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Pete Hackett

Marshal Logan und der Mann vom Wichita River

U.S. Marshal Bill Logan - Neue Abenteuer #15 /Cassiopeiapress





BookRix GmbH & Co. KG
80331 München

U.S. Marshal Bill Logan – Neue Abenteuer

Band 15

Marshal Logan und der Mann vom Wichita River

Western von Pete Hackett

 

Der Umfang dieses Buchs entspricht 45 Taschenbuchseiten.

 

U.S. Marshal Bill Logan – die neue Western-Romanserie von Bestseller-Autor Pete Hackett! Abgeschlossene Romane aus einer erbarmungslosen Zeit über einen einsamen Kämpfer für das Recht.

 

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1

Es war wohl Zufall, dass ich auf einem meiner Patrouillenritte auf der Green Belt Ranch am Salt Fork Red River vom Pferd stieg, um nach dem Rechten zu sehen. In dem Moment, als ich auf die Veranda stieg, hörte ich beim Pferdestall einen der Ranchhelfer rufen: „Da kommen Fletcher und die Jungs zurück! Sieht nicht so aus, als hätten sie den Halunken erwischt.“

Das machte mich natürlich hellhörig und ich drehte mich um. Einige der Helps hatten in ihrer Arbeit innegehalten und starten nach Osten, wo sich eine nicht sehr hohe Hügelkette erhob, auf der Strauchwerk und fast mannshohes Gras wuchs und über deren Kamm vier Reiter ihre Pferde trieben.

Es war ein sonniger, wenn auch kühler Herbsttag, der Himmel war – abgesehen von einigen weißen Wolken -, ungetrübt blau, und gegen diese seidig anmutende Kulisse hoben sich die vier Reiter scharf und klar ab.

Ich stand noch auf der Treppe, über die man Ranchhof aus auf die Veranda gelangte, meine Linke lag auf dem hölzernen, von Wind, Sonne und Regen glattgeschliffenen Geländer, und in mir entstand die Frage, welchen ‚Halunken‘ der Vormann der Ranch und seine Begleiter wohl gejagt hatten.

Es dauerte nicht lange, dann lenkten sie ihre Pferde zwischen zwei Schuppen hindurch auf den Ranchhof. Um die stampfenden Hufe schlierten kleine Staubschleier. Die Tiere prusteten, sie sahen verschwitzt, verstaubt und ziemlich abgetrieben aus, und es war wohl so, dass sie von ihren Reitern nicht geschont worden waren.

Ich hatte schon zwei- oder dreimal mit Fletcher zu tun. Dale Fletcher war seit einigen Monaten Vormann auf der Green Belt, einer PCC-Ranch, mit der ich früher so manche Auseinandersetzung auszutragen hatte. Nun ja – die PCC und ihre Ranchbosse waren nicht gerade die Freunde des Distriktgerichts in Amarillo, für das ich – wenn es nötig wurde – den Revolver schwang.

Eine Pferdelänge von mir entfernt zerrten die Reiter ihre Vierbeiner in den Stand. Dale Fletcher legte beide Hände übereinander auf den Sattelknauf, verlagerte das Gewicht seines Oberkörpers auf die durchgestreckten Arme und sagte ohne die Spur von Freundlichkeit im Tonfall: „Ich kann mir nicht denken, dass die Green Belt dem Distriktgericht einen Anlass gegeben hat, einen seiner Marshals zu schicken.“

„Sie haben recht, Fletcher, es gibt keinen besonderen Anlass, der mich herführt. Ich wollte der Ranch lediglich auf einem meiner Patrouillenritte einen Besuch abstatten und mich erkundigen, ob alles in Ordnung sei.“ Während ich sprach, hatte ich die Arme vor der Brust verschränkt. „Dem scheint es jedoch nicht so zu sein. Wen haben sie verfolgt, und warum?“

„Jemand hat der Ranch drei wertvolle Zuchtstuten gestohlen. Wir konnten seiner Fährte bis zum Elm Fork folgen, an dem Creek aber haben wir sie verloren. Den Spuren nach zu schließen handelte es sich um einen einzelnen Dieb. Er scheint sich ins Indianer-Territorium abgesetzt zu haben.“

Nach kurzer Überlegung gab ich zu verstehen: „Was sollte er im Indianer-Territorium mit drei wertvollen Stuten? Er hat sie ganz sicher gestohlen, um sie in bare Münze zu verwandeln. Wenn ihn die Comanchen erwischen, nehmen sie ihm die Tiere allenfalls weg und er kann von Glück reden, wenn er seine Haare behält. Nein, ich glaube nicht, dass der Pferdedieb ins Indianer-Territorium geflohen ist.“

„Ich weiß es nicht“, antwortete Dale Fletcher. „Der Verlust für die Green Belt ist enorm, denn es handelte sich um drei Appaloosa, und sie zu ersetzen wird der Ranch verdammt teuer kommen. Die Pest an den Hals dieses Schurken, der die Tiere gestohlen hat.“

„Haben Sie irgendeinen Verdacht?“, fragte ich. „Sicher gibt es eine ganze Reihe von Leuten, die der Green Belt nicht gerade freundlich gesinnt sind.“

Ein Schatten schien über das Gesicht des Vormanns zu huschen, der Blick, den er mir zuschoss, war vernichtend, er schürzte die Lippen und stieß hervor: „Wenn die Green Belt in der Vergangenheit irgendjemand auf die Zehen getreten ist, dann geschah das ganz sicher nicht ohne Grund. – Nein, wir haben keinen Verdacht. Aber wir werden unsere Vorsichtsmaßnahmen verstärken, denn in unseren Corrals und in den Ställen stehen noch mehr wertvolle Pferde. Sollte es dem Halunken einfallen, noch einmal hier sein Glück zu versuchen, werden wir ihm ein Feuer unter dem Hintern schüren, dass ihm Hören und Sehen vergeht.“

„Ja, ja, ich weiß, man ist hier im Panhandle oftmals sehr schnell mit einem Strick bei der Hand. Man nennt es das Gesetz der freien Weide, das Distriktgericht hingegen nennt es Lynchjustiz und Mord.“

Dale Fletcher verzog lediglich den Mund, was sicherlich Geringschätzung vermitteln sollte, doch es traf mich nicht. Ich stieg die drei Stufen, die ich vor wenigen Minuten emporgestiegen war, wieder nach unten, ging zu meinem Pferd und löste die Leine vom Querholm des Hitchrack. Als ich im Sattel saß, zerrte ich das Pferd so weit herum, dass ich den Vormann anschauen konnte, ohne den Kopf drehen zu müssen, und sagte: „Die Zeiten haben sich geändert, Fletcher. Die Zeit, in der jeder seine eigenen Gesetze schrieb und praktizierte, ist vorbei. Das Faustrecht wurde vom geschriebenen Recht abgelöst. Das sollten Sie sich merken, andernfalls haben sie irgendwann ein mächtiges Problem am Hals.“

„War das eben eine Drohung?“, presste Fletcher zwischen den Zähnen hervor, und mir entging nicht das wütende Flackern in seinen Augen.

„Eine Warnung, Fletcher“, versetzte ich gelassen, schnalzte mit der Zunge und ruckte leicht im Sattel, was mein Pferd veranlasste, sich in Bewegung zu setzen.