norden Gorgans, und ihr Weg ist gegenwärtig womöglich noch mehr von unsäglichen Strapazen und Gefahren gekennzeichnet als der des Kometensohns. Jedenfalls kämpft der Lorvaner sich durch zum AUGE DES KRIEGERS ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Nottr – Der Lorvaner auf dem Weg zu »Gorgans Auge«.

Rujden und Burra – Ein seltsames Paar.

Dilvoog – Das Schattenwesen wechselt seine körperliche Heimstatt.

Trygga – Eine Verlorene wird »beseelt«.

Eliriun – Ein Elve.

Duston Covall – Ein Meisterritter.

1.

 

Bei strahlendem Winterhimmel und schwachem Rückenwind glitten fünf Drachenboote der Sasgen nordwärts durch das Eislandmeer. Sie waren die letzten einer großen Flotte, die bei Eisschmelze in den Süden aufgebrochen war, um eine Festung der Caer zu erobern und zu plündern. Von den tausend Kriegern war kaum noch eine Hundertschaft übrig – vierundsiebzig, um genau zu sein.

Die Boote waren für vierundzwanzig Ruderer gebaut, zwölf auf jeder Seite. Zur Mannschaft gehörten ein Steuermann und ein Bootführer. In der Regel waren die Schiffe mit einem weiteren Dutzend Kriegern bemannt, so dass die Rudermannschaften sich ablösen konnten.

Die fünf Boote waren stark unterbesetzt, so sehr in der Tat, dass die rotbärtigen Sasgen alle Kraft brauchten, um sie in Fahrt zu halten.

Auch die Lorvaner und ihre Gefährten, zusammen ein rundes Dutzend, verbesserten die Lage nicht. Sie waren ein Reitervolk, des Ruderns und der Seefahrt unkundig, und ein Lorvaner am Ruder vermochte den Rhythmus der ganzen Mannschaft durcheinanderzubringen.

Wäre nicht Yarolfs Wetterzauber gewesen, der sie geleitete, hätten sie längst wenigstens eines der Boote aufgeben müssen, denn die Gewässer im Gebiet des Nordkaps von Yortomen waren ihrer Stürme wegen gefürchtet. Wie weit der Zauber reichen würde, wussten sie nicht, aber wenn sie erst im Riffstrom angelangt waren, einer Meeresströmung, die entlang der Riffinseln bis an den Nordzipfel von Eislanden floss, gab es für sie nur noch eine Gefahr: an einem der zahlreichen Riffe zu zerschellen.

Es gab keinen Sasgen, der fröhlichen Gemüts ihr Ziel vor Augen hatte. Nicht nur tödliche Gefahren, auch unheimliche Legenden umgaben die Riffinseln, vor allem die größte, die die Lorvaner Gorgans Auge nannten.

Als die Insel des Wettermachers im Süden am Horizont verschwand, endete auch der Zauber. Die Sonne verfinsterte sich von einem Ruderschlag zum anderen. Der Himmel war tief wolkenverhangen. Ein eisiger Wind kam den Schiffen entgegen und peitschte das Meer auf, das noch einen Augenblick zuvor ruhig und glatt gewesen war.

Der Sasgenführer grinste breit, als er sah, wie die Gesichter der Lorvaner weiß und dann grünlich wurden und gleich darauf über der Bordwand hingen. Aber viel Zeit für Schadenfreude blieb nicht, denn der Wellengang brachte Wasser ins Boot, und alle, die an den Rudern entbehrlich waren, hatten alle Hände voll zu tun, mit Helmen und Schilden zu schöpfen.

Rujdens Grinsen wurde zu einem Lächeln der Anerkennung, als er Burra, die Kriegerin aus dem Süden, beobachtete. Ihr machte der Seegang wenig aus. Sie war in der Tat ein Weib, an dem selbst Grimh und Aiser Gefallen gefunden hätten. Er dachte mit Hochgefühlen an die vergangene Nacht mit ihr auf Yarolfs Eiland zurück. Er hatte eine Festung genommen und sich in ihr verloren, denn hinter dem Bollwerk ihres mächtigen Busens und ihres bissigen Mundwerks hatten Feuer gebrannt und gelodert, die ihn fast verschlungen hätten.

