Ausgewählte Literatur

Ulbricht und der Anfang

Diedrich, Torsten: Der 17. Juni 1953 in der DDR. Bewaffnete Gewalt gegen das Volk. Berlin 1991.

Frank, Mario: Walter Ulbricht. Eine deutsche Biografie. Berlin 2003.

Hoffmann, Dierk (Hrsg.): Vor dem Mauerbau. Politik und Gesellschaft in der DDR der fünfziger Jahre. München 2003.

Kaiser, Monika: Machtwechsel von Ulbricht zu Honecker. Funktionsmechanismen der SED-Diktatur in Konfliktsituationen 1962 bis 1972. Berlin 1997.

Kaminsky, Annette: Wohlstand, Schönheit, Glück. Kleine Konsumgeschichte der DDR. München 2001.

Knopp, Guido: Der Aufstand – 17. Juni 1953. Hamburg 2003.

Malycha, Andreas: Die Geschichte der SED. Von der Gründung 1945/46 bis zum Mauerbau 1961. In: Herbst, Andreas (Hrsg.): Die SED – Geschichte, Organisation, Politik. Ein Handbuch. Berlin 1997 (S. 1–55).

Roesler, Jörg u.a.: Wirtschaftswachstum in der Industrie der DDR 1945–1970. Berlin (Ost) 1986.

Schirdewan, Karl: Aufstand gegen Ulbricht. Im Kampf um politische Kurskorrektur, gegen stalinistische, dogmatische Politik. Berlin 1994.

Schumann, Frank (Hrsg.): Lotte und Walter. Die Ulbrichts in Selbstzeugnissen, Briefen und Dokumenten. Berlin 2003.

Stern, Carola: Ulbricht. Eine politische Biographie. Köln/Berlin 1963.

Mielke und die Freiheit

Behnke, Klaus (Hrsg.) / Fuchs, Jürgen (Hrsg.): Zersetzung der Seele. Psychologie und Psychiatrie im Dienste der Stasi. Hamburg 1995.

Fricke, Karl-Wilhelm: Die DDR-Staatssicherheit. Entwicklung, Strukturen, Aktionsfelder. Köln 1989.

–: MfS-intern – Macht, Strukturen, Auflösung der DDR-Staatssicherheit. Analyse und Dokumentation. Köln 1991.

Gieseke, Jens: Der Mielke-Konzern. Die Geschichte der Stasi 1945–1990. Stuttgart/München 2001.

Kießling, Wolf gang: »Leistner ist Mielke«. Schatten einer gefälschten Biographie. Berlin 1998.

Knabe, Hubertus: Die unterwanderte Republik. Stasi im Westen. Berlin 1999.

Lang, Jochen von: Erich Mielke. Eine deutsche Karriere. Berlin 1991.

Mählert, Ulrich: Kleine Geschichte der DDR. München 1998.

Mayer, Wolfgang: Flucht und Ausreise. Botschaftsbesetzungen als wirksame Form des Widerstands und Mittel gegen die politische Verfolgung in der DDR. Berlin 2002.

Mitter, Armin / Wolle, Stefan: Untergang auf Raten. Unbekannte Kapitel der DDR-Geschichte. München 1993.

Otto, Wilfriede: Erich Mielke – Biographie. Aufstieg und Fall eines Tschekisten. Berlin 1999.

Schwan, Heribert: Erich Mielke. Der Mann, der die Stasi war. München 1997.

Thiemann, Ellen: Stell dich mit den Schergen gut. Erinnerungen an die DDR – meine Wiederbegegnung mit dem Zuchthaus Hoheneck. München/Berlin 1990.

Kati und der schöne Schein

Bölling, Klaus: Die fernen Nachbarn. Erfahrungen in der DDR. Hamburg 1983.

Ernsting, Stefan: Der rote Elvis. Dean Reed oder das kuriose Leben eines US-Rockstars in der DDR. Leipzig 2004.

Fensch, Eberhard: So und nur noch besser. Wie Honecker das Fernsehen wollte. Berlin 2003.

Hartmann, Grit: Goldkinder. Die DDR im Spiegel ihres Spitzensports. Leipzig 1997.

Holzweißig, Gunter: Die schärfste Waffe der Partei. Eine Mediengeschichte der DDR. Köln u.a. 2002.

Petzold, Hendrik: Ein Kessel Buntes und mehr. Hinter die Kulissen von DDR-Unterhaltungssendungen geschaut. Halle (Saale) 2001.

Riedel, Heide (Hrsg.): Mit uns zieht die neue Zeit ... 40 Jahre DDR-Medien. Berlin 1993.

Selbmann, Erich: DFF Adlershof – Wege übers Fernsehland. Zur Geschichte des DDR-Fernsehens. Berlin 1998.

Witt, Katarina: Meine Jahre zwischen Pflicht und Kür. München 1994.

Wolff, Franca: Glasnost erst kurz vor Sendeschluss. Die letzten Jahre des DDR-Fernsehens (1985–1989/90). Köln u.a. 2002.

Wolle, Stefan: Die heile Welt der Diktatur. Alltag und Herrschaft in der DDR 1971–1989. Bonn 1999.

Erich und die Mauer

Ändert, Reinhold / Herzog, Wolfgang: Der Sturz. Erich Honecker im Kreuzverhör. Berlin/Weimar 1991.

Eberle, Henrik: Anmerkungen zu Honecker. Berlin 2000.

Gorbatschow, Michail: Erinnerungen. Berlin 1995.

Hertle, Hans-Hermann / Wolle, Stefan: Damals in der DDR. Der Alltag im Arbeiter-und-Bauern-Staat. München 2004.

Kusmin, Iwan: Meldungen aus Ostberlin. Die Krise in der DDR im Herbst 1989 und die Reaktionen der sowjetischen Führung. In: Deutschland-Archiv (36) 2003 (S. 100–108).

Modrow, Hans: Ich wollte ein neues Deutschland. Berlin 1998.

Neubert, Ehrhart: Geschichte der Opposition in der DDR 1949–1989. Bonn 2000.

Pirker, Theo: Der Plan als Befehl und Fiktion – Wirtschaftsführung der DDR. Gespräche und Analysen. Opladen 1995.

Pötzl, Norbert F.: Erich Honecker. Eine deutsche Biographie. Stuttgart/München 2002.

Schabowski, Günter: Der Absturz. Reinbek 1992.

Schroeder, Klaus: Der SED-Staat. Geschichte und Strukturen der DDR. München 1998.

Schürer, Gerhard: Gewagt und verloren. Eine deutsche Biographie. Berlin 1998.

Völklein, Ulrich: Honecker. Eine Biographie. Berlin 2003.

Guido Knopp

Goodbye DDR



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Prof. Dr. Guido Knopp, Jahrgang 1948, arbeitete nach dem Studium als Redakteur der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ und als Auslandschef der „Welt am Sonntag“. Von 1984 bis 2013 war er Leiter der ZDF-Redaktion Zeitgeschichte. Seitdem moderiert er die Sendung History Live auf Phoenix. Als Autor publizierte er zahlreiche Sachbuch-Bestseller. Zu seinen Auszeichnungen zählen der Jakob-Kaiser-Preis, der Europäische Fernsehpreis, der Telestar, der Goldene Löwe, der Bayerische und der Deutsche Fernsehpreis, das Bundesverdienstkreuz Erster Klasse und der Internationale Emmy.

