Allgemeine Hinweise


Zum Gebrauch des Führers

Den Etappenbeschreibungen sind die wichtigsten Informationen steckbriefartig vorangestellt. Anschließend folgt die Beschreibung des Wegverlaufes. In den gelb hinterlegten Texten wird auf Sehenswürdigkeiten und kulturhistorische Besonderheiten eingegangen. Das Kärtchen mit Routeneintrag enthält wichtige Infrastruktursymbole, die Distanzen von Herberge zu Herberge (blaues Kästchen mit gelber Schrift) und Wegpunkte, ebenso das zu jeder Etappe vorhandene Höhenprofil. Der Hinweis auf alternative Übernachtungsmöglichkeiten (Symbol für Hotel/Pension) findet sich dort jedoch nur bei Orten ohne Pilgerherberge. Die Höhenprofile enthalten neben den Steigungen auch die Zeitabstände und Wegstrecken zwischen wichtigen Orten am Weg; für die eigene Planung ist neben der aktuellen jeweils ein Teil der vorhergehenden und der nachfolgenden Etappe dargestellt. Die grüne Kilometerleiste oben gibt die verbleibenden Kilometer bis Santiago an.


Pilgerherbergen

In der Beschreibung ist vermerkt, ob die Herbergen städtisch, kirchlich, von Vereinen oder privat geführt sind. Herbergen mit christlichem Hintergrund bieten oft freiwillige Andachten und Gebete an. Die Klassifizierung mit ein 87531.jpg bis drei 87160.jpg Jakobsmuscheln soll helfen, den Standard der Herbergen einzuschätzen. Ausschlaggebend sind dabei die Ausstattung (z. B. Küche, Waschmaschine), das Preis-Leistungs-Verhältnis oder der Zustand der sanitären Anlagen. Ein Pluspunkt ist in der Regel das Vorhandensein einer (brauchbar ausgestatteten) Küche, da sie den Pilgern hilft, Kosten zu sparen. Die Beurteilung bezieht sich in keinem Fall auf die Betreuung des Personals, da dies, speziell im Fall von freilwilligen »Hospitaleros«, in den meisten Herbergen häufig wechselt. Die angegebenen Preise und sonstige Daten beziehen sich auf 2015, Änderungen sind möglich. Sofern nicht anders vermerkt, liegen die Herbergen direkt am Weg. Bei mehreren Herbergen in einem Ort werden sie, wenn möglich, der Reihenfolge ihrer Lage am Weg nach genannt. In vielen Orten bieten auch Pensionen, Hotels, Hostales (einfache Hotels) oder auch Privatleute günstige Betten für Pilger, aktuelle Informationen hierzu sucht man am besten vor Ort. (Siehe auch Kapitel Pilgerherbergen.)


Infrastruktur

Hier ist für jede Ortschaft am Weg die vorhandene und für Pilger interessante Infrastruktur mit Symbolen dargestellt (Zeichenerklärung siehe oben). In kleinen Orten gibt es Busverbindungen oft nur einmal pro Tag, und bei Läden handelt es sich dort häufig um kleine Tante-Emma-Läden. Die Adressen für ärztliche Versorgung beziehen sich auf »Centros de Salud«, Ärztezentren des staatlichen Gesundheitssystems (in der Regel: Mo–Fr 8–15 Uhr, in größeren Ortschaften z. T. 24-Stunden-Dienste), in Städten meist auf Krankenhäuser. In Dörfern kommt z. T. ein- oder mehrmals die Woche ein Arzt. Info betreffs Privatärzte erfragt man am besten vor Ort.


Zeichenerklärung

zeichen


Abkürzungen

Alb Albergue = Herberge

CH Pilgerherbergen mit religiösem Hintergrund; oft mit gemeinsamer Andacht

KH von kirchlicher Institution geführte Pilgerherberge

JuHe Jugendherberge (Albergue Juvenil)

SH städtische Pilgerherbergen

PH/TH private bzw. touristische Herbergen, vor allem letztere auch für Nichtpilger

VH von (Jakobsweg-)Vereinen geführte Pilgerherbergen

XH Herbergen der galicischen Landesregierung (Xunta de Galicia)

B Anzahl Betten/Herberge / M = Anzahl Matratzen/Herberge

W/T Waschmaschine/Trockner

DZ Doppelzimmer, EZ = Einzelzimmer; HP = Halbpension; MF = mit Frühstück

C/ Calle (Straße); s/n = ohne Hausnummer (sin número)

Straßen: BU-703 = Landstraße; N-121 = Nationalstraße; A-15 = Autobahn


Kulinarisches und Feiertage/Fiestas

Im Wanderführer wird auf gastronomische Besonderheiten von Regionen und Orten und auf »Fiestas« hingewiesen. Jeder Ort hat mindestens eine große Patronatsfeier im Jahr, dazu kommen lokale und nationale Feste. Sie bieten eine gute Gelegenheit, spanische Traditionen und Lebensart kennen zu lernen. Sehr ergreifend sind spanische Osterprozessionen in der Karwoche (span. »Semana Santa«, je nach Region beginnend ab Palmsonntag (»Domingo de Ramos«).


Gehzeiten

Die angegebenen Zeiten ergeben sich aus einer Stundenleistung von 3,5–4,5 km (je nach Gelände); die Zwischenzeiten in den Wegbeschreibungen beziehen sich stets auf den vorhergehenden Ort. Je nach persönlicher Kondition, Wegbeschaffenheit und Wetterbedingungen können die Zeiten mehr oder weniger stark abweichen.


GPS-Tracks

Zu diesem Wanderführer stehen auf der Internetseite des Bergverlag Rother (www.rother.de) GPS-Daten zum kostenlosen Download bereit – Benutzername: gast / Passwort: wfJakob10A32p9

Sämtliche GPS-Daten wurden von der Autorin im Gelände erfasst. Verlag und Autorin haben die Tracks und Wegpunkte nach bestem Wissen und Gewissen überprüft. Dennoch können wir Fehler oder Abweichungen nicht ausschließen, außerdem können sich die Gegebenheiten vor Ort zwischenzeitlich verändert haben. GPS-Daten sind zwar eine hervorragende Planungs- und Navigationshilfe, erfordern aber nach wie vor sorgfältige Vorbereitung, eigene Orientierungsfähigkeit sowie Sachverstand in der Beurteilung der jeweiligen (Gelände-)Situation. Man sollte sich für die Orientierung auch niemals ausschließlich auf GPS-Gerät und -daten verlassen.


ubersicht1ubersicht2ubersicht3


B_Jako_S8_neu.TIF

Schlechtes Wetter oder gar Schnee kann die Gehzeiten erheblich beeinflussen wie hier Mitte April bei Roncesvalles.


