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Titel

Juliane Breinl

Perlentod

Arenaneu.tif

Impressum

Erste Veröffentlichung als E-Book 2013
© 2013 Arena Verlag GmbH, Würzburg
Dieses Werk wurde vermittelt durch die
Michael Meller Literary Agency GmbH, München
Alle Rechte vorbehalten
Covergestaltung: Frauke Schneider
ISBN 978-3-401-80208-4
www.arena-thriller.de
www.facebook.com/arenathriller
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Widmung

Für Antonia und Valentin

1

Senta lauerte vor der angelehnten Holztür. Seit einiger Zeit regte sich nichts mehr dahinter. Die Rote schien zu ahnen, dass man es auf sie abgesehen hatte. Vorsichtig, um kein verdächtiges Geräusch zu machen, verlagerte Senta ihr Gewicht auf das andere Bein und massierte den schmerzenden Oberschenkel. Sie war fest entschlossen, vor dem Schuppen auszuharren, bis sich ihr Opfer blicken ließ. In ihren behandschuhten Händen lag eine schwere Wolldecke, die sie über das Biest werfen wollte. Senta war auf heftige Gegenwehr vorbereitet.

Hoffentlich schläft sie nicht, dachte sie verärgert. Inzwischen brannten ihre Muskeln wie Feuer. Aber sie musste etwas tun.

Schon seit Wochen raubte die Katze mit dem braunroten Fell ihr den Schlaf. Nacht für Nacht hockte sie unter ihrem Fenster, maunzte und kratzte gegen die Hauswand. Anfangs hatte Senta literweise Wasser aus dem Fenster geschüttet, aber das hatte das Tier nicht im Geringsten beeindruckt. Im Gegenteil. Das Gemaunze war noch eindringlicher geworden und die Rote hatte sogar versucht, über die Holzverschalung, an der sich eine dickstämmige Clematis emporrankte, zu ihrem Fenster zu gelangen. Daraufhin hatte Senta die Taktik geändert und der Roten eine verlockende Falle gestellt. In einer Ecke des Gartens, unter dem Dachvorsprung des alten Schuppens, hatte sie der Streunerin allabendlich einen vollen Futternapf aufgestellt. Direkt daneben wartete eine weich gepolsterte Kiste. Doch die Rote schien wenig angetan. Niemals hatte sie auch nur eine Pfote in die Kiste gesetzt. Stattdessen war sie weiterhin jede Nacht unter das Fenster geschlichen und hatte, vom Futter gestärkt, ihr nächtliches Klagelied angestimmt.

Du musst dich mit ihr anfreunden, hatte ihre Mutter geraten und Senta damit zur Weißglut gebracht. Nicht im Traum wäre ihr eingefallen, sich mit einer blöden Katze anzufreunden. Seit sie denken konnte, waren ihr diese Wesen nicht geheuer.

Plötzlich raschelte es, Senta zuckte zusammen. Beinahe hätte sie das Auftauchen ihres Opfers verpasst. Geräuschlos hatte sich die Rote herangepirscht, ihr Köpfchen erschien im Türspalt. Senta fühlte die Spannung am ganzen Körper. Noch einen Sekundenbruchteil verharrte sie, die Decke weit aufgespannt. Erst, als die Katze den nächsten Schritt hinauswagte, reagierte sie entschlossen. Mitsamt der Decke warf sie sich über das ahnungslose Tier und drückte es auf den Boden. Während sie mit der Linken den schmächtigen Körper festhielt, versuchte sie mit der rechten Hand, das Tier fest in die Decke zu wickeln. Was ihr erstaunlicherweise sehr leicht gelang, die Rote hielt sich, wider Erwarten, ganz still. Sie wird doch keinen Herzinfarkt bekommen haben, schoss es Senta durch den Kopf, während sie das Bündel mit einem Seil verschnürte. Auch wenn der Stoff dicht gewebt war, konnte man da durch atmen. Schließlich wollte sie das kleine Biest damit nur fangen und nicht töten.

Sie packte das Bündel vorsichtig in den Fahrradkorb an ihrem Lenker, sicherte es mit einem Spanngurt und fuhr los. Mit einem Klagelaut machte sich die Rote bemerkbar. Senta bekam eine Gänsehaut. »Ruhe!«, sagte sie laut und versuchte, sich damit selbst zu beruhigen.

Sie überquerte die von hohen Pappeln gesäumte Landstraße und fuhr auf sandigem Grund weiter. Der Weg schlängelte sich ein paar Hundert Meter an vereinzelten Häusern mit großen Vorgärten und noch viel größeren Innenhöfen vorbei, bis er in einem Wald mündete. Linker Hand befand sich die »Brache«, wie sie die Wiese nannten, auf der sich die Dorfjugend manchmal zum Fußballspielen traf. Heute lag sie verlassen im Halbschatten des Waldes aus hochgewachsenen Fichten, silbrigstämmigen Buchen und buschigen Ebereschen.