Goodbye DDR

Es war ein Glanzpunkt der deutschen Geschichte. 70 000 Menschen demonstrierten auf dem Ring von Leipzig für die Freiheit. In den Seitenstraßen stand die Staatsmacht, schwer bewaffnet, und die Demonstranten – Frauen waren dabei, die Kinderwagen schoben –, sie alle mussten damit rechnen, dass es ebenso zu einem Blutbad kommen könne wie ein paar Monate zuvor in Peking auf dem Platz des Himmlischen Friedens. Dass sie sich dennoch auf die Straße wagten, voller Angst und voller Mut, das war ihr Heldentum.

Es war der 9. Oktober 1989, und es war der Durchbruch. Jene Demonstrierenden der ersten Stunde, die »Wir sind das Volk« gerufen haben, wollten freilich erst mal nicht die deutsche Einheit, sondern eine bessere DDR. Die Kräfte aber, die ihr Mut entfesselt hatte, waren schließlich stärker als sie selbst. Und dennoch haben sie Erstaunliches vollbracht: Das scheinbar angepasste Volk der DDR kam aus den Nischen und machte Revolution – die erste deutsche Revolution, die glückte und die glücklich endete. Es war der Garaus für den viel zitierten Lenin-Spruch: »Wenn die Deutschen auf dem Bahnhof eine Revolution machen wollen, kaufen sie sich vorher eine Bahnsteigkarte.« Aber alle Kartenhäuschen hatten schon geschlossen.

Über anderthalb Jahrzehnte sind seitdem vergangen, und nach Jahren der Verdrängung steht die DDR erneut im Mittelpunkt des öffentlichen Interesses. Exzellente Kinofilme à la »Goodbye Lenin« öffneten die Tür für »Ostalgie« -Shows mannigfacher Art, die Stars der alten DDR im FDJ-Hemd präsentierten, neben Trabis, Broilern, Spreewaldgurken und so manchem sonst noch gängigen Klischee. Eine Parallelwelt eigener, für Westaugen kurioser Marken und Gebräuche. All das zu belächeln ist wohlfeil. Es war schon eine Welt mit eigener Würde, eigenen Erfahrungen. Doch war es nicht die ganze Welt.

Wer wissen will, wie man gelebt, geliebt und überlebt hat in der DDR, der muss den ganzen widersprüchlichen Charakter dieses Staats erfassen: die ausgeprägte Solidarität der Menschen und den Unterdrückungsapparat der Stasi, den Stolz auf olympische Goldmedaillen und den Frust über die katastrophale Wirtschaftslage, anpassungsfähigen Pragmatismus ebenso wie bitter enttäuschten Idealismus.

Das Werden und Vergehen dieses zweiten deutschen Staates ist ein Lehrbeispiel der Zeitgeschichte. Der Grundstein für die Schaffung eines deutschen kommunistischen »Ost«-Staates wurde schon vor der bedingungslosen Kapitulation Deutschlands im Mai 1945 gelegt. Zwar waren sich die Alliierten einig, die oberste Regierungsgewalt in Deutschland gemeinsam zu übernehmen. Über die Details jedoch gab es ganz unterschiedliche Auffassungen. Der Einzige, der wirklich wusste, was er wollte, war Stalin. Schon vor Kriegsende vertraute er Milovan Djilas, dem Stellvertreter Titos, an: »Dieser Krieg ist nicht wie in der Vergangenheit; wer immer ein Gebiet besetzt, erlegt ihm auch sein eigenes gesellschaftliches System auf. Jeder führt sein eigenes System ein, so weit seine Armee vordringen kann. Es kann gar nicht anders sein.« Es kam auch nicht anders. Kurz nachdem Soldaten der Roten Armee das Banner mit Hammer und Sichel auf dem Reichstag gehisst hatten, begannen die Sowjets, den Teil Deutschlands, der ihnen zugefallen war, auch politisch zu erobern. Mit Demokratie hatte das nichts zu tun. Die Sowjets achteten genau darauf, dass an den Schaltstellen der Nachkriegs-Macht nur Männer saßen, die die Richtlinien aus Moskau absolut loyal umsetzen würden.

Ein solcher Mann war Walter Ulbricht. Ende April 1945 kehrte er mit neun weiteren deutschen Kommunisten, unter ihnen Wolfgang Leonhard, aus dem Moskauer Exil nach Berlin zurück. Einen Stamm linientreuer Genossen sollten sie heranziehen, der die Kerntruppe der neuen Magistratsverwaltung für Berlin ausmachte. Die »Gruppe Ulbricht« wurde angewiesen, in den Arbeiterbezirken sozialdemokratische Bürgermeister zu gewinnen und in den gehobeneren Stadtvierteln »bürgerliche Antifaschisten« einzusetzen. Doch es musste nur »demokratisch aussehen«. In Wahrheit bedeutete die »demokratische Umgestaltung« nichts anderes als eine von der Besatzungsmacht überwachte Verwaltung nach sowjetischem Vorbild. Dennoch: Tausende deutsche Intellektuelle knüpften nach dem Untergang der Hitler-Diktatur ihre Hoffnungen an einen sozialistischen Neuanfang in der sowjetischen Besatzungszone. Prominente wie Bert Brecht schienen dafür zu bürgen, dass dort das »bessere Deutschland« entstehen könne. Doch die Illusionen waren bald verflogen.

Nach der DDR-Gründung im Oktober 1949 wurde zwar der Altkommunist Wilhelm Pieck zum Präsidenten gewählt, aber hinter den Kulissen hatte Ulbricht als SED-Chef alle Fäden in der Hand. Wenn Zeitgenossen sich später wunderten, warum gerade Ulbricht die politische Spitze erreichte – war er doch eher unscheinbar, alles andere als sprachgewaltig, formulierte weder denkwürdige Worte noch originelle Ideen –, dann liegt die Antwort genau darin. Er war der perfekte Apparatschik, der den Anweisungen aus der Sowjetunion penibel und kritiklos Folge leistete.

Dass das SED-Regime in diesen Jahren weder Legitimität noch Akzeptanz besaß, zeigen die Ereignisse um den 17. Juni 1953. Der im Juli 1952 proklamierte schnelle »Aufbau des Sozialismus« war ein Reinfall. Die Versorgungslage hatte sich dramatisch verschlechtert. Die Menschen waren äußerst unzufrieden; Missstimmung gegen das Regime machte sich breit. Um den wirtschaftlichen Schwierigkeiten entgegenzuwirken, beschloss der Ministerrat der DDR eine Erhöhung der Arbeitsnormen für Industriebetriebe und das Baugewerbe. Das bedeutete nichts anderes als die Verminderung des Arbeitslohns. Es kam zu Streiks und Demonstrationen, die sich schließlich in einer Massenbewegung entluden. Am Ende ging es nicht mehr nur um Arbeitsnormen, sondern um politische Freiheit und die nationale Einheit. Das SED-Regime war nachgerade paralysiert; nur mithilfe der sowjetischen Besatzungsmacht konnte es der Lage Herr werden. Wie viele Verhaftungen, Verurteilungen, Gefängnisstrafen und Todesurteile wirklich ergangen sind, wurde lange Zeit vertuscht. Wir wissen heute, dass während dieses Volksaufstandes etwa 125 Menschen getötet und Hunderte verwundet wurden. Mehr als 1500 Angeklagte wurden zu langjährigen Haftstrafen verurteilt.