Seine Aufmerksamkeit wurde abgelenkt durch Nottr, der heroisch gegen seine Übelkeit ankämpfte.

»Wie willst du wissen, ob wir auf Kurs sind?«, keuchte er.

Rujden zuckte die Schultern. »Es gibt nur zwei Richtungen im Eislandmeer ... entweder auf das Land zu, oder auf die Strömung. So oder so werden wir es früher oder später wissen, Landratte!«

»Vielleicht haben wir die Strömung schon hinter uns?«

»Nein. Aber bei diesen Wellen werden wir bald das Donnern der Riffe hören. Und dann mögen Grimh und Aiser mit uns sein!«

»Und Imrirr!«, murmelte Nottr.

Und dann hörten sie ein fernes Donnern, das unablässig erklang.

»Das ist das erste Riff«, erklärte Rujden. »Wir sind in der Strömung! Jetzt werden wir sehen, wie gut es die Götter mit uns meinen!«

»Warst du schon einmal in dieser Strömung?«

»Wir durchqueren sie immer, wenn die Fahrt nach Westen geht. Aber nicht hier in den Riffen. Ich wünschte, ich hätte mehr Männer an den Rudern!«

»Wann kommen wir in die Strömung?«

»Wir sind bereits mitten drin.«

Dunkle Felsen tauchten in der Ferne auf, schwarz und gischtumsprüht. Es war bald offensichtlich, dass sie darauf zutrieben. Die Ruderer kämpften verzweifelt darum, Abstand zu gewinnen, doch es gelang kaum ein gleichmäßiger Ruderschlag. Einige der Sasgen wurden von den Bänken geschleudert, manches Ruder brach. Die Lorvaner sprangen an die Ruder, wo immer Not am Mann war.

Die schroffen Felsen kamen unaufhaltsam näher, blieben aber mehr und mehr zur Rechten.

»Wir schaffen es«, rief Burra. »Wir treiben daran vorbei ...!«

Rujden lehnte sich weit über den Drachenkopf des Bugs. Er deutete nach vorn. »Die großen Felsen sind nicht die Gefahr, aber die Untiefen ...«

Vor ihnen war ein breiter Streifen, in dem die Wogen merklich niedriger waren, doch das Wasser schäumte verräterisch, und manchmal tauchte für Augenblicke ausgezacktes Gestein aus den Fluten. Manchmal rammten auch die Ruder gegen Felsen.

Die Männer ruderten mit zusammengebissenen Zähnen. Jede Woge mochte ein Boot über eines dieser spitzen Riffe schleudern, die es vom Bug bis zum Heck aufreißen konnten. Kein Schwimmer konnte hoffen, lebend die großen Felsen zu erreichen.

Ahwors Boot folgte dicht hinter Rujden. Ein halbes Dutzend Bootslängen dahinter rangen Enwik und Bjerborn fast Seite an Seite mit der Strömung. Weit hinter ihnen führte Oghden das fünfte Boot. Dilvoog, der Oghdens Körper übernommen hatte, um ihn vor dem Sterben zu bewahren, verstand nicht viel von der Bootsführung, und der Deddeth hatte von Oghdens Geist zu wenig übriggelassen, als dass er Dilvoog von Nutzen hätte sein können. Aber die Männer nahmen Oghdens augenscheinliche Unwissenheit ohne übermäßige Verwunderung hin. Schließlich hatten sie gesehen, wie der Caer Lirry O'Boley, der mit den Lorvanern gekommen war, ihn mit seiner Magie vom Rand des Todes zurückholte. Magie und der Schatten des Todes hinterließen Spuren im Stärksten von ihnen, Spuren und Wunden, die nur die Zeit heilen konnte.