Senta musste das Tempo drosseln. Immer wieder brachen durch den von altem Laub und Fichtennadeln bedeckten Weg die mächtigen Wurzeln der Bäume. Bald verschmälerte sich der Weg zu einem Trampelpfad. Senta wäre beinahe gestürzt, als sie in einem Sandloch ins Schlingern geriet. Gerade noch schaffte sie es, den Lenker herumzureißen. Prompt stimmte das Bündel in ihrem Korb ein erneutes Heulkonzert an. »Bald haben wir es geschafft«, murmelte Senta mehr zu sich selbst als zu der Roten. Der Wald hatte sich wieder geöffnet und der Weg wurde breiter. Er führte sie zwischen Heidekraut und zirpenden Grillen hindurch, über eine kleine Brücke, hin zu einem Waldrand. Irgendwie wirkte dieses Stück Wald weniger einladend als das erste. Vielleicht lag das an dem geheimnisvollen Anwesen, das so abseits des Dorfes lag? Oder an der stets mürrischen Besitzerin, die mit keinem aus dem Dorf ein Wort wechselte. Jeder im Dorf mied diesen Ort. Doch heute wollte Senta genau dorthin. Denn im Gegensatz zu Menschen schien dieser Ort Katzen anzuziehen. Die alte Okkulta, wie die merkwürdige Waldbewohnerin im Dorf von allen genannt wurde, war bekannt für die Horden von Katzen, die sie um sich scharte. Hier wollte Senta die Rote aussetzen. Hoffentlich weit genug entfernt von Zuhause und hoffentlich für die Rote so attraktiv, dass sie sich nie wieder in ihre Nähe verirrte!

Soll sie doch der Okkulta die Nächte mit ihrem Gemaunze versüßen, dachte Senta entschlossen. Sie musste noch eine kurze Strecke durch den Wald zurücklegen, bis zwischen den herabhängenden Ästen einer alten Eiche das moosbewachsene Dach des Okkulta-Hauses auftauchte.

Das Mädchen stieg vom Fahrrad ab, lehnte es vorsichtig gegen einen Baum, zog sich Lederhandschuhe an und griff nach dem Bündel. Auch dieses Mal hielt die Rote still und Senta überkam ein Anflug von Mitgefühl. Das Verhalten der Katze wollte so gar nicht zu ihrem Bild von der gemeingefährlichen Kratzbürste passen, die ihr den Schlaf raubte. Um sich nicht vom geöffneten Weg her dem rostigen Zaun zu nähern, der das Anwesen umgab, kroch Senta mit dem Bündel im Arm durch kratzige Büsche. Im Schutz der Bäume wollte sie nach einem geeigneten Plätzchen für ihre Aktion Ausschau halten.

Das verwilderte Grundstück war glücklicherweise sehr weitläufig, sodass zwischen Zaun und Haus genug Abstand lag. Die dünnen Betonpfosten des alten Maschendrahtzauns waren an etlichen Stellen umgekippt und gaben Einschlupflöcher frei. An einem solchen Loch blieb Senta stehen. Hier wollte sie die Rote ihrem Schicksal überlassen. Vorsichtig legte sie das Bündel vor sich ab und kniete nieder. Sie lockerte den Knoten und entfaltete die Decke. Noch immer rührte sich die Katze nicht. Dabei hätte sie sich nun ohne Anstrengung befreien können. »Du kannst jetzt abhauen.« Mit einem Ast stupste Senta das Bündel an. Als sich das Tier immer noch nicht bewegte, zog sie mit einem beherzten Ruck die Decke weg. So totenstarr sich die Rote einen Sekundenbruchteil zuvor noch gezeigt hatte, so blitzschnell befreite sie sich nun und kletterte in Windeseile auf den nächsten Baum. Bis hinauf in die Krone, von der aus sie argwöhnisch ihre Entführerin beäugte. Senta seufzte erleichtert auf. Das wäre geschafft, dachte sie und warf noch einen kurzen Blick auf die andere Seite des Zauns.

Der Schreck fuhr ihr in alle Glieder. Zwei Augen starrten sie durchdringend an. Wie eine bizarre Gipsfigur stand die alte Okkulta vor ihr. Nichts wie weg hier, dachte Senta und schnappte nach der Decke. Das Seil bekam sie in der Hektik nicht zu fassen. Angetrieben von ihrem immer wilder klopfenden Herzen, ließ sie es liegen und ergriff die Flucht. Wie diese Frau sie angesehen hatte. Vielleicht trug sie eine abgesägte Schrotflinte unter ihrem weiten Rock, mit der sie auf sie zielte? Glaubte man den Geschichten, war der Okkulta so einiges zuzutrauen.