Von einem »sozial gerechten, neuen Deutschland«, das sich so viele Idealisten erträumt hatten, konnte danach in der DDR nicht mehr die Rede sein. Die SED zeigte ihr wahres Gesicht. Und dieses offenbarte, dass die DDR-Bürger geradewegs in ein totalitäres Regime manövriert wurden – mit dem SED-Politbüro als Lotsen und der Sowjetunion als Kapitän.

Die Tragik des 17. Juni 1953 lag vor allem darin, dass der Aufstand, der sich gegen das Regime des Walter Ulbricht gerichtet hatte, ihm am Ende half, noch einmal seine Macht zu sichern. Zuvor war Ulbricht auch parteiintern in die Kritik geraten; und die Moskauer Genossen waren nach dem Tod Stalins ebenfalls drauf und dran, den ungeliebten Apparatschik abzusägen. Die Entmachtung war schon vorbereitet. Doch der Volksaufstand machte alle Pläne zunichte. Nach dem 17. Juni 1953 saß Ulbricht fester im Sattel denn je.

Um diese Position zu sichern, war er auf die Stasi angewiesen. Sie verstand sich als »Schild und Schwert« der Partei, legte über alles und jeden eine Akte an und versuchte, die Ostdeutschen in ein Volk von Spitzeln zu verwandeln. Abertausende »inoffizielle Mitarbeiter« des Ministeriums für Staatssicherheit spielten mit bei der gegenseitigen Überwachung – manche aus Überzeugung, viele aus Opportunismus. Ihre Berichte, meist in peniblem Beamtendeutsch festgehalten, zeichnen ein vielschichtiges Gesellschaftsbild. Das gewitzte Katz-und-Maus-Spiel mancher Dissidenten mit der Staatsmacht wird hier ebenso dokumentiert wie erschütternde Denunziationen oder der immerwährende Drang der DDR-Bürger nach mehr Reisefreiheit.

Tausende versuchten, mittels spektakulärer Fluchtversuche dem Regime zu entkommen. Die Stasi unternahm alles, um die Fluchtbewegung schon im Keim zu ersticken. Sie entwickelte Strategien, um geheime Fluchtpläne auszuspionieren und Fluchthilfeorganisationen zu zersetzen. Dabei schreckte sie auch vor Mordanschlägen nicht zurück.

Über drei Jahrzehnte stand mit Erich Mielke ein Mann an der Stasi-Spitze, dessen Laufbahn prototypisch für den Machtanspruch, die Unbarmherzigkeit und die finale Wirklichkeitsverweigerung der Staatsmacht war.

Begonnen hatte die Karriere Mielkes im August 1931 – mit dem Doppelmord an zwei Berliner Polizisten. Er floh nach Moskau, wo ihm das tschekistische Know-how beigebracht wurde. Als »Tscheka« wurde die von Lenin begründete bolschewistische Geheimpolizei bezeichnet, die nach Mielkes Worten »hart und unerbittlich gegenüber den Feinden der Sowjetmacht« war und »keine Gnade« kannte. Ihre Mitglieder nannten sich Tschekisten – ein Name, den sich Mielke und seine Stasi-Männer nach dem Krieg als Ehrentitel anhefteten. Auf Anweisung Moskaus nahm Mielke von 1936 bis 1939 am Spanischen Bürgerkrieg teil. In sicherer Entfernung von der Front sollte er die eigenen Reihen überprüfen und säubern. Den Zweiten Weltkrieg überlebte Mielke, getarnt als Holzarbeiter, in Frankreich.

Im Juni 1945 kehrte er nach Berlin zurück. Hier nahm seine Karriere mit sowjetischer Hilfe den erwünschten Verlauf. 1957 wurde er der alleinige Herr des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) der DDR. Walter Ulbricht und später Erich Honecker waren zwar die führenden Männer im »Arbeiter-und-Bauern-Staat«, und als diese akzeptierte Mielke sie auch. Doch als Stasi-Chef war er de facto einer der mächtigsten »Zweiten« der Geschichte. In seinem Reich völliger Überwachung unterlag alles und jeder seiner Kontrolle – es war gefährlich, sich mit Mielkes Männern anzulegen. Vom Februar 1950 bis zum Zusammenbruch der DDR wuchs der Personalbestand des MfS von Jahr zu Jahr. Am 31. Oktober 1989 beschäftigte die Stasi so viele Mitarbeiter, dass auf 180 Bürger ein offizieller Stasi-Mann und zwei inoffizielle Mitarbeiter kamen. Gemessen an der Gesamtbevölkerung hatte sich das MfS, so der Historiker Jens Gieseke, »zum wohl größten geheimpolizeilichen und geheimdienstlichen Apparat der Weltgeschichte« entwickelt.

Die Aufgaben und die Zuständigkeiten des MfS waren nie klar definiert worden – es gab keine gesetzlichen Beschränkungen, an die sich Erich Mielke zu halten hatte. Sicher ist, dass aus Sicht des MfS die Prävention eine zentrale Rolle spielte. Die »frühzeitige Aufdeckung und Verhinderung subversiver Angriffe und anderer Straftaten« rechtfertigte in Mielkes Augen die totale Überwachung unbescholtener Bürger. Sicher ist auch, dass Verurteilungsbegründungen, Verhörmethoden, Haftumstände nicht dem hehren Humanismus huldigten, den sich die offizielle DDR auf ihre Fahnen schrieb. In den Annalen der Geschichte steht die Stasi für brutale Willkür und zynische Menschenverachtung. Erich Mielke selbst erwies sich in einer überlieferten Tonbandaufnahme als kalter Schreibtischtäter: »Das ganze Geschwafel, von wegen nicht hinrichten und nicht Todesurteil – alles Käse, Genossen. Hinrichten, wenn notwendig auch ohne Gerichtsurteil.«

Wie passt Katarina Witt in dieses Kabinett des Todes? Der bis heute populäre Star der Eiskunstlaufszene war in der DDR »das schönste Gesicht des Sozialismus«. Mit Talent, Schönheit und Erfolgen in der ganzen Welt wurde Kati Witt zum Aushängeschild des »Arbeiter-und-Bauern-Staates«. Wohl wurde die Karl-Marx-Städterin wegen ihrer sportlichen Erfolge vom Staat für politische Zwecke benutzt; zugleich jedoch ist sie ein einprägsames Beispiel dafür, dass in der zweiten Hälfte der achtziger Jahre die DDR schon nicht mehr souverän genug war, eine Eiskunstläuferin im Griff zu behalten. Je prominenter die junge Sächsin als Weltstar wurde, desto mehr schwand der Einfluss der Machthaber auf sie.