B_Jako_S06_neu.TIF

Pilger vor der Herberge Casa Banderas im galicischen Vilachá (Etappe 28).

A5


Herbergen: Izco (709 m, 40 EW), SH,  87162.jpg, 8 B+6 M/9 €. Tel. 948 362 210. Im Nachbarschaftsheim. Ausgestattete Küche, kleiner Laden, Waschm. Geräumig, sauber. Ganztägig, ganzjährig, wenn geschlossen, im Ort nach Blanca fragen. Monreal (550 m, 480 EW), SH 87162.jpg, 21 B/8 €, Tel. 636 412 952. Ortszentrum, unterhalb der Kirche. Kleine Küche; Gemeinschaftsraum, Waschm. Schlafsaal relativ geräumig, Mahlzeiten zu Pilgerpreisen. Ganztägig, ganzjährig (Nov.–März auch für Nicht-Pilger).

Die Strecke: Leicht bis mittelschwer. Durchgehend gut markiert. Vorwiegend Feldwege und Trampelpfade. Ständiges Auf und Ab ermüdend. Ab Izco flacher.

Höhenunterschied: 530 m im Aufstieg, 390 m im Abstieg.

Kritische Stellen: Keine.

Landschaft: Landschaftlich reizvoll, unbesiedelte, teils waldige Hügellandschaft, erinnert an deutsches Mittelgebirge. Schöne Ausblicke.

Infrastruktur: Rocaforte (464 m, 40 EW) 90183.jpg im Ort; Izco 89946.jpg 90185.jpg 88683.jpg; Abínzano (701 m, 15 EW) 90187.jpg; Salinas de Ibargoiti (556 m, 120 EW) 88115.jpg 90189.jpg 88693.jpg; Monreal 90201.jpg 88393.jpg 89106.jpg 88117.jpg 87758.jpg 88695.jpg 90382.jpg 89627.jpg (Sommer, Infozentrum neben Herberge) 88888.jpg Mo–Fr 20 Uhr, So 12.30 Uhr.

Anmerkungen: Von Sangüesa nach Izco (18 km) keine Einkehrmöglichkeit! An Proviant und Wasser denken.

Variante: Foz de Lumbier (Schlucht mit Geierkolonie): Von Sangüesa nach Liédena (5,3 km), durch die 1,3 km Schlucht nach Lumbier (6,4 km), über Nardués-Aldunate zum Jakobsweg (6,1 km) und nach Izco (5,7 km). Mit gelben Pfeilen markiert.


B4330_A005_Sangueesa-Monreal.jpg


Wir gehen aus der städtischen Herberge (1) links bis zum Ende der Straße, dort links an der Iglesia de Santa María la Real vorbei und nach dem Río Aragón rechts. Wenig später biegen wir links und gleich wieder rechts nach Rocaforte (2; ¾ Std.) ab (geradeaus: Variante Foz de Lumbier). Dort ignorieren wir die gelben Mountainbike-Schilder (BTT) nach rechts und gehen nahe am Ort und am Grillplatz bei der Fuente de San Francisco vorbei in das weite Hochtal.

Zwei Wasserstellen (3 und 4; Wasser nicht trinkbar) liegen am Weg zum Alto de Aibar (5; 1¾ Std.). Erst kurz vor dem Pass wird der Weg merklich steiler Nach der Passhöhe folgen wir dem Trampelpfad links bergab und gelangen zu einer ansteigenden Forststraße. Mäßig steil führt sie auf den Alto de Loiti (6; 1¾ Std.). Dort nehmen wir den abwärtsführenden Waldpfad und gelangen rasch nach Izco (7; ½ Std.). Zur Herberge geht es bei dem kleinen Platz in der Ortsmitte rechts hinauf.

Ab Izco wandern wir bequem über breite Schotter- und Feldwege. In der Ferne ist der markante Kegel des 1295 m hohen Monte Higa zu sehen, an dessen Fuß Monreal liegt. Nach ½ Std. gelangen wir nach Abínzano (8), von hier in 1¼ Std. nach Salinas de Ibargoiti (9). Kurz vor Erreichen des Orts folgen wir kurz einer Asphaltstraße nach rechts, verlassen diese aber gleich wieder nach links und gelangen so in die Ortsmitte. Dort leiten uns sogleich Pfeile nach links. Bald darauf führt uns ein schöner, schattiger Waldweg nach Monreal (10; ¾ Std.).


i

Ohne nennenswerte kulturelle Highlights führt die Strecke ab Sangüesa viele Kilometer durch weitgehend unbesiedeltes Gebiet. Ab Monreal kündigt sich das Einzugsgebiet von Pamplona mitsamt dem dazugehörigen Straßennetz an.

Vogelliebhaber werden sich am Artenreichtum der Sing- und Greifvögel erfreuen. Mit ein bisschen Glück können Kenner auch Geier (buitres) entdecken, denn in den einige Kilometer entfernten Schluchten Foz de Lumbier (vgl. Variante) und Foz de Arbayún leben einige der bedeutendsten Kolonien des Gänsegeiers (Buitre leonado) Spaniens. Auch Schmutzgeier (Alimoche) und Bartgeier (Quebrantahuesos, wörtl. Knochenbrecher) sind dort beheimatet.


M05bM05a

CA-05_1.tif

Mit etwas Glück kann man auf dem Weg Gänsegeier sehen. Eher selten sind Geier, die Pilger beobachten.