Erst am Fahrrad angelangt, wagte Senta einen Blick zurück zum Zaun. Von der Okkulta war nichts mehr zu sehen. Hastig riss sie das Fahrrad hoch und schwang sich hinauf. Als sie schon ein paar Meter gefahren war, hörte sie plötzlich einen gewaltigen Knall. Sie schießt auf mich, war Sentas erster Gedanke. Aber nur einen Augenblick später begriff sie, dass es nur das dumpfe Krachen eines gefällten Baumes war, das sie erschreckt hatte. Senta trat noch schneller in die Pedalen, fuhr vorbei an einer alten Villa, die direkt am Waldrand von einer hohen Mauer abgeschottet wurde, und nahm den Umweg über die Landstraße in Kauf. Nur raus aus diesem einsamen Waldgebiet.

Jäh durchschnitt Sirenengeheul die dörfliche Stille. Senta hatte gerade das Dorfeingangsschild passiert, da sah sie die beiden Polizeiwagen in die Hauptstraße einbiegen. Für einen Moment blieb sie stehen und schaute den Einsatzwagen hinterher. Dann fuhr sie schnell die letzten Meter bis zur Dorfstraße nach Hause.

2

In der großen Wohnküche roch es verführerisch.

»Endlich bist du da«, rief ihre Mutter ihr vom Herd entgegen. »Heute gibt’s dein Lieblingsessen. Pfannkuchen mit Zucker und Zimt.«

»Ich esse mindestens sechs«, antwortete Senta vergnügt und war froh, wieder zu Hause zu sein. Na ja, was hieß zu Hause. So wirklich zu Hause würde sie sich in diesem verdammten Kaff wohl nie fühlen. In Harting, dem Geburtsort ihrer Mutter und dem wahrscheinlich langweiligsten Ort des Universums. Sie hatte ihren Eltern immer noch nicht vergeben, dass sie sie vor gut einem halben Jahr gezwungen hatten, von München hierher zu ziehen. In ein altes, renovierungsbedürftiges großes Haus mitten in der Pampa. Obwohl das alte Bauernhaus langsam wirklich wohnlich und ihr neues Zimmer doppelt so groß war wie das in ihrer alten Wohnung, machte Senta der Wegzug immer noch sehr zu schaffen. Mehr denn je sehnte sie sich zurück, nach der Großstadt, nach ihren Freundinnen und vor allem nach Riko, ihrem heimlichen Schwarm.

Die Pfannkuchen schmeckten himmlisch. Hungrig von dem abendlichen Ausflug, lud sich Senta die sechste Portion auf ihren Teller, was ihr einen schmunzelnden Seitenblick ihrer Mutter einbrachte.

»Na, Senta, vielleicht solltest du das nächste Mal deine Matheformeln einfach wie Pfannkuchen in dich reinspachteln. Dann kommt vielleicht auch mal eine bessere Note als eine Fünf hinten raus«, mischte sich ihr Vater ein. Senta verdrehte die Augen und antwortete nicht. Konnte man nicht einmal etwas genießen, ohne dass Papa mit der Schule anfing? Als wandelnder Taschenrechner auf zwei Beinen, verstand er einfach nicht, dass Senta, trotz seiner aufopferungsvollen Nachhilfe, keine bessere Leistung zustande brachte.

»In dir fließt doch echtes Herzog-Blut!«, weigerte er sich, das Thema zu wechseln. »Was Zahlen angeht, kommst du wahrscheinlich nach Tante Käthe. Die hatte sogar Probleme, sich die Anzahl ihrer eigenen Kinder zu merken, weil sie ihre Zwillinge immer als eins gezählt hat.«

Immer diese dämliche Tante Käthe. Senta stöhnte innerlich auf und bemühte sich, ihren Ärger herunterzuschlucken.

Seit ein paar Monaten war sie dazu übergegangen, die Sticheleien ihres Vaters zu ignorieren. Meistens gelang ihr das auch, wenigstens für ein paar Minuten. Doch als der nächste unsäglich blöde Kommentar folgte, reichte es ihr.

»Es kann eben nicht jeder so ein Superhirni wie du sein«, schrie sie los und donnerte das Besteck auf den Teller. Ihre persönliche, von den Eltern gefürchtete Senta-Kernschmelze hatte eingesetzt und war nicht mehr zu stoppen. In drei Explosionsphasen war alle gute Stimmung, einschließlich des Nachgeschmacks der leckeren Pfannkuchen, vernichtet und Senta hatte sich für den Rest des Tages ins Abseits katapultiert.

»Wann hört dieser Scheiß endlich auf?!«, fragte sie zehn Minuten, gefühlte fünfzig Schimpfwörter und drei Türknaller später ihr Spiegelbild. Eindringlich, als würde darin die Erklärung für all ihre Fragen liegen, blickte Senta in ihre dunkelbraunen Augen. Wer bist du eigentlich und warum bist du ständig so wütend?, schoss es ihr durch den Kopf.