Das war nicht immer so. Als Erich Honecker den ungeliebten Walter Ulbricht 1971 von der Macht verdrängte, wollte er den Bürgern größere Freiheiten einräumen – vor allem der Jugend. Beatrhythmen erklangen in Ostberlin, Hunderttausende heiß begehrter Westjeans wurden importiert. Selbst das legendäre Woodstock konnte 1973 als Weltjugendfestival in seiner Ostversion nachgespielt werden. Was wie Toleranz aussah, war in Wirklichkeit lediglich eine strikte Weiterführung des Ulbricht’schen Grundsatzes: »Es muss nur demokratisch aussehen.« Der Sinn und Zweck der Weltfestspiele der Jugend sollte darin bestehen, das internationale Ansehen der DDR zu verbessern. Doch wenn Bands wie die »Renft-Combo« in ihren Texten Republikflucht und Wehrdienstverweigerung thematisierten, gerieten sie in das Visier von Partei und MfS. Die Gruppe wurde 1975 verboten, zwei der Bandmitglieder wurden inhaftiert. Ähnlich erging es dem Liedermacher Wolf Biermann, der bei einer Tournee in der Bundesrepublik einfach ausgebürgert wurde. Viele Künstler, Schriftsteller und Schauspieler verließen die DDR, manche gingen in die innere Emigration. Die Kulturszene verödete damals.

Doch man hatte ja noch den Sport. Als bei den Olympischen Spielen 1976 die DDR nach der Sowjetunion im Medaillenspiegel den zweiten Rang belegte und die USA auf den dritten Platz verwies, schien die Illusion eines erfolgreichen Regimes perfekt. Der Leistungsdruck, der auf den Sportlern lastete, war allerdings enorm – ein zweiter Platz galt oft schon als Versagen. Neben diesem Druck waren international erfolgreiche Sportler auch den perfiden Methoden der Überwachung ausgesetzt. Im Regime grassierte die Angst, seine »Diplomaten im Trainingsanzug« könnten ihm den Rücken kehren.

Und die Funktionäre fürchteten vor allem, dass gerade eine Katarina Witt den Lockungen westlicher Millionengagen erliegen würde. Flucht wäre eine Katastrophe gewesen. Mielke befahl, Kati Witt rundum zu observieren. »Sie [die SED-Politiker] hatten doch Angst, dass ich abhaue. Ich wollte nicht abhauen. Sie haben von mir sicher mehr profitiert als ich von ihnen.« Katarina Witt schien der lebende Beweis, dass in der DDR nicht alles schlecht sein konnte. Die DDR wollte ihr »Schmuckstück« nicht verlieren und bot ihrer Kati, wie anderen Spitzensportlern auch, verschiedene Privilegien: Westautos, ein Ferienhaus, eine Wohnung in Berlin – nichts schien zu teuer. Nach der Wende musste sie sich deshalb Vorwürfe anhören. Begünstigt mag Katarina Witt gewesen sein, zugleich jedoch war sie, umzingelt von »IMs«, das Opfer eines Überwachungsstaates, der angetreten war, sie »mit der Zielstellung der Verhinderung von Verratshandlungen sowie der ungesetzlichen Verbindungsaufnahme operativ zu bearbeiten«. Doch die Staatsführung scheiterte an ihren eigenen Vorgaben. Noch vor dem Mauerfall glänzte Katarina Witt mit Genehmigung von ganz oben als Star in der US-Show »Holiday on Ice«.

Im Juni 1961 hatte Walter Ulbricht noch öffentlich behauptet, niemand habe die Absicht, eine Mauer zu bauen. Dabei dachte der SED-Chef schon längst daran, die Schotten dicht zu machen. Der ZK-Sekretär für Sicherheitsfragen war bereits beauftragt, Schutzmaßnahmen gegen den Flüchtlingsstrom zu ergreifen: Damit lieferte Erich Honecker sein Meisterstück ab.

Seit 1955 waren aus der DDR jährlich 200 000 Menschen geflohen, der Großteil über Berlin. 1961 erhöhte sich die Zahl der Flüchtlinge. Allein im Juli kehrten 31 000 zumeist junge Menschen der Republik den Rücken – die DDR drohte auszubluten. Die SED-Regierung musste handeln. Wer sich in der Nacht vom 12. auf den 13. August 1961 entlang der Sektorengrenze aufhielt, konnte die Schützenpanzer auffahren sehen. Die allererste Mauer war aus Fleisch und Blut: Kampfgruppen und Volkspolizei bezogen Position. Betonpfähle, Stacheldraht und spanische Reiter vervollständigten das Bild. Westberlin, das letzte Schlupfloch aus der DDR, war abgeriegelt.

Als Erich Honecker, Bergarbeitersohn aus dem saarländischen Neunkirchen, am 3. Mai 1971 die Nachfolge Ulbrichts antrat, forderte er, »dass sich die Partei niemals scheuen darf, die Wirklichkeit so zu sehen, wie sie ist«. Als er am 18. Oktober 1989 zu Fall kam, hatte er den Bezug zur Wirklichkeit seit Jahren schon verloren. Selbst den eigenen Genossen in Moskau und Berlin blieb das nicht verborgen. Michail Gorbatschow urteilte, Honecker habe »sich offensichtlich für die Nummer eins im Sozialismus, wenn nicht sogar in der Welt« gehalten. Der Mann habe »nicht mehr real gesehen, was wirklich vorgeht«. Auch Politbüromitglied Werner Krolikowski meinte nach der Wende, dass Honecker »nicht die Fähigkeit zu einer wahren geistigen Führung von Partei und Volk« besessen habe. Aufzumucken wagte dennoch keiner. Zu groß war die Angst vor dem Verlust der Macht, zu vorherrschend die Feststellung, die Mauer werde noch »in hundert Jahren« stehen. Honecker war kein Tyrann im klassischen Sinne – er war auf seine Weise auch so etwas wie ein deutscher Patriot, der seine saarländische Heimat liebte, der sowjetische und amerikanische Raketen (»Teufelszeug«, so Honecker) am liebsten ganz von deutschem Boden weghaben wollte, der im »Tauwetter« der frühen siebziger Jahre das Reisen für die Menschen im geteilten Deutschland wenigstens teilweise erleichterte. Aber wenn es um die Macht ging, war er eisern. Zeit seines Lebens verteidigte Honecker die Mauer allen Ernstes als »antifaschistischen Schutzwall«. Doch auch die von ihm forcierte Steigerung des Konsumgüterangebots täuschte nicht darüber hinweg, dass der DDR ohne Mauer die Menschen abhanden kommen würden. So glich Honecker in 18 Jahren an der Macht immer mehr einem Kapitän auf einem langsam sinkenden Schiff. Nur mit Finanzspritzen aus der Bundesrepublik, die auf Entspannung und Erleichterung setzte, blieb die DDR in ihren letzten Jahren überhaupt geschäftsfähig. Am Ende fehlte der SED-Führung jeder Rückhalt bei den Menschen. Das Regime hatte seinen Bürgern im wahrsten Sinne des Wortes die Luft zum Atmen genommen. Bevor sie Gefahr liefen, endgültig zu ersticken, fegten es die Menschen weg. »Wer zu spät kommt – den bestraft das Leben.« Gorbatschow traf den Nagel auf den Kopf.

