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Wolfgang Stobbe

Das 1 x 1 des Devisenhandels

Königsdisziplin der Finanzmärkte

FBV

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2. Auflage 2013

© 2004 by Finanzbuch Verlag, ein Imprint der Münchner Verlagsgruppe GmbH

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Gesamtbearbeitung: UnderConstruction, München

Umschlaggestaltung: Münchner Verlagsgruppe GmbH

Lektorat: Dr. Renate Oettinger

Druck: Books on Demand GmbH, Norderstedt

ISBN Print 978-3-89879-782-5

ISBN E-Book (PDF) 978-3-86248-406-5

ISBN E-Book (EPUB, Mobi) 978-3-86248-832-2

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Devisenexperte Wolfgang Stobbe lenkt als Vorstandsvorsitzender die Geschicke der auf den Devisenhandel spezialisierten FXdirekt Bank AG. Stobbe verfügt über nahezu zwei Jahrzehnte Handelserfahrung und ist bei den US-Aufsichtsbehörden NFA/CFTC als Vermögensverwalter und Finanzdienstleister registriert. Seine erste Firma gründete der Entrepreneur im Jahr 1990.

1996 hob der passionierte Taucher die Krefelder ibas AG mit eigenen Mitteln aus der Taufe und startete durch: Mit dem speziell auf den Devisenhandel ausgelegten, mechanischen Handelssystem FX500 machte er sich unter institutionellen Investoren im europäischen Raum schnell einen guten Namen.

Die Erfolgsstory ging weiter und 2002 fiel der Startschuss für seine Plattform FXdirekt, die zum ersten Mal auch Privatanlegern den Einstieg in den professionellen Devisenhandel ermöglichte. In Deutschland tummelten sich bis dato vor allem die großen Akteure am Devisenmarkt. Aber auch diesen institutionellen Anlegern bietet FXdirekt eine kostengünstige Möglichkeit, ihre täglichen Geschäfte abzuwickeln. Seine Leidenschaft gilt nach wie vor den Handelssystemen, wobei Stobbe dem Motto folgt „Ein kluges Money Management ist das A und O für einen langfristigen Erfolg“.