Sie war fünfzehn, hörte auf den altmodischen Namen Senta, ging in die neunte Klasse und würde spätestens mit achtzehn aus diesem popligen Dorf wieder nach München zurückziehen. Vielleicht stünde dann zufällig ihre alte Wohnung leer und sie könnte dort mit Freunden oder mit einem Freund, am besten mit Riko, wohnen. Senta ließ sich zwischen verstreuten Klamotten und Schulheften auf ihr Bett fallen und starrte an die Zimmerdecke. Der Gedanke an Riko versetzte sie, wie immer, in besondere Stimmung. Aber zu den beschwingten Schmetterlingen im Bauch hatte sich zuletzt ein dumpfer Schmerz gesellt, der sich langsam hocharbeitete und ihr Herz wie einen Hefeteig zusammendrückte. So fest, dass ihr manchmal die Luft wegblieb. Fast jeden Abend malte sie sich aus, wie es plötzlich an der Tür klingelte, wie sie es gar nicht hören würde, weil sie noch tief und fest schlief. Wie jemand mit leichten Schritten die Treppe heraufkäme und mit aller Vorsicht in ihr Zimmer treten und in der Tür stehen bleiben würde – den Blick auf sie gerichtet, wie er sie beobachten würde – halb zugedeckt in ihrem Bett liegend und schlafend. Nach einer Weile würde sich der Jemand vor ihr Bett knien, nein, auf ihr Bett setzen. Er würde ihr über das Haar streichen. Ganz zart, als ob er Angst hätte, etwas an ihr könnte kaputtgehen. Sie stellte sich vor, wie sie es zwar bemerken, die Augen aber nicht öffnen würde. Wie sie nach einer Weile den warmen, verhaltenen Atem auf ihren Wangen spüren würde, trockene, weiche Lippen, die einen scheuen Kuss wagten. Noch immer würde sie sich schlafend stellen und spüren, wie er sich kaum noch beherrschen könnte. Wie er die Luft scharf durch die Nase ziehen würde, voll Verlangen. Nun mit der ganzen Hand das Gesicht streicheln würde. Sie würde ihre Augen aufschlagen und ihr Blick würde in den schönsten Augen versinken. Dann würde er ihr Gesicht zu sich ziehen, sie leidenschaftlich küssen. Er sie…

Energisch schüttelte Senta den Kopf, um den Tagtraum zu verscheuchen. Riko würde sie niemals besuchen kommen. Er verschwendete wahrscheinlich noch nicht mal einen Gedanken an sie. Aus den Augen, aus dem Sinn. Damit sollte sie sich langsam abfinden. Wütend beschloss sie, weitere Riko-Fantasien gnadenlos zu stoppen.

3

»Ich vermisse unsere Streunerin. Hast du sie in den letzten Tagen gesehen?«, wollte ihre Mutter am Montagmorgen beim Frühstück wissen.

»Welche Streunerin?« Vorsichtshalber stellte Senta sich dumm.

»Na, die rote Katze. Hörst du sie noch nachts?«

Senta schüttelte stumm den Kopf. Wieder einmal hatte sie keine Lust zu reden. Schon gar nicht über dieses Thema.

»Es wird ihr doch nichts zugestoßen sein?«

»Ich vermisse sie jedenfalls nicht«, murmelte Senta und verstaute eine Flasche Wasser in ihrem Schulrucksack.

»Fahr vorsichtig«, rief ihr die Mutter nach, während Senta sich bereits auf ihr Mountainbike schwang. Wie jeden Morgen, wenn es nicht gerade Tennisbälle hagelte oder Eis regnete, radelte sie die sieben Kilometer zur Schule nach Gansham, der nächstgelegenen Kreisstadt. Auf dem Weg über die Landstraße begann sie wieder zu grübeln. Der Gedanke an die nächsten Schulstunden bereitete ihr Kopfzerbrechen. Noch immer fühlte sie sich der Klasse nicht zugehörig. Eher wie eine Gastschülerin auf Dauer. Da gab es zwar Rebecca, die sie immer wieder aufforderte, sich am Nachmittag miteinander zu treffen. Doch Senta war ihren Angeboten bisher mit fadenscheinigen Ausreden ausgewichen. Denn Rebecca gehörte zu den »Uncoolen«. Das merkte man nicht nur an ihren Klamotten, sondern auch daran, dass sie eigentlich nie auffiel. Sie benahm sich einfach immer normal und halt irgendwie uncool.