Die DDR ist Geschichte. Was bleibt? Scham über einen ungeheuren Spitzelstaat. Trauer über die Toten an der Mauer. Aber auch Erinnerungen an »richtiges Leben« unter »falschen« Verhältnissen, an Liebe und Trauer, Sorgen und Freuden, Erfolge und Niederlagen, Stolz auf eine friedliche Revolution, die erste und einzige in Deutschland, die wirklich gelang. Hoffnung, dass am Ende doch »zusammenwächst, was zusammengehört«. Goodbye, DDR.

Ulbricht und der Anfang

Am Morgen des 16. Juni 1953 tagte das Sekretariat des Zentralkomitees der SED. Ein Punkt der Tagesordnung war ein wichtiges und in Kürze bevorstehendes Ereignis: Am 30. Juni sollte der 60. Geburtstag des SED-Chefs Walter Ulbricht im Ostberliner Friedrichsstadtpalast mit Pomp und Pathos gefeiert werden. Die Genossen planten, den Generalsekretär zu ehren wie bis dahin keinen anderen Politiker der DDR. Ein angemessenes Geschenk glaubte man auch schon gefunden zu haben – eine Erstausgabe des »Kapitals« von Karl Marx. Schon Mitte 1952 war eine »Kommission zur Vorbereitung des 60. Geburtstags des Genossen Ulbricht« gebildet worden, deren Aufgabe darin bestand, das Wiegenfest zu einem »großartigen Schauspiel« auszugestalten. Eine offizielle Biographie war in Auftrag gegeben worden, eine Büste des Staatsmanns und das Gemälde »Walter Ulbricht im EKO-Stahlwerk«. Sogar ein Film über den SED-Chef war entstanden: »Der Baumeister des Sozialismus« lautete der Titel des Streifens; als Drehbuchautor hatte man niemand Geringeren als Stephan Hermlin, Nationalpreisträger der DDR, verpflichtet. Im Film wurde Walter Ulbricht zu einem Sohn des Volkes verklärt, der das Land in eine verheißungsvolle Zukunft führt. Die Filmemacher hatten sich größte Mühe gegeben, den bei der Bevölkerung wenig beliebten »Spitzbart« so sympathisch wie möglich zu zeichnen: leutselig, aufrichtig, menschlich – ob beim Regieren oder Tennisspielen. In der schönen Scheinwelt des Films wirkte die DDR wie das Paradies der Arbeiter und Bauern, während im Westen rußverdreckte Menschen an Hochöfen schufteten. Doch »Der Baumeister des Sozialismus« sollte nie in die Kinos gelangen.

Die meisten Leute sind heute noch vollauf damit beschäftigt, sich zu wundern, dass gerade ein Ulbricht der erfolgreichste deutsche Politiker nach Bismarck und neben Adenauer werden konnte. Und man muss zugeben, es ist nicht ganz leicht zu erklären.
Sebastian Haffner, 1966

Niemals zuvor war Ulbricht einem Sturz näher als zu seinem 60. Geburtstag. Statt den Spitzengenossen zu ehren, wie das Politbüro der SED vorgesehen hatte, gingen am 16. Juni die Arbeiter auf die Straße. Lauthals protestierten sie gegen die schlechten Lebensbedingungen und forderten Ulbrichts Rücktritt. Als am 17. Juni 1953 die Demonstrationen in einen landesweiten Aufstand übergingen und die Partei- und Staatsführung jegliche Kontrolle verlor, schritt der »große Bruder« ein: Sowjetpanzer rollten in die Zentren der Städte und erstickten das Aufbegehren des Volkes mit brachialer Gewalt. Die Tragik des 17. Juni 1953 entbehrte nicht der Ironie: Ein Aufstand, der sich offenkundig gegen das Regime Walter Ulbrichts gerichtet hatte, half ihm am Ende, seine Macht zu sichern. Bereits vor den Demonstrationen war Ulbricht parteiintern in die Kritik geraten, auch in Moskau hatte sein Führungsstil Unmut erzeugt. Heimlich bereiteten seine Gegner schon seine Entmachtung vor. Doch die Ereignisse im Umfeld des 17. Juni 1953 machten alle Pläne, Ulbricht abzulösen, zunichte. Nachdem der Aufstand niedergeschlagen war, besaß der SED-Chef mehr Macht denn je.

In der Deutschen Demokratischen Republik wurde das Goethe-Wort wahr: »Hier bin ich Mensch, hier darf ich’s sein.«
Ulbricht

Wie war es dem biederen Sachsen mit der Falsettstimme und dem Spitzbart gelungen, seine Machtposition zu behaupten und diese sogar zu einer faktischen Alleinherrschaft auszubauen? »Er hat, oberflächlich gesehen, kaum eine der Eigenschaften, die ein großer Politiker normalerweise aufweist ... Er ist alles andere als ein hinreißender Redner: er sächselt, er ist nicht sprachgewaltig, er hat weder denkwürdige Worte geprägt noch originelle Ideen proklamiert«, urteilte der Historiker Sebastian Haffner 1966 in einem Essay über Walter Ulbricht. Dennoch drückte er wie kein anderer ostdeutscher Politiker der DDR seinen Stempel auf und wurde einer der dienstältesten und erfolgreichsten Herrscher des Ostblocks. Als Generalsekretär formte Ulbricht das Sekretariat des Zentralkomitees der SED zum persönlichen Instrument seiner Macht im Staat. An ihm, dem Statthalter Stalins, kam kein anderer Politiker vorbei; seine Gegner scheiterten meist kläglich. Bis 1971 war er die bestimmende Figur in der DDR, erst Erich Honecker verwies ihn ins historische Abseits. Als »erfolgreichsten deutschen Politiker seit Bismarck« hat ihn Sebastian Haffner einmal bezeichnet, aber auch gleichzeitig als »bestgehassten«.

Bis heute unterschätzen viele den Mann, der oft wie seine eigene Karikatur wirkte. Doch ein Blick auf seine Lebensgeschichte offenbart eine Persönlichkeit von nahezu beispielloser Zähigkeit, ausgeprägtem Machtbewusstsein und Durchsetzungsvermögen. Als er Ende der vierziger Jahre seine geschichtliche Rolle zu spielen begann, hatte er schon mehr als drei Jahrzehnte Politik hinter sich: Bis heute ranken sich um seinen Lebenslauf verordnete Legenden. DDR-Biographen schrieben ihm eine Herkunft als »Kind armer Leute« zu: »Von einer ›guten Kinderstube‹ spricht er, wenn er sich an seine Kindheit erinnert und seiner Eltern gedenkt, die ihm stets ein Beispiel echt proletarischer Denk- und Lebensweise gegeben haben. Es erfüllt ihn mit Stolz, ein deutscher Arbeitersohn zu sein und der Klasse anzugehören, der die Zukunft der Menschheit anvertraut ist«, huldigt ihm sein »offizieller« Biograph Johannes R. Becher 1958. Damit verleiht er zwar dem Wunschbild vom sozialistischen Staatsmann Konturen, doch dieses entspricht keineswegs den Tatsachen.