INHALT

Vorwort

Kein Buch mit sieben Siegeln

I. Geschichte des Zahlungsverkehrs

1. Von der Mammutjagd zur Online-Transaktion

2. Und was sind nun Devisen?

3. Verblassender Glanz des Goldes

4. Floating: das neue Heilmittel zur Stabilität

5. Soros läutet das Totenglöckchen

6. Auf ein Neues: Währungsunion à la Maastricht

II. Wie sieht der Handel heute aus?

1. Online platzieren

2. 1800 Milliarden täglich

3. Mögen Sie’s exotisch?

4. Wie sind die Chancen, Geld zu verdienen?

5. Orientierungslos? - In bester Gesellschaft

III. Wer oder was bewegt den Devisenhandel?

1. Von bösen Spekulanten, Hedgern und Interventionisten

1.1 Totalangriff auf das Pfund

1.2 Fehlerkonto 88888

2. Faktoren für Devisenmarktbewegungen

IV. Die Spielregeln am Kassamarkt

1. Valutierung

2. Quotierung der Währungspaare

3. Spread

4. Pips und Big Figure

5. Long / Short / Flat

6. Crossrates und Majors

7. Margin und Leverage

8. Kassa- vs. Terminkurs

V. Handelsstrategien und Trading-Techniken

1. Rot oder schwarz?

2. Richtiges Ordern und Platzieren

2.1 Marktpreis-Order

2.2 Direct Deal

2.3 Limit-Order

2.4 Stopp-Order

2.5 Trailing-Stopp

2.6 Contingent-Order

2.7 OCO-Order

3. Auf Spurensuche in den Charts

3.1 Kopf-Schulter-Formation

3.2 Top-Kopf-Schulter-Formation

3.3 Triple-Top und Triple-Bottom

3.4 Double-Top und Double-Bottom

3.5 Untertassen-Formationen

3.6 V-Formationen

3.7 Konsolidierungsformationen: Keile und Flaggen

3.8 Trendlinien

3.9 Trendkanäle

3.10 Fächer

3.11 Löcher (Gaps)

3.12 Widerstand und Unterstützung

4. Kerzen bringen die Erleuchtung

5. Point & Figure-Charts

5.1 Hausse-Unterstützungslinien und Hausse-Widerstandslinien

5.2 Baisse-Widerstandslinien und Baisse-Unterstützungslinien

5.3 Anwendungen an den Devisenmärkten

6. Money Management als Grundlage für den Erfolg

7. Wenn der Händler zum Bauern wird

VI. Advocatus Diaboli (Der Anwalt des Teufels)

VII. Die Online-Trading-Plattform voll ausschöpfen

1. Handeln wie die Großbanken

2. Research

3. Transaktionskosten

4. Kasse machen

VIII. Anhang

Glossar

Währungen und ISO-Codes

Vorwort

Sehr verehrte Leser,

der Devisenhandel ist die transparenteste und aufregendste Form des Handels an den Finanzmärkten. Um der Schnelligkeit Genüge zu tun, wird sogar an Worten gespart. „Preis für EUR/USD in 10“, „26-27“, „an dich“. Innerhalb weniger Sekunden geht der Händler eine Position ein und schließt sie wieder. Konzentration und Schnelligkeit entscheiden über Gewinn oder Verlust. Lassen Sie mich Ihnen die Faszination Devisenhandel näher bringen:

Morgens betrete ich als Erste den noch dunklen Handelsraum, die unzähligen Bildschirme sind aus. Auf Knopfdruck springt mein PC an und blendet mich durch das helle Licht meiner vier Monitore. Bunte Farben der verschiedenen Handels- und Softwaresysteme springen mir ins Gesicht, eine Vielzahl von sich ständig ändernden Devisenkursen und mehrere Newsticker flackern vor meinen Augen.

Ein Kollege schaltet das Oberlicht ein, die Fernseher an den Wänden werden eingeschaltet. Mit zunehmender Handelsaktivität ändern sich die Devisenkurse in immer kürzeren Zeiträumen. Eine Nachricht jagt die andere. Meine Augen laufen unruhig über die Bildschirme, um den unzähligen Informationen, schnellen Kursbewegungen und zahlreichen Signalen zu folgen.

War die morgendliche Stille noch angenehm, so herrscht im Handelsraum nun reges Treiben. Telefone klingeln am laufenden Band, der Lärmpegel ist deutlich angestiegen. Meine Kollegen sprechen an mehreren Telefonen gleichzeitig, Händler rufen hektisch Preise in die offenen Leitungen. Ab und zu begleitet eine Woge brüllenden Lachens den Witz eines Kollegen.

An anderer Stelle fluchen Händler laut wegen eines verpassten Einstiegs oder eines Verlustes, lassen mit einem lauten Knall den Telefonhörer auf die Gabel fallen oder schlagen einfach mit der Faust auf den Tisch. Daneben rattern Drucker, die stetig abgeschlossene Geschäfte ausspucken. Schnell und konzentriert müssen die Informationen erfasst und umgesetzt werden. Ein Kunde fragt nach einem Preis für 100 Millionen EUR/USD. „23-29“, „von dir“ heißt es.

Immer wieder vor Veröffentlichung wichtiger Wirtschaftsdaten oder im Vorfeld eines Zinsentscheids sind die Nerven aufs Äußerste gespannt, die Spannung ist förmlich greifbar. Der Grund: In solchen Momenten treten oftmals extreme Kursschwankungen auf. Schließlich werden mittels Devisen die Erwartungen an die volkswirtschaftliche Entwicklung eines jeden Landes gehandelt. Das lange Warten hat ein Ende, die Zahlen werden bekannt gegeben. Explosionsartig und mit Jubelrufen oder Flüchen entlädt sich die Spannung im Handelsraum. Wer der Faszination des Devisenhandels einmal erlegen ist, kann sich nur schwer von ihr wieder lösen. Auch Sie werden sicher viel Freude dabei haben.