Vor allem hatte Rebecca nichts mit den Beliebten in der Klasse zu tun. Und Miriam, das angesagteste Mädchen, behandelte Rebecca wie Luft. Dass Rebecca das nichts ausmachte, nötigte Senta wiederum Respekt ab. In München hatte sie die Mitläufer ohne eigene Meinung nie leiden können. Heute, nahm sie sich vor, würde sie auf Rebecca zugehen. Schließlich schien sie wirklich nett zu sein und Senta konnte dringend eine Freundin gebrauchen. In letzter Zeit fühlte sie sich sehr alleine. Genau wie Rico hatte sie auch ihre beste Freundin Leni im weit entfernten München zurücklassen müssen. In der ersten Zeit nach ihrem Umzug hatten sie noch täglich miteinander telefoniert, sich bei Skype getroffen und Senta war fast jedes zweite Wochenende mit dem Zug nach München gefahren. Auch Leni hatte sie ab und an in Harting besucht. Doch seit ein paar Monaten war der Kontakt abgeflaut. Andauernd waren Lenis Wochenenden verplant. Zwar telefonierten sie noch miteinander, aber das geschah längst nicht mehr täglich. Und im Chat war seit einiger Zeit jedes Mal auch ihre gemeinsame Freundin Cora anwesend. Eigentlich hatte Senta nichts gegen Cora. Aber seit sie so dick mit Leni befreundet war, fühlte sich Senta zunehmend überflüssig. Wenn sich die zwei über ihre neuesten Großstadterlebnisse austauschten, konnte Senta sich nur in Schweigen hüllen. Deshalb passierte es immer häufiger, dass sie sich schon nach kurzer Zeit aus dem Gespräch verabschiedete. Dann täuschte sie vor, dass sie sehr beschäftigt sei. Mit der Schule, neuen Freunden und dem Sport. Die letzten drei Tage war sie gar nicht mehr online gegangen, aber das würde Leni vermutlich eh nicht bemerken. Jedenfalls hatte sie auch keine Anstalten gemacht anzurufen. Senta spürte, wie sie langsam vergessen wurde. Und das tat weh.

Im Klassenzimmer angekommen, zerschlugen sich Sentas Pläne sofort. Rebecca war nicht da. Zwangsläufig musste sie in Biologie mit dem tollpatschigen Peter zusammenarbeiten. Auch das noch!

Während sie grüne Augentierchen unter dem Mikroskop betrachten, schaffte Peter es tatsächlich, sie mit dem Objektträger zu treffen. Ein schlierig grüner Fleck zierte nun ihr weißes Shirt. Auf Brusthöhe. Als in der darauffolgenden Stunde auch noch ihr geliebtes Fach Deutsch von Herzer, dem meistgehassten Lehrer der Schule vertreten wurde, rutschte Sentas Laune auf den Tiefpunkt. Sie starrte aus dem Fenster und wünschte sich nichts sehnlicher, als endlich erwachsen zu sein und tun und lassen zu können, was sie wollte. Gerade malte sie sich aus, wie sie als junge, attraktive Frau durch ein Möbelhaus streifte, auf der Suche nach Geschirr und anderen Einrichtungsgegenständen für ihre erste Wohnung, als Herzer sie unsanft aus ihren Tagträumen riss: »Dazu kann uns sicher Frau von und zu etwas sagen«, brüllte er ihr direkt ins Ohr. »Und weil Madam Herzog sicher keinen Schimmer hat, zu welchem Thema sie sich äußern soll, schlage ich vor, dass eine Mitschülerin es ihr verrät!«

Sofort meldete sich die größte Streberin der Klasse und wiederholte Herzers Auftrag: »Herr Herzer hat uns gebeten, ein Beispiel für Situationen im Leben zu nennen, in denen das Verschweigen einer Sache besser ist, als die Wahrheit zu sagen.« Fieberhaft überlegte Senta, was ihr dazu einfiel. Nach ein paar ewig langen, peinlichen Momenten der Stille kam ihr die Geschichte ihrer Urgroßeltern in den Kopf. Erleichtert begann sie zu erzählen: »Mein Uropa war lange Zeit in Kriegsgefangenschaft und hat dort eine andere Frau kennen und lieben gelernt. Als er aus der Gefangenschaft freikam, machte er sich auf den Heimweg, um sich von seiner ersten Frau zu trennen. Seiner neuen Liebe versprach er, so schnell wie möglich zurückzukehren. Aber zu Hause wartete nicht nur seine Ehefrau. Als er den Hof betrat, kamen ihm zwei dreijährige Jungen – Zwillinge – entgegen. Und die Kinder sahen nicht nur einander zum Verwechseln ähnlich. Für meinen Urgroßvater war es, als ob er sich selbst dort in doppelter Ausführung herumlaufen sähe. Und in diesem Augenblick wusste er, dass er nie wieder zu seiner großen Liebe zurückkehren würde. Er hat für den Rest seines Lebens nie wieder sein Heimatdorf verlassen. Und er hat meiner Uroma nie von der anderen Frau erzählt. Erst auf dem Sterbebett hat er sein Geheimnis den Söhnen anvertraut, die ihm versprechen mussten, es niemals ihrer Mutter zu verraten«, endete Senta. Das folgende Schweigen im Klassenraum und Herzers zuckendes Gesicht schienen ihr nur verständlich. Sie selbst überkam immer noch eine Gänsehaut, wenn sie sich bewusst machte, mit welchem Geheimnis die Familie so lange gelebt hatte. Aber Herzer? So viel Mitgefühl hatte sie dem »Mister Herzlos«, wie man ihn in Schülerkreisen auch nannte, weil er schon so manchen Wackelkandidaten gnadenlos hatte durchfallen lassen, gar nicht zugetraut. Noch immer herrschte gespanntes Schweigen und das Zucken in Herzers Gesicht hörte nicht auf. Senta räusperte sich und fragte besorgt: »Herr Herzer, ist ihnen nicht gut? Soll ich das Fenster öffnen?«