A6


Herbergen: Tiebas (567 m, 420 EW), (1) SH, 87190.jpg, 14 B/8 €. C/ Mayor 18, Tel. 600 941 916. W/T, Küche, Mahlzeiten. 11–22 Uhr, ganzjährig. (2) TH, 87192.jpg, 16 B/10 (1 DZ 40 ). Alb. El Rincón de los Sabios, C/ Mayor 35, Tel. 600 648 227. W/T, Mikrowelle, Mahlzeiten. 10–22 Uhr, ganzjährig. Obanos (418 m, 920 EW), TH, 87194.jpg, 36 B/8 €. Alb. Usda, Tel. 676 560 927. Mikrowelle, W/T. Wohnlicher Altbau. 13.30–22 Uhr, Apr.–ca. Mitte Oktober.

Die Strecke: Einfach. Gut markiert. Kann sich durch hügeliges Gelände in die Länge ziehen. Bis Tiebas Pfade und Feldwege am Fuß des Monte Higa (1295 m). Danach breite Wege, offene, flache Landschaft.

Höhenunterschied: 320 m im Aufstieg, 450 m im Abstieg.

Kritische Stellen: Keine.

Landschaft: Landschaftlich eher unspektakulär. Ein dichtes Netz an Land-, National- und Schnellstraßen kündigt den Großraum Pamplona an. Kurz nach Monreal bis Tiebas stört die nahe Autobahn etwas. Olivenbäume und Weinanbau prägen bald nach Tiebas die Landschaft.

Infrastruktur: Guerendiáin (589 m, 30 EW) 90203.jpg; Tiebas 87760.jpg 90205.jpg 89629.jpg 88697.jpg; Olcoz (585 m, 40 EW) 89948.jpg 88119.jpg; Enériz (426 m, 370 EW) 87762.jpg 89950.jpg 88699.jpg 88395.jpg 89792.jpg 90384.jpg 89632.jpg; Santa María de Eunate 90207.jpg; Obanos 87764.jpg 88121.jpg 88397.jpg 90386.jpg 88701.jpg 89634.jpg 89108.jpg 90209.jpg 88891.jpg 19 Uhr.

Anmerkungen: Zwischen Monreal und Tiebas (dort Fiestas wie in Sangüesa, Läden dann geschl.) keine Einkehrmöglichkeit.


B4330_A006_Monreal-Obanos.jpg


Wir gehen von der Herberge von Monreal (1) geradeaus zur gepflasterten Straße und folgen dieser links bergauf aus Monreal hinaus. Nach knapp 2 km nehmen wir den Weg rechts über den Bach (Río Elortz) und gehen im Bogen um den Monte Higa. Die störende Autobahn entfernt sich bald. Nacheinander liegen die Dörfer Yárnoz (2; 1 Std.), Otano (3; ½ Std.) und Ezperun (4; ½ Std.) am Weg. Nach Ezperun ist in Richtung Norden Pamplona in der Ferne zu erkennen. Gut ½ Std. später wird Guerendiáin (5) passiert.

Nach einer weiteren Stunde gelangen wir nach Tiebas (6). Ab Tiebas endet vorläufig die auf dem aragonesischen Weg genossene Weltabgeschiedenheit. Wir gehen geradeaus durch den Ort, bei der Gabelung links, kurz darauf erneut links, dann nach rechts und am Fußballplatz vorbei. Nun ein gutes Stück links neben der A-15 bis zu einer großen Kreuzung mit Kreisverkehr. Dort gehen wir rechts durch den Tunnel und durch die Straßenunterführung. Bei der Infotafel biegen wir links ab. Das Geländeprofil wird deutlich flacher. Nach 1 Std. erreichen wir Muruarte (7) und auf einer kleinen Asphaltstraße Olcoz (8; ¼ Std.).

Ein breiter, unbefestigter Weg führt uns anschließend hinunter ins Tal des Río Lobo. Erste Weinfelder, Oliven- und auch Feigenbäume zeugen von einem milderen Klima. Nach knapp 1¼ Std. ist Enériz (9) erreicht, nach einer weiteren ¾ Std. steht das hübsche Kirchlein Santa María de Eunate (10) einsam inmitten von Kornfeldern.

Von Eunate aus gehen wir geradeaus, über die Landstraße und links nach Obanos (11; knapp ¾ Std.; Obanos: vgl. 4. Etappe Camino Francés).

Alternativ: links auf der Straße weiter (Vorsicht, Verkehr!), nach ca. 1,5 km in den Feldweg links (Wegstein) und rund 2 km auf dem Feldweg direkt bis Puente la Reina (insg. 4,5 km/gut 1 Std.; Pfeile, Wegsteine).


i

Die achteckige Wallfahrtskirche Santa María de Eunate (Bauzeit ca. 1170–1210) gehört zu den schönsten und merkwürdigsten Beispielen romanischer Baukunst am Jakobsweg. Ihr Ursprung liegt bis heute im Dunkeln. Wegen Ähnlichkeiten mit dem Felsendom von Jerusalem wurde sie dem Orden der Tempelritter zugeschrieben. Wahrscheinlicher jedoch diente sie als Grabkapelle einer Fürstin oder Königin. Ausgrabungen belegen eine Funktion als Pilgerhospital. Als sicher gilt, dass sie neben der Kapelle Sancti Spiritus in Roncesvalles und der Kirche Santo Sepulcro in Torres del Río eine der drei navarresischen Begräbniskirchen am Pilgerweg war. Ursprünglich hieß sie Onat/Onate, was als »gute Türe« (bask. on/ona – gut, ate – Tür) oder »100 Türen« (bask. ehun – 100, ate – Tür, in Anspielung auf den achteckigen Bogengang um das Gebäude) gedeutet wird. Einziger Schmuck der schlichten Kirche sind die Säulenkapitelle mit menschlichen und tierischen Zügen, Fabelwesen und Pflanzenmotiven. Die Marienfigur im Kircheninnern ist eine Nachbildung des verschollenen romanischen Originals. 1943 wurde Eunate von Grund auf restauriert. Ihre schönste Wirkung entfaltet die Kirche zu Sonnenuntergang (Mai–Sept. 10.30–14 Uhr und 16–19.30 Uhr, März/April/Okt. 10.30–13.30 Uhr und 16–19 Uhr, Nov.–Feb. 10.30–13.30 Uhr, Mo geschl.). Wallfahrten: Ostermontag, 1. Mai und 24. Aug. http://santamariadeeunate.es.