Antje Praefcke

Devisenhändlerin

Kein Buch mit sieben Siegeln

„Es ist besser, ungefähr Recht zu haben, als sich tödlich zu irren“, sagt das „Orakel von Omaha“ Warren Buffett. Oder wie es der leider verstorbene Altmeister Andre Kostolany formulierte: „Devisenhändler lassen sich von Statistiken und Handelsbilanzen hypnotisieren und richten ihre Entscheidungen danach, ob die Zahlen, die man heute veröffentlicht, morgen revidiert und die revidierten übermorgen korrigiert werden.“

So groß die Ungewissheit manchmal auch sein mag, eines ist dafür sicher: Im Devisenhandel gibt es nicht nur eine Wahrheit. Dafür geht es an diesem Markt viel zu facettenreich zu. Selbst für Profis ist es gar nicht so leicht, immer den Überblick zu behalten. Dieses Buch soll eine Hilfe sein, ein Kompass im Dschungel des Devisenhandels. Denn weder erfahrene Investoren noch Anfänger sind vor Fehlern gefeit. Wer sprichwörtlich glaubt, den Schlüssel gefunden zu haben, stellt häufig fest, dass das Schloss schon wieder ausgetauscht wurde.

Der Devisenhandel ist vor allem ein schnelles Geschäft mit kurzen Reaktionszeiten. Dieser Vorteil oder Nachteil – je nach Sichtweise – birgt die Gefahr positiver wie negativer Überraschungen, wenn nicht bestimmte Vorsichtsmaßnahmen getroffen wurden. Deshalb gilt es, einige Grundregeln zu beachten, um das erhebliche Risikopotenzial einzugrenzen. Techniken zur Verlustbegrenzung sind ein absolutes Muss. Genauso, wie die „Hard Facts“ der Devisenmärkte zu kennen. Fachkompetenz und Psychologie gehen Hand in Hand. Marktentwicklungen werden im Wesentlichen von projizierten Erwartungen, Hoffnungen und Ängsten unzähliger verschiedener Akteure bestimmt. Und da sind sowohl Täuschungen als auch Enttäuschungen vorprogrammiert. Was heute wahr ist, kann morgen schon nicht mehr gelten. Fehler werden vom Markt schnell und in aller Regel für den Irrenden teuer korrigiert. Hört sich kompliziert und gefährlich an? Ist es aber nicht! Denn der Devisenhandel ist kein Buch mit sieben Siegeln, wie in diesem Werk noch plastisch aufgezeigt werden wird.

I. Geschichte des Zahlungsverkehrs

1. Von der Mammutjagd zur Online-Transaktion

Dumm waren sie sicher nicht, unsere Vorfahren. Schnell stellte der Mensch fest, dass es mühsam ist, sich auf eigene Faust mit der Erfüllung aller Grundbedürfnisse selbst herumzuschlagen. Damit war im Prinzip die Arbeitsteilung erfunden. So spezialisierte sich jeder auf eine andere Aufgabe des täglichen Lebens. Einige jagten und sammelten Nahrung, andere bauten Unterkünfte, stellten Kleidung her oder kümmerten sich um den Nachwuchs. Mit dieser Arbeitsteilung wuchs aber nicht nur der Wohlstand der Gruppe, sondern auch die Abhängigkeit des Einzelnen von seinen Mitmenschen. Jede Leistung erforderte eine Gegenleistung. Erst Ware gegen Ware, später Ware gegen Dienstleistung oder umgekehrt. Schnell stellten die Menschen fest, dass einige Waren begehrter waren und somit teurer als andere angeboten werden konnten. Ein Vorteil, den ein geschickter Händler ausnutzen konnte – die Geburtsstunde des Handels und die eines ganzen Berufsstandes war gekommen.

Es folgten Jahrhunderte, in denen es den Händlern genügte, diesen Tauschhandel zu optimieren und damit ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Auf der Suche nach immer neuen Abnehmern zeigte sich schnell, dass Waren wie Schmuck, Gewürze oder Metalle leichter und in größeren Mengen als andere zu transportieren sind. Es lag auf der Hand, den Wert einer Ware in dieser Einheit anzugeben. Mit der Verständigung auf solche Intermediäre als Zahlungsmittel war das Prinzip des Geldes geboren.