Es war, als hätten alle nur auf ihre Frage gewartet. Plötzlich brach die ganze Klasse in Gelächter aus. Senta saß wie versteinert auf ihrem Platz. Mit einem Mal fiel ihr wieder ein, was schulbekannt war. Dass Herzers Frau ihn nämlich vor einem Jahr rausgeschmissen hatte, weil er eine blutjunge Lehrerkollegin geschwängert hatte. Schlimmer noch. Vor einem Jahr war er Vater von Zwillingen geworden. Für die Mitschüler, und auch für Herzer, musste Sentas Geschichte wie eine Verhöhnung geklungen haben. Während es in der Klasse immer lauter wurde, schnappte sich Herzer mit hochrotem Kopf seine Tasche und stürmte aus dem Raum. Senta wurde ganz blass. Ihre Mitschüler hingegen schienen begeistert. Von allen Seiten bekundeten sie ihren Respekt. Noch nie hatte es jemand geschafft, Herzer so aus der Fassung zu bringen. Clemens klopfte ihr anerkennend auf die Schulter und sogar Miriam kam auf sie zu.

»Echt coole Aktion. Hätte ich dir gar nicht zugetraut!« Ungläubig starrte Senta sie an. Hatte Miriam gerade tatsächlich mit ihr geredet? Ja und sie bot ihr sogar an, die Mittagspause mit bei ihr zu Hause zu verbringen. Kim, Lolle und Rita kämen auch mit und sie würden sich Pizza bringen lassen.

Überrumpelt stimmte Senta zu. Bisher hatten die vier Mitschülerinnen sie nur dann beachtet, wenn ihr irgendein Missgeschick passiert war. Wie vor ein paar Wochen im Schwimmunterricht, als sie ausgerutscht und mit einem schmerzhaften Bauchplatscher im Becken gelandet war. Das kreischende Gelächter der Clique hatte ihr noch Tage später in den Ohren gegellt. Entsprechend skeptisch war sie jetzt. Sollte sie sich über die Einladung freuen? Vielleicht führten die vier etwas gegen sie im Schilde und sie tappte gerade vertrauensselig in ihre Falle?

Als die letzte Schulstunde vor der Mittagspause begann, war sich Senta immer noch nicht sicher, ob sie dem Angebot zustimmen sollte. Noch konnte sie eine Ausrede erfinden und Miriam eine Abfuhr erteilen.

Gerade, als sie sich fürs Mitgehen entschieden hatte, fiel ihr ein, dass die paar Euro, die sie für das Schulessen dabeihatte, niemals für eine Pizza reichen würden. Mist! Wenn sie bei Miriam mit einem popeligen Sandwich vom Schulkiosk antanzte, bot sie gleich wieder Stoff für doofe Kommentare. Andererseits fand die Clique es bestimmt auch nicht cool, wenn sie sie um Geld anpumpte. Die Glocke ertönte und Senta seufzte. Es war entschieden. Miriam stand, umringt von ihren Hofdamen, wie Senta Lolle, Kim und Rita nannte, im Spindraum. Betont lässig schob sich Miriam eine Zigarette hinter das Ohr. Die Geste erinnerte Senta an Riko und versetzte ihr einen Stich ins Herz.

»Ich komme doch nicht mit. Trotzdem danke für dein Angebot«, sagte sie mit fester Stimme und sah Miriam direkt in die Augen. »Echt nicht?« Miriam klang aufrichtig verwundert. »Ich wohne hier gleich um die Ecke.« Die anderen drei musterten Senta neugierig. Offensichtlich konnten sie nicht fassen, wie die Neue so ein exklusives Angebot ausschlagen konnte.

»Ich habe nicht genug Geld für Pizza und leihen will ich mir auch nichts von euch«, entschied sie sich für die Wahrheit.

»Kein Problem«, Miriam lächelte. »Wir schmeißen sowieso immer unser Geld zusammen und bestellen zwei Megapizzen, die wir dann teilen. Wie viel Geld hast du dabei?«

»Drei Euro«, antwortete Senta perplex. Nie hätte sie damit gerechnet, dass Miriam versuchen würde, sie umzustimmen. Lolle, Kim und Rita anscheinend auch nicht. Sie glotzten wie hypnotisiert, als Miriam verkündete, drei Euro würden locker reichen.