M06bM06a

CA-06_1.tif

Santa María de Eunate.

Der Camino Francés in Navarra von Saint-Jean-Pied-de-Port über Obanos nach Logroño


Die Region Navarra (Comunidad Foral de Navarra, baskisch Nafarroa) erstreckt sich über 10.390 km2 und hat rund 645.000 Einwohner, wovon knapp ein Drittel in der Hauptstadt Pamplona lebt.

Eigenwilligkeit und Selbstbestimmung prägen die Geschichte Navarras. Um 75 v. Chr. nahm der römische Feldherr Pompejus die größte baskische Siedlung, das künftige Pamplona, ein. Doch nach dem Untergang des Römischen Reiches setzte sich die baskische Bevölkerung erfolgreich gegen westgotische und fränkische Invasoren durch, und auch die Araber konnten nie wirklich in der Region Fuß fassen. Im 11. Jh. erlebte das Königreich Pamplona (ab dem 12. Jh. Königreich Navarra) unter König Sancho Garcés III. seine größte Ausdehnung: Es reichte von Castilla y León bis zur Grafschaft Barcelona, im Norden bis in die französische Gascogne. Sancho Garcés war zudem ein Förderer der frühen Pilgerbewegung. Mit dem Tod von Sancho VII. im 13. Jh. endete die Dynastie. Navarra büßte einen Großteil seiner Territorien ein und geriet unter französischen Einfluss. Im 16. Jh. eroberte Fernando I. von Aragón die südlich der Pyrenäen gelegenen Gebiete für die kastilische Krone. Der nördlich der Pyrenäen gelegene Teil (franz. Basse Navarre, Nieder-Navarra) ging an Frankreich. Navarra wurde nun zwar von einem Vizekönig regiert, erhielt aber umfangreiche Sonderrechte (fueros) wie eigene politische Institutionen und eine eigene Gesetzgebung.

Navarra hat nie sein baskisches Erbe aufgegeben. Zweite Amtssprache neben dem Castellano (Hochspanisch) ist Baskisch (Euskera). Viele Ortschaften tragen Doppelnamen (z. B. Roncesvalles/Orreaga, Pamplona/Iruña, Estella/Lizarra), aber nur ein Viertel der Bevölkerung des Baskenlands (Euskadi/País Vasco) und Navarras spricht baskisch. Unabhängigkeitsbestrebungen wie im benachbarten Baskenland hat es hingegen in Navarra nie gegeben. Die 1959 gegründete ETA (»Euskadi Ta Askatasuna« – das Baskenland und seine Freiheit), hatte in den 60er-Jahren den bewaffneten Kampf gegen die Unterdrückung und für die Unabhängigkeit des Baskenlandes aufgenommen. In den folgenden 40 Jahren kamen bei ETA-Attentaten 858 Menschen ums Leben. Im Herbst 2011 verkündete die ETA die Waffenruhe.

Navarra gehört heute zu den reichsten und teuersten Regionen Spaniens. Neben dem Dienstleistungssektor (u. a. im touristischen Bereich, besonders in den Pyrenäen) ist die Landwirtschaft (Gemüse, Getreide, Wein) ein wichtiger Erwerbszweig. Außerdem ist Navarra einer der Vorreiter in der Nutzung von Windenergie.

Ab Roncesvalles führt der Jakobsweg als erstes Teilstück des Camino Francés rund 140 km durch Navarra. Bis Pamplona bestimmt das sehr grüne Pyrenäenbergland mit dichten Wäldern und ausgedehnten Weiden das Landschaftsbild. In den Ausläufern wird das Gelände flacher, das Klima milder. Bis auf den Großraum Pamplona überwiegen die ländlichen Gebiete, in denen Acker- und Weinbau betrieben wird. Im Gegensatz zum Camino Aragonés wartet der Weg in Navarra mit einer ganzen Serie an historisch bedeutenden Wegmarken auf (u. a. Roncesvalles, Pamplona, Puente la Reina).

Dank einem recht dichten Netz an Herbergen lassen sich die Etappen in Navarra sehr flexibel gestalten – ideal für Wanderer, die zu Beginn des Weges ihre Kräfte noch nicht ganz sicher einzuschätzen wissen.


S%20048b.tif

Eine liebliche Landschaft prägt den Auftakt der Pyrenäenetappe.


S%20048a.tif

Die weiß-rote Tracht der Sanfermines in einem Souvenirladen in Pamplona.


S50_neu.tif

Die spröde Seite der Pyrenäen beim Aufstieg auf der Route Napoléon.

J01


Ausgangspunkt: Saint-Jean-Pied-de-Port/Frankreich (190 m, 1700 EW).