Ulbricht fiel mir überhaupt nicht auf. Da er nur sehr wenig sagte, meinten wir, er sei dumm. ... Eine Zeit lang saß Ulbricht direkt neben mir, aber ich habe ihn bald wieder vergessen.
Erinnerung eines Mitschülers von Ulbricht

Du musst in deinem Leben stets ein festes Ziel vor Augen haben. Oft kann man es nicht sehen, dann muss man nach einem Kompass marschieren, um nicht in die Irre zu gehen.
Ernst Ulbricht, Vater

Geboren wurde Walter Ulbricht am 30. Juni 1893 in Leipzig. Seine Eltern Pauline Ida und Ernst August Ulbricht waren beide gelernte Schneider. Das Einkommen der Ulbrichts war sicher nicht üppig, doch gehörten sie zu jenen Familien Leipzigs, die eher kleinbürgerlich als proletarisch lebten. Ulbrichts Vater sympathisierte zunächst mit den Sozialisten, wurde später jedoch Mitglied der KPD; nennenswerte politische Aktivitäten brachte er nicht zustande. Auch darf bezweifelt werden, ob die Wahlveranstaltungen, zu denen der Vater seinen Erstgeborenen hin und wieder mitnahm, den Knaben übermäßig beeindruckten. 1907 verließ Walter die Schule. Wie seine Eltern und Großeltern sollte er ein Handwerk erlernen, und er begann eine Lehre als Möbelschreiner. Sein gut zehnstündiger Arbeitstag dürfte dem jungen Ulbricht kaum Zeit für politische Betätigung gelassen haben. Dennoch soll er 1908 bei einem Streik der Leipziger Tischler maßgeblich an der Vertreibung eines Streikbrechers beteiligt gewesen sein. Die spärliche Freizeit verbrachte Walter in einem Arbeiterturnverein, wo er sich durch sportlichen Ehrgeiz hervortat. Seine Liebe zum Sport sollte ihn bis ins hohe Alter begleiten. »Sport war und blieb die einzige Leidenschaft seines Lebens«, meint sein Biograph Mario Frank. Nach Beendigung seiner Lehre, im Frühjahr 1911, ging Walter Ulbricht »auf die Walze«. Seine Wanderschaft als Tischler sollte anderthalb Jahre dauern und ihn durch Belgien und Holland sowie durch Österreich, die Schweiz und Italien führen. Zum Kosmopoliten wurde er deswegen freilich nicht. In einem Fragebogen für SED-Mitglieder beantwortete Ulbricht im März 1951 die Frage nach Fremdsprachenkenntnissen schlicht mit: »Keine«.

Mit Feuereifer war er bei der Sache, jederzeit kam er pünktlich zur Turnstunde, immer war er bereit, wenn es galt, die Turngeräte aufzubauen oder wegzuschaffen. Bemerkenswert war, dass er sofort auf die Bildung von guten Kollektiven hinwirkte und eine Reihe von anderen Zöglingen vorbildlich beeinflusste. ... Walter Ulbricht machte seinem Vorturner wirklich nur Freude.

Oskar Zimmermann, Vorturner im Leipziger Arbeiterturnverein »Eiche«

Im Herbst 1912 kehrte der Neunzehnjährige nach Leipzig zurück und zog wieder bei seinen Eltern ein. Gleichzeitig trat er der SPD bei, hielt als Jungfunktionär Referate vor Jugendgruppen und wurde 1913 zur »Korpora«, dem engsten Funktionärskreis der SPD, zugelassen. Als 1914 der Erste Weltkrieg ausbrach, schloss sich der junge Tischler der Leipziger »Liebknecht-Gruppe« an, die mittels Pamphleten und Flugblättern zur Beendigung der Kämpfe aufrief. Am 23. Mai 1915 wurde Walter Ulbricht in die Armee des Deutschen Reiches einberufen und als Stellmacher mit seinem Truppenteil auf dem Balkan eingesetzt. »Der Geist des preußischen Militarismus verdirbt systematisch den Charakter. Unter diesem System in seiner extremsten Form hause ich jetzt«, schrieb er nach Hause. »Was hier an Menschenschinderei betrieben wird, ist unglaublich. Habe jetzt zu Homers Werken Zuflucht genommen – und die Brust voll Hoffnung auf bessere Zeiten.« Im Herbst 1917 erkrankte Ulbricht an Malaria, kam in ein Militärlazarett und wurde erst im Januar 1918 wieder entlassen. Kurz darauf sollte sein Truppenteil nach dem Sieg über Russland und dem Waffenstillstand von Brest-Litowsk an die Westfront verlegt werden. Inzwischen war die anfängliche Kriegsbegeisterung vieler Soldaten jedoch einer völligen Ernüchterung gewichen. Als Ulbrichts Einheit nach mehrtägigem Bahntransport in Köln eintraf, waren rund zwei Drittel der Soldaten desertiert. Unterwegs hatte sich auch Walter Ulbricht nach Leipzig abgesetzt. Doch nach wenigen Tagen in Freiheit wurde der Fahnenflüchtige festgenommen und zu zwei Monaten Gefängnishaft verurteilt. Nachdem er seine Strafe abgesessen hatte, erhielt Ulbricht den Marschbefehl nach Brüssel, wo er seinen restlichen Militärdienst ableisten sollte. Allerdings wurden in seinem Gepäck politische Flugblätter gefunden, und Walter Ulbricht wurde für weitere vier Wochen inhaftiert. Doch zu einem zweiten Gerichtsverfahren sollte es nicht mehr kommen. Anfang November 1918 gelangte die Nachricht vom Kieler Matrosenaufstand auch nach Charleroi durch, wo Walter Ulbricht im Gefängnis saß. Er konnte fliehen und traf Mitte November 1918 erneut in Leipzig ein.

Wir haben in Leipzig am 30. Juli 1914 demonstriert: Nieder mit dem Krieg! ... Ich habe hier in Leipzig in einer Funktionärsversammlung verlangt: Ablehnung der Kriegskredite!
Ulbricht

Auch in der alten Messestadt brodelte es. Der Erste Weltkrieg war beendet, die Revolution ausgebrochen. Jetzt übernahmen zeitweise Arbeiter und Soldaten die Herrschaft über die Stadt, Bürgermeister und Ortsvorsteher wurden abgesetzt. Für den fünfundzwanzigjährigen Ulbricht begann ein neuer Lebensabschnitt: Der Tischler mauserte sich zum »Berufsrevolutionär«. Ulbricht besuchte in Uniform Lazarette und sprach bei Versammlungen. Doch schenkten die verwundeten Soldaten und die Leipziger Bürger dem jungen Mann mit der Fistelstimme nur wenig Beachtung. »Wir haben uns ja damals überhaupt nicht für den Kerl interessiert. Der spielte so gar keine Rolle. Man hat sich nie vorstellen können, dass mal was Größeres aus dem wird«, sollen Zeitzeugen gesagt haben, als man sie später nach ihren Eindrücken von Ulbricht befragte. Seine Redekünste seien »zu wenig attraktiv« gewesen – als »hölzern und trocken« beurteilte sie ein alter Funktionär. Schon bald trug Ulbricht den wenig schmeichelhaften Beinamen »Holzkopf« oder »Holzknacker«. Doch der junge »Revolutionär« bewies andere Qualitäten: Ulbricht verstand es zu organisieren und war fest davon überzeugt, dass die proletarische Revolution nur eine Frage sorgfältiger Vorbereitung sei. Seit 1919 bewegte sich Ulbricht im Umfeld der Anfang des Jahres in Berlin gegründeten KPD; 1920 wurde er Mitglied.