»Kommt ihr oder wollt ihr hier Wurzeln schlagen«, rief sie ihrem Gefolge lässig zu und zog Senta sanft am Ellbogen mit sich.

»Der Herzer steht auf unserer Abschussliste ganz oben, musst du wissen. Aber bisher haben wir noch nie einen guten Treffer bei ihm landen können«, begann Miriam, im Plauderton in Sentas Ohr zu wispern. »Du hast es heute geschafft! Und dabei auch noch so cool nachgefragt, ob du das Fenster öffnen sollst. Irre!«

»Na ja«, seufzte Senta und wollte gerade zu einer Erklärung ansetzen, dass ihr gar nicht bewusst gewesen war, was sie da anzettelt, als sich Miriams Erdbeermund öffnete: »Das hättet ihr wahrscheinlich nicht fertiggebracht, Mädels. Vielleicht haben wir Senta die ganze Zeit unterschätzt.«

Die drei nickten angesäuert und Senta schluckte ihren Einwand herunter. Stattdessen sagte sie lässig: »Hey, was soll die Aufregung. Ich habe lediglich die Geschichte meiner Urgroßeltern erzählt. Verstehe gar nicht, warum das den Herzer so mitgenommen hat.«

»Der hat dich jetzt für immer und ewig auf dem Kieker«, meinte Lolle lachend. Senta lachte mit, obwohl sie nicht wirklich froh darüber war, bei dem meistgefürchteten Lehrer der Schule in Ungnade gefallen zu sein. Blieb zu hoffen, dass er im nächsten Schuljahr nicht ihr Deutschlehrer werden würde.

Miriam wohnte keine drei Häuserblocks weiter. Und wie sie wohnte! Sie stieß ein großes schmiedeeisernes Tor auf und schritt, gefolgt von ihren Hofdamen und Senta eine mit weißem Kies bestreute Auffahrt entlang. Direkt auf eine herrschaftliche Jugendstil-Villa zu. Miriam sprang federnd die ausladende Freitreppe nach oben, als im selben Moment die schneeweiße Eingangstür mit Goldknauf von innen geöffnet wurde. Eine groß gewachsene, schlanke Frau mittleren Alters blickte auf die fünf Mädchen herab und sagte zu Miriam gewandt: »Dein Vater empfängt wichtige Klienten. Verhaltet euch still und gesittet.«

Offensichtlich handelte es sich bei der Frau um Miriams Mutter. Alle Mädchen gaben ihr die Hand zur Begrüßung. Als Senta an der Reihe war, stellte sie überrascht fest, dass der Händedruck so gar nicht zu dem straffen Erscheinungsbild der Frau passte. Die Hand von Miriams Mutter lag in ihrer wie ein toter Fisch. Im Inneren der Villa sah es aus wie in einem Möbelhaus. Senta hätte sich nicht weiter gewundert, wenn ihnen ein Butler begegnet wäre und nach ihren Wünschen gefragt hätte.

In Miriams riesigem Zimmer, in dessen Mitte eine ausladende, fast runde Couch thronte, ließen sich die Mädchen die Pizza schmecken. Angewidert stellte Senta fest, dass Kim beim Kauen den Mund weit öffnete und schmatzte.

Die Zeit verging schnell, Miriam erzählte von ihrer neusten Eroberung und die Hofdamen folgten ihrem Redeschwall mit voller Aufmerksamkeit. Philipp, ihr Schwarm, musste, laut Miriam, eine Art Supermann mit Model-Gesicht sein, der seine Angebetete fast täglich zum Essen einlud. Senta hörte nur mit halbem Ohr hin. Auch wenn sie selbst noch nichts dergleichen beobachtet hatte, konnte sie sich lebhaft vorstellen, wie die Kerle der dunkellockigen Schönheit in Scharen nachliefen.

In den zwei Nachmittagsstunden saß Senta nicht mehr alleine in ihrer Bank. Miriam hatte sich nach der Pause wie selbstverständlich auf den leeren Platz neben ihr niedergelassen. Senta war nicht ganz wohl dabei, dass nun Rita ganz alleine dasaß und sich mit Sicherheit schwarzärgerte. Aber was hätte sie sagen sollen? Bleib lieber bei deinen Freundinnen sitzen, sonst kriegen die einen dicken fetten Hals auf mich? Nein, dachte Senta, so viel Unsicherheit würde bei Miriam bestimmt nicht gut ankommen. Außerdem fühlte sie sich auch ein wenig geschmeichelt. Für Leute wie Miriam hatte ihre Oma den Begriff »Leimpinselschwinger« geprägt. Eine Person, an der andere Leute kleben bleiben.