Herbergen: In Saint-Jean-Pied-de-Port gibt es eine Fülle an Herbergen und Übernachtungsmöglichkeiten, sodass die folgende Aufstellung keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt. Meist ist in den privaten Herbergen/Gîtes eine Reservierung möglich; Preise teils zzgl. 45 Cent Kurtaxe: (1) SH, 87196.jpg, 32 B/10 € (MF). Rue de la Citadelle 55. Anmeldung, Info, Pilgerpass im Pilgerbüro (Accueil, Rue de la Citadelle 39), 7.30–22 Uhr, Tel. 0033 (0) 559 370 509. Schönes Altstadthaus, Küche, W/T. Pilger zu Fuß haben Vorzug. Einlass ab 14 Uhr, ganzjährig. (2) TH, 87198.jpg, 14 B/je Saison 27–29 € MF (DZ 74–90 € MF). Gîte Azkorria, Rue de la Citadelle 50, Tel. 0033 (0) 559 370 053. W/T, Garten. Ganzjährig außer 15. Dez.–30. Jan. (3) PH, 87200.jpg, 18 B/30 € HP. Alb. Beilari, Rue de la Citadelle 40 (ggü. Accueil), Tel. 0033 (0) 559 372 468. Schönes Altstadthaus, Garten. Abendessen, auf Wunsch Frühstück/Proviantpakete. Kein WLAN! Zwei Übernachtungen möglich. Rezeption 14.30–19.30 Uhr, Mitte März–Okt. (4) PH, 87202.jpg, 43 B/17 €. Aub. du Pelerin, Rue de la Citadelle 25. Tel. 0033 (0) 559 491 086. Abendessen, Frühstück, Garten. 16–22.30 Uhr, April–Okt. (5) PH, 87204.jpg, 11 B/ 16–17 € (2 DZ 44–48 €). Alb. Ultreia, Rue de la Citadelle 8, Tel. 0033 (0) 680 884 622. Küche. 7–11 Uhr und 16–22 Uhr. April–Mitte Okt. (6) PH, 87206.jpg, 14 B/15 €. Refuge Esponda, Rue du Trinquet 9, Tel. 0033 (0) 679 075 252. Küche, Waschm. Ganzjährig. (7) PH, 87208.jpg, 46 B/16 €. Le Chemin vers les Etoiles, Rue d’Espagne 21, Tel. 0033 (0) 559 372 071. Abendessen, geräumiger Altbau. 14–23 Uhr, März–Nov. (8) KH, 87210.jpg, 10 B/10–15 €. Refuge Accueil Paroissial Maison Kaserna. Rue d’Espagne 43, Tel. 0033 (0) 559 376 517. Gemeinsames Abendessen, Frühstück. Ca. April–Okt. (9) PH, 87212.jpg, 22 B/12,50 €, DZ 36 €. Gîte Zuharpeta, Rue Zuharpeta 5, Tel. 0033 (0) 559 373 588, Handy 0033 (0) 621 300 305. Rest., Garten. Ab 12 Uhr, Mitte März–Okt. (10) PH, 87214.jpg, 14 B/12,50 €, DZ 30 €. Gîte Compostella, Route d’Arneguy 6, Tel. 0033 (0) 559 370 236. Küche. Ganzjährig. (11) PH, 87217.jpg, 18 B/ab 24 €. Gîte Zazpiak Bat 13 bis Route Maréchal Harispe (1 km außerhalb, südlich vom Ort), Tel. 0033 (0) 675 783 623. Küche (Nutzung evtl. eingeschränkt), Waschm., viel Platz. Ganzjährig. »Route Napoléon«: Honto/Huntto (492 m), PH, 87491.jpg, 20 B/16 € (HP 36 €). Ferme Ithurburia, Tel. 0033 (0) 559 371 117. Küche, W/T, recht geräumig. Ganztägig, ganzjährig. Gîte Kayola (714 m), PH, 87219.jpg, 12 B/15 €. Knapp 1 km vor Refuge Orisson, Telefon dort. Küche. April–15. Okt. Refuge Orisson (800 m), PH, 86567.jpg, 28 B/HP 35 €, Tel. 0033 (0) 559 491 303, mobil: 0033 (0) 681 497 956 (Reservierung über refuge.orisson@wanadoo.fr). W/T, Rest. Ganztägig, März–Okt. Route über Valcarlos: Valcarlos-Luzaide (350 m, 200 EW), SH, 87221.jpg, 24 B/10 €. Tel. Rathaus 948 790 199, Plaza Santiago. Küche, Waschm., Einlass per Code, Tel. 646 048 883, ganzjährig. Roncesvalles/Orreaga (962 m, 26 EW), KH, 87223.jpg, 183 B/10 €. Alb. de la Colegiata, Tel. 948 760 000. Reservierung: info@alberguederoncesvalles.com. Bei Bedarf zuätzlich ca. 120 B im alten Pilgerhospiz und Pavillons; im Winter 16 B in alter Herberge. W/T, Küche/Mikrowellen, Verkauf von Fertiggerichten, Schließfächer. Pilgerpass 2 . 14–22 Uhr. Ganzjährig.

Die Strecke: (1) Frankreich: rot-weiße Markierung des GR 65 (Chemin de St. Jacques de Compostelle/Route Napoléon). Ab Spanien gelbe Pfeile. (2) Großer Höhenunterschied, aber gute Wege.

Höhenunterschied: 1270 m im Aufstieg, 480 m im Abstieg. Über Valcarlos: 1000 m Aufstieg, 250 m Abstieg.

Kritische Stellen: Bei schönem Wetter keine. Bei schlechtem Wetter und im Winter, vor allem wenn Schnee liegt, wird die Variante über Valcarlos (6½ Std./22,5 km) empfohlen. Diese verläuft auf Asphaltsträßchen bzw. entlang der D-933/N-135, nur 7 km auf Waldpfaden.

Landschaft: Bei schönem Wetter ist die »Route Napoléon« ein einzigartiges Erlebnis. Kurz nach Saint-Jean-Pied-de-Port steigt der Weg bergan, immer wieder bieten sich schöne Ausblicke in Täler und auf umliegende Berge. Auf der Höhe passiert er weite Schafsalmen und verläuft auf spanischer Seite wieder durch Wälder.

Infrastruktur: St-Jean-Pied-de-Port 87766.jpg 88123.jpg 88399.jpg 89293.jpg 90388.jpg 89111.jpg 89636.jpg 88703.jpg 89698.jpg 88997.jpg 89258.jpg; Honto/Huntto 88126.jpg 90211.jpg 87768.jpg 89638.jpg; Col de Bentarte (1326 m) 90213.jpg; Valcarlos 87770.jpg 88128.jpg 88401.jpg 90390.jpg 89113.jpg 88705.jpg 89640.jpg 89000.jpg; Roncesvalles 87772.jpg 88130.jpg 90215.jpg 89260.jpg 88707.jpg 89654.jpg 88893.jpg Messe (mit Pilgersegen) Mo–Fr 20 Uhr, Sa 18 Uhr, So/fei 12 und 18 Uhr.

Anmerkungen: (1) Der Höhenunterschied sollte nicht von der Route Napoléon abschrecken. Dank guter Wege ist sie auch für weniger geübte Wanderer zu meistern, vorausgesetzt, man plant reichlich Zeit ein und führt genügend Wasser und Proviant mit! (2) Kein Geldautomat in Roncesvalles, erst wieder in Auritz/Burguete!