Aber zum Nachdenken blieb wenig Zeit. Dies war eine Fahrt, die keiner unternommen hätte, der auch nur ein wenig Verstand besaß. Verflucht dieses Weib, das ihrem Anführer allen Verstand raubte!

Alle fünf Boote kamen heil an den gefährlichen Untiefen vorbei, doch für die erschöpften Männer gab es kein Aufatmen. Größere Felsen ragten nun aus dem Wasser und türmten sich zu einem kleinen Eiland aus nacktem, gischtumsprühtem Stein auf, das Schwärme von weißen Vögeln mit klagenden Schreien umschwirrten. Die Wogen peitschten gegen schroffe Klippen. Das Donnern der Brandung und das Tosen des Windes waren ohrenbetäubend.

Es gab nur eine Waffe gegen diese Gewalten: die Ruder.

Daran klammerten sich die Männer und kämpften.

Vielleicht wäre es ein guter Kampf geworden, und sie hätten über die Elemente triumphiert, wäre nicht ein neuer Feind aufgetaucht.

Ein mächtiger Schädel tauchte zwischen den Felsengipfeln auf. Er war bleich und geisterhaft, das Gesicht lang und schmal, das Haar weiß, die Haut durchscheinend, aber nicht solcherart, dass man die Knochen darunter sehen konnte, sondern die Felsen dahinter.

Thonensen sah ihn zuerst. Er deutete hastig hoch.

»Ein Taure!«

Die Sasgen erschraken. Selbst Rujden wurde bleich.

Aus dem Schädel wurde eine riesenhafte Gestalt, ebenso bleich und durchscheinend. Sie war gut zehn Mann hoch und kam mit gewaltigen Schritten zu den Klippen herab. Der Blick der hellen, kalten Augen war auf die Boote gerichtet.

»Er ist ein Geist!«, rief einer der Sasgen mit einem Anflug von Panik in der Stimme.

»Er ist einer der Wächter des Stollens.« Nottr erinnerte sich mit Schaudern an den Abschied Duzellas im Stollen des Titanenpfads. Dort waren sie vier gewesen, ebenso unwirklich, aber tödliche Gegner. Der Titanenpfad – die Straße der Riesen. Wenn Rujden recht hatte, verlief die Strömung entlang dem unterirdischen Titanenpfad. Dann mochte es auf dieser Insel einen Schacht geben, der hinab zum Titanenpfad führte.

Und nun, bei genauerem Hinsehen, glaubte Nottr zu erkennen, dass manche der schroffen Klippen von zweckmäßiger Regelmäßigkeit waren, die Kanten und Ecken mächtiger Quader, an denen sich die Wogen brachen. Selbst die hohen Felsen wirkten nun plötzlich künstlich aufgetürmt von gewaltiger Taurenhand.

»Ist er wirklich?«, fragte Rujden.

»Ja und nein«, rief Thonensen. »Ich weiß nichts von der Magie der Tauren ...«

»Magie!«, knirschte Rujden.

»Ich glaube nicht, dass er wirklich lebt.« Thonensen schüttelte langsam den Kopf. »Wenigstens nicht hier an diesem Ort ...«

»Aber er hat Macht genug, uns zu vernichten!«, rief Nottr warnend. »Und er ist nicht allein! Sie waren vier im Eingang des Stollens.«

Doch keine weiteren tauchten aus dem Schacht auf. Der Anblick des einen reichte aus, die Sasgen an den Rand der Panik zu bringen. Sie ließen die Ruder fahren, als der Taure zwei Schritte in das aufgewühlte Wasser tat und zum Greifen nah an die Schiffe herankam. Erst Rujdens wütende Befehle und Burras Fäuste brachten sie zur Besinnung.