Und auch wenn sie selbst nicht vorhatte, an Miriam zu kleben wie deren Hofdamen, genoss sie doch die aufmerksamen Blicke, die ihr die neue Nähe zu Miriam einbrachten. Senta spürte förmlich, wie sie für die anderen von der mauligen Großstadttussi zur coolen Neuen aufstieg. Die, die sich was traut. Die, um die sich plötzlich das angesagteste Mädchen der Schule bemüht. Sogar Clemens, der Klassenschönling, warf Senta auf einmal verschwörerische Blicke zu und ihr fiel zum ersten Mal auf, dass er ziemliche Glubschaugen hatte. Vor einer Woche noch, hatte Clemens ihr ein Bein gestellt, als sie in der Schulcafeteria an ihm vorbeigegangen war. Miriam und ihre Hofdamen hatten sich vor Schadenfreude schlappgelacht, als ihr deshalb der Joghurtbecher umgekippt war und sich sein rosafarbener Inhalt über ihre Shorts ergossen hatte. Und Miriam hatte einen ihrer Giftpfeile nachgeschickt und ihr in Anwesenheit der halben Klasse unterstellt, sie würde sich auf die denkbar plumpeste Art an Clemens heranmachen.

Senta verscheuchte die unangenehmen Erinnerungen, nahm sich aber vor, trotz der scheinbaren Wende zum Besseren vorsichtig zu bleiben.

Nach Schulende begleitete Miriam sie bis zu ihrem Fahrrad. Bevor Senta begriff, wie ihr geschah, hatte Miriam ihren Hofdamen verkündet, sie hätte mit Senta noch etwas zu besprechen. Ohne Zuhörer. Beinahe ängstlich beobachtete Senta, wie sich Lolle, Kim und Rita folgsam davonmachten.

Was Miriam nur von ihr wollte? Senta musste nicht lange auf eine Antwort warten.

»Kann ich dich mal was fragen?«, begann sie, sobald sie die Fahrradständer erreicht hatten.

»Schieß los.«

»Hast du eigentlich einen Freund?«, kam sie gleich zur Sache, während sie sich an der fein geschwungenen Unterlippe zupfte.

Senta schluckte.

»Warum willst du das wissen?«, fragte sie ausweichend.

»Nur so. Du guckst manchmal so traurig. Ich hab gedacht, das ist vielleicht wegen einem Typen. Ich bin mir sicher, dass eine wie du einen Freund hat.«

Senta war perplex. Schon wieder hatte sie Miriam unterschätzt.

»Na ja«, zögerte sie. »Da ist schon was dran.«

»Wie heißt er denn?«, wollte Miriam wissen und Senta biss sich im nächsten Moment auf die Zunge, als sie sich selber Rikos Namen sagen hörte. Seinen vollen Namen, samt dem ungewöhnlichen Nachnamen: Federiko van de Bleesen.

»Er wohnt in München. Wir sehen uns selten. Das ist total scheiße«, verstrickte sie sich weiter. Zu behaupten, dass sie Riko selten sah, war mehr als übertrieben. Das letzte Mal hatte sie ihn vor vier Monaten gesehen. Zufällig. In der Nähe einer Bushaltestelle, an der Senta mit der Straßenbahn vorbeigefahren war.

»Ist er schon älter?«, schnell wie in einem Kreuzverhör schob Miriam die nächste Frage nach und Senta nickte. Riko war schon neunzehn. Miriam lief jetzt neben Senta her, die ihr Fahrrad schob.

»Und wie habt ihr euch kennengelernt?« Senta störte es nicht, wie Miriam sie immer weiter über Riko ausquetschte. War doch egal, dass Riko wahrscheinlich noch nicht mal mehr ihren Namen wusste. Er war weit weg und kein Mensch hier kannte ihn. Endlich einmal von Riko erzählen zu können, als wäre er ihr Freund, hatte etwas Befreiendes. Und so wirklich log sie ja auch nicht, wenn sie erzählte, dass sie sich vom Klettern kannten und dass er dort der Beste war. Während sie gerade ausholen wollte, um von ihrer großen Leidenschaft, dem Klettern, zu erzählen, unterbrach Miriam sie abrupt.

»Hier muss ich abbiegen. Tschau«, rief sie und war schon fast verschwunden.

»Bis Morgen«, rief Senta ihr irritiert nach. Miriam winkte zurück, ohne sich noch einmal umzudrehen. Mit ihrem federnden Gang, der Wespentaille und ihren glänzenden braunen Locken, die bei jedem Schritt elastisch gegen den Rücken wippten, erinnerte sie an Models in Werbespots für Shampoo. Vielleicht ist sie gar nicht so übel, dachte Senta. So sehr hatte sich schon lange niemand mehr für sie interessiert. Ein kleiner Hoffnungsfunken keimte in ihr auf, an diesem ungeliebten Ort vielleicht doch noch eine Freundin zu finden.

4