Ein gütiges Schicksal bewahre die KPD davor, dass dieser Mann mal an die Oberfläche gespült wird. Der Mann gefällt mir nicht. Sehen Sie in seine Augen, und Sie werden erkennen, wie verschlagen und unaufrichtig er ist.
Clara Zetkin, KPD-Politikerin

Er geht doch an alle Sachen wie ein Husar. Er ist immer in der Attacke, und das kann in einer kritischen Situation mal zu großem Schaden führen.
Ernst Thälmann, KPD-Vorsitzender

Seinem Tischlerhandwerk hatte der junge Ulbricht abgeschworen, als »Parteisoldat« arbeitete er in einem kleinen Büro am Leipziger Johannesplatz und verfasste Artikel und Propagandamaterial, womit er sich bald einen erneuten Haftbefehl einhandelte. Ulbricht tauchte unter, trug bürgerliche Kleidung, um nicht aufzufallen – und wurde dennoch festgenommen. Da die Leipziger Polizei keine Beweise vorlegen konnte, entließ man ihn nach wenigen Tagen aus der Untersuchungshaft. Während des Kapp-Putsches im März 1920, bei dem die Reichsregierung in Berlin gestürzt werden sollte, organisierte Ulbricht Waffen für seine Partei. Doch zwang ihn abermals ein Haftbefehl in den Untergrund. Im Februar 1920 hatte der Siebenundzwanzigjährige seine langjährige Freundin Emma Louise Martha Schmelinsky, eine junge Maschinennäherin, geheiratet. Walter Ulbricht schrieb ihr hin und wieder einen Brief, manchmal schickte er etwas Geld. Gemeinsame Stunden gab es allerdings nur selten. Schnell lebten sich die jungen Eheleute auseinander. Seine Bestimmung sah Ulbricht eher in der Politik als im Eheglück.

Wenige Wochen nach dem gescheiterten Umsturzversuch Kapps erhielt er seine erste bezahlte Stellung in der Partei als Sekretär der Bezirksleitung Thüringens. Sein Fleiß und sein Organisationstalent hatten ihn dafür empfohlen – beliebt war Ulbricht bei seinen Parteigenossen jedoch nicht. »Kalt und abweisend« habe er sich verhalten, höheren Funktionären sei er jedoch immer unterwürfig begegnet. Ernst Wollweber, damals politischer Leiter des Nachbarbezirks, beschrieb ihn später folgendermaßen: »Er galt als unerhört fleißig, initiativ, ausgesprochen solide. Er hatte keine Laster und keine erkennbaren äußerlichen Schwächen. Er rauchte nicht, er trank nicht und hatte keinen persönlichen Umgang. Niemand in der Partei war mit ihm befreundet.« Ein weiterer Parteigenosse erinnerte sich an eine Begebenheit aus den frühen zwanziger Jahren: »1922 oder 1923 fuhren wir von einer Konferenz in Gera oder Jena zurück. Wir saßen in einem offenen Coupé der 4. Klasse und waren froh, der langweiligen Konferenz entronnen zu sein. Die meisten von uns kamen aus der Jugendbewegung. Wir waren naturliebend und freuten uns jetzt an der schönen Landschaft, durch die wir an diesem sonnigen Sonntagnachmittag nach Hause fuhren. Nur einer in der ganzen Gruppe konnte nicht aufhören, von der Politik zu reden: Das war Walter Ulbricht, der uns mit den politischen Fragen langweilte, die wir auf der Konferenz schon bis zum Überdruss besprochen hatten. Ulbricht sah nichts und hatte auch keinen Teil an unserer Lebensfreude. ›Das ist aber ein Knochen‹, höre ich noch heute meinen Nebenmann sagen.«

Die mangelnde Sympathie seiner Parteifreunde störte Ulbricht wenig. Als Bezirkssekretär reiste er immer öfter zu Sitzungen des Zentralausschusses nach Berlin, nahm an Parteitagen teil und gehörte 1922 der deutschen Delegation auf dem IV. Weltkongress der Kommunistischen Internationale in Petrograd und Moskau an. Nahezu unbemerkt, aber stetig machte der Jungfunktionär Karriere. Der Aufstieg in die Parteizentrale gelang Ulbricht 1923. Auf dem 8. Parteitag der KPD wurde er – wenn auch nur mit knapper Mehrheit – in die »Zentrale« gewählt, das zweitwichtigste Führungsgremium der Partei.

1923 war gleichzeitig das schwerste Jahr der Weimarer Republik. Die Inflation wucherte, die Wirtschaft lag darnieder, Frankreich und Belgien hielten das Rheinland besetzt. Die KPD-Führung war der Meinung, dass die Zeit reif sei für einen Umsturz und die Errichtung einer Arbeiter-und-Bauern-Regierung in Deutschland. Mit allen Mitteln sollte der Aufstand in die Wege geleitet werden. Wieder einmal war Ulbricht für die Beschaffung von Waffen und Ausrüstung zuständig. Am 9. November, dem fünften Jahrestag der Ausrufung der Republik, sollten sich »die Massen erheben«. Doch die »Massen« waren dazu alles andere als bereit, nicht einmal ein Generalstreik kam zustande. Für Walter Ulbricht hatte der gescheiterte Umsturz zunächst katastrophale Folgen: Die KPD wurde in Deutschland verboten, die Abteilung, in der er bis dahin tätig gewesen war, aufgelöst, etliche Funktionäre wurden verhaftet. Auch Ulbrichts Name stand wegen Hochverrats auf den Steckbriefen. Arbeitslos und auf der Flucht vor der Polizei, erlebte der Dreißigjährige seine bislang bitterste politische Niederlage. Doch die sowjetische Parteiführung ließ den linientreuen Jungfunktionär nicht fallen. Von einem Gönner mit falschen Papieren ausgestattet, reiste Ulbricht im Frühjahr 1924 nach Moskau, um dort eine bezahlte Tätigkeit als Mitarbeiter der Organisationsabteilung der Komintern zu übernehmen. Damit war nicht nur seine materielle, sondern auch seine politische Existenz gesichert. »Genosse Zelle«, wie er bald von seinen Kollegen genannt wurde, sollte sich der internen Parteiorganisation annehmen, dabei forderte er »schärfste Kontrolle – strengste Arbeitsdisziplin«.