B4330_B010_Saint-Jean-Pied-de-Port-Roncesvalles.jpg


Der Rue de la Citadelle (1) abwärts folgend gelangen wir durch das Stadttor und über den Fluss Nive in die Rue d’Espagne. Nach der Porte d’Espagne finden wir das Hinweisschild »Chemin de St. Jacques«. Bei gutem Wetter gehen wir geradeaus und nehmen die steil ansteigende Rué de Maréchal Harispe. (Bei schlechtem Wetter, d. h. vor allem bei Schnee, folgt man dem Hinweis nach rechts auf die Valcarlos-Route.) Ab nun weisen die rot-weißen Markierungen des Fernwanderwegs GR 65 den Weg. Nach rund 1 Std. folgen wir dem Straßenschild Roncevaux/Orreaga nach rechts die Straße bergauf. Nach weiteren gut 30 Min. ist der Weiler Quartier Honto/Huntto (2) erreicht.

Wenige Minuten danach nimmt der Weg eine kleine Abkürzung über einen Graspfad, stößt aber nach ½ Std., kurz vor der Gîte Kayola, wieder auf das Sträßchen. Nach einer weiteren guten ¼ Std. lädt das Aussichtscafé der Auberge Orisson (3) zu einer Pause ein. Weiter der Straße bergauf folgend gelangen wir in 1¼ Std. zu einer kleinen Straßenkreuzung und der etwas weiter links aufgestellten Statue der Vierge de Biakorri (4; 1095 m).

An der Kreuzung folgen wir der kleinen Asphaltstraße nach rechts bergauf. Nach 1 Std. verlässt der Weg die Straße und passiert als Trampelpfad ein Steinkreuz (Croix Thibaut, 5), an dem zahlreiche Pilger Erinnerungsstücke hinterlassen. Der Pfad überquert einen kleinen Pass (danach rechts eine winzige steinerne Schutzhütte), knapp ½ Std. später kommen wir – entlang der französisch-spanischen Grenze – in einem kleinen Waldstück zum Rolandsbrunnen und über die offizielle Grenze nach Spanien/Navarra zum nahen Col de Bentarte (6; 1326 m).

Ab nun wird der gelbe Pfeil unser ständiger und verlässlicher Begleiter auf dem Weg nach Santiago de Compostela sein. Über zunächst recht eben verlaufende, dann ansteigende Wald- und Forstwege erreichen wir nach 1¼ Std. die höchste Stelle der Etappe, den Col de Lepoeder (7; 1437 m), von dem aus der Blick bis weit in die Ebene südlich von Roncesvalles reicht. Nach dem kurzen Hohlweg markieren Schilder zwei Wegvarianten nach Roncesvalles: Der Weg geradeaus (»Camino de fuertes pendientes«) führt durch herrlich schattigen Buchenwald. Er ist anfangs sehr steil und steinig, dann aber flacher und bequemer (1 Std.).

Der Weg nach rechts (»Alternativa suave al Camino de Santiago«) ist zwar 800 m länger, aber bequemer und bietet an klaren Tagen wunderschöne Fernsichten: Über die Asphaltstraße, mit Abkürzungen über Trampelpfade, bringt er uns in gut ¾ Std. zum Puerto de Ibañeta (8; 1057 m). Über einen schönen Waldweg ist es nun noch ½ Std. bis nach Roncesvalles/Orreaga (9).


i

Saint-Jean-Pied-de-Port (baskisch Donibane Garazi) ist Hauptstadt der Region Basse Navarre im französischen Baskenland. Die Kleinstadt am Fuße des Passes von Roncesvalles (auch Cisa-Pass) ist die letzte Station der drei durch Frankreich verlaufenden Pilgerrouten, bevor es über die Pyrenäen nach Spanien geht. Die römische Verbindungsstraße zwischen Frankreich (Bordeaux) und Spanien (Astorga) über den »Summus Pyreneus« folgte dem engen Tal des Flusses Luzaide über Valcarlos und den Ibañeta-Pass, eine schon von den Kelten benutzte Route. Für den Einmarsch nach Spanien erschlossen Napoleons Truppen den strategisch günstigeren Weg über den Lepoeder-Pass, heute bekannt als Route Napoléon.

Vom 12. bis16. Jh. gehörten die Basse Navarre und Saint-Jean-Pied-de-Port zum (spanischen) Königreich Navarra, bis die Region 1589 endgültig an Frankreich fiel. Grenzübergreifend ist die baskische Sprache lebendig, werden die gleichen Traditionen wie etwa das Ballspiel Pelote (span. Pelota, eine Art mit der Hand gespielte Mischung aus Tennis und Squash) gepflegt.

Saint-Jean-Pied-de-Port wurde 1988 von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt. Die Pilger betreten die Altstadt mit ihren gepflegten Altbauten und gepflasterten Gassen seit dem Mittelalter durch die Porte de St. Jacques und durchqueren sie über die Rue de la Citadelle, benannt nach der Wehranlage (Zitadelle, 17. Jh.) hoch über der Stadt. An der Straße liegt das Prison des Évêques (Gefängnis der Bischöfe), dessen ursprüngliche Funktion ungewiss ist. Im Gewölbesaal (13. Jh.) ist ein kleines Museum zum Jakobsweg untergebracht. Am Ausgang der Altstadt steht die gotische Eglise Notre Dame de St.-Jean-Pied-de-Port (13./14. Jh.); Öffnungszeiten im Touristenbüro, Place de Gaulle 14.

Feiertage: Mitte August Patronatsfeiern. Ende September Kulturtage.

Kulinarisches: Fromage de Brebis oder Ossau-Iraty (Schafskäse), Pipérade (Omelette mit Bayonner Schinken und Paprikaschoten), Truite (Forelle).

Information: www.saintjeanpieddeport-paysbasque-tourisme.com.


i

Von Weitem kaum zu erkennen steht die kleine Marienstatue der Vierge de Biakorri (auch V. d’Orisson, Foto rechts) auf der schroffen Felsformation schräg links vom Weg. Ganz in der Nähe befand sich im Mittelalter ein Pilgerhospital. Unweit davon liegen die Ruinen des ehemaligen Château Pignon, von dem aus die Spanier im 16. Jh. das Gebiet kontrollierten.

