SCHMUTZIG? GIBT’S NICHT!

Zur Einführung empfohlen: Ein Schwanzvergleich mit Gemüse und die 32-Zentimeter-Frage


Männer sind wunderbar. Aber manches an ihnen ist mir immer noch ein Rätsel, und ich liege wie neulich verwirrt unter Raffi und frage mich: „Was macht der da? Sucht der einen UKW-Sender in meiner Muschi?“ Für mich war das ein etwas merkwürdiges Herumgeschraube.

Ich bin ja froh, dass ich Erotik-Autorin geworden bin und endlich ein bisschen Durchblick in Sachen Sex habe, aber manchmal fühle ich mich wieder wie die überhitzte 13-Jährige, die vom Unterschied zwischen Fleisch- und Blutpenis las, der, so erfuhr ich, erigiert auf die doppelte Länge anwachsen könne. Wie Furcht einflößend! Schließlich wusste ich bereits, dass der europäische Durchschnittspenis 16 Zentimeter hat. Ich war nie gut in Mathe, aber auf 32 Zentimeter kam ich dann doch. Und ich beschloss, statt mich bis zu den Rachenmandeln pfählen zu lassen, noch sehr lange Jungfrau zu bleiben. Auch meine anderen theoretischen Kenntnisse über Männer erwiesen sich später als unzutreffend: dass Männer mit der Heftigkeit eines niesenden Mammuts ejakulieren, dass sie direkt nach dem Sex komatös schnarchend auf einem zusammenbrechen, dass sie ihren Penis in Comic-Stimme reden hören („Hey, Raffi, Kumpel, hör mal zu, die Frau ist feucht, sie ist fällig, also rein da . . .“) und natürlich alle immer nur Sex wollen, ununterbrochen.

Bevor es aber überhaupt zu Vollkontakt kam, war ich erst mal allein mit mir und meiner zunehmend wuschigen Muschi.

Mädchen können von euch Jungs viel lernen. Selbstverständlich zu masturbieren zum Beispiel. Unter Mädels ist „Rubbel die Katz“ ein heißes Eisen. Dabei tut das so gut: zum Stressabbau, für bessere Laune, frischere Konzentration oder tieferen Schlaf, weil man beim Duschen eh gerade im körpereigenen Feuchtgebiet zu Gange ist oder aus reiner Langeweile. Und auch der Sex mit Männern wird viel besser, wenn der Solo-Sex heiß ist. Glücklicherweise habe ich schon rein beruflich öfter die Gelegenheit zu lustvollen Pausen, ich schätze, eine Finanzbeamtin lockt morgens um halb zehn in Deutschland höchstens ein trockenes Knoppers.

Die ersten Orgasmen: eine Offenbarung! Nachdem ich die Massagedüsen im Spaßbad entdeckt hatte, wurde mir auch klar, wieso sich die Omas in ihren geblümten Badeanzügen stundenlang darauf halten.

Die große Überraschung nach den dann doch nicht 32 Zentimetern: Ein Penis ist warm! Jaaaa, könnte man da sagen, das ist doch klar, von wegen Schwellkörper, Durchblutung usw., aber für mich war das ein Oha!-Erlebnis, denn ich hatte es bis zu meinem ersten realen Bio-Penis nur mit den Möhren aus dem elterlichen Kühlschrank getrieben. Heute rate ich von Sex mit Gemüse eher ab, denn es gibt ja wunderbares Elektro-Spielzeug.

Nach den üblichen Fröschen, die man als Mädchen wohl küssen muss, kam dann irgendwann Prinz Charming in mein Bett, der mir ein paar wichtige Dinge beibrachte und die ich wiederum Raffi, dem Schrauber, mitteilte:

1. Es gibt weder „anständigen“ noch „schmutzigen“ Sex. Der eine treibt es gern in der Missionarsstellung, und der andere liebt die doppelklötige Teebeutel-Nummer im Schlumpfkostüm. Alles, was Spaß macht und niemanden verletzt, ist okay.

2. Peinlich ist nichts. Nichts, was man tut, und auch nicht, wie man aussieht. Man speichelt, pupst oder grinst eben grenzdebil. Geiler Sex sieht nicht aus wie in verhuschten David-Hamilton-Filmen.

3. Man darf sich jederzeit selbst anfassen, auch beim Sex, egal, ob Klitoris oder Prostata. Immer ran an die Lustzentren.

4. Reden hilft. Körperteile haben Namen, die dürfen auch vulgär sein, nur einigen sollte man sich. Fötzchen kann man z. B. in meinem Bett gern sagen, Titten lieber nicht.

5. Humor ist sexy. Kaum etwas ist bei Männern so unwiderstehlich wie Selbstironie. Über sich selbst lachen können: separates the men from the boys.