Gut ein Jahr später – das Parteiverbot war inzwischen wieder aufgehoben worden – kehrte Ulbricht von Moskau in die Organisationsabteilung der KPD-Zentrale in Deutschland zurück. Der Aufenthalt in Moskau war für Ulbricht prägend gewesen, als junger deutscher Parteisoldat hatte er die Macht der Komintern aus nächster Nähe kennen gelernt und wichtige Kontakte zu ihren Führern geknüpft. Politisch verfolgte Ulbricht strikt die »Bolschewisierung« der KPD und vertrat parteiintern die Interessen Moskaus. Im Laufe der kommenden Jahre gelang es ihm, innerhalb der Partei wichtige Schlüsselpositionen zu erobern und Mitglied des Deutschen Reichstags zu werden. Ulbricht verkörperte dabei in geradezu idealer Weise den Typ des »Apparatschiks«, des gehorsamen Parteiarbeiters: »Ihm fehlen Verbindlichkeit, Charme, Liebenswürdigkeit, Dämonie, rhetorische Talente, Originalität und Brillanz, Bildung, Phantasie und die mitreißende Vitalität des leidenschaftlichen Revolutionärs. Ihm fehlt Format«, charakterisierte ihn die Schriftstellerin Carola Stern. Und weiter: »Volkstribun kann er nicht werden, es fehlt ihm die Gabe, die Massen zu begeistern. Er gehört nicht zu denen, die kommen, sehen, siegen. So fängt er ganz unten an und dient sich langsam hoch, lernt von der Pike auf das Handwerk des Apparatschiks: Organisation. Der Apparatschik folgt den Gesetzen des Apparates. Hier, im Apparat, ist nicht das Feld der weit planenden Politiker, hier werden nicht Programme und ›Generallinien‹ entworfen, hier wird Kleinarbeit geleistet, hier wird durchgeführt. Der Apparatschik ist ein Durchführer.«

1929 wurde der »Durchführer« politischer Leiter des KP-Bezirks Berlin-Brandenburg – und damit höchster Parteifunktionär in der Hauptstadt. Bei der Wahl zur Berliner Stadtverordnetenversammlung war die KPD mit 24,6 Prozent zweitstärkste Fraktion nach der SPD geworden. In einigen Bezirken, wie Wedding, Friedrichshain oder Neukölln, erreichten die Kommunisten bis zu 47 Prozent der Stimmen. Ende der zwanziger Jahre galt Berlin als »rote Hauptstadt«. Ulbricht hielt als KPD-Chef dieser kommunistischen Bastion somit eine Schlüsselstellung inne. Sein erbittertster Gegner im politischen Kampf hieß Joseph Goebbels, der Gauleiter der Nationalsozialisten. Immer wieder gerieten die Kommunisten in blutigen Straßenschlachten mit Hitlers Anhängern aneinander, organisierte Ulbricht Streiks und Demonstrationen. Auch im Reichstag lieferte Ulbricht sich mit dem braunen Agitator Goebbels heftige Rededuelle: »Wenn es in diesem Hause nicht zulässig ist, eine Person wie Joseph Goebbels zu charakterisieren, wie es sich gehört, so werden wir das woanders tun, und nicht nur mit Worten, sondern dass den Nationalsozialisten Hören und Sehen vergeht.«

Nieder mit dieser Regierung des Trustkapitals, nieder mit dieser Regierung, deren Minister nichts anderes sind als Knechte des deutschen Finanzkapitals!
Ulbricht im Reichstag, 1928

Wir werden der Arbeiterschaft sagen: Es gibt für sie nur einen Ausweg – die Bewaffnung der Arbeiter! Im Kampf um ein Sowjetdeutschland wird die deutsche Arbeiterklasse ihre deutschen und internationalen Sklavenhalter zum Teufel jagen.
Ulbricht im Reichstag, 5. Februar 1931

Der 22. Januar 1931 wurde zum »Großkampftag« erklärt. Redner beider verfeindeter Parteien sollten sich auf sechs verschiedenen Bühnen im Wettstreit messen. Im Saalbau Friedrichshain trafen die Berliner Parteichefs der KPD und NSDAP, Walter Ulbricht und Joseph Goebbels, vor 4000 Menschen aufeinander. Die Veranstaltung geriet zum Tumult. Keinem der Redner gelang es, sich gegen das ohrenbetäubende Pfeifkonzert und die Zwischenrufe der Gegner durchzusetzen. Schließlich entwickelte sich eine Saalschlacht, bei der SA-Leute und Kommunisten mit Stuhl- und Tischbeinen brutal aufeinander eindroschen. Die Bilanz der »Abendveranstaltung«: über 100 Verletzte, darunter zwölf Schwerverletzte. In seinem Tagebuch hielt Goebbels das Ereignis als Triumph fest: »Aber die Roten haben das Feld geräumt.« Wenig später kam es anlässlich der Beratung des Reichshaushaltsgesetzes zu einer erneuten Konfrontation der politischen Gegner: »Kleines Intermezzo mit dem K.P.-Disten Ulbricht, der nur gegen mich wettert – vor leerem Hause –, und dann kommt meine Stunde«, schreibt Goebbels am 6. Februar 1931 in sein Tagebuch. »Ich bin fabelhaft in Form. Rede eine ganze Stunde vor überfülltem Hause. ... Es ist ein Bombenerfolg und wurde vom ganzen Hause so gewertet. Alles ist begeistert.« Gegen den wortgewaltigen Demagogen hatte der hölzerne Sachse mit der Fistelstimme keine Chance.

Ich fragte Ernst Thälmann: »Warum habt ihr ihn eigentlich abgelöst? Unter seiner Führung hat doch die Berliner Parteiorganisation, die größte und wichtigste, die wir haben, ganz gute Fortschritte erzielt. Wir sind in Berlin die stärkste Partei.« Und Ernst Thälmann antwortete: »Gerade deshalb. Wir sind in Berlin die stärkste Partei, und in diesem Zentrum können bei der sich zuspitzenden Situation sehr schnell auch unüberlegte und falsche Entscheidungen getroffen werden. Er hat seine Aufgabe in Berlin erfüllt. ... Jetzt brauchen wir in Berlin einen politischen Leiter, der nicht immer in der Attacke ist.«

Ernst Wollweber, KPD-Politiker

Mit Hitlers Machtübernahme am 30. Januar 1933 wurde die KPD verboten. Ulbricht versuchte noch in einer letzten, verzweifelten Aktion, die SPD zu einem gemeinsamen Generalstreik zu bewegen. Doch alle Anstrengungen kamen zu spät. Bereits am 2. Februar stürmten die Nazis die Parteizentrale der KPD und durchsuchten das Haus. Hitler hatte die »Ausrottung des Marxismus mit Stumpf und Stiel« zu einem Ziel seiner Innenpolitik erklärt. Als in der Nacht des 27. Februar die Flammen durch das Dach des Reichstages schlugen, machte der Diktator die »rote Partei« dafür verantwortlich. Tausende Kommunisten wurden verhaftet, auch gegen Ulbricht erging ein »Festnahmeersuchen«. Seit seiner Zeit in Leipzig mit dem Leben in der Illegalität vertraut, gelang es Ulbricht jedoch, sich dem Zugriff durch die Gestapo zu entziehen. Erst im Oktober 1933 verließ er Deutschland.

»Der ehemalige Reichstagsabgeordnete Tischler Walter Ulbricht, geb. am 30. Juni 1893 in Leipzig, zuletzt Berlin wohnhaft gewesen, z.Zt. unbekannten Aufenthalts, ist zur Untersuchungshaft zu bringen. ...«
Haftbefehl gegen Ulbricht von 5. August 1933

Er war ein Mann – ich habe das in der ersten Zeit der unmittelbaren illegalen Tätigkeit, als es um Köpfe ging, 1933 und danach, erlebt –, der keine Angst hatte, der nicht nur andere in gefährliche Situationen schickte, sondern selbst auch gefährliche übernahm.
Herbert Wehner, »Zeugnis«