Der Weg durchquert hier ein weites Weideland, auf dem die langhaarigen Manech-Schafe gehalten werden. Aus ihrer Milch wird der würzige Ossau-Iraty-Käse hergestellt. Die Schafe (auch Pferde, Ziegen und Rinder) bewegen sich frei, Weidezäune sind die Ausnahme. Die Tiere haben vor Fahrzeugen und Fußgängern Vorrang und dürfen nicht gestört werden!


i

Der Weg durch das Tal des Río Luzaide über den Ibañeta-Pass, auch als Puerto de Roncesvalles bekannt, war im Mittelalter der wichtigste Pyrenäenpass. Nicht nur, weil er gleich drei aus Frankreich kommende Pilgerströme aufnahm, sondern auch, weil er mit 1057 m Höhe eine geringere Hürde darstellte als der 1632 m hohe Somport-Pass. Hier fand 778 die Schlacht statt, auf der das im 12. Jh. entstandene Rolandslied (franz. Chanson de Roland, span. Canción de Roldán) basiert. Nach seinem missglückten Feldzug gegen die Mauren in Zaragoza zog sich das Heer Karls des Großen (742– 814) aus Spanien zurück. Am Ibañeta-Pass wurde die vom Ritter Roland angeführte Nachhut von einem baskischen Heer angegriffen, um die Zerstörung Pamplonas durch die Franken zu rächen. Roland und etliche weitere Ritter starben dabei. In der späteren Heldensaga werden die baskischen Angreifer zu Mauren, Roland zum tapferen Helden und Karl der Große zum Retter der Christenheit stilisiert – eine Version, die gut in das Weltbild des christlichen, gegen die maurischen Herrscher kämpfenden Spaniens passte.

Auf der Passhöhe erinnern die moderne Capilla del Salvador (1965) und der Rolandsmonolith an die Ereignisse. Im 11. Jh. standen hier ein Kloster und das Pilgerhospital, das später nach Roncesvalles verlegt wurde. Eine Glocke diente den Pilgern bei Nebel zur Orientierung, denn die Gefahr, sich im Wald zu verirren und Opfer von Wölfen zu werden, war groß.

Informationen zu Roncesvalles siehe folgende Etappe.


76692.jpg
76701.jpg

CF-01_1.tif

CF-01_2.tif

Die Wiesen in den Höhenlagen gehören den langhaarigen Manech-Schafen.


B_Jako_ET01_3neu.TIF

Auf dem Weg vom Col de Lepoeder zum Puerto de Ibañeta.

J02


Herbergen: 2,5 km nach Auritz/Burguete/1,5 km vor Espinal: Camping Urrobi, 87493.jpg, 42 B/Ostern, Juli/Aug. 11,75 €, sonst 11,20 €. Reservierung (11–20 Uhr) Tel. 948 760 200. Rest., Laden, W/T. Apr.–Okt. Aurizberri/Espinal (868 m, 240 EW), (1) TH, 86569.jpg, 28 B/12 €. Hostal Haizea, Tel. 948 760 379. Ca. 300 m li. vom Weg. Ganztags, ganzjährig. (2) PH, 87225.jpg, 21 B/10 € (2 DZ, ein 3er-Zi.). Alb. Irugoienea, Tel. 649 412 487. Ca. 300 m nach Hostal Haizea. W/T, Abendessen, Snackautomat. Reservierung empfohlen. Ganztags, März–Okt. Zubiri (529 m, 440 EW), (1) PH, 87227.jpg, 24 B/12 €. Alb. Zaldiko, Tel. 609 736 420. Mikrowelle, W/T. Ab 12 Uhr, März–Okt. (2) TH, 87229.jpg, 8 B/15 € (2 DZ). Alb. Río Arga, Tel. 948 304 243. Küche, W/T, Terrasse. Ab 12 Uhr, ganzjährig. (3) PH, 87231.jpg, 57 B/ab 16 € (EZ 46 €/DZ 58 €). El Palo de Avellano. Tel. 948 304 770. W/T; Rest. 13–22 Uhr. März–Okt. (4) SH, 87495.jpg, 44 B/8 €. Tel. 628 324 186. Einfache Herberge. Snackautomat, Küche. 13.30–22 Uhr. März–Okt. (5) TH, 87242.jpg, 22 B/15 € MF. Alb. Suseia, Tel. 948 304 353. W/T, Mahlzeiten. 13–22 Uhr, Feb.–Okt. Larrasoaña (497 m, 140 EW), (1) TH, 87233.jpg, 4 B/16 € MF (DZ 40 €). Hostel Bide Ederra, Tel. 948 304 692. Küche, W/T. Ganztags, Ostern–Okt. (2) TH, 87235.jpg, 40 B/11 €. Alb. San Nicolás, Tel. 619 559 225. Küche, W/T, Mahlzeiten. 12–22 Uhr, Ostern–Okt. (3) SH, 86725.jpg, 36 B/6 €. Tel. 948 304 384. Küche. Keine Radfahrer! Apr.–Mai 15–19.30 Uhr, Juni–Sept. 13.30–19.30 Uhr, 10.12.–10.1. geschl.

Die Strecke: Gut markiert, mittelschwer. Vorwiegend Wald- und Feldwege. Zwei kleine Pässe (Alto de Mezkiritz, 922 m, und Alto de Erro, 803 m).

Höhenunterschied: 240 m im Aufstieg, 700 m im Abstieg.

Kritische Stellen: Keine.

Landschaft: Eine landschaftlich sehr ansprechende Etappe durch das Pyrenäenvorland. Dichte Wälder, Weiden und kleine Pyrenäendörfer säumen den Weg. Ab Zubiri folgt der Weg dem Río Arga.

Infrastruktur: Auritz/Burguete (890 m, 260 EW) 87774.jpg 88132.jpg 88404.jpg 89115.jpg 90392.jpg 89769.jpg C/ Berexi, Tel. 948 760 300; Aurizberri/Espinal 87776.jpg 88406.jpg 88134.jpg 90217.jpg 89656.jpg; Bizkarreta/Guerendain (780 m, 95 EW) 89952.jpg 88408.jpg 88136.jpg 90219.jpg; Alto de Erro (803 m) Imbissbude; Zubiri 87778.jpg 88138.jpg 88410.jpg 89117.jpg 90394.jpg 89658.jpg; Ilarratz (543 m, 20 EW) 90221.jpg; Ezkirotz (539 m, 20 EW) 90223.jpg; Larrasoaña 87781.jpg 88413.jpg 88140.jpg 89660.jpg.

