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Titelseite

 

Ich erinnere mich, wie ich im Schnee lag, ein kleines, warmes Bündel, das langsam kälter wurde, und die Wölfe leckten an mir. Oder fraßen mich, ich konnte es nicht sagen. Ich wusste nur, dass das Gewirr ihrer Leiber – in ihren Pelzen glitzerte Eis – auch noch das winzige bisschen Wärme von mir abhielt, das die Sonne verströmte. Ich versank in einem eisigen Meer und wurde wiedergeboren in eine warme Welt.

Ich sah ihn wieder – den Wolf, der mich mit der Schnauze angestupst hatte, erst in die Hand, dann an die Wange, anstatt mir mit gieriger Zunge die letzte Wärme zu stehlen. Er stand am Waldrand am anderen Ende unseres Gartens. In der Dämmerung, wenn ich zu lange draußen auf meiner Reifenschaukel blieb, spürte ich seinen Blick, doch wenn ich mich umdrehte, sah ich ihn nur noch im Unterholz verschwinden.

Angst hatte ich nie vor ihm. Er war noch jung, trotzdem wäre er groß genug gewesen, um mich von der Schaukel zu reißen, wenn er gewollt hätte. Vor der älteren Wölfin, die ihn oft begleitete, fürchtete ich mich jedoch. Noch scheuer als er, beobachtete sie mich, oder besser gesagt: Sie beobachtete ihn dabei, wie er mich beobachtete. Ich sah den Hunger in ihren blassgelben Augen.