Warengelder finden sich in vielerlei Formen über alle Epochen hinweg: Steingeld in Ozeanien, Ring- und Schmuckgeld in Neuguinea und im Südpazifik, Muschelgeld in Afrika und China, Kleidergeld in Nordamerika und vor allem Metallgeld in allen Regionen weltweit. Letzteres trat in Form von Münzen im siebten Jahrhundert v. Chr. nahezu zeitgleich von Kleinasien und China aus und im wahrsten Sinne des Wortes in verschiedensten Ausprägungen seinen Siegeszug über den ganzen Globus an.

Den nächsten Schritt in der Vereinfachung des Zahlungsverkehrs machten die Chinesen bereits im neunten Jahrhundert n. Chr. Warum schwere Münzen in der Tasche behalten, wenn sich der Wert auch auf buntes Papier drucken lässt? Diese Erkenntnis setzte sich in Europa erst 800 Jahre später durch. Die Folge: Münzgeld wurde einfach auf den Banken belassen und nur das Eigentum papiergebunden übertragen. Damit lag es nun bei den Banken, in ihren Büchern festzuhalten, wem wie viel gehört, und den physischen Zahlungsverkehr untereinander abzuwickeln.

Heute lassen sich in Sekundenschnelle Beträge über die gesamte Erdkugel verschieben. Die Banken horten auch keine Münzen mehr. Geld stellt nur noch einen abstrakten Wert dar, der auf computergesteuerten Bankkonten schlummert. Beispiel gefällig? Bereits im Jahr 1995 wurden in den USA etwa 90 Prozent aller Transaktionen elektronisch durchgeführt.

2. Und was sind nun Devisen?

Nun ist Geld nicht gleich Geld. Das variiert je nach Land: die unterschiedlichen Währungen. Und um den per Gewicht definierten Wert eines Metallstückes nicht immer mit einer Waage feststellen zu müssen, bot es sich an, diesen in die Münzen einzuprägen. Um diese Wertbestimmung zu zertifizieren und eine Fälschung zu erschweren, wurden zusätzlich Siegel eingeprägt. Dies war eine hoheitliche Aufgabe, die der Administration des jeweiligen Herrschers unterlag. So hatte bald jeder Staat seine eigene Währung, die er als alleiniges Zahlungsmittel anerkannte. Händler, die ihre Waren über die Grenzen eines Staates hinaus handeln wollten, mussten das Geld in die jeweilige Landeswährung tauschen. Geldgeschäfte dieser Art sind bereits in den Gesetzestafeln des Hammurabi (1792 bis 1750 v. Chr.) dokumentiert, und auch in der Bibel finden Geldwechsler an mehreren Stellen Erwähnung.

Von Devisenhandel kann hier aber noch nicht die Rede sein, obwohl er hier sicherlich seine Wurzeln hat. Der Definition nach tauschten die Händler so genannte Sorten, das sind ausländische Zahlungsmittel in Form von Bargeld. Münze gegen Münze sozusagen. Devisen stellen hingegen nur Fremdwährungen als Buchgeld auf Bankkonten dar.

3. Verblassender Glanz des Goldes

Die Ursprünge des modernen Devisenhandels liegen im Goldstandard vom Ende des 19. Jahrhunderts. Triebkraft war Großbritannien, genauer die „City“, der Finanzplatz Londons. Die Weltmacht England beherrschte die Weltwirtschaft und wollte konsequenterweise ein auf Gold basierendes multilaterales Wechselkurssystem einführen. Die Idee: Der Goldstandard beruhte auf einem System fixer Wechselkurse, an die alle angeschlossenen Länder mit einer festen Parität in Gold gebunden waren. Zur Deckung mussten Goldreserven bei den Notenbanken hinterlegt werden. Zu Beginn waren die Zentralbanken sogar verpflichtet, die von ihnen emittierten Banknoten jederzeit auf Verlangen gegen Gold einzutauschen. Die Geldumlaufmenge musste zu einem bestimmten Prozentsatz durch Gold gedeckt sein. Dies begrenzte das Volumen. Auch der internationale Zahlungsverkehr basierte auf Gold. Da es hier jedoch keine festen Deckungsvorschriften gab, war die Gestaltung des Geldumlaufs frei.