Anmerkungen: (1) In Zubiri und Larrasoaña letzte Einkaufsmöglichkeiten bis Trinidad de Arre/Villava. (2) Der Weg durchquert einige Male Weiden, die Weidepforten stets wieder schließen!


B4330_B020_Roncesvalles-Larrasoana.jpg


Beim Kloster (1) beginnt ein Fußweg neben der Straße. Nach ca. 300 m ist links am Straßenrand ein steinernes Pilgerkreuz (14. Jh.) zu sehen. Durch einen dichten Laubmischwald gelangen wir nach Auritz/Burguete (2; ¾ Std.). Im Ort verlässt der Camino die Hauptstraße nach rechts (zum Camping Urrobi: geradeaus) und schlängelt sich als Feldweg durch idyllisches Wald- und Weideland. Nach einer kleinen Passhöhe geht es bergab nach Aurizberri/Espinal (3; 1 Std.; zu den Herbergen bei Hauptstraße nach links). Der Ort wird ein kurzes Stück durchquert und nach links wieder verlassen. Auf Wald- und Feldpfaden erreichen wir über eine Anhöhe den Alto de Mezkiritz (4; 922 m, ½ Std.) und überqueren die N-135. Am Straßenrand steht eine kleine Skulptur der Nuestra Señora de Roncesvalles. Der Weg taucht in einen dichten Buchenwald ein, in den selbst bei Sonnenschein wenig Licht fällt. Nach einiger Zeit wird der Waldweg zu einem Betonweg. Auf ihm wandern wir nach Bizkarreta/Gerendiain (5; ¾ Std.), danach wird der Beton- wieder zu einem Schotterweg, der uns nach Lintzoain (6; ½ Std.) führt. Von hier geht es auf einem Waldweg bergauf, dann leicht auf und ab und hinunter zum Alto de Erro (7; 803 m, 1¼ Std.). Am Weg liegen die »Pasos de Roldán«, große, längliche Findlinge, die dem Schrittmaß Rolands entsprechen sollen. Auf einem abschüssigen Waldweg, vorbei an den Ruinen der Venta del Puerto (Agorreta, 8), kommen wir in 1 Std. nach Zubiri (9). In den Ort und zu den Herbergen geht es nach rechts über die Brücke.

Geradeaus an Zubiri vorbei passieren wir eine Magnesiumfabrik und deren Abraumgelände. Dann geht es über Ilarratz (10; ¾ Std.) und Ezkirotz (11; ¼ Std.) zu einer Weggabelung vor Larrasoaña (12; ½ Std.). Zu den rund 300 m entfernten Herbergen geht man rechts über die Brücke.


i

Die um 1130 gegründete Augustinerabtei von Roncesvalles (baskisch Orreaga) entwickelte sich rasch zu einem wichtigen und viel gerühmten Etappenziel auf dem Pilgerweg. Neben geografischen Gründen dürfte dabei die Nähe zum Schauplatz der schillernden Rolandssage eine bedeutende Rolle gespielt haben. Auch die im Kloster ausgegebenen üppigen Essensrationen erfreuten sich großer Beliebtheit. Die Pilger betreten den Gebäudekomplex über den Hof des Anfang des 18. Jh. errichteten neuen Hospitals, heute die Pilgerherberge. Über einen Durchgang gelangt man zur gotischen Stiftskirche Colegiata de Santa María (13./14. Jh., geöffnet 8–20 Uhr). Beeindruckend ist der Hauptaltar mit der gotischen, reich in Gold und Silber gekleideten Marienfigur, der Nuestra Señora de Roncesvalles. An die Kirche angegliedert ist der Kreuzgang (Claustro), ein Neubau aus dem 17. Jh., nachdem der Vorgänger aus dem 12. Jh. unter zu großer Schneelast eingestürzt war. Dahinter befindet sich die Capilla de San Agustín, der ehemalige gotische Kapitelsaal, in dem die Gebeine des Königs Sancho VII. ruhen. Das Pilgerbüro befindet sich im Erdgeschoss der 15.000 Bände umfassenden, nicht öffentlichen Bibliothek und des Museums. Eines der wertvollsten Stücke des Museums ist das prachtvolle Schachbrett Ajedrez de Carlomagno (14. Jh., wegen der Spielfeldaufteilung nach Karl dem Großen benannt). Das Gebäude dahinter beherbergt inzwischen Ferienapartments. Unterhalb des Klosters steht die gotische Iglesia de Santiago (13. Jh.). Daneben ist das älteste Gebäude des Komplexes erhalten, die Wallfahrtskapelle Capilla del Espíritu Santo (12. Jh.), angeblich von Karl dem Großen als Grab für die in der Schlacht am Pass gefallenen Ritter errichtet, sicher diente sie schon vor dem 12. Jh. als Beinhaus. (Führungen: Ostern–Okt. 10–14 u. 15.30–19 Uhr, Nov.–März 10–14 und 15–18 Uhr; Dez./Feb. 10.30–14.30 Uhr (Mi geschl.); Jan. geschl. Pilger 3 €, mit Audioguide (engl., dt., fr.) 3,90 €, www.roncesvalles.es.


i

Feiertage: Mai/Anfang Juni jeden Sonntag Büßerwallfahrten zu Ehren der Virgen de Roncesvalles. Eine Tradition aus dem 12. Jh., bei der einige Wallfahrer Büßergewänder tragen.

Kulinarisches: Die Quesería SAT-Roncesvalles – Orreaga produziert und verkauft Bio- und konventionellen Schafskäse.


i

Der Volksmund nennt die Brücke von Zubiri auch Punte de la Rabia, Brücke der Tollwut. Man glaubte nämlich, von der Krankheit befallene Tiere würden geheilt, wenn sie die Brücke drei Mal überquerten.


MC02bMC02a

CF-02_1.tif

Herbstmorgen im Pyrenäenvorland.


CF-03_2.tif

Auf der mittelalterlichen Brücke vor der Iglesia de la Santísima Trinidad mit der Herberge.


B_Jako_ET03_neu.TIF

Das Rathaus von Pamplona.