PORNOS KANN MAN NICHT NUR GUCKEN

Kultur- und Natur-Veranstaltungen auf der Wohnzimmercouch


Männer sind wunderbar. Technisch begabt, cineastisch interessiert, neigen modisch zum Leger-Look und verbringen Abende lieber auf der Couch als beim Salsa-Kurs. Und sie mögen Sex – realen und virtuellen. Männer sind also perfekt, um zusammen Pornos zu gucken.

Mein Fickfilmfreund heißt Tom. Kennen gelernt haben wir uns sinnigerweise in einer Videothek. Er ertappte mich dabei, wie ich zum Spaß die verpickelte Aushilfe an der Kasse fragte, was denn dieses Squirting sei. Und Tom gewann meine Sympathie, als er sich hinter einen verklemmten Kunden im Trenchcoat stellte: „Sag mal, ‚Geile Omas von Blutwurst anal missbraucht‘ – lohnt der sich?“ Wir gingen einen Kaffee trinken und stellten fest, dass wir gleich zwei Hobbys gemeinsame hatten: Filme und Sex. Beide waren wir pornös in den späten 80ern erwacht, als im neuen Privatfernsehen allnächtlich in der Lederhose gejodelt wurde. So was prägt.

Anfangs ging es bei Tom und mir gar nicht ums Vögeln. Wie in „Der Gefallen, die Uhr und der sehr große Fisch“ synchronisierten wir live auf der Couch die Pornofilme des Spätprogramms, die fürs Fernsehen verstümmelt und dank FSK-Zensur mit kitschigen Sätzen aus dem Off zugekleistert waren. Vorn im Bild rammelt Ramon eine ballonbusige Pornitesse am Pool durch, und eine Sprecherstimme säuselt dazu: „Und Ramon und Jessica erkannten, dass sie ihren Seelenverwandten gefunden hatten.“ Wir schalteten auf stumm und verteilten die Rollen. Er mit Spongebob-Stimme und ich im Walter-aus-dem-Frauenknast-Ton. Manchmal wurden wir so laut dabei, dass mein besorgter Nachbar klingelte (oder wollte er mitspielen?).

Die Pornos der Neunziger sind ja eher zoologisch interessant. Die Operationsnarben der Darstellerinnen leuchten in Großaufnahme, Silikonmöpse stehen wie Altglascontainer, und die Stellungen funktionieren anatomisch nur, wenn jemand einen 40-cm-Schwanz mit 90-Grad-Krümmung hat.

Die meisten Pornos, da gebe ich Frau Schwarzer gern mal Recht, sind grottenschlecht. Frauen stöhnen orgiastisch, wenn sie Gummidödel ablecken, Männer rubbeln an Stellen, wo noch niemals nicht keine Klitoris je gewesen ist. Und wer castet bitte diese Männer? Werden die geklont aus dem gefundenen Permafrostsperma neben den Mammutmumien? Ich will Keanu Reeves nackig unter seinem knirschenden Ledermantel sehen, ich möchte Bully Herbig als zungenfertigen Dr. Leckmich in neuen Abenteuern. Stattdessen werden da lobotomierte Wrestler rangelassen.

Leider sind die neuen feministischen Pornos auch nicht die Lösung. Die Idee ist ja super, aber was ich da bisher gesehen habe, war furchtbar! „Mehr Realität“ lautet der Anspruch, okay. Aber das Ergebnis? Hässliche Frauen, die mit Schlappschwänzen diskutieren. Was soll das? Das ist so absurd wie die Journalistinnen, die mich gern mal fragen, warum in meinen Büchern kein Geschirr abgewaschen wird. Weil das Fantasien sind!

Als neuesten cineastischen Genuss haben Tom und ich uns Pornofilme à la Hollywood-Blockbuster vorgenommen. „Fluch der Karibik“ und „Avatar“ in der XXX-Fassung. Da bin ich gespannt! Wobei ich mich jetzt schon frage, ob die Länge dieser Meisterwerke nicht absurd ist, denn schließlich heißt es ja Fickfilmchen, weil man dabei fickt. Ich lass mich gern zu einer schönen Lesbenszene lecken, und Tom wiederum vögelt mich am liebsten zu einer netten Orgie, und das dauert bei allem tantrischen Ehrgeiz keine 90 Minuten. Aber am liebsten sehe ich ohnehin – und das ganz ohne Tom – „Fingerfuck“-Amateurfilmchen bei YouPorn, in denen gut gelaunte Menschen aneinander herumfummeln. Feucht und wunderbar entspannt arbeitet es sich einfach besser. Wie gut, dass vor meinem Schreibtischfenster ein Park liegt und niemand sehen kann, wie ich . . . beruflich tätig bin.

MÄDELS UNTER UND AUSSER SICH

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