Es war ihr Glück, dass die Männer wieder ruderten. Der Taure stand bis zu den Schenkeln im Wasser. Er hatte sich hinabgebeugt und einen gewaltigen Felsen aus den Fluten geholt. Er hob ihn mühelos mit beiden Händen über den Kopf und warf ihn. Er traf das Wasser dicht hinter dem Boot.

Auch Ahwors Boot dicht hinter ihnen kam mit dem Entsetzen davon. Doch als Enwiks und Bjerborns Boote in Reichweite kamen, hatte der Taure einen weiteren Felsen aus dem Meer gefischt. Damit traf er Enwiks Boot am Bug, dass das Heck hochkippte wie ein Katapult und die Sasgen ins Meer schleuderte.

Rujden brüllte auf vor Grimm wie ein verwundeter Bär.

Ein dritter Wurf traf Bjerborns Boot in der Mitte. Es brach entzwei, und viele Männer wurden erschlagen oder stürzten verwundet ins Meer.

Oghden-Dilvoogs Boot versuchte der Strömung zu entkommen. Die Männer sahen das grauenvolle Ende ihrer Gefährten und verdoppelten ihre Anstrengungen, um größeren Abstand zu der teuflischen Insel zu gewinnen.

Das Entsetzen verlieh ihnen ungeheure Kräfte, dass sie schafften, was sonst nur einem vollbesetzten Boot gelungen wäre. Aber es war nicht nur das Entsetzen, das sie anpeitschte – es war auch Dilvoog, der in einer nie zuvor gewagten Anstrengung durch ihre Körper wanderte und von seiner dunklen Kraft in ihnen zurückließ. Er wusste, er hätte auch diese Tauren vernichten können – aber es hätte bedeutet, Oghdens Körper aufzugeben, sich freizumachen vom schwachen Leben und als das zuzuschlagen, was er war: ein Stück Finsternis.

Und es hätte bedeutet, eins zu werden mit den Kräften des Tauren und sein Ich zu verlieren, ein Stück Schwärze, ein Stück Nichts zu werden, das nicht mehr bewusst war – das nicht mehr Dilvoog war. Die Magie des Tauren, das hatte er erkannt, war eine Magie der Finsternis, Kräfte, die vor vielen hundert Jahren beschworen worden waren, von einem Tauren, der längst tot war. Er fürchtete diese Magie, die solche Macht über die Finsternis besaß. Sie war stärker als die Magie der Caer-Priester, die nur vermochte, was die Dämonen ihnen gewährten.

Dilvoog war kein Dämon. Er existierte nur, weil ein Lebender ihn in seinem Unverstand beschworen hatte. Die menschliche Daseinsform hatte ihn geprägt vom ersten Augenblick an. Er reifte mit jedem Körper, von dem er Besitz ergriff, bis das Leben die erstrebenswerteste Form des Daseins für ihn war, erstrebenswerter als die der mächtigsten Manifestationen der Finsternis auf dieser Welt.

Er lebte nicht wirklich, aber er nahm Anteil am Leben. Er suchte nach den Geheimnissen von Seele und Geist und ahmte beides nach. Er beherrschte einen Körper besser, als der in diesem Körper geborene Mensch es je vermocht hätte, denn das Reservoir an Finsternis, das er war, vermochte Kraft zu geben, wenn die des Körpers längst erschöpft war. Aber wenn auch sein Geist, der aus vielen menschlichen Geistern gelernt hatte, dem einzelnen menschlichen Geist überlegen war, so war er doch den Empfindungen unterworfen, die das lebende Fleisch ebenso beherrschten wie der Geist. Vieles konnte er unterdrücken, Schmerz zum Beispiel, aber nicht diese unauslöschbare, instinktive Angst vor dem Tod.

Dabei besaß der Tod nicht dieselbe Bedeutung für ihn. Wenn Oghdens Körper schwach vom Alter wurde, oder auch früher, wann immer es ihm gefiel, würde er ihn verlassen und von einem anderen Besitz ergreifen.

Aber es gab etwas, das dem Tod gleichkam: die Auflösung seiner beschworenen und seit dieser »Geburt« gewachsenen Persönlichkeit: die Rückkehr seines Ichs in die namenlose Schwärze der Finsternis!

Das war seine Furcht, die kein Lebender begreifen konnte. Sie war auch nicht gemildert durch das Bewusstsein, dass sowohl Thonensen, der Magier, als auch die Albtraumritter Mon'Kavaer und Maer O'Braenn das Wissen besaßen, Dilvoog erneut aus der Finsternis zu beschwören. Es gab keinen Beweis, dass es dasselbe Stück Finsternis sein würde.

Vielleicht war es eine Spur von Feigheit, gegen die er sich nicht zu wehren vermochte, die ihn davon abhielt, sich dem Tauren zu stellen. Aber den Sasgen an den Rudern von seiner Kraft zu geben, war kein geringeres Wagnis. Denn es schwächte seine Abwehr gegen die Schwarze Magie, die von der Insel ausging.

Das Boot glitt mit gewaltiger Kraft vorwärts. Der Abstand von der Insel wuchs. Der Taure schleuderte mehrere Felsen nach ihnen, aber auf diese Entfernung war ein bewegliches Ziel nicht mehr so einfach zu treffen. Schließlich gab er es auf.

Die Sasgen brachen in ein triumphierendes Geheul aus, das ein Echo auf Ahwors und Rujdens Boot fand. Aber dann erstarb der Jubel in ihren Kehlen.

Der Taure war bis zur Brust ins Wasser gewatet. Er hatte beschwörend die Arme ausgebreitet und sprach Worte, die sie über das Tosen und Donnern der Brandung hinweg nicht verstehen konnten.

Gleich darauf tat sich an vielen Stellen das Meer auf, und mächtige Schädel von Ungeheuern hoben sich aus den Fluten – die Wächter der Insel. Auch sie waren Geschöpfe derselben Magie, die den Tauren auf dieser Welt wandeln ließ. Sie lebten nicht wirklich, sie waren durchscheinend. Aber ihre Körper zerteilten die Wogen, als sie sich auf die Schiffe stürzten.

Die Sasgen ruderten verzweifelt, aber die Bestien kamen unaufhaltsam näher. Die nicht an den Rudern waren, machten sich zum letzten Kampf bereit.

Thonensen deutete zur Insel, auf der der Taure wieder zum Schacht hinaufgestiegen war. Eine zweite Gestalt stand dort reglos. Sie reichte dem Tauren bis zum Knie. Sie war keine magische Erscheinung. Sie lebte.

»Duzella!«, entfuhr es Nottr.

Thonensen nickte.

»Aus unserer Freundin ist eine erbitterte Feindin geworden«, stellte Lirry O'Boley bitter fest.

»Ich glaube nicht«, sagte Thonensen. »Sie weiß wohl nicht, dass wir hier sind. Und die Sasgen sind ihre Feinde.«

Sie sahen, wie das erste der Ungeheuer Oghdens Boot erreichte und den mächtigen geschuppten Schädel über die Bordwand schob. Das Boot schwankte und neigte sich zur Seite. Aber dann geschah etwas Seltsames ...

Der Drache löste sich auf, als ob er aus Nebelschwaden wäre, die der Wind auseinandertrieb.

»Das ist Dilvoogs Werk!«, rief Nottr begeistert, und Rujden, der nichts von Dilvoog in Oghdens Körper wusste, starrte ihn verwirrt an.

Ahwors Boot hatte sich dicht neben Rujdens Boot geschoben, um auf einer Seite Schutz zu haben. Es war ein gefährliches Manöver in der aufgewühlten See.

Ein Drachenschädel tauchte plötzlich zwischen den Booten auf, wand sich in einem Regen von Gischt empor und starrte auf seine Beute.

Seelenwind zuckte in Nottrs Faust.